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Pro & Kontra
Vorteile
- witzif, sarkastisch, kurzweilig, einfach gut!
- mal ganz andere Schauplatz als sonst
- spannend, Tatsachenbericht, beeindruckend
- wirklich lustige Fantasy
- sehr gute und glaubhafte Schilderung der Figuren und ihres Innenlebens, sehr interessanter Stil
Nachteile / Kritik
- ich traurere um bonzo der kater, das Wildschwein mit Genickbruch und natprlich die Kuh die auf die tretmine getreten ist!
- mir gefällt das Ende nicht so gut
- das Thema ist wahrlich nicht positiv
- irgendwann zu Ende
- Einstieg war aufgrund des Stils für mich erst etwas schwierig, nichts von Frankfurt
Tests und Erfahrungsberichte
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Nur du hast den Schlüssel / Pratchett, Terry
13.06.2003, 05:49 Uhr von
leser@tte
Interessen sind vielfältig und sollen es auch bleiben! Mehr von mir auch bei ciao und ecomments. ...5Pro:
wirklich lustige Fantasy
Kontra:
irgendwann zu Ende
Empfehlung:
Ja
Als ich vor 15 Jahren meinen ersten Roman (Das Licht der Phantsie) von Terry Pratchett kaufte fragte mein Buchhändler noch Terry wie heißt der Autor. Heute denke ich aber wird er den meisten durch seine Scheibenweltromane bekannt sein. Pratchett hat aber auch neben der Scheibenwelt immer wieder nette Romane geschrieben und einer dieser Romane ist mir neulich im Supermarkt begegnet.
Z. Zt. scheint beim GOLDMANN Verlag ja ein große Ausverkauf stattzufinden und so landete auch Nur Du hast den Schlüssel auf dem Grabeltisch in meinem Supermarkt. Mit einem Stempel Preisred. Mängel-Exemplar fand ich den Roman für 2,50 Euro und nahm ihn schließlich mit, auch wenn ich mit Mängel-Exemplaren eigentlich keine tollen Erfahrungen gemacht habe. (Wer möchte schon ein Buch, in dem ein Drittel fehlt, dafür ein anderes doppelt vorkommt...)
Der Roman heißt im Original Johnny and the Bomb und ist bereits der dritte Band aus der Johnny-Reihe. Von dieser hatte ich zwar schon gehört, bisher aber noch nichts gelesen. Der Klappentext klang jedoch in meinen Ohren verheißungsvoll:
Mrs. Tachyon gehört nicht zur Sorte der Personen, die man sich einlädt, wenn man´s gemütlich haben will. Doch als Johnny Maxwell und seine Freunde die alte Dame bewußtlos in einer schmalen Gasse auffinden, müssen sie irgend etwas tun ... Und langsam dämmert es Johnny, daß Mrs. Tachyon gar nicht die giftige alte Schachtel ist, für die sie jeder hält. Es scheint als besitze sie den Schlüssel zur Vergangenheit ...
Ferner wird versprochen, daß Pratchett in dem Roman die Zeit aus den Angeln hebeln würde. Da ich gerade kürzlich ein philosophisches Seminar zum Thema Zeit besucht habe ging ich also mit nicht gerade geringer Erwartungshaltung an das Buch heran.
Nach der Lektüre muß ich dann sagen, daß diese nicht enttäuscht wurde. Auch wenn ich bisher keinen der zwei vorigen Romane gelesen habe war die Story in sich schlüssig, sofern man das den von einem Pratchett Roman behaupten kann. Keineswegs Fantasy, aber doch eine sehr nette Mischung aus spannendem Kinderbuch a la 5 Freunde mit einem Schuß von Neumannscher Viele Welten Theorie.
Johnny und seine Freunde stoßen durch Zufall auf das Geheimnis, wie man durch die Zeit reisen kann. Sie landen ausgerechnet an einem Zeitpunkt, kurz bevor ein großer Luftangriff uf ihre Stadt stattfinden soll, den Johnny in einer Klassenarbeit recherchiert hat. Wie schafft man es aber die Zeit zu verändern ohne sich in Paradoxien zu verstricken und wer ist der geheimnisvolle Fremde, der sie plötzlich bei Ihren Sprüngen in die Gegenwart verfolgt?
Nun, ich möchte nicht zu viel verraten, aber in meinen Augen ist hier dem Autor eine Perle gelungen, ohne daß er sich auf Scheibenwelt Klischees festlegt. Allerdings werden auch dem Scheibenwelt Leser bekannte Figuren begegnen, den der Kater von Mrs. Tachyon ist eindeutig aus dem gleichem Holz geschnitzt wie Grebo, der Höllenkater der Scheibenwelt. Doch, daß Pratchett eine Schwäche für Katzen hat dürfte spätestens seit seinem Buch Echte Katzen tragen keine Schleifen bekannt sein.
Lediglich eine Frage stelle ich mir seit der Lektüre, wo sind die angekündigten Mängel?
Daten:
Terry Pratchett
Nur Du hast den Schlüssel
org. Titel Johnny and the Bomb
Goldmann Verlag Band 43817
251 Seiten Paperback
ein Übersetzer ist nicht angegeben
Fazit:
Ein gelungener Spaß vom Autor der Scheibenweltromane, der zeigt, daß er auch durchaus mal etwas anderes schreiben kann.
Auch ohne die beiden Vorgänger der Reihe zu kennen ist der Roman in sich schlüssig und macht Lust auf mehr.
Sehr kurzweilige Lektüre, die ich nur weiterempfehlen kann!
(erstveröffentlicht bei ciao.de)
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-14 14:00:09 mit dem Titel Nur du kannst sie verstehen / Pratchett, Terry : Interessanter kann der Tod kaum sein...
Nachdem ich kürzlich den Roman Nur Du hast den Schlüssel von Terry Pratchett gelesen habe, hatte ich Blut geleckt und wollte mehr. Pratchett war für mich zwar auch vorher kein unbeschriebenes Blatt, aber irgendwann hatte ich einfach keine Lust mehr nach jedem Buch zu warten, bis der nächste Scheibenweltroman erscheint und habe eine längere Pause gemacht.
Bei den Johnny Bänden (ich nenne sie jetzt mal so, nach dem Protagonisten und den englischen Originaltiteln) hat es sich ergeben, daß ich die Trilogie von hinten aufrolle, da ich nunmal zuerst den dritten Band auf einem Bücherrestetisch gefunden habe und nun den zweiten bekommen habe. Nichts desto trotz sind die Storys gut als eigenständige Bücher zu lesen und auch ohne den Beginn zu verstehen, wenn ich mir auch sicher demnächst den ersten Band zulegen werde.
Aber worum geht es überhaupt...
Johnny Maxwell muß auf dem Friedhof feststellen, daß er die Toten sehen kann. Nicht nur daß, er kann sich auch mit ihnen unterhalten und wird dadurch in eine verzwickte Geschichte hineingezogen, da gerade dieser Friedhof demnächst abgerissen und bebaut werden soll. Auch wenn seine Freunde ihn für etwas verrückt erklären, was er aber gewohnt zu sein scheint, versucht Johnny den Friedhof zu retten und herauszubekommen, wieso er die Toten sehen kann.
Man mag sich dabei etwas an den Film The Sixth Sense erinnert fühlen, wäre da nicht Pratchetts einzigartiger Humor. Dem Urteil der Mail on Sunday, daß er nicht nur Schriftsteller, sondern auch Moralist, Philosoph und Humanist ist, möchte mich da gerne anschließen, den die Geschichte hat durchaus interessante Ansätze was es denn nun mit Leben und Tod auf sich hat. Merkwürdig finde ich nur, daß der Humorist in diesem Urteil unterschlagen wurde, den wer wurde schon Tote im Zeichen von political correctness als Menschen mit Atemproblemen bezeichnen?
Aber auch die Freunde der Scheibenwelt kommen nicht ganz zu kurz, bei diesem Roman, denn wie es sich bei dem Thema gehört bekommt GEVATTER TOD einen (wenn auch kurzen) Gastauftritt.
Viel mehr zur Story möchte ich garnicht verraten.
Ein kleiner Fehler, den ich an der deutschen Übersetzung bemerkte, scheint mir aber erwähnenswert, da ich ihn lustig finde. Einer der Freunde von Johnny (Bigmac) ist ein Skinhead, der sich mit Kugelschreiben die Wörter LOVE und HATE auf die Finger gemalt hat, was zuerst im Buch mit Liebe und Hass übersetzt wird. Als es später dann aber zu einer Auseinandersetzung kommt und Bigmac einem Gangster einen Kinnhaken verpaßt, zeichnen sich dort die Buchstaben TAH ab. Hier hätte ich eigentlich in der Übersetzung ein SAH erwartet – aber egal!
Daten:
Terry Pratchett
Nur Du kannst sie verstehen
org. Titel: Johnny and the Dead
Goldmann Verlag Band 42634
223 Seiten Paperback
aus dem Englischen von Emily Pichelsteiner
Preis: 6,45 Euro
Fazit:
Ein gelungener Spaß vom Autor der Scheibenweltromane. Auch den Vorgänger der Trilogie zu kennen ist der Roman in sich schlüssig und macht Lust auf mehr. Wer schon einen Johnny Roman gelesen hat wird hier sicher alte Freunde treffen und selbst GEVATTER TOD von der Scheibenwelt hat einen kleinen Gastauftritt.
Der dritte Band hat mir zwar noch etwas besser gefallen, aber ich werde mich bestimmt demnächst mal an den Beginn der Trilogie ranmachen.
Sehr kurzweilige Lektüre, die ich gerne weiterempfehle!
(erstveröffentlicht bei ciao.de)
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-06-13 03:49:51 mit dem Titel Helle Freude über Helle Barden von Terry Pratchett
Ich gebe zu, selten lese ich ein Buch zweimal, denn es gibt doch immer noch so viel Neues zu entdecken. Dennoch habe ich mir neulich mal wieder auf dem Grabbeltisch ein Buch gekauft, welches ich vor Jahren mal leihweise laß und nun erneut verschlang.
Wer die Scheibenweltromane von Pratchett nicht kennt hat nach meiner Meinung wirklich etwas verpaßt. Seine Art Fantasy zu schreiben ist ehestens mit der Science Fiction von Douglas N. Adams zu vergleichen. Für mich immer wieder Bücher bei denen ich herzlich lachen kann.
Die Geschichte spielt in Ankh-Morpork und hat als Hauptakteure die Nachtwache der Stadt. Hauptmann Mumm soll sich zu Ruhe setzen und demnächst Lady Sybill heiraten. Gerade zu diesem Zeitpunkt geraten die Dinge etwas außer Kontrolle, den in der Stadt geschehen seltsame Morde. Für gewöhnlich geschehen in Ankh-Morpork eher Selbstmorde – wie z.B. wenn jemand in einer Zwergenkneipe einen Kurzen bestellt, was ein typischer Selbstmord ist. Nicht gerade einfacher wird die ganze Situation dadurch, daß der Wache gerade neue Rekruten zugeteilt wurden um dem Spezizismus entgegenzuwirken – ein Troll, ein Zwerg und sogar eine Frau(!). Ob das gut geht...
Na, ich will nicht zuviel vorwegnehmen.
Auf jeden Fall habe ich mich köstlich amüsiert. Formulierungen wie: Der Fluß wälzte sich träge in seinem Bett wie ein Student um 11 Uhr morgens. oder Erfindungen wie die Beschattende Deckspelze (sie lebt in zwei Dimensionen und ernährt sich vorwiegend von Mathematiker) brachten mich öfters zu unfreiwilligen Lesepausen. Die deutsche Übersetzung von Andreas Brandhorst finde ich hier durchaus gelungen.
Daten zu Terry Pratchetts Helle Barden:
Orginal Titel: Men at Arms
deutsche Übersetzung von Andreas Brandhorst
erschienen als Paperback beim Goldmann Verlag
378 Seiten für 7,45 Euro
Abschließend muß ich sagen, daß es für mich einer der besten Romane der Scheibenwelt ist. Allerdings sollte ich auch fairer Weise zugeben, daß ich bisher alle Romane der Scheibenwelt genossen habe! Auf jeden Fall lustiger und kurzweiliger als der Herr der Ringe. ;) weiterlesen schließen -
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Patterson,J.-..denn zum Küssen sind sie da: Thriller um die Zusammenarbeit zweier Massenmö
28.04.2003, 23:31 Uhr von
emmtie
Da wollen wir YOPI einmal eine 2.Chance geben (wenn auch nur auf Bewährung). Und dabei geht es ga...Pro:
sehr gute und glaubhafte Schilderung der Figuren und ihres Innenlebens, sehr interessanter Stil
Kontra:
Einstieg war aufgrund des Stils für mich erst etwas schwierig, nichts von Frankfurt
Empfehlung:
Ja
Nach jeder Menge historischen Romanen war es mal wieder Zeit einen richtig spannenden Thriller zu lesen und meine Wahl fiel auf James Pattersons „ .. denn zum Küssen sind sie da“.
Das Buch steht schon relativ lange bei mir im Regal, aber da vor einiger Zeit der Film zu diesem Buch im Fernsehen lief und wir ihn aufgezeichnet haben, wurde es Zeit das Buch zu lesen, BEVOR ich mir den Film anschaue. Denn trotz all den Kinobesuchen und Fernsehabenden bin ich doch immer noch ein „Buchmensch“ und ich finde viel von der Faszination und dem Besonderen, beim Lesen eines Romans die Personen und das Umfeld des Buches quasi in seinem eigenen Kopf entstehen zu lassen, gehen verloren, wenn man eine filmische Umsetzung des Stoffes kennt. Alleine die Tatsache, dass ich bei diesem Buch schon wusste, wer die Hauptdarsteller des Filmes sind, hat mir den Einstieg ins Buch etwas erschwert, weil ich insbesondere bei der männlichen Hauptperson des Buches nicht unbedingt Morgan Freeman sehen würde. Aber zum Glück kann ich so etwas recht schnell verdrängen.
Zum Einsteig wieder ein Handlungseinführung; wieder nur kurz angerissen und hoffentlich nicht zu viel verraten. Wenn ich etwas hasse, ist es das Ende oder große Teile der Handlung vor dem Lesen zu kennen und daher will ich euch das auch nicht antun:
Alex Cross, schwarzer Polizeidetektiv und Psychologe aus Washington, macht sich zusammen mit seinem Partner auf den Weg nach North Carolina, nachdem er erfährt, dass seine Nichte, die dort studiert, seit 4 Tagen vermisst wird. Als er dort ankommt, muß er erfahren, dass nicht nur seine Nichte verschwunden ist, sondern noch mehr Frauen. Ein skrupelloser Verbrecher, der sich selbst Cassanova nennt, hat diese Frauen scheinbar entführt und hält sie in einen Versteck als eine Art Harem. Und einige der Frauen wurden später tot aufgefunden.
Was auffällt, ist die Tatsache, dass höchste FBI-Ebenen mit dem Fall betraut sind und so gut wie keine Infos fließen. Und der Grund dafür scheint eine Verbindung zu einem Massenmörder in Los Angeles zu sein, der scheinbar Infos zu den Fällen in North Carolina hat. In irgendeiner Form haben die beiden Killer scheinbar Kontakt. Ist dies eventuell sogar eine Art perverser Wettstreit?
Als eine der Frauen, die gefangen gehalten werden, fliehen kann, aber aufgrund der Tatsache, dass sie unter Drogen stand, keinen Hinweis auf den Täter oder den Aufenthaltsort der anderen Frauen machen kann, versucht Cross mit ihrer Hilfe Licht ins Dunkel zu bringen.
Meine Meinung:
„.. denn zu Küssen sind sie da“ ist ein unheimlich spannender Thriller mit vielen unerwartete Wendungen, bei dem wirklich erst auf den letzten Seiten alle offenen Fragen geklärt werden.
Zwei stilistische Punkt haben mir an diesem Buch gut gefallen: Zum einen hat Patterson sein Buch in sehr viele kleine, in sich fast abgeschlossen Kapitel unterteilt. Bei 450 Seiten gibt es 123 dieser Kapitel. Somit hat der Autor sich selbst fast gezwungen, sehr schnell auf den jeweiligen Punkt im Handlungsfaden zu kommen, Denn wenn man rechnet, erkennt man, dass im Durchschnitt kein Kapitel länger als 4 Seiten ist. Somit erklärt sich das zweite stilistischen Mittel fast automatisch: Ein sehr schöner, sachliche, aber dabei keineswegs kalt wirkender Sprachstil (zumindest im englischen Original, das ich gelesen habe) Bei so kurzen Kapiteln bleibt keine Zeit für langatmige Einführungen oder lange, blumige Umschreibungen. Aber trotzdem wirkt das Buch weder hektisch noch „zusammengestochert“. Mit einer klaren, aber dennoch ausdrucksstarken Sprache gelingt es Patterson einen sehr flüssigen Text zu schreiben und eine dauerhaft anhaltende Spannung zu erzeugen.
Dies ist das 2.Buch einer ganzen Reihe von Romanen um Alex Cross. Eigentlich versuche ich Serien auch in ihrer Erscheinungsreihefolge zu lesen, doch was will man machen, wenn das Schnäppchen aus dem Wühltisch nun mal Band 2 ist? Doch leider muss ich sagen, dass man an manchen Stellen des Buches dann doch deutlich gemacht bekommt, dass es schon einen Fall vor diesem Buch gab. Und da darauf auch manchmal Bezug genommen wird, ist es ein wenig störend. Und am Ende des Buches (nein jetzt kommt kein Spoiler = Verrat des Endes) gibt es auch gleich eine Andeutung auf die Handlung des nächsten Buches. Man kann zwar auch ohne Kenntnis des Vorgängers der Handlung problemlos folgen, aber ich persönlich finde die Verknüpfungen etwas zu stark. Also wenn möglich vorher „Im Netz der Spinne“ vom gleichen Autor lesen.
Abgesehen von der oben genannten Einschränkung der Verknüpfung zum Vorgängerroman, die aber wahrscheinlich nur solchen Pedanten wie mir, wirklich etwas Lesefreude verdirbt :-), ist das Buch jedem Krimi- und Thrillerliebhaber wirklich zu empfehlen. Es list sich sehr flott und der Spannungsbogen wird von Seite zu Seite angezogen. Manchmal musste ich mich zwingen mit dem Lesen aufzuhören, da man ja auch noch andere Verpflichtungen hat.
Nachdem ich ja jetzt mit dem Buch fertig bin, können wir uns endlich auch das Video ansehen und dann werde ich vielleicht etwas dazu schreiben, wie die „Bilder in meinem Kopf“ beim Lesen mit dem zusammen passen, was ein Regisseur aus dem Buch gemacht hat.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-05 20:44:05 mit dem Titel Wieviel Wahrheit steckt in vielen Ernährungstipps?
Als vor einigen Wochen im dritten Fernsehprogramm des SüdWest-Rundfunks im Rahmen der dort mittlerweile sehr häufig ausgestrahlten und von mir gerne gesehenen Themen-Nächte eine Dokumentation zu Ernährungsirrtümern gezeigt wurde, in der u.a. der Lebensmittel-Chemiker Udo Pollmer als Experte auftrat, erinnerte ich mich daran, dass 2000 ein Buch von ihm zu diesem Thema auf den Markt kam, dass für sehr viel Aufsehen gesorgt hat:
Pollmer, Udo - Lexikon der populären Ernährungsirrtümer
Da ich es irgendwie verpasst hatte, mir damals dieses Buch zu Gemüte zu führen, war die Fernsehsendung ein gelungener Anstoß, dies jetzt nachzuholen.
Inhalt des Buches:
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Wie man aus dem Wort Lexikon im Titel erkennen kann, handelt es sich hier nicht um ein durchgängiges Werk, sondern in ca. 120 alphabetische geordneten, etwa eine bis drei Seiten langen Kapitel beschäftigt sich das Buch mit allen möglichen Aussagen und Thesen rund um die Ernährung und hinterfragt diese kritisch.
Aber trotz dieser Unterteilung gibt es einige Schwerpunktthemen, die immer wieder Auftauchen: Vollwertkost, Diäten und der große Bereich der Körperchemie mit so Begriffen wie z.B. Cholesterin, Vitamine, Fette, freie Radikalen , die ja immer wieder durch die einschlägigen Ernährungstipps schwirren.
Und in diesen Bereichen vertritt der Autor zusammen mit seiner Co-Autorin Susanne Warmuth eine etwas andere Position als ein Großteil seiner Kollegen: Er versucht in diesem Buch aufzuzeigen, auf welchen teilweise recht fraglichen statistischen Grundlagen viele der Ernährungsempfehlungen entstanden sind und das sehr häufig „schön gerechnet“ wird oder sich eben die Ergebnisse herausgepickt werden, die der jeweilige Auftraggeber der Studie benötigt. Als Beispiel sein hier nur angeführt, dass Margarine, die ja nach landläufiger Meinung besser als Butter ist, weil sie nicht für einen erhöhten Cholesterinspiegel verantwortlich ist, in keiner Studie dies wirklich nachweisen konnte.
Was weiterhin immer wieder kritisiert wird ist eine Form der Gleichmacherei: Es werden gewisse Werte für z.B. Vitaminzufuhr, maximale Fettaufnahme veröffentlicht. Doch wie soll man sich daran halten; gelten für die Frau mit 45 Kg die gleichen Werte wie für den Mann mit 100 kg? Zitat aus dem Buch: „ Im Durchschnitt haben die Menschen Schuhgröße 36, also sollten alle jetzt Schuhe dieser Größe tragen?“
Und auch die Fraktion der Vollwert-Köstler bekommt in vielen Artikeln ihr Fett weg. Mit Hinweisen auf die chemischen Prozesse, die im Magen nötig sind, um z.B. die Hüllen von Getreidekörnern aufzuspalten und welche Folgen dies für den Körper bei einseitiger Fixierung auf solche Ernährung haben kann, wird hier sehr fachlich und meiner Ansicht nach nachvollziehbar dargestellt, das der „Allheilsanspruch“ dieser Ernährungsform auch nicht unbedingt auf wissenschaftlichem Fundament steht.
Einige Kapitel beschäftigen sich dann auch noch mit Warenkunde im weitesten Sinne, z.B. ob Rohmilch im Rohmilchkäse ist, wie viel Kalb ist wirklich in der Kalbsleberwurst, das naturidentisches Aroma nicht unbedingt etwas mit Natur zutun hat, woher die Pizza Magaritha ihren Namen hat oder warum Schweine Trüffel finden.
Dies soll als kurzer Überblick zu den Themenbereichen aber auch schon genügen.
Meine Meinung:
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Bevor ich meine Meinung zu diesem Buch äußere, sollte ich vielleicht voranstellen, aus welcher persönlichen Position ich diese Buch gelesen habe, den gerade bei dieser Thematik sind die Meinungen sehr polarisiert und man kann dieses Buch meiner Meinung nach immer nur im Zusammenhang damit beurteilen, wie die jeweilige Person allgemein zu diesem Themenbereich steht:
Ich esse leidenschaftlich gerne und habe durchaus nicht nur einige Kilos zu viel (fast 100 kg bei 1,80 Körpergröße :-)), fühle mich aber relativ wohl in meiner Haut, treibe regelmäßig Sport und habe noch nie im Leben eine Diät gemacht.
Daher fand ich dieses Buch und seine Kritik an den bestehenden Ernährungspostulaten sehr erfrischend. Denn all die Tipps und Ratschläge die man aus Zeitschriften, Büchern und anderen Medien förmlich aufgedrängt bekommt und die sich im Laufe der Jahre durchaus wandeln und teilweise sogar ins Gegenteil umkehren können, werden hier auf den Prüfstand gestellt und zumindest teilweise entkräftet. Die Argumentation ist immer nachvollziehbar und man hat nicht das Gefühl, das es hier darum geht, den Vertretern der jeweiligen Richtungen „eins auszuwischen“, sondern es wird versucht wissenschaftliche darzustellen, wie es zu gewissen Empfehlungen kam und warum machen Argumentationsketten aus heutiger Sicht nicht immer vollständig sind.
Natürlich sollte man auch die Argumentationen von Pollmer und Warmuth nicht kritik- und vorbehaltlos akzeptieren. Denn auch sie arbeiten natürlich mit Statistiken, Tabellen und vertreten auch bestimmte Standpunkte, die durchaus genauso falsch sein können, wie die von ihnen hinterfragten Thesen.
Doch alleine die Tatsache, das jemand aufzeigt, dass hinter all diesen Tipps und Ratschlägen nicht nur wohlwollen gemeint sein können, sondern auch wissenschaftliches Standing oder schlichtweg wirtschaftliche Interessen stecken kann, ist meiner Meinung nach aller Ehren wert. Eine etwas kritischere Sicht bei diesen Ernährungsempfehlungen ist durchaus angebracht.
Was die Autoren aber nicht machen, ist selbst „Ernährungsweisheiten“ von sich zu geben. Man kann zwar zwischen den Zeilen lesen, was aus ihrer Sicht empfehlenswert ist, aber es wird niemals als die „Wahrheit“ dargestellt. Und immer wieder findet man (z.B. im Zusammenhang mit Vollwert-Kost) die Empfehlung, auf seinen eigenen Körper zu hören. Das was er verträgt, das akzeptiert er auch und für diese Menschen ist diese Ernährungsform dann auch passend. Wenn es aber Anzeichen von längeranhaltendem Widerstand des Körpers (z.B. bei der Vollwertkost Durchfall, Blähungen etc.) gibt, sollte man auf seinen Körper und nicht das entsprechende Ernährungspostulat hören.
Fazit:
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Insgesamt ein empfehlenswertes Buch, das mich in meiner Meinung bestärkt hat, nicht jedem Ernährungstrend hinterher zu jagen. Es zeigt kritisch, aber nicht polemisch auf, was hinter vielen Ernährungsratschlägen an Fakten steckt und ist somit für Kritiker wie mich, als auch für Anhänger dieser Trends als kleiner Denkanstoß geeignet.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-04-28 21:31:10 mit dem Titel Paprotta, A. - Mimikry / Mehr Psychogramm als Krimi
Nachdem ich in letzter Zeit mehrmals von deutschen Krimis positiv überrascht worden bin, greife ich verstärkt auch zu heimischem Spannungslesestoff. Wenn dann auch noch ein hochgelobter Krimi in meiner Heimatstadt Frankfurt am Main spielt, ist das förmlich in Muss.
Inhalt:
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Eine junge Frau wird erschlagen in ihrer Wohnung aufgefunden. Im Laufe der Ermittlung finden die junge Kommissarin Ina Henkel und ihr Kollege Stocker heraus, dass die junge Frau sehr zurückgezogen gelebt hat und keine Freunde hatte. Das sie relativ schnell nach ihrem Tod gefunden wurde, ist eher Zufall, da sie eine entfernte Bekannte gebeten hatte, während ihres Urlaubs die Blumen zu gießen. Einziges Highlight in ihrem Leben war scheinbar der Auftritt in einer nachmittäglichen Fernsehtalkshow namens „Menschen bei Mosebach“. In ihre Tagebucheintragungen erwecken den Eindruck, als ob sie eine Beziehung mit dem Moderator der Sendung hatte. Daher konzentrieren sich die Ermittlungen erst einmal auf ihn. Die Person, die die Leiche gefunden hat, arbeitet außerdem auch noch für die Talkshow.
Kurze Zeit später wird aufgrund eines Hinweises eine weitere Leiche gefunden, die schon mehrere Monate unbemerkt in ihrer Wohnung gelegen hat. Auch dieser Mann lebte sehr zurückgezogen, hatte keine Freunde und scheinbar sehr viele Komplexe. Und auch er war einmal Gast in der besagten Talkshow. Was die Kommissarin nicht bemerkt ist die Tatsache, das auch sie scheinbar ins Visier des Täters gerät .....
Autorin:
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Als ich den Namen Astrid Paprotta las, kam er mir sofort sehr bekannt vor. Doch ich konnte ihm auf Anhieb kein Buch zuordnen. Und das ist auch kein Wunder, weil ich an die ganz falsche Richtung gedacht habe. Denn bekannt wurde die studierte Psychologin, die dann als Journalistin gearbeitet hat mit einem Buch namens „Aldidente“; einem Kochbuch für Aldi-Artikel.
Meine Meinung:
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Ziehen wir doch mal eine Buchkritik komplett anders auf und zählen erst einmal auf, was das Buch nicht ist:
Zuerst einmal ist es kein Frankfurt-Krimi. Es gibt keinerlei Lokalkolorit, keine bekannten Handlungsorte. Der Roman könnte in jeder beliebigen deutschen Großstadt spielen. Somit für mich eine kleine Enttäuschung, da dies ja einer der Gründe war, warum ich das Buch gekauft habe.
Zum Zweiten ist das Buch auch kein Krimi im herkömmlichen Sinne. Zumindest in der Form, in der ich Krimis erwarte. Um dies zu erklären muss ich ein wenig weiter ausholen und zwangsläufig auch etwas mehr auf die Handlung eingehen, etwas, was ich persönlich eigentlich nicht erfahren will, wenn ich ein Buch eventuell noch selbst lesen will.
Also hier stoppen, wer nicht mehr wissen will !!!!!!!!!!!!!!!!!!
Doch bei diesem Buch ist es vielleicht nicht ganz so tragisch, die Handlung teilweise offenzulegen. Denn die eigentliche Aufklärung der Morde ist relativ einfach gestrickt und auch nicht Mittelpunkt des Buches. Nach etwa einem Drittel des Buches wusste ich schon, wer die Täterin ist.
Worauf hier viel mehr Wert gelegt wird ist das Warum der Tat und wie der Weg dort hin geführt hat. Daher empfand ich die fehlende Spannung nach der Auflösung gar nicht als Verlust, weil zum einen genügend andere Spannungsmomente vorhanden waren und weil das Buch eigentlich viel mehr eine spannende Beschreibung der Psyche mehrerer Beteiligter ist.
Dies beginnt schon mit der Person der Ermittlerin. Die Kommissarin Ina Henkel ist vordergründig ein junge, dynamische und modebewusste Frau und unterscheidet sich damit von den Opfern. Doch man bekommt sehr bald ihre Probleme mit ihrem Job mit. Sie kann sich schwer von dem Anblick der Leichen lösen, hat Alpträume, im Beruf klappt auch nicht alles wie sie will, sie hat Problem mit vergangenen Partnerschaften. Und momentan eine „nicht ganz standeshafte“ Beziehung zu einem Vorbestraften, den sie schon selbst vernommen hat. Auch die nach außen getragene Selbstsicherheit ist nicht so stark, wie sie scheint. All dies Zwiespälte werden wunderbar einfühlsam und glaubhaft geschildert.
Dem wird immer wieder als Gegenbild die Situation aus Sicht der Täterin geschildert. Diese ist eigentlich äußerlich das genaue Gegenteil, doch will so sein wie das Bild, das die Kommissarin vermittelt. Die Annäherung dieser beiden Charaktere und der unvermeidliche Showdown sind das eigentliche Thema des Buches.
Aber nicht nur diese beiden Figuren sind sehr gut herausgearbeitet, insgesamt vermitteln fast alle Personen, sympathisch oder unsympathisch, einen sehr realistischen Eindruck. Gerade die Polizei wird zum einen nicht als strahlende Helden, aber auch nicht in Schimanski-Manier dargestellt.
Was das Buch besonders macht, aber mir mit meiner Erwartungshandlung „Frankfurt-Krimi“ den Einstieg etwas schwer gemacht hat, ist der besondere Stil. Das Buch besteht sehr stark aus Dialogen oder Monologen, die auch nicht schön brav mit „.. sagt XY“, „..warf Z ein..“ oder Ähnlichem drapiert werden, damit man den jeweiligen Sprecher erkennt. Man muss manchmal sehr aufmerksam lesen. Dazu kommt ein knapper Sprachstil, im Film würde man dies als harte Schnitte bezeichnen. Manchmal wird auch eine Situation mehrmals aus verschiedenen sichten geschildert; z.B. erst die Kommissarin und dann die gleiche Situation noch einmal aus Sicht des Streifenbeamten, der die Leiche gefunden hat.
Der Schreibstil trägt auch sehr zum Aufbau der Spannung trotz mehr oder weniger leicht zu erratendem Ausgang bei. Nicht gerade einfach zu lesen, aber etwas ganz anderes als bei anderen Krimis.
Natürlich muss ich auch noch einige Worte zum Thema Talkshows, das ja hier der Aufhänger für die Handlung ist verlieren. Auch hier beweist die Autorin sehr genaue Beobachtungsgabe und zeichnet mit den verschiedenen Ansichten von aalglatten, ehemaligen Theologiestudenten als Talkmaster über den durch die Shows mit allerlei unterschiedlichen Geschichten tingelnden Zeugen, der damit Geld verdient, bis hin zu den Opfern, die ihrer ganze Hoffnung in den Auftritt in der Talkshow gesetzt haben ein sehr treffendes und sarkastisches Bild der Talkshow-Szene ohne es ins Lächerliche oder Witzige zu ziehen.
Allgemeine Daten:
=============
Das Buch ist 1999 als gebundenes Buch im eichborn-Verlag erschienen. Ich besitze die Taschenbuchausgabe aus dem Fischer-Verlag für 8,90 €.
Mit der gleichen Hauptperson gibt es mittlerweile auch eine zweiten Roman mit dem Titel „Sternentaucher“ (momentan nur gebunden).
Fazit:
====
Mal eine ganz andere Art von Krimi, der mehr Wert auf die Profile der Menschen als auf die Klärung der Tat legt. Vom Stil etwas gewöhnungsbedürftig, aber dann um so faszinierender. weiterlesen schließen -
Preston, Douglas; Child, Lincoln - Ice Ship
26.04.2003, 20:50 Uhr von
der_Baer
Besucht mich in der Bärenhöhle auf www.baerenhoehle.tv, wo man Altes, Neues, Interessantes und Un...Pro:
alles nur erfunden
Kontra:
aber es könnte auch wahr sein
Empfehlung:
Ja
Eisige Spannung
Seit es menschliche Wesen gibt, erforschen sie den Himmel. Und immer weiter bewegt sich der menschliche Forscherdrang, hinaus in die weiten Fernen unendlicher Galaxien. Doch gelegentlich fällt auch ein Stück aus den unendlichen Weiten des Alls zur Erde, durchdringt als Feuerball die Atmosphäre und trifft mit unendlicher Wucht unseren schönen Planeten. Und dies seit Millionen von Jahren.
Viele Plätze solcher Naturereignisse hat der Mensch schon entdeckt und erforscht, sei es in der eisigen Kälte der sibirischen Tundra oder viel naheliegender im Nördlinger Ries. Doch der neue Thriller „Ice Ship“ von Douglas Preston und Lincoln Child entführt uns in eine abgelegene und unwirtliche Gegend vor die Küste Feuerlands, auf die (fiktive) Insel Desolatión, nahe des 60. Südlichen Breitengrates zwischen Feuerland und der Antarktis. Dort sucht Nestor Masangkay, seines Zeichens Meteoritenjäger, nach den Spuren eines Meteoriten, der auch in den uralten Erzählungen der hiesigen Ureinwohner seinen legendären Platz hat. Und Nestor findet diesen geheimnisvollen Eindringling aus dem All, aber er büßt dafür mit seinem Leben.
Schauplatzwechsel. Kalahari-Wüste.
Auch hier ist ein Meteoritenjäger auf der Suche. Sam McFarlane, der einstige Partner Nestor Masangkays, will mit seinen angeheuerten Buschmännern gerade zu einer gefährlichen Expedition aufbrechen, als ein Hubschrauber zur Landung ansetzt, dem einer der reichsten Männer der Welt entsteigt. Palmer Lloyd ist Sammler. Aber nicht irgendeiner. Er beabsichtigt das spektakulärste Museum der Welt zu errichten. Und er hat durch seine Scouts von der Entdeckung Masangkays erfahren. Diesen Meteoriten muss er haben, koste es, was es wolle und dazu benötigt er die Hilfe von Sam McFarlane.
Gemeinsam mit einer Firma, die für viel Geld Unmögliches möglich machen soll, beginnt eine Expedition, wie es sie noch nie gegeben hat. Top Secret ist die Vorbereitung, um ein Schiff zu bauen, das unter widrigsten Wetterbedingungen heimlich einen Meteoriten bergen soll, dessen Dichte mehrfach höher ist, als jedes uns bisher bekannte chemische Element und der damit so schwer ist, dass ihn nur spezielle Vorrichtungen je von seinem Platz unter der Erdoberfläche entfernen können.
Aber es sind nicht nur technische Probleme, die sich Sam McFarlane und der Crew entgegenstellen. Politik und persönliche Ressentiments, Zweifel und menschliche Unzulänglichkeiten sind weitere Punkte mit denen der Leser konfrontiert wird, bis ..... nun ja, das Ende wird natürlich nicht verraten.
Und dieses Ende ist von Dougles Preston und Lincoln Child so angelegt, dass man sich durchaus eine Fortsetzung vorstellen kann, wie es beim Vorgänger„Attic“ war, der zwar eine eigenständige Handlung hatte, aber doch an den Technothriller „Relic“ anknüpfte. Verglichen mit diesen beiden Büchern gehen Preston und Child diesmal einen gewaltigen Schritt in eine neue Richtung, die nicht mehr von Polizeiarbeit mit wissenschaftlichem Touch geprägt ist, sondern die Charaktere der Handlung von Anfang an zu sehr zweifelhaftem Tun drängt, hart an der Grenze der Legalität. Keiner der Personen handelt aus hehren Motiven, jeder hat irgendwie Dreck am Stecken oder macht als dies nur, um Geld oder Ansehen zu gewinnen. Und wer nicht will, wird kurzerhand erpresst oder gekidnappt.
Es wäre kein Thriller der beiden Starautoren, würden sich nicht zahlreiche Leichen über die 527 Buchseiten wälzen, aber das Grauen der Vorgänger wird dabei nicht erreicht. Und das ist gut so, denn dadurch gewinnt dieser Lesestoff, trotzdem er Fiktion ist, deutlich an Glaubhaftigkeit. Und gerade weil man sich jede Einzelheit als gegeben vorstellen kann, baut sich in diesem Buch eine gewaltige Spannung auf, die dazu zwingt, das Buch erst nach der letzten Seite aus der Hand zu legen. Der Schluss lässt einige Fragen offen, aber vielleicht, weil hier die Fortsetzung bereits eingeplant ist.
Allemal muss man diesem hervorragendem Buch aus dem Droemer-Verlag, das Klaus Fröba aus dem Amerikanischen übersetzt hat, ein „sehr empfehlenswert“ verpassen und die 22,90 Euro, das es etwa bei amazon.de kostet, sind für alle, die nicht auf die Taschenbuchausgabe warten wollen, durchaus gut investiert. Sicherlich erwirbt man damit ein Buch, das man mehr als einmal lesen mag. ISBN 3-426-19569-0
(c) W. Weninger
www.baerenhoehle.tv
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-04-26 18:50:23 mit dem Titel Preston, Douglas und Child, Lincoln - Attic
Eigentlich wollte der Polizeitaucher mit seinen Kollegen nur im dreckigsten Wasser New Yorks, dem Humboldt Kill, nach einem Heroinpaket tauchen, das ein Dealer auf der Flucht in die Kloake geworfen hatte. Allerdings findet er bei dem Tauchgang nicht das Rauschgift sondern zwei Leichen. Das wäre in New York an und für sich nichts Besonderes, wäre da nicht die grauenvolle Tatsache, dass den vermoderten Skeletten die Köpfe fehlen und dort, wo diese eigentlich sein sollten, finden die Experten Bissspuren, die weder von Ratten, noch von Hunden herrühren können.
Lieutenant D´Agosta sucht sich die besten Wissenschaftler der Forensischen Anthropologie und gemeinsam eruieren sie, dass diese Morde im Untergrund der Stadt seltsame Parallelen zu einem vorangegangenen Fall aufweisen, bei dem eine südamerikanische Bestie die Stadt in Angst und Schrecken versetzte.
Dort in den alten aufgelassenen U-Bahn-Schächten, im Kanalnetz und stillgelegten unterirdischen Bahnhöfen wohnen tausende Obdachlose in richtigen Gemeinden zusammen und je tiefer diese unter der Erde leben, umso grausiger mutieren die Tiefenbewohner, um dort überleben zu können. Und die tiefste Ebene, dort wo noch nie ein Polizist war, dort, wo sich nicht einmal die illegalen Bewohner der oberen Schächte hinunter getrauen, dort ist der Dachboden des Teufels "Devil´s Attic".
So wie die Menschen an der Oberfläche um ihre Existenz fürchten, so angsterfüllt sind auch die Gesetzlosen darunter. Denn die Wrinkler von ganz unten zieht es immer weiter nach oben. Süchtig nach einer neuen Droge sind sie, aber der Hersteller des Chemiegiftes hat unter brutalen Einwirkungen das Zeitliche gesegnet. Und nur in einer Drüse des menschlichen Gehirns findet sich ein identer Ersatzstoff um die Süchtigen zu befriedigen, also beginnt unter Tag ein gewaltiges "Kopf ab", während oberirdisch eine Demonstration anläuft zur Säuberung New Yorks vor den unterirdischen Individuen.
Lieutenant D´Acosta, FBI-Agent Pendergast, Sergeant Hayward und die besten Wissenschafter kämpfen um Erklärungen und Lösungen, während die Politik unter dem Druck des Volkes Entscheidungen trifft, die mehr Probleme schaffen, als Abhilfen zu bieten. Wer steckt hinter den Morden, wie passieren diese und vor allem, wer oder was ist das Monstrum, das diese kannibalischen Mordaktionen durchführt.
Da gibt es nur eines. Diese Unterweltkreaturen müssen vernichtet werden. Was an Pennern und Asozialen in der Dunkelheit der Schächte vegetiert, muss mit Polizeigewalt an die Oberfläche getrieben werden. Und danach sollen mit den Wassern aus den New Yorker Trinkwasserreservoirs sämtliche Stollen überflutet und jegliches Leben in der Tiefe vernichtet werden. Doch die Beamten und Wissenschafter haben die Rechnung ohne den Beherrscher diese Region gemacht und müssen erkennen, dass jede dieser Reaktionen zu einem fatalen Ergebnis für New York, ja vielleicht der ganzen Welt führen würde. Aber die Aktionen sind nicht mehr zu stoppen und für die Helden des Buches "Attic" von Douglas Preston und Lincoln Child (TB ISBN 3-426-61823-0) beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit und den Tod.
Dieser Wissenschaftsthriller, der 2001 bei der Droemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München, als Taschenbuch erschienen ist, überzeugt in allen Belangen mit seinen reißerischen Qualitäten. Da das Leben tausender Menschen im New Yorker Untergrund leider eine absolute Tatsache ist und auch das ständige Auftauchen neuer Modedrogen und die Genmanipulationen skrupelloser Wissenschafter nicht geleugnet werden können, sind nicht nur mutierende und degenerierte Menschheitsformen durchaus im Bereich des Denkbaren, sondern vielleicht mehr Realität, als uns vielleicht bewusst ist.
In jedem Fall bildet dieser Roman der beiden Erfolgsautoren ein spannendes und beklemmendes Lesegefühl, das von der ersten bis zur 544sten Seite nie weicht. Dabei hat es aber nichts von einem Gruselschocker, auch wenn es mit einigen Schreckmomenten aufwartet. Viel deprimierender ist, wie weit menschliche Dummheit und Ignoranz, gepaart mit übertriebenem Ehrgeiz und kaltblütiger Besessenheit, das Leben jedes einzelnen Bürgers gefährden können. Wobei die Hörigkeit zu Schlagworten und Mediengeilheit, vereint mit Rhetorik und Führungsqualitäten, die Gesellschaft schneller an den Rand des Wahnsinns bringen können, als wir Lehren aus der Zeit des Dritten Reiches predigen.
Für diese Kriminalstory mit packendem Hintergrund kann es nur die volle Sternewertung geben, auch wenn das Finale nicht unbedingt die Klasse des restlichen Schmökers hat.
Aber eigentlich ist es egal, wie dieses Buch endet, wenn du dir vorstellst, dass in diesem Augenblick auch hinter dir ein verzweifelter Mensch steht, der zum Überleben auf die geschmackvollen Windungen deines Gehirns angewiesen ist und soeben eine Hand deine Kehle umfasst......
Attic.
von Douglas Preston, Lincoln Child
Broschiert - 544 Seiten - Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. , GmbH & Co.
Erscheinungsdatum: Januar 2001
ISBN: 3426618230
€ 8,90
(c) W. Weninger
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HIGH TECH THRILLER
26.03.2003, 06:21 Uhr von
rider-of-apocalypse
ich hätet gerne einen Dodge, nen neuen Rechner, ein neues Notebook, eine Eigentumswohnung oder ei...Pro:
Story, Stil
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Auch wenn ich großer Freund der Bücher von Philip Kerr und Ken Follett bin, so kaufe ich auch gelegentlich Bücher andere Autoren und so stieß ich vor einiger Zeit auf den Roman CH@OS von R.J. PINEIRO, für den ich mich aufgrund des Titels entschieden hatte – ein Risiko, dass ich nicht oft einzugehen bereit bin.
INHALT
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Bei einem Zugunglück in Florida kommen mehrere Menschen ums Leben und weitere Unglücksfälle wie ein Flugzeugabsturz, eine Explosion in einer Raffinerie, ...) folgen.
Bei jedem dieser Unfälle scheint ein technischer Defekt die Ursache zu sein und das FBI beginnt mit Ermittlungen.
Ermittelnde Beamtin ist Erika Conklin, eine ehemalige Hackerin, die nach einem von ihr initiierten Hackerangriff vor die Wahl gestellt wurde, 6 Jahre für das FBI zu arbeiten oder inhaftiert zu werden.
Erika Conklin findet schnell heraus, dass überall ein fehlerhafter Computerchip Auslöser für die Unfälle war und die weiteren Ermittlungen zeigen, dass diese Computerchips absichtlich manipuliert worden sind.
Betroffen waren ganze Baureihen unterschiedlicher Chips unterschiedlichster amerikanischer Unternehmen und die einzige Gemeinsamkeit ist die, dass japanische Unternehmen jeweils vor den Unfällen alle Aufträge über die betroffenen Chips storniert haben. So führen also alle Spuren nach Japan, wo man scheinbar versucht, mit unlauteren Methoden die einstige Vormachtstellung im Bereich der Chipproduktion wiederzuerlangen.
Auf eine detailliertere Darstellung des (wesentlich vielschichtigeren) verzichte ich hier bewußt, um potentiellen Lesern nicht zu viel zu verraten und so die Spannung zu nehmen.
ANMERKUNGEN
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R.J. PINEIRO schrieb mit CH@OS einen Thriller aus der Welt der Hochtechnologie, der von der ersten bis zur letzten der etwa 445 Seiten hervorragende Unterhaltung bietet, ohne auch nur einen kurzen Moment zu langweilen.
Die Handlung ist nicht nur konsequent spannend, sondern aufgrund präziser Darstellungen von Ereignissen, Personen und Begebenheiten auch jederzeit nachvollziehbar und verständlich.
Selbst absolute PC-Laien dürften der Story problemlos folgen können und haben dabei den Vorteil, dass sie nicht gelegentlich an beschriebenen Aktionen zweifeln.
Auch der flüssige und angenehm zu lesende Stil des Autoren tragen zum Gelingen dieses Romans bei.
Allerdings fällt im Roman auch eine gewisse Technikfeindlichkeit (auf seine kritische Einstellung gegenüber der Chiptechnologie weist der Autor bereits im Vorwort hin), und was noch viel deutlicher ist, eine gewisse Japanfeindlichkeit auf, die in Amerika weit verbreitet ist und wohl aus einer Mischung aus WK 2 und Respekt/Angst vor Japans wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit resultiert.
CH@OS zeigt auch eindrucksvoll, welcher Schaden mit vergleichsweise einfacher Sabotage im Bereich der Halbleitertechnologie verursacht werden kann und wie wehrlos wir technischem Versagen gegenüber ausgeliefert sind.
SONSTIGES
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Geschrieben hat R.J. PINEIRO diesen Roman im Jahre 2000, die deutsche Erstveröffentlichung folgte zwei Jahre später.
Zur Zeit ist CH@OS als Taschenbuch aus dem Bastei Verlag nahezu überall im Buchhandel erhältlich und kostet 7,90 €.
Die ISBN lautet 3-404-14682-4
SCHLUSSWORTE
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Ich habe CH@OS von R.J. PINEIRA von der ersten bis zur letzten mit Begeisterung gelesen und den Kauf zu keiner Sekunde bereut (das Risiko des Kaufs aufgrund des Titels hatte sich also gelohnt). Somit kann ich diesen Roman hier uneingeschränkt empfehlen.
Mein Urteil lautet : SEHR GUT !
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-08-02 05:37:15 mit dem Titel der alte Rider und das Meer
So lange ich mich erinnern kann, übte das Meer und alles was damit zusammenhängt eine große Faszination auf mich aus (aus diesem Grund bin ich auch bemüht, mindestens eine Woche im Jahr zu segeln) und so zögerte ich keine Sekunde, als ich in einer Buchhandlung einen Roman entdeckte, der sich diesem Thema widmet. Bei diesem Roman handelt es sich um TOD AUS DER TIEFE von JAMES POWLIK.
INHALT
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Seattle.
Ein erfahrener Taucher klagt nach einem Tauchgang über Schmerzen und seine Haut weist kleine sichelförmige Wunden auf und nur kurze Zeit später ist der Taucher Tot, wobei sich seine Organe aufzulösen scheinen.
In einem nicht allzu weit entfernten Krankenhaus wird ein Kind eingeliefert, dass nach einem Bad im Meer ähnliche Beschwerden aufweist wie der Taucher und auch das Kind stirbt innerhalb kürzester Zeit.
Etwa zeitgleich entdeckt der Meeresbiologe Garner und seine Crew Zonen im Meer, in denen keinerlei Leben existiert und kurze Zeit später trifft das Forschungsschiff auf einen Frachter, von dessen Besatzung lediglich ein einziges Mitglied noch am Leben ist. Ein anderer Forscher findet beim Aufsuchen einer Robbenkolonie zahlreiche Robbenkadaver vor, die ähnliche Wunden aufweisen wie die verstorbenen Menschen.
Mit der Zeit findet Garner heraus, dass ein bis dato unbekannter Algenteppich für die Todesfälle verantwortlich ist und nur kurze Zeit später entdeckt er, dass scheinbar das Militär an der Entstehung dieses Algenteppichs beteiligt gewesen ist.
Gemeinsam mit dem Nolan, dem Kopf der Nolan-Group, einer kommerziellen „Umweltschutzorganisation“ und dessen technischen Möglichkeiten versuchen Garner und seine Crew der Bedrohung durch den Algenteppich Herr zu werden, doch da sich dieser auf eine dicht besiedelte Region zu bewegt, ist die Zeit knapp.
Die Darstellung des Inhalts fällt mir hier nicht ganz einfach, da ich bei einer zu detaillierten Darstellung (die Story ist weit vielschichtiger als meine Inhaltsangabe) fürchte, zu viel der Spannung zu nehmen.
Ich denke aber, durch meine Kurzdarstellung des Inhalts werden interessierte Leser ausreichend über die Grundstory informiert.
ANMERKUNGEN
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JAMES POWLIK vermag es, die Geschichte des Romans spannend und auch glaubwürdig zu erzählen, wobei sicher auch die (sehr gelungene) Kombination aus wissenschaftlichen Fakten und Fiktion wesentlich beiträgt. Dabei lassen sich dem Roman durchaus auch kritische Untertöne entnehmen, die sich im wesentlichen auf Umweltschutz und den Mißbrauch wissenschaftlicher Möglichkeiten beziehen, aber auch diese sind in einer Form enthalten, die meines Erachtens als dezent und nicht störend bezeichnet werden kann.
JAMES POWLIK stellt Situationen, Handlungen und die agierenden Personen sehr ausführlich dar, ohne dabei jedoch auch nur eine Sekunde zu langweilen.
Jedes Kapitel des Buches beginnt mit einer Angabe des Tages sowie einer Bestimmung des Ortes in geschriebener sowie in geographischer (Längen-/Breitengrad) Form., dass Buch selbst mit einem Bibelzitat (Offenbarung 16,3) „Und der Zweite Engel goß seine Schale ins Meer aus; da wurde es zu Blut wie von einem Toten; und alle lebendigen Wesen starben.“ – ein Zitat, dass hervorragend zur Story paßt.
AUTOR
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Der in Arlington (Virginia, USA) lebende JAMES POWLIK war längere Zeit in seiner Eigenschaft als Meeresbiologe für unterschiedliche Einrichtungen beratend tätig und verfaßte zahlreiche wissenschaftliche Artikel. Neben TOD AUS DER TIEFE schrieb er auch den Roman MELTDOWN.
SONSTIGES
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JAMES POWLIK schrieb (bzw. veröffentlichte TOD AUS DER TIEFE im Jahre 1999, die im Ullstein Verlag erschienene deutsche Taschenbuchausgabe datiert aus dem Jahr 2001.
Erfreulicherweise ist das Taschenbuch (ISBN 3-548-25465-9) trotz des recht großen Umfangs von rund 500 Seiten mit 6,00 € sehr preiswert.
SCHLUSSWORTE
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TOD AUS DER TIEFE von JAMES POWLIK zählt zu den Büchern, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt haben und so kann ich diesen Roman hier uneingeschränkt empfehlen und urteile mit SEHR GUT !
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-09-18 05:58:48 mit dem Titel Radioaktivität, Packeis und mehr
Nachdem ich mit dem Roman TOD AUS DER TIEFE von JAMES POWLIK bereits gute Erfahrungen gemacht hatte, kaufte ich mir nun auch den Roman MELTDOWN des selben Autors und da ich dank eines kurzen Krankenhausaufenthaltes auch genug Zeit zum Lesen hatte, habe ich diesen Roman auch innerhalb eines Tages durchgelesen.
ALLGEMEINES
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JAMES POWLIK schrieb MELTDOWN im Jahre 2000, die Erstauflage der deutschen Taschenbuchausgabe datiert aus dem Jahr 2002.
Das im Ullstein Verlag erschienene Taschenbuch sollte nahezu überall im Buchhandel zu finden sein, wo es für 8,95 € verkauft wird.
Die ISBN lautet 3-548-25428-4.
Das Titelbild des Buches zeigt ein auslaufendes (Öl-)Fass, das im Packeis treibt und deutet bereits ein wenig auf den Inhalt hin.
AUTOR
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JAMES POWLIK lebt in Arlington, Virginia und hat in seiner Eigenschaft als Meeresbiologe zahlreiche Berateraufgaben übernommen und mehrere Artikel aus seinem Fachbereich veröffentlicht.
Nach TOD AUS DER TIEFE ist MELTDOWN sein zweiter Roman.
INHALT
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Carol Harmon befindet sich mit ihrem Forschungsschiff “Phönix“ im nördlichen Eismeer, wo sie auf eine größere Anzahl im Eis festsitzender Blauwale trifft und sich bemüht, diese zu befreien.
Im Rahmen dieser Befreiungsaktion werden auch zwei Taucher eingesetzt, die jedoch nur kurze Zeit nach dem Tauchgang über diverse Beschwerden klagen. Eine Untersuchung der Taucher ergibt, dass beide Taucher in hohem Masse radioaktiver Strahlung ausgesetzt waren und auch die festsitzenden Wale scheinen kontaminiert zu sein.
Um Quelle und Ursache der radioaktiven Strahlung festzustellen, bittet Carol Harmon ihren Exmann, Brock Garner, der sich auf einem Forschungsschiff im Südatlantik befindet und eine Sonde „Medusa“ entwickelt hat, mit der sich die Zusammensetzung des Wassers analysieren lässt, um Hilfe und selbstverständlich fliegt Brock Garner mit „Medusa“ und seinem Freund und Techniker Zubov sofort ins Eismeer.
Hinzu kommt noch eine japanische Expertin für Radioaktivität, Junko Kokura, und gemeinsam findet man heraus, dass das Wasser radioaktiv verseucht ist und somit natürlich auch alles, was mit dem Wasser Kontakt hatte.
Nach längerer Suche nach der Quelle der Strahlung stösst man schließlich auf eine hochmoderne Bohrinsel, die weniger der Förderung von Öl, als viel mehr der Überwachung eines Lagers für radioaktive Substanzen tief unter dem Meeresgrund dient.
Zwar ist der Verschluss dieser Lagerstätte intakt, allerdings scheinen sich am Meeresboden undichte Stellen aufgetan zu haben und der Nachrichtendienst der US Navy beschließt, diese durch Sprengungen zu schließen.
Dabei werden die Sprengungen allerdings vom Leiter der Bohrinsel sabotiert, so dass zwar das Leck geschlossen, aber auch die Bohrinsel zerstört wird.
Nachdem das Leck nun geschlossen ist und ein weiterer Austritt von radioaktiver Strahlung verhindert wurde, bleibt das Problem, des kontaminierten Wassers und nach diversen Überlegungen kommen die Wissenschaftler auf eine Planktonart, welche die Radioaktivität in sich aufnimmt. Um dieses Plankton dann zu binden, greifen die Forscher und die Navy auf einen 2-Komponenten-Kunststoff zurück, der das radioaktive Plankton einschließt und anschließend auf dem Meeresgrund vergraben werden soll.
Gemeinsam mit der US Navy begeben sich die Wissenschaftler nun an die Verwirklichung dieses Vorhabens.
ANMERKUNGEN
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Wie bereits in TOD AUS DER TIEFE verknüpft JAMES POWLIK auch in MELTDOWN gekonnt wissenschaftliche Fakten mit Fiktion, so dass sich insgesamt eine spannende und vor allem glaubwürdige Geschichte ergibt.
Allerdings weist die Geschichte an einigen wenigen Stellen auch kleinere Schwächen auf. So wird mir meines Erachtens zu viel Bezug auf die Vorgänge im Roman TOD AUS DER TIEFE genommen, was mir völlig unnötig erscheint, da man auch ohne Kenntnis des Vorgängerromans der Geschichte problemlos folgen kann und so ein wenig der Eindruck von Werbung erweckt wird. Auch hat sich mir auch nach zweimaligem Lesen der Grund für die Sabotage an der Bohrinsel nicht erschlossen.
Das wieder einmal das Militär Schuld an einer nahen Umweltkatastrophe ist scheint mir ebenfalls wenig originell. Ansonsten ist das Buch von der ersten Seite an über den gesamten Umfang von etwa 530 Seiten nachvollziehbar und spannend.
JAMES POWLIK beginnt jedes Kapitel dieses Romans mit einer Angabe von Datum und Ort (Längen-/Breitengrad) des Geschehens, wodurch sich die zeitliche Abfolge des Geschehens hervorragend nachvollziehen lässt.
Insgesamt beschreibt er alle Personen, Örtlichkeiten und Handlungen fast schon zu präzise, was allerdings insbesondere bei wissenschaftlichen Erklärungen dafür sorgt, dass diese für jeden verständlich sind.
Aufgrund seiner Tätigkeit als Meeresbiologe vermittelt JAMES POWLIK dabei auch wissenschaftliche Fiktion in sehr glaubhafter und nachvollziehbarer Form.
Insgesamt schafft es JAMES POWLIK auch in MELTDOWN den Leser von der ersten bis zur letzen Seite zu fesseln (jedenfalls schaffte er dies bei mir) und hervorragend zu unterhalten.
SCHLUSSWORTE
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Wie bereits TOD AUS DER TIEFE, so kann ich auch MELTDOWN von JAMES POWLIK hier (trotz der angesprochenen kleineren Schwächen) uneingeschränkt empfehlen und urteile mit SEHR GUT !
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-01-08 05:23:16 mit dem Titel Die jungfräuliche Geburt
Bücher habe ich in der Vergangenheit schon häufiger nach dem Titel und dem Text auf dem Einband ausgewählt und dabei auch in aller Regel recht gute Erfahrungen gemacht. So zögerte ich auch nicht lange, als ich in einer hiesigen Buchhandlung den Roman DIE WIEGE DES BÖSEN von JAMES PATTERSON entdeckte.
INHALT
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In Boston ist ein 16jähriges Mädchen schwanger, ohne jedoch Geschlechtsverkehr gehabt zu haben, was auch durch mehrere ärztliche Untersuchungen bestätigt wird.
Da eine jungfräuliche Geburt natürlich das Interesse der Kirche weckt, beauftragt ein Bostoner Kardinal die ehemalige Nonne und jetzige Privatdetektivin Anne Fitzgerald damit, diesen Sachverhalt näher zu prüfen.
Was Anne Fitzgerald zunächst noch nicht weiss, ist, dass auch in einem irischen Dorf ein 14-jähriges Mädchen lebt, dass ebenfalls schwanger ist, ohne Geschlechtsverkehr gehabt zu haben.
Diese beiden jungfräulichen Geburten scheinen die Erfüllung einer 200 Jahre alten Prophezeiung zu sein, in der die Geburt des Messias und die Geburt des Antichristen angekündigt und so ist es auch nur wenig verwunderlich, dass auch der Vatikan Interesse an den beiden Müttern hat und selbst einen Ermittler beauftragt.
Selbstverständlich sehe ich auch hier wieder davon ab, den Ausgang der Story offenzulegen um potentiellen Käufern des Buches nicht die Spannung beim Lesen zu nehmen (allerdings kann ich versichern, dass das Ende des Buches eine überraschende Wendung beinhaltet) und auch lasse ich persönliche Verwickelungen der handelnden Personen hier unberücksichtigt, da diese für die Geschichte an sich kaum von Bedeutung sind und eher als „Füllmaterial“ dienen.
ANMERKUNGEN
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Die Idee eines Romans um zwei jungfräuliche Geburten gefiel mir sehr gut und entsprechend hoch waren auch meine Erwartungen, doch leider vermochte es JAMES PATTERSON nicht, diese zu erfüllen.
Zwar schien mir der Beginn der Story zunächst spannend, doch leider blieb die Spannung nicht allzu lange erhalten und ich hatte den Eindruck, als würde die Story nach der Einleitung zunehmend verflachen und sich erst zum Ende hin wieder an Spannung gewinnen. Strenggenommen schien mir der gesamte Mittelteil des Romans mehr oder weniger langweilig und gelegentlich überflüssig, so dass ich es als zweckmäßiger empfunden hätte, den Roman von etwa 330 Seiten um etwa 30% zu kürzen. Der Ausgang der Geschichte ist dagegen durchaus überraschend und versöhnt ein wenig für die Längen im mittleren Teil.
Ein weiteres leichtes Problem hatte ich mit dem Stil des Autoren, der den Roman aus der Perspektive der Privatdetektivin Anne Fitzgerald geschrieben hat und es aus meiner Sicht dabei nicht verstanden hat, es dem Leser zu ermöglichen, sich in diese Person hineinzuversetzen.
Zwar schreibt JAMES PATTERSON sehr detailliert und präzise, so dass es keinerlei Problem darstellt, sich in der Handlung und den genannten Örtlichkeiten zurechtzufinden, aber auch hier hatte ich den Eindruck, dass sich der Autor dabei ein wenig zu sehr auch in bedeutungslose Details verliert.
ALLGEMEINES
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JAMES PATTERSON schrieb seinen Roman DIE WIEGE DES BÖSEN unter dem Originaltitel CRADLE AND ALL im Jahre 2000.
Das Copyright der deutschen Ausgabe datiert aus dem Jahr 2001, zur Zeit ist der Roman als Taschenbuchausgabe (ISBN 3-404-14504-6) in der dritten Auflage erhältlich.
Der Preis für das im Bastei Lübbe Verlag erschienene Taschenbuch beträgt zur Zeit 8,45 €.
SCHLUSSWORTE
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Insgesamt war ich von DIE WIEGE DES BÖSEN von JAMES PATTERSON eher enttäuscht und kann es somit hier auch nicht guten Gewissens empfehlen. Da mir die Grundidee jedoch sehr gut gefiel und auch der überraschende Ausgang etwas für die Schwächen entschädigt, lautet mein Urteil hier MITTEL (+).
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-03-26 05:21:58 mit dem Titel Wenn sich Rechner verrechnen ...
Mit Büchern, die das Zeichen „@“ im Titel tragen, hatte ich in der Vergangenheit immer gute Erfahrungen gemacht und so zögerte ich nicht, als ich in einer Buchhandlung den Roman P@NIK von R.J. PINEIRO entdeckte.
Da ich von diesem Autoren bereits den Roman CH@OS gelesen hatte und mir dieser gut gefallen hat, griff ich sofort zu und kaufte das Taschenbuch, dass ich dann auch wenige Tage später durchgelesen hatte.
INHALT
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In einem Atomkraftwerk kommt es zu eine Störfall, bei dem ein Mikroprozessor eine Fehlsteuerung verursacht, die zum Überhitzen und schließlich zur Explosion des Reaktors führt. Bei diesem Unfall kommen über 10000 Menschen ums Leben.
Bei dem Mikroprozessor, der diesen Fehler verursacht hat, handelt es sich um ein Produkt der Microtel Corp. Mit dem Namen Perseus, der in vielen Anlagen verbaut wurde.
Pamela Sasser und ihr Professor Eugene LaBlanche finden heraus, dass die Fließkommaeinheit des Perseus-Prozessors bei hoher Belastung gelegentlich falsche Berechnungen anstellt und dass diese Fehlfunktion auch für den Reaktorunfall verantwortlich war. Mit einem selbst geschriebenen Programm können Pamela Sasser und Eugene LaBlanche diese Fehlfunktion auch nachweisen.
Selbstverständlich ist die Microtel Corp. wenig glücklich über diese Fehlfunktion ihres Prozessors und da Firmeninhaber Preston W. Sinclaire aussichtsreicher Kandidat für die kommende Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten ist, setzt man alles daran, die Fehlfunktion zu vertuschen.
Dazu bedient sich Preston W. Sinclaire seiner Kontakte zu einem hohen Offizier des Geheimdienstes der Marine, der nun seinerseits einen Profikiller, Harrison Beckett engagiert um Eugene LaBlanche und Pamela Sasser zu töten und deren Programm zu vernichten.
Schnell gelingt es auch Eugene LaBlanche zu liquidieren, doch als Harrison Beckett Pamela Sasser auskundschaftet stellt er fest, dass auch das FBI an ihr interessiert ist.
Nach einigen Pannen beschließt Preston W. Sinclaire, dass auch Harrison Beckett zu töten ist und so verbündet sich dieser mit seinem einstigen Opfer und die beiden versuchen nun am Leben zu bleiben und gleichzeitig Preston W. Sinclaire zu überführen (erwartungsgemäß verlieben sich die beiden auch ineinander)
Als Pamela Sasser entführt wird, spitzt sich die Lage zu und es kommt zum großen Showdown.
Wie in allen meinen Beiträgen über Romane, so habe ich mich auch hier wieder bemüht, mit meiner bewußt kurzen Inhaltsangabe Interesse für diesen Roman zu wecken, ohne dabei jedoch zu viel von der Handlung oder gar den Ausgang der Geschichte offenzulegen.
ANMERKUNGEN
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R.J. PINEIRO lässt seinen Roman P@NIK sofort mit der Darstellung der Entstehung des Reaktorunfalls beginnen, wobei er auch die Rechenoperationen des Perseus-Prozessors berücksichtigt.
Erst danach folgt ein kleiner Zeitsprung und die eigentliche Story beginnt mit der Entdeckung der Fehlfunktion durch Pamela Sasser und Eugene LaBlanche, steigert aber schnell das Tempo und so war ich von der ersten Seite an von dem Roman gefesselt. Obwohl die Geschichte in ihrem weiteren Verlauf nicht allzuviele Überraschungen oder unerwartete Wendungen enthält, konnte mich der Roman dennoch, nicht zuletzt auch aufgrund des „rasanten“ Erzählstils des Autors bis zur letzten der etwa 380 Seiten fesseln.
Scheinbar ließ sich R.J. PINEIRO für eine Microtel Corp. und den Perseus-Prozessors von Intel und dem Pentium-Prozessor inspirieren, der ja bekanntlich in der ersten Generation auch Fehler produziert hat, allerdings nicht für derartige Katastrophen verantwortlich war.
So wirkt die Grundidee mehrere schwerwiegender Unfälle aufgrund eines fehlerhaften Prozessors auch durchaus glaubwürdig und vorstellbar. Dass R.J. PINEIRO in einigen wenigen Fällen die Logik der „Action“ opferte, verzeiht man angesichts der vielfältigen Handlung gerne.
Der Roman ist übrigens in 16 Kapitel (plus Epilog und Prolog) unterteilt, die jeweils mit einem thematisch passenden Zitat beginnen.
ALLGEMEINES
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R.J. PINEIRO schrieb seinen Roman P@NIK im Jahre 1996 unter dem Titel EXPOSURE , das Copyright der deutschsprachigen Ausgabe datiert aus 2003.
Als Taschenbuch ist P@NIK im Verlag Bastei Lübbe erschienen (ISBN 3-404-14880-0) und kostet zur Zeit 7,90 €.
Der Einband ist in dunklem Rot gehalten und zeigt die in eine elektronische Schaltung integrierten Umrisse Amerikas – meines Erachtens eine gelungene Wahl.
SCHLUSSWORTE
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P@NIK von R.J. PINEIRA bot mir über den gesamten Umfang von etwa 380 Seiten kurzweilige Unterhaltung und so kann ich diesen Roman hier auch guten Gewissens empfehlen.
Mein Urteil lautet SEHR GUT ! weiterlesen schließen -
Pineiro, Rogelo J. "Chaos"
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Ort: USA
Autor: Pineiro, Rogelo J.
Verlag: Bastei Lübbe, Bergisch-Gladbach
Erschienen: 01.03.2002
ISBN: 3404146824
Typ: Taschenbuch
das für den buchstaben "a" im titel CHAOS verwendete klammeraffenzeichen "@" verrät, worum es geht: um computerchaos, high-tech, industriespionage, nasdaq und silicon valley, um "the big blue" (=IBM) und andere technologiekonzerne amerikas. dieser thriller, ein erstlingswerk, ist packend geschrieben, bezieht aber seine wälzerdicke überwiegend aus der tatsache, daß aber auch jede denkbare technische einzelheit breitgetreten wird, daß aber auch jedes gerät aus der weiten welt der computerei mit markennamen, modellbezeichnung und den dazugehörigen eckwerten wie rechnergeschwindigkeit, bildschirmgröße, speicherkapazität, etc..., etc....aufgezählt wird. dem autor dient dabei das konstrukt fachfrau gegen laie, in diesem fall die brilliante ex-hackerin und jetzige computerfahndungsspezialistin des FBI, erika conklin, gegen den desillusionierten geheimdienstveteranen (von etwas mehr als vierzig jahren) brent macclaine. ihm muß erika alles haargenau erklären.
die story als solche ist beinahe glaubhaft und schildert die bösen, schmutzigen machenschaften eines völlig im geheimen geführten krieges um die technologische vorherrschaft auf dieser erde zwischen den industriegiganten japan und amerika, wobei amerika zunächst das opfer japanischer aggression wird. bosse von technologieunternehmen, vertreter der tokioter regierung und des japanischen geheimdienstes (dessen chef tanaka heißt, ein name, der an ian flemings romane anknüpft [vgl. du lebst nur zweimal!!!]) schmieden einen perfiden plan, um wieder die oberhand im high-tech-sektor zu gewinnen. durch sabotage an den neuesten und leistungsstärksten rechnerchips von weltmarken wie INTEL, AMD und anderen führen die japanischen bösewichte katastrophen herbei: flugzeuge stürzen ab, züge entgleisen, blackouts legen ganze großstädte lahm, eine raumfähre kann gerade noch zur erde zurückkehren, weil der absturz (= shutdown = originaltitel) der bordcomputer rechtzeitig bemerkt wird. conklin und macclaine setzen sich daran, die machenschaften des in los angeles ansäßigen konzerns akita aufzudecken, denn durch die zauberkünste der hackerin erika conklin finden die beiden FBI-agenten heraus, daß akita mit dem zeitpunkt der produktion fehlerhafter chips den kauf beim entsprechenden amerikanischen hersteller eingestellt hat. ganz allmählich sind daher auch die aktien japanischer chiphersteller wieder gestiegen, während die amerikanischen firmen im silicon valley an wert verlieren. conklin und macclaine entkommen den schweren jungs des akita-konzerns nur knapp, erkennen, daß die spur direkt zum chef des japanischen geheimdienstes, tanaka führt, und überzeugen 1. den chef des FBI, 2. den chef des nationalen sicherheitsrates, 3. den verteidigunsminister und den außenminister und 4. den präsidenten der vereinigten staaten von amerika selbst davon, daß nur eine kriegerische gegenmaßnahme weitere katastrophen verhindern kann. CIA, FBI und eine spezialeinheit der streitkräfte, die SEALS, planen die entführung von tanaka von seinem wochenendhaus auf einer kleinen insel vor dem japanischen festland. der chef der SEALS heißt derek ray, genannt sting ray, und ist der stiefsohn des präsidenten. er übernimmt die rolle des helden bei der aktion gegen tanaka, an der sich alle teilstreitkräfte beteiligen und an der auch, um die spannung auf die spitze zu treiben, die beiden FBI-leute erika und brent, eigentlich zivilisten, anteil haben dürfen. auch hier wird die geschichte gedehnt, weil jede munition, jedes gewehr, jedes nylonseil und jedes nachtsichtgerät einzeln beschrieben wird, bevor es zum einsatz kommt, vergessen oder vom feind zerstört wird. die weibliche heldin, erika conklin, ist eine interessantere figur als brent, denn macclaine ist geschieden, pleite, streckenweise dem suff ergeben und dem selbstmord nahe, erika gegenüber jedoch benimmt er sich - nach anfänglichem kompetenzgerangel - wie ein gentleman, und in bedrohlichen situationen wie der ritter in der weißen rüstung, der einer dame in not zu hilfe eilt - ein konventioneller romantyp. erika hingegen ist selbständig, unabhängig, der männer müde, insbesondere jener, die im dienste des FBI stehen - und dennoch anlehnungsbedürftig und anhänglich, familienverbunden. wegen einer launigen wette hat sie im letzten semester ihres informatikstudiums einen virus programmiert, der sich überall einschleichen und paßwörter "klauen" konnte. das FBI hat diesen virus zu ihr zurückverfolgt und sie vor die wahl gestellt, zehn jahre ins gefängnis zu gehen oder sechs jahre für das büro zu arbeiten - gegen einen hungerlohn, zieht man dreamworks, microsoft oder ähnliche softwareentwickler zum vergleich. man kauft aber letztlich erika ihren patriotismus ebenso ab wie brent, und pineiro schmuggelt in die high-tech-story geschickt eine liebesgeschichte mit offenem ende ein. ein thriller wie er im buche steht - man möge mir diesen kalauer verzeihen. jmd
noch eine anmerkung zur übersetzung von karin meddekis oder zum lektorat von bastei lübbe: eine "diät-cola" heißt hierzulande schon seit jahren "cola light". man sollte sich auch zwischen der direkten übernahme eines begriffs und der eindeutschung entscheiden: entweder sind es "root-privileges" oder "root-privilegien", aber nicht "root-privilegs". möglicherweise ist meine übersetzerkritik gerade bei einem roman, der ohnehin von fachvokabular gespickt ist, nicht angebracht, aber eine klare linie hilft oft weiter. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Pierre Pelot: *Der Pakt der Wölfe*: Spannende Filmvorlage
Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Was sich zunächst spannend als Monster-Thriller liest, entpuppt sich zunehmend als Agenten- und Verschwörungsroman.
Die vorliegende Textfassung stammt nicht von Pelot selbst, sondern von Drehbuchautor Stéphane Cabel. Er und Regisseur Christophe Gans haben Pelots Roman adaptiert. "Der der Wölfe" kommt in der Verfilmung von Chr. Gans am 7. Februar in unsere Kinos.
Der Autor Pelot
Pierre Pelot ist einer bekanntesten französischen Unterhaltungsautoren. Von ihm stammt u.a. die literarische Vorlage für den satirischen SF-Sportthriller "Rollerball", dessen Remake dieses Jahr ins Kino kommt.
Handlung
In einer der ärmsten und unwirtlichsten gegenden des französischen Zentralmassivs, im Gévaudan, trieb zwischen 1764 und 1767 eine wilde Bestie ihr Unwesen (im Film schließt das Geschehen im Jahr 1788 ab, rund 20 Jahre nach den Hauptereignissen). Schon über zwei Dutzend Kinder sind ihr zum Opfer gefallen. Sie wurden meist grausam verstümmelt.
Doch Chevalier Grégoire de Fronsac, ein bekannter Naturforscher am Hofe König Ludwigs XV. und ausgebildeter Zeichner, findet vor Ort heraus, dass die Fährten der Bestie keineswegs von einem Wolf stammen, wie alle behaupten, sondern von einem unbekannten Tier - das sogar Zähne aus Eisen besitzt!
Dennoch wird eine Treibjagd auf Wölfe veranstaltet, an der er gezwungenermaßen teilnimmt, begleitet von seinem indianischen Blutsbruder man, dessen Name "Wolf" bedeutet. Mani ist einer der letzten überlebenden Mohikaner und hat Gregoire mehrmals das Leben gerettet, daher kam er mit ihm nach Europa. Doch beide müssen sich vor den Menschen des Gévaudan in acht nehmen, vor den Adeligen ebenso wie vor den Gemeinen. Mani muss sich gegen die Anfeindungen des Pöbels verteidigen, die den "Wilden" demütigen wollen.
Gregoire hingegen ist von den Reizen der schönen Marianne de Morangias betört, doch deren einarmiger Bruder Jean-Francois wacht eifersüchtig über ihre Tugend (und dass sie sich weiterhin um ihn selbst kümmert). Jean-Francois täuscht gegenüber Gregoire Freundlichkeit und Kooperation vor, ist aber insgeheim sein größter Feind.
Von dieser Art Liebe frustriert, lässt sich Gregoire nach der halbwegs erfolgreichen Treibjagd - die bestie wurden nicht erlegt, dafür ein Dutzend Wölfe - im örtlichen Bordell von Mende von der schönen Italienerin Sylvia verwöhnen. Merkwürdig nur, dass sie ihren Liebesdienst mit einem gefährlich aussehenden Stilett versieht...
Sobald einer der größten Wölfe der Region erlegt ist, befiehlt ein weiterer königlicher Abgesandter, dass Gregoire die "Bestie" ausstopfe und im Triumphzug nach Versailles transportiere. Der König muss einen innenpolitischen Erfolg vorweisen, denn sein Thron wackelt. Im vorrevolutionären Frankreich des Jahres 1766/67 findet ein rotes Büchlein reißenden Absatz, das die Bestie des Gévaudan als Gottestrafe darstellt, gegen die dem König kein Erfolg beschieden sei. Solche Feindpropaganda kann Köpfe kosten...
Der Triumph verpufft leider schon wenig später, als weitere Kinder gerissen werden. Doch die Presse und die Polizei vertuschen die neuen Opfer. Wieder im wilden Gévaudan eingetroffen (wohl auch in Hoffnung auf Mariannes Eroberung), will es Gregoire diesmal aber wissen. Es kommt zu einem langen Showdown, in dem sich vieles Seltsame endlich klärt, der aber Gregoire auch größte Opfer abverlangt. Und die schöne Sylvia aus dem Bordell rettet ihm unerwartet das Leben.
Mein Eindruck
Bereits in der ersten Szene hatte mich dieser Roman gefesselt, den ich in zwei tagen verschlang. In ungewöhnlich poetischer und bilderreicher Sprache schildert hier der Autor das Eingreifen Manis und Gregoires, der zwei Fremden, in einen bizarren kampf unter Einheimischen. Von diesen trägt die eine Hälfte Frauenkleider, ihre Identität als Soldaten zu tarnen, und die andere Hälfte, bestehend aus Landstreichern, Vater und Tochter, werden von den Soldaten verprügelt. Klar, dass sie die beiden Fremden auf die Seite der Schwächeren schlagen, aber sind es auch die richtigen? Das fragt man sich viel später, als die ganze Wahrheit sichtbar geworden ist. Exemplarisch kann man hier schon die Frontverläufe des gesamten Buches erkennen: die zwei Fremden aus Paris und der Neuen Welt (aus dem umkämpften Kanada, das 1763 an die Engländer abgetreten wurde) treten gegen die zerstrittenen Einheimischen an.
Schon am Anfang wird deutlich, dass Pelot ein Auge für Action hat (oder zumindest der Skriptautor). Aber auch für Stimmung Beobachtungen findet er stets die richtigen Worte. Allerdings habe ich den Verdacht, dass das Skript stark gestrafft wurde, um Längen zu vermeiden und die Handlung auf Action zu trimmen. Daher kommt die Beziehung zu Marianne zu kurz.
Pelots Figuren sind faszinierend. Mani etwa scheint den Wölfen der Region ein Bruder zu sein und macht häufig nächtliche Ausflüge, vielleicht versteht er sie sogar. Das führt dazu, dass er Gregoires Verhalten beeinflusst, so dass dieser, wenn marianne auf einen Wolf anlegt, den Schuss ablenkt. Mag gregoire sie auch lieben, so liebt er mani doch weitaus mehr.
In allen dargestellten Umgebungen und Gesellschaftsschichten scheint sich Pelot gleichermaßen gut auszukennen. Sei es im Schloss derer von Morangias oder de Apcher, im Bordell, in elenden bauernkaten oder der wilden Natur der Berge. Deren jeweiligen Bewohnern lässt er in gleichem maße respektvolle Beschreibungen zu kommen. Lediglich im Schloss, wo die Adeligen schlemmen, gestattet er Gregoire, sich angewidert von der Ignoranz der sogenannten "guten Gesellschaft" abzuwenden.
Man fragt sich bald, wer in dieser Geschichte eigentlich "die Wölfe" des Titels sind: die Tiere oder doch die moralisch korrupten Adligen? Es verwundert denn auch wenig, dass gregoire von solchen "Gesellschaftsspitzen" verhaftet wird, um sodann unauffällig im Moor entsorgt zu werden. Zum Glück hat er unerwartete Helfer.
Unterm Strich
Teils Monsterthriller, teils gesellschaftsstudie und Agentenroman, beeindruckt und fesselt "Pakt der Wölfe": Actionfans und Freunde sinnlicher Bilder kommen gleichermaßen auf ihre Kosten
Die Übersetzung
In der deutschen Übersetzung stören zahlreiche Einschübe zwischen Gedankenstrichen den lesefluss. Das macht den Eindruck, als sei es den beiden Übersetzerinnen nicht gelungen, die spezielle französische Satzkonstruktion adäquat ins Deutsche zu übertragen. Viele Sätze zwingen dazu, sie mehrmals zu lesen, und nicht nur, weil sie so lang wären.
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: Le pacte des loups, 2000; Goldmann 2001, Nr. 45168, München; 285 Seiten, aus dem Französischen übertragen von Hagedorn/Runge; ISBN 3-442-45168-X
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-09-09 11:13:09 mit dem Titel James Patterson: *Rosenrot, mausetot*: Packender Alex-Cross-Thriller
Eine Reihe von Banküberfällen hält Dr. Alex Cross und das FBI in Atem. Doch jeder, den sie als Verantwortlichen fangen und festnehmen, sagt ihnen: "Sie haben den Falschen erwischt!" Denn der Drahtzieher befindet sich unsichtbar in nächster Nähe der Ermittler.
Handlung
°°°°°°°°
Eine Reihe von Banküberfällen hält Dr. Alex Cross und das FBI in Atem. Bei den Überfällen finden regelmäßig unschuldige Menschen den Tod, offenbar mit voller Absicht. Die Skrupellosigkeit, Präzision und Brutalität der Ausführung schreiben sie einem "Mastermind" genannten Planer und Leiter zu. Die eigentlichen Ausführenden, die Handlanger, leben meist nicht allzu lange nach ihrer Tat. Mastermind ist darauf bedacht, keine Risiken einzugehen. Will sich Mastermind nur an den Banken für ungerechte Behandlung rächen? Die Ermittler tappen im Dunkeln.
Bis eines Tages "Mastermind" seinen größten Coup landet. Mitten in Washington, D.C., lässt er mit seinen handlangern einen Touristenbus entführen. Im Bus befinden sich die Kinder und Gattinnen der Manager einer Versicherung aus Hartford, Connecticut. Mastermind fordert 30 Millionen Dollar Lösegeld, zum Teil in Diamanten.
Die Übergabe des Geldes artet zu einem demütigenden Katz-und-Maus-Spiel für die FBI-Agenten und Alex Cross. Doch sie haben Glück: Wenig später wird der Touristenbus in Virginia gesichtet, die Geiseln können - oh Wunder - unverletzt befreit werden, und wenig später sind sogar die Täter in New York City ausgemacht.
Mastermind ist leider nicht darunter, doch die geschnappten Cops geben Hinweise auf sein Aussehen und sogar auf seinen Aufenthaltsort. Und so kommt es, dass Alex Cross und seine Polizisten schließlich in einer psychiatrischen Anstalt Dienst tun. Nach mehreren Verfolgungsjagden haben sie zwei Verdächtige ausgemacht: Der eine hat die Banken auf dem Kieker, und der andere hat möglicherweise das Ding in Washington, D.C., abgezogen. Doch sind sie Mastermind? Denn beide behaupten: "Sie haben den Falschen erwischt."
Alex Cross gerät heftig ins Schwitzen, als jemand beginnt, seine Kollegen vom FBI umzubringen, einen nach dem anderen: Sie alle waren an der Jagd auf Mastermind beteiligt. Und dies berührt ihn ganz persönlich.
Beim FBI lernte Cross nämlich Betsey Buccieri kennen, die die Jagd auf Mastermind leitet, eine taffe und doch humorvolle Frau. Die beiden verlieben sich ineinander, und es ist bewegend mitzuerleben, wie die beiden ihre Beziehung vertiefen. Doch die Serie der Morde an Betseys Kollegen reißt nicht ab, und so kommt, was kommen muss: Alex Cross' schwerste Stunde...
Mein Eindruck
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Dieser von der ersten Seite an mit Schockeffekten gespickte Roman endet mit einer Szene, die man sich nur aus Thomas Harris' Hannibal-Romanen vorstellen könnte. Die Sätze kommen daher wie Hammerschläge. Und so bleibt der Leser voll Begierde zu erfahren, wie es weitergeht (in "Violets are blue") - ein echter Cliffhanger-Schluss.
Patterson hat seine patentierte Methode, pro Minikapitel nur eine Aussage oder eine Handlung zu schildern, vervollkommnet. Auf drei bis fünf Seiten erzählt er das, worauf es ankommt. Sicher entsteht dadurch zuweilen der Eindruck, dem Leser würde etwas Wichtiges vorenthalten. Doch dieser Eindruck beruht lediglich auf der Weigerung, die eigene Vorstellungs- und Einfühlungskraft zu aktivieren. Es wäre schon sehr auffällig, wenn Patterson bzw. der von sich selbst berichtende Dr. Cross auf einmal anfangen würde, seine Gefühlswelt zu sezieren und vor unserem gelangweilten Auge auszubreiten.
Dennoch bewirkt diese Erzählmethode eine Art blinden Fleck im Informationsstand des Lesers bzw. der Protagonisten. Ich habe mich mehrmals gefragt: Wenn Cross oder Betsey nur einmal für fünf Minuten nachdenken würden, dann kämen sie bestimmt endlich auf die zündende Idee. Denn an Hinweisen besteht ja kein Mangel.
Man kann Cross & Co. lediglich zugutehalten, dass Masterminds Aktionen sie ständig auf Trab und derart unter Stress halten, dass sie nicht zum Nachdenken innehalten können. Auch Cross' Privatleben ist ja nicht ganz stressfrei. Signifikanterweise hat er seinen rettenden Geistesblitz, als er und Betsey eine Art Auszeit nehmen und es sich gut gehen lassen.
Unterm Strich
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Ich kann nur sagen, dass mich kaum einer der anderen Cross-Romane derartig bewegt und erschüttert hat wie "Rosenrot, mausetot". Die Szenen aus dem Familien- und Liebesleben des Dr. Alex Cross sind emotional, peitätvoll, einfühlsam und humorvoll; das Finale hingegen ist packend und hammerhart - genau deshalb wohl, weil man es nicht erwartet (und vielleicht auch nicht wahrhaben will).
Was mich allerdings stört: Der Band ist nur 300 Seiten lang, kostet aber an die 40 Mark - das ist wirklich heftig. Es muss wohl an dem Namen des Autors liegen.
Hinweis
"Rosenrot, mausetot" wurde inzwischen fortgesetzt in dem Roman "Violets are blue". Wie so oft bei Patterson gehören diese Titel zu einem einfachen Song oder Kinderlied: "Roses are red, violets are blue, I'm so happy I'm home, I love all of you". Es wird in "Rosenrot, mausetot" von Cross' Tochter in - vermutlich abgewandelter Form - gesungen, nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen worden ist.
Michael Matzer © 2002ff
Info: Roses are red, 2000; Ehrenwirth 9/02, Bergisch Gladbach, 304 Seiten, aus dem US-Englischen übertragen von Edda Petri, Preis: 19,90; ISBN 3-431-03313-X
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-09-13 22:57:43 mit dem Titel James Patterson: *Wenn die Mäuse Katzen jagen*: Einfallsreicher Thriller
Mit Dr. Alex Cross schuf der Erfolgautor James Patterson eine der wenigen Figuren eines schwarzen und sympathischen Polizisten. Der Thriller "Denn zum Küssen sind sie da..." wurde 1997/98 mit Morgan Freeman in der Hauptrolle verfilmt. Das vorliegende Buch wurde meines Wissens noch nicht verfilmt.
Handlung
°°°°°°°°
Gleich zwei psychopathische Serienkiller halten die Vereinigten Staaten und Europa in Atem. Das ist zum einen Gary Soneji, der seit frühester Kindheit von "Jahrhundertverbrechen" ist, die er selbst durch Intelligenz und Raffinesse zu übertreffen sucht, um dadurch unsterblichen Ruhm zu ernten. Er liebt Keller und bevorzugt große Bahnhöfe als Tatorte..
Gleichzeitig jagt das FBI den geheimnisvollen "Mr. Smith", einen skrupellosen Mörder, dessen blutige Spur sich ohne erkennbares Muster durch Europa und die Staaten zieht. Beide sehen in Alex Cross, dem Polizeipsychologen mit Sinn für Familie, Freunde und Musik, den einzigen ebenbürtigen Gegner in ihrem tödlichen Katz-und-Maus-Spiel.
Bald findet Cross heraus, daß Soneji AIDS hat und seine Taten immer verzweifelter werden. Schließlich stellt er ihn im Labyrinth eines Hauptbahnhofs in New York. Doch es scheint, als mache Soneji seine Drohung, Cross noch aus dem Grab heraus zu verfolgen: Cross, seine Großmutter und seine beiden Kinder werden Opfer eines Anschlags. Die Maus jagt die Katze, wie es scheint.
An dessen Aufklärung beteiligt sich der FBI-Psychologe Thomas Pierce, ein merkwürdig arroganter Sonderling, der die Morde von "Mr. Smith" aufklären soll. Cross entdeckt, daß Pierce über eine gespaltene Persönlichkeit verfügt und daß es ein Muster in den Morden von Mr. Smith gibt: Die Anfangsbuchstaben des Namens der Opfer bilden den Satz, mit dem Mr. Smith sein erstes Verbrechen gesteht. Und das hat sehr viel mit Thomas Pierce zu tun. Nun jagt die Katze wieder die Maus.
Mein Eindruck
Dieses Buch ist ein absoluter Thriller. Rasantes Tempo, faszinierende Figuren, etliche zu knackende Kopfnüsse und überraschende Wendungen machen das Buch zu einem Knaller. Das Gegengewicht und die Verschnaufpausen bilden das sehr harmonisch geschilderte Privatleben von Alex Cross. Die Krönung ist die hoffnungsvolle Romanze mit der Lehrerin Christine Johnson - sehr schöne Liebesszenen, aber ohne Kitsch und Schmalz.
Ein rundum gelungenes Buch, dessen positiver Eindruck nur an wenigen Stellen von Zweifeln an der plausiblen Psychologie der Täter und Opfer getrübt wird.
Michael Matzer © 2002ff
Info: Cat & Mouse, 1997; 336 Seiten, aus dem US-Englischen übertragen von Dietlind Kaiser; München, Ehrenwirth, 1999, ISBN 3-431-03561-2
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-18 11:11:17 mit dem Titel James Patterson: *Violets are blue*: Auf der Spur der Vampire
Dr. Alex Cross und seine Partner von FBI und Polizei bekommen es diesmal mit einer schier endlosen Serie von Morden zu tun, die offenbar ein Kult von "Vampiren" verübt hat. Diese Vampire verstehen sich als echte Bluttrinker: eine pervertierte Gegenkultur, die sich ihre Opfer unter der ahnungslosen Bevölkerung sucht.
"Violets are blue" ist die direkte Fortsetzung von "Rosenrot, mausetot". Daher findet hier endlich der Showdown zwischen Cross und seinem Gegenspieler, dem Mastermind, statt. Dessen Identät verblüfft und schockiert zugleich.
Handlung
Die Mordserie beginnt in San Francisco, unweit vom Golden Gate Park. Zwei Jogger sind die Opfer. Dem Mann wurden tiefe Bisswunden zugefügt, die, wie man ungläubig feststellt, nur von einem echten Tiger stammen können. Die Frau hängt ausgeblutet kopfüber von einem Baum. Auch sie wurde gebissen - und ausgesaugt. Vampire in Frisco?
Dr. Alex Cross wird hinzugezogen, um mit psychologischen Einsichten einen Beitrag zu leisten. Alex wird per Telefon, kaum in der Stadt angekommen, schon auf dem Handy belästigt: Mastermind, sein Widersacher aus "Rosenrot mausetot", überwacht ihn. Wann wird Cross endlich die Identität des Mastermind lüften? Dessen Nähe lässt ihn jeden Moment eine Kugel erwarten.
In Frisco lernt Alex seine Partnerin beim FBI kennen, die hübsche Jamilla. Der inzwischen wieder unbeweibte Doktor ist auch sehr angetan von ihr, doch da er bislang jede seiner Partnerinnen an Verbrecher verloren hat, lässt er sich auf nichts ein.
Cross' Nachforschungen führen ihn die Westküste hoch zu einem wahren Vampirgelehrten und zu einem Laden, wo man sich verlängerte Eckzähne einsetzen lassen kann. Was so bizarr und lachhaft klingt, schlägt um in (ähem) blutigen Ernst, als plötzliche ausgesaugte Opfer an der Ostküste und in New Orleans gefunden werden. Das FBI tappt noch im Dunkeln, als Cross über eine zeitliche Übereinstimmung stolpert: Stets befand sich ein Zaubererpaar am Ort des Geschehens, das à la Siegfried & Roy mit einem Tiger sein Publikum ergötzte.
Nahe New Orleans haben die beiden Zauberer ihr Hauptquartier aufgeschlagen und feiern Vampirparties. Die Dinge spitzen sich zu, als das FBI die Falle zuschnappen lässt. Cross & Jamilla sowie Kyle Craig von der FBI-Zentrale geraten nun jedoch in der antiken Villa der Zauberer selbst in eine Falle - eine böse Überraschung erwartet sie...
Mein Eindruck
Natürlich ist dies keineswegs das Ende. Vielmehr folgen noch fast 200 Seiten. Das Buch hat genau 116 Kapitel. Jedes liefert nur genau so viel Informationen, dass es den Leser bei der Stange hält. Einerseits treibt dies zwar die Handlung Schritt für Schritt voran und bietet zahlreiche Aha-Effekte. Andererseits entstand bei mir der Eindruck, dass der Autor die relativ dünne Handlung unnötig mit leerer Luft aufpumpt, um den Eindruck von Bedeutung zu erwecken.
Die ersten 350 Seiten kann man daher einfach so weglesen, bis die echten Täter und ihre unsichtbarer Strippenzieher gefasst sind. Dann erst wird das Buch richtig gut: Nun folgt die Konfrontation mit Cross' Nemesis, jenem Superverbrecher, der sich 'Mastermind' (Superhirn) nennt. Als Cross endlich ein Licht aufgeht, ist es für Jamillas Rettung schon fast zu spät...
Unterm Strich
Wer "Rosenrot mausetot" mochte, wird mit "Violets are blue" ein wenig enttäuscht werden, jedenfalls über weite Strecken des Buches, bis endlich die Konfrontation mit Mastermind folgt. Wer Pattersons vielfach erprobte (und bereits kopierte) Masche mit den kurzen Kapiteln mag, wird sich hier zufrieden zurücklehnen können. Und wem sie auf den Wecker geht, sollte einen großen Bogen um jedes Patterson-Buch machen.
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: Violets are blue, 2001; Headline Books 2002, London; 445 Seiten, EU 10,80; ISBN 0-7472-6691-3
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-11-02 14:55:32 mit dem Titel J. A. Phillips: *Überholspur*: Eine geborene Erzählerin
Die Short Stories von Jayne Anne Phillips beschreiben junge Leute um die Dreißig, Leute in einer Übergangsphase. Die preisgekrönte Autorin zeichnet Stimmungen, Bildern, Situationen mit einer Leichtigkeit, als habe sie das schon immer gemacht. Sehr beeindruckend: Die Frau kann wirklich erzählen.
Die Autorin
Mit einem relativ schmalen Werk eroberte sich Jayne Anne Phillips, Jahrgang 1952, Mitte der 80er Jahre einen der vordersten Ränge in der US-Literatur. Mit der beeindruckenden Storysammlung "Das himmlische Tier" und dem Roman "Maschinenträume" über die Vietnamkrieg-Generation erreichte sie auch in Deutschland begeisterte Leser (wie mich).
Sie wuchs in einer Kleinstadt im gebirgigen Bundesstaat West Virginia auf. Nach einem Studium lebte sie in einem Schwarzen-Ghetto in Kalifornien und in Colorado. Anschließend unterrichtete sie am Radcliffe College in Cambridge/Massachusetts. "Maschinenträume" wurde in 14 Sprachen übersetzt. Mit ihrer Familie lebt sie in Boston/Mass.
Stories
Der Band enthält folgende Stories:
Wie Mickey es schaffte
Rayme
Überholspur
Sonnenbarsch
Etwas, das geschehen ist
Blue Moon*
Bess
Jayne Anne Phillips erzählt von jungen Ausbrechern, Wahrsagern, verrückter Liebe, vom Leben einer todkranken Frau. Mein persönlicher Favorit: der innere Monolog einer Schwangeren mit ihrem Ungeborenen in der Geschichte "Sonnenbarsch" - sehr poetische Bilder, die im Kopf bleiben, da sie zu einer bestimmten, definitiven Stimmung gehören.
Mein Eindruck
In ihrer Storysammlung "Überholspur" bleibt J.A. Phillips ihrer größten Stärke treu: der naturalistischen Unmittelbarkeit und robusten Sinnlichkeit ihrer Menschendarstellung (Reich-Ranicki, s.u.). Ob sie Männer oder Frauen, junge oder alte Menschen sprechen lässt, sie trifft immer genau den richtigen Ton. Diese jungen Männer und Frauen um die Dreißig befinden sich in einem seltsamen Schwebezustand, der sie auf träumerische Weise entrückt erscheinen lässt.
Die Krimiautorin Patricia Highsmith meinte dazu: "Wie in den Büchern von Carson McCullers - mit der Miss Phillips verglichen werden kann - spürt man in den beschreibungen der Häuser, Familien und alten Fotos immer wieder das seltsame Gefühl des sechsten Sinns (...) Die Autorin kennt das landleben, den geruch des Sommers, die verschlungenen Wege sexueller Anziehung, ihre Dauer und ihr Vergehen; sie weiß, dass dabei nicht so sehr die Intensität eine Rolle spielt, sondern eher der Zufall."
Marcel Reich-Ranicki schrieb: "Die besten dieser Geschichten und Episoden, dieser finsteren Idyllen und poetischen Situationsbilder verdanken ihren Reiz einem glücklichen gegensatz. Die amerikanische Erzählerin reagiert auf das Leben mit bewundernswerter Unmittelbarkeit mit robuster und zugleich melancholischer Sinnlichkeit. Man kann ihr nachrühmen, was heute Seltenheitswert hat und was man die Unschuld der Wahrnehmung nennen darf.
Doch so jugendlich hier die Welterfahrung, so sicher und reif das schriftstellerische handwerk: J.A. Phillips vertraut der nüchtern registrierenden Beobachtung, ihr gelingt es immer wieder, die realen Umstände, die Details und Nuancen sprechen zu lassen. Die höchst anschauliche Milieuschilderung entsteht wie von selbst. Virtuosität? Nein, denn das Bedürfnis aufzutrumpfen und dem Leser zu imponieren, scheint ihr fremd. Sie kann sich das leisten." Also sprach MRR.
Unterm Strich
Ein Sammlung schöner Stories aus dem Amerika der achtziger Jahre.
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: Fast Lane, 1987; S. Fischer Taschenbuch Verlag 1990, Frankfurt/M.; 192 Seiten, DM 12,80, aus dem US-Englischen von Karin Graf, ISBN 3-506-10172-7
* Die amerikanische Redewendung "under a blue moon" bezeichnet etwas Verrücktes, das geschieht, gedacht oder getan wird, hat also vordergründig nichts mit dem Blues zu tun.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-12-08 18:35:35 mit dem Titel J. Patterson: *Rosenrot mausetot*: Spannender Kampf gegen das Superhirn
Eine Reihe von Banküberfällen und Geiselnahmen hält den Washingtoner Polizei-Psychologen Dr. Alex Cross und das FBI in Atem. Doch jeder, den sie als Verantwortlichen fangen und festnehmen, sagt ihnen: "Sie haben den Falschen erwischt!" Denn der Drahtzieher befindet sich unsichtbar in nächster Nähe der Ermittler.
Der Autor
James Patterson, Jahrgang 1949, ist einer der am effektvollsten erzählenden Krimiautoren der Welt. Seine Romane wurden mittlerweile in 30 Millionen Exemplaren gelesen (besser: verschlungen). Am besten gefallen mir seine Romane um den Washingtoner Polizei-Psychologen Dr. Alex Cross.
Der Sprecher
Ulrich Pleitgen, geboren 1946 in Hannover, erhielt seine Schauspielerausbildung an der Staatl. Hochschule für Musik und Theater in seiner Heimatstadt. Pleitgen wurde nach seinen Bühnenjahren auch mit Film- und Fernsehrollen bekannt. Er hat schon mehrere Hörbücher vorgelesen und versteht es, mit seinem Sprechstil Hochspannung zu erzeugen und wichtige Informationen genau herauszuarbeiten, ohne jedoch übertrieben zu wirken.
Handlung
Eine Reihe von Banküberfällen hält Dr. Alex Cross und das FBI in Atem. Bei den Überfällen finden regelmäßig unschuldige Menschen den Tod, offenbar mit voller Absicht. Die Skrupellosigkeit, Präzision und Brutalität der Ausführung schreiben sie einem "Superhirn" genannten Planer und Leiter zu. Die eigentlichen Ausführenden, die Handlanger, leben meist nicht allzu lange nach ihrer Tat. Das Superhirn ist darauf bedacht, keine Risiken einzugehen. Will sich das Superhirn nur an den Banken für ungerechte Behandlung rächen? Die Ermittler tappen im Dunkeln.
Bis das Superhirn eines Tages seinen größten Coup landet. Mitten in Washington, D.C., lässt er von seinen Handlangern einen Touristenbus entführen. Im Bus befinden sich die Kinder und Gattinnen der Manager einer Versicherung aus Hartford, Connecticut. Das Superhirn fordert 30 Millionen Dollar Lösegeld, zum Teil in Diamanten. Die Übergabe des Geldes artet zu einem demütigenden Katz-und-Maus-Spiel für die FBI-Agenten und Alex Cross. Doch sie haben Glück: Wenig später wird der Touristenbus in Virginia gesichtet, die Geiseln können - oh Wunder! - unverletzt - werden und wenig später sind sogar die Täter in New York City ausgemacht. Was sollte das alles?
Das Superhirn ist leider nicht darunter, doch die geschnappten Cops geben Hinweise auf sein Aussehen und sogar auf seinen Aufenthaltsort. Und so kommt es, dass Alex Cross und seine Polizisten in einer psychiatrischen Anstalt Dienst tun. Nach mehreren Verfolgungsjagden haben sie zwei Verdächtige ausgemacht: Der eine hat die Banken auf dem Kieker, und der andere hat möglicherweise das Ding in Washington, D.C., durchgezogen. Doch sind sie auch das Superhirn? Denn beide behaupten: "Sie haben den Falschen erwischt."
Alex Cross gerät heftig ins Schwitzen, als jemand beginnt, seine Kollegen vom FBI umzubringen, einen nach dem anderen, und alle waren an der Jagd auf das Superhirn beteiligt. Und dies berührt ihn ganz persönlich.
Denn wie stets in Pattersons Romanen um den Polizeipsychologen Dr. Alex Cross spielt auch dessen Privatleben eine bedeutende Rolle. Seine Familie bewahrt Cross praktisch davor durchzudrehen. In dem Vorgänger-Roman hat Cross' Freundin Christine Johnson schwere seelische Schäden davongetragen. Dies führt dazu, dass sie nach ihrer Befreiung und Wiedereingliederung in Job und Familie ihre Beziehung zu Cross nicht aufrechterhalten kann. Die Belastung, die Furcht durch seine Arbeit ist ihr zuviel. Lediglich ihr Sohn Alex junior darf bei ihm bleiben, doch sie selbst verschwindet.
Beim FBI lernt Cross die fähige Agentin Betsey Buccieri kennen, die die Jagd auf das Superhirn leitet, eine ebenso taffe wie humorvolle Frau. Die beiden verlieben sich ineinander, und es ist bewegend mitzuerleben, wie die beiden ihre Beziehung vertiefen. Doch die Serie der Morde an Betseys Kollegen reißt nicht ab, und so kommt, was kommen muss: Alex Cross' schwerste Stunde.
Mein Eindruck
Dieser von der ersten Szene an mit Schockeffekten gespickte Roman endet mit einer Szene, die man sich nur aus Thomas Harris' Hannibal-Romanen vorstellen könnte. Die Sätze kommen daher wie Hammerschläge. Und so bleibt der Leser voll Begierde zu erfahren, wie es weitergeht (in "Violets are blue") - ein echter cliffhanger-Schluss.
Patterson hat seine patentierte Methode, pro Minikapitel nur eine Aussage oder eine Handlung zu schildern, vervollkommnet. In wenigen Minuten erzählt er das, worauf es ankommt. Sicher entsteht dadurch zuweilen der Eindruck, dem Leser würde etwas Wichtiges vorenthalten. Doch dieser Eindruck beruht lediglich auf der Weigerung, die eigene Vorstellungs- und Einfühlungskraft zu aktivieren. Es wäre schon sehr auffällig, wenn Patterson bzw. der von sich selbst berichtende Dr. Cross auf einmal anfangen würde, seine Gefühlswelt zu sezieren und vor unserem gelangweilten Auge auszubreiten.
Dennoch bewirkt diese Erzählmethode eine Art blinden Fleck im Informationsstand des Lesers bzw. der Protagonisten. Ich habe mich mehrmals gefragt: Wenn Cross oder Betsey nur einmal für fünf Minuten nachdenken würden, dann kämen sie bestimmt endlich auf die zündende Idee. Denn an Hinweisen besteht ja kein Mangel. Man kann Cross & Co. lediglich zugutehalten, dass Superhirns Aktionen sie ständig auf Trab und derart unter Stress halten, dass sie nicht zum Nachdenken innehalten können. Auch Cross' Privatleben ist ja nicht ganz stressfrei. Signifikanterweise hat er seinen rettenden Geistesblitz, als er und Betsey eine Art Auszeit nehmen und es sich gut gehen lassen.
Der Sprecher
Ulrich Pleitgen spricht nuancenreich, mit feiner Betonung der wichtigen Satzelemente (etwa Namen) und mit einem Gespür für das richtige Tempo und den nötigen Rhythmus einer Szene. Familien- und Liebesszenen, die Alex Cross selbst erzählt, sind in einem meist heiteren oder gar zärtlichen Ton vorgetragen. Seine Ermittlungen tragen die Handschrift des unbarmherzigen Alltags. Die Verfolgungsjagd nach der Washingtoner Entführung ist atemlos, hastend. Dem steht wieder der überhebliche Monolog des Superhirns gegenüber, das Cross' Aktionen spöttisch verfolgt und so für ahnungsvolle Schauder sorgt. Pleitgens flexibler Vortrag zwingt zum Zuhören. Ich habe die 5 CDs an einem Stück angehört, weil ich einfach nicht warten konnte. Klasse.
Unterm Strich
Ich kann nur sagen, dass mich kaum einer der anderen Cross-Romane derartig bewegt und erschüttert hat wie "Rosenrot mausetot". Die Szenen aus dem Familien- und Liebesleben sind emotional und humorvoll, der Oberschurke unglaublich zynisch, das Finale hingegen packend und hammerhart - genau deshalb wohl, weil man es nicht erwartet.
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: Roses are red, 2000; LübbeAudio 11/2002, Bergisch Gladbach; 356 Minuten auf 5 CDs, EU 29,90, ISBN 3-7857-1225-1
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-12-13 16:19:14 mit dem Titel J. Patterson: *Four blind mice*: Alex Cross' letzter Fall: ein heißes Eisen
Dies ist Pattersons neuester Alex-Cross-Thriller: Vietnam-Veteranen begehen in den USA kaltblütige Auftragsmorde, die dann völlig unschuldigen Armeeangehörigen angehängt werden. Doch wer ist der unbekannte Auftraggeber dieser Morde? Alex Cross findet es erst ganz am Schluss heraus. Es soll sein letzter Fall sein. Aber was für einer!
Der Autor
James Patterson besaß eine Werbeagentur, bevor er sich der Schriftstellerei zuwandte. Er lebt und schreibt heute in Florida. Unter seinen zahlreichen Thrillern finde ich besonders seine Alex-Cross-Romane gelungen: "Denn zum Küssen sind sie da", "Sonne Mord und Sterne", "Rosenrot mausetot", "Violets are blue" und "Wenn Mäuse Katzen jagen". Natürlich ist Alex Cross immer nur so gut wie die Schurken, die er zur Strecke bringt: Gary Soneji, Kyle Craig, Jack & Jill und der Killer, der sich "Casanova" nennt.
Handlung
Wie er schon in "Violets are blue" angekündigt hatte, will Alex Cross nun endgültig den Dienst bei der Polizei von Washington.D.C., quittieren. Er hat ein attraktives Angebot vom Direktor des FBI, Burns, bei der Bundespolizei einzusteigen. Alex freut sich auf mehr Freizeit, die er mit seinen drei Kindern verbringen möchte.
Außerdem scheint er endlich in der Polizistin Jamilla Hughes aus San Francisco die Frau fürs Leben gefunden zu haben. Jedenfalls gibt ihre gemeinsame Liebesnacht in einem opulent ausgestatteten Hotel allen Anlass zu den größten Hoffnungen.
Nur der Gesundheitszustand seiner Großmutter trübt Alex' Zuversicht: Nana neigt neuerdings so Schwäche- und Ohnmachtsanfällen. Sieht ihr gar nicht ähnlich, obwohl sie bereits 82 ist.
Der letzte Fall
Doch da taucht sein alter Freund und Kollege John Sampson auf und bittet Alex um Hilfe. Auf dem Militärstützpunkt Fort Bragg in North Carolina wurden drei Soldatenfrauen brutal mit Messerschnitten und -stichen getötet. Sie wurden mit blauer Farbe angemalt. Wenige Stunden später hatte die Militärpolizei Sampsons Freund, den Oberfeldwebel Ellis Cooper, festgenommen, obwohl er seine Unschuld beteuerte. Man fand die Tatwaffe und Blutspuren der Ermordeten in seinem Haus. Der Staatsanwalt hat leichtes Spiel.
Sampson und Cross gelingt es trotz ihrer Mühe nicht, Cooper aus dem Todestrakt zu holen, in den er nach seiner Verurteilung verlegt worden ist. Cooper wird mittels Giftspritze hingerichtet. Doch die beiden Polizisten stoßen auf mehrere Ungereimtheiten. Warum irgendjemand seine Tatwaffe im eigenen Haus aufbewahren? Kann jemand wirklich so bescheuert sein? Die einzige vernünftige Erklärung: Cooper wurde die Waffe untergeschoben - er ist das Opfer einer Intrige.
Doch wer hätte ein Interesse daran, Cooper hinzuhängen? Sampson und Cooper waren zusammen in Vietnam, um dort zwei "Touren" lang zu dienen. Dabei wurden sie dicke Freunde. Als sich bei ähnlich unschuldig Verurteilten ebenfalls eine Verbindung nach Vorgängen in Vietnam herausstellt, wird Alex Cross gewarnt. Sein Kampf gegen die "graue Wand", mit der sich das Militär umgibt, wird als unerlaubte Schnüffelei empfunden. Zum Glück hat er Rückendeckung vom FBI-Direktor.
Der Horror Vietnams - die geheime Geschichte
Als er auch an der Militärakademie in West Point recherchiert, stößt er auf den Dozenten owen Handler, der in Vietnam mit einer Ranger-Spezialeinheit zu tun hatte. Deren Aufgabe bestand darin, mitten im Krieg hinter den feindlichen Linien unter den Zivilisten terroristische Akte zu begehen, um den Gegner, den Vietcong, einzuschüchtern. Das gelang den Rangern hervorragend. Nur dumm, dass einige dabei ausrasteten und gefallen daran fanden, zu brandschatzen und zu vergewaltigen. Handler und der Chef von Fort Bragg, General Hamilton, mussten weitere Ranger reinschicken, um die "Ausgerasteten" zu eliminieren.
Es sieht für Alex Cross allmählich so aus, als würde solch eine Breinigungseinheit nun auch in den USA operieren. Kaum ist Owen Handler zu ihm ins Auto gestiegen, um zu reden, werden sie unter Beschuss genommen. Cross überlebt die Attacke, Handler nicht. Das war bestimmt kein Zufall.
Cross sagt sich: Nun erst recht. Er spricht mit einem alten Vietnamveteranen, der im Hochsicherheitsgefängnis in Colorado einsitzt - im gleichen Trakt wie Kyle Craig, der FBI-Verräter (vgl. "Violets are blue" und "Roses are red"). Die Informationen von diesem alten Vietnamesen, der für die Amis gekämpft hatte, führen Cross in die vietnamesische Botschaft. Dort findet er in unsortierten Unterlagen zum Vietnamkrieg drei Namen: Colonel Tom Starkey, Captain Brownley Harris und Sergeant Warren 'The Kid' Griffin. Ihr Codename: Three Blind Mice (nach einem alten englischen Kinderreim).
Die drei blinden Mäuse
Im zivilen Leben arbeiten die inzwischen über Fünfzigjährigen als Vertreter für einen deutschen Waffenhersteller (H&K) und führen vorbildliche Ehen, aber in ihrem "Privatleben" führen sie Mordaufträge aus. Dabei gehen sie genauso militärisch-vorsichtig vor wie bei ihren Einsätzen in Vietnam. Im Grunde ist es ihnen völlig egal, wen sie für Geld "ausknipsen", denn die Morde werden stets bestimmten Leuten angehängt. Leuten wie Ellis Cooper. Ihr Verbindungsmann trägt den Codenamen "Foot Soldier". Seltsam nur, dass auch ein geheimer Tippgeber von Alex Cross diesen Decknamen benutzt - die vierte "blinde Maus"?
Es ist ein gelinder Schock für den Leser, mit diesen drei Killern bereits in Kapitel zwei Bekanntschaft machen zu müssen. Noch ist ihr Motiv unklar, aber sie stellen sich als höchst unangenehme und gefährliche Zeitgenossen heraus. Auf einer ihrer Killertouren - nach der Pflicht kommt die Kür - ermorden sie ein komplettes Bordell mit Vietnamesinnen. Die "drei blinden Mäuse" sprechen fließend vietnamesisch. Solche Szenen machen das Buch wenig geeignet für Leser mit schwachem Magen.
Showdowns
Nach einem ersten Showdown, bei dem Alex Cross mit knapper Not überlebt, kommt es zu einem zweiten. Denn wer ist der Auftraggeber der Mordserie, wer ist die vierte "blinde Maus"?
Mein Eindruck
Wie man schon der knappen Inhaltsangabe entnehmen kann, ist Patterson wieder ein hammerharter Thriller gelungen, der es mit seinen besten Werken aufnehmen kann. Manche Szenen gehen wirklich an die Nieren. Und das sind bestimmt nicht Sampsons und Cross' erotische Liebesszenen. Die drei Killer auf der Menschenjagd zu begleiten, ist nicht jedermanns Sache.
Fein dosierte Spannung
Wieder gelingt es dem Autor, das Wissen des Lesers so fein zu dosieren, dass genau die größte Spannung erzeugt wird, aber auch die größten Befürchtungen. So meint man jederzeit einen Feuerüberfall auf Sampsons und Cross' Geliebte erwarten zu müssen. Und tatsächlich: Am hellichten Tag eröffnen unbekannte Killer das Feuer auf das Haus von Alex Cross' Familie. Mitten in Washington, D.C. Man kommt sich vor wie in einem Kriegsgebiet.
Der Vietnamkrieg ist nach Hause gekommen - das ist die Botschaft, die uns Patterson überbringt. Und die Amerikaner haben durch den Todesschützen von Washington und Umgebung spüren müssen, dass auch heimgekehrte Golfkriegs- und Afghanistan-Veteranen lebende Zeitbomben darstellen.
An nichts hat mich dieses Buch so erinnert wie an die Vietnamthriller von Peter Straub (Koko" und "Der Schlund") und von Eric Van Lustbader ("Schwarzes Herz" und fast jeder andere Roman bis 1990). Denn Patterson wirft natürlich ein Schlaglicht auf die geheime Geschichte dieses besonders schmutzigen Krieges (nun ja: alle Kriege sind schmutzig). Auf die Massaker an Zivilisten, begangen von regulären US-Soldaten. Finstere Symbole fehlen nicht.
Apokalypse bitte jetzt
Und dass es diese Aufträge ebenso wenig gegeben hat wie diese Soldaten, dürfte wohl klar sein. Denn genau dies sagt ja bereits Martin Sheens Auftraggeber in "Apocalypse Now". Diesen Film kennt auch einer der "drei blinden Mäuse". Der Geruch von frischem Blut und Kordit ist "besser als der Geruch von Napalm am Morgen" (ein berühmt-berüchtigter Spruch aus dem Film, gesagt von Robert Duvall; Seite 112).
Pattersons streut noch weit mehr Filmhinweise ein: auf Hitchcocks "Rear Window", "A Beautiful Mind", "Dead Man Walking" und auf den unvermeidlichen Dr. Hannibal Lecter. Dieser habe es inzwischen zu angemessenem Ruhm als elegantes Ungeheuer mit Geschmack gebracht. Hier hält der Autor dem Leser den Spiegel vor. Auch Tom Clancy bekommt sein Fett weg. Und an manchen Stellen in Fort Bragg erinnert der Roman an einen Militärthriller von Joseph Finder ("High Crimes").
Wer ist Jack Ryan?
Clancys Begeisterung für Geheimdienst- und Militärikonen à la Jack Ryan scheint Patterson mit Argwohn zu betrachten. Denn es ist schließlich auch General Hamilton aus Ft. Bragg, der Dreck am Stecken hat: Er sollte eigentlich in den Generalstab der vereinten Streitkräfte aufrücken. Aus dieser quasi-politischen Karriere wird nichts mehr. Die "vierte blinde Maus" kommt ihm in die Quere. An manchen Stellen wird Pattersons Roman sehr ironisch.
Unterm Strich
Der deutsche Leser kann diesen Roman wohl unbefangener lesen als der US-Leser. Uns interessiert in erster Linie die spannende Handlung, die einen an den Fingernägeln kauen lässt. Sie aufgelockert nur durch Cross' und Sampsons Liebeserlebnisse und Cross' Sorge um seine Oma.
Allerdings könnte man sich auch hierzulande sorgen, wenn man bedenkt, dass unser mächtigster NATO-Partner durchaus auf äußerst fragwürdige Militärmitteln zurückzugreifen bereit ist (nicht nur unter Nixon). Erst vor wenigen Tagen wurden die NATO-Partner von den USA um Beistand gegen den Irak gebeten, obwohl Saddam Hussein niemanden angegriffen hat.
Vom amerikanischen Leser - zumal von Militärangehörigen - könnte der Roman hingegen als Affront aufgefasst werden. Veteranen als bezahlte Killer und Psychopathen? Ehrenhafte Generäle als Auftraggeber geheimer Terrorismusaktionen in Vietnam? Vertuschungsaktionen in der Militärgerichtsbarkeit? Herrje, was denn noch alles?!
Wie man sieht, hat der ehemalige Werbefachmann Patterson wieder ein heißes Eisen angepackt. Und seine Erzählkunst ist so gut (oder so schlecht, je nach Standpunkt) wie eh und je. Jedenfalls im Original...
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: Headline 11/2002, London; 309 Seiten, UK 10,95, ISBN 0-7472-7433-9
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-01-17 18:04:16 mit dem Titel Diana L. Paxson: *Die Herrin vom See (Artor #1)*: Eigenwillige Artus-Variante
Artus-Trilogien gibt es inzwischen wie Sand am Meer. Die ehemalige Mitarbeiterin von Marion Zimmer Bradley liefert eine der besseren ab, erinnert dabei aber schwer an *Die Nebel von Avalon*. Der Verlag hat die Bücher gediegen ausgestattet. Es gibt sie ab Februar 2003 auch als preisgünstiges Taschenbuch.
Handlung
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*Die Herrin vom See* erzählt die Vorgeschichte der Artus-Legende, also die rund 50 Jahre vor seiner Bestätigung als der prophezeite König und Retter Britanniens. Die Fortsetzung mit dem Titel "Die Herrin der Raben" schildert Artus' Jahre bis zum entscheidenden Sieg gegen die Sachsen am Mount Badon. Die Zeit ist das stürmische 5. Jahrhundert nach Christus.
Nach dem Abzug der römischen Truppen findet sich in der Ex-Provinz Britannia eine bunt gemischtes Volk den Angriffen und Plünderungen der irischen Piraten und der piktischen Stäme aus dem schottischen Hochland jenseits der zwei Wälle von Hadrian und Antoninus ausgesetzt. Hinzukommt, dass es nach dem Tod des letzten legitimen Kaisers zwei Parteien gibt, die Anspruch auf die Herrschaft anmelden. Da ist Ambrosius Aurelianus mit seinem später wichtigen Bruder Uther Pendragon (Artus' Vater), sie weilen aber im benachbarten Gallien. Und da ist Vitalinus Vor-Tigern, der sich Oberkönig nennen lässt.
Vitalinus macht notgedrungen – oder aus der römischen Gewohnheit heraus, kämpfen zu lassen statt selbst zu kämpfen – einen schweren Fehler: Er holt sächsische, also germanische Krieger ins Land. Ihr Anführer ist Hengest. Da die Pikten und Skoten keine Ruhe geben, muss Vitalinus immer weitere Sachsen, ja sogar Angeln, Jüten und Friesen ins Land lassen. Nachdem sein Gold alle ist, wollen sie sich mit britannischem Land für ihre Soldatendienste bezahlen lassen.
Als auch diese Zugeständnisse nicht mehr ausreichen, nehmen sich die Germanen, was sie wollen. Bei einer feierlichen Versammlung zwecks Friedensschluss ermorden sie alle Fürsten der Briten und stürmen das Land bis weit in den Westen. Was kann das einst glorreiche, blühende Britannien jetzt noch retten?
Ambrosius Aurelianus erweist sich als zu schwach, um die Sachsen zu jagen, und so kommt es zu einer grotesken Lage, die an die Berliner Mauer erinnert: Eine befestigte Grenze zieht sich quer durchs Land, von Norden bis Süden; im Osten setzen sich die Germanen fest, im Westen leisten die Briten Widerstand. Das kann natürlich nicht ewig so weitergehen, und so spielen bald wenige Männer – und Frauen! – eine entscheidende Rolle.
Die weibliche Linie der Magie
Aus ihrer Urheimat am Schwarzen Meer, aus der römischen Provinz Dacia, haben die alten Priesterinnen ein mächtiges Schwert mitgebracht, das uns gemeinhin als Excalibur bekannt ist, im Buch aber keinen Namen trägt. Jedenfalls wohnt ihm ein Gott des Krieges inne. Vor Missbrauch behütet und gepflegt wird das Schwert von den Priesterinnen auf der abgelegenen Insel der Maiden (= Avalon), die im Lake District liegt.
Die lange Linie der zaubermächtigen Priesterinnen des Schwertes reicht bis hinab zu Igraine, der Mutter des Knaben Artus, und zu ihrer Tochter Morgause, die in allen Artus-Romanen vor "Nebel von Avalon" als Hexe Morgaine so schlecht wegkam.
Merlin, der Seher Britanniens
Von einer Angehörigen dieses Geschlechts stammt auch der junge Ambros ab, der später unter dem Spitznamen "Merlin" bekannt wurde. Sein Vater war einer der Ureinwohner aus den Wäldern, ein sogenannter Wilder Mann.
Da sich aber seine Mutter Madrun nicht an diese sicher nicht besonders ruhmreiche Episode erinnern kann/mag, kriegt sie später erhebliche Probleme: Merlin sieht wegen seines dichten Haarwuchses aus wie ein Kind des Teufels – man will ihn sogar töten lassen. Dies verhindert er durch seine besondere Sehergabe. Auch dem König, Vor-Tigern Vitalinus, hilft er durch Weissagung. In der Merlin-Verfilmung kämpfen zwei Drachen in den Lüften über Vortigerns immer wieder einstürzender Burg (= Königreich Britannien): ein weißer (= Germanen) und ein roter(= Briten). Der weiße Drache gewinnt.
Artus, der Verteidiger Britanniens
Merlin sagt ebenso wie der Gott im Schwert die Geburt eines mächtigen Kriegers voraus, das Kind von Uther Pendragon und der Zauberin Igraine: Artus. Dumm nur, dass Igraine noch verheiratet ist und zwar mit dem Fürsten von Cornwall, der Pendragon nicht als Oberherrn anerkennt. Genau: Das wird noch eine ganz üble Geschichte. Sie soll hier aber nicht verraten werden. Das Buch endet wie gesagt mit der Szene, als Artus das Schwert aus dem Stein zieht.
Fazit
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Diese Erzählung ist durchaus spannend, lebhaft und bewegend erzählt, ja stellenweise sogar komisch (besonders wenn der junge Merlin auftritt). Dennoch sollte man sie möglichst zügig durchlesen, denn sonst kann man sich nicht mehr an die vielen römischen und germanischen Namen von Leuten, Orten und Titeln erinnern. Ein Glossar, Ortsverzeichnis, Stammbäume und eine historische Karte Britanniens im 5. Jahrhundert runden den Band hilfreich ab. Das Glossar hilft, aber das Nachschlagen ist mühsam.
Das Nachwort von Redakteur und Herausgeber "Dr. Fantasy" Helmut W. Pesch befasst sich mit dem Thema "König Artus – Legende und Wirklichkeit". Er macht deutlich, wie ungesichert die Nachrichtenlage von den Chronisten jener längst vergangenen Zeit ist und wie viele selbst ernannte "Fachleute" sich die abstrusesten Theorien erlauben. Allerdings bewertet er nicht Paxsons Versuch der Artus-Darstellung.
Diana Paxson ist eine versierte Kennerin der Historie jener Zeit. Ihre neuheidnische Einstellung lässt sie eine kritische Haltung zum aufkommenden Christentum einnehmen: die Mönche kommen meist schlecht weg. Sie versteht die Mentalität der Leute, die sich im Umbruch zwischen verschwindenden heidnischen Bräuchen und aufkommendem christlichem Glauben oder vielmehr Aberglauben befinden. Paxson macht sehr deutlich, dass die alte Religion, für die Avalon steht, in Händen der Frauen lag, das Christentum aber in Händen von Männern, die fast nur Schlechtes über Frauen zu sagen wussten. Der Leser muss selbst seinen Standpunkt suchen. Atheisten haben es leichter, sich auf die Seite der Autorin zu schlagen.
Michael Matzer © 2003ff
Info: The hallowed isle: Book one: The Book of the sword, 1999; Bastei-Lübbe 2/2003, Bergisch Gladbach; 303 Seiten, EU 6,90, aus dem US-Englischen übertragen von Michael Krug; ISBN 3-404-20456-5
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-01-17 18:18:34 mit dem Titel Diana L. Paxson: *Die Herrin der Raben*: Im Krieg und in der Liebe...
Dies ist die direkte Fortsetzung von "Die Herrin vom See", dem ausgezeichneten Startband von Diana Paxsons Artor-Zyklus. Paxson erzählt historisch annähernd zutreffend, mit Tempo und dennoch einem mystischen
Hintergrund, der auch Fantasyfreunde anspricht. Trat in Band 1 Merlin als Zauberer auf (und auch in Band 2 ab und zu), so steht zunächst im zweiten Band die dänische Hexe Haedwig im Mittelpunkt.
Haedwig dient dem nordischen Obergott Woden (Wotan). Ihm ist der heilige Speer Gungnir geweiht, den sie geerbt hat. Der Speer ist der Widerpart zu Artors magischem Schwert (Excalibur), das ihm von der "Herrin vom See" übergeben worden war und mit dem er die in Britannien eindringenden Sachsen wiederholt besiegt.
Der Originaltitel des Buches lautet daher folgerichtig "The book of the spear". Der erste Band hieß "The book of the sword". Beide gehören zum vierbändigen Zyklus "The hallowed isle" (die geheiligte Insel). Mit der "Herrin der Raben" des Titels ist übrigens die Göttin der Schlacht gemeint.
Handlung
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Die Bewohner von Jütland sehen ihr Land Ende des fünften Jahrhunderts buchstäblich untergehen: Das Meer steigt, Stürme toben, Flüsse überschwemmen die sonst so fruchtbaren Felder. Als Hengests Sohn Octha sie auffordert, mit ihm nach Britannien zu segeln, um Land zu erobern. Dort sind bereits die Sachsen und die Angeln sesshaft geworden, und der Jüte Hengest, Octhas Vater, hat sich in Kent als König fein eingerichtet.
Octhas Sohn Oesc folgt seinem Vater und nimmt schon bald an einer Schlacht in St. Albans teil, in der sein Vater stirbt. Mit dessen Kopf kann Oesc zu Hengest entkommen, wo ihn die Heilerin Haedwig wieder gesundpflegt. Unter Führung des Halb-Sachsen Cederic stellen sich im nächsten Frühjahr die vereinten Sachsen und Jüten den britischen verteidigern Englands zur Schlacht. Nun wird Oesc gefangengenommen und in Artors Tross als Geisel festgehalten, um das Wohlverhalten Hengests zu garantieren.
Nach einer Weile freundet sich Oesc zusammen mit anderen Geiseln mit Artor an, ganz einfach, weil dies der interessanteste junge Mann in England ist. (Und einen Zauberer hat er auch: Merlin.) Als sie in Londinium in eine Straßenschlägerei geraten, steht Oesc Artor treu zur Seite. Er erkennt, dass ihn mit dem König mehr verbindet, als er geglaubt hat. Sie beide müssen sich mit einem schweren Erbe auseinandersetzen: Artor mit seiner etwas zweifelhaften Herkunft und den politischen Querelen unter den britischen Fürsten; Oesc mit der Nachfolge Hengests und den Streitigkeiten mit den angel-sächsisch-jütischen Häuptlingen.
So erwächst zwischen beiden Respekt und Freundschaft. Doch es kommt, wie es kommen muss: Eines Tages stehen sich die beiden jungen Führer auf unterschiedlichen Seiten einer Schlachtordnung gegenüber. In der Schlacht von Mount Badon treffen Artors Schwert und Wodens Speer aufeinander.
Mein Eindruck
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Schon von der ersten Seite an hat mich dieses Buch in seinen Bann geschlagen. Es beginnt im Prolog mit dem größten Zusammenhang überhaupt, dem Anfang des Universums und führt dann langsam über die Schaffung des heiligen Speers bis zur Rolle Wodens, des Obergottes, in der ganzen Handlung.
Der Blickpunkt des Lesers bleibt stets nah dran an den Figuren: an Oesc, Haedwig, Artor und den anderen, und verliert sie nicht aus den Augen. Der Überblick bleibt gewahrt und somit auch das Verständnis des Geschehens. Durchgehend begleiten wir Oesc auf seinem schicksalhaften Weg hin zum Mount Badon, nachdem ihm Briten seine geliebte Frau Rigana und seinen Sohn Eormenric entführt hatten. Das gemahnt ein wenig an den Krieg um Troja, nur dass die Auseinandersetzung diesmal nicht zehn Jahre, sondern "nur" ein paar Monate dauerte und in einer für beide Seiten verlustreichen Schlacht endete.
Die Autorin delektiert sich nicht an den blutigen Einzelheiten einer Schlacht, sondern schildert lediglich das Grauen danach – das genügt auch vollkommen, um einem den Magen umzudrehen. Artors Schlachten werden ihm stets aufgezwungen, etwa durch Überfälle der schottischen Pikten. Daher sind sie nicht eine besondere Action-Zutat, um den Roman aufzupeppen, sondern einfach Tagesgeschäft beim Regieren. In ihnen erweist sich Artor neben seinem Mentor Merlin als ein ganz besonderer Herrscher, als ein Nachfolger der römischen Tradition nämlich.
Am faszinierendsten fand ich jedoch nicht Schlachtengemälde, die es in der Fantasy im Dutzend billiger gibt, sondern die begegnung mit fremdartigen Sitten und Gebräuchen der höchst unterschiedlichen Völkerschaften, die im 5. Jahrhundert in Britannien anzutreffen sind.
Während die Briten auf das uralte keltische und dann das römische Erbe zurückblicken, bringen die Angeln, Jüten und Sachsen ihre nordisch-germanische Götter- und Sagenwelt mit. Demzufolge feiern sie ihre Festtage wie etwa Beltene oder Jul auf andere, althergebrachte Weise, meist mit Tieropfern.
Der bretonische Ritter Bediver hingegen ist vollkommen christianisiert. Ihn sollten eigentlich diese heidnischen Bräuche, wie Königin Morgause sie verkörpert, abstoßen. Dennoch versagt er es sich nicht, den festlichen Abend in den Armen einer schottischen Maid zu beschließen – und sein Kind ein Jahr später anzuerkennen. Schließlich bekommt man nicht jeden Tag einen Sohn geschenkt.
Hilfreiches Beiwerk
Ein Glossar, Ortsverzeichnis, Stammbäume und eine historische Karte Britanniens im 5. Jahrhundert runden den Band hilfreich ab. Eine Einführung gab Herausgeber Pesch schon im 1. Band. Die Übersetzung ist übrigens ganz hervorragend und ahmt das altertümliche Raunen des Originals ausgezeichnet nach – auch wenn dies nicht jedermanns Sache ist.
Kurios am Rande: Auch die Nibelungensage um König Gunther und Etzel, den Hunnenkönig, wird erwähnt. Das wundert nicht, denn Paxson hat selbst eine Version der Nibelungensage geschrieben: "Die Töchter der Nibelungen" (1997). Hier macht die Autorin also Werbung in eigener Sache.
Die Autorin
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Diana L. Paxson war zu Lebzeiten Marion Zimmer Bradleys deren engste Mitarbeiterin sowie die Co-Autorin der "Avalon"-Romane. In ihren eigenen Büchern verbindet Paxson genaue historische Recherche mit Elementen aus Mythos und Sage. Als eine der führenden Vertreterinnen der neo-heidnischen Bewegung in den USA zeigt sie dabei ein besonderes Interesse für die paganen Religionen der Spätantike (so etwa das 5. Jahrhundert) und des Mittelalters: Sie kennt die alten Göttinnen und Götter nicht nur aus Büchern, sondern möglicherweise auch aus eigenem Erleben, etwa von Besuchen an deren Tempeln und Altären. Mehrere genaue Beschreíbungen solcher Orte in ihrem Artor-Zyklus sprechen dafür.
Michael Matzer © 2003ff
Info: The hallowed isle: Book two: The Book of the spear, 1999; Lübbe 2000, Bergisch Gladbach; 287 Seiten, DM 29,80, aus dem US-Englischen übertragen von Michael Krug; ISBN 3-7857-2041-6
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-01-20 12:46:33 mit dem Titel Diana L. Paxson: *Die Herrin von Camelot*: Ein Land zwischen Gral, Gedeih und Verderb
Dies ist die direkte Fortsetzung von "Die Herrin der Raben", dem spannenden 2. Band von Diana Paxsons Artor-Zyklus. Paxson erzählt historisch annähernd zutreffend, mit Tempo und dennoch einem mystischen Hintergrund, der auch Fantasyfreunde anspricht.
In den Romanen um die geheiligte Insel geht es einerseits um die Insel Britannien nach dem Abzug der Römer, andererseits um die "Insel der Maiden", eine Schule von Priesterinnen der alten Religion, also ein zweites Avalon.
Hintergrund: Vier heilige Objekte
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Die vier Bücher des Artor-Zyklus von Diana Paxson orientieren sich an den vier heiligen Gegenständen der irisch-keltischen Sagenwelt. Nach dem Speer und dem Schwert ist nun der Kessel dran, der Stein* wird den Zyklus abschließen. Der Kessel ist der Göttin Ceridwen gewidmet, die für Fruchtbarkeit und alles was damit zusammenhängt, zuständig ist. (Daher beginnt das Buch mit der Geburt Mordreds, Artus' Schwestersohn. Er wird im Buch Medrod genannt.)
Mit Ceridwens Kessel hat es eine besondere Bewandtnis: Während er natürlich alle im Überfluss ernährt, so unterscheidet er doch laut Sage zwischen tapferen und treuen Männern und Feiglingen. Über diese Erkenntnis hinaus kann er weitere Fähigkeiten verleihen, wie etwa das Zweite Gesicht. Wie alle Geschenke, die die Götter den Menschen machen, ist auch dieses zweischneidig und sollte klug verwendet werden.
Natürlich verbirgt sich hinter den Legenden um den Kessel die Sage um den Heiligen Gral, die fast 700 Jahre später von christlichen Hofdichtern zu einer Art ritterlichem Kreuzzug umgedichtet wurden. Diesen Hintergrund erhellt Herausgeber Helmut Peschs gelehrtes Nachwort optimal.
Handlung
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Die Fürsten Britanniens haben die eingedrungenen Sachsen unter Artors Führung zurückgeschlagen (Buch 2: "Die Herrin der Raben") und träumen von einer Wiederkehr vergangener glorreicher Zeiten im Zeichen des Friedens. Doch auch das Gedeihen will erst verdient sein.
Aber in den Herzen und Erinnerungen der klugen und stolzen Frauen der alten britischen Stämme, etwa in Igraine und ihrer Tochter Morgause, lebt die Macht der einen Göttin weiter, die einst Britannien beherrschte. Igraine lebt nun auf der Insel der Maiden im nordenglischen Lake District, eine Art Avalon. Morgause ist Königin in Edinburgh und bekommt an Beltene (1. Mai) ihr fünftes Kind: Medrod ist von ihrem Bruder Artor, empfangen während des letzten Samhain-Festes (1. November).
Nun verkündet König Artor, dass die Waffen des Krieges schweigen sollen, und ruft seine Mutter Igraine, die Herrin vom See, auf, den Kessel der Göttin zu beschwören, um dem Land Frieden und Fruchtbarkeit zu bringen, d.h. in erster Linie natürlich auch einen Erben für den Thron.
Igraine hat mittlerweile für ihn eine Braut auserkoren: Gwendivar, die Tochter König Leodegranus' von Südwales. (In anderen Legenden stammt sie aus Irland und ist Christin.) Die Elfen haben ihr das Zweite Gesicht verliehen. Fortan hat Gwendivar eine Vorliebe für Quellen und Teiche, wo die Elfen zu finden sind (auch auch die Göttin).
Die Hohepriesterin Igraine hat erkannt, dass ihre Tochter Morgause, Artors Schwester, ein tödliches Geheimnis verbirgt: Die Königin wird von Machthunger verzehrt. Als Igraine ihr aufgrund ihrer sittlichen Unreife die Nachfolge als Priesterin der Göttin verweigert, auf das Morgause von Geburts wegen Anspruch erhebt, wendet diese sich der verbotenen Magie der Pikten in den schottischen Highlands zu.
Diese soll ihr dazu dienen, eine Waffe zu schmieden, die Artor und sein Reich vernichten wird: Ihr Werkzeug ist Medrod, ihr jüngster Sohn.
Die einzige Hoffnung für das Land Britannien liegt in der jungen Prinzessin Gwendivar (= Guinevere, der "weiße Geist"). Aufgewachsen auf einem heiligen Hügel in Somerset, der "Insel aus Glas", wird sie zur entfernten Schülerin Igraines, der Herrin vom See, obwohl sie selbst nie auf der 'Insel der Maiden' wohnt. Sie wurde von ihr dazu bestimmt, Artors Frau zu werden. Doch kann sie auch rechtzeitig lernen, ihre eigenen Kräfte nutzbringend einzusetzen? Denn die Männer betrachten die Hochkönigin als Verkörperung der Göttin.
Als Gwendivars Nachwuchs aufgrund Artus' Impotenz aubleibt, wendet sich das Blatt: Seuchen, Stürme und Hunger bringen Unheil übers Land. Nur der Kessel der Fruchtbarkeit und des Heils kann helfen, der "Gral". Doch schon nach seinem ersten Einsatz wird er von Morgause geraubt: Was wird die boshafte Zauberin mit dem heiligen Gefäß machen?
Mein Eindruck
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Wen diese Handlung nun schwer an "Die Nebel von Avalon" erinnert, liegt keineswegs falsch. Der einzige Unterschied liegt im Fehlen von dessen Hauptfigur Morgaine. Diese geht zum Teil in Morgause auf, etwa als Artors Mutter und Schwester. Ein weiterer Unterschied liegt darin, dass Guineveres Kinderlosigkeit nicht auf auf einem Fluch beruht, sondern auf Artus' Impotenz – diese wiederum wurde von Morgause psychologisch 'geschickt' herbeigeführt. Doch seltsamerweise kann Guinevere auch durch andere Männer nicht geschwängert werden, und das wird eben nicht erklärt. Das gleiche gilt für Morgauses unerklärliche Unfruchtbarkeit, nachdem sie immerhin fünf Söhne geboren hat.
Der Action-Fan hat es schon gemerkt: Dieser Band der Tetralogie dreht sich fast nur um Frauen, um die Fortpflanzung, um Sex. Entsprechend erotische Szenen schildert Paxson, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Wer also nicht an Bett-Action interessiert ist, der kommt diesmal nicht auf seine Kosten. Es gibt nur ganz kurz eine gute Szene, als Artor seine entführte Gwendivar wieder zurückerobert und die Iren Mores lehrt.
Schwächen
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Mich beschlich bei der oder anderen Szene ein ungutes gefühl. Das häufte sich, je mehr sich die Handlung dem Schluss des Bandes näherte. Zunehmend fehlen, wie erwähnt, Erklärungen, zumindest rationale, die auf Ursache-Wirkung-Ketten basieren. Vielmehr treten an deren Stelle mystische, um nicht zu sagen metaphysische Kräfte, die auf das Geschehen Einfluss nehmen, auch wenn sie nicht einmal erwähnt werden.
Auch die Versöhnung zwischen Morgause und ihrer Mutter Igraine kommt etwas unerklärt. Hier setzt die Autorin ein wenig viel Gutgläubigkeit im Leser voraus.
Auch Medrod taucht am Schluss überhaupt nicht mehr auf. Okay, er ist erst 13 Jahre alt und hat gerade seinen ersten Sex hinter sich, da wird er nicht gleich als Raubritter durch die Lande ziehen. Unter der Fuchtel seiner Mutter sowieso nicht. Offenbar hat die Autorin die Medrod-Szenen für den letzten Band aufgespart. Dann hätte sie aber wenigstens einen Cliffhanger-Schluss anfügen können. Davon findet sich in diesem Buch jedoch keine Spur. Es herrscht Friede, Freude, Eierkuchen.
Die Autorin
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Diana L. Paxson war zu Lebzeiten Marion Zimmer Bradleys deren engste Mitarbeiterin sowie die Co-Autorin der "Avalon"-Romane. In ihren eigenen Büchern verbindet Paxson genaue historische Recherche mit Elementen aus Mythos und Sage. Als eine der führenden Vertreterinnen der neo-heidnischen Bewegung in den USA zeigt sie dabei ein besonderes Interesse für die paganen Religionen der Spätantike (so etwa das 5. Jahrhundert) und des Mittelalters: Sie kennt die alten Göttinnen und Götter nicht nur aus Büchern, sondern möglicherweise auch aus eigenem Erleben, etwa von Besuchen an deren Tempeln und Altären. Mehrere genaue Beschreíbungen solcher Orte in ihrem Artor-Zyklus sprechen dafür.
* Der historisch Interessierte sollte in seiner Enzyklopädie (oder bei wissen.de) mal unter dem Stichwort "Stone of Scone" oder "Jakobssitz/-stein" nachschlagen. Es handelt sich hierbei um den uralten heiligen Steinthron, auf dem Schottlands Könige und Königinnen gesalbt wurden. Die Engländer raubten den Stein nach Schottlands Unterwerfung und verbargen ihn in der Westminster-Kathedrale. Heute befindet sich der Stein, so Helmut Pesch im Nachwort, wird in Schottland. Theoretisch könnte Schottland wieder ein Königreich werden...
Michael Matzer © 2003ff
Info: The Hallowed Isle: Book Three: The Book of the Cauldron, 1999; Lübbe 2002, Bergisch Gladbach; 278 Seiten, EU 17,00, aus dem US-Englischen übertragen von Michael Krug, Nachwort von Helmut Pesch; ISBN 3-7857-2062-9
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-02-03 10:03:08 mit dem Titel Tim Powers: *Die Tore zu Anubis' Reich *: Zickzacklauf in der Zeit
Diese seltsame Mischung aus Zeitreise, mystischer Fantasy, Alternativwelt und viktorianischer Räuberpistole läutete die allzu kurze Ära des sogenannten "Steampunk" Mitte der 80er Jahre ein.
Ihre Hauptvertreter sind Powers und seine Busenfreunde K.W. Jeter (es gibt eine "Jeter Lane" in diesem Roman) und James Blaylock. Steampunk war eine Art Cyberpunk, dessen Handlung in der Zeit der Dampfeisenbahn stattfand, meist in Merry Old England. Diese Art Cyberpunk hatte aber herzlich wenig mit Computern am Hut (außer in "Die Differenzmaschine" von W. Gibson/B. Sterling) – die Absonderlichkeiten fanden eher auf der Ebene mittelalterlicher Alchimie statt: Homunculi, Experimente mit Körper und Psyche, Telefon per magischer Lichtübertragung, Werwölfe, versteinerte Frauen usw. – ein Panoptikum, das dieses Literaturgenre mit Leben ausstattete und zur Kulisse erhob.
Handlung
So auch in "The Anubis Gates". Schauplatz ist meistens das London der Romantik um 1810 – hier wirken Coleridge und, wenn er nicht gerade für die griechische Freiheit kämpft, Lord Byron. Professor Brendan Doyle aus unserer Zeit sind sie alle geläufig. Doch seine Spezialität ist ein fast unbekannter Dichter namens William Ashless. Er hätte nicht gedacht, daß er selbst Ashbless werden könnte, als er zusagte, bei einer Zeitexpedition eines reichen Unternehmers und Spekulanten mitzumachen. Er lernt zwar Coleridge kennen, wird aber von Zigeunern entführt, bevor er planmäßig wieder in unsere Zeit zurückkehren kann. Der Anführer der Zigeuner ist ein Magier namens Romany, der im Auftrag seines geheimnisvollen ägyptischen Meisters daran arbeitet, die britische Regierung zu stürzen und einen Golem auf den Thron zu setzen, der – von wem wohl? – ferngesteuert wird.
Nachdem Doyle den Klauen Romanys entkommen ist, macht er intensive Bekanntschaft mit der Londoner Bettlerschaft. Die ist in zwei Banden gespalten, wobei die schlimmere mit Romany zusammenarbeitet. Zum Glück landet Doyle bei der anderen, wo ihm ein junger Mann dabei hilft, wieder auf die Beine zu kommen und einen ehrlichen Job als Bettler zu erhalten. De weiterlesen schließen -
TOD ist auch nur ein Zustand
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Auf der Scheibenwelt, die von 4 Elefantengestützt, auf dem Rücken einer Schildkröte durchs All getragen wird, muss man immer mit Überraschungen rechnen und wer schon öfters einen Roman von Terry Pratchetts abgedrehter Scheibenwelt gelesen hat, wundert sich eigentlich über gar nichts mehr.
Der Roman „Gevatter Tod“ macht hier keine Ausnahme, er ist voll von komischen und bizarren Figuren und deren abgedrehten Geschichten. Wie der Name schon vermuten lässt, ist dieser Roman TOD gewidmet, der in fast allen Scheibenwelt Romanen seinen kurzen Auftritt hat und den man immer daran erkennt das er mit Grabesstimme und in GROSSBUCHSTABEN spricht.
Auch der TOD ist nur ein Mensch (hehe oder versucht zumindest menschliche Züge anzunehmen) und wenn man Jahrtausendelang mit „Seelen sammeln“ beschäftigt war, hat man einfach mal die Schnauze voll und will mal etwas anderes machen und so beschließt TOD sich einen Lehrling zu nehmen um sich seinen „menschlichen Studien widmen zu können.
Seine Wahl fällt auf Mort, den Sohn eines Bauern, der froh ist seinen Sohn loszuwerden, denn Mort gehört nicht zu denen die man als Intelligent bezeichnen würde und auch sein Aussehen ist nicht gerade förderlich um das andere Geschlecht in entzücken ausbrechen zu lassen. Sein Vater sieht deshalb keine Chance das Mort einmal den Hof weiterführen könnte und ist deshalb sehr glücklich ihn in die Lehre zu TOD schicken zu können.
Nach kurzer Einarbeitungszeit glaubt TOD, das Mort nun soweit sei und schickt ihn alleine los. Als er dann Prinzessin Keli „einsammeln“ soll, passiert ihm allerdings ein kleines Missgeschick und tötet stattdessen den Attentäter. Mort macht sich darüber nicht viele Gedanken und außerdem sieht die Prinzessin ja auch wunderschön aus, so das er sich sofort in sie verliebt. Er kann ja auch nicht ahnen das er damit die normale Realität verändert hat und durch seine Versuche Prinzessin Keli zu retten, macht er alles nur immer schlimmer. Dank seiner mäßig ausgeprägten Intelligenz merkt er auch nicht, das er sich immer mehr TOD anpasst (er geht durch Mauern, wird von Armbrustpfeilen durchbohrt ohne Verletzt zu werden und fängt an in GROSSBUCHSTABEN zu reden).
Von diesem ganzen Chaos bekommt TOD nichts mit, den er ist Angeln gegangen, versucht sich zu betrinken und auch seine Jobsuche gestaltet sich schwieriger als er sich das Vorgestellt hat, so das er eine Stelle als Koch annehmen muss, nachdem er die gewünschte Stelle in der Landwirtschaft nicht bekommen hat, obwohl er doch „ Erfahrung im Umgang mit gewissen Landwirtschaftlichen Werkzeugen“ vorweisen kann. Er ist so beschäftigt mit seinen menschlichen Studien, das er erst merkt was für ein Chaos auf der Scheibenwelt herrscht, als er von seinem Diener Albert (früher ein mächtiger Magier) unsanft darauf aufmerksam gemacht wird.
Zu diesem Zeitpunkt ist es aber schon fast zu spät und es wird nicht leicht, alles wieder ins rechte Lot zu bringen.... doch darüber will ich jetzt nicht mehr viel verraten, dieses Vergnügen solltet ihr Euch selber gönnen.
Die ersten Seiten des Romans empfand ich ein wenig zäh und es dauert ne Weile bis sich die Geschichte entwickelt, aber dann bekommt man einen wirklich witzigen Roman geboten, den man gar nicht mehr aus der Hand legen möchte und selbst jetzt beim Schreiben dieses Berichts grinse ich vor mich hin, da mir die ein oder andere Szene wieder einfällt.
Und deren gibt es viele. Stellt Euch nur mal vor was abgeht, wenn TOD plötzlich, ohne sich anzumelden, in eine Party platzt und eine Polonaise anzettelt.
Terry Pratchett schreibt meistens mit tiefschwarzem Humor und schafft es immer hervorragend reale Gegebenheiten, total verdreht in seine Romane einfliesen zu lassen. Da ist es doch auch egal das es eine Reanuelle Landwirtschaft (es wird zuerst geerntet und dann gepflanzt) nicht geben kann, man muss sich nur damit abfinden das auf der Scheibenwelt andere Naturgesetzte auftreten können, als uns in der Schule beigebracht wurden, dann kann man sich köstlich amüsieren.
Und genau diese Mischung aus Spannung und Humor macht für mich das Lesen dieser Scheibenwelt-Romane zum Vergnügen.
Für mich ist „Gevatter Tod“ einer der besten Romane aus dem Scheibenweltzyklus, den jeder lesen sollte der Fantasy mag und nichts gegen absurde, überdrehte Geschichten hat. Erhältlich ist der Roman z.B. bei Amazon (Heyne Verlag (ISBN 345304205) für 6,95 Euro.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-08-02 19:10:25 mit dem Titel Gevatter Tod (Terry Pratchett)
Auf der Scheibenwelt, die von 4 Elefantengestützt, auf dem Rücken einer Schildkröte durchs All getragen wird, muss man immer mit Überraschungen rechnen und wer schon öfters einen Roman von Terry Pratchetts abgedrehter Scheibenwelt gelesen hat, wundert sich eigentlich über gar nichts mehr.
Der Roman „Gevatter Tod“ macht hier keine Ausnahme, er ist voll von komischen und bizarren Figuren und deren abgedrehten Geschichten. Wie der Name schon vermuten lässt, ist dieser Roman TOD gewidmet, der in fast allen Scheibenwelt Romanen seinen kurzen Auftritt hat und den man immer daran erkennt das er mit Grabesstimme und in GROSSBUCHSTABEN spricht.
Auch der TOD ist nur ein Mensch (hehe oder versucht zumindest menschliche Züge anzunehmen) und wenn man Jahrtausendelang mit „Seelen sammeln“ beschäftigt war, hat man einfach mal die Schnauze voll und will mal etwas anderes machen und so beschließt TOD sich einen Lehrling zu nehmen um sich seinen „menschlichen Studien widmen zu können.
Seine Wahl fällt auf Mort, den Sohn eines Bauern, der froh ist seinen Sohn loszuwerden, denn Mort gehört nicht zu denen die man als Intelligent bezeichnen würde und auch sein Aussehen ist nicht gerade förderlich um das andere Geschlecht in entzücken ausbrechen zu lassen. Sein Vater sieht deshalb keine Chance das Mort einmal den Hof weiterführen könnte und ist deshalb sehr glücklich ihn in die Lehre zu TOD schicken zu können.
Nach kurzer Einarbeitungszeit glaubt TOD, das Mort nun soweit sei und schickt ihn alleine los. Als er dann Prinzessin Keli „einsammeln“ soll, passiert ihm allerdings ein kleines Missgeschick und tötet stattdessen den Attentäter. Mort macht sich darüber nicht viele Gedanken und außerdem sieht die Prinzessin ja auch wunderschön aus, so das er sich sofort in sie verliebt. Er kann ja auch nicht ahnen das er damit die normale Realität verändert hat und durch seine Versuche Prinzessin Keli zu retten, macht er alles nur immer schlimmer. Dank seiner mäßig ausgeprägten Intelligenz merkt er auch nicht, das er sich immer mehr TOD anpasst (er geht durch Mauern, wird von Armbrustpfeilen durchbohrt ohne Verletzt zu werden und fängt an in GROSSBUCHSTABEN zu reden).
Von diesem ganzen Chaos bekommt TOD nichts mit, den er ist Angeln gegangen, versucht sich zu betrinken und auch seine Jobsuche gestaltet sich schwieriger als er sich das Vorgestellt hat, so das er eine Stelle als Koch annehmen muss, nachdem er die gewünschte Stelle in der Landwirtschaft nicht bekommen hat, obwohl er doch „ Erfahrung im Umgang mit gewissen Landwirtschaftlichen Werkzeugen“ vorweisen kann. Er ist so beschäftigt mit seinen menschlichen Studien, das er erst merkt was für ein Chaos auf der Scheibenwelt herrscht, als er von seinem Diener Albert (früher ein mächtiger Magier) unsanft darauf aufmerksam gemacht wird.
Zu diesem Zeitpunkt ist es aber schon fast zu spät und es wird nicht leicht, alles wieder ins rechte Lot zu bringen.... doch darüber will ich jetzt nicht mehr viel verraten, dieses Vergnügen solltet ihr Euch selber gönnen.
Die ersten Seiten des Romans empfand ich ein wenig zäh und es dauert ne Weile bis sich die Geschichte entwickelt, aber dann bekommt man einen wirklich witzigen Roman geboten, den man gar nicht mehr aus der Hand legen möchte und selbst jetzt beim Schreiben dieses Berichts grinse ich vor mich hin, da mir die ein oder andere Szene wieder einfällt.
Und deren gibt es viele. Stellt Euch nur mal vor was abgeht, wenn TOD plötzlich, ohne sich anzumelden, in eine Party platzt und eine Polonaise anzettelt.
Terry Pratchett schreibt meistens mit tiefschwarzem Humor und schafft es immer hervorragend reale Gegebenheiten, total verdreht in seine Romane einfliesen zu lassen. Da ist es doch auch egal das es eine Reanuelle Landwirtschaft (es wird zuerst geerntet und dann gepflanzt) nicht geben kann, man muss sich nur damit abfinden das auf der Scheibenwelt andere Naturgesetzte auftreten können, als uns in der Schule beigebracht wurden, dann kann man sich köstlich amüsieren.
Und genau diese Mischung aus Spannung und Humor macht für mich das Lesen dieser Scheibenwelt-Romane zum Vergnügen.
Für mich ist „Gevatter Tod“ einer der besten Romane aus dem Scheibenweltzyklus, den jeder lesen sollte der Fantasy mag und nichts gegen absurde, überdrehte Geschichten hat. Erhältlich ist der Roman z.B. bei Amazon (Heyne Verlag (ISBN 345304205) für 6,95 Euro.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-08-08 19:29:51 mit dem Titel wenn Hexen auf Vam!y!re treffen
Auf Terry Pratchett`s Scheibenwelt ist nichts so, wie man es normalerweise in einem Fantasy-Roman gewöhnt ist. Als erstes muss man sich an Vorstellung gewöhnen, das es eine ca. 30.000 Meilen große Scheibe ist, die von 4 Elefanten gestützt, auf dem Rücken einer Schildkröte durchs All transportiert wird. Auf so einer verrückten Welt kann man natürlich auch nicht erwarten, das sich die einzelnen Figuren so verhalten wie man es normalerweise gewöhnt ist.
So auch im Roman „RUHIG BLUT“ der wieder voll von abgedrehten und bizarren Figuren und einigen komischen Geschichten ist. Im eigentlichen Sinne ein Vampir-Roman, aber es wäre ja kein Roman von der Scheibenwelt, wenn es da nicht ein paar Besonderheiten gäbe.
Der ziemlich naive König von Lancre hat anlässlich der Taufe seiner kleinen Tochter, Vampire aus Überwald zu dieser Zeremonie eingeladen, um so seine Weltoffenheit zu demonstrieren. Das dies sicher nicht einer seiner besten Ideen in seinem Leben war, wird allen ziemlich schnell klar, den die Gäste nutzen diese Chance und versuchen das kleine Königreich und ihre Bewohner in Ihren Bann zu ziehen um sich so neue „Futterquellen“ zu erschließen. Und diese Vampyre, die sich bewusst mit Ypsilon schreiben um schon durch die Schreibweise zu zeigen, das sie nichts mit ihren alten Verwandten gemeinsam haben, sind nicht so einfach zu besiegen wie die klassischen Blutsauger. Diese neue Generation hat sich an religiösen Symbolen abgehärtet, isst mit Genuss Knoblauchplätzchen, zieht bei Sonnenschein nur leichte Vorhänge zu und wiedersteht auch den meisten anderen Mitteln, mit denen man normalerweise Vampire in Schwierigkeiten bringt.
Als erstes erkennen die Hexen die Gefahr, doch als Oma Esmeralda Wetterwachs (die älteste und mächtigste Hexe) in ihrem ersten Versuch kläglich scheitert und sich zunächst mal Frustriert in die Berge zurückzieht, liegt das Schicksal des kleinen Königreichs in den Händen der 3 Junghexen Magrat Knoblauch (gleichzeitig die Königin,), Gyta Nann Ogg (ihre Familie macht ungefähr die Hälfte der Bevölkerung aus) und Agnes Nitt (die jüngste und schüchternste aber auch unheimlich dick). Zunächst ziemlich planlos, versuchen sie die Vampyre zu besiegen, doch da die sonst üblichen Mittel versagen müssen neue Wege erdacht werden und so setzt Agnes Nitt ihre weiblichen Reize ein und fängt an Vlad, den Sohn des Obervampyrs zu bezirzen.
In dieses ganze Schlamassel gerät der junge Priester Hilbert Himmelwärts der eigentlich nur die Lehren des Schildkrötengottes Om nach Lancre bringen wollte und sich plötzlich in einem Kampf zwischen Hexen und Vampiren befindet und sich später auch noch seinen starken Glauben, in einer (wie ich finde köstlich, genialen) Diskussion mit Oma Wetterwachs beweisen muss. Obwohl Oma Wetterwachs nichts von Leuten hält, die Leute wie sie auf dem Scheiterhaufen verbrennen, bleibt ihr doch nichts anderes übrig, als sich mit Himmelwärts zu verbünden, um die Blutsauger los zu werden.
Außer diesen Hauptfiguren wirken auch noch ein paar andere höchst merkwürdige Gesellen mit, die auch einen mehr oder weniger großen Anteil am Ausgang der Geschichte haben. Da wären z.B. Igor, der altmodische Diener der Vampyre, der den guten alten Zeiten und seinem alten Grafen nachtrauert und sich gar nicht an die neuen Umgangsformen seiner Herren gewöhnen kann, diese wiederum haben auch ihre Probleme mit diesem Fossil und so kommt es hier zu sehr lustigen Ereignissen, die beiden Seiten sehr viele Nerven kosten.
Und fast hätte ich da noch die winzig kleinen, blauen Kobolde aus dem Stamm der Wir-sind-die-Grösten“ vergessen, die mit ihren unglaublichen Körperkräften mit Vorliebe Kühe von der Weide stehlen, indem sie diese einfach an den Hufen nehmen und wegtragen, weshalb sie auch von den meisten Bewohnern eher als eine lästige Plage angesehen werden.
Viel mehr will ich gar nicht über den weiteren Verlauf und den Ausgang der Geschichte verraten, ihr könnt aber sicher sein das ihr Euch beim lesen einige male vor Vergnügen auf die Schenkel klopfen werdet.
Ich finde den beim Goldmann Verlag erschienen Roman RUHIG BLUT (ISBN 3-442-41652-3 für 9,95 Euro) mit all seinen abgedrehten Gestalten und zum Teil bizarren Ereignissen sehr originell, amüsant und spannend und kann diesen Roman allen empfehlen. Natürlich wäre es hilfreich wenn man schon ein paar andere Romane aus dem Scheibenweltzyklus gelesen hätte, damit man auch alle Anspielungen auf frühere Romane richtig genießen kann, aber auch Neueinsteigern wird ein Klasse Lesestoff geboten, denn Terry Pratchett ist wieder einmal ein guter Roman gelungen.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-02-07 20:37:07 mit dem Titel Pyramiden (Terry Pratchett)
In den Romanen von Terry Pratchetts „Scheibenwelt“ die auf dem Rücken einer Schildkröte durchs All getragen wird ist dem Author nichts heilig er zieht alles auf seine humorvolle Art durch den Kakao und in seinem Roman „Pyramiden“ hat es die alten Ägypter und das Altertum getroffen.
PTeppic ist der Sohn des Pharaos Theppicymon XXVII, einem alten Königreichs Namens DJELIBEBY, eigentlich einem winzig kleinem Königreich, nun eher ein langer dünner Schlauch, der als Natürliche Pufferzone zwischen den großen Reichen TSORT und EPHEBE liegt.
Da ist es nur verständlich, das er die Wartezeit, bis er selber Pharao ist, ein wenig nützen will, um die Welt zu sehen und etwas anständiges zu lernen., also entschließt er sich in der Hauptstadt der Scheibenwelt, in Ankh-Morpok als Assasine (dem auf der Scheibenwelt sehr geachtete Beruf des Mörders) ausbilden zu lassen.
Gerade als er seine Ausbildung mit mehr Glück als Geschick beendet hat, stirbt sein Vater und er muss in seine Heimat zurück um dort seinen Platz als der neue Pharao einzunehmen.
Schnell wird im klar, das er in der Ferne viel von dem vergessen hat, was in seinem Königreich einen guten Pharao ausmacht, was vor allem seine armen Untertanen zu spüren bekommen. So verliert z.B ein armer Steinmetz seine rechte Hand, nur weil Pteppic ihm zur Begrüßung die Hand schüttelt. Auch sonst findet er sich nur schwer in seinem altmodischem Königreich zurecht, doch seine Ideen zur Modernisierung, werden schnell von Dios, dem Hohepriester abgeblockt, der natürlich seine alten Traditionen und damit seine Machtposition verteidigt.
Als PTeppic dann auch noch erfährt, das in seinem Namen, das schöne Sklavenmädchen Ptraci zum Tode verurteilt werden soll, weil sie sich weigerte einen Todestrank zu trinken, um den toten Pharao ins Totenreich zu begleiten, hat er genug und fängt an sein Reich umzukrempeln......
Doch auch die neue Pyramide, für seinen Vater bereitet ihm zusätzliche Schwierigkeiten, den durch ein paar Berechnungsfehler gerät sie schlicht zu groß. Dazu muss man wissen das beim Bau einer Pyramide gewisse Magische Felder und Zeitschleifen entstehen, die sich erst mit dem setzten des Schlusssteins völlig entladen.
Als Ergebnis dieses Größenwahns verschwindet das kleine Königreich aus der normalen Welt, die Götter steigen vom Himmel und die Mumien kommen aus ihren Pramiden, kurz gesagt PTeppic bekommt ne menge Schwierigkeiten und hat alle Hände voll zu tun um dieses Chaos in den griff zu bekommen und sein Reich und die schöne Ptraci zu retten..........
Mehr will ich nun gar nicht mehr verraten um niemandem das Lesevergnügen zu nehmen
Wer schon einen oder mehrere Romane von Terry Pratchetts Scheibenwelt gelesen hat, weis worauf er sich einlässt, allen anderen sei gesagt , das es wohl keine Skurillere Fantasy-Welt als „die Scheibenwelt“ gibt. Hier tummeln sich alle Figuren, die man aus anderen Fantasy-Geschichten kennt, nur hier haben alle irgendwie, einen mehr oder weniger kleinen Schuss.
„Die Pyramiden“ sind auch sehr gut für Neueinsteiger zu lesen, da dies ein Roman ist, der sich nicht auf Ereignisse oder Personen aus früheren Romanen bezieht und damit den Neueinsteiger nicht mit Verweisen auf „alte Geschichten“ verwirren. Für „alte Scheibenwelthasen“ dürfte es allerdings ungewohnt sein, das dieser Roman in 4 Bücher unterteilt ist, da Terry Pratchett ja sonst auf solche Unterteilungen in seinen Romanen verzichtet.
Wieder hat es Terry Pratchett geschafft durch seine köstlichen Einfälle einen Roman zu schreiben, der zum einen recht spannend, zum anderen vor urkomischen Szenen nur so strotzt, wie z.B die unendlichen Machtkämpfe zwischen Pteppic und Dios, oder den Berechnungen des größten mathematischen Genies, genannt „Du Mistvieh“ oder aber auch als sich die beiden feindlichen Heere aus Tsort und Epehpe in Holzpferden gegenüberstehen, in der Hoffnung, das die andere Seite diese mitnehmen würden.
Wenn man mal angefangen hat zu lesen, will man den Roman gar nicht mehr aus der Hand legen, bis man das Ende der Geschichte kennt.
Dieser Roman bietet ein paar spannende, vergnügliche Lesestunden und ich kann diesen Roman allen empfehlen, die sich mal nicht ganz so Bierernst mit dem alten Ägypten oder dem Altertum beschäftigen wollen. Egal ob Jung oder alt, alle werden an diesem Roman ihren Spaß habe, nur die absolut humorlosen Zeitgenossen unter uns, werden „Die Pyramiden“ wohl nach ein paar Seiten, Verständnislos den Kopf schüttelnd, zur Seite legen.
Erschienen bei Heyne (ISBN 3-453-12327-1) 1989 für 14,80 DM (antike germanische Währung)
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Horst der Held / Matthias Praxenthaler
Pro:
witzif, sarkastisch, kurzweilig, einfach gut!
Kontra:
ich traurere um bonzo der kater, das Wildschwein mit Genickbruch und natprlich die Kuh die auf die tretmine getreten ist!
Empfehlung:
Nein
1970 erblickte Horst Gurk in dem unspektakulären Örtchen Troisdorf in Nordrheinwestfalen das Licht der Welt. Als Kind von den ebenso unspektakulären Eltern Irmtraud und Walter Gurk geboren, aufgewachsen als verpäppeltes Einzelkind, gesegnet mit Segelohren die unterstrichen von einem schicken Kassengestell und einer echt horstigen Frisur ...
Eigentlich kennt doch jeder so einen HORST, oder vielleicht war man auch schon mal in einer „horstigen“ Situation. Unser Protagonist Horst zieht genau diese Situationen magisch an. In der Schule zieht er den Hass großer , dicker und doofer Metzgersöhne geradezu magisch an, und wird von denen regelmäßig verprügelt. Ein einschneidendes Erlebnis war sicher das genau dieser fette Metzgersohn ihn irgendwann vor der Schule abfing ihm seine Mütze abnahm und reinpinkelte, ihm daraufhin verbot nachhause zu gehen und der arme Horst von da an nur noch „Pissgesicht“ genannt wurde.
Immer auf der Suche nach Möglichkeiten eben auch als „cool“ zu gelten trickst er im jungen Teenageralter die Kinoaufsicht aus und schaut sich Rambo- der Film an .Völlig beindruckt von diesem Streifen beschließt er das dies SEIN Film ist. Er schlachtet sein Sparschwein und sein Girokonto, und kauft in einem Army-Shop überlebenswichtige Dinge eines Rambos wie zum Beispiel eine Armyhose, ein Überlebensmesser und ein Stirnband.
In der Schule gilt Horst sowieso als Verhaltensgestört ( seine fürsorgliche Mutter zwingt ihn immer Wollstrumpfhosen zu tragen, die natürlich jucken und der arme Horst sich dann immer an markanten Stellen extrem kratzen muss ;o) ) daher verbringt er nunmehr seine gesammelte Freizeit in den Wäldern und Wiesen um Troisdorf.
Das Blatt wendet sich ( zunächst einmal ) als Horst einen Racheakt an einem Lehrer begeht der ihn hat sitzen bleiben lassen. KEIN Rambo läst sich so etwas gefallen und somit deponiert er zwei belgische Übungsgranaten im Auspuffrohr von Herrn Schratenbach. Herr und Frau Schratenbach überlebten zwar den Anschlag fast unverletzt , dafür starb der Terrier des Ehepaars an Ort und Stelle vor Schreck
Nun war Horst cool. Die Mädels begannen sich für ihn zu interessieren und die Jungs wollten auf dem Schulhof neben ihm stehen. Leider verspielte er alsbald diese Coolness wieder indem er der etwas dümmlichen Heidi ( man sagt ihr nach sie hätte schon mit mehreren geknutscht) einen Liebesbrief schreibt. Und das in Gedichtform, ha, das ist doch alles andere als cool!
Somit war wieder mal die Chance auf Sex verwährt,...
Seinen ersten SEX sollte Horst im Troisdorfer Edelpuff haben. Sein Leben verändert sich ,denn hier gewinnt er als 10000ster Besucher eine Reise nach Vietnam. Als sein Vater erfährt das Horst im Bordell war fällt dieser unglücklicherweise aus dem Fenster und stirbt, wooraufhin....
NEIN NEIN....hier erzähle ich nicht weiter. Es passieren noch ungefähr 1000 dramatische Dinge aber das kleine Büchlein ist wirklich zu komplex und in einer Kurzbeschreibung viel zu verwirrend als das ich es nacherzählen könnte.
Am Ende kommt raus HORST IST EIN HELD , das kann ich ja soweit schon mal verraten.
VEWIRREND??
Sicherlich hört sich das alles zunächst mal ziemlich verwirrend an , ist es aber gar nicht. Mattthias Praxenthaler packt diese sehr witzige und doch recht Komplexe Geschichte in knapp 200 Seiten, und gibt damit ein sehr kurzzeitiges aber extrem kurzweiliges Lesevergnügungen.
Im Deutschen Taschenbuch Verlag 1999 erstmals als Taschenbuch erschienen, fristet es leider ein ehr unbekanntes Dasein.
ISBN: 3-423-20240-8
Kostet ungefähr 7 Euro, ist aber auch ab und an bei Ebay zu ersteigern.
DER AUTOR
Über ihn wird nicht viel gesagt ,nur das er 1971 in Bonn geboren wurde und erfolgreich einige Schulen besuchte ;o)
SCHREIBWEISE
Man kann sagen , wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Wer hier große Rhetorik erwartet liegt falsch. Im Prinzip erzählt Herr Praxenthaler frei Schnauze über das Phänomen Horst.
GESCHICHTE
Die extrem sarkastische Geschichte wird auch sehr extrem trocken erzählt. Mir fehlen eigentlich die Worte daher möchte ich euch eigentlich eine kleine Leseprobe geben. Und zwar von einer Stelle an der Horst probt ein echter Rambo zu werden, dazu muss man sich natürlich in freier Wildbahn ernähren , und dies wird an Nachbars dicker Katze „Bonzo“ ausprobiert.
°°Ein Messer hatte er, Fleisch mochte er auch, und so fehlte ihm lediglich nur das geeignete Opfer an dem er seine Waidmannsfähigkeiten ausprobieren konnte. Bonzo, der Kater des Nachbarn kam ihm gerade recht. Er war überaus gut genährt, nicht besonders wendig, mäßig aggressiv und außerdem nervte er Horst schon seit Jahren mit seinem Gejaule wenn er nach geeigneten Paarungskandidatinnen suchte. Und das suchte er eigentlich immer. Noch schlimmer als seine Geilheit war sein unstillbarer Appetit, und daher konnte ihm Horst eine einfache Falle stellen. Eines späten Nachmittags legte er eine alte Ölsardine in Nachbars Garten auf den Rasen und wartete bis der olle Kater, magisch angezogen von dem gemeinen Gestank, und sich an die vermeidliche Beute heranschlich. Als er gerade gierig den ersten Bissen von Köder in sich hineinschlang , schnellte Horst blitzartig hinter der Hecke hervor und rammte Bonzo sein Messer von der linken Seite bis an den Schaft in die fette Wampe so dass er es an der rechte Seite wieder herauskam. Bonzo stieß einen gellenden Schrei aus und ergriff umgehend die Flucht, allerdings nur drei vier Schritte und fiel dann tot um .Horst packte seine Beute an den Hinterbeinen und schmiss den Grill an.....°°
HMMMMMM... die genaue Beschreibung des enthäuten und tranchierens spar ich euch jetzt mal, aber da musste ich als Katzenmama nun doch ein bisschen schlucken. Insgesamt nimmt man diese extrem sarkastischen Stellen kein Stück übel ( Auch die Kuh die gegen Ende auf eine Tretmine tritt ist schnell vergessen ) weil der Autor durch seine trockene Schreibweise klarmacht wie unreal das alles eigentlich ist.
MEINE EMPFEHLUNG
Eines der kurzweiligsten, witzigsten Bücher die ich in der letzten Zeit gelesen habe. Für mich ist es eigentlich unbegreiflich das dieses Buch so unbekannt geblieben ist. Herr Praxenthaler versteht zu fesseln, Spannung aufzubauen , Witz und Sarkassmuss so anzubringen das ihn glaube ich jeder gut verstehen kann. Ich vergebe hier nicht nur eine Empfehlung sondern ein UNBEDINGT KAUFEN, und natürlich die kompletten Sternchen.
Viele Grüße Nikolina weiterlesen schließen -
11. September 2001 - 9.59 Uhr
Pro:
spannend, Tatsachenbericht, beeindruckend
Kontra:
das Thema ist wahrlich nicht positiv
Empfehlung:
Nein
Noch immer bekomme ich eine Gänsehaut und Tränen in den Augen, wenn ich an den Morgen des 11.September denke. Natürlich gab es in der Weltgeschichte weitaus schlimmere Katastrophen - und Niemand denkt noch an die Zehntausende von Opfern von Erdbeben oder Katastrophen - oder an die Opfer von Landminen, deren Zahlen deutlich über denen des 11.September liegen. Aber was wir am 11.9. erlebt haben, war ein Angriff von Menschenhand. Ein Angriff gegen uns persönlich, auch wenn wir Tausende von Kilometern weit weg waren. Ich persönlich war im Oktober 2000 am Fuße des World Trade Center - und da wir am gleichen Tag schon auf dem Empire State Building waren, sagte ich mir:"Auf's WTC fährst Du nächstes Mal..."
Warum liest man ein solches Buch ? Sensationsgier ? Interesse ? Mitgefühl ? Ich weiß es selber nicht - auf jeden Fall beschreibt kein Buch der Welt das Leben so wie das Leben selbst - so wie hier.
Inhalt
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Das Buch ist ein Tatsachenbericht, den es in dieser Form wohl noch nie gegeben hat. Viele werden den Film kennen von den zwei Kameraleuten, die zufällig am 11.9. eine Reportage drehten. Die Bilder sind beeindruckend, aber dieses Buch erzählt mehr. Es erzählt von dieser unfaßbaren Katastrophe mitten im Herzen New Yorks - von den Sekunden, die Tausenden Menschen das Leben kosteten - und von den Feuerwehrleuten, die wirklich Helden dieses Tages wurden.
Richard Picciotto ist Chief einer Feuerwache in Manhattan. Er hat gerade seinen Dienst begonnen, als der strahlend schöne Tag zum schrecklichsten Tag der amerikanischen Geschichte wird. Ohne groß nachzudenken fährt er ins World Trade Center, nimmt sich einen Trupp von Leuten und macht sich im Nordturm auf den Weg nach oben um die Eingeschlossenen zu befreien. Sie schaffen es in den 35. Stock, als das Unfaßbare geschieht...
Picciotto schreibt in solch einem Stil, als wenn er einem direkt gegenüber sitzt. Als wenn man bei ihm in dieser Katastrophe ist und das miterlebt, was Niemand von uns je miterleben möchte. Er beschreibt seine Gedanken um die Katastrophe, an seine Familie, an seine Freunde, über das Leben bei der New Yorker Feuerwehr und deren Einsatz, und seine Gedanken, die er selbst nicht glauben kann.
Er beschreibt von Situationen, wo Börsenmakler noch eben schnell eine Email versenden wollen, von der enormen Hilfsbereitschaft wildfremder Menschen, die ihr Leben aufs Spiel setzen, um anderen zu helfen, die Behinderte nach unten tragen - und von abstrusen Szenen, die es wohl nur in Amerika geben kann. Dazu noch ein Beispiel:
"Auf dem Weg nach unten treffen die Feuerwehrleute auf Behinderte im Rollstuhl oder Gehbehinderte. Die Leute werden im Rollstuhl (!) nach unten getragen, die gehbehinderte Frau läuft gestützt von zwei Feuerwehrleuten die Treppen nach unten - denn: Tragen käme überhaupt nicht in Frage, denn dies wäre unter der Würde dieser Frau...." - als ich das las, blieb mir die Sprache weg. Dieses "Sexualdenken" bei den Amerikanern ist wohl schon so eingebrannt, dass sie selbst in solch einer Situation den Moralgedanken im Kopf haben...
Diese Geschichte hat das Leben nicht geschrieben, sondern gezeichnet. Man erlebt die schlimmsten Stunden mit, als wäre man dirket am Ort des Geschehens - und beim Lesen kommt einem ein ums andere Mal der kalte Schauer über den Rücken.
Leseprobe
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Es kam wie aus dem Nichts.
Wir waren ungefähr zwei Dutzend Mann an den Fahrstühlen im 35. Stockwerk des Nordturmes im World Trade Center. Wir waren Feuerwehrmänner, jedenfalls die meisten von uns, und wir waren alle mehr oder weniger erschöpft. Manche schwitzten wie verrückt. Einige hatten ihre Einsatzjacken ausgezogen und sie um die Hüften geschlungen. Ziemlich viele rangen keuchend nach Luft. Andere wollten unbedingt weiter. Wir alle machten einen Moment Pause, um Atem zu schöpfen, um uns zu orientieren, um rauszufinden, was zum Teufel eigentlich los war. Wir waren seit fast einer Stunde hektisch an der Arbeit, manche nicht ganz so lang, und es war absolut kein Ende in Sicht. Natürlich hatten wir keine Ahnung, was noch alles vor uns lag, aber erreicht hatten wir bislang so gut wie nichts.
Und dann setzte das Geräusch ein, und das Gebäude begann zu beben, und wir erstarrten. Wie in Totenstarre. Was auch immer vielleicht noch zu tun war, jetzt würde es warten müssen. Worauf, wußten wir nicht, aber es würde warten. Oder auch nicht, aber darum ging es nicht mehr. Es ging darum, daß keiner sich bewegte. Bis auf den letzten Mann keiner rührte sich, außer, um die Augen zur Decke zu heben, um zu sehen, woher das Getöse kam. Als könnten wir da die Antwort finden. Keiner sagte ein Wort. Es war keine Zeit, Gedanken in Worte zu fassen, obwohl noch Zeit war zu denken. Für mich jedenfalls, für mich war noch Zeit zu denken, zuviel Zeit zu denken, und meine Gedanken überschlugen sich. Sie entwarfen alle möglichen Horrorszenarien und noch ein paar mehr dazu. Das Gebäude zitterte wie bei einem Erdbeben, wie eine außer Kontrolle geratene Achterbahn, aber was mir wirklich das Blut in den Adern gefrieren ließ, das war dieses Getöse. Seine Wucht, mit der es direkt durch mich hindurchging. Ich konnte mir absolut nicht vorstellen, was ein derartiges Geräusch machen könnte. Als ob tausend führerlose Züge auf mich zurasen würden. Eine durchgegangene Herde wilder Tiere. Ein donnernder Erdrutsch. Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden, aber was auch immer es war, es wurde schneller und noch kraftvoller, und es kam näher, und ich saß mittendrin, konnte ihm nicht ausweichen.
Fazit
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Dieses Buch beschreibt Geschichte in ihrer unfaßbarsten Form. Und ich war beim Lesen in einem solchen Bann, dass ich das Buch an einem Tag begann und auch zu Ende las - das ist mir noch nie passiert. Man hat die Bilder der Hunderten von Kameras vor Augen - und fragt sich, wie ging es den Menschen IN den Türmen ? Dieses Buch erzählt die Geschichte eines Mannes, der es erlebt hat - stellvertretend für die Menschen, die es nicht mehr erzählen können. Es ist eine Erinnerung und ein Nachruf an die Tausende von Menschen, die bei dieser Katastrophe umgekommen sind - aber es beschreibt die Szenen ohne Effekthascherei, weder heroisch noch zu sentimental - einfach erzählt von Du zu mir.
Das Buch
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Unter Einsatz meines Lebens. Ein New Yorker Feuerwehrmann im World Trade Center.
von Richard Picciotto, Daniel Paisner
Preis: EUR 18,90
Gebundene Ausgabe - 251 Seiten - MALIK VERLAG
Erscheinungsdatum: 2002
ISBN: 3890292321 weiterlesen schließen -
J. und R. Precht: Das Schiff im Noor
Pro:
mal ganz andere Schauplatz als sonst
Kontra:
mir gefällt das Ende nicht so gut
Empfehlung:
Nein
Das Schiff im Noor von Jonathan und Richard Precht läßt sich schwer einem Genre zuordnen, ein wenig Krimi, ein wenig Mystery , wenig Action aber sehr gute Unterhaltung.
Ort der Handlung ist die dänische Insel Lilleo, Hauptperson ist Kriminalassistent Ansgar Jorgensen aus Kopenhagen , der auf Grund einer Schulungsmaßnahme den Sommer in der Provinz verbringt.
Wie ihm sein Kollege Malte Hansen , einziger regulärer Polizist und nebenbei noch Landwirt, gleich am ersten Tag mitteilt, gab es seit mehr als 200 Jahren keinen Mord mehr auf der Insel. Als erstes nimmt dieser ihn allerdings mit auf die Beerdigung von Hans Larsen. An dessen angeblich natürlichem Tod im Alter von mehr als 70 Jahren weckt ein anonymer Anrufer Zweifel und beschuldigt ausgerechnet Larsens Bruder Axel. Die beiden Polizisten ermitteln, wobei sowohl Ansgar als auch der Leser einige ungewöhnliche Inselbewohner kennenlernen.
Außerdem fesselt die Legende von einem vor 200 Jahren im Noor gestrandeten Schiff Jorgensens Aufmerksamkeit.
Angeblich war dessen Mannschaft bis auf eine Person bereits tot, und dieser wolten die Dorfbewohner nicht helfen, was in der weiteren Geschichte zu einem Gespenst ohne Kopf führt.
Ebenfalls intensiv beschäftigt sich Jorgensen mit der von Lars Christian Kirstein angelegten Bibliothek, der sich 50 Jahre zuvor als Polizist auf Lilleo ebenfalls mit dieser Legende , einer Sekte und einem verschwunden Engländer beschäftigte.
Mit der Zeit fügen sich die Puzzleteile all dieser Handlungsstränge zu einem Bild zusammen. Im Mittelpunt steht immer wieder das Noor, mittlerweile trockengelegt, mit seiner unwirtlichen Natur und die ungewöhnlichen Einwohner von Lilleo.
Die Lösung des Rätsels erscheint etwas konstruiert, gibt aber einen netten Einblick in die skandinavische Geschichte.
Mein Fazit: Zunächst war ich begeistert von diesem Buch, interessante Charaktere , ein Rätsel aus der Vergangenheit, immer wierder eine neues Puzzleteil.
Leider verstricken sich die Autoren in Nebenhandlungen und übersinnliches Beiwerk, außerdem finde ich, dass sich Jorgensen manchmal etwas seltsam benimmt , auch wenn seine Veränderung auch seinen Wandel über den Sommer zeigt.
Das Schiff im Noor
Jonathan und Richard Precht
Goldmann Verlag
8,45 ( Taschenbuch)
ISBN: 3-442-44791-7 weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Informationen
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