Mehr zu AutorInnen mit V Testberichte
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Pro & Kontra
Vorteile
- Inhalt, Stil
- sehr guter Schreibstil, viele Informatione...unerwartete Wendungen
- informaiv
- sehr spannend , liest sich gut
- sher gut geschrieben, nie langweilig
Nachteile / Kritik
- keine
- könnte länger sein....wie jeder ROman ;D, keine Worterklärung für Einsteiger
- zu wenig allgemeine Inforamtionen
- keins
- leider nicht im Handsel erhältlich
Tests und Erfahrungsberichte
-
Einfühlsam und authentisch
3Pro:
Inhalt, Stil
Kontra:
keine
Empfehlung:
Ja
Es gab und gibt ja leider nicht all zu viele Bücher, die gleich mehrere Bereiche und Gebiete erreichen: Mit Leben nach der Uhr ist es den utoren Gerhard und Christiane Vogel gelungen, eine gesunde Mischung von Belletristik, Information und Gefühl in einem Buch zu vereinen.
Leider ist die Autorin Christiane Voger im mai diesen Jahres verstorben, so daß sich meine leisen Hoffnungen auf einen zweiten teil fast ganz in Null aufgelöst haben.
Denn wer das Buch gelesen hat, wird feststellen, daß man sofort gespannt ist, wie es denn mit Bruno, dem Haupthelden, weitergehen wird.
Dieses Buch gibt einfach nicht nur an Diabetes erkrankten Kindern und Jugendlichen Hoffnung, nein vor allem auch betroffenen Eltern und Freunden Mut und Informationen, wie man mit Diabetes im Jugendalter umgehen kann, wie man daran erkrankten Jugendlichen helfen kann, ohne einzuengen, ohne zu große Angst.
Dieses Buch ist einfach so authentisch geschrieben - man merkt den Autoren die persönliche Erfahrung an.
Nähere Informationen gibt es seit kurzem auf der homepage: www.gerhard-vogel.de.vu
Das noch als Tipp von mir.
Zum Inhalt:
Bruno erkrankt plötzlich an Diabetes und muß beginnen, sein gesamtes Leben nach der Uhr und der Spritze mit allen " Nebenwirkungen" einzurichten. dabei wird auch in seinem engsten Umfeld das Leben ein Anderes - seine Eltern, seine Freunde müssen umdenken und umlernen. Ob es die berufliche Perspektive ist, seine Hobbys, sein Sport oder seine Freundin - die neuen Lebensumstände stellen vieles in Frage und zwingen zum Umdenken, anders machen, anders handeln.
Die dabei auftretenden Probleme werden nicht beschönigt dargestellt, Handlungen und Denken der handelnden Personen sind authentisch und nachvollziehbar.
Welche beruflichen und persönlichen Probleme damit verbunden sind und sein können, wird einfühlsam, aber nicht pathetisch erzählt.
Dieses Buch, 1987 erschienen, ist eigentlich ein zeitloses Werk -denn trotz medizinischer Fortschritte sind die persönlichen, menschlichen Probleme heute noch die gleichen.
Meines Wissens nach ist für 2007 eine Neuauflage des Buches geplant - wer die Chance hat, es zu lesen, sollte dies tun und das Buch eventuell kaufen - es lohnt sich in literarischer und inhaltlichet Sicht auf jeden Fall. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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anonym, 16.11.2006, 10:16 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
sh :o)
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Verdorfer, Martha; Zweierlei Faschismus - Südtirol
15.06.2003, 17:21 Uhr von
Mhkize
Ausbildung als Ing.(FH) mit umfangreicher Erfahrung in Bauphysik, Schallschutz, Feuerschutz, Wärm...Pro:
Geschichtlich sehr interessant
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Zweierlei Faschismus
Beschrieben wird die Lage in Südtirol, wie sie durch den italienischen Faschismus und dem deutschen Nazi geprägt wurde.
Südtirol befand sich in jener Zeit gesellschaftspolitisch in einer Ausnahmesituation, wie sie wohl keine andere Bevölkerungsminderheit erlebt hat.
Herausgelöst aus dem österreichischen Staatsverband – 1919 nach dem Ersten Weltkrieg - und abgeschnitten von der übrigen tiroler Bevölkerung, gegen das sich die Südtiroler energisch aber fruchtlos gewehrt, steht es einer vollkommen fremden Kultur, der italienischen Kultur, gegenüber.
Alles was mit der österreichischen Kultur in Verbindung zu bringen war, wurde verboten: die deutsche Sprache, das Vereinsleben, die Wirtschaftsverbände, deutsche Namen, deutsche Orts- und Flurnamen usw. Es sollte eine vollkommene Assimilierung werden.
Alles das österreichische, was verboten wurde, wurde durch das italienische ersetzt. In den ersten Jahren war diese Assimilierungspolitik noch harmlos in vergleich zur Zeit nach 1924, als die Faschisten mit Mussolini an der Spitze die Regierung übernahmen.
In diesem Buch wird anhand von Zeitzeugen berichtet wie sich die Südtiroler Bevölkerung in dieser Zeit verhielt.
I.Die Italiener wurden als Sieger verachtet.
"Der Kriegsausgang bedeutete für die Südtiroler vor allem aber auch einen enormen sozialen Prestige- und Statusverlust, den man mit dem Abstieg von der bisherigen Zugehörigkeit zur staatstragenden Nation auf dem Rang einer hilfsbedürftigen deutschen Minderheit umschreiben kann."
Dabei wurde jedoch unterschieden zwischen der Politik und den Menschen, die als Soldaten, das Land besetzten. So bestand gegenüber dem Italiener keine Feindschaft. So berichtet ein Zeitzeuge: "Es waren meist Soldaten und die hatten eigentlich keine, fast keine politische Einstellung. Die sind von der Front gekommen." oder ein andere: "Ich weiß, bei uns daneben waren Soldaten einquartiert. Mein Gott, die sind mit uns Kindern sehr nett gewesen. Die sind heraufgekommen, dann haben wir Reis bekommen, Nudeln bekommen und alle waren nett. ..."
II.Der Faschismus als Importware
Nach dem Ersten Weltkrieg waren nur einige tausend Italiener in Südtirol. Es gab keinen Grundstock für einen Faschismus, sondern dieser wurde mit den Arbeiter aus Italien importiert. Es wird beschrieben wie die Südtiroler diese "Importware" empfunden und sich ihr gegenüber verhalten haben. Ein Zeitzeuge: "... ein faschistischer Funktionär schreit da: "Wem es unter unserer Herrschaft nicht passt, der drei Lire fünfzig nehmen und soll über den Brenner hinaus fahren. Solche Leute brauchen wir nicht." Das sagte er uns! Wir, wo wir seit 600 Jahren auf diesem Boden gesessen sind und der Trottel kommt acht Tage vorher aus Sizilien herauf und sagt uns wir sollen gehen. ...."
Diese Importware konnte aber in die überwiegend bäuerliche Struktur nicht eindringen, sie besetzten hauptsächlich die regierungsnahem Positionen und wurden von der Bevölkerung als Kolonialherren betrachten und abgelehnt. Hierzu beigetragen hat auch die fast ersatzlose Enteignung großer landwirtschaftlicher Flächen, die dann zu Arbeitsplätzen für die Eindringlinge umgewandelt wurden.
Die Faschisten versuchten unter Südtiroler Bevölkerung Mitglieder zu bekommen, da sie nur an solchen Arbeit verteilten. "In den 20er Jahren, wenn man nicht dem Faschismus beigetreten ist, dann ist man arbeitslos gewesen."
III.Akzeptanz des italienischen Faschismus
nachdem die wichtigsten regierungsnahen Positionen mit Italienern besetzt waren, mussten auch die Südtiroler eine bestimmte Akzeptanz dem Regime entgegenbringen um zu überleben.
Wie dies funktionierte wird beschrieben. Oft wurde nach der Methode gehandelt: die Hand wäscht die andere. Ein Gastwirt berichtet: "Dann natürlich muss man sich erkenntlich zeigen. Dann konnten sie bei mir essen und trinken bei mir und haben nie eine Lire bezahlt. Wenn ich einmal etwas gebraucht habe, bin ich zu ihm gegangen, der hat mir immer alles erledigt. Es gibt ja bei den Italienern auch gute Menschen; man darf nicht alle verachten. Der jedenfalls war gut mit mir."
Es wird berichtet wie zweisprachige Ehe entstanden und welche Akzeptanz dieser auf beiden Seiten entgegengebracht wurde.
Entgegen den vertraglichen Vereinbarungen wurden die Südtiroler auch zum Militär eingezogen. Dort haben sie ihren Dienst getan und waren sehr angesehen, so dass sich viele Offiziere einen Südtiroler als Laufburschen nahm.
IV.Neue symbolische Ordnung
Die Tiroler habe immer ihre Freiheit genossen und hatten schon im Kaiserreich eine Sonderstellung. Es hat sich eine hochstehende Kultur herausgebildet und es sind umfangreiche Symbole entstanden, die große Bedeutung hatten. Nun wurden alle diese Symbole entfernt. Alte Hofnamen, die an den Hausmauern angebracht waren mussten überpinselt werden, Trachten, Schützenvereine, Musikkapellen wurden verboten. Die Reaktion der Bevölkerung hierauf wird plastisch dargestellt und mit Aussagen von Zeitzeugen untermauert.
"In der Konfrontation mit einer fremdnationalen Minderheit, die selbst eine sehr ausgeprägte nationale Symbolik besaß, bedeutete das brachiale vorgehen des italienischen Faschismus die Zerstörung von wesentlichen Vermittlungsinstanzen zwischen politischer Macht und Bevölkerung"
V.Der italienische Faschismus als Vorerfahrung für den Nationalsozialismus
Berichtet wird hier hauptsächlich über die Biographien der zwischen 1920 und 1930 Geborenen, die am Kriegsende junge Erwachsen waren.
Die Schule wurde als mittel der faschistischen Erziehung eingesetzt. Die deutsche Sprache war verboten. Die Kinder und Jugendlichen wurden in die faschistischen Kinder- bzw. Jugendorganisationen eingebunden. Da dies zwangsweise war, habe manche auch ihren Streich dabei geführt.
Da in den öffentlichen Schulen die deutsche Sprache verboten war, wurden Katakombenschulen errichtet, in denen aus dem Schuldienst entlassenen Lehrer in der deutschen Sprache unterrichten. Der Aufbau und die Tarnung dieses Unterrichts wird beschrieben.
Nach dem Einmarsch der deutschen Armee in Italien, wurde in Südtirol die deutsche Schule wieder aufgebaut. Auch die Nationalsozialisten haben die Schule für ihre Propagandazwecke missbraucht. Das wurde aber eher akzeptiert, weil man die Sprache verstand. Die weiterführenden Schulen konnten im "Reich" besucht werden und es gab bessere Aufstiegsmöglichkeiten.
VI.Die Option
Hitler und Mussolini haben vereinbart, dass Südtirol von der deutschsprachigen Bevölkerung befreit wird, damit die Italiener nachrücken konnten. So konnten die Südtiroler entscheiden, ob sie nach für Deutschland oder Italien stimmen. Die meisten haben für Deutschland gestimmt. "Wir haben alle für Deutschland optiert, nicht für den Hitler."
Beschrieben wird, wie die Bevölkerung diesen Vorgang empfunden hat. Wie jene in der "neuen Heimat" aufgenommen wurden, die Südtirol verlassen haben, und welche Schwierigkeiten auf sie zu kamen als sie nach dem Kriege wieder nach Südtirol zurück kamen.
VII.Der Nationalsozialismus in Südtirol.
Die nationalsozialistische Bewegung setzte in Südtirol sehr früh ein; schon 1926 wurden die ersten entsprechenden Verein gebildet. Die Wege, aber auch die Irrweg hierzu, werden aufgezeigt. "Die Irritation über diese neue Form der Machtausübung zieht sich in den Interviews als roter Faden von der Option, beginnend 1938, bis zum Kriegsende durch."
Die Südtiroler Bevölkerung war damals überwiegend in der Landwirtschaft tätig und waren:
einerseits die politische Freiheit, die es unter den österreichischen Kaiser hatte noch gewohnt,
anderseits aber sehr von der katholischen Kirche geprägt die eine Obrigkeitshörigkeit mit sich brachte.
Durch den italienischen Faschismus waren der Bevölkerung jede Freiheit genommen, insbesondere jene der Sprache. Durch den Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Norditalien durch die Südtiroler wieder ihre Muttersprache überall gebrauchen, was sie als eine große Erleichterung empfanden. Sie sahen jedoch auch die Greueltaten des NAZI, die sie verabscheuten, andererseits hat sie die anerzogenen Obrigkeitsgläubigkeit daran gehindert gegen diese vorzugehen. Über diesem Zwiespalt wird am ende dieses Buches berichtet.
Verdorfer, Martha
Zweierlei Faschismus
Alltagserfahrungen in Südtirol 1918 - 1945
Österreichische Texte zur Gesellschaftskritik Band 47
Herausgegeben vom:Verein Kritischer Sozialwissenschaft und Politische Bildung 1990
ISBN 3-5005-122-4 weiterlesen schließen -
Vandenberg, Philipp: Der Spiegelmacher
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Historische Romane haben schon immer eine gewisse Faszination auf mich ausgeübt, wenn gleich ich doch eher selten zu dieser Art von Buch greife. Meistens braucht man für solche Bücher ein wenig Ruhe und kann es nicht einfach mal so nebenbei lesen – und genauso ist es auch mit dem Werk „Der Spiegelmacher“ von Philipp Vandenberg.
„Technische“ Details
Die gebundene Ausgabe ist im Jahr 1998 bei Lübbe erschienen, beinhaltet 479 Seiten, trägt die ISBN-Nummer 3785709064 und kostet bei amazon derzeit 22,- Euro. Ich persönlich habe die Ausgabe auf dem Flohmarkt für 3,- Euro gekauft.
Storyline
Die Geschichte spielt in der Mitte des 16ten Jahrhunderts und handelt in erster Linie vom Spiegelmacher Michael Melzer aus Mainz. Dieser reist mit seiner Tochter nach Konstantinopel, damit sie die versprochene Ehe eingehen kann. Als Melzer feststellt, dass der zukünftige Bräutigam der Vielweiberei anhängt, kommt es zum Streit um das bereits bezahlte Brautgeld – Melzers Tochter ergreift die Flucht, da sie zu unrecht glaubt ihr Vater hätte sie verkauft und landet schließlich in Venedig.
Melzer bleibt in Konstantinopel, da er hofft seine Tochter dort zu finden. Dabei findet er Kontakt zu Chinesen, die die ersten Gehversuche in der Kunst des Buchdrucks unternehmen – die sogenannte „künstliche Schrift“ oder auch „Schwarzschrift“. Diese Kunst ist vor allem bei der katholischen Kirche sehr beliebt – man kann damit scheinbar viel Geld verdienen. Melzer wird beim Verschwinden der Chinesen selber zum Schwarzkünstler und flieht letztendlich aus verschiedensten Gründen von Konstantinopel nach Venedig, wo er auch seine Tochter wieder trifft – allerdings verläuft dieses Treffen ganz anders als er erwartet hatte.
Mehr sei hier nicht verraten.
Literarisches
Das Buch ist auf keinen Fall als leichte Kost zu bezeichnen. Vandenberg nutzt häufig komplizierte Satzkonstruktionen mit scheinbar unendlich verschachtelten Nebensätzen. Man muss schon sehr konzentriert lesen, um der Story folgen zu können. Dies liegt aber nicht nur an dem Schreibstil, sondern auch daran, dass viele Personen auftauchen. Dabei bekommen einzelne Figuren, die am Anfang mal in einem Nebensatz erwähnt worden sind, im Laufe der Geschichte eine große Bedeutung. Beim erneuten Auftauchen der Figuren wird aber nicht mehr erklärt, um wen es sich handelt – nicht ganz einfach, wenn man diesen Punkt im besagten vorherigen Nebensatz übersehen hat.
Die Story wird abwechselnd aus zwei verschiedenen Perspektiven geschrieben. Sie beginnt damit, dass Melzer im Gefängnis sitzt und einem Mithäftling seine Geschichte erzählt. Dabei erscheint die Story in der Ich-Perspektive. Dann ändert sich die Erwählweise auf eine unpersönliche Er-Perspektive, in dem von einem Erzähler die Taten von Melzer und den anderen Personen geschildert werden. Dieser Wechsel vollzieht sich mehrmals im Laufe der Geschichte – meistens dann, wenn persönliche Eindrücke und Gedanken von Melzer geschildert werden. Mit diesem Kniff ist es Vandenberg übrigens hervorragend gelungen, neben der reinen Beschreibung von Vorgängen auch ein wenig Gefühl in die Geschichte zu bringen. In den Ich-Perspektive-Teilen der Geschichte konnte ich das Denken und Fühlen von Melzer ziemlich gut nachvollziehen.
Story: 2 in 1
Die gesamte Story hat eigentlich zwei grundlegende Elemente, die geschickt miteinander verwoben sind. Auf der einen Seite steht dort die persönliche Geschichte von Michael Melzer und die seiner Tochter. Dabei messe ich allerdings der Geschichte von Melzer’s Tochter weit weniger Bedeutung zu, als es beispielsweise viele andere Rezensionen tun, ich finde eigentlich, dass es einfach nur eine nette Nebenrolle ist. Melzer’s Geschichte erinnert manchmal ein wenig an einen kleinen Trottel – allerdings durchaus liebenswert. Die persönlichen Schicksale berühren den Leser dabei durchaus und dieser Teil des Buches hat irgendwie etwas von einer Schnulze – zumindest phasenweise.
Der zweite Leitfaden der Geschichte ist die Buchdruckkunst, beziehungsweise deren Anfänge. Denn zunächst gilt es ja nahezu als aussichtslos, mit der neuen Technik der „künstlichen Schrift“ mehr als ein einseitiges Dokument zu beschriften. Dabei ist besonders gut erklärt, welche Schwierigkeiten diese neue Technik mit sich bringt und welchen Aufwand sie zur damaligen Zeit bedeutet hat. Auch sehr gut herausgestellt wird die gesellschaftliche Meinung zur neuen Technik, alleine schon der Begriff „Schwarzkünstler“ legt eine Verbindung zu Hexerei nahe. Besonders amüsant fand ich die Haltung der katholischen Kirche, die einerseits die Technik nutzen möchte, um tausende Ablassbriefe unter das Volk zu bringen, andererseits das Ganze aber als Teufelswerk verdammt, weil sie die Gefahr der Verbreitung von Lehren auf Papier durchaus erkannt hat. Geschichtlich gesehen sind viele Details enthalten, die durchaus so gewesen sein könnten und die Darstellung von politischen und gesellschaftlichen Situationen ist Vandenberg ziemlich gut gelungen. Auch wenn der Hauptleitfaden die Buchdruckkunst ist, erfährt man viel über das Leben, Lieben und Treiben der Zeit – was davon reine Fiktion und was historische Tatsache ist bleibt oft unklar, tut der Geschichte aber keinen Abbruch. Insgesamt kann man sich durchaus vorstellen, dass es so passiert ist – vor allem auch, weil Vandenberg am Ende sehr geschickt den Sprung zu der historischen Tatsache, dass Johann Gutenberg die Druckkunst eingeführt hat, schafft.
Fazit
Ein sehr schön geschriebenes Buch vor historischem Hintergrund. Auch wenn nicht klar ist, was Fiktion und was Wirklichkeit ist, wirkt dieses Werk durchweg glaubhaft. Man muss sich zum Lesen schon ein wenig Ruhe können, den erstens ist der Schreibstil manchmal etwas schwierig und zweitens bekommen scheinbar unwichtige Details später eine sehr große Bedeutung. Das Buch ist durchaus spannend geschrieben, manchmal lässt sich die Geschichte aber auch ganz gut vorhersagen. Insgesamt kann ich aber jedem, der auch komplizierte Geschichte nicht scheut, dieses Buch ans Herz legen.
Vielen Dank fürs Lesen, Bewerten und Kommentieren
Cu easywk
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-03-13 11:22:10 mit dem Titel 10 verlorene Tage der Menschheit
Nachdem ich von einem anderen Werk des Autors Philipp Vandenberg sehr angetan war, habe ich mich gleich eines zweites Buches dieses Herrn bemächtigt und es genauso verschlungen, wie das erste. Diesmal geht es um „Der Fluch des Kopernikus“.
„Technische“ Details
Die broschierte Ausgabe ist im Jahr 1998 bei Lübbe erschienen, beinhaltet 507 Seiten, trägt die ISBN-Nummer 3404128397 und kostet bei amazon derzeit 7,45 Euro.
Storyline
Das Buch beginnt in der Einleitung mit der historischen Tatsache, das Papst Gregor XIII im Jahre 1582 den heute noch gültigen – sogenannten gregorianischen – Kalender eingeführt hat und dass im Zuge dieser Einführung einfach 10 Tage aus dem Leben der Menschheit gestrichen worden sind, da auf den 4 Oktober 1582 gleich der 15 Oktober 1582 folgte. Der Roman soll versuchen, eine mögliche Ursache für diese fehlenden 10 Tage darzustellen.
Hauptperson der Geschichte ist Lebrecht Hamann, ein junger Steinmetz. Er verliert während seiner Ausbildung seinen Vater und wird von einem reichen Schankwirt quasi adoptiert. Wie auch sein Vater hat Lebrecht einen guten Kontakt zum örtlichen Benedektiner-Kloster und wird von den dortigen Mönchen in die Welt der Wissenschaft eingeführt. Als die römische Inquisition Lebrechts Vater nach seinem Tod wieder exhumiert und die Leiche als Ketzer verbrennen lässt, beginnt Lebrechts Kampf gegen die Kirche. Dabei kommt ihm das unglaubliche Wissen, welches er sich in der Klosterbibliothek angeeignet hat zu nutze – und eine ganz besondere Rolle spielt dabei ein verbotenes Buch von Nikolaus Kopernikus.
Zusammen mit seiner Stiefmutter, die inzwischen zu seiner Geliebten geworden ist, muss Lebrecht fliehen und landet schließlich auf der Dombauhütte zu St.Peter in Rom. Hier benutzt er das letzte Exemplar des verbotenen Buches von Kopernikus in dem Versuch, seinem Vater nachträglich Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen. Das Buch ist besonders für die Kirche eine Gefahr, da Kopernikus darin mathematisch beweist, dass die Erde im Oktober 1582 von einem Kometen vernichtet werden wird – womit die heilige Schrift und die dortigen Aussagen über der jüngste Gericht ad absurdum geführt werden würden. Der Kirche ist durchaus bewusst, dass ein Bekannt-Werden der Lehren des Kopernikus eine Abwendung der Menschheit von Glauben zur Folge hätte und sie kämpft mit der vollen Macht, die ihr zur Verfügung steht ...
Literarisches
Es ist Vandenberg wieder einmal ausgezeichnet gelungen, historische Fakten und Fiktion in einem Roman zu verbinden. Dabei ist an vielen Stellen nicht wirklich klar, was auf Tatsachen beruht und was erfunden ist. Lesetechnisch ist das Buch nicht als trivial zu bezeichnen, die Satzkonstruktionen sind oft sehr lang, die Wortwahl mutet manchmal etwas antiquiert an – aber das passt hervorragend zum Inhalt des Buches und ist nicht wirklich ein Manko. Man muss sich beim Lesen aber doch sehr konzentrieren.
Auch in diesem Buch braucht der Leser ein gutes Gedächtnis für Personen, die in der Geschichte vorkommen. Scheinbare Nebenrollen, die zu Beginn einen kurzen Gastauftritt haben, tauchen am Ende wieder auf und nehmen entscheidende Positionen ein. Auch dieser Punkt zeigt wieder, dass dieses Buch nicht einfach mal so gelesen werden kann, sondern dass es einer gewissen Konzentration dabei bedarf.
Die gesamte Geschichte wird aus der Sicht eines Erzählers formuliert, wobei dieser zu keinem Zeitpunkt auftritt.
Was ich denke
Für jeden, der Interesse an historischen Romanen hat, ist dieses Buch ein absolutes Muss. Schwerpunktmäßig geht es dabei um die Rolle der römisch-katholischen Kirche im Leben der Menschen des Mittelalters. Auch wenn es sich um einen Roman handelt, kann man sich an sehr vielen Stellen vorstellen, dass es wirklich so gewesen ist.
Besonders gelungen finde ich die Beschreibung der Angst, die die römische Inquisition hervorgerufen hat. Es gelingt Vandenberg sehr gut, darzustellen, wie die Menschen ihr Verhalten an diese Institution anpassen und durch blanken Terror auf die Linie der Kirche gebracht werden. Im krassen Gegensatz dazu beschreibt Vandenberg das Leben des obersten Klerus, der sich in Orgien ergeht, Geliebte hält und sozusagen in Saus-und-Braus lebt. Auch diese Darstellungen sind äusserst glaubhaft formuliert – und erinnern nicht zuletzt auch an die heutige gesellschaftliche Situation, wobei der Klerus heute durch die Politiker dargestellt wird :-)
An einigen Stellen merkt man deutlich, dass Vandenberg auf historischen Tatsachen basiert. Besonders gelungen ist ihm dabei die Position des Michelangelo beim Bau des St.Peter-Doms und die Beschreibung des Wandgemäldes des gleichen Künstlers in der sixtinischen Kapelle. Alleine die paar Seiten, in denen Vandenberg seine Hauptfiguren das Bildnis des Michelangelo interpretieren lässt, ist das Lesen dieses Romans wert.
Auch die Rolle des verbotenen Buches kommt sehr gut rüber und belegt die historische belegte Angst der Kirche vor den modernen Wissenschaften. Ob es ein solches Buch wirklich gegeben hat, ob die beschriebenen Ereignisse wirklich zu den fehlenden 10 Tagen im christlichen Kalender geführt haben und ob das beschriebene Leben der Menschen wirklich so gewesen ist, mag ich nicht entscheiden. Vorstellen kann ich es mir aber auf jeden Fall.
Fazit
Ein Werk, welches einiges an Konzentration beim Lesen erfordert, welches die Mühe aber wert ist. Dieser historische Roman beschreibt äußerst eindrucksvoll die Rolle der Kirche im Mittelalter und das Leben der Menschen in dieser Zeit. Wen der Stoff interessiert, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen.
Vielen Dank fürs Lesen, Bewerten und Kommentieren
Cu easywk
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-03-13 11:22:30 mit dem Titel 10 verlorene Tage der Menschheit
Nachdem ich von einem anderen Werk des Autors Philipp Vandenberg sehr angetan war, habe ich mich gleich eines zweites Buches dieses Herrn bemächtigt und es genauso verschlungen, wie das erste. Diesmal geht es um „Der Fluch des Kopernikus“.
„Technische“ Details
Die broschierte Ausgabe ist im Jahr 1998 bei Lübbe erschienen, beinhaltet 507 Seiten, trägt die ISBN-Nummer 3404128397 und kostet bei amazon derzeit 7,45 Euro.
Storyline
Das Buch beginnt in der Einleitung mit der historischen Tatsache, das Papst Gregor XIII im Jahre 1582 den heute noch gültigen – sogenannten gregorianischen – Kalender eingeführt hat und dass im Zuge dieser Einführung einfach 10 Tage aus dem Leben der Menschheit gestrichen worden sind, da auf den 4 Oktober 1582 gleich der 15 Oktober 1582 folgte. Der Roman soll versuchen, eine mögliche Ursache für diese fehlenden 10 Tage darzustellen.
Hauptperson der Geschichte ist Lebrecht Hamann, ein junger Steinmetz. Er verliert während seiner Ausbildung seinen Vater und wird von einem reichen Schankwirt quasi adoptiert. Wie auch sein Vater hat Lebrecht einen guten Kontakt zum örtlichen Benedektiner-Kloster und wird von den dortigen Mönchen in die Welt der Wissenschaft eingeführt. Als die römische Inquisition Lebrechts Vater nach seinem Tod wieder exhumiert und die Leiche als Ketzer verbrennen lässt, beginnt Lebrechts Kampf gegen die Kirche. Dabei kommt ihm das unglaubliche Wissen, welches er sich in der Klosterbibliothek angeeignet hat zu nutze – und eine ganz besondere Rolle spielt dabei ein verbotenes Buch von Nikolaus Kopernikus.
Zusammen mit seiner Stiefmutter, die inzwischen zu seiner Geliebten geworden ist, muss Lebrecht fliehen und landet schließlich auf der Dombauhütte zu St.Peter in Rom. Hier benutzt er das letzte Exemplar des verbotenen Buches von Kopernikus in dem Versuch, seinem Vater nachträglich Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen. Das Buch ist besonders für die Kirche eine Gefahr, da Kopernikus darin mathematisch beweist, dass die Erde im Oktober 1582 von einem Kometen vernichtet werden wird – womit die heilige Schrift und die dortigen Aussagen über der jüngste Gericht ad absurdum geführt werden würden. Der Kirche ist durchaus bewusst, dass ein Bekannt-Werden der Lehren des Kopernikus eine Abwendung der Menschheit von Glauben zur Folge hätte und sie kämpft mit der vollen Macht, die ihr zur Verfügung steht ...
Literarisches
Es ist Vandenberg wieder einmal ausgezeichnet gelungen, historische Fakten und Fiktion in einem Roman zu verbinden. Dabei ist an vielen Stellen nicht wirklich klar, was auf Tatsachen beruht und was erfunden ist. Lesetechnisch ist das Buch nicht als trivial zu bezeichnen, die Satzkonstruktionen sind oft sehr lang, die Wortwahl mutet manchmal etwas antiquiert an – aber das passt hervorragend zum Inhalt des Buches und ist nicht wirklich ein Manko. Man muss sich beim Lesen aber doch sehr konzentrieren.
Auch in diesem Buch braucht der Leser ein gutes Gedächtnis für Personen, die in der Geschichte vorkommen. Scheinbare Nebenrollen, die zu Beginn einen kurzen Gastauftritt haben, tauchen am Ende wieder auf und nehmen entscheidende Positionen ein. Auch dieser Punkt zeigt wieder, dass dieses Buch nicht einfach mal so gelesen werden kann, sondern dass es einer gewissen Konzentration dabei bedarf.
Die gesamte Geschichte wird aus der Sicht eines Erzählers formuliert, wobei dieser zu keinem Zeitpunkt auftritt.
Was ich denke
Für jeden, der Interesse an historischen Romanen hat, ist dieses Buch ein absolutes Muss. Schwerpunktmäßig geht es dabei um die Rolle der römisch-katholischen Kirche im Leben der Menschen des Mittelalters. Auch wenn es sich um einen Roman handelt, kann man sich an sehr vielen Stellen vorstellen, dass es wirklich so gewesen ist.
Besonders gelungen finde ich die Beschreibung der Angst, die die römische Inquisition hervorgerufen hat. Es gelingt Vandenberg sehr gut, darzustellen, wie die Menschen ihr Verhalten an diese Institution anpassen und durch blanken Terror auf die Linie der Kirche gebracht werden. Im krassen Gegensatz dazu beschreibt Vandenberg das Leben des obersten Klerus, der sich in Orgien ergeht, Geliebte hält und sozusagen in Saus-und-Braus lebt. Auch diese Darstellungen sind äusserst glaubhaft formuliert – und erinnern nicht zuletzt auch an die heutige gesellschaftliche Situation, wobei der Klerus heute durch die Politiker dargestellt wird :-)
An einigen Stellen merkt man deutlich, dass Vandenberg auf historischen Tatsachen basiert. Besonders gelungen ist ihm dabei die Position des Michelangelo beim Bau des St.Peter-Doms und die Beschreibung des Wandgemäldes des gleichen Künstlers in der sixtinischen Kapelle. Alleine die paar Seiten, in denen Vandenberg seine Hauptfiguren das Bildnis des Michelangelo interpretieren lässt, ist das Lesen dieses Romans wert.
Auch die Rolle des verbotenen Buches kommt sehr gut rüber und belegt die historische belegte Angst der Kirche vor den modernen Wissenschaften. Ob es ein solches Buch wirklich gegeben hat, ob die beschriebenen Ereignisse wirklich zu den fehlenden 10 Tagen im christlichen Kalender geführt haben und ob das beschriebene Leben der Menschen wirklich so gewesen ist, mag ich nicht entscheiden. Vorstellen kann ich es mir aber auf jeden Fall.
Fazit
Ein Werk, welches einiges an Konzentration beim Lesen erfordert, welches die Mühe aber wert ist. Dieser historische Roman beschreibt äußerst eindrucksvoll die Rolle der Kirche im Mittelalter und das Leben der Menschen in dieser Zeit. Wen der Stoff interessiert, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen.
Vielen Dank fürs Lesen, Bewerten und Kommentieren
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Alfred Elton van Vogt: *Ischer*: Klassischer Science-Fiction-Zyklus
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
In der neuesten Ausgabe der Heyne-Science Fiction-Anthologie "Ikarus" für das Jahr 2002 eröffnet eine klassische Story des US-Autors Alfred Elton van Vogt den Reigen der Texte: "Die Wippe" (1941). Was macht diese Story nach über 60 Jahren noch so gut? Und was hat sie mit dem Ischer-Zyklus zu tun, vor dessen Hintergrund sie spielt?
Hier stelle ich einen Sammelband mit dem Titel "Ischer" vor, den der deutsche van Vogt Experte Rainer Eisfeld herausgegeben hat. Der Band enthält neben Vor- und Nachwort 2 Romane und 2 Erzählungen: "Die Wippe" (1941), "Der Waffenladen" (1942) sowie die Romane "Die Waffenläden von Ischer" (1941-42/51) und "Die Waffenschmiede" (1943/46). Der Dynastie-Name 'Ischer' beruht auf der Anspielung auf Edgar Allan Poes Story "Der Untergang des Hauses Ascher".
Hintergrund: Das Ischer-Universum
Van Vogts Stories waren u.a. deshalb so beliebt, weil sie kompliziert und stets überraschend bzw. verblüffend waren. So auch hier. 3000 Jahre in der Zukunft, in einem Planetenimperium unseres Sonnensystems. Es gibt eine Zeitwippe, die einen Menschen abwechselnd in die Zukunft und in die Vergangenheit schleudert und ihn schließlich zur Ursache für die Entstehung von Planeten werden lässt. Es gibt einen Unsterblichen mit einem Arsenal geheimer Erfindungen, Zeitparadoxa, eine außerirdische Spinnenrasse, die den Menschen weit überlegen ist - und einiges andere mehr.
Hintergrund dieser "Räuberpistolen" ist ein Kaiserreich der Zukunft, dessen Herrscherin Innelda in ihrer Machtvollkommenheit durch die Gilde der Waffenschmiede eingeengt wird, die den Kaiserlichen immer ein gutes Stück voraus sind, was Wissenschaft und Technik angeht. Die Schmiede arbeiten auf zwei Ebenen: In über das ganze Land (der Zentralwelt) verteilten Waffengeschäften erhalten Bürger zu niedrigen Preisen Schusswaffen, die nur der Selbstverteidigung dienen können.
Außerdem verhilft ihr geheimnisvoller Gerichtshof betrogenen Bürgern zu ihrem Recht. Die abwesenden Angeklagten, meist Firmen, werden im Schnellverfahren verurteilt und bestraft. Die Waffenschmiede sind mächtig genug, sowohl die Urteile durchzusetzen als auch ihre Läden den Zugriffen der Kaiserin zu entziehen.
Das System Kaiserhaus/Gilde, das einen Balancezustand schaffen soll, wurde einst von dem Unsterblichen Robert Hedrock ins Leben gerufen und seither von ihm aus dem Hintergrund überwacht.
Die Handlungen der Stories
1) In der amerikanischen Stadt "Middle City" ereignen sich in "Die Wippe" merkwürdige Dinge. Als ein Waffenladen auftaucht und später wieder verschwindet, heftet sich der Reporter Chris McAllister an die Fersen dieses Phänomens. Wir erfahren praktisch nichts über ihn, sondern nur über sein Schicksal. Eine Art Zeitwippe schleudert ihn Millionen Jahre in die Vergangenheit. Um den Preis seines Lebens verursacht er die Entstehung des Sonnensystems.
Diesen Vorgang nennt Stanislaw Lem "Autokreation", Selbsterschaffung des Menschen und seiner Umwelt. Wie kann der Kosmos denn aus Nichts entstanden sein - es muss eine Zutat, ein Etwas gegeben haben. Also beschließt ein Wisenschaftler in ferner Zukunft, ein einziges Elektron entgegen dem Zeitstrom in die ferne Vergangenheit zurückzuschießen, um den Urknall auszulösen - soweit die Theorie Lems. Dieser Mensch spielt Gott.
Van Vogts Lösung sieht jedoch so aus: McAllister wird unfreiwillig in die Lage eines Gewichts am Ende einer Zeitwippe versetzt; bei jeder Schwingung der Wippe lädt sich dieses Gewicht mit einem immer größerer Energiepotenzial auf. Es explodiert schließlich in unvorstellbarer Vergangenheit und löst jenen Urknall aus, dem auch das Sonnensystem seine Entstehung verdankt.
Doch bereits 1949 wurde dieses Szenario widerlegt: Zur laufenden Vergrößerung des Ausschwingens der Wippe müsste dem System ständig neue Energie zugeführt werden - woher soll die aber kommen? Darüber verliert van Vogt kein Wort.
2) Seine Story "Der Waffenladen" wurde hingegen von seinen Kollegen auf Platz 13 der besten Stories des Goldenen Zeitalters der Science Fiction zwischen 1929 und 1964 gewählt, und das will schon etwas heißen. Dennoch ist es merkwürdig, denn, wie schon John W. Campbell schrieb, "die Story hat keine handlung, setzt nirgendwo im besonderen ein, schweift umher und endet schließlich an einer genauso beliebigen Stelle - es ist, als schlendere man durch einen Park".
Es ist eine eminent menschliche Geschichte, die van Vogt erzählt (vielleicht stammt sie ja von seiner Frau Edna?). Da gibt es die Konflikte zwischen den geschlechterrollen von fara Clark und seiner Frau Creel, und da gibt es den Generationenkonflikt zwischen diesen Eltern und ihrem Sohn Cayle (der im Roman "Die Waffenläden von Ischer" die Hauptfigur abgibt). Das Auftauchen des Waffenladens bringt die gespannte Situation nur zum Explodieren. Durch seine patriarchalische Unnachgiebigkeit sorgt Fara dafür, dass Cayle sich ihm endgültig entfremdet.
Fara wird um Geschäft und Ersparnisse gebracht, empfindet sich als ausgestoßen und steht kurz davor, Selbstmord zu begehen. Doch er lernt nicht nur die verborgene Funktion der Waffenläden , deren Organisation ihm Rettung bringt, in der korrupten irdischen Zivilisation in der Ischer-Ära kennen.
Ihm wird auch höchst eindringlich vor Augen geführt, dass er sich ein System starrer Wertvorstellungen zurechtgelegt hat, das auf einer fundamentalen Selbsttäuschung über seine Umwelt beruht. Der Mechanismus, der ihm jahrzehntelang als psychische Krücke gedient hat, erweist seine Brüchigkeit, als es zur Krise kommt. "Ich habe mich benommen wie ein Geisteskranker", sagt Fara Clark am Schluss. Dies ist eine psychoanalytische Erkenntnis. Als Faras Glaube an die Autorität der Kaiserin Innelda Ischer in Frage gestellt wird, reagiert er als Autoritäts- und Hierarchiefanatiker mit krankhafter Aggressivität. Dabei erwartet er von seiner Familie, dass sie pariert. (Die weiterentwickelte Psychoanalyse wird jedoch van Vogt auf den Irrweg der Scientology führen.)
Gleichzeitig entwirft van Vogt mit Creel Clark ein weibliches Gegenbild zu dem in seiner sterotypen Männerrolle befangenen Fara. Emotional stabiler, psychisch reifer und flexibler, lässt sie sich von Fara nicht ins Boxhorn jagen, und in der Krise berät sie ihn und bleibt vernünftig. Schließlich emanzipiert sie sich von der jahrzehntelangen anerzogenen Unterordnung unter männliche Dominanz, allerdings auf konstruktive Weise. Auch van Vogt Charakterisierung der Kaiserin Innelda - selbständig, attraktiv, lebenstüchtig - entspricht der an Creel gezeigten Sensibilität, und diese war zu Zeiten der Groschenromane keineswegs üblich, sondern vielmehr verpönt.
Asimov konnte überhaupt keine erwachsenen Frauen zeichnen und Heinlein allenfalls solche, die sich dem Mann willig unterordnen und sich benutzen ließen. Nach Meinung von Rainer Eisfeld nimmt van Vogt hier sogar das Bild der neuen "Women of Wonder" bei Joanna Russ, Joan D. Vinge, pamela Sargent (die Herausgeberin der zwei gleichnamigen Storysammlungen) und Ursula K. LeGuin aus den siebziger Jahren vorweg. Darüber jedoch ließe sich streiten.
Die Handlungen der Romane
1) "Die Waffenläden von Ischer"
Im ersten Band kommt Cayle Clark, ein junger Mann mit dem Talent, Dinge und Personen in seinem Sinne zu beeinflussen, vom Lande in die Hauptstadt. Nach unliebsamen Zusammenstößen mit der Unterwelt fällt er auf, als er im Spiel zuviel gewinnt. Man macht ihn zu einem Sklaven in einem Illusionspalast, verschleppt ihn zum Mars, lässt ihn dann aber Offizier der Kaiserin werden.
Schließlich wird er Zeitreisender und der mächtigste Mann in der Wirtschaft, immer beschützt von Lucy, seiner späteren Frau, einer Angehörigen der Waffenhändler-Gilde.
2) "Die Waffenhändler von Ischer"
Der anschließend veröffentlichte zweite Band steht im Zeichen der Kaiserin Innelda Ischer und des Unsterblichen Robert Hedrock (s.o.). Hedrock wird sowohl von Innelda als auch der Gilde mit der Hinrichtung bedroht, kann aber fliehen. Er stiehlt einen geheimgehaltenen Antrieb für interstellaren Raumflug, gerät in die Gefangenschaft der Spinnen-Aliens, vergrößert sich selbst (!), zerstört als menschlicher Gigant eine Stadt und geht schließlich als Sieger aus allen Konflikten hervor - eine reine Allmachtsphantasie, wenn es je eine gegeben hat.
Fazit
Diese dürren Inhaltsangaben können den Romanen und Stories allerdings kaum gerecht werden, weil ihr Reiz in einer fast explosiven Verkettung von Ideen besteht: Der (jugendliche und männliche) Leser (von Groschenheften, den sog. 'Pulps') wird von einer Überraschung zur nächsten geführt, und erst allmählich treten die Machtstrukturen, die Hintermänner und Drahtzieher von Intrigen klar hervor.
Dieses Jonglieren mit zum Teil sehr widersprüchlichen Zutaten macht den hauptreiz der beiden Romane aus. Sonderlich glaubwürdig ist der soziokulturelle Hintergrund nicht gerade. Aber van Vogts Werke - auch die Null-A-Romane - leben von der Kopplung von Dingen und Ideen, die sich eigentlich nicht verknüpfen lassen. Wissenschaftlich begründete Allmacht wird hier mit Machtstrukturen vergangener Jahrhunderte - Gilden, feudale Kaiserreiche - ausgeübt.
Das Ergebnis ist ein aus allen historischen Zusammenhängen herausgelöstes Gebilde, das sich ideal als Hintergrund für Ränkespiele und Intrigen jener allzu häufig übermenschlichen Helden eignet, denen der Pulp-Autor van Vogt generell zuneigte. Einfache Bürger haben im Machtspiel solcher Halbgötter nicht allzuviel zu sagen, eigentlich gar nichts. Die bestimmende Triebkraft dieser Superhelden ist das Streben nach offener oder versteckter - also zur Manipulation taugender - Macht.
In der Geschichte der Science Fiction sind die Ischer-Geschichten insofern von Interesse, als sie dem Genre neue Dimensionen eröffnet haben. Denn van Vogt (1912-2000) trug in einer Zeit, als die Science Fiction unter der Ägide von Magazin-herausgeber John W. Campbell jr. zu immer neuen Themen und Sensationen expandierte (aber mitunter auch zu Mist wie etwa Scientology) mit seiner Kreativität wesentlich zur Weiterentwicklung des Genres bei: "Er fügte der Wissenschaft die magie hinzu", meinte James Gunn, selbst Autor und Chronist der Science Fiction.
Der Autor
Ich will nicht verschweigen, dass van Vogt in den allermeisten seiner Geschichten sich als literarisch ziemlich unbedarfter Autor zeigt, mit einem schlechten Stil und kaum in der Lage, glaubwürdige Charaktere zu entwickeln (Ausnahme: "Slan", 1946). Seine Vorlieb für Größenwahn, Supermänner und feudalistische Gesellschaftsformen machten ihn bereits früh zu einem umstrittenen Autor, der von Herausgeber Damon Knight mit dem vernichtenden Urteil "kosmischer Bauspekulant" belegt wurde.
Rainer Eisfeld weiß diese Vorverurteilung geschickt und kenntnisreich zu relativieren. So etwa widerlegt die Existenz der demokratischen organisation der "Waffenhändler" die unterstellte Unterstützung feudalistischer Gesellschaften.
Aus dem Zusammenhang der Genre-Entwicklung und seiner wirtschaftlichen Zwänge (Groschenhefte, Papiermangel während des Krieges, miese Bezahlung) wird klar, dass van Vogt nur so gut oder schlecht schrieb, wie es der Markt zuließ. Asimov und Heinlein, seine größten Konkurrenten wussten sich a) besser zu verkaufen und hatten b) (vielleicht) die besseren Ideen.
Durch den frühen Tod seines Vaters musste van Vogt schon früh von der Schule angehen und sich als Gelegenheitsarbeiter verdingen, bis er dann 1931 mit 19 Jahren sein erstes Produkt veröffentlichte, ein Prostituierten-Melodram. Seine erste Science Fiction-Story war "Vault of the Beast", seiner erste veröffentlichte Science Fiction-Story erschien 1939 in Campbells "Astounding Science Fiction": "The Black Destroyer" ist die erste und beste Story des bekanntesten Episoden-Romans van Vogts: "Die Expedition der Space Beagle" (1950; "Beagle" hieß das Schiff, auf dem Charles Darwin mitsegelte) - eine phantasiereiche Erforschung der gefährlichen Wunder, die das Universum für uns bereithält.
Ein Bildteil bringt die wichtigsten Buchtitel, den Autor und bestimmte Veröffentlichung. Solche Bilder wird man in der sonstigen Skundärliteratur zur SF vergeblich suchen.
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: Heyne 1989, Nr. 06/73, München; 508 Seiten, DM 16,80, aus dem US-Englischen übertragen von Rainer Eisfeld; ISBN 3-453-03121-0
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-09-20 18:01:25 mit dem Titel Anne-Marie Villefranche: *Der Liebesapfel*: Rohre werden verlegt
Turbuelente Liebesabenteuer voll Eleganz und Geschmack - das bietet dieses nette Erotikon.
Die Autorin
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Villefranche ist eine elegante und geschmackvolle Erzählerin erotischer Schlüpfrigkeiten. Ihre Darstellung lassen dennoch nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig. Sie erlebte das Paris der 20er Jahre und heiratete 1928 einen englischen Diplomaten. Nach ausgedehnten Reisen starb sie 1980. Erst danach stieß man auf ihre intimen Erzählungen, denen offenbar eigene erotische Erelebnisse aus ihrem Freundes- und Bekanntenkreis zugrundelagen. "Der Liebesapfel" ist ein erst vor kurzem entdecktes Manuskript.
Handlung
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Der arme Marc! Hat ihm doch seine hinreißende Geliebte Arlette die Liebe aufgekündigt – mir nichts, dir nichts! Natürlich kann man sich auch noch freundschaftlich lieben, aber es ist eben nicht dasselbe wie zuvor, und ein schwerer Schlag für das, ähm, Ego eines Schürzenjägers wie Marc. Schuld daran ist nur dieses völlig unbegründete Gerücht, er hätte etwas mit Jacqueline (die übrigens auch nicht schlecht aussieht).
Prompt lässt er sich sich wieder bei seiner Angetrauten, Sylvie, blicken, von der er bereits sechs Monate getrennt lebt. Sie liegt verdächtig offenherzig mitten am Tag im Bett – ob sie wohl einen Liebhaber...? Nach getaner Liebestat spürt Marc denn auch sofort seinem finsteren Verdacht nach und lädt seinen Cousin Pierre ins Bordell ein. Sicherlich gibt es keinen unverfänglicheren Pariser Ort zur Besprechung von allerlei Liebeshändeln, nicht wahr? Doch Pierre, o Graus, spielt das Unschuldslamm, und so kommt Marc auch hier auf keinen grünen Zweig. Vielmehr tröstet er sich mit der, geben wir's ruhig zu, längst überfälligen Jacqueline.
Marc, der Hansdampf in allen Höschen, taumelt von Affäre zu Affäre, immer auf der Suche nach der perfekten körperlichen und seelischen Vereinigung, und wundert sich, warum ihn keine seiner angelegten Damen mehr sehen will. Dabei "war es allgemein bekannt, dass Frauen hauptsächlich zu dem Zweck existierten, dass man sie auszog und sich mit ihnen amüsierte". Marc beteuert ihnen immer wieder, dass er sie anhimmle, doch soll wollen wahre Liebe. Was soll man davon halten?
Auch ein allerletzter versuch, die betrogene Sylvie per Beichte und Blumenstrauß zurückzugewinnen, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Denn Marcs Schwester Claudine ist anwesend, und die weiß genau über seine Affären Bescheid, treibt sie es doch selbst mit Pierre, Marcs Cousin, und ist daher im Bilde. Und so endet das Buch mit einem (rein weiblich besetzten) Tribunal, einem "Ich hasse dich" - und einer glücklichen Ménage à trois, in der nur leider Marc absolut keine Rolle spielt, wohl aber Arlette und Jacqueline und Arlettes schmucker Mann.
Fazit
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Zunächst erinnert die Struktur des Romans ein wenig an den "Reigen" von Arthur Schnitzler. Zeitlich spielt die Handlung nicht weit entfernt, in den 20er oder 30er Jahren. Doch die Gesellschaftsschichten sind lediglich auf zwei beschränkt: auf Herrschaft und Bedienstete. Und wenn es zwischen Angehörigen der beiden zu Techtelmechteln kommt, ist dies in den Augen der Autorin immer noch höchst unstatthaft. Insofern ist das Buch mit dem "Reigen" nicht zu vergleichen, doch das gleiche Dutzend Figuren treibt es in immer neuen erotischen Konstellationen und Stellungen miteinander.
Wie am Schluss das Tribunal und das glückliche Trio zeigen, geht es der Autorin vor allem um die Untersuchung zweier Liebes- und Lebensentwürfe.
Auf der einen Seite Marc, der Macho alten Schlages, der jede Frau dominieren und kontrollieren will, ohne sie zugleich auch lieben zu müssen. Auf der anderen Seite des Spektrums – nach mehreren Zwischenstationen– die libertinäre Liebe: zwei Frauen und ein befreiter, liberaler Mann, nämlich Arlettes Gatte, der in Südostasien neue Erfahrungen gemacht hat. Hier kommen homo- (sprich: lesbische) und heterosexuelle Elemente zusammen.
Der Schluss des Buches ist offen, der Leser hat die Wahl zwischen den Szenarien und Modellen. Wem das zuviel verlangt ist, genießt einfach einen eleganten, flotten zuweilen witzigen, aber stets anregenden Erotikroman.
Das Wort "elegant" spielt eine enorm große Rolle. Schon so sehr, dass es nach einer Weile aufdringlich und suggestiv eingesetzt wirkt. Auch die netten frz. Bezeichnungen "la belle chose" und "joujou" für die Muschi werden allenthalben verwendet. Leider gibt es für den Phallus kein entsprechendes Gegenstück – schade. Er ist einfach der Schaft, der Stab, das Rohr – hier werden eine Menge "Rohre" verlegt!
Michael Matzer © 2002ff
Info: 2000; Blanvalet 2001, Nr. 35354, München; 288 Seiten, DM 14,90, aus dem Französischen übertragen von Inez Meyer; ISBN 3-442-35354-8
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-09-24 22:46:59 mit dem Titel Anne-Marie Villefranche: *Die Zaubermuschel*: Humorvolles Erotikon
In Anne-Marie Villefranches erotischem Roman "Die Zaubermuschel" kommt ein Bursche, der zu Muscheln ein ebenso inniges Verhältnis pflegt. Es ist ein wahres Vergnügen, dem nimmermüden Monsieur Marcel bei seinem Muschelspiel zu folgen – besonders wenn es für ihn schier unüberwindbare Hindernisse zu bewältigen gilt.
Handlung
Die Handlung spielt im Frankreich der zwanziger Jahre. Die 'Grande Nation' hat den Ersten Weltkrieg mit etlichen Opfern überstanden. Auch Marcels Mutter wurde Witwe, doch sind sie und ihr 30-jähriger Sohn aufgrund der Investitionen des Verblichenen gut versorgt. Doch etwas fehlt noch zum Glück: eine Schwiegertochter! Marcel hingegen denkt nicht ans Heiraten, tummelt er sich doch offenbar mit einem Freifahrtschein in den Betten und Boudoirs der schönsten Damen. Dennoch läuft die Handlung daraufhinaus, die Richtige für ihn zu finden.
Da wäre zunächst einmal die edle Gabrielle mit den eleganten Brüsten, die jedoch verächtlich auf die Freuden des Fleisches herabsieht. Marcel bringt ihr geduldig und sinnfällig bei, dass die einzige Hoffnung, unsere Fleischesbegierde zu besiegen, in ihrer Abtötung durch Überstrapazierung liege. Diesem Rezept folgen denn auch beide. Doch Gabrielle ist inzwischen die Verlobte von Adolphe, der einst der Jugendfreund von Marcels Mutter war. Das gibt zwar reichlich Gelegenheit zu Besuchen, aber letzten Endes siegt die Vernunft: Die göttliche Gabi sucht ihr materielles Heil in der Ehe mit Adolphe.
Doch dessen Schwester, Silvie, entschädigt Marcel durch sinnliche Genüsse, wie sie über eine reifere Dame von über 35 oder 38 Jahren zu bieten hat. Sie geht sogar soweit, mit ihm, als Freier verkleidet, die Niederungen der Prostitution zu erkunden, und zwar nicht in den feinen Bordellen der Seine-Metropole, wo man sie erkennen würde, sondern in den dunkleren Gassen am Montparnasse. Das ist zwar vergnüglich und interessant, beschwört aber die Gefahr herauf, dass Silvie von gewissen Subjekten erpresst wird.
Die süße Dany Robineau wurde von Marcels Mama zur idealen Schwiegertochter auserkoren. Dany ist auch männlicher Zuwendung gar nicht abgeneigt, doch will sie um keinen Preis ihre Jungfräulichkeit opfern, bevor nicht der Richtige gekommen ist, um sie zu heiraten. Vernünftig gedacht, nur funktioniert es nicht – zumindest fehlt ihr die Widerstandsfähigkeit gegenüber Marcels Attacken. Und im Nachhinein sieht sich der Eroberer in eine herzzerreißende, hochnotpeinliche Szene involviert, in der Danys Mutter ihn quasi zur Heirat nötigen will. Bloß weg hier, denkt sich Marcel.
Zwei Kandidatinnen ausgeschieden – da bleibt nur noch Silvie. Sie muss vor den Erpressern fliehen, greift sich Marcel, und gemeinsam besteigen sie den Orient-Express gen Istanbul. Erlöst, denkt Marcel. Zu früh gefreut...
Fazit
Jedes Kapitel dieses routiniert geschriebenen Romans aus Mme. Villefranches Nachlass bietet dem Leser mindestens eine sinnliche Szene. Was sich nun nach Nummernrevue anhört, bietet jedoch die Reize einer Boulevardkomödie französischen Zuschnitts: Witz, Abwechslung und Sinnlichkeit.
Mehr oder weniger edle Damen geizen nicht mit ihren Reizen, galante Herren sind stets zur Attacke bereit, und zwischen ihnen entwickeln sich die Wirrnisse und Konflikte, die eben Allzumenschliches bietet.
Dies alles ist aufgrund der feinen Ironie recht kurzweilig zu lesen, inbesondere unterwegs, etwa im Flugzeug.
Michael Matzer © 2002ff
Info: Souvenir d'amour, 1991; Portobello/Goldmann 2001, Nr. 55185, München; 288 Seiten, DM 9,95, aus dem US-Englischen übertragen von Angelika Weidmann; ISBN 3-442-55185-4
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-09-27 17:39:14 mit dem Titel Peter Verhelst: *Das Muskelalphabet*: Hals über Kopf verliebt in einen Engel
Wie geht mann mit einer jungen Frau um, die sich in einen Engel verwandeln will? Mann verliebt sich Hals über Kopf mit Haut und Haar in sie. So eine Frau ist Lore in Peter Verhelsts Roman "Das Muskelalphabet". Ein junger Archivar schreibt hier sein Tagebuch über die merkwürdigen und tragischen Ereignisse, die ihm nicht nur mit Lore zustoßen.
Der Autor
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Peter Verhelst ist ein 1962 geborener Niederländer mit einem höchst individuellen und innovativen Stil. Hatte bereits sein ausgezeichneter Roman "Der Farbenfänger" eine amour fou zum zentralen Thema, so ist ihm auch mit "Das Muskelalphabet" ein an Bedeutungsebenen reicher erotischer Roman gelungen. Ich mag seinen anschaulichen und konzentrierten Stil, der aufgrund seiner zahlreichen Andeutungen und Lücken viel Raum für die Fantasie lässt.
Handlung
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Zusammen mit drei anderen jungen Frauen wollte Lore ihren Körper umformen, wollte ihn asexuell machen: keine Brüste, keine weiblichen Rundungen, Waschbrettbauch, keinerlei Haare usw. – das volle Programm. Leider hat der Abschluss nicht ganz geklappt: zwei der Frauen stiegen aus dem Programm aus, und als es ans Fliegen ging, stürzte Lores beste Freundin ab. Doch Lore ist ein Überlebenstyp. Sie taucht eines Tages bei dem jungen Archivar in der öffentlichen Bibliothek auf und lässt ein Buch mitgehen. Abfangen zwecklos. Zudem lebt Lore in der Wohnung auf der anderen Seite der Straße und bietet ihm Tanzvorführungen. Klar, dass er nicht mehr von ihr lassen kann.
Die Tänze, die sie ihm vorführt, als er ihr etwas von seiner Arbeit in der Krypta einer Kirche erzählt, sind etwas ganz Besonderes und machen sie unwiderstehlich. Sie tanzt im Dunkeln, doch ihre Fingerspitzen sind mit fluoreszierender Farbe bedeckt, so dass er nur ihren Händen folgen kann. Später findet er mit Hilfe eines Computers, der das Video auswertet, heraus, welche Figuren sie getanzt hat. Die Figuren entsprechen bestimmten Buchstaben des Alphabets. Lore ist bereits wieder verschwunden, als er mit wachsendem Entsetzen so ihre letzte Botschaft entziffert: D, E, L, E, T, E. (Löschen!). In seinem Kopf ertönt der Soundgarden-Song "Black Hole Sun"...
Dies ist die Schnittstelle zur aktuellen Arbeit des Archivars. In der Krypta erhält er E-Mail-Botschaften unbekannter Herkunft, die sich mit der Sonne und dem Universum befassen. Sie könnten aus Stephen Hawkings Buch "Eine kurze Geschichte der Zeit" stammen. Wie sich herausstellt, stammen sie von René, seinem Vorgänger in der Krypta, der fast völlig gelähmt im Rollstuhl im Krankenhaus sitzt. Diese E-Mails sind die letzten Botschaften eines sterbenden Mannes. Ebenso wie DELETE Lores letzte Botschaft war. Und natürlich enthält die so verhängnisvoll auf René wirkende Krypta ebenfalls eine letzte Botschaft, allerdings in einer Bedeutungsebene, die uns heute unvertraut ist.
Unter den Grabplatten der Krypta befinden sich die sterblichen Überreste der Familie eines reichen Bankiers aus dem 16. Jahrhundert. Aufgabe des Archivars ist die Katalogisierung der umfangreichen Bibliothek in dem reich geschmückten Gewölbe. Riesige steinerne Statuen stellen allegorisch nicht nur die 7 Freien Künste mit ihren Attributen dar, sondern, wie ihn Lore aufzeigt, auch die 7 Todsünden! Und in der zerbrochenen Figur eines schwarzen jungen Mannes finden sich kleine Päckchen an 7 Körperstellen. Die Linien zwischen diesen Stellen zeichnen das Siebengestirn der Plejaden nach. Die Plejaden waren der Sage zufolge die 7 Töchter eines antiken Paares, die vor den Nachstellungen des Jägers Orion ans Firmament versetzt wurden. Und Lores letzter Tanz beschreibt die Figur der Plejaden nach. Der Kreis (der letzten Botschaften) schließt sich.
Mein Eindruck
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Ein angemessenerer Titel für diesen bedeutungsreichen erotischen Roman wäre "Black Hole Sun" statt des prätentiösen "Muskelalphabet". Dieses Alphabet reicht nämlich nur von A bis C. Und es lenkt die Aufmerksamkeit auf den falschen Aspekt: Auf die Arbeit im Archiv, wo sich Muskeldarstellungen in den Büchern finden – ebenso wie im Text übrigens. Doch dieses Thema lenkt von der erotischen Beziehung, die der Archivar zu Lore (und zu Inez und zu Iris) hat, ab. Es ist eine hoffnungslose amour fou zu einem Wesen, das keine Schranken akzeptiert, weder in ihrem Menschsein, noch in ihrem Frausein. Doch genau dies macht Lore so anziehend. Mag auch diese Liebe ohne Bestand sein, so liegt doch ihr Wert in ihr selbst: "Verschwende deine Jugend!" steht als Motto vor dem Roman.
Mehrschichtig & verschlüsselt
Natürlich ist diese Art von mehrschichtigem, vieldeutigem Roman nicht ganz mühelos zu lesen. Auch ich habe mehrere Anläufe gebraucht. Hat man aber einmal den Einstieg gefunden, braucht man sich nur vom Autor führen zu lassen.
Die Inhaltsangabe, die ich oben skizziert habe, erschließt jedoch erst nach einigem Nachdenken. Schließlich ist doch einiges verschlüsselt.
Das erinnert an eine bestimmte Tradition der Literatur, die das Verschlüsseln ebenso liebt wie das Spiel mit Sprache und Darstellung: Olipo (bitte nachschlagen). Auch Italo Clavino war ein Verfechter bzw. Praktikant von Olipo, wie etwa sein Roman "Der Garten, darin sich Schicksale kreuzen" zeigt.
Für geübte Leser
Somit eignet sich Verhelsts Roman besonders für geübte Leser, die sich auf ein Spiel mit Motiven, Informationen und Wörtern einlassen. Hier wird ja auch Bewegung zu Sprache, wie Lores Tanz zeigt. man sollte den Mut haben, sich darauf einzulassen.
Michael Matzer © 2001/02ff
Info: Het spierenalfabet, 1995; Goldmann 1999, Nr. 54061, München; 192 Seiten, DM 18,00, aus dem Niederländischen übertragen von Barbara Heller; ISBN 3-442-54061-5
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-09-27 17:49:02 mit dem Titel Peter Verhelst: *Der Farbenfänger*: Poetisches Fest der Farben
Ein sehr poetisches Buch, voll Fantasie und Zärtlichkeit.-- Peter Verhelst, geboren 1962, gehört zur neuen niederländischen Autorengeneration. Dieser Roman war 1997 nominiert für den Libris-Literaturpreis.
Handlung
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Das Buch ist eigentlich falsch benannt, denn im Mittelpunkt steht nicht der Farbenfänger, sondern ein Liebespaar aus dem belgischen Brügge: Sie lebt in der Kathedrale und bestiehlt die Touristen, der Junge macht das gleiche, streunt herum und fotografiert.
Er verliebt sich in das kräftige Rotkehlchenrot ihrer Haare. Beide werden eines Nachts Zeugen eines Mordes, wenige Tage später stürzt sie von einem Brückengeländer. Wurde sie von zwei unbekannten Männern gestoßen, oder sprang sie selbst?
Der Junge folgt einem Samenfaden mit einem ihrer Haare daran quer durch Europa, nach Barcelona, Berlin, Bordeaux und Venedig.
Die Verbindungslinien ergeben ein magisches Pentagramm, die fünf Eckpunkte entsprechen den Enden des menschlichen Körpers. Die Reise ist eine Erkundung der phantastischen Möglichkeiten des Menschen, sowohl in der Kultur, im Körperlichen wie auch im Gesellschaftlichen.
Der Junge, nun ein Erdwesen, überwintert gerne im Boden oder versteckt sich dort. Das Mädchen verwandelte sich nach ihrem Sprung in eine Nixe und beobachtet ihn auf seinen Reisen. Beide erzählen in der Ich-Person.
Auch der sogenannte "Farbenfänger", ein sehr sonderbarer Sammler von intensiven Farben, der sich auf der Suche nach der Farbe Gottes befindet, erzählt von sich.
Zahlreiche Geschichten verdichten das Geflecht der Ideen und Leitmotive. Der Farbenfänger taucht in den Geschichten um den jungen Maler Goya auf, der sich in einen Stierkämpfer verliebt hatte, der tags darauf umkam. Fortan malte Goya nur das Schwarz des Stierfells. Er nimmt den Farbenfänger als Schüler und lehrt ihn die Extraktion von Farben aus Tieren und anderen Lebewesen. Der Farbenfänger, auf der Jagd nach dem einzigartigen Rot der Mädchenhaare, verfolgt den Jungen, der ihn wieder zu jenem Mädchen aus Brügge führen wird.
In Venedig kommt es zum Showdown, nachdem der Junge erkannt hat, welche Gefahr vom Farbenfänger droht. Doch er überlistet ihn und vereint sich mit seiner einzigen Liebe. Fortan leben beide unter Wasser und erzählen sich Geschichten.
Mein Eindruck
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Dies ist eine poetisch-phantastische Erkundung eines europäischen Kosmos der Imagination. Hier treten Versionen von Picasso und Prometheus, von Ikarus und Undine sowie von dem Geruchssammler in Süskinds Roman "Das Parfüm" auf. Selbst einen relativ unpoetischen Ort wie Hannover verwandelt Vehelsts sprachliche Überhöhung in einen magischen Raum, in dem Punks und Polizisten sich mythische Kämpfe liefern können.
Dies ist kein kitschiges Buch: Weder die knappen, lyrischen Sätze noch die zahlreichen Beschreibungen von farbigen Körperflüssigkeiten - allen voran das Rot von Blut - verleiten zu romantischen Träumereien. Ein ungewöhnliches, reichhaltiges Buch mit einem witzigen Happy-end. Mein Tipp daher: mehrmals lesen!
Michael Matzer © 2001/02ff
Info: De kleurenvanger, 1996; Goldmann 1/1999, Nr. 54082, München; 285 Seiten, DM 18,00, aus dem Niederländischen übertragen von Barbara Heller; ISBN 3-442-54082-8
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-12-01 19:52:01 mit dem Titel Zeitflaschenpost : Jules Vernes erster und letzter Roman
Vielen von uns ist Jules Verne als der Autor zahlreicher Jugendbücher vertraut. Daß er dies nicht von Anfang an war, beweist "Paris im 20. Jahrhundert", ein lange verschollener Roman von 1863, Vernes erstes größeres Werk.
Nachdem das Manuskript von Vernes Verleger abgelehnt worden war, lagerte es rund 85 Jahre in einem verschlossenen Tresor ohne Schlüssel. Zur Zeit wird es jedoch in zahlreiche Sprachen übersetzt, denn das Interesse an Verne ist weiterhin ungebrochen.
Handlung
Verne nimmt einfach den Einstieg eines jungen neunzehnjährigen Mannes, Michel, in die etablierte Gesellschaft von Paris zum Anlaß, um die westliche Zivilisation des Jahres 1963 vorzustellen. Technisch hochgerüstet, mangelt es ihr doch an geistiger und menschlicher Kultur - wie Michel, der verhinderte Dichter und Romantiker, zu seinem Leidwesen erfahren muß. Kaum hat er von der staatlichen "Bildungskreditanstalt" sein Abschlußdiplom und einen Preis für seine anachronistischen Lateinerverse erhalten, muß er auch schon auf Geheiß seines Vormunds und Onkels in dessen Bank anheuern. Hier scheitert er in einer Position nach der anderen, bis er als Diktierer beim Buchhalter des Großen Hauptbuches landet. Der Buchhalter ist wenigstens gut drauf - er spielt Klavier! - und erklärt Michel einiges von der Welt.
Michel verliebt sich und bekommt die Frauen des 20. Jahrhunderts erklärt. Dies endet in einem Loblied auf die Pariserinnen des 19. Jahrhunderts. Er und sein Freund verlieren natürlich wegen eines Streits um die Evastöchter die Fassung und den Job. Am Theater ergeht es Michel als Stückbearbeiter nicht viel besser, und er gerät in Arbeitslosigkeit und Elend. Schlußszene: Michel sinkt unter den prachtvollen Grabmälern der französischen Geistesgrößen des 18. und 19. Jahrhunderts bewußtlos in den Schnee.
Anders als diese recht pessimistisch endende Story ist für den heutigen Leser viel interessanter, wie sich Verne die technischen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts vorstellen konnte. Ausgehend von bahnbrechenden Erfindungen um 1863 herum beschreibt Verne immerhin gasgetriebene Automobile, elektrische Straßenbeleuchtung, Faxgeräte, fast lautlose S-Bahnen und riesige Ozeandampfer. 1963 funktionieren Handel und Wandel prächtig und vor allem effizient. Die Bibliotheken der Klassiker hingegen sind leer, in den Gymnasien werden praktisch nur technische Fächer unterrichtet, und das menschliche Miteinander ist ebenfalls utilitaristisch geprägt. Michel, der Schöngeist, fühlt sich nur unter den Anachronismen dieser Zeit wohl - Vernes rückwärtsgewandte Kritik an den Entwicklungstendenzen seiner eigenen Zeit.
Eine weitere interessante Geschichte erzählen die ausgezeichneten Anmerkungen, die man zu jedem Kapitel benötigt, und das Nachwort von der Übersetzerin. Sie klärt uns darüber auf, was Verne eigentlich mit diesem Roman bezweckte: Der desillusionierte Ingenieur wollte unbedingt gedruckt werden und die Anerkennung seines Verlegers gewinnen. Aus diesem Grund zitiert Verne zahlreiche Freunde des Verlegers, übertreibt es aber leider dabei ein wenig, so daß dieser einmal ins Manuskript schreibt: "Sie spinnen!" Nun, wie man weiß, stellte sich nach diesem Fehlstart bereits mit dem nächsten Buch "Fünf Wochen im Ballon" der große Erfolg ein.
Michael Matzer(c)2002ff
Info: Paris au XXième siècle, aus dem Französischen von Elisabeth Edl, broschiert - 202 Seiten - Fischer-TB.-Vlg.,Ffm, Erscheinungsdatum: September 1998, ISBN: 3596139538; wird leider nicht mehr bei Amazon.de geführt.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-01-31 19:09:56 mit dem Titel Kurt Vonnegut: *Zeitbeben*: Skurrile Phantasie mit Weisheitsanteilen
Was wäre, wenn man die zeit anhalten und dann wieder ablaufen lassen könnte? Welche Folgen hätte dieses "zeitbeben" auf die Menschheit? Vonneguts letzter Roman sprüht vor ideen, wie das aussehen könnte.
Der Autor
Kurt Vonnegut, Jahrgang 1922, ist der Autor des verfilmten Romans "Slaughterhouse Five" (dt. 1970) und zahlreicher anderer satirischer Romane. In etlichen Werken hat er Science-Fiction-Elemente verwendet, so auch in "Zeitbeben". 1998 gab er bekannt, mit dem Schreiben aufzuhören.
Handlung
Leser, die Vonnegut noch nicht kennen, sollten sich auf ein ungewöhnliches Leseerlebnis einstellen - hier werden keinerlei Genre-Regeln beachtet, und gegenüber den lieben Mitmenschen nehmen weder Vonneguts Ich-Erzähler noch sein alter ego Kilgore Trout ein Blatt vor den Mund. "Zeitbeben" ist eben ein Vonnegut-Roman.
Der Autor, "Amerikas beliebtester griesgrämiger Alter", erklärt unumwunden, er habe aus seinem mißglückten Roman "Zeitbeben Eins", an dem er zehn Jahre lang gebastelt hatte und der gar nicht erst geschrieben werden wollte, die besten Stücke filetiert und den Rest weggeworfen. Das Ergebnis ist "Zeitbeben".
Worum geht's? Gute Frage! Die Struktur des Buches ist "etwas unübersichtlich", um es vornehm auszudrücken. Ein Versuch:
Im Jahr 2001 beschließt das Universum, vor die Wahl gestellt, ob es sich weiterhin ausdehnen oder einen zweiten Urknall erleben soll, ins Jahr 1991 zurückzugehen. Zehn Jahre lang kommt es folglich zu einer Wiederholung von allem und jedem, der freie Wille ist suspendiert - ein Zeitalter auf Autopilot.
Als "freie Wille wieder voll reinhaut", wie Kilgore Trout es so unnachahmlich elegant formuliert, schlägt dessen große Stunde. Trout ist ein "vergriffener Science-Fiction-Autor" und im Jahr 2001 ein steinalter Penner - aber mit guten Stories und erstklassigen schmutzigen Witzen. Und er erweist sich als Retter in der Not, als der Autopilot des Universums aussetzt und in New York das reine Chaos ausbricht.
Der große Rest des Buches ist Autobiographie, Satire, kosmische und nicht so kosmische Meditation, Geraunze, sind Anekdoten - vor allem über den weitläufigen Clan der Vonneguts -, Aphorismen und natürliche Witze.
Fazit
In einer für Vonnegut charakteristischen Mischung aus Albernheit und Tiefsinn, ernsten Sentenzen und Slapstick-Elementen wettert der ergraute Vonnegut gegen Krieg und Gewalt, gegen das verblödende Fernsehen und gegen den Strichpunkt, gegen die Mißachtung von Jugend und Alter und kehrt immer wieder zu seinen Lieblingsthemen zurück: zur Bedeutung von Familie und Geschichte, zur Vergeblichkeit allen menschlichen Handelns ("vanitas") und zur Vergänglichkeit irdischen Lebens. So erweist er sich als großer Moralist am Ende seines Jahrhunderts, aber ohne Larmoyanz. Er verabschiedet sich von der literarischen Bühne mit einem Biß in den Hintern seiner geschätzten Kritiker.
Michael Matzer © 2003ff
Info: Timequake, 1997; Hanser 1998, München; 225 Seiten, DM 36,00, aus dem US-Englischen übertragen von Harry Rowohlt; ISBN 3-446-19508-4. Das Buch gibt es bei Goldmann auch im Taschenbuch. weiterlesen schließen -
Komplott im Vatikan
20.12.2002, 06:09 Uhr von
rider-of-apocalypse
ich hätet gerne einen Dodge, nen neuen Rechner, ein neues Notebook, eine Eigentumswohnung oder ei...Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Bei einem meiner letzten Besuche in einer Dürener Buchhandlung entdeckte ich wiedereinmal ein Buch, dessen Titel und vor allem dessen Inhaltsangabe auf der Rückseite meine Neugier weckte und das ich mir dann auch kaufte.
Bei diesem Buch handelt es sich um den Roman PURPUR SCHATTEN von PHILIPP VANDENBERG
INHALT
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Alexander Brodka arbeitet als Fotograf, als er die Nachricht über den Tod seiner in Deutschland lebenden Mutter erhält, zu der er ein eher schlechtes Verhältnis hatte.
Zur Regelung des Nachlasses reist er umgehend nach Deutschland, wo er feststellt, dass ihm seine Mutter nicht nur ein Mietshaus und eine höhere Summe Bargeld hinterlassen hat, sondern auch einen Schlüssel zu einem Bankschließfach. In diesem Bankschließfach findet er allerdings lediglich ein sehr altes Foto, das seine Mutter, ihn als Kind und einen Mann, der mutmaßlich sein Vater ist (Alexander Brodka wuchs in einem Internat auf und kennt seinen Vater nicht) zeigt, von dem er sich aber auch nicht erklären kann, warum dieses Foto in einem Bankschließfach aufbewahrt wurde.
Am Grab seiner Mutter wird Alexander Brodka plötzlich von einem Sargträger angesprochen, der ihm mitteilt, er habe den Eindruck gehabt, der Sarg wäre leer gewesen und nur kurze Zeit später wird auf ihn geschossen.
So stellt Alexander Brodka weitere Nachforschungen an, bei denen er auch herausfindet, dass seine Mutter vor langer Zeit ein Mietshaus von einem Immobilienmakler des Vatikans, der nicht gerade für Großzügigkeit bekannt ist, zum Symbolischen Preis von 1,00 DM gekauft hat und auch weitere Spuren deuten zum Vatikan.
Auch die Lebensgefährtin von Alexander Brodka, die Galeristin Juliette bekommt plötzlich Probleme, als sich von ihr verkaufte Bilder, die sie selbst von dem italienischen Kunsthändler Fasolino, dessen Frau Kontakte zu einem Kardinal hat, gekauft hatte, als Fälschungen herausstellen und so reisen die beiden nach Rom.
Dort erfahren die beiden, dass es im Vatikan eine Gruppe von Verschwörern gibt, die unter anderem Kunstschätze des Vatikan fälschen lässt und die Originale verkauft um eine Aktion zu finanzieren, in der der Papst getötet und durch einen der Rädelsführer, den Kardinal Smolenski ersetzt werden soll.
Zur Verwirklichung dieser Pläne geht die Verschwörergruppe, deren Erkennungszeichen eine purpurne Schleife ist, äußerst rücksichtslos vor.
An dieser Stelle breche ich (wie gewohnt) meine Kurzdarstellung des Inhalts ab, um potentiellen Lesern nicht zu viel der Story oder gar den Ausgang der Geschichte zu verraten. Ich denke aber, als kurzer Überblick über die Thematik des Romans ist meine Inhaltsdarstellung hier durchaus dienlich und ausreichend.
ANMERKUNGEN
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PHILIPP VANDENBERG wechselt in diesem Roman mehrfach zwischen der Grundhandlung um den Hauptakteur Alexander Brodka und den Geschehnissen im Vatikan. Dazu kommt noch eine Vielzahl beteiligter Personen und auch die Beziehung von Alexander Brodka und Juliette wird näher betrachtet, aber dennoch schafft es PHILIPP VENDENBERG, den sehr vielschichtigen Inhalt seines Romans PURPUR SCHATTEN so zu erzählen, dass es jedem jederzeit möglich sein sollte, der Story zu folgen, wobei sein sehr angenehm zu lesender und präziser Stil sicher einen erheblichen Anteil hat.
Dabei beschreibt der Autor die Geschehnisse ebenso detailliert wie die Akteure und Orte der Geschichte.
Von der ersten Seite an ist der Roman spannend geschrieben und diese Spannung verbraucht sich auch bis zur letzten der etwa 540 Seiten nicht.
Trotz der vielschichtigen Handlungsstränge wirkt die Story des Romans dabei auch in ihrer Gesamtheit immer weitestgehend glaubwürdig.
Die etwa 540 Seiten des Romans sind in 17 Kapitel unterteilt, wobei die Unterteilung meines Erachtens geschickt ausgeführt wurde und ausreichen Möglichkeiten bietet, zwischen den Szenarios zu wechseln.
ALLGEMEINES
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Nach Romanen wie DIE SIXTINISCHE VERSCHWÖRUNG, DAS FÜNFTE EVANGELIUM und anderen, schrieb PHILIPP VENDENBERG mit PURPUR SCHATTEN einen weiteren Thriller aus dem Bereich der Kirchen/Religion, der als Taschenbuch im Jahr 2002 (das Copyright der deutschsprachigen Ausgabe datiert aus dem Jahr 1999) im Bastei Lübbe Verlag veröffentlicht wurde.
Entsprechend dem Titel des Romans ist auch der Einband des Buchs in rot gehalten und zeigt die Abbildung eines kirchlichen Würdenträgers (ohne Kopf) vor eine schweren Holztür.
Der Preis für das Taschenbuch (ISBN 3-404-14771-5) beträgt zur Zeit 8,90 €.
SCHLUSSWORTE
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Mit PURPUR SCHATTEN schrieb PHILIPP VENDENBERG einen meines Erachtens ebenso spannenden wie kurzweiligen Roman um eine Verschwörung innerhalb der Führung der katholischen Kirche, den ich hier uneingeschränkt empfehlen kann und mit SEHR GUT beurteile.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-12-20 05:09:50 mit dem Titel MICHELANGELO VERSUS VATIKAN
Mit Büchern, die sich mit Verschwörungen/Intrigen innerhalb der katholischen Kirche befassen habe ich bisher ausschließlich gute Erfahrungen gemacht (zum Beispiel mit den Romanen PURPUR SCHATTEN und DER STILLE GOTT DER WÖLFE) und so zögerte ich keine Sekunde, als ich in einer hiesigen Buchhandlung den Roman DIE SIXTINISCHE VERSCHWÖRUNG von PHILIP VANDENBERG entdeckte und kaufte mir die Taschenbuchausgabe dieses Buches.
INHALT
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Papst Julius II zwang zu Beginn des 16. Jahrhunderts den Bildhauer Michelangelo zur Ausmalung der sixtinischen Kapelle in Rom und das Ergebnis zählte zu den bedeutendsten Kunstwerken der damaligen Zeit.
Zu Zeiten des Papstes Johannes Paul II (also in der jüngeren Vergangenheit) werden nun bei Restaurationsarbeiten an den Deckengemälden Michelangelos die Buchstabenkombination ABULAFIA entdeckt und da Michelangelos Konflikt mit der katholischen Kirche bekannt ist, wird sofort der Kardinal Jellinek beauftragt, herauszufinden, was es mit dieser Buchstabenfolge auf sich hat.
Kardinal Jellinek beginnt Nachforschungen anzustellen, bei denen er nicht nur entdeckt, dass der Vatikan ehemaligen SS-Angehörigen nach dem 2. Weltkrieg zur Flucht verholfen hat, sondern auch einige Ungereimtheiten bezüglich des Todes des Papstes Johannes Paul I.
Obwohl Kardinal Jellinek nun auch bedroht wird forscht er weiter und stellt dabei einen möglichen Zusammenhang zwischen der Buchstabenkombination an der Decke der sixtinischen Kapelle und einem jüdischen Kabbalisten fest, der, so der Kabbalist den mit seinen aussagen recht hat, die katholische Kirche in ihrer Existenz massiv bedrohen könnte.
Wie gewohnt, so beschränke ich auch hier meine Inhaltsdarstellung auf die Grundzüge der Handlung, um Interesse zu wecken, ohne interessierten Lesern durch Offenlegung zu vieler Einzelheiten (oder gar des Ausgangs) der Story die Spannung beim Lesen zu nehmen.
ANMERKUNGEN
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PHILIP VANDENBERG vermischt auch in seinem Roman DIE SIXTINISCHE VERSCHWÖRUNG geschickt historische Fakten mit Fiktion und nicht zuletzt auch aufgrund seiner Ausbildung als Kunstgeschichtler (und Germanisten) wirken seine Ausführungen dabei nachvollziehbar und glaubwürdig und teilweise ist es nicht ganz einfach, zwischen Fakten und Fiktion zu unterscheiden.
Dabei beschreibt PHILIP VANDENBERG (wie übrigens auch in PURPUR SCHATTEN) den Vatikan als ein professionelles Unternehmen, in dem Intrigen an der Tagesordnung sind und der Papst mehr eine Marionette machthungriger Kardinäle ist, als ein tatsächliches Oberhaupt der katholischen Kirche.
Anhänger der katholischen Kirche mögen beanstanden, dass PHILIP VANDENBERG diese nicht besonders gut aussehen lässt (so ist beispielsweise die (erpresste) Unterstützung der ehemaligen SS-Angehörigen durch den Vatikan für den Handlungsverlauf beispielsweise ebenso verzichtbar wie die Darstellung (bzw. Erwähnung) der Geldwäsche durch die Bank des Vatikans) und Historiker und andere könnten die recht sorglose Vermischung von Realität und Fiktion beanstanden, mich hat beides jedoch in keinster Weise gestört – ganz im Gegenteil.
Ein geschicktes stilistisches Mittel war es auch, dass Buch mit einer Einleitung zu beginnen, in der er beschreibt, wie ein Geistlicher ihm die Geschichte erzählt und er sie nun wiedergibt.
Insgesamt schafft es PHILIP VANDENBERG, den Roman in einer verständlichen und vor allem spannenden Form zu schreiben, die den Leser (jedenfalls mich) von Beginn an fesselt und dies Spannung bleibt bis zum Ausgang der Geschichte nach rund 250 Seiten erhalten. Einzig die häufigen Zitate in Latein sowie italienische Namen und Fachbegriffe aus dem Bereich der Kirche (Übersetzungen und Erläuterungen finden sich m Anhang des Buches) erschweren das Lesen gelegentlich, was mir aufgrund der Spannung (die völlig ohne „Action“ aufgebaut wird) allerdings nicht wirklich störend erschien (eher sogar konzentrationsfördernd).
In einem anderen Roman zu einem vergleichbaren Thema wurde die Frage gestellt, in wie weit eine Entdeckung, die in der Lage ist, die Grundlagen des Glaubens in Frage zu stellen, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte und auch diese Frage stellt sich hier erneut. Berücksichtigt man, wie wichtig der Glauben für viele Menschen ist, so werden viele der beschriebenen Intrigen und Handlungen der Kardinäle durchaus verständlich.
ALLGEMEINES
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PHILIP VANDENBERG wurde im Jahre 1941 geboren. Er studierte Germanistik und Kunstgeschichte und arbeitete längere Zeit als Journalist, bevor er 1976 seinen ersten Roman veröffentlichte. Zu seinen wohl bekanntesten Büchern zählen DAS FÜNFTE EVANGELIUM, PURPURSCHATTEN, DER VERGESSENE PHARAO und einige mehr.
DIE SIXTINISCHE VERSCHWÖRUNG erschien im Jahre 1988 und ist zur Zeit als Taschenbuch im Verlag Bastei Lübbe (ISBN 3-404-11686-0) zum Preis von 7,90 € erhältlich. Im selben Verlag ist auch ein „Double-Feature“ aus den Romanen DIE SIXTINISCHE VERSCHWÖRUNG und DAS PHARAOKOMPLOTT (ISBN 3-404-12264-X) erhältlich, das lediglich 7,00 € kostet und somit die wohl bessere Wahl darstellt.
SCHLUSSWORTE
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Ich habe den Roman DIE SIXTINISCHE VERSCHWÖRUNG von PHILIP VANDENBERG mit Begeisterung gelesen und so kann ich dieses Buch hier auch guten Gewissens empfehlen und urteile mit SEHR GUT ! weiterlesen schließen -
Blackbox! Unerwartete Systemfehler
04.12.2002, 11:30 Uhr von
Anachronistin
Weltoffene Realistin mit gelegentlichen Tendenzen zum Negativdenken - was immer das bedeuten mag.Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Blackbox. Unerwartete Systemfehler
Das Buch „Blackbox“ von Benjamin von Stuckrad-Barre habe ich bereits im diesjährigen Urlaub in Portugal gelesen. Zunächst muss ich sagen, dass ich eine andere Erwartung an den Inhalt des Buches gestellt hatte, und daher erst einmal enttäuscht war. Ich vermutete eine wissenschaftliche Herangehensweise des Autoren an die Thematik.
Ich kannte Stuckrad-Barre nur namentlich, bevor ich „Blackbox“ kaufte, und wusste daher nicht, womit ich es zu tun bekäme.
„Blackbox“ beinhaltet acht Geschichten, die, man könnte es so sagen, das Leben schreibt. Mit dieser Darstellungsweise wird man allerdings Stuckrad-Barre nicht gerecht, seinen Geschichten ebenso wenig. Er beleuchtet Alltägliches und sucht die Fehler im jeweiligen System. Sein Hauptanliegen scheint jedoch m. E. im „Aufräumen“ bzw. „Klarstellen“ zu bestehen. Im Grunde genommen wird jeder und alles aufs Korn genommen. Stuckrad-Barre wird nicht müde, Kritik zu üben, und dies in seiner lockeren, gefühlsstrotzenden Sprache. Er formuliert überlegt, neigt dabei sehr zu „trendigen“ Sprachverunglimpfungen. – Nicht zu Unrecht wird er daher auch als Popautor bezeichnet.
Die einzelnen Geschichten sind wie folgt im Buch aufgeschlüsselt:
1. herunterfahren
2. vom netz
3. speichern unter: krankenakte dankeanke
4. strg s
5. soundfiles
6. standarddokument
7. dialogfelder
8. neustart
Dieses Verzeichnis hatte mich beim ersten Lesen sehr irritiert, weil ich mir darunter nun gar nichts vorstellen konnte – weder anregende Geschichten, noch wissenschaftliche Betrachtungen. – Weit gefehlt, die Geschichten kamen und fesselten mich.
Den Leser erwartet zu Beginn des Buches eine Kurzgeschichte, welche eine Personengruppe beschreibt, die quasi Eins geworden ist mit ihrem Computer. Man hat Schwierigkeiten, Mensch und PC voneinander getrennt zu betrachten. In der Geschichte geht es daher nicht nur um den Absturz eines Computers. (Vorteilhaft für den Leser ist die Kenntnis computertypischen Vokabulars!)
Weiter geht es mit einer Geschichte, in der es um einen Mann geht, der von seiner Geliebten verlassen wurde. Und mehr als das, denn sie überlässt ihm eine größere Geldsumme, um ihn loszuwerden.
Die dritte Geschichte offenbart die vermeintliche Affäre des Popautors mit der Komödiantin Anke Engelke. Dass hier autobiographische Fakten verarbeitet werden, scheint offensichtlich. Denn der Popautor aus der Geschichte ist kein geringerer als Stuckrad-Barre persönlich.
Schließlich wird der Leser in die Welt der „S.“ geführt. Dies ist eine junge Frau, die unter Essstörungen leidet. Der Autor beschreibt verschiedene Situationen aus dem Leben der „S.“, die immer wieder die Problematik des Essens bzw. des Nichtessens berührt.
Die darauf folgende Geschichte befasst sich scheinbar mit allem, und wäre durchaus einordenbar in die Kategorie „Dinge, die die Welt nicht braucht“.
Wirklich lustig fand ich die letzte Geschichte, in der es, wie der Titel verrät, um einen Neustart geht, und zwar um den Neustart eines jungen Mannes, der eine Stadt verlässt, um in eine andere zu ziehen. Der Autor beschreibt auf ergreifende Art und Weise den Einzug des jungen Mannes in eine WG und alle damit verbundenen Probleme und Schwierigkeiten. – Schon allein diese Geschichte ist den Kauf des Buches wert. – Zugegebener Maßen kann man es wohl auch leihen.
Als kleine Beigabe liefert uns Stuckrad-Barre einen Flugzeug-Absturz mit, und zwar in Form eines Daumenkinos. Das erkennt man, wenn man das Buch schnell von hinten nach vorn durchblättert.
von Stuckrad-Barre, Benjamin (2002): Blackbox. Unerwartete Systemfehler; Goldmann Verlag (Originalausgabe 2000 bei Kiepenheuer & Witsch, Köln) ISBN 3-442-45166-3 Preis: 9,00 €
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-11-26 12:38:26 mit dem Titel Soloalbum!
Soloalbum!
Dieser Roman, „Soloalbum“, ist nach „BlackBox“ das zweite Buch, welches ich von Stuckrad-Barre gelesen habe. Der leichtfüßige Erzählstil des Autors hatte mich zum Kauf eines weiteren Buches bewogen. Und ich wurde nicht enttäuscht.
„Soloalbum“ beschreibt einen jungen Mann, der in eine tiefe Lebenskrise stürzt, als sich seine Freundin nach vierjähriger Beziehung von ihm trennt. Besonders dramatisch hebt sich hier die Tatsache hervor, dass sie sich per Fax von ihm verabschiedet.
Zum Zeitpunkt des Verlassen-Werdens fällt es ihm wie Schuppen von den Augen, wie sehr er sie im Grunde doch liebt. Ja, es erscheint sogar so, dass er sie nun noch mehr liebt, da sie ihn nicht mehr will.
Wer Stuckrad-Barre kennt, der weiß, dass hier nun keine depressive Geschichte folgt, die uns dazu verführt, Tränen zu vergießen. Der Autor versteht es, seinen teilweise finsteren Humor mit brillanten Ideen zu verknüpfen, die er ansprechend in diesem Roman umsetzt.
So erlebt der Leser, wie der von seiner Freundin Verlassene verschiedenste Phasen des Trennungsschmerzes durchlebt. In rasantem Tempo fällt der Ich-Erzähler von einem Loch ins nächste, suhlt sich in seinem Schmerz und Selbstmitleid, steht wieder auf und fällt. Seine Wohnung versinkt im absoluten Chaos. Er sieht schamhaft auf seinen, vom steigenden Bierkonsum anwachsenden, Bauch. Er beginnt zu joggen und ist fortan darauf bedacht, sich halbwegs gesund oder zumindest kalorienarm zu ernähren.
Wird die Einsamkeit zu unerträglich, ruft er seine Ehemalige heimlich an, nur um schnell wieder aufzulegen oder ihr unsagbare Geschichten bezüglich neu kennen gelernter Frauen zu erzählen. Er hofft auf diese Art und Weise ihre Eifersucht zu wecken, was nicht nur misslingt, sondern auch noch ins Gegenteil umschlägt, weil sie ihm nämlich zu seiner neuen Liebe gratuliert.
„Soloalbum“ ist ein Roman, der einem Tränen des Lachens in die Augen treibt. Hier wird ein Lebensabschnitt geschildert, wie wir ihn wohl alle schon erlebt haben. Da es uns im Allgemeinen nicht sonderlich gut gelingt, auf solch humoristische Art und Weise einen Rückblick auf alte Lieben zu gestatten, bin ich Stuckrad-Barre um so dankbarer.
Stuckrad-Barre ist ein erfrischend jugendlicher Roman gelungen, der den Leser Anteil nehmen und doch gleichzeitig schmunzeln lässt. – Gelobt wird „Soloalbum“ u. a. von Harald Schmidt und von Harry Rowohlt. – Ich kann mich dem nur anschließen.
In diesem Sinne: Lest es selbst!
von Stuckrad-Barre, Benjamin (2002): Soloalbum
Goldmann Verlag(Originalausgabe 1998, Kiepenheuer & Witsch, Köln)
ISBN 3-442-45203-1
Preis: 7,90 €
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-12-04 10:30:36 mit dem Titel Livealbum!
Livealbum!
Ich will einen weiteren Roman von Benjamin von Stuckrad-Barre vorstellen, nämlich „Livealbum“. – Nachdem ich zunächst „BlackBox“ und „Soloalbum“ von Stuckrad-Barre gelesen habe, und insbesondere von „Soloalbum“ schwer begeistert war, stürzte ich mich neugierig auf das nächste Werk.
Wieder war es der lockere Erzählstil Stuckrad-Barres, der mich zum Kauf des Buches verleitet hat. Und wieder war es so, dass ich nicht enttäuscht wurde.
In seinem 1999 veröffentlichten Roman „Livealbum“ geht es um einen Autor, der sich auf eine Lesereise begibt, und zwar auf seine erste. Bei der Betrachtung der Hauptfigur des Romans liegt es natürlich nahe, autobiografische Verbindungen zu Stuckrad-Barre suchen und finden zu wollen. Dankbarer Weise wird uns diesbezüglich auch in diesem Buch die Wahrheit verschwiegen. – Stuckrad-Barre scheint seine Freude an Gerüchten zu haben, an heimlich laut werdenden Vermutungen. Ich teile diese Freude und interessiere mich für seinen Roman.
Die Lesereise des Jungautors führt ihn zu zwölf Stationen. Jeder Termin liegt in einer anderen Stadt und bedeutet immer wieder neues Publikum für ihn. Mal kennt man ihn und hat speziell auf ihn gewartet, ein anderes Mal wieder liest er in einer Stadtteilbibliothek vor Menschen, die zur selben Stunde zum ersten Mal seinen Namen hören.
Stuckrad-Barre beschreibt in gewohntem locker-gelösten Erzählstil das Auf und Ab des Jungautors auf seiner Lesereise, aber auch die Menschen, die ihm begegnen und mehr oder minder neugierig auf seine Lesung warten.
Im Mittelpunkt dieses Buches steht die ungeschriebene Frage, wie es einem Menschen bekommt, wie er sich verändert, wenn er Abend für Abend im Mittelpunkt steht, Interviews gibt und quasi die Funktion eines Entertainers einnimmt. – Stuckrad-Barre stellt den Jungautor hier in wenig glanzvolles Licht. Die sprichwörtlichen Abgründe tun sich, wenn die Abende nach den Lesungen von Tag zu Tag hemmungsloser beschrieben werden...
Wieder einmal ist Stuckrad-Barre ein Roman gelungen, der den Leser mitreißt und an der Lesereise teilnehmen lässt. Und dies alles geschieht nicht ohne die gewohnten Passagen, die einen herzlich lachen lassen.
Die Umschlagseite des Buches offenbart die positiven Kritiken der „taz“, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und der „Süddeutschen Zeitung“.
von Stuckrad-Barre, Benjamin (2002): Livealbum
Goldmann Verlag (Originalausgabe 1999, Kiepenheuer & Witsch, Köln)
ISBN 3-442-45204-X
Preis: 7,90 € weiterlesen schließen -
Was bist Du denn für eine?
Pro:
informaiv
Kontra:
zu wenig allgemeine Inforamtionen
Empfehlung:
Nein
Diese Frage habe ich schon häufig gestellt, wenn ich die verschiedensten Katzen gesehen habe. Um die Vielzahl der verschieden Katzenarten kennen zulernen ist in meinem Bücherschrank auch die Katzen-Enzyklopädie von Esther Verhoef-Verhallen. Dieses gebundene Buch ist 1998 im Karl Müller Verlag mit der ISBN 3-86070-657-8 erschienen und hat insgesamt 238 Seiten. Zu bekommen ist die Katzen-Enzyklopädie zum Beispiel bei amazion.de zum Preis von 14,95 €.
Das umfassende Nachschlagewerk geht auf alle wichtigen Themen ein, die im gemeinsamen Leben mit einer Katze wichtig sind. Das Buch ist in die folgenden Themenbereiche aufgeteilt:
Überlegungen vor dem Kauf
Im ersten Kapitel geht die Autorin auf zahlreiche Überlegungen ein, die jeder anstellen sollte der mit dem Gedanken spielt sich eine Katze ins Haus zu holen. Es wird zum Beispiel auf die Frage eingegangen, ob es besser ist eine Katze oder einen Kater auszuwählen oder ob es wirklich eine Rassekatze sein soll. Auch Hinweise auf das Zusammenleben von Kindern und Katzen werden gegeben. Die Hinweise und Erklärungen sind reicht ausführlich und beinhalten die wichtigsten Punkte.
Pflege
Natürlich wird sehr ausführlich auf die Fellpflege bei den Langhaarkatzen eingegangen. Aber auch die Krallen- Ohren- und Zahnpflege bei den Katzen ist ein Bereicht der ausführlich beschrieben wird. Sehr gut und informativ finde ich auch die Ausführungen über die Ernährung der Katzen. Die Vor- und Nachteile der Fütterung von Trocken- oder Nassfutter werden auf verständliche Art erläutert und auch auf die Wichtigkeit von Katzengras für Wohnungskatzen wird ausführlich eingegangen. Die Katzentoilette ist natürlich auch ein wichtiges Thema das zur Pflege von Katzen gehört, ebenso wie Krankheitsanzeichen. Erwähnt werden hier nur die Symptome und auch in diesem Buch wird erfreulicherweise immer der Rat gegeben, keine Versuche der Selbstheilung zu unternehmen, sondern bei Anzeichen von Krankheit bei der Katze immer einen Tierarzt zu Rate zu ziehen.
Wie die anderen Kapitel auch sind hier zahlreiche, sehr schöne Fotos zwischen den Absätzen die z. B. Katzen beim kratzen am Kratzbaum zeigen, oder auch Bilder auf denen ein gesundes Gebiss einer Katze zu erkennen ist.
Kauf einer Rassekatze
Wer meint dass er unbedingt eine Rassekatze beim Züchter kaufen muss, findet in der Katzen-Enzyklopädie Tipps worauf man bei einem Kauf achten sollte. Zum Beispiel werden die Stammbäume erläutert oder beschrieben wie eine vorbildliche Haltung der Tiere beim Züchter aussehen sollte. Auch eine Beschreibung zu den verschiedenen Katzenverbänden ist vorhanden.
Fellfarben
Kaum ein Katzenfreund ist mit den zahlreichen der von Züchtern verschiedenen Fell- und Farbbezeichnungen vertraut. Die gängigsten Farben und Muster werden in diesem Abschnitt mit ihren Besonderheiten beschrieben. Auf zahlreichen Fotos sind die genannten Fellarten zu sehen, sodass eine Zuordnung sehr leicht fällt.
Vererbungslehre
Dieses Kapitel dürfte für den „normalen“ Katzenhalter und Freund etwas langweilig und trocken sein, da es sich hauptsächlich mit der Genetik befasst.
Entstehung von Rassekatzen
Beginnend mit der Angorakatze aus dem 17. Jahrhundert wird in einfachen Worten beschrieben, wie es zur Entwicklung der verschiedenen Katzenrassen gekommen ist. Das Kapitel ist nicht besonders lang, aber enthält schon einige sehr wissenswerte Ausführungen.
Kurzhaarige Rassen / Halblanghaarige Rassen / Halblanghaarige Varietäten / Langhaarige Rassen / Rassen mit besonderer Fellbeschaffenheit
In diesen Kapiteln werden die verschiedensten Rassen mit zahlreichen Fotos vorgestellt. Zu jeder einzelnen Rasse wird die Herkunft, der Charakter, die Pflege und die körperlichen Merkmale (Kopf, Fell, Farben) erklärt. Auch hier sind wieder sehr viele Fotos auf denen die jeweilig beschriebene Katze abgebildet ist. Die Ausführungen sind sehr umfangreich und lassen inhaltlich nichts vermissen.
Am Ende des Buches sind alle wichtigen Fachbegriffe aus der Katzenwelt mit einem Verweis auf die Seite auf der sie erklärt werden aufgeführt.
Die Katzen-Enzyklopädie von Esther Verhoef-Verhallen ist ein sehr umfangreiches Nachschlagwerk für alle Katzenfreunde, die für Rassekatzen eine Vorliebe haben. Die Ausführungen über die Rassen sind sehr ausführlich und leicht verständlich.
Die Beschreibungen zur Haltung und Pflege von Hauskatzen ist nicht allzu ergiebig. Lohneswert ist die die Katzen-Enzyklopädie hauptsächlich für Rassekatzenhalter die ein wenig mehr über die speziellen Merkmale ihres Tieres erfahren möchten, da diese wirklich sehr umfangreich beschrieben sind. Das Buch ist sehr übersichtlich gegliedert und die zahlreichen Fotos machen es einfach den Ausführungen zu folgen.
Von mir bekommt die Katzen-Enzyklopädie von Esther Verhoef-Verhallen einen Punkt Abzug, da mir der allgemeine Teil zu kurz kommt. weiterlesen schließen -
Mein Erstes Mal Sex
11.10.2002, 18:10 Uhr von
mackz
Heute habe ich mich endlich wieder zurückgemeldet. Lange genug habe ich geschmollt, dass meine al...Pro:
sensibel, aber ohne Blatt vor dem Mund wird der Leser mitten in die Sexuelle Welt der Jungen Leute geholt
Kontra:
-
Empfehlung:
Nein
meine erste Freundin, mein erstes Mal weit weg von zu Haus, meine erste Berührung mit Aids, wie ich herausfand, dass ich schwul bin ..... sind einige der Themen dieses Jugendbuches, das auf 160 Seiten in 12 "Geschichten über das erste Mal" erzählt.
Dabei geht es dem Autor weniger um "Das erste Mal", als viel mehr um das Anderssein und das Anderswerden, die Reifung von kleinen Kindern zu jungen Frauen und Männern und damit auch um die Entdeckung neuer Welten und Gefühle, des eigenen Körpers und dem des anderen.
Es ist keineswegs eines dieser Klischeeromanheftchen wo man minutiös durch die Liebesnächte der Helden geführt wird. Nein. Ganz im Gegenteil! Hier wird auch mal ein Händedruck, das gemeinsame Rennen über einen belebten Platz, der Kauf eines One-way-tickets zum Orgasmus eines sich entwicklenden jungen Lebens.
Kein Halt macht van Dijk - der übrigens mal Lehrer war - vor heute noch brisanten Themen wie Homosexualität, Travestie, Onanie, Liebe und Sex mit der Lehrerin und das Verliebtsein von geistig und körperlich Behinderten. Mit einer nahezu filigranen Behutsamkeit denkt und schreibt er sich in die Positionen seiner Hauptfiguren, die von Geschichte zu Geschichte neu entstehen. Man meint in den Tagebüchern der Jugendlichen zu lesen, fühlt sich ob der Intima ein wenig peinlich berührt, ja beinahe schon als Vojerist, so gut gelingen diese Einblicke in so verschiedene Leben und Lebenssituationen. Dabei steht hinter allem doch nur ein Autor und eben dessen eine Handschrift, die sich jedoch jedesmal neu hinter verschiedenen Figuren - die eben nicht nur in Alter, Geschlecht, Mileu und sexuelle Neigung variieren - zu verbergen weiß.
Doch was bringt dieses Buch mit seiner Intimität und Offenheit? Will der Autor nur unterhalten und sich durch die Artikulation von Unausgesprochenem ins Gerede bringen?
Es steckt mehr dahinter! Zunächst ein Autor der die Jungendlichen mit allen ihren Problemen sieht, sie als sehenswert und bedeutsam aufgreift und der sie vor allem ernst nimmt: die kleine Frederike, die ihr Meerschwein verloren hat ebenso wie das blinde Mädchen, das zitternd ein Glas aus der Hand eines anderen Jungen nimmt.
Statt sich in Biologischem zu ergießen, werden hier im Gegensatz zu jenem Klischee, des großartigen "Ersten Mals" nahezu Banalitäten zu den großen Momenten im Leben. Und "das erste Mal" gipfelt in ein Feuer der Ängste, Träume, Gefühle und Gedanken der Helden.
Obwohl ich das Buch in Vorbereitung auf die Behandlung mit einer 7. Klasse gelesen habe, empfehle ich es nicht nur dem im Buch handelnden Alterskreis von 14-18 Jahren, sondern auch Eltern, Lehrern und gleichfalls Jüngeren. Auch möchte ich nicht verschweigen, dass trotz meines vorangegangenen Lobes, sich in eingen Geschichten Ähnlichkeiten (Plot, Konflikt - Lösung) zeigen. Das kann man so und so sehen. Zum einen bekommen die scheinbar wahllos aneinandergereiten Geschichten eine Einheit, zum anderen wirkt es - wenn auch nicht einfallslos - so dennoch etwas störend.
Viel Spaß mit diesem lesendwerten Büchlein (160 S. 4,90 Euro) wünscht Makz. weiterlesen schließen -
Barbara Vine Die im Dunkeln sieht man doch
Pro:
sehr spannend , liest sich gut
Kontra:
keins
Empfehlung:
Nein
Ich bin durch Zufall auf ein Buch von Barbara Vine gestoßen, als ich Literatur für meinen Urlaub brauchte. Ich wollte was Spannendes nicht zu Schweres. Eben Urlaubslektüre. Das diese so fesselnd sein würde hatte ich nicht bedacht. Das Taschenbuch hat einen papierfarbenen Einband, auf der Vorderseite des Buchs ist eine Frau in blauem Kleid abgebildet, die in einer Art Garten steht und scheu auf die untere Ecke des Buches blickt.
Schon als ich die ersten Seiten des Buches gelesen hatte, hatte mich das Fieber gepackt. Ich saß im Zug und konnte nicht aufhören. Einfach nicht aufhören zu lesen. Es ist ja auch gemein, wenn einer immer nur Andeutungen macht, den Nebel etwas lüftet, nur soweit, daß man gerade Umrisse sieht, die auch gleich wieder verschwinden. Da, noch ein Anhaltspunkt, dort eine Ahnung, langsam fügt sich alles zusammen. Nein, doch nicht oder doch. Das kann doch nicht sein. Letztendlich gibt es nicht nur eine Lösung.
Barbara Vine oder Ruth Rendell, unter diesem Namen ist sie wohl bekannter, zeigt immer nur Bruchteile, Puzzelstückchen, die letztendlich zu einem Bild zusammengefügt werden und erzeugt damit eine ungeheure Spannung. Ich erfahre viel über die Familie Longley, aber erst die offizielle Seite, später, am Ende des Buches, bin ich erst eingeweiht in die Familiengeheimnisse. (Copyright by Schauig)
Es geht um Mord, um Mord in der Familie. Barbara Vine zeigt mir die Umstände unter denen es dazu kommen konnte, daß jemand den Menschen tötet, den er doch am meisten liebt. Angeregt wir die Erzählung eines Familienmitglieds durch die Recherche eines Journalisten, der den Fall wieder aufrollen will. Faith erzählt mir die Geschichte Ihrer Familie. Eine traurige Geschichte, eine spannende Geschichte. Sie zeigt mir wieso alles so kam, führt mich in die Irre, in die sie geführt wurde und teilt mit mir ihr Wissen. Sie erzählt spannend, so daß ich nach fünf Stunden Bahnfahrt mürrisch bin, weil ich das Buch erstmal aus der Hand legen muß.
Ich erfahre die Familiengeschichte einer Familie des englischen Landadels. Die Handlung spielt in England vor, während und nach dem zweiten Weltkrieg. Die Zeit ist aber nicht wirklich von Bedeutung. Die Charaktere der Familie sind realistisch gezeichnet und in den Facetten ihres Daseins dargestellt. Diese Familie könnte es tatsächlich so oder so ähnlich gegeben haben. Auch die dargestellten Handlungen sind durchaus nachvollziehbar, kommen sie doch in den besten Familien vor. Es ist fast so, als erzähle uns Barbara Vine von ihrer eigenen Familie.
Ich kann das Buch nur wärmstens empfehlen, es ist ein spannender Thriller, der immer wieder mit Überraschungen aufwartet, wenn man denkt man hat des Rätsels Lösung gefunden. Ich fand das Buch spannend und kurzweilig erzählt, ein richtiger Thriller.
Der Lesespaß kostet 9,90 Euro, ISBN-Nr. 3257218265
Hier noch ein kleiner Vorgeschmack:
Dreimal in den letzten fünfunddreißig Jahren hatte ich ihren Namen gedruckt gesehen. Einmal stand er als Headline über der Fortsetzung einer Artikelserie über Frauen, die man im Lauf dieses Jahrhunderts in England gehängt hatte. weiterlesen schließen -
Inquisitor auf Zeit
01.06.2002, 21:22 Uhr von
da_sonix
Noch einmal Willkommen meine YOPI-Brüder und Schwestern. Um es einfacher zu machen biete ich gern...Pro:
sehr guter Schreibstil, viele Informatione...unerwartete Wendungen
Kontra:
könnte länger sein....wie jeder ROman ;D, keine Worterklärung für Einsteiger
Empfehlung:
Nein
Der Letzte wird Inquisitor" von Jesco von Voss ist der 58 Band in der Romanreihe zum Schwarzen Auge.
Autor:
Das 285 Seiten starke Buch ist das Erstlingswerk von Jesco von Voss, der hiermit einen guten Einstieg in die DSA-Autorenliga geschaffen hat.
Layout:
Der Einband ist wie üblich hinten und am Rücken den anderen nachempfunden und passt somit perfekt ins Regal. Das Titelbild ist ein wenig irreführend. Das Gesicht eines alten Mannes in roten Farben schaut auf 3 Jäger auf einem Felsen oder einer Klippe.
Thema:
Der Roman beginnt 6 Wochen nach dem Überfall des Dämonenmeisters, somit 27 n.H. in einer kühlen Rondranacht. Die Hauptfigur Zoltan Immfelde, seines Zeichens spätberufener Praiosnovize, befindet sich in der Stadt des Götterfürsten, Beilunk.
Der ehemalige Hauptmann der 'Almadaner' folgte seit der Erleuchtung durch den Götterfürsten nur noch dem Ziel, Inquisitor zu werden um den Dunklen Horden einhalt zu gebieten und Verräter ausfindig zu machen.
Dieses Ziel rückt ihm schneller entgegen als gedacht, nachdem ihn der Hochgeweihte Berglund ins nahegelegene Perricum schickte. Eine Vision des greisen Kirchenvorstandes zufolge, soll es einen Verräter innerhalb der Kirchenschaft geben, den der Novize ausfindig machen soll. Zoltan wird schnell klar, dass er nur der entbehrlichkeit wegen für diese Aufgabe ausgesucht wird und fasst neuen Ehrgeiz.
Um seine Aufgabe zu erfüllen erhält er die Befugnisse eines Inquisitors auf Zeit mit all seinen Rechten.
Als Unterstützung begleiten ihn 6 Bannstrahler der Praioskirche.
Schon auf dem Weg nach Perricum bekommen es unsere 7 Helden mit dem Gegner zu tun. Dies in Form von Fischwesen die sie auf einem, dem Wasser nahen Bauernhof angreifen. Bei diesem Kampf verliert der ehemalige Hauptmann seine erste Begleiterin.
Nach einem kühlen Empfang im Perricumer Praiostempel beginnt Zoltan seine Untersuchungen innerhalb der Kirche, stößt aber beim Hochgeweihten Luminon auf erstaunliche Gegenwehr, in Form von Verboten und Einschränkungen die verdächtig sind.
Nach einigen, sonst der Inquisition fremden Mitteln, sich der Kreis der Verdächtigen gelichtet hat, schmeissen ein paar unerwartete Ereignisse alles über den Haufen und sorgen für einen Nebel der sich jedoch schnell aufklärt und Zoltabn den rechten Weg weist.
Dies ist nur ein kleiner Teil der fabelhaften Geschichte.
Weiteres:
Zum Roman allgemein kann man nur sagen, das sich von Voss wirklich Mühe gegeben hat. Neben den abergläubischen Ritualen der Krieger, die er im Verhalten von Zoltan sehr gut zur Schau stellt, findet der Leser eine Menge Informationen zu Kirche des Praios. Angefangen von der Rangfole über Visionen, Geschichte bis hin zu Gebeten auf Bosparano und kleinere Stoßgebete.
Die Geschichte ist zusammenhängend, die Aktionen gut erläutert und Kämpfe wunderschön beschrieben, so das man gut die Fantasie spielen lassen kann.
Aufbau:
Der Roman ist in 7 Kapitel und ein Vor- bzw Nachwort gegliedert. Eine Karte hilft bei der Orientierung. Leider fehlt eine Erkläung von Fremdwörtern, doch sind diese nur sehr selten verwendet.
Fazit:
Ein muss für jeden DSA-Spieler. Jedem zu empfehlen, der einmal den ehrgeizigen Praiosgeweihten spielen will.
Mich hat dieser Roman sofort in seinen Bann gezogen. Die Geschichte nimmt so unerwartete Wendungen, Personen erscheinen die man nie vermutet hätte und so schlüssige Sachen lösen sich in Sekunden auf...wirklich fantastisch.
Ein Roman wie er sein soll...Handlung mit rollenspielerischen Hintergrundeinlagen. Hoffentlich können wir bald mehr von Jesco von Voss lesen! weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Alusru, 03.06.2002, 00:05 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Da hast du dir aber viel Mühe gemacht super, gruß Uschi.
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