Mehr zu AutorInnen mit W Testberichte
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Pro & Kontra
Vorteile
- treffende Gesellschaftskritik
- einfach zu lesen - viele Pferdekenntnisse
- spannende Geschichte
- unwiderstehlich, spannend bis zur letzten Seite, authentische Sprache, typischer Wolfe
Nachteile / Kritik
- deutsche Übersetzung
- manchmal etwas zu viel Kitsch
- keine
- manchmal vielleicht etwas langatmig
Tests und Erfahrungsberichte
-
Der perfekte Mensch? Erschreckend!
14.09.2003, 20:33 Uhr von
AlterSchwede1966
Es war eine harte N8 beim angeln.....:-)!!! Alte HP gecrackt von einem freundlichen Net User. Jet...5Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Ein Horrorzenario? Auf jeden Fall! Wird sowas jemals Realität? Hoffentlich niemals! Kann man sich überhaupt vorstellen, das es jemals Wirklichkeit werden könnte?
Wenn man das Buch gelesen hat, erscheint es einem abwegig aber nicht unmöglich........
Und das ist das Schlimme daran!
Ich schildere hier mal kurz die Handlung:
Quinn Cleary bekommt durch nicht ganz legale Tricks einen Studienplatz an einer der führenden medizinischen Hochschulen Amerikas, dem "Ingraham College of Medicine".
Diese ist irgendwo in der Nähe von Washington D.C. beheimatet. (nur wegen der Örtlichkeiten und Verhältnisse)
Das "Ingraham" ist bei Studenten unter anderem so beliebt, weil es absolut keine Studiengebühren verlangt.
Ausserdem besteht der Lehrkörper aus ausgesuchten Fachkräften. die mehr als überqualifiziert sind.
Nach der Anreise beginnt es nun mit der Begrüßungsrede, der Einweisung in die Hausregeln, Führung über den Campus und Zuweisung der Wohnräume.
Die Jungs in den Flügel sowieso und Mädchen in den Flügel sowieso.
Sie beginnen aber Arbeitsgruppen zu bilden, um den täglichen Informationsfluss miteinander durchzugehen und aufzubereiten.
Nach und nach fällt Quinn (und Tim, auch ein neuer Student, mit dem sie ein Techtelmechtel begonnen hat) auf, das immer mehr Studenten keine eigene Meinung mehr vertreten, sondern nur noch die Meinung der Professoren wiedergeben......
Und dann findet Tim durch Zufall etwas in Quinns Zimmer, was er aber nicht als das identifiziert, was es ist. Ein Spionagemicro....
Tim hält es für einen extravaganten Anstecker.
Nachdem die beiden bei einem kurzen Trip nach Atlantic City überfallen werden, werden sie nun wirklich stutzig.
Als Tim sein Zimmer überprüft, stellt er fest, das das Kopfteil seines Bettes total verkabelt ist und dort für ihn nicht zu identifizierende Geräte angebracht sind.
Dadurch auf den Plan gerufen tritt nun der Sicherheitschef, ein ehemaliger CIA Agent (eine erstaunliche Person auf einer Universität), in Aktion und ab jetzt müssen beide um ihr Leben bangen.
Mittlerweile ist Quinn der Station C zugewiesen, auf der Opfer schwerster Verbrennungen untergebracht sind. Diese armen Menschen sind von Kopf bis Fuß bandagiert.
Dort tut sie Assistentinnen-Pflichten übernehmen. (Nicht ärztliche, eher Mädchen für alles)
Und auch hier waren Quinn schon merkwürdige Begebenheiten aufgefallen.
Obwohl sie nie in der abgetrennten Abteilung war, in der die Opfer liegen, konnte sie sie durch eine Glasscheibe beobachten.
So sah sie einmal, das ein angeblich im Koma liegender Patient ihr mit den Augen Zeichen gab, was ja unmöglich ist.............
Nun kommen sie einem Komplott aus CIA Kreisen, Politikern und Ärzten auf die Spur, das schier unvorstellbar scheint.
Mehr möchte ich nun nicht mehr verraten, aber eines noch fragen........
Seid Ihr der Meinung, das es jemals den perfekten Menschen geben wird, medizinisch erschaffen?
Dieses Buch hat einen sehr tiefen Eindruck bei mir hinterlassen. Wenn man sich mit den hier geschliderten Möglichkeiten auseinandersetzt und nicht das ganze als "Schwachsinn" abtut, muss man einfach Angst bekommen.
Denn so Unmöglich wie man meinen möchte erscheint einem der "Perfekte Mensch" nach dem lesen nicht mehr.
Es ist sehr spannend geschrieben, enthält fundiertes Hintergrundwissen, das auch gut erklärt wird und hat mich beim ersten Lesen gezwungen, die Nacht zum Tag zu machen und es durch zu lesen ohne Pause.
Auch beim 2. Lesen war es so....
Und beim 3. Mal, wie sollte es anders sein, hat der Schwede durchgelesen.......
Das hat bisher nur der "Medicus" geschafft!
Erschienen ist das Buch bei Bertelsmann und kostet 8,00€.
Es hat 410 Seiten und ist für diesen Preis im Buchclub erhältlich.
Auch unter www.buchclub.de zu bestellen, das aber mit Versandkosten.
Der Autor F. Paul Wilson ist gelernter Mediziner.
Ich möchte das in eigener Sache noch anhängen:
Da ich selber querschnittgelähmt bin, habe ich natürlich ein begründetes Interesse an diesem "heissen" Thema.
Die einzige Chance für mich, jemals wieder ein halbwegs normales Leben zu führen, liegt für mich in der Gentechnik.
Aber immer wird nur von den kriminellen Aspekten gesprochen. Leider!
Als Romanstoff ist es ja logisch, aber ich meine vor allen Dingen die Medien.
Von den Kirchenvätern mal ganz abgesehen, die ja schon vor 2000 Jahren in der Medizin eine Bedrohung ihrer Macht sahen und deswegen erfolgreichen Ärzten Hexerei nachsagten und sie daraufhin auf alle, einem normalen Menschen gar nicht einfallenden Arten zu Tode brachten.
Vierteilen etc.
Aber die Gentechnik wird immer nur verpöhnt anstatt auch mal die durchaus positiven Seiten beim Namen zu nennen.
Vermutlich, weill es ein absolut reisserisches Thema für Magazine wie "Explosiv" und ähnliche ist.
Bild-Zeitungs-Niveau eben.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-09-14 18:33:33 mit dem Titel Liebe auf den 2. Blick / Angelika - Martina Lebeus
Die Geburt und das Leben mit einem mongoloiden Kind wird in diesem Buch von Angelika-Martina Lebeus beschrieben. Es beschreibt die Höhen und Tiefen ihrer Erfahrungen mit ihrer Tochter Klarissa, die mit dem *Downe-Syndrom* geboren wurde.
Es werden tiefe Einblicke gegeben in die Schwäche der Menschen, sich mit etwas andersartigem auseinander zu setzen. Es beschreibt einerseits die Angst, sich damit zu befassen aber andererseits auch, wie oftmals die Neugierde vorwiegt.
Ich kann das selber sehr gut beurteilen, da ich seit 16 Jahren querschnittgelähmt bin.
Auch zeigt das Buch auf, welche Problematik von unserem ach so sozialen Staat ausgeht, wenn man auf ihn angewiesen ist!
Allein welche Schwierigkeiten es Fr. Lebeus bereitet hat, eine passende Schule für ihre Tochter zu finden.
Oder der Zirkus mit dem Sozialamt.
Zum Buch selber.
Das Buch ist eine tatsächliche Handlung, die vom Schrecken der Feststellung der Krankheit/Behinderung bei der Geburt die Geschehnisse bis zum Lebensalter von 8 Jahren von Klarissa erzählt.
Fr. Lebeus war zur Zeit der Geburt 28 Jahre alt.
Über die aufgetretenen Schwierigkeiten in Gesundheit, Privatleben und dem öffentlichem Leben.
So auch über die Trennung von ihrem Mann, der dem Problem nicht gewachsen war.
Es ist ausführlich geschrieben mit diversen Erklärungen.
Für mich war es äußerst aufschlussreich.
Ich kann es jedem empfehlen, der sich für zwischenmenschliche Probleme oder für Medizin im allgemeinen interessiert.
Es ist im „Walters Verlag“ Olten erschienen.
Den Preis weiss ich leider nicht, aber er dürfte bei schätzungsweise 15:- Teuro liegen.
Kleine Anmerkung:
Das *Downe Syndrom* entsteht durch ein überflüssiges Chromosom. Nach der Verschmelzung von Samen und Ei teilen sich die Zellen und finden zu Chromosomenpaaren zusammen. Je ein Chromosom von ihr und von ihm. Wenn ein Chromosom sich aber nicht richtig teilt kommt es statt zur Paarbildung zu einer „Trisomie“.
Jede Zelle enthält dann 3x anstatt 2x jenes Chromosom, bei dem diese Störung vorliegt.
Ich persönlich wünsche mir nicht, das Buch komplett in einem Bericht wiederzufinden.
Deswegen gehe ich sowenig wie möglich darauf ein, den Hergang zu schildern bzw. den Inhalt des Buches.
Wenn ich es in dem Bericht darüber schon lesen kann, brauche ich es mir nicht mehr zu kaufen! weiterlesen schließen -
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Gillian Bradshaw lässt Artus wieder aufleben
24.08.2003, 16:14 Uhr von
Lady.Einstein
Ich bin eine Schülerin aus Siegen und mache im Sommer 2003 mein Fachabitur, was ich danach machen...Pro:
Einfach berauschend!!!
Kontra:
umdenken in die verscheidenen Rollen aus deren Sicht die einzelen Teile spielen...macht das ganze aber interessanter
Empfehlung:
Ja
Mit der Artus-Trilogie schafft es Gillian Bradshaw das Herz vieler Leser wieder höher schlagen zu lassen und die Geschichten um Artus wieder in den Herzen aufleben zu lassen.
Eine Buchreihe, die auch unter dem Namen "Die Krone von Camelot" bekannt ist, in der Fantasie und Realität ineinander zu verschmelzen scheinen.
Sie lässt einen mitten im Geschehen dieser Saga stehen, als ob das der Platz wäre an dem sie einen haben wolle. Sie schreibt in dem Dreiteiler aus verschiedenen Sichten.
Einmal aus der Sicht des "Gawain ap Lot", der der Sohn von Artus' halbschwester Morgan ist und ein Sohn des Lot.
Ein anderes Mal aus der Sicht der Rhys ap Sion, ein Begleiter Gawains auf der Suche nach dem REcht.
Und wieder ein anderes Mal aus der Sicht der Gwynhwyfar ap Ogyrfan, der Frau des Gawains.
Diese Namen mögen jetzt abstoßend wirken, aber man lern mit ihnen umzugehen und sie im Alltag zu gebrauchen.
Das Buch erzählt eine andere Sicht als die die immer in den Filmen versucht wird zu zeigen, wo es um große Magie geh usw. Sicher wird die Magie nicht außer Acht gelassen, da Morgan eine berüchtigte Hexe ist, aber sie spielt nicht die Hauptrolle.
Die Hauptrolle spielt die Geschichte des Gawain ap Lot und diese ist sehr gut von der Autorin erzählt und sie hat es geschafft die Einzelheiten, die ansonsten unter Garantie uninteressan gewesen wären interessant zu machen und in den Vordergrund zu stellen.
Bei lesen wirst du eins mit der Geschichte.
Krieg ist ein Thema, das war es in dieser Zeitepoche immer schon gewesen. Aber es steht nicht im Vodergrund, es ist "nur" dabei.
Einzelne Kapitel bechreiben eine Schlacht, aber nicht jedes zweite wie man es kennt. Die Ziwschenhandlungen sind ausführlich dargestellt und man versteht die Lebensphilosophie dieser alten Zeit. weiterlesen schließen -
Minette Walters - Die Bildhauerin
Pro:
unwiderstehlich, spannend bis zur letzten Seite, authentische Sprache, typischer Wolfe
Kontra:
manchmal vielleicht etwas langatmig
Empfehlung:
Ja
Die Schriftstellerin Rosalind Leigh (1) hat schon lange kein Buch mehr abgeliefert und ihr Verlag droht sie fallenzulassen. Man legt ihr nahe, ein Buch zu schreiben über Olive Martin, welche wegen Mordes an ihrer Mutter und ihrer Schwester im Gefängnis sitzt. Widerwillig macht sich Roz (wie sie im Buch allgemein genannt wird) an die Arbeit und besucht als erstes die verurteilte Mörderin im Gefängnis, wo diese nur "die Bildhauerin" genannt wird. Olive Martin pflegt aus Wachs, welchen sie in Form von Altarkerzen aus der Gefängniskapelle stielt, kleine Puppen anzufertigen, die sie dann mit spitzen Gegenständen sticht, derher der name "die Bildhauerin".
Als Roz das erste Mal Olive gegenübertritt im Besuchszimmer der Haftanstalt, muss sie gegen ihre eigene Abscheu und Angst ankämpfen, Olive martin ist alles andere als ein liebenswerter Anblick, nicht nur dass ihr ursprünglicher Körper in gewaltigen Massen von Fett versinkt, sie wirkt zudem ungepflegt und bedrohlich. Nicht nur durch ihre ausufernde Körpermasse, sondern auch dadurch, dass Roz sich bei ihrem Anblick das Verbrechen vergenewärtigte, welches Olive überführt worde war. Olive hatte ihre Mutter und Schwester getötet, die Körper zerhackt und dann auf eine bizarre Weise auf dem Küchenboden neu angeordnet.
" 'Lizzie Borden mit dem Beile, hackt ihre Mutter in zehn Teile, schaut sich die Beschehrung an, nimmt gleich den Vater auch noch dran.' Der Reim ging ihr unaufhörlich im Kopf herum, benebelnd in seiner ständigen Wiederholung." [S 12]
Roz versucht mit Olive ins Gespräch zu kommen, will von ihr wissen, wie es denn nun war und obwohl ihr Olive herzlich wenig, ja, im Grunde so gut wie gar nichts, erzählte, kommen bei Roz die ersten Zweifel, ob bei den Ermittlungen der Polizei in diesem Fall auch wirklich alles berücksichtigt wurde. Roz beginnt zu recherieren, bei Nachbarn, ehemaligen Polizeibeamten, bei dem Anwalt, welcher Olive vertreten hatte und auch bei jemen, der sich mit dem Nachlass ihres mittlerweile verstorbenen Vaters beschäftigt.
Mehr und mehr tauchen Ungereimtheiten auf, regen sich in Roz die Zweifel an Olives Schuld, obwohl diese die Tat damals gestanden hatte, und aufeinmal ist ihr Leben in Gefahr, denn es scheint, dass jemandem ihre Nachforschungen entschieden zu weit gehen. Auch Hawksley, der ehemalige Polizist, ist von Rosalind's Erscheinen zunächst wenig begeistert. Aber nach und nach verlieben sie sich ineinander, und wo sie sich zuerst noch angegiftet hatten, helfen sie sich gegenseitig, als zuerst er und dann auch Roz von Fremden tätlich angegriffen werden..
Minette Walters ist hier, wie nicht anders von mir erwartet, wieder ein wunderbarer, spannender Krimi gelungen, der einen von der ersten Seite an fesselt und bis zur letzten nur schwer wieder loslässt. Das erste, was ich dachte, als ich das Buch weglegte, war der Drang, baldmöglichst das nächste Buch von Minette Walters zu lesen, ein besseres Kompliment kann man einer Krimiautorin kaum machen.
Minette Walters versteht es vortrefflich, dem Leser Stück für Stück, sozusagen häppchenweise, der Auflösung des Falles näher zu bringen, auf eine raffinierte Art und Weise, die nur die wirklich grossen Krimi-AutorInnen schaffen. Immer sind wir nur so weit mit unserem Wissen, wie es die Protagonistin Roz ist, wir sehen und erfahren nicht mehr, als sie sieht und erfährt. Die Figur Roz ist gut und glaubwürdig herausgearbeitet, sie wirkt symphatisch, mit all ihren Selbstzweifeln. Auch die anderen Beteiligten wurden von der Autorin glaubhaft skizziert, keine, auch nicht die Nebendarsteller wirken überflüssig oder langweilig. Und nebenbei wird uns noch ein klein wenig der psychologische Hintergrund nähergebracht, sei es in Bezug auf Olive, Roz oder auch Hawksley, der ja nun anfangs fürchterlich zerissen und angeschlagen wirkt, was natürlich haarscharf an dem Klischee vorbeischrammt, alle Polizisten haben ein beschissenes Privatleben (sofern sie überhaupt eines haben) sind seelische Krüppel und mindestens geschieden worden. Die Liebesbeziehung, die sich zwischen Roz und dem Polizisten entwickelt, ist ebenso interessant und spannend wie der ganze Krimi selber. Der Stil Walters ist flüssig und einfach zu lesen, sie versteht es, den Leser bei der Stange zu halten und ich habe das Buch nur weggelegt, wenn mich äussere Umstände dazu zwangen.
Ein intelligenter, spannender Krimi den ich ohne Vorbehalte weiterempfehle.
Ausgezeichnet mit dem Edgar-Allan-Poe-Preis für den besten Krimi des Jahres.
(1) Auf dem Umschlag und im Klapptext der gebundenen Ausgabe vom Goldmann Verlag wird Rosalind Leigh als Journalistin bezeichnet, aus dem Buch geht aber klar hervor, dass sie Schriftstellerin ist, was auch dadurch untermauert wird, dass sie eine Agentin hat und für einen Verlag arbeitet. Das scheint mir dann etwas schludrig beschrieben worden zu sein (von wem auch immer), wobei dies die einzige Unstimmigkeit ist, die ich ausmachen konnte.
Minette Walters: Die Bildhauerin. (The Sculptress, 1993). Roman. Aus dem Englischen von Mechtild Sandberg-Ciletti
erschienen im Goldmann Verlag, gebunden, 409 Seiten, ISBN 3-442-30903-4
mein Exemplar war wohl ein Sonderangebot, den Preis habe ich vergessen.
Als Paperback bei Amazon derzeit erhältlich für 8,50 Euro.
Die Autorin:
Minette Walters gilt als die britische "Queen of Crime" und hat eine Fangemeinde von Millionen Leserinnen und Leser. Viele ihrer bisher erschienenen Romane wurden mit wichtigen internationalen Preisen ausgezeichnet. Minette Walters lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Hampshire, England.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-06-21 14:48:26 mit dem Titel Tom Wolfe - Ein ganzer Kerl
ein fast unwiderstehlicher Scheisskerl
Tom Wolfes zweiter Bestseller "Ein ganzer Kerl" ist wie sein erster "Fegefeuer der Eitelkeiten" ein Ereignis, ein Buch das eine unbeschreibliche Wucht hat, so wie dieser "ganze Kerl" Charlie Crocker, und das nicht nur wegen der 921 Seiten oder der 1,4 Kg der gebundenen Ausgabe, welche da rein physikalisch auf einen zukommen.
Die Wucht ist auch die Sprache, und wenn ich damals schrieb zu "Fegefeuer der Eitelkeiten" dass ich die ersten 100 Seiten des Buches brauchte um mich an die Sprache zu gewöhnen, so war es hier nicht anders, erst nach ein paar Tauchversuchen gelang es mir in die Geschichte einzudringen und fortan einen Logenplatz einzunehmen. Mehr als einen Logenplatz gabs für mich nicht, keine der ProtagonistInnen taugten zur Identifikation, nicht für mich. Aber mein Platz war kuschelig und warm, war sicher und ich habe mich wunderbar unterhalten.
Charlie Crocker, ein "Inmobolienentwickler", wir würden sagen Spekulant, ist ein Urtier, ein Dinosaurier, einer aus dem Süden Amerikas, Atlanta, wo schwarze Mitbürger weissen Bürgern die Häuser sauber halten, für sie kochen und ihre Gärten in Schuss halten. Wo weisse reiche Leute wie Charlie stolz darauf sind, wie gut sie ihre farbigen Angestellten behandeln, ganz so wie früher, als die Vorfahren dieser Angestellten einen anderen Status hatten als heute. Sie waren immer gut zu ihnen, hatten für sie gesorgt wie Väter für ihre Kinder.
Charlie ist ein Tycoon, einer der mächtigsten Männer Atlantas, er besitzt mehrere Häuser, Fabriken, eine riesige Farm welche er zu dem einzigen Zweck unterhält um dort 10 Mal pro Jahr Wachteln zu schiessen und ab und zu mal ein Pferd zu züchten, er besitzt Bürogebäude, er hat eine zweite Frau die halb so alt ist wie er, oder nicht einmal halb so alt, eine Exfrau und Banken denen er eine halbe Milliarde Dollar schuldet.
Die Banken hatten ihm hofiert, ihm die Kredite nur so hinten reingeschoben für aberwitzige Porjekte und nicht zuletzt für Charlies ausschweifenden Lebensstil. Aber irgendwann merkten sie, dass Charlie ein Fass ohne Boden ist und dass ein guter Teil des Geldes einfach weg war. Sie beginnen ihn zu bedrängen, ihm zu drohen, fordern ihn auf seine Flugzeuge zu verkaufen, seine Farm, das Bürogebäude welches halb leer steht, weil keiner so weit ausserhalb Bürofläche mieten will.
Charlies Leben ist das eine, welches an uns Lesern vorrüber zieht, und Charlie selber, dieser 100 Kg schwere 60jährige einst umjubelte Emporkömmling, dessen Dekadenz, dessen abstossende Primitivität, dessen Schwarz-Weiss Bild seiner Umgebung mich immer wieder in Erstaunen versetze, einerseits, - andererseits weiss ich ja aus eigener Erfahrung, solche Typen gibt es tatsächlich und sie werden erst dann so richtig primitiv, wenn sie Unmengen von Geld haben und glauben, jeden und alles kaufen zu können, diewelche der tiefen Überzeugung sind, dass sie sich genau richtig benehmen weil keiner sich getraut, sie zu kritisieren und ihnen zu sagen, wie anstossen dsi eeigentlich sind. Alles ist bestens, die Welt der Charlies ist in Ordnung. Ausser Charlie Crockers Welt, die kracht gerade zusammen wie ein Kartenhaus.
Das ist aber nicht das einzige Leben, welches Tom Wolfe an uns vorrüber ziehen lässt, da gibt es Menschen, deren Leben auf irgendeine Weise mit dem Charlies zusammenhängt, wie zum Beispiel Conrads. Conrad und Charlie kennen sich nicht, sind einander nie begegnet und doch sollte eine Entscheidung Charlies weitreichende Folgen für Conrad haben, eigentlich etwas ganz simples, wie es jeden Tag passiert irgendwo, Charlie Crocker entschliesst sich, 20% seiner Arbeiter in den Fabriken zu entlassen, um so Lohnkosten zu sparen, und Conrad verliert seinen Job als Kühlhausarbeiter bei Charlies Firma. Eine Kette von Ereignissen führte kurz darauf dazu, dass Conrad im Gefängnis zwischen Schwerverbrechern und gleichgültigen Gefängniswärtern landet, und alles was wir je über amerikanische Gefängnise gehört oder gelesen haben, trifft auf das Gefängnis Santa Rita zu, in welchem Conrad landete.
Der folgende Auszug soll nicht nur etwas den Gefängnisalltag andeuten sondern gleichzeitig eine Kostprobe von Wolfes oft nur allzu authentischer Sprache wiedergeben:
"Sie hatten einen Sender ausfindig gemacht. auf dem gerade ein Konzert in irgendeiner riesigen Arena lief, dessen Hauptattraktion eine schwarze Sängerin namens Lorelei Washburn war. Lorelei Washburn war eine Heulboje. Wenn sie die Wahl zwischen laut und leise hatte, wählte sie stets laut und schrie, um den Ton zu erreichen ... >tearing out the heart of meeeEEEEEEEEEEEEEEeee!< ... Ihr Gegröhle hallte vom grauen Beton des Pausenraums wider. Aber Vastly und die Jungs hatten kein Interesse an Lorelei Washburn, die ein weisses Seidenkleid trug, das nicht nur eng sondern auch lang und nicht besonders offenherzig war. Nein, ihre ganze Aufmerksamkeit schien sich auf die Background-Sängerinnen zu richten, drei braunhäutige Mädchen, die plissierte Miniröcke trugen, die kaum ihren Hintern bedeckten. Wenn sie ihre Hüften schwenkten oder drehten - und die schwenkten und drehten sie in einem fort -, hoben sich die plissierten Röcke wie Windräder in die Höhe und entblössten winzige, glitzernde Binkinihöschen. Nur wenig mehr als Tangas waren diese Höschen, und der Anblick von soviel nahezu nacktem Hintern brachte Vastlys Gang um den Verstand.
>Das ist das Wahre, Baby!<
>Genau, Bro! Nicht mehr dieser Schwulen-Tunten-Fummeltrinen-B-cat-angelernter-Arschfick-Scheiss!<
>Yeah, diss is der echte Scheiss! Diss is live, Mann! Diss is kein Memorex!<
>Mir kommt der Saft bald aus'n Ohren, Süsse!<
>Kuckt euch den Arsch von dieser Mama an!<
>Lass dein' Hintern Tanzen!<
Conrad gefror das Blut in den Adern. ANGELERNTER ARSCHFICK. Die Botschaft, die er aus diesen Rufen heraushörte, hate nichts mit den drei sexy, jungen Sängerinnen auf dem Bildschirm zu tun. Diese Männer - die Herrscher über die Herde in Santa Rita - zogen Frauen vor, betrachteten aber Homosexuelle als absolut akzeptablen Ersatz, solange man im Gefängnis war. Und im Gefängnis gab es zusätzlich zu den Tunten und den "B-cats", die man überall finden konnte, auch die "angelernten Arschficks", junge, schlankgebaute, neue Fische wie der Mutt Simms von einst, die gezwungen wurden, homosexuelle Handlungen zu begehen oder zu erdulden.
Conrad sah den Gemeinschaftsraum jetzt mit erschreckender Klarheit. Er war ein stinkender, grauer Saal, in dem sich scheussliche Organismen in gelben Verbrecherpyjamas aufhielten, die sich zu primitiven territorial getrennten Rudeln zusammengerottet hatten." [S506/507]
Eine weitere Figur, deren Schicksal mit dem Charlies verbunden zu sein scheint, ist der Bankangestellte Ray Peepgass, der, als er sieht wie seine Bank Charlie Crocker unter Druck setzt, versucht aus Charlies Pleite Profit zu schlagen. Ray, eher ein unbedeutendes Licht mit einem Einkommen von 130'000 Dollar im Jahr, eine Unterhaltsklage am Hals, geschieden, spekuliert darauf, dass seine Bank Charlies Inmobilien übernimmt und er hofft, mit Hilfe eines von ihm gegründeten Syndikats an eines dieser Gebäude für ein Apfel und ein Ei heranzukommen. Dazu kümmert er sich um die geschiedene Mrs Crocker Nummer eins, ein paar Jahre älter als er und frustriert wegen des gesellschaftlichen Abstiegs, den ihre Scheidung für sie bedeutete, welche sich dann auch dankbar zeigt und ihn schliesslich heiratet.
Parallel nebeneinander lässt der Autor die Figuren laufen und eher selten begegnen sie sich (Conrad und Charlie übrigens am Ende auch noch), und las ich gerade über Charlie brannte ich daruf zu wissen was im Moment mit Conrad passiert und umgekehrt, ein Spannungsbogen, der kaum einmal abfiel, bis zur letzten Seite.
Und auch der Schluss bietet eine Überraschung, eine Wendung, wie sie eigentlich nur - und klischeehafter gehts dann auch nicht mehr - in Amerika möglich ist. Aber in dem Moment wo wir das lesen und aufstöhnen und in Gedanken formulieren > nein, nicht das, nicht das auch noch!< wissen wir, dass dies - ohne dass wir Amerika je persönlich kennen gelernt haben - absolut typisch ist.
Wolfe hat einen ganz eigenen Stil, gerade heraus, unverblühmt, schonungslos, brachial zuweilen, wie der kleine Auszug gerade mal andeuten kann. Nein, nicht das ganze Buch ist durchzogen von solcher Sprache wie in dem Textauszug, aber ein guter Teil, oder zumindestens so ähnlich, abhängig davon, an wessen Gedanken oder Leben wir gerade als Leser teilnehmen. Nicht nur seine Figuren jagd Wolfe unaufhörlich und unerbittlich von Seite zu Seite, sondern den Leser auch. Irgendwann zwischendurch beginnt man sich Gedanken zu machen über Charlie und Conrad, gerade auch dann, wenn man im Augenblick nicht am Lesen ist. Das Buch ist einfach gewaltig.
Zitat:
"Elf Jahre nach seinem Welterfolg "Fegefeuer der Eitelkeiten" hat Tom Wolfe wieder einen Roman vorgelegt, der den Leser von der ersten bis zur 921. Seite in seinen unwiderstehlichen Erzählsog zieht. Der notorische Dandy im weißen Anzug, der seit Jahren auf den reflexiv-experimentierfreudigen "magersüchtigen Roman" schimpft, erweist sich hier als der Prototyp des realistischen amerikanischen Erzählers." Karsten Herrmann
Und als Scheisskerle bezeichnet Charlie fast jeden, und fast jeder bezeichnet ihn als einen, das ganze Buch lang.
Ich habe die gebundene Ausgabe vom Kindler Verlag, erstanden bei Kaufhof für lächerliche 7 Euro, das Taschenbuch habe ich kürzlich gesehen für 12 Euro.
ISBN: 3-463-40128-2
Aus dem amerikanischen übersetzt von Benjamin Schwarz
Original "A Man in Full"
erschienen 1998 weiterlesen schließen -
Patricia Nell Warren - Der Langstreckenläufer --- langweiliger Titel, klasse Buch!
13.06.2003, 19:31 Uhr von
Prisca
Ich schreibe z.Z. unter anderen Sean Astin Film (-und Co) Berichte, um euch diesen tollen Schausp...Pro:
einfach zu lesen - viele Pferdekenntnisse
Kontra:
manchmal etwas zu viel Kitsch
Empfehlung:
Ja
Heute möchte ich euch über ein Buch berichten, das mich irgendwo sehr traurig und nachdenklich gemacht hat. Es ist ein Buch von Patricia Nell Warren:
DER LANGSTRECKENLÄUFER
Noch nie von gehört?! Nicht von dem Buch und erst recht nicht von dieser Schriftstellerin?! Na ja, das Buch wird, meiner Meinung nach ein wenig zu Unrecht als Schwulen- und Lesbenliteratur bezeichnet, also sicher nicht das, was man sich als normalen Lesestoff herauspicken würde.
Wie ich zu diesem Buch kam? Na ja, durch ein Meinungsforum natürlich. Hier hatte ich einen wirklich interessanten Bericht über das Buch gelesen. Ich gebe es ja zu, sicher war es nicht nur der Inhalt des Buches selber, der mich neugierig machte. Es war die ganze Thematik: ein Mann liebt einen Mann – eigentlich halte ich mich für einen aufgeklärten Menschen, der in Homosexualität nichts unnormales sieht, aber es ist doch zumindest etwas, was mir irgendwo fremd ist und mich neugierig macht.
Also habe ich nach diesem Buch gesucht, was gar nicht so einfach war. Auf Versteigerungen – Fehlanzeige! Booklooker – Fehlanzeige. Zu guter letzt blieb mit noch Amazon de. Wo ich das Buch dann tatsächlich bekam, als Taschenbuch zu einem sagenhaften Preis von 13,45 Euro. Ich bin fast vom Glauben abgefallen, als ich den Preis sah, aber da ich nun einmal DIESES Buch wollte und kein anderes, habe ich in den sauren Apfel gebissen!
Zwei Tage später lag das Buch dann vor mir (eins muss man Amazon lassen, schnell liefern tun sie ja!) und natürlich fing ich gleich an zu schmökern. Aber bevor ich euch jetzt von meinen Eindrücken schreibe, werde ich euch eine kleine Inhaltsangabe machen, damit ihr euch überhaupt etwas unter dem Titel: Der Langstreckenläufer vorstellen könnt (hört sich doch eigentlich recht langweilig an, oder???)
Harlan Brown ist Trainer für Leichtathleten an einem kleinen amerikanischen College. Eines Tages wird sein Leben von Grund auf umgekrempelt, als drei junge Sportler vor ihm stehen: Vince Matti, Jacques LeFont und Billy Sive … sie wollen nur eines: Laufen! Gewinnen! Die nächste Olympiade!
Aus ihrem letzten College wurden sie hinausgeworfen, jetzt ist Harlan für sie die letzte Hoffnung. Harlan, selbst schon häufiger in Schwierigkeiten gewesen – denn er ist homosexuell. Bei ihm erhoffen sich die drei Jungen Hilfe und Verständnis, er wird sie trainieren, auch wenn (oder gerade weil???) sie ebenfalls schwul sind.
Harlan erkennt das Potential, das in den dreien steckt – ja, sie haben eine gute Chance, in die Olympiaauswahl zu kommen, es sind drei Top Läufer, die da vor ihm stehen – wenn man sie nur lässt (schwul ist krank, schwul sein ist eine Schande, Schwule gehören nicht in die Öffentlichkeit = das ist die Einstellung der Gesellschaft). Er beschließt, die drei zu trainieren.
Was ihn dann selbst überrascht, sind die tiefen Empfindungen, die er für Billy entwickelt. Aber er wehrt sich dagegen – niemals wollte er als Trainer etwas mit einem Schüler anfangen – das bringt Probleme, er weiß es. Seine Läufer stehen in der Öffentlichkeit – es sind Top Läufer – und sie haben schon mit genug Problemen zu rechen, wenn ihre Veranlagung durchsickert. Da muss man nicht noch Öl ins Feuer gießen, indem es da eine Beziehung zwischen dem sehr viel älteren Trainer mit seinem jungen Schützling gibt!
Anfangs gelingt es ihm, seine Gefühle zu überspielen, indem er gerade Billy beim Training besonders hart ran nimmt. Aber Billy leidet unter der schroffen Art Harlans, seine Leistungen sind nicht das, was Harlan erwartet hatte. Denn Billy seinerseits hat sich in Harlan verliebt...
Soweit eine kurze Inhaltsangabe zum Buch. Hört sich eigentlich eher langweilig an?! Ist es aber nicht! Es ist ein sehr schöner, „leiser“ Roman. Spannend im Sinne von einem Thriller ist er sicher nicht – er ist spannend wie das Leben selbst!
Geschrieben aus der Sicht von Harlan, auf eine Art, die dem Leser das Gefühl gibt, hier keinen Roman zu lesen sondern eine echte Biographie. Man kann die Empfindungen von Harlan so gut nachvollziehen, als würde man alles direkt miterleben. Und das ist es, das diesen Roman so lesenswert macht.
Erzählt wird einerseits von den Schwierigkeiten der Schwulen, in der Gesellschaft anerkennt zu werden. Okay, der Roman spielt in Amerika (1974 und folgende Jahre). Gerade erst wurde das Gesetz gegen die Homosexualität abgeschafft (bis dahin war es strafbar, homosexuell zu sein!!!). Aber die Abschaffung eines Gesetzes allein ist es nicht – ein Umdenken in der Gesellschaft hat jedenfalls noch nicht stattgefunden. Schwule sind krank! Schwule gehören ausgerottet! Leute, sperrt eure Kinder ein, die Schwulen kommen!...Mit solchen Vorurteilen müssen die „Romanhelden“ schon jahrelang leben. Als ihr Schwulsein dann an die Presse kommt und damit überall publik wird, wird es noch schlimmer: beleidigende Telefonanrufe, Drohbriefe. Wir bringen euch um! Selbst im Sport, in dem sie Höchstleistungen für Amerika vollbringen könnten, werden ihnen Steine in den Weg gelegt – sie werden gemieden, ungerechtfertigt gesperrt, Sponsorengelder werden ihnen gestrichen! Als sie sich allem zum Trotz durchsetzen, auf eigene Kosten zu den Veranstaltungen fahren, werden sie trotz ihrer hervorragenden Leistungen mit Buhrufen empfangen – angepöbelt von den Zuschauern, aber auch von den anderen Sportlern. Sie sind Aussätzige!
Diese Verachtung durch die Gesellschaft – diese Schwierigkeiten, mit denen Homosexuelle zu kämpfen hatten (und leider immer noch haben!) – das bringt das Buch wahnsinnig gut rüber. Und es hat selbst mich als Heterosexuellen unwahrscheinlich traurig gemacht – auch ein wenig wütend, aber vor allem traurig – das es so was in unser angeblich ja ach so aufgeklärten Welt gegeben hat - nein, das hat es nicht gegeben, das gibt es wohl immer noch. Ich kann das natürlich nur aus meiner Sicht betrachten und nicht aus der Sicht eines Homosexuellen … aber wenn man mal mit etwas offenen Augen durch die Welt geht, Zeitungs- und Fernsehberichte zu dieser Thematik verfolgt, dann muss man einfach erkennen, das die Schwulen auch heute noch mit völlig aus der Luft gegriffenen Vorteilen zu kämpfen haben, das sie angefeindet werden, das ihnen Hass und Verachtung entgegenschlägt.
Sicher, die Gesetze haben sich weiterhin gelockert – obwohl man auch da wohl kaum von Gleichbehandlung sprechen kann. Aber die Gesetze allein sind es ja auch nicht – es ist die Gesellschaft, die einfach nicht begreifen will, das Homosexualität keine Krankheit ist, nicht Schlimmes – sondern das da einfach ein paar Menschen eine etwas andere Einstellung zu ihrer Sexualität haben. Es sind doch ganz normale Menschen, so wie du und ich – sie haben ganz normale Träume, Wünsche, Gefühle.
Gefühle! Ja, auch die kommen in diesem Roman nicht zu kurz – die Gefühle von Harlan und Billy vor allem. Was hier erzählt wird, ist eine ganz leise und vor allem eine sehr ehrliche Liebe. Ihr werdet nicht den üblichen Kitsch aus Liebesromanen vorfinden (keine Angst). Aber man spürt die tiefe Liebe dieser beiden Männer zueinander ist, nur wird sie nicht beherrscht von den großen Glückgefühlen, eher von Verzweifelung und Traurigkeit.
Ja, ihr werdet auch einige sexuelle Szenen in diesem Buch finden, aber sie sind mehr angedeutet, als beschrieben. Was schreibt Harlan an der einen Stelle des Buches so schön:
„ Obwohl ich ehrlich sein will, kann ich nicht alles erzählen. Das hat mehrere Gründe. Erstens kann ich meine Gefühle besser verbergen als zeigen. Zweitens fehlt mir die nötige literarische Begabung. Drittens muss ich auch ein paar Erinnerungen für mich behalten und viertens bin ich mir nicht sicher, ob ich mich an die genaue Reihenfolge dessen erinnern kann, was zwischen Billy und mir geschah. Außerdem dürfte wohl allgemein bekannt sein, was vorgeht, wenn zwei Menschen miteinander schlafen...“
Nach diesem Motto werden also diese Stellen wirklich nur am Rande berührt, wenn es die Geschichte erfordert.
Alles in allem ein sehr lesenswerter Roman, der ich euch gern ans Herz legen möchte. Lasst euch nicht abschrecken von dem letzten Satz auf dem Buchumschlag, der da lautet: Mit 10 Millionen Exemplaren in 7 Sprachen ist Der Langstreckenläufer wohl der bekannteste und bestverkaufte Klassiker der schwulen Literatur... Es stört mich eigentlich, das man dieses Buch in die Schublade „Schwule Literatur“ stecken will – das hat schon wieder so den Hauch des negativen. Ich habe mich selbst dabei ertappt, das ich überlegt habe, ob ich das Buch mit zur Arbeit nehme, um dort in den Pausen zu lesen – es könnte ja jemand in die Hand nehmen und fragen: Was liest du denn da??? --- Was für ein Blödsinn. Glaubt es mir, es ist ein sehr gut geschriebener Roman, der ein wenig traurig und nachdenklich macht. Und es braucht sich wirklich niemand verstecken, nur weil er dieses Buch liest. Sollte euch tatsächlich jemand deswegen dumm angucken und noch dümmere Sprüche machen: Bist du etwa auch anders rum??? – drückt ihm einfach das Buch in die Hand! Vielleicht tut er ja mal Reinsehen und vielleicht fängt er dann an, mal drüber nachzudenken!
Zum Schluss noch ein paar allgemeine Anmerkungen zum Buch:
316 Seiten
ISBN 3-86187-232-3
Preis: 13,45 Euro bei amazon.de (unverschämt teuer für ein Taschenbuch – aber es lohnt sich)
Es gibt übrigens noch zwei weitere Bücher zu den Personen aus diesem Roman:
Der Himmelsstürmer - hier wird die Geschichte von Billys Sohn erzählt - 15 Jahre später - als er sich auf die Suche nach seinem Vater, nach seiner Vergangenheit macht
Harlans Endspurt - dies ist die unmittelbare Fortsetzung von Der Langstreckenläufer, erzählt die Geschichte Harlans weiter (ist allerdings erst Jahre nach Band 2 erschienen)
Wollt ihr noch ein Fazit?
Ernste Literatur, die sich wirklich für jedermann lohnt! Unwahrscheinlich fesselnd geschrieben – „spannend“ ( in „“, weil es eben keine Spannung im Sinne eines Thrillers ist, es ist die Spannung des Lebens) – gefühlvoll (nicht zu verwechseln mit kitschig!!!).
Ein Buch nicht nur für Homosexuelle, auch wenn es in diese Schublade gesteckt wird!!!
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-06-13 17:31:29 mit dem Titel WOLFF, Evita -- Im Schatten des Pferdemondes
Und wieder mal habe ich ein Buch zu Ende gelesen:
IM SCHATTEN DES PFERDEMONDES
Von Evita Wolff. Sagt euch nichts?! Na ja, ich muss zugeben, diese Schriftstellerin war mir bis vor kurzem auch völlig unbekannt, bis ich dann in einem Bericht lesen durfte, das sie in CELLE geboren wurde. Das allein reichte aus, um meine Neugier zu wecken, schließlich bin auch ich eine gebürtige Cellerin und nur wenige Jahre älter wie E.Wolff.
Zugegeben, nicht gerade ein handfester Grund, sich ein Buch zu kaufen – obwohl ich nichts vom Inhalt oder Schreibstil des Buches wusste, habe ich jedenfalls zugeschlagen, als ich es für günstige 2,-- Euro bei Ebay entdeckt habe.
Schon ein paar Tage später lag es vor mir. Ein überwiegend in Blautönen gehaltener Umschlag, unten ist recht klein ein weißes Pferd abgebildet. Sieht nicht einmal schlecht aus, aber die Aufmachung eines Buches garantiert ja keinen Beststeller. Also kommen wir jetzt zum Inhalt, den weitaus interessantesten Teil eines Buches:
Erich (den Nachnamen hab´ ich vergessen!) ist in einem Waisenhaus aufgewachsen. Schon von Kindheit an kennt er nur einen Traum: Ein eigenes Pferdegestüt! Aber der Weg dorthin ist weit und deshalb entscheidet er sich erst einmal für das Nahe liegende: er sucht sich eine Arbeit auf einem fremden Gestüt. Schnell stellt sich heraus, dass Erich, der den Umgang mit Menschen eher scheu ist, zu Tieren (besonders zu Pferden) ein intensives Verhältnis aufbauen kann. Selbst zu schwierigsten Tieren mit Verhaltensstörungen findet er Zugang. So wird es zu seiner Berufung, solchen Tieren zu helfen und eines Tages wird er nach Schottland auf ein Gestüt gerufen.
Hier gibt es eine wertvolle Stute, die, seitdem sie mal einige Tage unauffindbar verschwunden war, völlig verstört wieder auftauchte, sie lässt keinen Menschen mehr an sich heran, ist für die Zucht unbrauchbar geworden, fast ein Fall für den Schlachthof. Erich nimmt sich ihrer an.
Er findet hier in Schottland aber nicht nur eine neu Aufgabe, er findet ein Zuhause, wie er es sich schon immer gewünscht hat. Menschen, die ihn lieben! Aber es gibt auch hier die negativen Seiten des Lebens: er wird in einen harten Nachbarschaftskrieg hineingezogen….
Soviel recht kurz zum Inhalt. Was fällt euch dazu ein, wenn ihr das so lest? Ach, wie kitschig?!
Zugegeben, diese Gedanken sind nicht ganz unrecht, dieser Roman ist wohl ein typischer Frauenroman mit einer ach-so-traurigen Geschichte (der arme Waisenjunge und seine Träume!), viel Herz-Schmerz (schlurz) und ein wenig Spannung (erzeugt durch den Nachbarschaftskrieg). Trotzdem widerstrebt es mir ein wenig, diesen Roman kurz entschlossen in die Ecke „unlesbarer Kitsch“ zu verbannen.
Er ist recht einfach geschrieben und zumindest zum nebenher lesen gut geeignet. Außerdem vermittelt er recht interessante Einblicke in die Seele eines Pferdes – wird er doch stellenweise fast aus der Sicht dieser Tiere geschrieben. Somit dürfte er zumindest für Pferdenarren mit romantischer Neigung recht interessant sein – aber auch für mich war das mit der Grund, bis zum Schluss am Ball zu bleiben. Man merkt hier schon sehr deutlich, dass die Autorin weiß, wovon sie spricht. (Evita Wolff hat neben Medizin und Erziehungswissenschaften auch noch Tiermedizin studiert!).
Abschließend möchte ich sagen, das mir dieses Buch nicht supergut gefallen hat – dazu wird mir doch mit zu vielen Klischees gearbeitet, auch das Ende ist mir selbst für ein „Happy End“ ein wenig zu übertrieben geraten. Nein, ein Meisterwerk hat man hier nicht vor sich liegen – eher ein Buch, mit dem man sich auf nette weise an einem verregneten Sonntagnachmittag die zeit vertreiben kann. Insofern erklärt sich auch meine Leseempfehlung.
Jetzt noch ein paar nackte Fakten zum Buch:
Evita Wolff
Im Schatten des Pferdemondes
Fischer Verlag
8,90 Euro als TB bei Amazone
gebraucht bei Ebay oder auch Amazon wesentlich günstiger!
Mein Fazit:
Lesen, wenn es euch zufällig mal unter die Finger kommt – oder wenn ihr ein ganz großer Pferdenarr seid! weiterlesen schließen -
Jane Waterhouse: Tödliche Briefe// ----> Dem Tod einen Schritt voraus
Pro:
gute, recht spannende Unterhaltung
Kontra:
--
Empfehlung:
Ja
Von einem spannenden Buch aus der Feder von Jane Waterhouse, einer Autorin, die ich bis zu diesem Buchkauf selbst nicht kannte, möchte ich Euch heute berichten. Zuerst einmal zur Handlung, der Rest folgt später.
Die erfolgreiche Autorin Garner Quinn erhält unheimliche Briefe eines wohl verrückten Fans. Und das, obwohl sie in einem abgelegenen Landhaus wohnt und ihre Adresse geheimgehalten wird. Mit ihrer Tochter Temple, ihrer Haushälterin Cilda und deren Tochter Mercedes geht es dann erst mal in den Urlaub. Cilda ist schon seit der Kindheit von Garner in deren Umgebung, sie war früher Garner’s Kindermädchen.
Nach dem Urlaub findet Garner ganze Säcke voller Post vor. Das meiste davon sind Briefe des verrückten Fans, der sich Chaz nennt. Diese Briefe wirft Garner auf dem Weg von der Postamt zum Auto in einen Mülleimer. Kurz darauf erhält sie ein Päckchen mit den ganzen Briefen, die aus dem Müll gefischt wurden und dementsprechend riechen... Auf der beigelegten Karte steht: „Ich lasse mich nicht wie Dreck behandeln“. Daraufhin schaltet Garner die Personenschutzagentur Reed Corbin Inc. ein.
Sie zieht sich nun erstmal in das Haus ihres Vaters, der schon gestorben ist, zurück. Das Haus steht leer und zum Verkauf bereit, dennoch schlüpft Garner dort für ein paar Tage unter. Ihre Tochter befindet sich bei ihrem Ex-Mann und dessen neuer Lebensgefährtin. Cilda ist zu ihrer Tochter gefahren.
Nach ein paar Tagen kehrt Garner in ihr Landhaus zurück und überall haben sich Wachposten von Corbin Inc. postiert. Kurz darauf verläßt sie allein das Haus. Sie wurde in eine Falle gelockt und wird fast umgebracht, zum Glück ist ihr jedoch einer der Leibwächter gefolgt. So wird Chaz also nun verhaftet. Es stellt sich heraus, dass er in einer Comicwelt lebt und wie sein Vorbild die Frau seiner Träume erst vergewaltigen, dann in Stücke zerschneiden und anschließend verbrennen möchte. Der Spuk geht jedoch kurz darauf weiter. Garner hat sich in Reed Corbin, Chef der Personenschutzagentur, nach und nach verliebt. Sie fährt zur Vorstellung seines Buches „Der Faktor Angst“ ins „Tiffany’s“. Dort passiert während der Rede von Reed Corbin etwas Schreckliches.......
Garner fliegt kurze Zeit später nach Frankreich und sucht dort Dane Blackmoor auf, ihren einstigen Lebensgefährten. Dort erlebt sie so einiges. Als sie jedoch einen Anruf erhält und ihr mitgeteilt wird, dass die hohe Kaution für Chaz von einem unbekannten Spender hinterlegt wurde und dieser sich somit wieder auf freiem Fuß befindet, fliegt sie umgehend zurück.
Wieder wird ihr Grundstück von Wachleuten bewacht. Dann fährt sie in einer Nacht mit Cilda zu deren Sohn nach Brooklyn, da dessen Frau ihr Kind bekommt. Und als sie allein zurückkommt steht ihr Haus lichterloh in Flammen. Chaz kommt auf sie zugekrochen und wird vor ihren Füßen von einem Wachmann erschossen.
Das Ganze geht jedoch noch immer weiter, mehr verrate ich an dieser Stelle jedoch nicht, sonst wäre ja die ganze Spannung vorab schon weggenommen...
Zur Autorin:
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Jane Waterhouse lebt in New York und hat mit ihrem US-Bestseller >> Für immer unvergessen<< anscheinend auch in Deutschland große Erfolge gefeiert. Davon habe ich jedoch nichts mitbekommen :-(
Desweiteren ist noch der Roman „Schattenpfade“ von ihr erhältlich.
Das Buch ist erstmalig im Mai 2001 in Deutschland veröffentlicht worden und im Blanvalet-Verlag erschienen. Es umfasst auf 350 Seiten 44 Kapitel, die auf 3 Teile verteilt sind. Zudem gibt es einen Prolog und einen Epilog. Gekostet hat mich dieses Buch 7,50 Euro.
Noch anzumerken wäre, dass dieses Buch in einem leicht verständlichen Stil geschrieben ist und sich somit gut lesen läßt. Außerdem ist es im „Ich-Stil“ geschrieben. Der Leser schlüpft also während der Lektüre in die Rolle von Garner Quinn.
Nur 2 Punkte, da es noch bessere und spannendere Bücher gibt, wie ich inzwischen festgestellt habe...
;-)
Vielen Dank für’s Lesen, Bewerten und Kommentieren
sagt BlackRose66 weiterlesen schließen -
Weigold, Matthias "Der Gesang der Todesfeen"
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Ort: Irland
Zeit: 2000er
Autor: Weigold, Matthias
Verlag: Goldmann, München
Erschienen: 01.01.2002
ISBN: 3442448433
Typ: Taschenbuch
Dieser Roman, der irische Todesfeen (Banshees) und die Suche nach einem verschwundenen Popstar verspricht, beginnt zunächst ganz unerwartet mit der unappetitlichen Schilderung des Freitodes eines deutschen Journalisten. Dieser hat noch vor seinem Tod seinen Freund und Kollegen, dem Pressefotograf Stefan Leander eine halbfertige Reportage über einen verschwundenen irischen Popstar hinterlassen. Leander, zutiefst deprimiert wegen des Verlustes seines Freundes, keine beruflichen Erfolge in Aussicht und privat auch nicht gerade auf der Höhe, befindet sich in einer echten Sinnkrise. Daher nimmt er fast dankbar einen Job als Chauffeur für drei Monate an, einen Job bei dem man sich „lebendig begraben“ fühlt, also genau das Richtige für jemand, der Selbstmitleid als Hobby frönt.
Seine Arbeitgeber sind die ältere Dame von Tattenbach und deren 50jähriger Sohn Manuel, der sich als Geisterforscher betätigt. Diese beiden seltsamen und liebenswerten Personen heuern Leander für eine Reise nach Irland an. Leander versucht nebenbei die Spur von Padraigh Bridged Maloney, dem ehemaligen Star der Punkband Fucked up Saints aufzunehmen, um damit die begonnene Arbeit seines verstorbenen Freundes zu beenden. Der Sänger ist bereits seit zwei Jahren verschwunden und anfangs vermisste die Band ihren exzentrischen Star noch, doch bald konnte sie ohne ihn, mit weitaus angepassteren Mainstream-Musik, wesentlich größere Erfolge feiern und somit verloren sie die Lust, ihn zu finden. Doch Leander will diesem Geheimnis auf die Spur kommen, zunächst verheimlicht er diese Aktivität noch vor seinen Arbeitgebern, später jedoch entpuppt sich gerade der verschrobene Geisterbeschwörer Manuel als tatkräftige Unterstützung. Die braucht Leander allerdings auch, denn bei seinen Recherchen lernt er nicht nur Ieva, die Schwester des verschwundenen Stars kennen, sondern macht auch ein paar unliebsame Bekanntschaften mit der Dubliner Gangsterwelt.
Liest man die Kurzbiographie des Autors oder schaut gar auf seine Homepage, lässt sich vermuten, dass sein Buch autobiographische Züge trägt: er wohnte jahrelang in Irland, arbeitete selbst als Fotograf und Journalist und war sogar zeitweise Chauffeur für seine Mutter. Weigold selbst schreibt auf seiner Homepage, dass die Hauptfigur wenig mit ihm selbst gemein hat. Diese Frage soll hier auch gar nicht nachgegangen werden, aber es fällt positiv auf, dass der Autor sehr genau kennt, wovon er schreibt.
Ein wirklich genialer Schachzug ist Weigold mit der Schaffung der beiden Figuren Madam von Tattenbach und deren Muttersöhnchen gelungen. Dadurch konnte er aus Sicht dieser beiden ein romantisches, altmodisches Bild von Irland zeichnen, ohne den Erzähler selbst in die Gefahr zu bringen als hoffnungsloser Romantiker zu gelten. Die Geschichte beginnt rasant und interessant, wobei das Selbstmitleid des Protagonisten etwas stört. Ansonsten sind alle Zutaten vorhanden, die ein Krimi braucht und das Zusammenspiel zwischen altbackener Geisterforschung und Gangsterszene ist sehr abwechslungsreich. Es fehlt allerdings etwas Salz in der Suppe, denn der Krimi ist durch eine Liebesgeschichte und die ausführliche Darstellung der Midlife-Crisis etwas verwässert.
Wer aber Irland und Geschichten über Banshees mag, wird an diesem Buch sicherlich viel Freude haben. weiterlesen schließen -
H.G. Wells: *Der Unsichtbare*: Revolutionärer SF-Thriller
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Unsichtbarkeit: Das ist die Faust, die man nicht kommen sieht, Macht über andere. Der "Unsichtbare", das ist einer der ersten Terroristen und "verrückten Wissenschaftler". Dennoch ist ihm ein tragisches Geschick beschieden. "Der Unsichtbare" ist eine von H.G. Wells' besten Geschichten. Sie steht in einer Reihe mit "Der Zeitmaschine" und "Der Krieg der Welten".
James Whale hat den Klassiker 1933 kongenial mit Claude Rains in der Titelrolle verfilmt; seine Spezialeffekte wurden in zahlreiche Filme der Zeit übernommen, so gut waren sie. Bei ihm ist die Story keine Tragödie, sondern eine schwarze Komödie.
Handlung
°°°°°°°°
Erstmals ereignet sich die phantastische Handlung nicht in einer ebenso phantastischen Umgebung, sondern in der englischsten aller Gegenden, für deren Leser Wells damals schrieb: in Südengland.
In das verschlafene und rechtschaffene Städtchen Iping im idyllischen Sussex schneit eines Wintertages der merkwürdige Fremde herein. Er quartiert sich im Gasthaus "Zum Fuhrmann" ein, ohne seinen Namen zu nennen. Die Wirtsfrau Mrs. Hall nimmt seine diversen Unhöflichkeiten und seine kurzangebundene Art nur in Kauf, weil er gleich mit zwei Goldstücken im voraus bezahlt hat.
Entsetzt stellt sie fest, dass das Gesicht des Mannes komplett bandagiert ist. Aus diesem weiß umhüllten Kopf stechen die von einer schwarzen Brille verdeckten Augen wie die eines Totenkopfes heraus. Kaltes Grausen packt sie, doch das Mitleid behält vorerst noch die Oberhand.
Nacheinander machen die Bekannten der robusten Wirtin Bekanntschaft mit dem seltsamen Gast: der Uhrmacher, ihr Mann, ein Fuhrmann, zwei Monate später schließlich der Dorfarzt, der seine Entdeckung brühwarm dem Pfarrer hinterbringt: Der Ärmel des Fremden ist leer, doch beim Draufschlagen genauso steif und hart, als stäke ein richtiger Arm darin! Mittlerweile ist der in seinem Zimmer experimentierende Fremde schon Stadtgespräch. Unter den Frauen schreibt man ihm übernatürliche Kräfte zu, doch manche Männer halten ihn für einen Anarchisten - was damals gleichbedeutend ist mit einem Bombenleger.
Nachdem beim Pfarrer eine Kasse ausgeraubt wurde, will der Dorfgendarm den Fremden, der nach wie vor namenlos ist, deswegen verhaften. In einem irren Handgemenge gelingt es dem Fremden, sich auszuziehen und unsichtbar zu entkommen. Auf dem Felde macht er einen Landstreicher zu seinem Helfershelfer. Dies ist eine der komischsten und gelungensten Szenen des Buches. Mit dem neuen Komplizen verschafft er sich erneut Zutritt zum "Fuhrmann" in Iping, um seine kostbaren Tagebücher und Notizen zu holen.
Doch schon bald wird der Einbruch entdeckt und Rufe werden laut "Haltet den Dieb!" Doch der Fremde schlägt diesmal zurück, un d so erhalten seine Verfolger viele blaue Flecken. Der Unsichtbare hinterlässt statt eines fröhlichen Pfingstjahrmarkts eine Stätte des Chaos und des Terrors. Noch Stunden danach herrscht Totenstille.
(So endet die erste Hälfte des Reports, den uns Wells liefert, und die Spannung auf den Rest will ich euch nicht nehmen.)
Mein Eindruck
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Wells hat sich einer märchenhaften Wunschvorstellung der Menschen angenommen, sie auf den Kopf gestellt und zeigt nun die möglichen Folgen ihrer Verwirklichung. Die Wissenschaft, verkörpert in dem Fremden, erweist sich hier als zweischneidiges Schwert: Bewundernswert ist sie nur dann, wenn sie der Menschheit dient. Doch sie wird zu einem teuflischen Instrument, wenn, wie beim Romanhelden Mr. Griffin, statt dessen der Machthunger des Menschen zur Triebfeder wird. Der Wissenschaftler mit der gottähnlichen Macht des Unsichtbaren wird zum Terroristen.
Doch dies ist auch seine Achillesferse und sein Verhängnis. Um vollkommen unsichtbar zu sein, darf er keine Kleidung tragen. Nackt ist er der Kälte und dem Wetter ausgesetzt. Ständig verrät sich Mr. Griffin durch sein heftiges Niesen. Er benötigt auch Nahrung, muss sich also unter Menschen wagen, die für ihn eine Bedrohung darstellen, denn sie könnten ihn und seine Machenschaften entdecken. Doch unverdaute Nahrung in seinem Magen ist wiederum sichtbar, eine weitere Gefahr. Außerdem muss er sich als Unsichtbarer völlig außerhalb der Gesetze stellen, die für normale Sterbliche gelten. Er hält sich für größer als die Normalen, ist aber umso angreifbarer.
Sein Terrorismus verwandelt die Menschen in einen Pöbel, der dem üblichen Gesetz nicht mehr gehorcht. Sein Übermut und sein oben geschildertes Dilemma werden ihm zum Verhängnis, denn einmal gefasst, zerreißt ihn der Pöbel praktisch in Stücke.
Eine besondere Art von Humor
Wells arbeitet ständig mit Humor in seiner Erzählung. Die schwarze Komödie lebt von der Konfrontation der diversen Dorfbewohner mit dem Unbekannten und Unmenschlichen, das der Fremde in ihre Mitte gebracht: Sie untersuchen ihn, kämpfen mit ihm und doch ist da am Ende nur NICHTS. Es ist eine gespenstische Situation von geradezu existenzialistischen Dimensionen.
Damit diese Bedrohung dem werten Leser nicht zu sehr Angst macht, wird sie verschleiert und eingebettet in komische Situations- und Aktionsbeschreibungen, die von einer schlichtweg filmischen Vor- und Darstellungskraft zeugen. Das Kino war 1897 bereits erfunden, und so verwundert es nicht, dass so manche turbulente Szene an frühe Melodramen und Slapstick-Action erinnert.
Diese sind aber, wie gesagt, nicht Selbstzweck. Die Szene, in der Mr. Griffin den Landstreicher, Mr. Marvel trifft und ihm begreiflich zu machen versucht, dass er selbst unsichtbar, aber absolut real sei, berührt die Grenze des Ergreifenden. Hier zeigt sich die Tragik des Schicksals, dem sich der Wissenschaftler selbst ausgesetzt hat. Wer je den John-Carpenter-Film "Die Fliege" mit Jeff Goldblum als Wissenschaftler gesehen hat, weiß vielleicht, wovon ich spreche.
Ende des 19. Jahrhunderts erklärte ein leitender Mitarbeiter des britischen Patentamtes, alles, was zu erfinden sei, sei bereits erfunden. (Nun könne man sich wohl beruhigt zurücklehnen.) Herbert George Wells demonstriert in seinen Geschichten, dass genau das Gegenteil der Fall ist, dass man aber zwar forschen könne, aber die Anwendung der Forschungsergebnisse doch wohl überlegt sein sollte.
Die andere Seite der Spiegels
Das direkte Gegenstück zum "Unsichtbaren" hat Wells Jahre später mit der schönen Erzählung "Im Land der Blinden" geschrieben. In den Anden hat sich in einem vergessenen, abgeschlossenen Tal eine winzige Gemeinschaft entwickelt, deren Sehkraft sich zurückentwickelt hat, bis sie verschwand. Alle hier sind blind, folglich ist der Eindringling, der zufällig hier landet, selbst unsichtbar. Nach einer dramatischen Auseinandersetzung muss er sich zwischen Liebe, Familienglück und Sehkraft entscheiden...
Die Übersetzung
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Die zwei Übersetzer haben den etwas betulichen Tonfall des viktorianischen Autors nachzuahmen versucht, was den heutigen Leser doch etwas absonderlich anmutet. Es könnte sein, dass dies die erste deutsche Übersetzung aus dem Jahr 1911 ist.
Wells war jedoch Journalist und absolut auf der Höhe der Zeit. Sein Erzählstil hat nichts mit Autoren alter Schule wie Fontane oder Raabe zu tun, sondern mehr mit Zeitungsreportage: Genau so würde ein Reporter aus der Stadt das Geheimnis des unsichtbaren Fremden in einem Dorf in Sussex einkreisen und schließlich enthüllen.
Fazit
°°°°°
"Der Unsichtbare" ist eine äußerst flott und spannend zu lesende Actionstory. Einerseits. Andererseits will Wells hier nicht nur unterhalten, sondern auch dem menschlichen Wunsch, sich mit Hilfe der Wissenschaft praktisch jeden Wunsch zu erfüllen, eine lehrreichen Spiegel vorhalten.
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: The invisible man, 1897; Ullstein 1984, 240 Seiten, DM 6,80; aus dem Englischen von Brigitte Reiffenstein und Alfred Winternitz; ISBN 3-548-20262-4
Aktuellste verfügbare Ausgabe: DTV Taschenbuch - 216 Seiten, Erscheinungsdatum: 1996; ISBN: 3423122366.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-11-08 22:15:09 mit dem Titel Ch. Welch: *Led Zeppelin: Dazed And Confused: The Stories Behind Every Song*
Als eine der zahlreichen Biografien über Led Zeppelin (LZ) herausgebracht, unterscheidet sich "Dazed and Confused" grundlegend im Konzept: Der Hauptteil des Buches wird durch Besprechungen der Alben und ihrer Tracks bestritten. Diese Besprechungen reichen bis ins Jahr 1994/95, also auch bis Page/Plant's "No Quarter" und den Remasters/Remastered-Alben.
Der Autor
Bei Band- und Musikerbiografien muss man stets darauf achten, auf welcher Seite der Autor/die Autoren steht/stehen: pro oder contra? Zweitens ist darauf zu achten, ob es sich einen profi handelt oder einen selbsternannten Biografen, der hier Verbreiter von halbwahrheiten und Gerüchten seinen Schnitt machen will.
Chris Welch arbeitete als Musikreporter beim britischen Fachblatt "Melody Maker". Er begleitete LZ in den frühen Siebzigern bei ihren größten Auftritten, bei den bis zu 56.000 Zuhörer (Tampa, Florida) kamen. Er konnte also die Entstehung des Stadion-Rock mitverfolgen, aber natürlich auch die weniger schönen Auswüchse im Rockgeschäft. Die Tatsache, dass er die Exzesse der Bandroadies und des Bandmitglieds John Boham (drums) in seinem Buch entschuldigt und beschönigt, deutet darauf hin, dass er stets die Partei der Band ergreift. Das ist nichts besonderes, denn seit Anfang der neunziger Jahre werden den LZ-Platten und Bandmitgliedern wieder eindeutige Sympathien entgegengebracht - was während der 70er und 80er Jahre seitens der Presse keineswegs selbstverständlich war.
Welch hat bei einer Reihe von Magazinen mitgeschrieben und inzwischen über 20 Bücher über Rockmusik geschrieben, darunter "Hendrix: A Biography". Sein Moment höchsten Glücks: "Playing conga drums live on stage in Germany with Led Zep during 'Whole Lotta Love'!"
Inhalte
Es ist Welchs These, dass sich die Musik der Band LZ vor allem in ihren Alben manifestierte. Das ist zwar gut für Plattenproduzenten und die Rechteinhaber (die dürfen sich schon mal die Hände reiben über so viel Werbung), widerspricht aber der Auffassung anderer Autoren. Charles Cross beispielsweise (den ich neulich bei yopi.de besprochen habe) ist der Ansicht, dass sich LZ in erster Linie in ihren Live-Auftritten realisierten und dort ihre beste Musik spielten. Eine schwache Ahnung davon liefert das bis dato einzige Live-Album "The song remains the same" von 1974. Cross charakterisiert in seinem Buch "LZ - Heaven and Hell. An illustrated biography" (1992) die Live-Auftritte detailliert und nach ihrer künstlerischen Qualität. Welch handelt diese wichtigen Auftritte in Bausch und Bogen ab - sehr schade.
Nach einer interessanten Einleitung über die Entstehung der Band, die Aufzählung ihrer größten Erfolge und das abrupte Ende ihrer Existenz 1980 nach Tode John Bonhams bespricht Welch das 1. Album. Es hatte noch keinen Titel, wurde in nur 30 Stunden aufgenommen und erschien Anfang 1969 in USA und UK.
Es wäre langweilig, die einzelnen acht Studioalben abzuhandeln: I bis IV, sodann "Physical Graffiti", "Houses of the Holy", "In through the out door" und posthum sozusagen "Coda". In den 90ern erschienen "No Quarter" und zwei Remasters/Remastered-Kompilationen.
Interessanter ist da schon die Frage, wie Welch die einzelnen Songs vorstellt und - jawohl - beurteilt. Nicht jeder Biograph traut sich, ein künstlerisch-handwerkliches Urteil über die Songs abzugeben; Welch ist hier also die Ausnahme. Er sagt stets, wann jeder Song aufgenommen wurde (häufig wild durcheinander, besonders auf "Graffiti", einem veritablen Auffangbecken von Altmaterial). Und er beschreibt die wichtigen Kennzeichen eines Tracks und belegt dies durch ergänzende Anmerkungen der Musiker. Wichtig ist auch, ob der Song jemals live performt wurde.
Wenn Jimmy Page einzelne Noten im Gitarrensolo verpatzt oder John Bonhams Basspedalmechanismus quietscht (und dies zu hören ist), dann kann man sichergehen, dass Welch das auch schreibt. Das dürfte nicht jedem glühenden Verehrer gefallen, trägt aber zu einem guten Eindruck der Ehrlichkeit bei - ein wohltuender Kontrast zu der Lobhudelei in der Einleitung.
So ist zum Beispiel Welchs Bemerkung zu "Hey hey what can I do" von einem Amazon-Leser übel aufgenommen worden, wonach der Song klänge, als habe man ihn wegen seines chaotischen Endes aus dem Album "III" (1970) herausgenommen. Das tut weh. Andererseits weisen die Bandmitglieder selbst auf Missglücktes hin, so etwa auf den falschgeschriebenen Songtitel "Southbound Saurez". Es sollte eigentlich "suarez" lauten, was auf spanisch "Party, Feier" bedeutet.
Wichtiger finde ich die Frage, warum Welch kein Wort über Bootleg-Ausgaben verliert - vielleicht aus rechtlichen Bedenken? Bootlegs tauchen weder in den Besprechungen noch in der abschließenden "Chronology" noch in der "Discography" (inklusive Soloalben!) auf.
Fotos
Eines der Merkmale, das dieses Buch aus der Masse der Biografien (richard Yorke soll ganz gut sein) heraushebt, sind die abgedruckten Bilder. Die Qualität ist recht unterschiedlich: manchmal kleine s/w-Inserts aus den 60er Jahren, dann wieder doppelseitige Farbfotos, die die Liveatmosphäre prächtig wiedergeben. Insgesamt ist das Niveau ist noch so hoch wie in "Heaven and Hell", ob wohl auch bei Welch laut Credits einige Fotos von Neal Preston stammen, einem absoluten Starfotografen der Rockszene.
Unterm Strich
Das ganz in Englisch gehaltene Buch bietet für jeden, der sich näher mit der Musik der LZ-Band auseinandersetzen möchte, wertvolle Informationen, Einsichten und Beurteilungen. Begleitet werden diese informativen Teile, die bis ins Jahr 1997 ("BBC Sessions") reichen, durch oft hervorragende Fotos.
Der ernsthafte LZ-Fan dürfte mehrere Aspekte vermissen: keine Angaben über Bootlegs, über LZ-Sammlerstücke, Chronologie der Live-Auftritte (bei Welch nur sehr sporadisch, weil rekordbrechend) und keine Interviews (die recht selten waren). Dieses Material wäre in "Heaven and Hell" zu finden. Eine sehr lesbare Biografie von LZ erschien vor Jahren im Heyne-Verlag.
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: US-Preisempfehlung*: $22.95; Amazon-Preis: EUR 25,11; Taschenbuch (Maße: 22x28 cm), 160 Seiten - Thunder's Mouth Press; Oktober 1998, ISBN: 1560251883; meine eigene Ausgabe stammt ebenfalls von 1998 und erschien in Zürich in der Edition Olms, ISBN 3-283-00359-9.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-01-14 22:19:20 mit dem Titel M. Walters: *Der Nachbar*: Eine Explosion der Gewalt im Hexenkessel
Die First Lady des britischen Krimis begibt sich in "Der Nachbar" an die vorderste Front der sozialen Katastrophe, die Sozialwohnungssiedlung in England heißt. Hier findet eine regelrechte Hexenjagd gegen einen mutmaßlichen Kinderschänder statt, während ein kleines Mädchen vermisst wird. Walters greift reale Ereignisse aus dem letzten Jahr auf.
Der Originaltitel "Acid Row" trifft den Gewaltanteil in diesem Mileu genau: "acid" heißt Säure, aber auch LSD und Methedrin (ein Heroinersatz). Acid Row nennen die Bewohner dieser Siedlung ihr eigenes Ghetto.
Die Autorin
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Minette Walters gilt seit 1994, als ihr Roman "Im Eishaus" veröffentlicht wurde, als die britische Königin des Krimis. Inzwischen hat sie rund ein halbes Dutzend weitere Romane geschrieben, die in 32 Sprachen übersetzt und mit Preisen ausgezeichnet wurden, darunter "Wellenbrecher" oder "Die Schandmaske". Mir ist Walters durch ihren halbdokumentarischen Schreibstil aufgefallen, der in dieser Form bei kaum einer anderen Krimiautorin zu finden ist.
Handlung
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Der Name "Bassindale Estate" klingt großspurig nach einem herrschaftlichen Anwesen. Tatsächlich handelt es sich bei dem Wohnviertel in Südengland um ein heruntergekommes Sozialbaughetto, in dem viele Senioren und alleinerziehende Mütter leben. Wegen der aggressiven Jugendbanden, in denen Alkohol und harte Drogen kursieren, trauen sich kaum noch Beamte oder Ärzte in das Viertel. Dr. Sophie Morrison, ist die große Ausnahme. Sie ist eine der Hauptfiguren in diesem Drama, das sich an nur zwei Tagen abspielt.
Eines Tages quatscht eine Sozialarbeiterin, Fay Baldwin, die es Dr. Morrison heimzahlen will, gegenüber einer Bewohnerin des Viertels, Melanie Patterson, aus, dass ein entlassener Pädophiler in der Nachbarschaft einquartiert worden sei: in Haus Nr. 23 der Bassindale Row Nord. Sie ahnt nicht, dass sie damit einen regelrechten Krieg auslöst.
Denn Melanie und ihre Mutter Gaynor brauchen nur zwei und zwei zusammenzuzählen: Gerade hörten sie im Fernsehen, dass die zehnjährige Amy Rogerson vermisst werde, möglicherweise wurde sie entführt. Könnte vielleicht der Pädophile von Nr. 23 dahinterstecken? Angeführt von den beiden couragierten Frauen, beginnt etwas, das als Protestdemonstration gegen den Sexualstraftäter geplant war. Melanies neuester Freund, Jimmy James, der gerade aus dem Knast zurückkommt, warnt die beiden Frauen vor den möglichen Folgen.
Denn die Jugendbanden sehen die unverhoffte Gelegenheit, ordentlich Rabbatz zu machen. Die Benzinbomben sind bereits vorbereitet, ebenso die Autobarrikaden, die das Eindringen von Polizei- und Feuerwehrfahrzeugen in das Viertel verhindern. Unter den Anführern finden sich Kinder der Pattersons, doch Wesley Barber ist ein vollgedröhnter Junkie, der sich nichts sagen lässt. Er will Blut sehen.
Rund zwei- bis dreitausend Menschen drängen sich vor dem Haus Nr. 23. Als die ersten Steine und Benzinbomben fliegen, drohen bereits die ersten Kinder zerquetscht zu werden. Horrorszenen wie in panikartig verlassenen Fußballstadien bahnen sich an. Die Polizei ist machtlos. Ihr Hubschrauber hält alles fest, kann aber nicht eingreifen.
Das eigentliche Drama spielt sich in Haus Nr. 23 selbst ab. Dort ist Dr. Sophie Morrison mit zwei Psychopathen eingeschlossen, während die Benzinbomben die Haustür in Brand setzen. Der sogenannte Pädophile Milosz stellt sich als friedfertiger Feigling heraus, der total unter der Tyrannei seines 71-jährigen Vaters Franek lebt. Franek ist ein bulliger Ex-Boxer, der die Psyche eines Sadisten hat. Sophie erlebt den wahren Horror, als Franek zweimal versucht, sie zu vergewaltigen, während dessen Sohn Milosz wegsieht.
Die Ereignisse spitzen sich zu, als es Jimmy James gelingt, in das Haus Nr. 23 einzudringen, um Sophie zu retten. Die Abwehrmauer, die seine schwangere Freundin Melanie Patterson gegen die randalierenden Jugendlichen vor dem Haus errichtet hat, wankt und Wesley Barber dringt ebenfalls ein. Ein Kriegsveteran aus der Nachbarschaft hält Jimmy für einen Einbrecher und verfolgt ihn mit einer Machete, um ihn auszuschalten. Eine Explosion der Gewalt erscheint unvermeidlich.
Währenddessen geht die Fahnung nach Amy und ihrem Entführer weiter. Die Beamten stoßen in einen Sumpf aus Pornofotografie und Kinderpornografie, zu dem offenbar auch Amys eigener Vater gehört. Der eigentliche Pädophile scheint woanders zu suchen zu sein.
Mein Eindruck
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Auf den ersten 40 Seiten werden nur ein paar Personen vorgestellt, und es passiert rein gar nichts. Enntäuscht legte ich dieses Buch ein Vierteljahr beiseite. Was für ein Fehler! Denn sobald ihre Mutter Laura feststellt, dass Amy verschwunden ist, entzündet sich die Zündschnur am Pulverfass der Gewalt im Wohnviertel. (Denn Amy wird ja im Haus der Pädophilen vermutet.)
Wie in einem Dokudrama beschreibt die Autorin detailliert und mit sehr viel Personalaufwand, wie sich zunächst das Gewaltpotenzial anstaut und schließlich zur Explosion gelangt. Das restliche Buch - 370 Seiten - habe ich in nur zwei Tagen verschlungen: Viele Szenen, die im Gedächtnis haften bleiben.
Tempo und Rhythmus
Die Straffheit, das Tempo und der fein abgestimmte Rhythmus der Handlung sind beeindruckend. Auf die hochdramatischen Episoden vor Haus Nr. 23 folgen immer wieder Szenen, in denen Inspektor Tyler auf Amys Spuren Nachforschungen anstellt. Hier werden ganze Verhöre wiedergegeben und Theorien durchgekaut - etwas, was ohne die Hochspannung der anderen Teilen unerträglich wäre. So aber nimmt es etwas Spannung weg und verschafft dem Leser eine Verschnaufpause.
Die Figuren
Bei so viel Personal sollte man meinen, dass die Charakterzeichnung nicht sonderlich tief oder genau sein kann. Dennoch schafft es die Autorin, den wichtigsten Figuren ein Profil und eine Geschichte zu verleihen, die sie glaubwürdig macht, so dass sich dem Leser ihr Schicksal einprägt. Dadurch verliren die Figuren ihre Klischeeträchtigkeit vollkommen. Der Vergewaltiger Franek Zelowski etwa ist selbst als ein Opfer erkennbar, sein Sohn leidet seit dem 5. Lebensjahr unter seinem Vater, und Sophie Morrison ist in einer einzigartigen Position, es mit Franek und Milosz aufzunehmen. Als Ärztin und Verlobte eines Psychologen verfügt sie über das Wissen, auf die geistige Verfassung dieser beiden schwer gestörten Männer Einfluss zu nehmen.
Doch es bedarf schon des Eingreifens von Jimmy James, dem jugendlichen Delinquenten und angehenden Drogendealer, dass Sophie aus ihrer verhängnisvollen Lage befreit wird. Durch seine Kontakte mit einem Netzwerk in der Nachbarschaft, das Sophie zuvor monatelang aufgebaut hatte, avanciert Jimmy - für manche etwas unglaubwürdig - zu einem Retter und Helfer, der letzten Endes den Ausschlag gibt, dass die Dinge keinen schlimmeren Ausgang nehmen. Im Epilog wird er sogar zum Leiter des neuen Jugendzentrums befördert: eine Traumkarriere für jeden Drogendealer, nicht wahr.
Dokudrama
Die Autorin kennt die Kommunikationsformen des Polizeialltags und in der Bevölkerung offenbar genau. Handys klingeln allenthalben und geben nach kurzer Zeit mit leerem Akku den Geist auf. Internet und Fax sind ihre Fremdwörter - zuhauf finden sich Reproduktionen von Mails, Funksprüchen und Faxen im Buch. Über das Internet wird heutzutage die meiste Pornografie verbreitet. Das konnte man letztes Jahr in England bei der Hexenjagd auf Pädophile, die eine Boulevardzeitung namhaft gemacht hatte, erfahren.
Diesen Fall greift Walters auf und spielt ihn bis zu den nächsten Konsequenzen durch. Die vorgeblichen Kinderschänder sind gar nicht die richtigen, sondern überall in der Gesellschaft zu finden - auch unter den Saubermännern, die sich als Amys Väter ausgeben.
Aber auch herkömmliche Kommunikationsformen spielen eine Rolle: das gerücht, der Streit, das Nachbarschafts-Netzwerk. Das dabei Fehlinformationen entstehen und kolportiert werden, liegt in der Natur der Sache. Die Autorin zeigt hier auch die Verständigungsschweirigkeiten, die sich zwischen drei Generationen im Viertel ergeben: Die Alten haben sich zurückgezogen, die Elterngeneration kann sich kaum gegen ihre Kinder durchsetzen. Doch die Jugend lehnt natürlich die Werte der "Alten" rundweg ab. Ganz offensichtlich fehlen hier die Väter. Väter, wie Jimmy James einer ist.
Kinder und Sex?!
Und so beklagt das Buch nicht nur deren Fehlen, sondern auch das Versagen eines großen Teils der Elterngeneration, mithin also besonders der Mütter. Aber auch diese werden zu Opfern gemacht. Das Beispiel der jungen Francesca Gough (ausgesprochen: gaff) macht deutlich, dass junge Frauen schon frühzeitg missbraucht und zu Opfern gemacht werden. Nicht zuletzt geraten sie in Not, weil sie, wegen der puritanischen Moral der Gesellschaft unaufgeklärt, frühzeitig schwanger werden und in Abhängigkeit geraten. Dass Kinder sich für Sex interessieren? Nein, das darf nicht sein, und daher kann es auch nicht wahr sein. Und doch dreht sich letzten Endes das ganze Buch darum. Ein heißes Eisen - auch in der deutschen Gesellschaft.
Und wo bleibt die Polizei?
Was einen wirklich erstaunt, ist die klägliche Rolle, die die Polizei bei der Bekämpfung der Krawalle in der Acid Row spielt: kein Polizist dringt durch die Barrikaden, so dass Acid Row einer belagerten Burg ähnelt. Es dauert Stunden, bis eine Spezialeinheit mit schwerem Gerät herbeigeschafft ist. Einzig der Helikopter scheint so etwas wie Überblick zu verschaffen und Koordination von kleinen Aktionen zu ermöglichen. Mittendrin agieren kleine Sergeants, die kaum Erfahrung haben. Seltsamerweise haben die Ärzte vom Gesundheitsdienst in dieser explosiven Lage mehr Einfluss als der kurze Arm des Gesetzes mit seinem stumpfen Schwert.
Unterm Strich
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Wie gesagt, ist "Der Nachbar" - ein verwünschenswert nichtssagender Titel, der zu dem scheußlichen Titelbild passt - ein extrem spannendes und aktuelles Dokudrama, das binnen zwei Tagen eine hochexplosive soziale Krise schildert - und nicht vor der letzten Konsequenz zurückschreckt. Ein couragierter Roman, der mitunter vielleicht doch ein wenig blauäugig ist. Aber es ja nur ein Buch.
Die Übersetzung ist in Ordnung, aber es sind zahlreiche Druckfehler zu verschmerzen.
Michael Matzer (c) 2003ff
Info: Acid Row, 2001; Goldmann 7/2002, München; 414 Seiten mit 1 Karte, EU 22,90, aus dem Englischen übertragen von Mechtild Sandberg-Ciletti; ISBN 3-442-30969-7
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-02-10 12:40:03 mit dem Titel G. Wolfe: *Die Nachtseite der langen Sonne* (Lange Sonne #1): Seltsame Generationenschiffe
Dieser SF-Roman eröffnet den neuen Lange-Sonne-Zyklus des amerikanischen Meisterfabulierers Gene Wolfe, welcher mit dem fünfbändigen SF-Zyklus "Das Buch der Neuen Sonne" DEN Fantasy-Zyklus der achtziger Jahre schuf. Auch der neuen Zyklus wurde von der Kritik hoch gelobt.
Handlung
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Monsignore Patera Silk ist ein junger Priester in einem Viertel der großen Stadt der röhrenförmigen Welt, die die Lange Sonne genannt wird. Niemand ahnt (in diesem ersten Teil), daß er oder sie in einem Generationenraumschiff durchs All fliegt. Nein, es ist vielmehr ein wenig wie im italienischen Mittelalter: Da gibt es Klosterschulen und Viehmärkte, sogar Opfertiere lassen sich erstehen, um Orakel zu lesen. Patera Silk hat eine Vision, die ihm einer der Götter geschickt hat, davon ist er überzeugt: Er muß die Klosterkapelle erhalten. Leider wurde sie bereits von der Stadt an einen reichen Bordellbesitzer verkauft.
Deshalb begibt er sich auf eine schicksalhafte Reise hinaus aufs Land, um in die burgartige Villa des neuen Kapellenbesitzers einzubrechen und sich mit diesem zu unterhalten. Da gerät er in einen schönen Schlamassel! Auf dem Dach wird er von einem Riesenvogel angegriffen, stürzt etliche Meter ab und bricht sich fast die Knochen. Dennoch gelingt ihm die Flucht in mehrere Zimmer, in denen sich interessante Frauenzimmer aufhalten: da wäre beispielsweise ein junges Mädchen, das sich unsichtbar machen kann und Telepathie beherrscht; da wäre die wunderschöne Hure, die den heldenhaften Silk mit Drogen kampfunfähig machen will, sich in ihn verliebt und ihm schließlich eine tolle Waffe schenkt. Und da wären noch Computer und Götter im Mainframe (dem großen Zentralrechner), die mit Silk Kontakt aufnehmen.
Nachdem Silk mit dem Hausherrn Blood einen Deal gemacht hat, begibt er sich am nächsten Tag in dessen Bordell. Dort spuke es, sagen die Mädchen. Silk schafft mit seinen priesterlichen Methoden, was zahlreiche Pfuscher vor ihm nicht schafften: Einen Mord aufzuklären und den Spuk zu beenden. Diese Episode erinnert sehr an die Father-Brown-Geschichten von G.K. Chesterton. "Seine Merkwürden" gerät in einige recht komische Situationen. Dennoch bleibt er todernst: Bloods Freund bedroht sein Leben, und für den Rückkauf der Kapelle muß Silk noch eine Menge Geld stehlen...
Fazit
Wer schon Begeisterung für die bunte, magische Welt im "Buch der Neuen Sonne" aufbringen konnte, wird auch an diesem neuen Zyklus seine helle Freude haben. Der Einsteiger sollte sich auf einige interessante "Augenöffner" gefaßt machen. Gene Wolfe hat nicht nur eine interessante Art zu erzählen, ihm gelingen auch die tollsten Dinger in einer eigenständigen, originellen Weltschöpfung: abgenutzte Androidinnen mit sehr menschlichen Gefühlen; Visionen und Orakel; Teufelsaustreibung im Bordell; Priester beim Einbrechen in Villen und so weiter. In den Folgebänden krempeln Silks Aktionen das soziale Gefüge in der Langen Sonne völlig um - bis es schließlich um den Exodus aus dem Raumschiff geht.
Michael Matzer ©2000/2003ff
Info: Nightside the long sun, 1991; Nr. 5941; 397 Seiten, aus dem Amerikanischen von Jürgen Langowski, München, Heyne, 1998, ISBN 3-453-13334-X, TB im Hardcover, leider vergriffen. weiterlesen schließen -
ewige Jugend und Schönheit
02.02.2003, 12:11 Uhr von
Sprudellady
Liebe Leute gross und klein, schaut in meine Berichte rein, bewertet gut oder schlecht, aber b...Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
*Autor:
Oscar Wilde wurde 1854 in Dublin geboren und starb 1900.
Er sagte:" In meinem Herzen bin ich ein Franzose, meine Wurzeln sind Irisch und die Engländer haben mich verdammt die Sprache von Shakespeare zu sprechen!"
Der Poet hatte eine ganz besondere Beziehung zu seiner Mutter, er liebte sie nicht nur, sondern bewunderte sie über alles.
Er genoss eine beachtliche Schulbildung
-Portora Royal School
-Trinity School
-Magdalen College(Oxford)
Er heiratet Constance Lloyd und obwohl er sie sehr liebte, zweifelte er an seiner Sexualität....
*The pictue of Dorian Gray*
Die Charaktere:
-Dorian Gray
Dorian Gray ist die Hauptperson in diesem Roman, er ist ein junger Mann von unglaublicher Schönheit. Der naive Dorian steht zwischen Gut und Böse, weil der Maler Basil und Lord Henry ihn stets beeinflussen wollen.
Der junge Adonis verkörpert für Basil die reine Seele und dessen Schönheit und Jugend bedeuten Güte.
-Basil Hallward
ist der Maler des Porträts, er macht sich große Sorgen um Dorian, weil er nicht möchte, dass andere Leute seine Muse schlecht beeinflussen .
Basil selbst ist nicht kontaktfreudig und hat diesbezüglich auch wenige Freunde. Lord Henry und Dorian sind seine besten Freunde. Manchmal trifft man ihn auf Gesellschaftstreffen:
„We poor artists have to show ourselves in society from time to time, just remind the public that we are not savages“
Lord Henry Wotton
Ist ein Zyniker, er verpasst keine Gelegenheit die Moral seiner Zeit zu verspotten. Sein Ideal vom Leben ist das neue Hedonismus (= Spaß ist das wichtigste im Leben)
In diesem Roman ist er ein Theoretiker und Dorian ist der, der seine Theorien in die Wirklichkeit umsetzt.
Inhalt
Basil Hallward hat ein Porträt von Dorian Gray gemalt und will es nicht ausstellen lassen, weil er zu viel von sich selbst in dieses Bild hineingebracht hat. Lord Henry gibt sich mit dieser Antwort nicht zufrieden und möchte den wahren Grund wissen. Daraufhin erzählt der Maler über die Begegnung mit dem jungen Adonis- beide haben gleich gespürt, dass sie dazu bestimmt waren, einander kennen zu lernen. Der Jüngling ist nicht nur Hallwards künstlerisches Motiv, sondern auch seine Inspiration für seine Arbeit.
Als Lord Henry den Jüngling zum ersten Mal sieht, kann er nachempfinden, warum Basil für Dorian schwärmt. Auch Lord Henry ist von dessen Schönheit fasziniert und philosophiert mit ihm über das Leben und die Jugend.
Nachdem Gespräch beginnt Dorians Verwandlung und er wünscht siech, dass statt ihm sein Bild älter werden soll. Sein Wunsch geht in Erfüllung als er dafür seine Seele verspricht.
Dorian Gray führt ein schändliches Leben und bemerkt seine Grausamkeit eines Tages in dem Porträt wieder und versteckt das Bild sofort...eines Tages hält er den Druck nicht mehr aus und er möchte aus seiner Wut heraus das Bild zerstören- einst war es für ihn ein wahrer Genuss das Bild verändern zu sehen , aber nun kann er das nicht mehr sehen, er nimmt ein Messer und durchbohrte das Bild.
Man hörte einen Schrei und als die Diener in das Zimmer eingetreten waren, sahen sie ein glänzendes Porträt ihres Herrn an der Wand hängen und auf den Boden lag ein alter Mann mit einem Messer im Herzen....
Persönliche Meinung
The picture of Dorian Gray hat mir sehr gut gefallen. Oscar Wilde versteht es seine Werke zeitlos zu halten, die Themen seine Romane, Novellen sprechen noch immer unsere Seele an...die Hauptperson Dorian Gray möchte für immer jung und schön bleiben und ganz offensichtlich ist unsere Gesellschaft auch davon geprägt (wer möchte nicht für immer jung sein?!)
Es ist auch erstaunlich, dass Oscar Wilde sich in diesem Roman mit Homosexualität auseinander setzt (zwar nicht eindeutig, aber man bemerkt diese Atmosphäre, wenn man aufmerksam liest)...zu Wildes Zeiten war es verpönt über Homosexualität zu sprechen und es war ja ein criminal offence
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-02-02 11:11:55 mit dem Titel Let's talk about Sex
Frank Wedekind – Frühlings Erwachen
**** Autor ****
Frank Wedekind wurde 1864 in Hannover geboren und verstarb 1918 in München.
Wedekind experimentierte mit konventionellen Themen und bühnentechnischen Mitteln und gilt daher nicht nur als Wegbereiter des Expressionismus in Deutschland, sondern auch des Absurden Theaters.
Wedekind studierte in München und Zürich Jus; brach sein Studium jedoch ab und war zeitweise in der Werbebranche und als Journalist tätig. In den späten achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts stand er einige Zeit unter dem Einfluss des deutschen Dramatikers Gerhard Hauptmann.
Später wandte er sich von dem von Hauptmann vertretenen Naturalismus ab und bevorzugte neue dramatische Formen, wie sie Georg Büchner schuf.
Mit grotesk anmutenden Darstellungen wollte Wedekind das Publikum schockieren und provozieren. Die Aufführungen vieler seiner gegen das erstarrte Bürgertum gerichteten Werke war zeitweise verboten, das sie als unsittlich galten.
Wedekind protestiert in seinen Werken vor allem gegen das Bürgertum und dessen Verlogenheit und Korruption und gegen die lebenszerstörende, sexualfeindliche Einstellung der Gesellschaft.
**** Weitere Werke von Autor ****
Erdgeist , Der Kammersänger, Der Marquis von Keith, König Nicolo, Die Büchse der Pandora
**** Zum Stück ****
Titel:
Mit dem Obertitel „Frühlings Erwachen“ vermittelt das Gefühl von aufkeimender Liebe und aufblühender Natur. Er wirkt fast lyrisch; dies unterstützt ein Titelblatt, das Wedekind 1891 beigefügt hat, welches eine helle Frühlingslandschaft darstellt.
Im krassen Gegensatz dazu steht der Untertitel „Eine Kindertragödie“. Er ist vorrausdeutend und vermittelt Tragik und Tod
**** Personen ****
es lassen sich drei familiäre Gruppierungen erkennen
+ Melchior Gabor
selbstständig, aufgeklärt, selbstbewusst; stammt aus einer patriarchalischen bürgerlichen Familie (Mittelstand)
+ Herr Gabor
autoritär, repressiv, unmenschlich, verständnislos; er ist Jurist und außerhalb des Hauses tätig;
+ Frau Gabor
mütterlich, freizügig, flexibel, einfühlsam, kritisch, emanzipiert; sie ist die gebildete und liberale Erzieherin ihres Sohnes, doch finanziell von ihrem Mann abhängig
+ Wendla Bergmann
lebensfroh, selbstbewusst, verständnisvoll, hilfsbereit; stammt es einer kleinbürgerlichen Familie ohne Vaterfigur
+ Frau Bergmann
streng, autoritär, sie spricht in Regieanweisungen, damit wird ihre Erziehung ins Lächerliche gezogen
+ Moritz Stiefel
abhängig, ängstlich, labil, schwankend; stammt aus einer patriarchalischen bürgerlichen Familie; Erziehungsfunktionen sind aus der Familie an die Schule delegiert
+ Lehrer
Die Lehrer sind durch sprechende Namen charakterisiert, sie wirken wie Marionetten. Frank Wedekind erreicht durch die Übertreibung und Karikatur, Parodie und Satire eine Verfremdung der Institution Schule und der Lehrer
**** Inhalt ****
Die zwei Schulfreunde Melchior und Moritz sprechen über ihre Zukunft und über die sogenannte männliche Regung. Moritz hat damit aber Probleme und bittet Melchior deshalb alles, was er über die Fortpflanzung weiß schriftlich festzuhalten. Melchior, der bei seiner liberalen Mutter einigen Rückhalt hat, verfasst für seinen Freund eine Aufklärungsschrift „Der Beischlaf“
Nach der Schule streitet Moritz mit einem Klassenkameraden, der behauptet, Moritz werde das halbe Jahr auf Probe nicht überstehen. Moritz vertritt den Standpunkt, er würde sich das Leben nehmen, wenn er nicht versetzt wird. Er wird aber von den Mitschülern als Prahlhans beschimpft.
An einem treffen sich Melchior und die vierzehnjährige Wendla zufällig im Wald. Wendla bittet Melchior, dass er sie schlage. Er weigert sich entsetzt, aber prügelt trotzdem auf sie ein, als sie ihn mehrmals darum bittet.
Wendla bittet ihre Mutter ihr das Kinderkriegen zu erklären. Diese beharrt auf den Storch und erklärt ihr, dass man nur schwanger wird, wenn man jemanden liebt und vor allem verheiratet wäre.
Tags darauf entdecken Wendla und Melchior bei einem Treffen am Heuboden die Liebe. Das Mädchen wehrt sich verbal dagegen, hat aber vor einer Schwangerschaft keine Angst , da sie den Jungen nicht liebt, noch von ihm geliebt wird.
Währenddessen wird Moritz durch die Schrift Melchiors immer mehr verunsichert und ängstlich. Er versagt in der Schule, überlässt sich seinen Obsessionen; träumt davon in Amerika unterzutauchen. Er erhält ein Antwortschreiben von Frau Gabor, in der sie seine Bitte nach Geld für die Überfahrt nach Amerika ablehnt. Sie reagiert angewidert auf seine Selbstmorddrohung, da sie meint, dass er sich erschießen soll. Ilse, eine Schulfreundin, stört ihn bei seinen Überlegungen, aber er verweigert ihre Hilfe. Ilse lässt ihn alleine und er begeht Selbstmord.
Wendla erwartet ein Kind, um den Skandal zu vertuschen, redet die Mutter dem Mädchen ein, es habe Bleichsucht. Wendla stirbt durch eine verpfuschte Abtreibung, die ihre Mutter aus Furcht vor der Schande arrangiert.
Da Melchior inzwischen als der Verfasser der Schrift entdeckt wurde, verurteilt das Lehrerkollegium ihn und er wird von der Schule verwiesen. Er wird daraufhin von seinen Eltern in eine Korrektionsanstalt eingewiesen; der Vater sieht ihn als „im innersten seines Wesens verfault“
Melchior flüchtet aus der Anstalt und versteckt sich nachts auf dem Friedhof zwischen den frischen Gräbern von Wendla und Moritz. Er fühlt sich für den Tod der beiden verantwortlicht
In gespenstischer Version erscheint ihm sein toter Freund. Er trägt seinen Kopf unter dem Arm und will Melchior bewegen, ihm zu folgen. Da Tritt ein vermummter Mann dazwischen „die Verkörperung des Lebens“ und nimmt den Jungen mit sich in die Welt der Lebenden zurück.
**** Quellen ****
Mit Frühlings Erwachen hat Frank Wedekind den Dramentypus der Kindertragödie begründet, ohne dafür ein Vorbild zu haben. Mit seiner Kritik am zeitgenössischen Erziehungswesen nahm er ein Thema der Sturm- und- Drang- Dramatik wieder auf.
Die Paktszene in Goethes Faust I ist in vieler Hinsicht Vorbild für die letzte Szene von Frühlings Erwachen. Wie Mephisto verspricht Faust ins Leben zu führen, so verspricht der vermummte Mann dies Melchior.
**** Interpretation ****
Frühlings Erwachen endet bei Frank Wedekind in Jugendstil- Symbolik: auf einem Friedhof unter dem Novembermond.
Es gibt zwei Tote in diesem Stück: Wendla ist das Opfer einer falschen Erziehung, sie stirbt als werdende Mutter und weiß nicht einmal, auf welche Weise sie Mutter geworden ist; sie meint ohne Heirat könne man gar kein Kind bekommen.
Auch Moritz wird Opfer einer falschen Erziehung; er gibt sich den Tod bervor er noch die körperliche Liebe entdeckt hat, einer seiner letzten Worte: „es hat etwas beschämendes Mensch gewesen zu sein, ohne das Menschlichste kennengelernt zu haben.
Unter dem Novembermond auf dem Friedhof, zwischen zwei Toten, zwei Opfern vor der Schande erscheint der vermummte Mann. Und wie der Selbstmörder Moritz den unglücklichen Melchior verführen will, so will der fremde Mann ihn zum Leben verführen und es gelingt ihm auch. Er zieht Melchior von den Gräbern fort: wenigstens für Melchior erwacht der Lebensfrühling dann doch noch.
Wedekind will das Schlechte im Leben verändern: durch Frühlings Erwachen eine falsche Sexualmoral. Er nennt sein Stück eine Kindertragödie; die Tragödie seiner Schülerinnen und Schüler ist, dass sie von den Erwachsenen wie Kinder behandelt werden, als sie keine Kinder mehr sind. Frau Bergmann hat es nicht gewagt, ihrer Tochter zu erklären, wie Kinder entstehe. Und Melchior, der seinem Mitschüler Moritz den Beischlaf schriftlich erklärt hat, wird vom Lehrerkollgium für schuldig am Selbstmord seines Freundes gehalten, vom Gymnasium verwiesen und in eine Anstalt gesteckt.
Frank Wedekind klagt die Moral der Eltern an: sie mordet Kinder-
es soll gesagt werden, wer diese Meinung klaut, dem sollen die Finger abfallen- weiterlesen schließen -
Die letzte Wahrheit?
28.01.2003, 19:34 Uhr von
Volker111
Leben und leben lassen! Musik, Literatur und Lebensfreude ist es, was ich liebe. Engagiere mich h...Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Minette Walters The Sculptress Die Bildhauerin
**** Warum dieses Buch? ****
Als ich bei CIAO einen begeisterten Bericht über diesen Roman las, überprüfte ich die Büchersammlung meiner Frau, von der ich weiß, dass sie ein begeisterter Minette Walters Fan ist. Siehe da, zwar wie zumeist in Englisch, gehörte es sogar zu den schon etwas älteren Büchern ihrer Minette Walters Reihe.
Schon nach kurzem Einlesen, wobei ich für die englischen Ausgaben immer etwas längere Zeit zum Lesen brauche, war ich so gefangen, dass ich mit dem 309 Seiten langen Roman kaum aufhören konnte. Schon 2 Tage darauf las ich die letzte Seite und ließen mich mit Zweifeln an der "letzten Wahrheit" zurück.
**** Kurzer Inhaltsanriss ****
Zu Beginn, im Prolog, steht ein relativ kurzer Zeitungsartikel über die Verurteilung einer erst 23jährigen Mörderin, Olive Martin, zu lebenslänglicher Haft, aus der sie frühestens nach 25 Jahren entlassen werden dürfte.
Die junge Frau hatte nach diesem Bericht ihre Mutter und ihre Schwester regelrecht abgeschlachtet.
Vor Gericht hatte sie selbst auf schuldig plädiert.
Die Journalistin Rosalind Leigh, kurz Roz, erhält seitens ihrer Redaktion den Auftrag, über diesen besonderen Mordfall ein Buch zu schreiben, welches die Hintergründe ausleuchten soll, was bedingt, dass Roz mit der Täterin im Gefängnis entsprechende Interviews führen muss. Roz ist alles andere als begeistert, doch hat sie aufgrund ihrer persönlichen Situation keine Wahl.
Je mehr Roz sich im Gefängnis mit Olive beschäftigt, je mehr sie anschließend die doch scheinbar klaren Fakten und Zeugenaussagen recherchiert, um so verwirrender und zweifelhafter wird der Fall. Immer mehr gelangt Roz zur Überzeugung, dass Olive für jemand anderem diese schreckliche Tat gestanden hat.
Bei ihren Ermittlungen wird sie selbst in gefährliche Situationen verwickelt, ihr eigenen erlittenen persönlichen Schicksalsschläge werden deutlich und vermischen sich mit ihrer Aufklärungsarbeit.
Mehr möchte ich vom Inhalt her nicht verraten, um die durchgehende Spannung des Romans mit seinen wechselhaften Bezügen nicht zu mindern.
**** Was mir besonders gefiel ****
Roz teilt zunächst durchaus die allgemeinen Vorurteile, die jeder von uns einem scheinbaren menschlichen Monstrum gegenüber hegt, verstärkt durch die körperliche Anormalität (extremes Übergewicht, Unförmigkeit) der Verurteilten.
Doch schafft sie es, trotz widriger Umstände und eigener beträchtlicher persönlicher Beziehungsprobleme, eine Sympathie zur Verurteilten zu entwickeln und trotz der sehr geringen Hilfe bzw. sogar diverser Lügen von Olive zunächst einmal von deren Nichtschuld auszugehen.
Bei ihren Ermittlungen ist sie nie einfach nur Journalistin oder Detektivin, sondern ein Mensch, der von seinen Emotionen, Erinnerungen, Hoffnungen, Verzweiflungen beeinflusst wird, der auch in und während seiner Arbeit versucht, sich selbst zu erfahren, sich selbst zu finden.
Auch wenn zum Schluss hin sie erfolgreich ihre Recherchen abgeschlossen zu haben scheint, der einzig sichere Erfolg besteht im Bekenntnis zu sich selbst, in der positiven Annahme des Lebens mit all seinen Höhen und Tiefen.
**** Schlussbemerkungen ****
Knapp 5 £ zahlte damals 1995 in London meine Frau für dieses Buch, bei amazon.de war die deutsche Taschenbuchausgabe ab 14 bis 17 DM erhältlich. Momentan gibt es eine Sonderausgabe für 7 € im Goldmannverlag München als Taschenbuch.
Am bekanntesten ist wohl "The Ice House" von Minette Walters, durchaus erfolgreich auch verfilmt, doch meine ich, dass "The Sculptress" diesem Bestseller in nichts nachsteht. Dieser Roman ist jedenfalls aus meiner Sicht eine ganz klare Empfehlung.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-03-27 11:35:10 mit dem Titel Geballte Leidenschaft aus Norwegen
Das Buch Dina Herbjørg Wassmo
Obwohl der Roman mit einem Mord beginnt und einem Mord endet, ist dies doch kein Kriminalroman, sondern ein mich faszinierender historisch orientierter Schicksalsroman über eine außergewöhnliche Frauenfigur aus der Mitte des 19. Jahrhunderts in Norwegen.
Zum Inhalt: Dina, die Tochter des Lehnsmanns, wird mit Jacob, dem schon älteren Witwer, Herr des Gutes Reinsnes, im Alter von 16 Jahren verheiratet.
Ihr Vater ist froh, seine wilde, im herkömmlichen Sinne schlecht erzogene Tochter seinem Freund zur Frau geben zu können.
Mehr oder weniger unbewusst gab der Lehnsmann seiner damals erst 5jährigen Tochter die Schuld an einem grässlichen, schrecklichen Hausunfall, dem seine Gattin Hjertrud zum Opfer fiel, als sie im letzten Moment versuchte, drohendes Unheil von ihrer Tochter abzuwenden.
Anstatt sich besonders um seine Tochter zu kümmern, hielt er sie auf Distanz und ließ sie mit ihrem Seelenschmerz allein.
Dina entwickelt ihre eigene Ethik, in der kein Platz für gebrochene Versprechen ist.
Als ihr Mann in ihren Augen seine Versprechen bricht, nutzt sie, inzwischen 18 Jahre, die nächste Gelegenheit, ihre tödliche Strafe zu vollziehen. Jeder geht von einem Unfall aus.
Nach einem durch äußere Sprachlosigkeit demonstrierten Rückzug aus jeder Verantwortung, kehrt sie langsam ins Leben zurück.
Sie übernimmt aufgrund ihrer Intelligenz und auch einer gewissen Härte erfolgreich die Verwaltung des Gutes. Dabei wächst sie in eine erstaunlich würdige Verantwortung für die Menschen auf Reinsnes hinein. Sie setzt sich dabei zum Teil rigoros über die Vorurteile aber auch über ungeschriebene Gesetze der Gemeinschaft hinweg. Sie dominiert ihre Umgebung, im Guten wie im Bösen.
Obwohl sie in vielfacher Weise emanzipatorisch bezeichnet werden kann, bleibt sie doch immer auch Frau, besonders in der Liebe.
Gerade als man meint, einem Happy-End einer unter den schwierigsten Bedingungen aufgewachsenen, erfahrenen und erfolgreichen Frau entgegen zu sehen, scheitert sie doch an der Unbeugsamkeit ihrer Ansprüche in der Liebe. Der Mann, den sie am meisten liebt, ist gleichzeitig derjenige, der am wenigsten bereit ist, einen Teil seines Lebens auf ihre Bedürfnisse abzustimmen. Er spürt nicht die Totalität ihrer auch besitzergreifenden Liebe und so wird auch er eingereiht in die Zusatzwelt ihrer Toten.
Die einzelnen Kapitel werden durch ein passendes Bibelwort, überwiegend sehr nachdenkenswerte Sprüche des Salomos, eingeleitet. Sehr frauenfreundlich ist folgendes Bibelzitat zur hohen Bedeutung der GASTFREUNDSCHAFT sicher nicht:
"Zwei Engel kamen zu Lot, der saß zu Sodom unter dem Tor. Er empfing sie freundlich und nahm sie mit in sein Haus. Aber die Männer in Sodom wollten ihnen Böses tun...und sprach:
Ach, liebe Brüder, tut nicht so Übel! Siehe, ich habe zwei Töchter, die wissen noch von keinem Manne; die will ich herausgeben unter euch, und tut mit ihnen, was euch gefällt; aber diesen Männern tut nichts, denn darum sind sie unter den Schatten meines Daches gekommen." (Das erste Buch Moses, Kapitel 19)
Zwischendrin erscheinen die Gedanken Dinas, beginnend mit "Ich bin Dina." Gefolgt von kurzen knappen Aussagen zu ihrer Doppelwelt, kursiv gedruckt. Nur einmal heißt es gegen Schluss hin "Bin ich Dina?" Doch diese Zweifel vergehen und die Schlussworte des Romans lauten: "...Ich bin Dina - die sieht."
Das alles klingt sehr anspruchsvoll, doch spiegeln andere Textpassagen Lebenslust, Leidenschaft und Willenskraft wider:
"Der grüne Samtrock mit der Borte am Saum teilte sich, als sie das Cello zwischen die Knie nahm. Es war keine weibliche Geste. Weder schön noch elegant. Eine schwere Körperlichkeit erfüllte den Raum.
Das verschleierte Jacob den Blick.
Zwei strotzende junge Brüste gelangten in sein Blickfeld, als sie sich über das Instrument beugte und den Bogen anlegte..."
"Sie zog das Leibchen aus, so dass die Brüste herausfielen. Freigelassene Gefangene in seinen Händen. Leuchtend, jede Brust mit der dunklen, wachsenden Erhöhung unter seinen Fingern. Er beugte sich herunter und trank aus ihnen..."
Trotz der weitergehenden detailreichen Beschreibung des Liebesaktes wirkt der Text durch die kraftvolle poetische Sprache an keiner Stelle obszön oder primitiv.
Folgende Angaben entstammen dem Innenblatt des Buches im Knaur Verlag:
Dieser Roman wurde 1991 vom norwegischen Buchhändlerverband zum besten Roman der achtziger Jahre gewählt. Die 1942 in Nordnorwegen geborene Herbjørg Wassmo erhielt für ihre Tora-Trilogie 1987 den Literaturpreis des Nordischen Rates, die höchste Auszeichnung der skandinavischen Länder. Sie gilt als meistgelesene Autorin Norwegens.
Erstaunlich, dass die erste deutsche vollständige Taschenbuchausgabe erst August 1999 erschien.
Ich jedenfalls werde mich nach weiteren Romanen wie "Gefühlloser Himmel" "Der stumme Raum" und anderen umschauen.
Wer an historisch orientierten Schicksalsromanen mit Leidenschaft und Tragik interessiert ist, muss diesen Roman unbedingt gelesen haben. Möglicherweise spricht er jedoch eher Frauen an. Beinahe vergessen, 539 Seiten hat das Buch und kostete 16,90 DM.
Nachtrag: der neue aktuelle Preis beträgt fürs Taschenbuch 8,90 EURO, also etwas mehr als damals. Für 2 bis 3 Euro verkaufe ich viele meiner gelesenen Bücher, bei Interesse einfach E-Mail schicken, bisher war noch jeder zufrieden.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-08-22 21:54:10 mit dem Titel Wer ist das Monstrum?
Leon de Winter Leo Kaplan
Vorwort
Vorweg, ich biete hier weniger denn je eine Inhaltsangabe sondern mehr eine Inhaltsbesprechung. Sie zeigt also vorrangig auf, welche Eindrücke auf mich dieser ergreifende Roman gemacht hat. Für eine Inhaltsangabe langen die kurzen Angaben bei amazon.de.
Inhaltsbesprechung
Der jüdische Schriftsteller Leo Kaplan scheint nach sexuellen Beziehungen zu Frauen süchtig zu sein. In zum Teil pornografisch anmutender direkter Art beschreibt er seine Verhältnisse zu seiner ersten. und zweiten Ehefrau sowie nachfolgende diverse Eskapaden.
Doch die Gründe für seine scheinbare Unfähigkeit zu einer wirklichen und stabilen Beziehung werden dem Leser aber auch ihm selbst erst im dritten Teil des Romans deutlich, in dem er den Verlauf seiner ersten Liebeserfahrung und Begegnung schildert.
Erst als Leo sich nach 19 Jahren zur Aufgabe seiner Flucht vor seiner ersten großen Liebe durchringt, wird er fähig, seine eigene, selbst entwickelte Monstrosität abzustreifen, ja, überhaupt erst zu leben.
Er wird sich bewusst, warum er diese Frau liebte und immer noch liebt, er wagt einen Versuch, sich zur schmerzhaften Liebe zu bekennen und wird dadurch fähig, auch ohne dieses seelische Monstrum von Frau zu leben.
Um nicht missverstanden zu werden, dies sind meine Worte, denn Leo selbst macht nie irgend jemanden ernstlich Vorwürfe, zudem erfährt er auch nie die ganze Wahrheit.
Verwoben in diesen Roman sind noch verschiedene zum Teil sehr extreme Lebensschicksale vom Serienkiller bis zum Selbstmörder, die aber als Handlungsstränge sich berühren oder überkreuzen.
Ich stellte mir im Verlauf des Romans öfters die Frage, wer von drei Personen das seelisch und ethisch größte Monstrum sei, er, der haltlose untreue Ehemann und suchende Schriftsteller, der in seinem Roman ein Kind durch seinen Romanhelden vergewaltigen lässt, der sich selbst nicht ganz unberechtigt als Golem mit Krokodilsseele sieht, oder der Serienmörder, der immer wieder in Gesellschaft seines Schäferhundes (auch der kommt recht originell einmal zu Wort) Liebende während des Aktes erschießt, weil er die physisch erlebte Untreue seiner ersten Liebe nicht verkraftete oder aber Ellen, die mit einer Lüge, um ihn zu verletzen, gleich sehr viele Menschen auf einmal betrog und zum Teil zerstörte.
Sie lebt mit einer versteinerten Lüge, mit der sie zum einen Leo fast zerstörte, seinen Freund nachträglich als Vaterersatz benutzte, nur möglich, weil dieser nach Zurückweisung seines Liebesantrages ihr gegenüber tödlich verunglückte (Selbstmord?) und diesen damit noch im Tode wehrlos der Lächerlichkeit preis gibt, den Eltern des Freundes, die sich als Großeltern sehen und natürlich ihrem Enkel ihr nicht unbeträchtliches Vermögen vermachen, ihrem Ehemann, der sie lebenslang als Opfer statt als Täterin eines unbarmherzigen Schicksals ansah und vor allem aber ihrem Sohne gegenüber, dem sie den Anspruch auf das Wissen um seine eigene Identität ohne Not vorenthält, den leiblichen Vater verschweigt.
Dass sie beim ersten Anschein einer möglichen Untreue ihres Ehemannes beginnt ihre unerfüllten sexuellen Bedürfnisse (Leo fehlt ihr) und Phantasien mit einem Kellner auszuleben, selbst als sie sehr schnell erfährt, dass ihre als Rechtfertigung dienende Pseudoeifersucht in jeglicher Hinsicht unberechtigt war, rundet die für mich unfassbare Monstrosität dieser Seele nur ab.
Obwohl, wie schon angedeutet, Leo Kaplan die ganze Wahrheit über das Scheitern seiner ersten großen Liebe nie erfährt und obwohl er selbst bei dem Versuch, diese Liebe zu leben oder bewusst und verantwortungsvoll zu beenden, erneut ständig belogen wird, wird ihm durch die Verarbeitung und der Bereitschaft, seine Gefühle zu akzeptieren, nicht davon zu laufen, ein echter Neuanfang möglich. Er beginnt verantwortungsbewusst zu leben.
Erst jetzt, im Epilog angedeutet, wird Leo zum erwachsenen Mann.
Bewertung
Leon de Winter entwirft meisterhaft die Psychogramme seiner Romanfiguren, wobei sicherlich autobiographische Elemente eingeflossen sind.
Zwischen den erotischen Beschreibungen leidenschaftlicher Liebesszenen seiner Frauenbegegnungen findet man köstliche Realsatiren genauso wie mehr oder weniger ernst gemeinte humoristische Weltanschauungstheorien.
Allein die Abhandlung über die Bedeutung des richtigen Toilettenpapiers nebst den diversen Reaktionen der unterschiedlichen weltanschaulich orientierten Parteien oder Gruppierungen würde jedem CIAO Autor über Charmin deLuxe vor Neid erblassen lassen und anderen endlich die überragende existenzielle Bedeutung dieses Konsumartikels und damit die nachträgliche Rechtfertigung der vorübergehenden Einordnung in die 3 Cent Kategorie mehr als nur begründen. Für YOPI-Autoren gilt ähnliches.
Wer geistreiche, anspruchsvolle Lektüre gepaart mit sehr freizügigen Sexbeschreibungen und starken Emotionen verkraften kann, für den müsste dieser Roman ein Genuss sein.
Englischkenntnisse für die fiktiven Interviews, italienisch für Restaurantbestellungen und etwas Sprachgefühl für jiddische Redewendungen sollte der Leser, die Leserin allerdings mitbringen, um Ironie und bissigen Humor des Schriftstellers würdigen zu können.
Empfehlung
Den Roman kann ich mit den genannten Voraussetzungen Erwachsenen ab 18 Jahren empfehlen, wobei etwas mehr eigene Lebenserfahrungen sicherlich von Vorteil sind, also eher ein Roman für Leser ab 30(?) Jahren.
Doch so wie es für die Tiefe und Reichhaltigkeit von Lebenserfahrungen keine feste Altersgrenze geben kann, so gilt dies natürlich genau so für die Leseempfehlung eines Schicksalsromans. Also einfach lesen und eventuell ein paar Jahre später nochmals lesen.
Ach ja, ein paar Fakten fehlen noch: Diogenes Verlag, gebundene Ausgabe, noch für 46,90 DM von meiner Frau gekauft, inzwischen 23,90 Euro, bisher noch nicht als Taschenbuch erschienen, 544 Seiten. Über amazon.de findet man bestimmt etwas preiswertere Gebrauchtausgaben, vielleicht sogar von mir ;-)
Bin gespannt, wie andere Leser diesen Roman erfahren haben.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-12-25 19:31:44 mit dem Titel Menschliche Tragödien hinter der Fassade
Minette Walters The Echo 1997
••• Hintergrund •••
Mehr im Stil der klassischen Kriminalromane "whodunnit" setzt Minette Walters mit "The Echo" ihre erfolgreiche Romanreihe fort.
Mit "The Ice House" gewann sie den Crime Writer´s Association John Creasay Award für die beste Kriminalgeschichte im Jahre 1992.
Mich hat allerdings besonders ihr zweiter Roman "The Sculptress" (Die Bildhauerin) beeindruckt, über den ich hier ja auch schon einen Bericht eingestellt habe.
Den Roman "The Echo" hatte meine Frau gekauft, die von uns beiden zuerst auf Minette Walters vor vielen Jahren gestoßen war.
Da ihr "The Echo", ein äußerlich wunderschönes, eingebundenes Buch der britischen Macmillan Ausgabe mit graphisch sehr gelungenem Schutzumschlag vom Inhalt her nicht so gut gefallen hatte, sie es mir für den Verkauf über Amazon frei gab, musste und wollte ich es unbedingt vorher noch lesen.
Ich habe es nicht bereut, denn mein Urteil fällt sehr positiv aus. Doch dazu mehr am Schluss.
Vorweg, 16,99 britische Pfund hatte vor 5 Jahren dieses Buch laut Aufdruck gekostet, wobei ich nicht mehr genau weiß, ob wir es über einen britischen Buchclub preisermäßigt erstanden hatten oder ob meine Frau es auf einer ihrer London-Dienstreisen gekauft hat.
Zu den aktuellen Preisen der sehr unterschiedlichen Ausgaben ebenfalls mehr zum Schluss.
••• Kurzer Inhaltsanriss •••
Ausgangspunkt des Geschehens des Romans ist der mysteriöse "Verhungerungsselbstmord" eines weitgehend unbekannten Billy Blakes in der Garage der wohlhabenden Architektin Amanda Powell in London.
Der Journalist Michael Deacon versucht zunächst im Auftrag, mehr über die Identität und Motive Billy Blakes in Erfahrung zu bringen. Dabei stößt er auf ein Beziehungsgeflecht vergangener und gegenwärtiger menschlicher Tragödien. Er selbst wird in die Beziehungen der Opfer, Täter und Randpersonen mehr einbezogen als ihm lieb sein kann, lernt aber gleichzeitig dabei, mit seiner eigenen Vergangenheit und Gegenwart bewusster umzugehen.
Am Ende des Romans, wobei einige Entscheidungen offen bleiben, hat Michael Deacon Billy Blake geholfen, den wichtigsten Teil seiner selbst gestellten Aufgabe zu erfüllen.
Ob Michael Deacon seiner ursprünglichen Auftraggeberin Amanda Powell geholfen hat, vordergründig sicherlich, bleibt sehr fraglich. Trotz mancher verwirrender, sich zeitlich überkreuzender Handlungsstränge bleibt der Roman bis zum Schluss hin spannend.
••• Eigene Bewertung, Fazit •••
Sicherlich zieht der Roman einen Teil seiner Spannung aus der klassischen Frage, wer nun welchen Mord aus welchen Motiven heraus begangen hat. Doch die besondere Wirkung der Geschichte ergibt sich sowohl aus der dichten Atmosphäre, aus der erschreckenden Gesamtstimmung als auch aus dem Ausmaß deprimierender Wahrheiten, die nach und nach die Fassade der Normalität durchdringen.
Die zum Schluss klar werdenden Gesamtzusammenhänge passen schon eher in einen Horror- als in einen Kriminalroman.
Die psychische Darstellung Michael Deacons und seines persönlichen Umfeldes waren für mich der zusätzliche, besondere "Kick" des Romans.
Von mir gibt es daher auch für diesen Psycho-Krimi eine klare Empfehlung.
Das 343 Seiten umfassende Buch kostet aktuell in der deutschen Fassung als Taschenbuch bei Amazon ab 8 Euro, gebraucht ab 2 Euro, als gebundene Ausgabe nur noch gebraucht ab 3,80 Euro, die Druckausgabe Macmillan gibt es nur noch gebraucht zu 16 Euro.
Ein Sammlerstück (Macmillan Ausgabe) mit Signierung der Autorin wird für 39 Euro angeboten.
Der Minette Walter Buchliebhaber und Sammler hat also reiche Auswahl, allerdings ist die jeweils zur Verfügung stehende Anzahl der Bücher bei Amazon nur noch sehr gering.
Viel Spaß bei der Auswahl und beim Lesen.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-01-28 18:34:57 mit dem Titel Wer ist das Monstrum?
Leon de Winter Leo Kaplan
••• Vorwort •••
Vorweg, ich biete hier weniger denn je eine Inhaltsangabe sondern mehr eine Inhaltsbesprechung. Sie zeigt also vorrangig auf, welche Eindrücke auf mich dieser ergreifende Roman gemacht hat. Für eine Inhaltsangabe langen die kurzen Angaben bei amazon.de.
•••Inhaltsbesprechung•••
Der jüdische Schriftsteller Leo Kaplan scheint nach sexuellen Beziehungen zu Frauen süchtig zu sein. In zum Teil pornografisch anmutender direkter Art beschreibt er seine Verhältnisse zu seiner ersten. und zweiten Ehefrau sowie nachfolgende diverse Eskapaden.
Doch die Gründe für seine scheinbare Unfähigkeit zu einer wirklichen und stabilen Beziehung werden dem Leser aber auch ihm selbst erst im dritten Teil des Romans deutlich, in dem er den Verlauf seiner ersten Liebeserfahrung und Begegnung schildert.
Erst als Leo sich nach 19 Jahren zur Aufgabe seiner Flucht vor der durch eine monströse, einer versteinerten Lebenslüge seine erste große Liebe unterbrechenden Beziehung durchringt, wird er fähig, seine eigene entwickelte Monstrosität abzustreifen, ja, überhaupt erst zu leben.
Er wird sich bewusst, warum er diese Frau liebte und immer noch liebt, er wagt einen Versuch, sich zur schmerzhaften Liebe zu bekennen und wird dadurch fähig, auch ohne dieses seelische Monstrum von Frau zu leben.
Um nicht missverstanden zu werden, dies sind meine Worte, denn Leo selbst macht nie irgend jemanden ernstlich Vorwürfe, zudem erfährt er auch nie die ganze Wahrheit.
Verwoben in diesen Roman sind noch verschiedene zum Teil sehr extreme Lebensschicksale vom Serienkiller bis zum Selbstmörder, die aber als Handlungsstränge sich berühren oder überkreuzen.
Ich stellte mir im Verlauf des Romans öfters die Frage, wer von drei Personen das seelisch und ethisch größte Monstrum sei, er, der haltlose untreue Ehemann und suchende Schriftsteller, der in seinem Roman ein Kind durch seinen Romanhelden vergewaltigen lässt, der sich selbst nicht ganz unberechtigt als Golem mit Krokodilsseele sieht, oder der Serienmörder, der immer wieder in Gesellschaft seines Schäferhundes (auch der kommt recht originell einmal zu Wort) Liebende während des Aktes erschießt, weil er die physisch erlebte Untreue seiner ersten Liebe nicht verkraftete oder aber Ellen, die mit einer Lüge, um ihn zu verletzen, gleich sehr viele Menschen auf einmal betrog und zum Teil zerstörte.
Sie lebt mit einer versteinerten Lüge, mit der sie zum einen Leo fast zerstörte, seinen Freund nachträglich als Vaterersatz benutzte, nur möglich, weil dieser nach Zurückweisung seines Liebesantrages ihr gegenüber tödlich verunglückte (Selbstmord?) und diesen damit noch im Tode wehrlos der Lächerlichkeit preis gibt, den Eltern des Freundes, die sich als Großeltern sehen und natürlich ihrem Enkel ihr nicht unbeträchtliches Vermögen vermachen, ihrem Ehemann, der sie lebenslang als Opfer statt als Täterin eines unbarmherzigen Schicksals ansah und vor allem aber ihrem Sohne gegenüber, dem sie den Anspruch auf das Wissen um seine eigene Identität ohne Not vorenthält, den leiblichen Vater verschweigt.
Dass sie beim ersten Anschein einer möglichen Untreue ihres Ehemannes beginnt ihre unerfüllten sexuellen Bedürfnisse (Leo fehlt ihr) und Phantasien mit einem Kellner auszuleben, selbst als sie sehr schnell erfährt, dass ihre als Rechtfertigung dienende Pseudoeifersucht in jeglicher Hinsicht unberechtigt war, rundet die für mich unfassbare Monstrosität dieser Seele nur ab.
Obwohl, wie schon angedeutet, Leo Kaplan die ganze Wahrheit über das Scheitern seiner ersten großen Liebe nie erfährt und obwohl er selbst bei dem Versuch, diese Liebe zu leben oder bewusst und verantwortungsvoll zu beenden, erneut ständig belogen wird, wird ihm durch die Verarbeitung und der Bereitschaft, seine Gefühle zu akzeptieren, nicht davon zu laufen, ein echter Neuanfang möglich. Er beginnt verantwortungsbewusst zu leben.
Erst jetzt, im Epilog angedeutet, wird Leo zum erwachsenen Mann.
••• Bewertung •••
Leon de Winter entwirft meisterhaft die Psychogramme seiner Romanfiguren, wobei sicherlich autobiographische Elemente eingeflossen sind.
Zwischen den erotischen Beschreibungen leidenschaftlicher Liebesszenen seiner Frauenbegegnungen findet man köstliche Realsatiren genauso wie mehr oder weniger ernst gemeinte humoristische Weltanschauungstheorien.
Allein die Abhandlung über die Bedeutung des richtigen Toilettenpapiers nebst den diversen Reaktionen der unterschiedlichen weltanschaulich orientierten Parteien oder Gruppierungen würde jedem CIAO Autor über Charmin deLuxe vor Neid erblassen lassen und anderen endlich die überragende existenzielle Bedeutung dieses Konsumartikels und damit die nachträgliche Rechtfertigung der vorübergehenden Einordnung in die 3 Cent Kategorie mehr als nur begründen.
Wer geistreiche, anspruchsvolle Lektüre gepaart mit sehr freizügigen Sexbeschreibungen und starken Emotionen verkraften kann, für den müsste dieser Roman ein Genuss sein.
Englischkenntnisse für die fiktiven Interviews, italienisch für Restaurantbestellungen und etwas Sprachgefühl für jiddische Redewendungen sollte der Leser, die Leserin allerdings mitbringen, um Ironie und bissigen Humor des Schriftstellers würdigen zu können.
••• Empfehlung •••
Den Roman kann ich mit den genannten Voraussetzungen Erwachsenen ab 18 Jahren empfehlen, wobei etwas mehr eigene Lebenserfahrungen sicherlich von Vorteil sind, also eher ein Roman für Leser ab 30(?) Jahren.
Doch so wie es für die Tiefe und Reichhaltigkeit von Lebenserfahrungen keine feste Altersgrenze geben kann, so gilt dies natürlich genau so für die Leseempfehlung eines Schicksalsromans. Also einfach lesen und eventuell ein paar Jahre später nochmals lesen.
Ach ja, ein paar Fakten fehlen noch: Diogenes Verlag, gebundene Ausgabe, noch für 46,90 DM von meiner Frau gekauft, inzwischen 23,90 Euro, bisher noch nicht als Taschenbuch erschienen, 544 Seiten. Über amazon.de findet man bestimmt etwas preiswertere Gebrauchtausgaben, inzwischen nicht mehr von mir ;-)
Bin gespannt, wie andere Leser diesen Roman erfahren haben. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Tweety30, 12.08.2006, 15:27 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Wow, ein sehr langer, ausführlicher Bericht! LG, Tweety30!
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Hilft Dir selbst ..
Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Die Akupressur ist eine jahrtausendalte, natürliche Heilmethode die den Energiefluss im Körper anregt und die Selbstheilungskräfte stärkt. Das erste Mal hörte ich in der Rehaklinik von Akupressur, die dort neben dem autogenen Training als Möglichkeit angeboten wurde, wie man sich selbst bei leichten Schmerzen helfen kann ohne gleich zu Tabletten greifen zu müssen und innerhalb weniger Minuten zu ein wenig Ausgeglichenheit und innerer Ruhe finden kann.
Da mir die Akupressur beispielsweise bei Kopfschmerzen immer gut geholfen hat, kaufte ich mir den GU Ratgeber Gesundheit Akupressur von Dr. Franz Wagner. Zu bekommen ist das Buch unter anderem auch bei Amazon.de zum Preis von 8,50 €. Die Erstausgabe wurde 1998 vom Gräfe und Unzer Verlag GmbH herausgegeben. Die überarbeitete Neuausgabe hat die ISBN 3-7742-4172-4.
Das Buch beginnt mit einer kurzen Einführung in das Thema Akupressur. In leicht verständlichen Worten wird erklärt, wie die Akupressur auf die Energieströme im Körper Einfluss nehmen kann und dadurch eine schmerzlindernde Wirkung erzielt wird.
Die Bedeutung von Gesundheit und Krankheit wird im folgenden Kapitel dargestellt. Hier wird beschrieben wie die Selbstheilung aktiviert wird auch wo die Grenzen der Medizin liegen. Sehr ausführlich wird auf die Möglichkeiten von Behandlungen mit natürlichen Mitteln eingegangen und auf die vier Grundprinzipien der Naturheilkunde. Bevor es dann um die Anwendung der Akupressur geht, wird auf einigen Seite noch die chinesische Energielehre erklärt.
Im Kapitel Vorbereitung auf die Praxis wird geschildert, bei welchen gesundheitlichen Beeinträchtigungen Akupressur eingesetzt werden kann. Auch wird darauf hingewiesen, dass Akupressur nicht zu jeder Zeit, bei jeder Störungen und bei jedem Menschen hilft. Auch Warnhinweise, z. B. das Akupressur nicht bei schweren organischen Herz- und Kreislaufbeschwerden durchgeführt werden darf, fehlen nicht in dem GU Ratgeber. Hier finden sich auch spezielle Hinweise für eine Behandlung von Schwangeren und Kindern.
Der Praxisteil beschreibt als erstes die 12 Regeln für die Behandlung mit Akupressur, ohne deren Einhaltung der Versuch sich mit Akupressur zu behandeln überflüssig ist. Mit einfachen Worten wird geschildert wie die Behandlungspunkte gefunden werden und wie die Grifftechniken sind. Hier sind zu jeder einzelnen Beschreibung Farbfotos beigefügt, die es sehr einfach machen den Ausführungen zu folgen.
Ein Kurzprogramm zur Vorbeugung beschreibt im folgenden wie man in 20 Minuten zu Ruhe und Ausgeglichenheit finden kann. Auch hier ist anhand vieler Fotos und ausführlichen Erklärungen gut beschrieben, wie schnell die richtigen Behandlungspunkte am Körper gefunden werden.
Der größte Teil des Buches beschäftigt sich mit den verschiedenen Beschwerden die mit Hilfe von Akupressur gelindert werden können. Die Liste der Beschwerden sind alphabetisch sortiert. Zu jedem einzelnen gesundheitlichen Problem werden als erstes eine Erklärung über die Symptome gegeben und anhand zahlreicher Bilder wird erklärt wie mit Hilfe der Akupressur eine Linderung geschaffen werden kann. Auch Hinweise darauf wann eine Behandlung nicht durchgeführt werden soll sind jeweils gegeben.
Der GU Ratgeber Gesundheit Akupressur kann bei Krankheiten sicher nicht den Gang zum Arzt ersetzen und sollte auch keineswegs so verstanden werden. Das Buch kann aber eine gute Hilfe und Unterstützung für die Menschen sein, die sich mit Naturheilkunde beschäftigen und daran interessiert sind, nicht immer sofort bei Schmerzen zu Tabletten zu greifen. Die Möglichkeiten die im Ratgeber bei einer Vielzahl von Krankheiten beschrieben werden können oftmals eine gute Ergänzung zur ärztlichen Behandlung darstellen.
Der Ratgeber ist recht leicht verständlich geschrieben und die Behandlungsmöglichkeiten werden durch die zahlreich vorhandenen Bilder anschaulich beschrieben und sind einfach nachzuvollziehen und anzuwenden.
Wer sich mit Naturheilkunde und insbesondere für Akupressur interessiert, dürfte in diesem Buch sicher einige Anregungen finden wie Schmerzen schnell gelindert werden können und man ein wenig mehr Ruhe und Ausgeglichenheit finden, wenn man sich in Stresszuständen, oder einer besonders angespannten Situation befindet.
Allerdings sollte niemand davon ausgehen, dass man nach einmaligem Lesen auf der Stelle und sofort alle Schmerzen und Beschwerden vergessen kann und nur noch zufrieden und glücklich durchs Leben läuft. Wie auch beim autogenen Training ist hier eine gewissen Übung von Nöten und es dauert eine Weile bis man die Grifftechniken soweit beherrscht, dass man sich selbst schnell und effektiv helfen kann.
Von mir bekommt der GU Ratgeber Gesundheit Akupressur die volle Punktzahl, da er auf leicht verständliche Art die Möglichkeiten der Akupressur beschreibt und eine sehr gute Hilfe ist, die Behandlungsmethode umzusetzen.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-12-20 05:49:20 mit dem Titel Irias lernt backen ..
Kaum zu glauben und doch wahr, hin- und wieder begebe ich mich in die Küche und versuche einen Kuchen zu backen. Um ein möglichst perfektes, oder jedenfalls zufriedenstellendes Ergebnis hervorzubringen, ziehe ich natürlich ein hilfreiches Buch zur Rate. Wenn es ums Kuchenbacken geht hole ich meinen GU Küchen-Ratgeber Kuchen backen aus dem Schrank.
Den GU Küchen-Ratgeber gibt es in vielen Buchhandlungen zum Preis von 6,50 Euro. Geschrieben wurde der Ratgeber Kuchen backen von Annette Wolter und er ist beim Gräfe und Unzer Verlag unter der ISBN 3-7742-1116-7 erschienen. Insgesamt hat der Ratgeber 64 Seiten und bei den meisten Rezepten sind Farbfotos, sodass man vorab eine Vorstellung davon bekommt, wie der fertige Kuchen aussehen soll.
Der GU Küchen-Ratgeber Kuchen backen beinhaltet nicht nur zahlreiche Rezepte, sondern gibt am Beginn des Buches auch hilfreiche Backtipps. Ich lerne am aufgrund dieser Tipps also, das man alle Zutaten für einen Teig 30 Minuten vor der Verarbeitung aus dem Kühlschrank nehmen soll, oder auch das Eischnee besonders steif wird wenn man eine Prise Salz hinzufügt. Dem Backprofi mögen diese Tipps vielleicht nicht mehr so besonders viel weiterhelfen, aber für recht backunerfahrene Menschen wie mich ist schon der eine oder andere hilfreiche Tipp dabei.
Die Kuchenrezepte sind in die folgende Bereiche unterteilt:
* Einfach vom Blech
* Köstliches aus der Form
* Beliebte Obstkuchen
* Festliche Torten
Zum Schluss des Buches ist noch ein Rezept- und Sachregister zu finden.
Die einzelnen Rezepte beginnen natürlich mit dem wichtigsten, der Auflistung der benötigten Zutaten. Die Zutaten sind in einer Tabellenform aufgeführt und es sind keine schwer zu deutenden Abkürzungen enthalten.
Bei jedem Rezept ist ein roter Zusatz zu sehen. Beim Zitronenkuchen vom Blech beispielsweise lese ich „Gelingt leicht“, beim Gugelhupf steht „Braucht etwas Zeit!“ oder beim Stachelbeer-Nuss-Kuchen lese ich „Etwas teuer“.
Für die kalorienbewussten ist unter der Liste der Zutaten aufgeführt wie viel Kalorien ein Stück des Kuchens enthält und auch wie viel Gramm Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate enthalten sind.
Bevor es nun zur Backanleitung kommt, ist die Zubereitungszeit angegeben. Hier erfahre ich wie lange die Zubereitung des Kuchens insgesamt dauert und wie lange die eigentliche Backzeit davon ist.
Die einzelnen Rezepte sind in einfachen Worten geschrieben und auch für den nicht geübten Bäcker leicht nachzuvollziehen. In durchnummerierten Absätzen werden sie einzelnen Schritte vom Teig anrühren bis hin zum vorheizen des Backofens beschrieben. Vor größere Schwierigkeiten steht man aufgrund der sehr guten Anleitungen und Beschreibungen bei keinem der zahlreichen Rezepte.
Im Rezept- und Sachregister sind die Kuchenrezepte alphabetisch aufgelistet und auch ein Register nach Teigarten wie beispielsweise Biskuit oder Hefeteig ist zu finden.
Vom „Schwierigkeitsgrad“ her dürfte bei den Rezepten für jeden etwas dabei sein. Die recht einfach zuzubereitenden Rezepte für Blechkuchen sind ebenso vorhanden wie das Rezept für eine Sachertorte oder verschiedene Käsekuchenarten. Die Auswahl an Rezepten ist recht groß und es dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Spezielle Rezepte für zum Beispiel Weihnachtsplätzchen sind in diesem GU Küchen-Ratgeber nicht zu finden.
Meine bisherigen Backversuche, die ich mit Hilfe des GU Küchen-Ratgeber Kuchen backen unternommen habe, sind alle recht erfolgreich verlaufen. Der fertige Kuchen sah dem auf den Bildern gezeigten recht ähnlich und bis auf einen missglückten Versuch haben sie immer gut geschmeckt.
Von mir bekommt der GU Küchen-Ratgeber Kuchen backen die volle Punktzahl, da er neben guten Tipps eine Vielzahl von einfachen und guten Kuchenrezepten enthält. Die Rezepte sind einfach geschrieben und sind sehr leicht nachzubacken. Zum Schluss natürlich das wichtigste: Bisher haben alle die meine Meisterwerke gegessen haben ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen überlebt. weiterlesen schließen
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