Mehr zu AutorInnen mit W Testberichte
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Pro & Kontra
Vorteile
- treffende Gesellschaftskritik
- einfach zu lesen - viele Pferdekenntnisse
- spannende Geschichte
- unwiderstehlich, spannend bis zur letzten Seite, authentische Sprache, typischer Wolfe
Nachteile / Kritik
- deutsche Übersetzung
- manchmal etwas zu viel Kitsch
- keine
- manchmal vielleicht etwas langatmig
Tests und Erfahrungsberichte
-
Der perfekte Mensch? Erschreckend!
14.09.2003, 20:33 Uhr von
AlterSchwede1966
Es war eine harte N8 beim angeln.....:-)!!! Alte HP gecrackt von einem freundlichen Net User. Jet...5Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Ein Horrorzenario? Auf jeden Fall! Wird sowas jemals Realität? Hoffentlich niemals! Kann man sich überhaupt vorstellen, das es jemals Wirklichkeit werden könnte?
Wenn man das Buch gelesen hat, erscheint es einem abwegig aber nicht unmöglich........
Und das ist das Schlimme daran!
Ich schildere hier mal kurz die Handlung:
Quinn Cleary bekommt durch nicht ganz legale Tricks einen Studienplatz an einer der führenden medizinischen Hochschulen Amerikas, dem "Ingraham College of Medicine".
Diese ist irgendwo in der Nähe von Washington D.C. beheimatet. (nur wegen der Örtlichkeiten und Verhältnisse)
Das "Ingraham" ist bei Studenten unter anderem so beliebt, weil es absolut keine Studiengebühren verlangt.
Ausserdem besteht der Lehrkörper aus ausgesuchten Fachkräften. die mehr als überqualifiziert sind.
Nach der Anreise beginnt es nun mit der Begrüßungsrede, der Einweisung in die Hausregeln, Führung über den Campus und Zuweisung der Wohnräume.
Die Jungs in den Flügel sowieso und Mädchen in den Flügel sowieso.
Sie beginnen aber Arbeitsgruppen zu bilden, um den täglichen Informationsfluss miteinander durchzugehen und aufzubereiten.
Nach und nach fällt Quinn (und Tim, auch ein neuer Student, mit dem sie ein Techtelmechtel begonnen hat) auf, das immer mehr Studenten keine eigene Meinung mehr vertreten, sondern nur noch die Meinung der Professoren wiedergeben......
Und dann findet Tim durch Zufall etwas in Quinns Zimmer, was er aber nicht als das identifiziert, was es ist. Ein Spionagemicro....
Tim hält es für einen extravaganten Anstecker.
Nachdem die beiden bei einem kurzen Trip nach Atlantic City überfallen werden, werden sie nun wirklich stutzig.
Als Tim sein Zimmer überprüft, stellt er fest, das das Kopfteil seines Bettes total verkabelt ist und dort für ihn nicht zu identifizierende Geräte angebracht sind.
Dadurch auf den Plan gerufen tritt nun der Sicherheitschef, ein ehemaliger CIA Agent (eine erstaunliche Person auf einer Universität), in Aktion und ab jetzt müssen beide um ihr Leben bangen.
Mittlerweile ist Quinn der Station C zugewiesen, auf der Opfer schwerster Verbrennungen untergebracht sind. Diese armen Menschen sind von Kopf bis Fuß bandagiert.
Dort tut sie Assistentinnen-Pflichten übernehmen. (Nicht ärztliche, eher Mädchen für alles)
Und auch hier waren Quinn schon merkwürdige Begebenheiten aufgefallen.
Obwohl sie nie in der abgetrennten Abteilung war, in der die Opfer liegen, konnte sie sie durch eine Glasscheibe beobachten.
So sah sie einmal, das ein angeblich im Koma liegender Patient ihr mit den Augen Zeichen gab, was ja unmöglich ist.............
Nun kommen sie einem Komplott aus CIA Kreisen, Politikern und Ärzten auf die Spur, das schier unvorstellbar scheint.
Mehr möchte ich nun nicht mehr verraten, aber eines noch fragen........
Seid Ihr der Meinung, das es jemals den perfekten Menschen geben wird, medizinisch erschaffen?
Dieses Buch hat einen sehr tiefen Eindruck bei mir hinterlassen. Wenn man sich mit den hier geschliderten Möglichkeiten auseinandersetzt und nicht das ganze als "Schwachsinn" abtut, muss man einfach Angst bekommen.
Denn so Unmöglich wie man meinen möchte erscheint einem der "Perfekte Mensch" nach dem lesen nicht mehr.
Es ist sehr spannend geschrieben, enthält fundiertes Hintergrundwissen, das auch gut erklärt wird und hat mich beim ersten Lesen gezwungen, die Nacht zum Tag zu machen und es durch zu lesen ohne Pause.
Auch beim 2. Lesen war es so....
Und beim 3. Mal, wie sollte es anders sein, hat der Schwede durchgelesen.......
Das hat bisher nur der "Medicus" geschafft!
Erschienen ist das Buch bei Bertelsmann und kostet 8,00€.
Es hat 410 Seiten und ist für diesen Preis im Buchclub erhältlich.
Auch unter www.buchclub.de zu bestellen, das aber mit Versandkosten.
Der Autor F. Paul Wilson ist gelernter Mediziner.
Ich möchte das in eigener Sache noch anhängen:
Da ich selber querschnittgelähmt bin, habe ich natürlich ein begründetes Interesse an diesem "heissen" Thema.
Die einzige Chance für mich, jemals wieder ein halbwegs normales Leben zu führen, liegt für mich in der Gentechnik.
Aber immer wird nur von den kriminellen Aspekten gesprochen. Leider!
Als Romanstoff ist es ja logisch, aber ich meine vor allen Dingen die Medien.
Von den Kirchenvätern mal ganz abgesehen, die ja schon vor 2000 Jahren in der Medizin eine Bedrohung ihrer Macht sahen und deswegen erfolgreichen Ärzten Hexerei nachsagten und sie daraufhin auf alle, einem normalen Menschen gar nicht einfallenden Arten zu Tode brachten.
Vierteilen etc.
Aber die Gentechnik wird immer nur verpöhnt anstatt auch mal die durchaus positiven Seiten beim Namen zu nennen.
Vermutlich, weill es ein absolut reisserisches Thema für Magazine wie "Explosiv" und ähnliche ist.
Bild-Zeitungs-Niveau eben.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-09-14 18:33:33 mit dem Titel Liebe auf den 2. Blick / Angelika - Martina Lebeus
Die Geburt und das Leben mit einem mongoloiden Kind wird in diesem Buch von Angelika-Martina Lebeus beschrieben. Es beschreibt die Höhen und Tiefen ihrer Erfahrungen mit ihrer Tochter Klarissa, die mit dem *Downe-Syndrom* geboren wurde.
Es werden tiefe Einblicke gegeben in die Schwäche der Menschen, sich mit etwas andersartigem auseinander zu setzen. Es beschreibt einerseits die Angst, sich damit zu befassen aber andererseits auch, wie oftmals die Neugierde vorwiegt.
Ich kann das selber sehr gut beurteilen, da ich seit 16 Jahren querschnittgelähmt bin.
Auch zeigt das Buch auf, welche Problematik von unserem ach so sozialen Staat ausgeht, wenn man auf ihn angewiesen ist!
Allein welche Schwierigkeiten es Fr. Lebeus bereitet hat, eine passende Schule für ihre Tochter zu finden.
Oder der Zirkus mit dem Sozialamt.
Zum Buch selber.
Das Buch ist eine tatsächliche Handlung, die vom Schrecken der Feststellung der Krankheit/Behinderung bei der Geburt die Geschehnisse bis zum Lebensalter von 8 Jahren von Klarissa erzählt.
Fr. Lebeus war zur Zeit der Geburt 28 Jahre alt.
Über die aufgetretenen Schwierigkeiten in Gesundheit, Privatleben und dem öffentlichem Leben.
So auch über die Trennung von ihrem Mann, der dem Problem nicht gewachsen war.
Es ist ausführlich geschrieben mit diversen Erklärungen.
Für mich war es äußerst aufschlussreich.
Ich kann es jedem empfehlen, der sich für zwischenmenschliche Probleme oder für Medizin im allgemeinen interessiert.
Es ist im „Walters Verlag“ Olten erschienen.
Den Preis weiss ich leider nicht, aber er dürfte bei schätzungsweise 15:- Teuro liegen.
Kleine Anmerkung:
Das *Downe Syndrom* entsteht durch ein überflüssiges Chromosom. Nach der Verschmelzung von Samen und Ei teilen sich die Zellen und finden zu Chromosomenpaaren zusammen. Je ein Chromosom von ihr und von ihm. Wenn ein Chromosom sich aber nicht richtig teilt kommt es statt zur Paarbildung zu einer „Trisomie“.
Jede Zelle enthält dann 3x anstatt 2x jenes Chromosom, bei dem diese Störung vorliegt.
Ich persönlich wünsche mir nicht, das Buch komplett in einem Bericht wiederzufinden.
Deswegen gehe ich sowenig wie möglich darauf ein, den Hergang zu schildern bzw. den Inhalt des Buches.
Wenn ich es in dem Bericht darüber schon lesen kann, brauche ich es mir nicht mehr zu kaufen! weiterlesen schließen -
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Gillian Bradshaw lässt Artus wieder aufleben
24.08.2003, 16:14 Uhr von
Lady.Einstein
Ich bin eine Schülerin aus Siegen und mache im Sommer 2003 mein Fachabitur, was ich danach machen...Pro:
Einfach berauschend!!!
Kontra:
umdenken in die verscheidenen Rollen aus deren Sicht die einzelen Teile spielen...macht das ganze aber interessanter
Empfehlung:
Ja
Mit der Artus-Trilogie schafft es Gillian Bradshaw das Herz vieler Leser wieder höher schlagen zu lassen und die Geschichten um Artus wieder in den Herzen aufleben zu lassen.
Eine Buchreihe, die auch unter dem Namen "Die Krone von Camelot" bekannt ist, in der Fantasie und Realität ineinander zu verschmelzen scheinen.
Sie lässt einen mitten im Geschehen dieser Saga stehen, als ob das der Platz wäre an dem sie einen haben wolle. Sie schreibt in dem Dreiteiler aus verschiedenen Sichten.
Einmal aus der Sicht des "Gawain ap Lot", der der Sohn von Artus' halbschwester Morgan ist und ein Sohn des Lot.
Ein anderes Mal aus der Sicht der Rhys ap Sion, ein Begleiter Gawains auf der Suche nach dem REcht.
Und wieder ein anderes Mal aus der Sicht der Gwynhwyfar ap Ogyrfan, der Frau des Gawains.
Diese Namen mögen jetzt abstoßend wirken, aber man lern mit ihnen umzugehen und sie im Alltag zu gebrauchen.
Das Buch erzählt eine andere Sicht als die die immer in den Filmen versucht wird zu zeigen, wo es um große Magie geh usw. Sicher wird die Magie nicht außer Acht gelassen, da Morgan eine berüchtigte Hexe ist, aber sie spielt nicht die Hauptrolle.
Die Hauptrolle spielt die Geschichte des Gawain ap Lot und diese ist sehr gut von der Autorin erzählt und sie hat es geschafft die Einzelheiten, die ansonsten unter Garantie uninteressan gewesen wären interessant zu machen und in den Vordergrund zu stellen.
Bei lesen wirst du eins mit der Geschichte.
Krieg ist ein Thema, das war es in dieser Zeitepoche immer schon gewesen. Aber es steht nicht im Vodergrund, es ist "nur" dabei.
Einzelne Kapitel bechreiben eine Schlacht, aber nicht jedes zweite wie man es kennt. Die Ziwschenhandlungen sind ausführlich dargestellt und man versteht die Lebensphilosophie dieser alten Zeit. weiterlesen schließen -
Minette Walters - Die Bildhauerin
Pro:
unwiderstehlich, spannend bis zur letzten Seite, authentische Sprache, typischer Wolfe
Kontra:
manchmal vielleicht etwas langatmig
Empfehlung:
Ja
Die Schriftstellerin Rosalind Leigh (1) hat schon lange kein Buch mehr abgeliefert und ihr Verlag droht sie fallenzulassen. Man legt ihr nahe, ein Buch zu schreiben über Olive Martin, welche wegen Mordes an ihrer Mutter und ihrer Schwester im Gefängnis sitzt. Widerwillig macht sich Roz (wie sie im Buch allgemein genannt wird) an die Arbeit und besucht als erstes die verurteilte Mörderin im Gefängnis, wo diese nur "die Bildhauerin" genannt wird. Olive Martin pflegt aus Wachs, welchen sie in Form von Altarkerzen aus der Gefängniskapelle stielt, kleine Puppen anzufertigen, die sie dann mit spitzen Gegenständen sticht, derher der name "die Bildhauerin".
Als Roz das erste Mal Olive gegenübertritt im Besuchszimmer der Haftanstalt, muss sie gegen ihre eigene Abscheu und Angst ankämpfen, Olive martin ist alles andere als ein liebenswerter Anblick, nicht nur dass ihr ursprünglicher Körper in gewaltigen Massen von Fett versinkt, sie wirkt zudem ungepflegt und bedrohlich. Nicht nur durch ihre ausufernde Körpermasse, sondern auch dadurch, dass Roz sich bei ihrem Anblick das Verbrechen vergenewärtigte, welches Olive überführt worde war. Olive hatte ihre Mutter und Schwester getötet, die Körper zerhackt und dann auf eine bizarre Weise auf dem Küchenboden neu angeordnet.
" 'Lizzie Borden mit dem Beile, hackt ihre Mutter in zehn Teile, schaut sich die Beschehrung an, nimmt gleich den Vater auch noch dran.' Der Reim ging ihr unaufhörlich im Kopf herum, benebelnd in seiner ständigen Wiederholung." [S 12]
Roz versucht mit Olive ins Gespräch zu kommen, will von ihr wissen, wie es denn nun war und obwohl ihr Olive herzlich wenig, ja, im Grunde so gut wie gar nichts, erzählte, kommen bei Roz die ersten Zweifel, ob bei den Ermittlungen der Polizei in diesem Fall auch wirklich alles berücksichtigt wurde. Roz beginnt zu recherieren, bei Nachbarn, ehemaligen Polizeibeamten, bei dem Anwalt, welcher Olive vertreten hatte und auch bei jemen, der sich mit dem Nachlass ihres mittlerweile verstorbenen Vaters beschäftigt.
Mehr und mehr tauchen Ungereimtheiten auf, regen sich in Roz die Zweifel an Olives Schuld, obwohl diese die Tat damals gestanden hatte, und aufeinmal ist ihr Leben in Gefahr, denn es scheint, dass jemandem ihre Nachforschungen entschieden zu weit gehen. Auch Hawksley, der ehemalige Polizist, ist von Rosalind's Erscheinen zunächst wenig begeistert. Aber nach und nach verlieben sie sich ineinander, und wo sie sich zuerst noch angegiftet hatten, helfen sie sich gegenseitig, als zuerst er und dann auch Roz von Fremden tätlich angegriffen werden..
Minette Walters ist hier, wie nicht anders von mir erwartet, wieder ein wunderbarer, spannender Krimi gelungen, der einen von der ersten Seite an fesselt und bis zur letzten nur schwer wieder loslässt. Das erste, was ich dachte, als ich das Buch weglegte, war der Drang, baldmöglichst das nächste Buch von Minette Walters zu lesen, ein besseres Kompliment kann man einer Krimiautorin kaum machen.
Minette Walters versteht es vortrefflich, dem Leser Stück für Stück, sozusagen häppchenweise, der Auflösung des Falles näher zu bringen, auf eine raffinierte Art und Weise, die nur die wirklich grossen Krimi-AutorInnen schaffen. Immer sind wir nur so weit mit unserem Wissen, wie es die Protagonistin Roz ist, wir sehen und erfahren nicht mehr, als sie sieht und erfährt. Die Figur Roz ist gut und glaubwürdig herausgearbeitet, sie wirkt symphatisch, mit all ihren Selbstzweifeln. Auch die anderen Beteiligten wurden von der Autorin glaubhaft skizziert, keine, auch nicht die Nebendarsteller wirken überflüssig oder langweilig. Und nebenbei wird uns noch ein klein wenig der psychologische Hintergrund nähergebracht, sei es in Bezug auf Olive, Roz oder auch Hawksley, der ja nun anfangs fürchterlich zerissen und angeschlagen wirkt, was natürlich haarscharf an dem Klischee vorbeischrammt, alle Polizisten haben ein beschissenes Privatleben (sofern sie überhaupt eines haben) sind seelische Krüppel und mindestens geschieden worden. Die Liebesbeziehung, die sich zwischen Roz und dem Polizisten entwickelt, ist ebenso interessant und spannend wie der ganze Krimi selber. Der Stil Walters ist flüssig und einfach zu lesen, sie versteht es, den Leser bei der Stange zu halten und ich habe das Buch nur weggelegt, wenn mich äussere Umstände dazu zwangen.
Ein intelligenter, spannender Krimi den ich ohne Vorbehalte weiterempfehle.
Ausgezeichnet mit dem Edgar-Allan-Poe-Preis für den besten Krimi des Jahres.
(1) Auf dem Umschlag und im Klapptext der gebundenen Ausgabe vom Goldmann Verlag wird Rosalind Leigh als Journalistin bezeichnet, aus dem Buch geht aber klar hervor, dass sie Schriftstellerin ist, was auch dadurch untermauert wird, dass sie eine Agentin hat und für einen Verlag arbeitet. Das scheint mir dann etwas schludrig beschrieben worden zu sein (von wem auch immer), wobei dies die einzige Unstimmigkeit ist, die ich ausmachen konnte.
Minette Walters: Die Bildhauerin. (The Sculptress, 1993). Roman. Aus dem Englischen von Mechtild Sandberg-Ciletti
erschienen im Goldmann Verlag, gebunden, 409 Seiten, ISBN 3-442-30903-4
mein Exemplar war wohl ein Sonderangebot, den Preis habe ich vergessen.
Als Paperback bei Amazon derzeit erhältlich für 8,50 Euro.
Die Autorin:
Minette Walters gilt als die britische "Queen of Crime" und hat eine Fangemeinde von Millionen Leserinnen und Leser. Viele ihrer bisher erschienenen Romane wurden mit wichtigen internationalen Preisen ausgezeichnet. Minette Walters lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Hampshire, England.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-06-21 14:48:26 mit dem Titel Tom Wolfe - Ein ganzer Kerl
ein fast unwiderstehlicher Scheisskerl
Tom Wolfes zweiter Bestseller "Ein ganzer Kerl" ist wie sein erster "Fegefeuer der Eitelkeiten" ein Ereignis, ein Buch das eine unbeschreibliche Wucht hat, so wie dieser "ganze Kerl" Charlie Crocker, und das nicht nur wegen der 921 Seiten oder der 1,4 Kg der gebundenen Ausgabe, welche da rein physikalisch auf einen zukommen.
Die Wucht ist auch die Sprache, und wenn ich damals schrieb zu "Fegefeuer der Eitelkeiten" dass ich die ersten 100 Seiten des Buches brauchte um mich an die Sprache zu gewöhnen, so war es hier nicht anders, erst nach ein paar Tauchversuchen gelang es mir in die Geschichte einzudringen und fortan einen Logenplatz einzunehmen. Mehr als einen Logenplatz gabs für mich nicht, keine der ProtagonistInnen taugten zur Identifikation, nicht für mich. Aber mein Platz war kuschelig und warm, war sicher und ich habe mich wunderbar unterhalten.
Charlie Crocker, ein "Inmobolienentwickler", wir würden sagen Spekulant, ist ein Urtier, ein Dinosaurier, einer aus dem Süden Amerikas, Atlanta, wo schwarze Mitbürger weissen Bürgern die Häuser sauber halten, für sie kochen und ihre Gärten in Schuss halten. Wo weisse reiche Leute wie Charlie stolz darauf sind, wie gut sie ihre farbigen Angestellten behandeln, ganz so wie früher, als die Vorfahren dieser Angestellten einen anderen Status hatten als heute. Sie waren immer gut zu ihnen, hatten für sie gesorgt wie Väter für ihre Kinder.
Charlie ist ein Tycoon, einer der mächtigsten Männer Atlantas, er besitzt mehrere Häuser, Fabriken, eine riesige Farm welche er zu dem einzigen Zweck unterhält um dort 10 Mal pro Jahr Wachteln zu schiessen und ab und zu mal ein Pferd zu züchten, er besitzt Bürogebäude, er hat eine zweite Frau die halb so alt ist wie er, oder nicht einmal halb so alt, eine Exfrau und Banken denen er eine halbe Milliarde Dollar schuldet.
Die Banken hatten ihm hofiert, ihm die Kredite nur so hinten reingeschoben für aberwitzige Porjekte und nicht zuletzt für Charlies ausschweifenden Lebensstil. Aber irgendwann merkten sie, dass Charlie ein Fass ohne Boden ist und dass ein guter Teil des Geldes einfach weg war. Sie beginnen ihn zu bedrängen, ihm zu drohen, fordern ihn auf seine Flugzeuge zu verkaufen, seine Farm, das Bürogebäude welches halb leer steht, weil keiner so weit ausserhalb Bürofläche mieten will.
Charlies Leben ist das eine, welches an uns Lesern vorrüber zieht, und Charlie selber, dieser 100 Kg schwere 60jährige einst umjubelte Emporkömmling, dessen Dekadenz, dessen abstossende Primitivität, dessen Schwarz-Weiss Bild seiner Umgebung mich immer wieder in Erstaunen versetze, einerseits, - andererseits weiss ich ja aus eigener Erfahrung, solche Typen gibt es tatsächlich und sie werden erst dann so richtig primitiv, wenn sie Unmengen von Geld haben und glauben, jeden und alles kaufen zu können, diewelche der tiefen Überzeugung sind, dass sie sich genau richtig benehmen weil keiner sich getraut, sie zu kritisieren und ihnen zu sagen, wie anstossen dsi eeigentlich sind. Alles ist bestens, die Welt der Charlies ist in Ordnung. Ausser Charlie Crockers Welt, die kracht gerade zusammen wie ein Kartenhaus.
Das ist aber nicht das einzige Leben, welches Tom Wolfe an uns vorrüber ziehen lässt, da gibt es Menschen, deren Leben auf irgendeine Weise mit dem Charlies zusammenhängt, wie zum Beispiel Conrads. Conrad und Charlie kennen sich nicht, sind einander nie begegnet und doch sollte eine Entscheidung Charlies weitreichende Folgen für Conrad haben, eigentlich etwas ganz simples, wie es jeden Tag passiert irgendwo, Charlie Crocker entschliesst sich, 20% seiner Arbeiter in den Fabriken zu entlassen, um so Lohnkosten zu sparen, und Conrad verliert seinen Job als Kühlhausarbeiter bei Charlies Firma. Eine Kette von Ereignissen führte kurz darauf dazu, dass Conrad im Gefängnis zwischen Schwerverbrechern und gleichgültigen Gefängniswärtern landet, und alles was wir je über amerikanische Gefängnise gehört oder gelesen haben, trifft auf das Gefängnis Santa Rita zu, in welchem Conrad landete.
Der folgende Auszug soll nicht nur etwas den Gefängnisalltag andeuten sondern gleichzeitig eine Kostprobe von Wolfes oft nur allzu authentischer Sprache wiedergeben:
"Sie hatten einen Sender ausfindig gemacht. auf dem gerade ein Konzert in irgendeiner riesigen Arena lief, dessen Hauptattraktion eine schwarze Sängerin namens Lorelei Washburn war. Lorelei Washburn war eine Heulboje. Wenn sie die Wahl zwischen laut und leise hatte, wählte sie stets laut und schrie, um den Ton zu erreichen ... >tearing out the heart of meeeEEEEEEEEEEEEEEeee!< ... Ihr Gegröhle hallte vom grauen Beton des Pausenraums wider. Aber Vastly und die Jungs hatten kein Interesse an Lorelei Washburn, die ein weisses Seidenkleid trug, das nicht nur eng sondern auch lang und nicht besonders offenherzig war. Nein, ihre ganze Aufmerksamkeit schien sich auf die Background-Sängerinnen zu richten, drei braunhäutige Mädchen, die plissierte Miniröcke trugen, die kaum ihren Hintern bedeckten. Wenn sie ihre Hüften schwenkten oder drehten - und die schwenkten und drehten sie in einem fort -, hoben sich die plissierten Röcke wie Windräder in die Höhe und entblössten winzige, glitzernde Binkinihöschen. Nur wenig mehr als Tangas waren diese Höschen, und der Anblick von soviel nahezu nacktem Hintern brachte Vastlys Gang um den Verstand.
>Das ist das Wahre, Baby!<
>Genau, Bro! Nicht mehr dieser Schwulen-Tunten-Fummeltrinen-B-cat-angelernter-Arschfick-Scheiss!<
>Yeah, diss is der echte Scheiss! Diss is live, Mann! Diss is kein Memorex!<
>Mir kommt der Saft bald aus'n Ohren, Süsse!<
>Kuckt euch den Arsch von dieser Mama an!<
>Lass dein' Hintern Tanzen!<
Conrad gefror das Blut in den Adern. ANGELERNTER ARSCHFICK. Die Botschaft, die er aus diesen Rufen heraushörte, hate nichts mit den drei sexy, jungen Sängerinnen auf dem Bildschirm zu tun. Diese Männer - die Herrscher über die Herde in Santa Rita - zogen Frauen vor, betrachteten aber Homosexuelle als absolut akzeptablen Ersatz, solange man im Gefängnis war. Und im Gefängnis gab es zusätzlich zu den Tunten und den "B-cats", die man überall finden konnte, auch die "angelernten Arschficks", junge, schlankgebaute, neue Fische wie der Mutt Simms von einst, die gezwungen wurden, homosexuelle Handlungen zu begehen oder zu erdulden.
Conrad sah den Gemeinschaftsraum jetzt mit erschreckender Klarheit. Er war ein stinkender, grauer Saal, in dem sich scheussliche Organismen in gelben Verbrecherpyjamas aufhielten, die sich zu primitiven territorial getrennten Rudeln zusammengerottet hatten." [S506/507]
Eine weitere Figur, deren Schicksal mit dem Charlies verbunden zu sein scheint, ist der Bankangestellte Ray Peepgass, der, als er sieht wie seine Bank Charlie Crocker unter Druck setzt, versucht aus Charlies Pleite Profit zu schlagen. Ray, eher ein unbedeutendes Licht mit einem Einkommen von 130'000 Dollar im Jahr, eine Unterhaltsklage am Hals, geschieden, spekuliert darauf, dass seine Bank Charlies Inmobilien übernimmt und er hofft, mit Hilfe eines von ihm gegründeten Syndikats an eines dieser Gebäude für ein Apfel und ein Ei heranzukommen. Dazu kümmert er sich um die geschiedene Mrs Crocker Nummer eins, ein paar Jahre älter als er und frustriert wegen des gesellschaftlichen Abstiegs, den ihre Scheidung für sie bedeutete, welche sich dann auch dankbar zeigt und ihn schliesslich heiratet.
Parallel nebeneinander lässt der Autor die Figuren laufen und eher selten begegnen sie sich (Conrad und Charlie übrigens am Ende auch noch), und las ich gerade über Charlie brannte ich daruf zu wissen was im Moment mit Conrad passiert und umgekehrt, ein Spannungsbogen, der kaum einmal abfiel, bis zur letzten Seite.
Und auch der Schluss bietet eine Überraschung, eine Wendung, wie sie eigentlich nur - und klischeehafter gehts dann auch nicht mehr - in Amerika möglich ist. Aber in dem Moment wo wir das lesen und aufstöhnen und in Gedanken formulieren > nein, nicht das, nicht das auch noch!< wissen wir, dass dies - ohne dass wir Amerika je persönlich kennen gelernt haben - absolut typisch ist.
Wolfe hat einen ganz eigenen Stil, gerade heraus, unverblühmt, schonungslos, brachial zuweilen, wie der kleine Auszug gerade mal andeuten kann. Nein, nicht das ganze Buch ist durchzogen von solcher Sprache wie in dem Textauszug, aber ein guter Teil, oder zumindestens so ähnlich, abhängig davon, an wessen Gedanken oder Leben wir gerade als Leser teilnehmen. Nicht nur seine Figuren jagd Wolfe unaufhörlich und unerbittlich von Seite zu Seite, sondern den Leser auch. Irgendwann zwischendurch beginnt man sich Gedanken zu machen über Charlie und Conrad, gerade auch dann, wenn man im Augenblick nicht am Lesen ist. Das Buch ist einfach gewaltig.
Zitat:
"Elf Jahre nach seinem Welterfolg "Fegefeuer der Eitelkeiten" hat Tom Wolfe wieder einen Roman vorgelegt, der den Leser von der ersten bis zur 921. Seite in seinen unwiderstehlichen Erzählsog zieht. Der notorische Dandy im weißen Anzug, der seit Jahren auf den reflexiv-experimentierfreudigen "magersüchtigen Roman" schimpft, erweist sich hier als der Prototyp des realistischen amerikanischen Erzählers." Karsten Herrmann
Und als Scheisskerle bezeichnet Charlie fast jeden, und fast jeder bezeichnet ihn als einen, das ganze Buch lang.
Ich habe die gebundene Ausgabe vom Kindler Verlag, erstanden bei Kaufhof für lächerliche 7 Euro, das Taschenbuch habe ich kürzlich gesehen für 12 Euro.
ISBN: 3-463-40128-2
Aus dem amerikanischen übersetzt von Benjamin Schwarz
Original "A Man in Full"
erschienen 1998 weiterlesen schließen -
Patricia Nell Warren - Der Langstreckenläufer --- langweiliger Titel, klasse Buch!
13.06.2003, 19:31 Uhr von
Prisca
Ich schreibe z.Z. unter anderen Sean Astin Film (-und Co) Berichte, um euch diesen tollen Schausp...Pro:
einfach zu lesen - viele Pferdekenntnisse
Kontra:
manchmal etwas zu viel Kitsch
Empfehlung:
Ja
Heute möchte ich euch über ein Buch berichten, das mich irgendwo sehr traurig und nachdenklich gemacht hat. Es ist ein Buch von Patricia Nell Warren:
DER LANGSTRECKENLÄUFER
Noch nie von gehört?! Nicht von dem Buch und erst recht nicht von dieser Schriftstellerin?! Na ja, das Buch wird, meiner Meinung nach ein wenig zu Unrecht als Schwulen- und Lesbenliteratur bezeichnet, also sicher nicht das, was man sich als normalen Lesestoff herauspicken würde.
Wie ich zu diesem Buch kam? Na ja, durch ein Meinungsforum natürlich. Hier hatte ich einen wirklich interessanten Bericht über das Buch gelesen. Ich gebe es ja zu, sicher war es nicht nur der Inhalt des Buches selber, der mich neugierig machte. Es war die ganze Thematik: ein Mann liebt einen Mann – eigentlich halte ich mich für einen aufgeklärten Menschen, der in Homosexualität nichts unnormales sieht, aber es ist doch zumindest etwas, was mir irgendwo fremd ist und mich neugierig macht.
Also habe ich nach diesem Buch gesucht, was gar nicht so einfach war. Auf Versteigerungen – Fehlanzeige! Booklooker – Fehlanzeige. Zu guter letzt blieb mit noch Amazon de. Wo ich das Buch dann tatsächlich bekam, als Taschenbuch zu einem sagenhaften Preis von 13,45 Euro. Ich bin fast vom Glauben abgefallen, als ich den Preis sah, aber da ich nun einmal DIESES Buch wollte und kein anderes, habe ich in den sauren Apfel gebissen!
Zwei Tage später lag das Buch dann vor mir (eins muss man Amazon lassen, schnell liefern tun sie ja!) und natürlich fing ich gleich an zu schmökern. Aber bevor ich euch jetzt von meinen Eindrücken schreibe, werde ich euch eine kleine Inhaltsangabe machen, damit ihr euch überhaupt etwas unter dem Titel: Der Langstreckenläufer vorstellen könnt (hört sich doch eigentlich recht langweilig an, oder???)
Harlan Brown ist Trainer für Leichtathleten an einem kleinen amerikanischen College. Eines Tages wird sein Leben von Grund auf umgekrempelt, als drei junge Sportler vor ihm stehen: Vince Matti, Jacques LeFont und Billy Sive … sie wollen nur eines: Laufen! Gewinnen! Die nächste Olympiade!
Aus ihrem letzten College wurden sie hinausgeworfen, jetzt ist Harlan für sie die letzte Hoffnung. Harlan, selbst schon häufiger in Schwierigkeiten gewesen – denn er ist homosexuell. Bei ihm erhoffen sich die drei Jungen Hilfe und Verständnis, er wird sie trainieren, auch wenn (oder gerade weil???) sie ebenfalls schwul sind.
Harlan erkennt das Potential, das in den dreien steckt – ja, sie haben eine gute Chance, in die Olympiaauswahl zu kommen, es sind drei Top Läufer, die da vor ihm stehen – wenn man sie nur lässt (schwul ist krank, schwul sein ist eine Schande, Schwule gehören nicht in die Öffentlichkeit = das ist die Einstellung der Gesellschaft). Er beschließt, die drei zu trainieren.
Was ihn dann selbst überrascht, sind die tiefen Empfindungen, die er für Billy entwickelt. Aber er wehrt sich dagegen – niemals wollte er als Trainer etwas mit einem Schüler anfangen – das bringt Probleme, er weiß es. Seine Läufer stehen in der Öffentlichkeit – es sind Top Läufer – und sie haben schon mit genug Problemen zu rechen, wenn ihre Veranlagung durchsickert. Da muss man nicht noch Öl ins Feuer gießen, indem es da eine Beziehung zwischen dem sehr viel älteren Trainer mit seinem jungen Schützling gibt!
Anfangs gelingt es ihm, seine Gefühle zu überspielen, indem er gerade Billy beim Training besonders hart ran nimmt. Aber Billy leidet unter der schroffen Art Harlans, seine Leistungen sind nicht das, was Harlan erwartet hatte. Denn Billy seinerseits hat sich in Harlan verliebt...
Soweit eine kurze Inhaltsangabe zum Buch. Hört sich eigentlich eher langweilig an?! Ist es aber nicht! Es ist ein sehr schöner, „leiser“ Roman. Spannend im Sinne von einem Thriller ist er sicher nicht – er ist spannend wie das Leben selbst!
Geschrieben aus der Sicht von Harlan, auf eine Art, die dem Leser das Gefühl gibt, hier keinen Roman zu lesen sondern eine echte Biographie. Man kann die Empfindungen von Harlan so gut nachvollziehen, als würde man alles direkt miterleben. Und das ist es, das diesen Roman so lesenswert macht.
Erzählt wird einerseits von den Schwierigkeiten der Schwulen, in der Gesellschaft anerkennt zu werden. Okay, der Roman spielt in Amerika (1974 und folgende Jahre). Gerade erst wurde das Gesetz gegen die Homosexualität abgeschafft (bis dahin war es strafbar, homosexuell zu sein!!!). Aber die Abschaffung eines Gesetzes allein ist es nicht – ein Umdenken in der Gesellschaft hat jedenfalls noch nicht stattgefunden. Schwule sind krank! Schwule gehören ausgerottet! Leute, sperrt eure Kinder ein, die Schwulen kommen!...Mit solchen Vorurteilen müssen die „Romanhelden“ schon jahrelang leben. Als ihr Schwulsein dann an die Presse kommt und damit überall publik wird, wird es noch schlimmer: beleidigende Telefonanrufe, Drohbriefe. Wir bringen euch um! Selbst im Sport, in dem sie Höchstleistungen für Amerika vollbringen könnten, werden ihnen Steine in den Weg gelegt – sie werden gemieden, ungerechtfertigt gesperrt, Sponsorengelder werden ihnen gestrichen! Als sie sich allem zum Trotz durchsetzen, auf eigene Kosten zu den Veranstaltungen fahren, werden sie trotz ihrer hervorragenden Leistungen mit Buhrufen empfangen – angepöbelt von den Zuschauern, aber auch von den anderen Sportlern. Sie sind Aussätzige!
Diese Verachtung durch die Gesellschaft – diese Schwierigkeiten, mit denen Homosexuelle zu kämpfen hatten (und leider immer noch haben!) – das bringt das Buch wahnsinnig gut rüber. Und es hat selbst mich als Heterosexuellen unwahrscheinlich traurig gemacht – auch ein wenig wütend, aber vor allem traurig – das es so was in unser angeblich ja ach so aufgeklärten Welt gegeben hat - nein, das hat es nicht gegeben, das gibt es wohl immer noch. Ich kann das natürlich nur aus meiner Sicht betrachten und nicht aus der Sicht eines Homosexuellen … aber wenn man mal mit etwas offenen Augen durch die Welt geht, Zeitungs- und Fernsehberichte zu dieser Thematik verfolgt, dann muss man einfach erkennen, das die Schwulen auch heute noch mit völlig aus der Luft gegriffenen Vorteilen zu kämpfen haben, das sie angefeindet werden, das ihnen Hass und Verachtung entgegenschlägt.
Sicher, die Gesetze haben sich weiterhin gelockert – obwohl man auch da wohl kaum von Gleichbehandlung sprechen kann. Aber die Gesetze allein sind es ja auch nicht – es ist die Gesellschaft, die einfach nicht begreifen will, das Homosexualität keine Krankheit ist, nicht Schlimmes – sondern das da einfach ein paar Menschen eine etwas andere Einstellung zu ihrer Sexualität haben. Es sind doch ganz normale Menschen, so wie du und ich – sie haben ganz normale Träume, Wünsche, Gefühle.
Gefühle! Ja, auch die kommen in diesem Roman nicht zu kurz – die Gefühle von Harlan und Billy vor allem. Was hier erzählt wird, ist eine ganz leise und vor allem eine sehr ehrliche Liebe. Ihr werdet nicht den üblichen Kitsch aus Liebesromanen vorfinden (keine Angst). Aber man spürt die tiefe Liebe dieser beiden Männer zueinander ist, nur wird sie nicht beherrscht von den großen Glückgefühlen, eher von Verzweifelung und Traurigkeit.
Ja, ihr werdet auch einige sexuelle Szenen in diesem Buch finden, aber sie sind mehr angedeutet, als beschrieben. Was schreibt Harlan an der einen Stelle des Buches so schön:
„ Obwohl ich ehrlich sein will, kann ich nicht alles erzählen. Das hat mehrere Gründe. Erstens kann ich meine Gefühle besser verbergen als zeigen. Zweitens fehlt mir die nötige literarische Begabung. Drittens muss ich auch ein paar Erinnerungen für mich behalten und viertens bin ich mir nicht sicher, ob ich mich an die genaue Reihenfolge dessen erinnern kann, was zwischen Billy und mir geschah. Außerdem dürfte wohl allgemein bekannt sein, was vorgeht, wenn zwei Menschen miteinander schlafen...“
Nach diesem Motto werden also diese Stellen wirklich nur am Rande berührt, wenn es die Geschichte erfordert.
Alles in allem ein sehr lesenswerter Roman, der ich euch gern ans Herz legen möchte. Lasst euch nicht abschrecken von dem letzten Satz auf dem Buchumschlag, der da lautet: Mit 10 Millionen Exemplaren in 7 Sprachen ist Der Langstreckenläufer wohl der bekannteste und bestverkaufte Klassiker der schwulen Literatur... Es stört mich eigentlich, das man dieses Buch in die Schublade „Schwule Literatur“ stecken will – das hat schon wieder so den Hauch des negativen. Ich habe mich selbst dabei ertappt, das ich überlegt habe, ob ich das Buch mit zur Arbeit nehme, um dort in den Pausen zu lesen – es könnte ja jemand in die Hand nehmen und fragen: Was liest du denn da??? --- Was für ein Blödsinn. Glaubt es mir, es ist ein sehr gut geschriebener Roman, der ein wenig traurig und nachdenklich macht. Und es braucht sich wirklich niemand verstecken, nur weil er dieses Buch liest. Sollte euch tatsächlich jemand deswegen dumm angucken und noch dümmere Sprüche machen: Bist du etwa auch anders rum??? – drückt ihm einfach das Buch in die Hand! Vielleicht tut er ja mal Reinsehen und vielleicht fängt er dann an, mal drüber nachzudenken!
Zum Schluss noch ein paar allgemeine Anmerkungen zum Buch:
316 Seiten
ISBN 3-86187-232-3
Preis: 13,45 Euro bei amazon.de (unverschämt teuer für ein Taschenbuch – aber es lohnt sich)
Es gibt übrigens noch zwei weitere Bücher zu den Personen aus diesem Roman:
Der Himmelsstürmer - hier wird die Geschichte von Billys Sohn erzählt - 15 Jahre später - als er sich auf die Suche nach seinem Vater, nach seiner Vergangenheit macht
Harlans Endspurt - dies ist die unmittelbare Fortsetzung von Der Langstreckenläufer, erzählt die Geschichte Harlans weiter (ist allerdings erst Jahre nach Band 2 erschienen)
Wollt ihr noch ein Fazit?
Ernste Literatur, die sich wirklich für jedermann lohnt! Unwahrscheinlich fesselnd geschrieben – „spannend“ ( in „“, weil es eben keine Spannung im Sinne eines Thrillers ist, es ist die Spannung des Lebens) – gefühlvoll (nicht zu verwechseln mit kitschig!!!).
Ein Buch nicht nur für Homosexuelle, auch wenn es in diese Schublade gesteckt wird!!!
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-06-13 17:31:29 mit dem Titel WOLFF, Evita -- Im Schatten des Pferdemondes
Und wieder mal habe ich ein Buch zu Ende gelesen:
IM SCHATTEN DES PFERDEMONDES
Von Evita Wolff. Sagt euch nichts?! Na ja, ich muss zugeben, diese Schriftstellerin war mir bis vor kurzem auch völlig unbekannt, bis ich dann in einem Bericht lesen durfte, das sie in CELLE geboren wurde. Das allein reichte aus, um meine Neugier zu wecken, schließlich bin auch ich eine gebürtige Cellerin und nur wenige Jahre älter wie E.Wolff.
Zugegeben, nicht gerade ein handfester Grund, sich ein Buch zu kaufen – obwohl ich nichts vom Inhalt oder Schreibstil des Buches wusste, habe ich jedenfalls zugeschlagen, als ich es für günstige 2,-- Euro bei Ebay entdeckt habe.
Schon ein paar Tage später lag es vor mir. Ein überwiegend in Blautönen gehaltener Umschlag, unten ist recht klein ein weißes Pferd abgebildet. Sieht nicht einmal schlecht aus, aber die Aufmachung eines Buches garantiert ja keinen Beststeller. Also kommen wir jetzt zum Inhalt, den weitaus interessantesten Teil eines Buches:
Erich (den Nachnamen hab´ ich vergessen!) ist in einem Waisenhaus aufgewachsen. Schon von Kindheit an kennt er nur einen Traum: Ein eigenes Pferdegestüt! Aber der Weg dorthin ist weit und deshalb entscheidet er sich erst einmal für das Nahe liegende: er sucht sich eine Arbeit auf einem fremden Gestüt. Schnell stellt sich heraus, dass Erich, der den Umgang mit Menschen eher scheu ist, zu Tieren (besonders zu Pferden) ein intensives Verhältnis aufbauen kann. Selbst zu schwierigsten Tieren mit Verhaltensstörungen findet er Zugang. So wird es zu seiner Berufung, solchen Tieren zu helfen und eines Tages wird er nach Schottland auf ein Gestüt gerufen.
Hier gibt es eine wertvolle Stute, die, seitdem sie mal einige Tage unauffindbar verschwunden war, völlig verstört wieder auftauchte, sie lässt keinen Menschen mehr an sich heran, ist für die Zucht unbrauchbar geworden, fast ein Fall für den Schlachthof. Erich nimmt sich ihrer an.
Er findet hier in Schottland aber nicht nur eine neu Aufgabe, er findet ein Zuhause, wie er es sich schon immer gewünscht hat. Menschen, die ihn lieben! Aber es gibt auch hier die negativen Seiten des Lebens: er wird in einen harten Nachbarschaftskrieg hineingezogen….
Soviel recht kurz zum Inhalt. Was fällt euch dazu ein, wenn ihr das so lest? Ach, wie kitschig?!
Zugegeben, diese Gedanken sind nicht ganz unrecht, dieser Roman ist wohl ein typischer Frauenroman mit einer ach-so-traurigen Geschichte (der arme Waisenjunge und seine Träume!), viel Herz-Schmerz (schlurz) und ein wenig Spannung (erzeugt durch den Nachbarschaftskrieg). Trotzdem widerstrebt es mir ein wenig, diesen Roman kurz entschlossen in die Ecke „unlesbarer Kitsch“ zu verbannen.
Er ist recht einfach geschrieben und zumindest zum nebenher lesen gut geeignet. Außerdem vermittelt er recht interessante Einblicke in die Seele eines Pferdes – wird er doch stellenweise fast aus der Sicht dieser Tiere geschrieben. Somit dürfte er zumindest für Pferdenarren mit romantischer Neigung recht interessant sein – aber auch für mich war das mit der Grund, bis zum Schluss am Ball zu bleiben. Man merkt hier schon sehr deutlich, dass die Autorin weiß, wovon sie spricht. (Evita Wolff hat neben Medizin und Erziehungswissenschaften auch noch Tiermedizin studiert!).
Abschließend möchte ich sagen, das mir dieses Buch nicht supergut gefallen hat – dazu wird mir doch mit zu vielen Klischees gearbeitet, auch das Ende ist mir selbst für ein „Happy End“ ein wenig zu übertrieben geraten. Nein, ein Meisterwerk hat man hier nicht vor sich liegen – eher ein Buch, mit dem man sich auf nette weise an einem verregneten Sonntagnachmittag die zeit vertreiben kann. Insofern erklärt sich auch meine Leseempfehlung.
Jetzt noch ein paar nackte Fakten zum Buch:
Evita Wolff
Im Schatten des Pferdemondes
Fischer Verlag
8,90 Euro als TB bei Amazone
gebraucht bei Ebay oder auch Amazon wesentlich günstiger!
Mein Fazit:
Lesen, wenn es euch zufällig mal unter die Finger kommt – oder wenn ihr ein ganz großer Pferdenarr seid! weiterlesen schließen -
H.G. Wells: *Der Unsichtbare*: Revolutionärer SF-Thriller
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Unsichtbarkeit: Das ist die Faust, die man nicht kommen sieht, Macht über andere. Der "Unsichtbare", das ist einer der ersten Terroristen und "verrückten Wissenschaftler". Dennoch ist ihm ein tragisches Geschick beschieden. "Der Unsichtbare" ist eine von H.G. Wells' besten Geschichten. Sie steht in einer Reihe mit "Der Zeitmaschine" und "Der Krieg der Welten".
James Whale hat den Klassiker 1933 kongenial mit Claude Rains in der Titelrolle verfilmt; seine Spezialeffekte wurden in zahlreiche Filme der Zeit übernommen, so gut waren sie. Bei ihm ist die Story keine Tragödie, sondern eine schwarze Komödie.
Handlung
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Erstmals ereignet sich die phantastische Handlung nicht in einer ebenso phantastischen Umgebung, sondern in der englischsten aller Gegenden, für deren Leser Wells damals schrieb: in Südengland.
In das verschlafene und rechtschaffene Städtchen Iping im idyllischen Sussex schneit eines Wintertages der merkwürdige Fremde herein. Er quartiert sich im Gasthaus "Zum Fuhrmann" ein, ohne seinen Namen zu nennen. Die Wirtsfrau Mrs. Hall nimmt seine diversen Unhöflichkeiten und seine kurzangebundene Art nur in Kauf, weil er gleich mit zwei Goldstücken im voraus bezahlt hat.
Entsetzt stellt sie fest, dass das Gesicht des Mannes komplett bandagiert ist. Aus diesem weiß umhüllten Kopf stechen die von einer schwarzen Brille verdeckten Augen wie die eines Totenkopfes heraus. Kaltes Grausen packt sie, doch das Mitleid behält vorerst noch die Oberhand.
Nacheinander machen die Bekannten der robusten Wirtin Bekanntschaft mit dem seltsamen Gast: der Uhrmacher, ihr Mann, ein Fuhrmann, zwei Monate später schließlich der Dorfarzt, der seine Entdeckung brühwarm dem Pfarrer hinterbringt: Der Ärmel des Fremden ist leer, doch beim Draufschlagen genauso steif und hart, als stäke ein richtiger Arm darin! Mittlerweile ist der in seinem Zimmer experimentierende Fremde schon Stadtgespräch. Unter den Frauen schreibt man ihm übernatürliche Kräfte zu, doch manche Männer halten ihn für einen Anarchisten - was damals gleichbedeutend ist mit einem Bombenleger.
Nachdem beim Pfarrer eine Kasse ausgeraubt wurde, will der Dorfgendarm den Fremden, der nach wie vor namenlos ist, deswegen verhaften. In einem irren Handgemenge gelingt es dem Fremden, sich auszuziehen und unsichtbar zu entkommen. Auf dem Felde macht er einen Landstreicher zu seinem Helfershelfer. Dies ist eine der komischsten und gelungensten Szenen des Buches. Mit dem neuen Komplizen verschafft er sich erneut Zutritt zum "Fuhrmann" in Iping, um seine kostbaren Tagebücher und Notizen zu holen.
Doch schon bald wird der Einbruch entdeckt und Rufe werden laut "Haltet den Dieb!" Doch der Fremde schlägt diesmal zurück, un d so erhalten seine Verfolger viele blaue Flecken. Der Unsichtbare hinterlässt statt eines fröhlichen Pfingstjahrmarkts eine Stätte des Chaos und des Terrors. Noch Stunden danach herrscht Totenstille.
(So endet die erste Hälfte des Reports, den uns Wells liefert, und die Spannung auf den Rest will ich euch nicht nehmen.)
Mein Eindruck
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Wells hat sich einer märchenhaften Wunschvorstellung der Menschen angenommen, sie auf den Kopf gestellt und zeigt nun die möglichen Folgen ihrer Verwirklichung. Die Wissenschaft, verkörpert in dem Fremden, erweist sich hier als zweischneidiges Schwert: Bewundernswert ist sie nur dann, wenn sie der Menschheit dient. Doch sie wird zu einem teuflischen Instrument, wenn, wie beim Romanhelden Mr. Griffin, statt dessen der Machthunger des Menschen zur Triebfeder wird. Der Wissenschaftler mit der gottähnlichen Macht des Unsichtbaren wird zum Terroristen.
Doch dies ist auch seine Achillesferse und sein Verhängnis. Um vollkommen unsichtbar zu sein, darf er keine Kleidung tragen. Nackt ist er der Kälte und dem Wetter ausgesetzt. Ständig verrät sich Mr. Griffin durch sein heftiges Niesen. Er benötigt auch Nahrung, muss sich also unter Menschen wagen, die für ihn eine Bedrohung darstellen, denn sie könnten ihn und seine Machenschaften entdecken. Doch unverdaute Nahrung in seinem Magen ist wiederum sichtbar, eine weitere Gefahr. Außerdem muss er sich als Unsichtbarer völlig außerhalb der Gesetze stellen, die für normale Sterbliche gelten. Er hält sich für größer als die Normalen, ist aber umso angreifbarer.
Sein Terrorismus verwandelt die Menschen in einen Pöbel, der dem üblichen Gesetz nicht mehr gehorcht. Sein Übermut und sein oben geschildertes Dilemma werden ihm zum Verhängnis, denn einmal gefasst, zerreißt ihn der Pöbel praktisch in Stücke.
Eine besondere Art von Humor
Wells arbeitet ständig mit Humor in seiner Erzählung. Die schwarze Komödie lebt von der Konfrontation der diversen Dorfbewohner mit dem Unbekannten und Unmenschlichen, das der Fremde in ihre Mitte gebracht: Sie untersuchen ihn, kämpfen mit ihm und doch ist da am Ende nur NICHTS. Es ist eine gespenstische Situation von geradezu existenzialistischen Dimensionen.
Damit diese Bedrohung dem werten Leser nicht zu sehr Angst macht, wird sie verschleiert und eingebettet in komische Situations- und Aktionsbeschreibungen, die von einer schlichtweg filmischen Vor- und Darstellungskraft zeugen. Das Kino war 1897 bereits erfunden, und so verwundert es nicht, dass so manche turbulente Szene an frühe Melodramen und Slapstick-Action erinnert.
Diese sind aber, wie gesagt, nicht Selbstzweck. Die Szene, in der Mr. Griffin den Landstreicher, Mr. Marvel trifft und ihm begreiflich zu machen versucht, dass er selbst unsichtbar, aber absolut real sei, berührt die Grenze des Ergreifenden. Hier zeigt sich die Tragik des Schicksals, dem sich der Wissenschaftler selbst ausgesetzt hat. Wer je den John-Carpenter-Film "Die Fliege" mit Jeff Goldblum als Wissenschaftler gesehen hat, weiß vielleicht, wovon ich spreche.
Ende des 19. Jahrhunderts erklärte ein leitender Mitarbeiter des britischen Patentamtes, alles, was zu erfinden sei, sei bereits erfunden. (Nun könne man sich wohl beruhigt zurücklehnen.) Herbert George Wells demonstriert in seinen Geschichten, dass genau das Gegenteil der Fall ist, dass man aber zwar forschen könne, aber die Anwendung der Forschungsergebnisse doch wohl überlegt sein sollte.
Die andere Seite der Spiegels
Das direkte Gegenstück zum "Unsichtbaren" hat Wells Jahre später mit der schönen Erzählung "Im Land der Blinden" geschrieben. In den Anden hat sich in einem vergessenen, abgeschlossenen Tal eine winzige Gemeinschaft entwickelt, deren Sehkraft sich zurückentwickelt hat, bis sie verschwand. Alle hier sind blind, folglich ist der Eindringling, der zufällig hier landet, selbst unsichtbar. Nach einer dramatischen Auseinandersetzung muss er sich zwischen Liebe, Familienglück und Sehkraft entscheiden...
Die Übersetzung
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Die zwei Übersetzer haben den etwas betulichen Tonfall des viktorianischen Autors nachzuahmen versucht, was den heutigen Leser doch etwas absonderlich anmutet. Es könnte sein, dass dies die erste deutsche Übersetzung aus dem Jahr 1911 ist.
Wells war jedoch Journalist und absolut auf der Höhe der Zeit. Sein Erzählstil hat nichts mit Autoren alter Schule wie Fontane oder Raabe zu tun, sondern mehr mit Zeitungsreportage: Genau so würde ein Reporter aus der Stadt das Geheimnis des unsichtbaren Fremden in einem Dorf in Sussex einkreisen und schließlich enthüllen.
Fazit
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"Der Unsichtbare" ist eine äußerst flott und spannend zu lesende Actionstory. Einerseits. Andererseits will Wells hier nicht nur unterhalten, sondern auch dem menschlichen Wunsch, sich mit Hilfe der Wissenschaft praktisch jeden Wunsch zu erfüllen, eine lehrreichen Spiegel vorhalten.
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: The invisible man, 1897; Ullstein 1984, 240 Seiten, DM 6,80; aus dem Englischen von Brigitte Reiffenstein und Alfred Winternitz; ISBN 3-548-20262-4
Aktuellste verfügbare Ausgabe: DTV Taschenbuch - 216 Seiten, Erscheinungsdatum: 1996; ISBN: 3423122366.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-11-08 22:15:09 mit dem Titel Ch. Welch: *Led Zeppelin: Dazed And Confused: The Stories Behind Every Song*
Als eine der zahlreichen Biografien über Led Zeppelin (LZ) herausgebracht, unterscheidet sich "Dazed and Confused" grundlegend im Konzept: Der Hauptteil des Buches wird durch Besprechungen der Alben und ihrer Tracks bestritten. Diese Besprechungen reichen bis ins Jahr 1994/95, also auch bis Page/Plant's "No Quarter" und den Remasters/Remastered-Alben.
Der Autor
Bei Band- und Musikerbiografien muss man stets darauf achten, auf welcher Seite der Autor/die Autoren steht/stehen: pro oder contra? Zweitens ist darauf zu achten, ob es sich einen profi handelt oder einen selbsternannten Biografen, der hier Verbreiter von halbwahrheiten und Gerüchten seinen Schnitt machen will.
Chris Welch arbeitete als Musikreporter beim britischen Fachblatt "Melody Maker". Er begleitete LZ in den frühen Siebzigern bei ihren größten Auftritten, bei den bis zu 56.000 Zuhörer (Tampa, Florida) kamen. Er konnte also die Entstehung des Stadion-Rock mitverfolgen, aber natürlich auch die weniger schönen Auswüchse im Rockgeschäft. Die Tatsache, dass er die Exzesse der Bandroadies und des Bandmitglieds John Boham (drums) in seinem Buch entschuldigt und beschönigt, deutet darauf hin, dass er stets die Partei der Band ergreift. Das ist nichts besonderes, denn seit Anfang der neunziger Jahre werden den LZ-Platten und Bandmitgliedern wieder eindeutige Sympathien entgegengebracht - was während der 70er und 80er Jahre seitens der Presse keineswegs selbstverständlich war.
Welch hat bei einer Reihe von Magazinen mitgeschrieben und inzwischen über 20 Bücher über Rockmusik geschrieben, darunter "Hendrix: A Biography". Sein Moment höchsten Glücks: "Playing conga drums live on stage in Germany with Led Zep during 'Whole Lotta Love'!"
Inhalte
Es ist Welchs These, dass sich die Musik der Band LZ vor allem in ihren Alben manifestierte. Das ist zwar gut für Plattenproduzenten und die Rechteinhaber (die dürfen sich schon mal die Hände reiben über so viel Werbung), widerspricht aber der Auffassung anderer Autoren. Charles Cross beispielsweise (den ich neulich bei yopi.de besprochen habe) ist der Ansicht, dass sich LZ in erster Linie in ihren Live-Auftritten realisierten und dort ihre beste Musik spielten. Eine schwache Ahnung davon liefert das bis dato einzige Live-Album "The song remains the same" von 1974. Cross charakterisiert in seinem Buch "LZ - Heaven and Hell. An illustrated biography" (1992) die Live-Auftritte detailliert und nach ihrer künstlerischen Qualität. Welch handelt diese wichtigen Auftritte in Bausch und Bogen ab - sehr schade.
Nach einer interessanten Einleitung über die Entstehung der Band, die Aufzählung ihrer größten Erfolge und das abrupte Ende ihrer Existenz 1980 nach Tode John Bonhams bespricht Welch das 1. Album. Es hatte noch keinen Titel, wurde in nur 30 Stunden aufgenommen und erschien Anfang 1969 in USA und UK.
Es wäre langweilig, die einzelnen acht Studioalben abzuhandeln: I bis IV, sodann "Physical Graffiti", "Houses of the Holy", "In through the out door" und posthum sozusagen "Coda". In den 90ern erschienen "No Quarter" und zwei Remasters/Remastered-Kompilationen.
Interessanter ist da schon die Frage, wie Welch die einzelnen Songs vorstellt und - jawohl - beurteilt. Nicht jeder Biograph traut sich, ein künstlerisch-handwerkliches Urteil über die Songs abzugeben; Welch ist hier also die Ausnahme. Er sagt stets, wann jeder Song aufgenommen wurde (häufig wild durcheinander, besonders auf "Graffiti", einem veritablen Auffangbecken von Altmaterial). Und er beschreibt die wichtigen Kennzeichen eines Tracks und belegt dies durch ergänzende Anmerkungen der Musiker. Wichtig ist auch, ob der Song jemals live performt wurde.
Wenn Jimmy Page einzelne Noten im Gitarrensolo verpatzt oder John Bonhams Basspedalmechanismus quietscht (und dies zu hören ist), dann kann man sichergehen, dass Welch das auch schreibt. Das dürfte nicht jedem glühenden Verehrer gefallen, trägt aber zu einem guten Eindruck der Ehrlichkeit bei - ein wohltuender Kontrast zu der Lobhudelei in der Einleitung.
So ist zum Beispiel Welchs Bemerkung zu "Hey hey what can I do" von einem Amazon-Leser übel aufgenommen worden, wonach der Song klänge, als habe man ihn wegen seines chaotischen Endes aus dem Album "III" (1970) herausgenommen. Das tut weh. Andererseits weisen die Bandmitglieder selbst auf Missglücktes hin, so etwa auf den falschgeschriebenen Songtitel "Southbound Saurez". Es sollte eigentlich "suarez" lauten, was auf spanisch "Party, Feier" bedeutet.
Wichtiger finde ich die Frage, warum Welch kein Wort über Bootleg-Ausgaben verliert - vielleicht aus rechtlichen Bedenken? Bootlegs tauchen weder in den Besprechungen noch in der abschließenden "Chronology" noch in der "Discography" (inklusive Soloalben!) auf.
Fotos
Eines der Merkmale, das dieses Buch aus der Masse der Biografien (richard Yorke soll ganz gut sein) heraushebt, sind die abgedruckten Bilder. Die Qualität ist recht unterschiedlich: manchmal kleine s/w-Inserts aus den 60er Jahren, dann wieder doppelseitige Farbfotos, die die Liveatmosphäre prächtig wiedergeben. Insgesamt ist das Niveau ist noch so hoch wie in "Heaven and Hell", ob wohl auch bei Welch laut Credits einige Fotos von Neal Preston stammen, einem absoluten Starfotografen der Rockszene.
Unterm Strich
Das ganz in Englisch gehaltene Buch bietet für jeden, der sich näher mit der Musik der LZ-Band auseinandersetzen möchte, wertvolle Informationen, Einsichten und Beurteilungen. Begleitet werden diese informativen Teile, die bis ins Jahr 1997 ("BBC Sessions") reichen, durch oft hervorragende Fotos.
Der ernsthafte LZ-Fan dürfte mehrere Aspekte vermissen: keine Angaben über Bootlegs, über LZ-Sammlerstücke, Chronologie der Live-Auftritte (bei Welch nur sehr sporadisch, weil rekordbrechend) und keine Interviews (die recht selten waren). Dieses Material wäre in "Heaven and Hell" zu finden. Eine sehr lesbare Biografie von LZ erschien vor Jahren im Heyne-Verlag.
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: US-Preisempfehlung*: $22.95; Amazon-Preis: EUR 25,11; Taschenbuch (Maße: 22x28 cm), 160 Seiten - Thunder's Mouth Press; Oktober 1998, ISBN: 1560251883; meine eigene Ausgabe stammt ebenfalls von 1998 und erschien in Zürich in der Edition Olms, ISBN 3-283-00359-9.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-01-14 22:19:20 mit dem Titel M. Walters: *Der Nachbar*: Eine Explosion der Gewalt im Hexenkessel
Die First Lady des britischen Krimis begibt sich in "Der Nachbar" an die vorderste Front der sozialen Katastrophe, die Sozialwohnungssiedlung in England heißt. Hier findet eine regelrechte Hexenjagd gegen einen mutmaßlichen Kinderschänder statt, während ein kleines Mädchen vermisst wird. Walters greift reale Ereignisse aus dem letzten Jahr auf.
Der Originaltitel "Acid Row" trifft den Gewaltanteil in diesem Mileu genau: "acid" heißt Säure, aber auch LSD und Methedrin (ein Heroinersatz). Acid Row nennen die Bewohner dieser Siedlung ihr eigenes Ghetto.
Die Autorin
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Minette Walters gilt seit 1994, als ihr Roman "Im Eishaus" veröffentlicht wurde, als die britische Königin des Krimis. Inzwischen hat sie rund ein halbes Dutzend weitere Romane geschrieben, die in 32 Sprachen übersetzt und mit Preisen ausgezeichnet wurden, darunter "Wellenbrecher" oder "Die Schandmaske". Mir ist Walters durch ihren halbdokumentarischen Schreibstil aufgefallen, der in dieser Form bei kaum einer anderen Krimiautorin zu finden ist.
Handlung
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Der Name "Bassindale Estate" klingt großspurig nach einem herrschaftlichen Anwesen. Tatsächlich handelt es sich bei dem Wohnviertel in Südengland um ein heruntergekommes Sozialbaughetto, in dem viele Senioren und alleinerziehende Mütter leben. Wegen der aggressiven Jugendbanden, in denen Alkohol und harte Drogen kursieren, trauen sich kaum noch Beamte oder Ärzte in das Viertel. Dr. Sophie Morrison, ist die große Ausnahme. Sie ist eine der Hauptfiguren in diesem Drama, das sich an nur zwei Tagen abspielt.
Eines Tages quatscht eine Sozialarbeiterin, Fay Baldwin, die es Dr. Morrison heimzahlen will, gegenüber einer Bewohnerin des Viertels, Melanie Patterson, aus, dass ein entlassener Pädophiler in der Nachbarschaft einquartiert worden sei: in Haus Nr. 23 der Bassindale Row Nord. Sie ahnt nicht, dass sie damit einen regelrechten Krieg auslöst.
Denn Melanie und ihre Mutter Gaynor brauchen nur zwei und zwei zusammenzuzählen: Gerade hörten sie im Fernsehen, dass die zehnjährige Amy Rogerson vermisst werde, möglicherweise wurde sie entführt. Könnte vielleicht der Pädophile von Nr. 23 dahinterstecken? Angeführt von den beiden couragierten Frauen, beginnt etwas, das als Protestdemonstration gegen den Sexualstraftäter geplant war. Melanies neuester Freund, Jimmy James, der gerade aus dem Knast zurückkommt, warnt die beiden Frauen vor den möglichen Folgen.
Denn die Jugendbanden sehen die unverhoffte Gelegenheit, ordentlich Rabbatz zu machen. Die Benzinbomben sind bereits vorbereitet, ebenso die Autobarrikaden, die das Eindringen von Polizei- und Feuerwehrfahrzeugen in das Viertel verhindern. Unter den Anführern finden sich Kinder der Pattersons, doch Wesley Barber ist ein vollgedröhnter Junkie, der sich nichts sagen lässt. Er will Blut sehen.
Rund zwei- bis dreitausend Menschen drängen sich vor dem Haus Nr. 23. Als die ersten Steine und Benzinbomben fliegen, drohen bereits die ersten Kinder zerquetscht zu werden. Horrorszenen wie in panikartig verlassenen Fußballstadien bahnen sich an. Die Polizei ist machtlos. Ihr Hubschrauber hält alles fest, kann aber nicht eingreifen.
Das eigentliche Drama spielt sich in Haus Nr. 23 selbst ab. Dort ist Dr. Sophie Morrison mit zwei Psychopathen eingeschlossen, während die Benzinbomben die Haustür in Brand setzen. Der sogenannte Pädophile Milosz stellt sich als friedfertiger Feigling heraus, der total unter der Tyrannei seines 71-jährigen Vaters Franek lebt. Franek ist ein bulliger Ex-Boxer, der die Psyche eines Sadisten hat. Sophie erlebt den wahren Horror, als Franek zweimal versucht, sie zu vergewaltigen, während dessen Sohn Milosz wegsieht.
Die Ereignisse spitzen sich zu, als es Jimmy James gelingt, in das Haus Nr. 23 einzudringen, um Sophie zu retten. Die Abwehrmauer, die seine schwangere Freundin Melanie Patterson gegen die randalierenden Jugendlichen vor dem Haus errichtet hat, wankt und Wesley Barber dringt ebenfalls ein. Ein Kriegsveteran aus der Nachbarschaft hält Jimmy für einen Einbrecher und verfolgt ihn mit einer Machete, um ihn auszuschalten. Eine Explosion der Gewalt erscheint unvermeidlich.
Währenddessen geht die Fahnung nach Amy und ihrem Entführer weiter. Die Beamten stoßen in einen Sumpf aus Pornofotografie und Kinderpornografie, zu dem offenbar auch Amys eigener Vater gehört. Der eigentliche Pädophile scheint woanders zu suchen zu sein.
Mein Eindruck
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Auf den ersten 40 Seiten werden nur ein paar Personen vorgestellt, und es passiert rein gar nichts. Enntäuscht legte ich dieses Buch ein Vierteljahr beiseite. Was für ein Fehler! Denn sobald ihre Mutter Laura feststellt, dass Amy verschwunden ist, entzündet sich die Zündschnur am Pulverfass der Gewalt im Wohnviertel. (Denn Amy wird ja im Haus der Pädophilen vermutet.)
Wie in einem Dokudrama beschreibt die Autorin detailliert und mit sehr viel Personalaufwand, wie sich zunächst das Gewaltpotenzial anstaut und schließlich zur Explosion gelangt. Das restliche Buch - 370 Seiten - habe ich in nur zwei Tagen verschlungen: Viele Szenen, die im Gedächtnis haften bleiben.
Tempo und Rhythmus
Die Straffheit, das Tempo und der fein abgestimmte Rhythmus der Handlung sind beeindruckend. Auf die hochdramatischen Episoden vor Haus Nr. 23 folgen immer wieder Szenen, in denen Inspektor Tyler auf Amys Spuren Nachforschungen anstellt. Hier werden ganze Verhöre wiedergegeben und Theorien durchgekaut - etwas, was ohne die Hochspannung der anderen Teilen unerträglich wäre. So aber nimmt es etwas Spannung weg und verschafft dem Leser eine Verschnaufpause.
Die Figuren
Bei so viel Personal sollte man meinen, dass die Charakterzeichnung nicht sonderlich tief oder genau sein kann. Dennoch schafft es die Autorin, den wichtigsten Figuren ein Profil und eine Geschichte zu verleihen, die sie glaubwürdig macht, so dass sich dem Leser ihr Schicksal einprägt. Dadurch verliren die Figuren ihre Klischeeträchtigkeit vollkommen. Der Vergewaltiger Franek Zelowski etwa ist selbst als ein Opfer erkennbar, sein Sohn leidet seit dem 5. Lebensjahr unter seinem Vater, und Sophie Morrison ist in einer einzigartigen Position, es mit Franek und Milosz aufzunehmen. Als Ärztin und Verlobte eines Psychologen verfügt sie über das Wissen, auf die geistige Verfassung dieser beiden schwer gestörten Männer Einfluss zu nehmen.
Doch es bedarf schon des Eingreifens von Jimmy James, dem jugendlichen Delinquenten und angehenden Drogendealer, dass Sophie aus ihrer verhängnisvollen Lage befreit wird. Durch seine Kontakte mit einem Netzwerk in der Nachbarschaft, das Sophie zuvor monatelang aufgebaut hatte, avanciert Jimmy - für manche etwas unglaubwürdig - zu einem Retter und Helfer, der letzten Endes den Ausschlag gibt, dass die Dinge keinen schlimmeren Ausgang nehmen. Im Epilog wird er sogar zum Leiter des neuen Jugendzentrums befördert: eine Traumkarriere für jeden Drogendealer, nicht wahr.
Dokudrama
Die Autorin kennt die Kommunikationsformen des Polizeialltags und in der Bevölkerung offenbar genau. Handys klingeln allenthalben und geben nach kurzer Zeit mit leerem Akku den Geist auf. Internet und Fax sind ihre Fremdwörter - zuhauf finden sich Reproduktionen von Mails, Funksprüchen und Faxen im Buch. Über das Internet wird heutzutage die meiste Pornografie verbreitet. Das konnte man letztes Jahr in England bei der Hexenjagd auf Pädophile, die eine Boulevardzeitung namhaft gemacht hatte, erfahren.
Diesen Fall greift Walters auf und spielt ihn bis zu den nächsten Konsequenzen durch. Die vorgeblichen Kinderschänder sind gar nicht die richtigen, sondern überall in der Gesellschaft zu finden - auch unter den Saubermännern, die sich als Amys Väter ausgeben.
Aber auch herkömmliche Kommunikationsformen spielen eine Rolle: das gerücht, der Streit, das Nachbarschafts-Netzwerk. Das dabei Fehlinformationen entstehen und kolportiert werden, liegt in der Natur der Sache. Die Autorin zeigt hier auch die Verständigungsschweirigkeiten, die sich zwischen drei Generationen im Viertel ergeben: Die Alten haben sich zurückgezogen, die Elterngeneration kann sich kaum gegen ihre Kinder durchsetzen. Doch die Jugend lehnt natürlich die Werte der "Alten" rundweg ab. Ganz offensichtlich fehlen hier die Väter. Väter, wie Jimmy James einer ist.
Kinder und Sex?!
Und so beklagt das Buch nicht nur deren Fehlen, sondern auch das Versagen eines großen Teils der Elterngeneration, mithin also besonders der Mütter. Aber auch diese werden zu Opfern gemacht. Das Beispiel der jungen Francesca Gough (ausgesprochen: gaff) macht deutlich, dass junge Frauen schon frühzeitg missbraucht und zu Opfern gemacht werden. Nicht zuletzt geraten sie in Not, weil sie, wegen der puritanischen Moral der Gesellschaft unaufgeklärt, frühzeitig schwanger werden und in Abhängigkeit geraten. Dass Kinder sich für Sex interessieren? Nein, das darf nicht sein, und daher kann es auch nicht wahr sein. Und doch dreht sich letzten Endes das ganze Buch darum. Ein heißes Eisen - auch in der deutschen Gesellschaft.
Und wo bleibt die Polizei?
Was einen wirklich erstaunt, ist die klägliche Rolle, die die Polizei bei der Bekämpfung der Krawalle in der Acid Row spielt: kein Polizist dringt durch die Barrikaden, so dass Acid Row einer belagerten Burg ähnelt. Es dauert Stunden, bis eine Spezialeinheit mit schwerem Gerät herbeigeschafft ist. Einzig der Helikopter scheint so etwas wie Überblick zu verschaffen und Koordination von kleinen Aktionen zu ermöglichen. Mittendrin agieren kleine Sergeants, die kaum Erfahrung haben. Seltsamerweise haben die Ärzte vom Gesundheitsdienst in dieser explosiven Lage mehr Einfluss als der kurze Arm des Gesetzes mit seinem stumpfen Schwert.
Unterm Strich
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Wie gesagt, ist "Der Nachbar" - ein verwünschenswert nichtssagender Titel, der zu dem scheußlichen Titelbild passt - ein extrem spannendes und aktuelles Dokudrama, das binnen zwei Tagen eine hochexplosive soziale Krise schildert - und nicht vor der letzten Konsequenz zurückschreckt. Ein couragierter Roman, der mitunter vielleicht doch ein wenig blauäugig ist. Aber es ja nur ein Buch.
Die Übersetzung ist in Ordnung, aber es sind zahlreiche Druckfehler zu verschmerzen.
Michael Matzer (c) 2003ff
Info: Acid Row, 2001; Goldmann 7/2002, München; 414 Seiten mit 1 Karte, EU 22,90, aus dem Englischen übertragen von Mechtild Sandberg-Ciletti; ISBN 3-442-30969-7
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-02-10 12:40:03 mit dem Titel G. Wolfe: *Die Nachtseite der langen Sonne* (Lange Sonne #1): Seltsame Generationenschiffe
Dieser SF-Roman eröffnet den neuen Lange-Sonne-Zyklus des amerikanischen Meisterfabulierers Gene Wolfe, welcher mit dem fünfbändigen SF-Zyklus "Das Buch der Neuen Sonne" DEN Fantasy-Zyklus der achtziger Jahre schuf. Auch der neuen Zyklus wurde von der Kritik hoch gelobt.
Handlung
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Monsignore Patera Silk ist ein junger Priester in einem Viertel der großen Stadt der röhrenförmigen Welt, die die Lange Sonne genannt wird. Niemand ahnt (in diesem ersten Teil), daß er oder sie in einem Generationenraumschiff durchs All fliegt. Nein, es ist vielmehr ein wenig wie im italienischen Mittelalter: Da gibt es Klosterschulen und Viehmärkte, sogar Opfertiere lassen sich erstehen, um Orakel zu lesen. Patera Silk hat eine Vision, die ihm einer der Götter geschickt hat, davon ist er überzeugt: Er muß die Klosterkapelle erhalten. Leider wurde sie bereits von der Stadt an einen reichen Bordellbesitzer verkauft.
Deshalb begibt er sich auf eine schicksalhafte Reise hinaus aufs Land, um in die burgartige Villa des neuen Kapellenbesitzers einzubrechen und sich mit diesem zu unterhalten. Da gerät er in einen schönen Schlamassel! Auf dem Dach wird er von einem Riesenvogel angegriffen, stürzt etliche Meter ab und bricht sich fast die Knochen. Dennoch gelingt ihm die Flucht in mehrere Zimmer, in denen sich interessante Frauenzimmer aufhalten: da wäre beispielsweise ein junges Mädchen, das sich unsichtbar machen kann und Telepathie beherrscht; da wäre die wunderschöne Hure, die den heldenhaften Silk mit Drogen kampfunfähig machen will, sich in ihn verliebt und ihm schließlich eine tolle Waffe schenkt. Und da wären noch Computer und Götter im Mainframe (dem großen Zentralrechner), die mit Silk Kontakt aufnehmen.
Nachdem Silk mit dem Hausherrn Blood einen Deal gemacht hat, begibt er sich am nächsten Tag in dessen Bordell. Dort spuke es, sagen die Mädchen. Silk schafft mit seinen priesterlichen Methoden, was zahlreiche Pfuscher vor ihm nicht schafften: Einen Mord aufzuklären und den Spuk zu beenden. Diese Episode erinnert sehr an die Father-Brown-Geschichten von G.K. Chesterton. "Seine Merkwürden" gerät in einige recht komische Situationen. Dennoch bleibt er todernst: Bloods Freund bedroht sein Leben, und für den Rückkauf der Kapelle muß Silk noch eine Menge Geld stehlen...
Fazit
Wer schon Begeisterung für die bunte, magische Welt im "Buch der Neuen Sonne" aufbringen konnte, wird auch an diesem neuen Zyklus seine helle Freude haben. Der Einsteiger sollte sich auf einige interessante "Augenöffner" gefaßt machen. Gene Wolfe hat nicht nur eine interessante Art zu erzählen, ihm gelingen auch die tollsten Dinger in einer eigenständigen, originellen Weltschöpfung: abgenutzte Androidinnen mit sehr menschlichen Gefühlen; Visionen und Orakel; Teufelsaustreibung im Bordell; Priester beim Einbrechen in Villen und so weiter. In den Folgebänden krempeln Silks Aktionen das soziale Gefüge in der Langen Sonne völlig um - bis es schließlich um den Exodus aus dem Raumschiff geht.
Michael Matzer ©2000/2003ff
Info: Nightside the long sun, 1991; Nr. 5941; 397 Seiten, aus dem Amerikanischen von Jürgen Langowski, München, Heyne, 1998, ISBN 3-453-13334-X, TB im Hardcover, leider vergriffen. weiterlesen schließen -
ewige Jugend und Schönheit
02.02.2003, 12:11 Uhr von
Sprudellady
Liebe Leute gross und klein, schaut in meine Berichte rein, bewertet gut oder schlecht, aber b...Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
*Autor:
Oscar Wilde wurde 1854 in Dublin geboren und starb 1900.
Er sagte:" In meinem Herzen bin ich ein Franzose, meine Wurzeln sind Irisch und die Engländer haben mich verdammt die Sprache von Shakespeare zu sprechen!"
Der Poet hatte eine ganz besondere Beziehung zu seiner Mutter, er liebte sie nicht nur, sondern bewunderte sie über alles.
Er genoss eine beachtliche Schulbildung
-Portora Royal School
-Trinity School
-Magdalen College(Oxford)
Er heiratet Constance Lloyd und obwohl er sie sehr liebte, zweifelte er an seiner Sexualität....
*The pictue of Dorian Gray*
Die Charaktere:
-Dorian Gray
Dorian Gray ist die Hauptperson in diesem Roman, er ist ein junger Mann von unglaublicher Schönheit. Der naive Dorian steht zwischen Gut und Böse, weil der Maler Basil und Lord Henry ihn stets beeinflussen wollen.
Der junge Adonis verkörpert für Basil die reine Seele und dessen Schönheit und Jugend bedeuten Güte.
-Basil Hallward
ist der Maler des Porträts, er macht sich große Sorgen um Dorian, weil er nicht möchte, dass andere Leute seine Muse schlecht beeinflussen .
Basil selbst ist nicht kontaktfreudig und hat diesbezüglich auch wenige Freunde. Lord Henry und Dorian sind seine besten Freunde. Manchmal trifft man ihn auf Gesellschaftstreffen:
„We poor artists have to show ourselves in society from time to time, just remind the public that we are not savages“
Lord Henry Wotton
Ist ein Zyniker, er verpasst keine Gelegenheit die Moral seiner Zeit zu verspotten. Sein Ideal vom Leben ist das neue Hedonismus (= Spaß ist das wichtigste im Leben)
In diesem Roman ist er ein Theoretiker und Dorian ist der, der seine Theorien in die Wirklichkeit umsetzt.
Inhalt
Basil Hallward hat ein Porträt von Dorian Gray gemalt und will es nicht ausstellen lassen, weil er zu viel von sich selbst in dieses Bild hineingebracht hat. Lord Henry gibt sich mit dieser Antwort nicht zufrieden und möchte den wahren Grund wissen. Daraufhin erzählt der Maler über die Begegnung mit dem jungen Adonis- beide haben gleich gespürt, dass sie dazu bestimmt waren, einander kennen zu lernen. Der Jüngling ist nicht nur Hallwards künstlerisches Motiv, sondern auch seine Inspiration für seine Arbeit.
Als Lord Henry den Jüngling zum ersten Mal sieht, kann er nachempfinden, warum Basil für Dorian schwärmt. Auch Lord Henry ist von dessen Schönheit fasziniert und philosophiert mit ihm über das Leben und die Jugend.
Nachdem Gespräch beginnt Dorians Verwandlung und er wünscht siech, dass statt ihm sein Bild älter werden soll. Sein Wunsch geht in Erfüllung als er dafür seine Seele verspricht.
Dorian Gray führt ein schändliches Leben und bemerkt seine Grausamkeit eines Tages in dem Porträt wieder und versteckt das Bild sofort...eines Tages hält er den Druck nicht mehr aus und er möchte aus seiner Wut heraus das Bild zerstören- einst war es für ihn ein wahrer Genuss das Bild verändern zu sehen , aber nun kann er das nicht mehr sehen, er nimmt ein Messer und durchbohrte das Bild.
Man hörte einen Schrei und als die Diener in das Zimmer eingetreten waren, sahen sie ein glänzendes Porträt ihres Herrn an der Wand hängen und auf den Boden lag ein alter Mann mit einem Messer im Herzen....
Persönliche Meinung
The picture of Dorian Gray hat mir sehr gut gefallen. Oscar Wilde versteht es seine Werke zeitlos zu halten, die Themen seine Romane, Novellen sprechen noch immer unsere Seele an...die Hauptperson Dorian Gray möchte für immer jung und schön bleiben und ganz offensichtlich ist unsere Gesellschaft auch davon geprägt (wer möchte nicht für immer jung sein?!)
Es ist auch erstaunlich, dass Oscar Wilde sich in diesem Roman mit Homosexualität auseinander setzt (zwar nicht eindeutig, aber man bemerkt diese Atmosphäre, wenn man aufmerksam liest)...zu Wildes Zeiten war es verpönt über Homosexualität zu sprechen und es war ja ein criminal offence
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-02-02 11:11:55 mit dem Titel Let's talk about Sex
Frank Wedekind – Frühlings Erwachen
**** Autor ****
Frank Wedekind wurde 1864 in Hannover geboren und verstarb 1918 in München.
Wedekind experimentierte mit konventionellen Themen und bühnentechnischen Mitteln und gilt daher nicht nur als Wegbereiter des Expressionismus in Deutschland, sondern auch des Absurden Theaters.
Wedekind studierte in München und Zürich Jus; brach sein Studium jedoch ab und war zeitweise in der Werbebranche und als Journalist tätig. In den späten achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts stand er einige Zeit unter dem Einfluss des deutschen Dramatikers Gerhard Hauptmann.
Später wandte er sich von dem von Hauptmann vertretenen Naturalismus ab und bevorzugte neue dramatische Formen, wie sie Georg Büchner schuf.
Mit grotesk anmutenden Darstellungen wollte Wedekind das Publikum schockieren und provozieren. Die Aufführungen vieler seiner gegen das erstarrte Bürgertum gerichteten Werke war zeitweise verboten, das sie als unsittlich galten.
Wedekind protestiert in seinen Werken vor allem gegen das Bürgertum und dessen Verlogenheit und Korruption und gegen die lebenszerstörende, sexualfeindliche Einstellung der Gesellschaft.
**** Weitere Werke von Autor ****
Erdgeist , Der Kammersänger, Der Marquis von Keith, König Nicolo, Die Büchse der Pandora
**** Zum Stück ****
Titel:
Mit dem Obertitel „Frühlings Erwachen“ vermittelt das Gefühl von aufkeimender Liebe und aufblühender Natur. Er wirkt fast lyrisch; dies unterstützt ein Titelblatt, das Wedekind 1891 beigefügt hat, welches eine helle Frühlingslandschaft darstellt.
Im krassen Gegensatz dazu steht der Untertitel „Eine Kindertragödie“. Er ist vorrausdeutend und vermittelt Tragik und Tod
**** Personen ****
es lassen sich drei familiäre Gruppierungen erkennen
+ Melchior Gabor
selbstständig, aufgeklärt, selbstbewusst; stammt aus einer patriarchalischen bürgerlichen Familie (Mittelstand)
+ Herr Gabor
autoritär, repressiv, unmenschlich, verständnislos; er ist Jurist und außerhalb des Hauses tätig;
+ Frau Gabor
mütterlich, freizügig, flexibel, einfühlsam, kritisch, emanzipiert; sie ist die gebildete und liberale Erzieherin ihres Sohnes, doch finanziell von ihrem Mann abhängig
+ Wendla Bergmann
lebensfroh, selbstbewusst, verständnisvoll, hilfsbereit; stammt es einer kleinbürgerlichen Familie ohne Vaterfigur
+ Frau Bergmann
streng, autoritär, sie spricht in Regieanweisungen, damit wird ihre Erziehung ins Lächerliche gezogen
+ Moritz Stiefel
abhängig, ängstlich, labil, schwankend; stammt aus einer patriarchalischen bürgerlichen Familie; Erziehungsfunktionen sind aus der Familie an die Schule delegiert
+ Lehrer
Die Lehrer sind durch sprechende Namen charakterisiert, sie wirken wie Marionetten. Frank Wedekind erreicht durch die Übertreibung und Karikatur, Parodie und Satire eine Verfremdung der Institution Schule und der Lehrer
**** Inhalt ****
Die zwei Schulfreunde Melchior und Moritz sprechen über ihre Zukunft und über die sogenannte männliche Regung. Moritz hat damit aber Probleme und bittet Melchior deshalb alles, was er über die Fortpflanzung weiß schriftlich festzuhalten. Melchior, der bei seiner liberalen Mutter einigen Rückhalt hat, verfasst für seinen Freund eine Aufklärungsschrift „Der Beischlaf“
Nach der Schule streitet Moritz mit einem Klassenkameraden, der behauptet, Moritz werde das halbe Jahr auf Probe nicht überstehen. Moritz vertritt den Standpunkt, er würde sich das Leben nehmen, wenn er nicht versetzt wird. Er wird aber von den Mitschülern als Prahlhans beschimpft.
An einem treffen sich Melchior und die vierzehnjährige Wendla zufällig im Wald. Wendla bittet Melchior, dass er sie schlage. Er weigert sich entsetzt, aber prügelt trotzdem auf sie ein, als sie ihn mehrmals darum bittet.
Wendla bittet ihre Mutter ihr das Kinderkriegen zu erklären. Diese beharrt auf den Storch und erklärt ihr, dass man nur schwanger wird, wenn man jemanden liebt und vor allem verheiratet wäre.
Tags darauf entdecken Wendla und Melchior bei einem Treffen am Heuboden die Liebe. Das Mädchen wehrt sich verbal dagegen, hat aber vor einer Schwangerschaft keine Angst , da sie den Jungen nicht liebt, noch von ihm geliebt wird.
Währenddessen wird Moritz durch die Schrift Melchiors immer mehr verunsichert und ängstlich. Er versagt in der Schule, überlässt sich seinen Obsessionen; träumt davon in Amerika unterzutauchen. Er erhält ein Antwortschreiben von Frau Gabor, in der sie seine Bitte nach Geld für die Überfahrt nach Amerika ablehnt. Sie reagiert angewidert auf seine Selbstmorddrohung, da sie meint, dass er sich erschießen soll. Ilse, eine Schulfreundin, stört ihn bei seinen Überlegungen, aber er verweigert ihre Hilfe. Ilse lässt ihn alleine und er begeht Selbstmord.
Wendla erwartet ein Kind, um den Skandal zu vertuschen, redet die Mutter dem Mädchen ein, es habe Bleichsucht. Wendla stirbt durch eine verpfuschte Abtreibung, die ihre Mutter aus Furcht vor der Schande arrangiert.
Da Melchior inzwischen als der Verfasser der Schrift entdeckt wurde, verurteilt das Lehrerkollegium ihn und er wird von der Schule verwiesen. Er wird daraufhin von seinen Eltern in eine Korrektionsanstalt eingewiesen; der Vater sieht ihn als „im innersten seines Wesens verfault“
Melchior flüchtet aus der Anstalt und versteckt sich nachts auf dem Friedhof zwischen den frischen Gräbern von Wendla und Moritz. Er fühlt sich für den Tod der beiden verantwortlicht
In gespenstischer Version erscheint ihm sein toter Freund. Er trägt seinen Kopf unter dem Arm und will Melchior bewegen, ihm zu folgen. Da Tritt ein vermummter Mann dazwischen „die Verkörperung des Lebens“ und nimmt den Jungen mit sich in die Welt der Lebenden zurück.
**** Quellen ****
Mit Frühlings Erwachen hat Frank Wedekind den Dramentypus der Kindertragödie begründet, ohne dafür ein Vorbild zu haben. Mit seiner Kritik am zeitgenössischen Erziehungswesen nahm er ein Thema der Sturm- und- Drang- Dramatik wieder auf.
Die Paktszene in Goethes Faust I ist in vieler Hinsicht Vorbild für die letzte Szene von Frühlings Erwachen. Wie Mephisto verspricht Faust ins Leben zu führen, so verspricht der vermummte Mann dies Melchior.
**** Interpretation ****
Frühlings Erwachen endet bei Frank Wedekind in Jugendstil- Symbolik: auf einem Friedhof unter dem Novembermond.
Es gibt zwei Tote in diesem Stück: Wendla ist das Opfer einer falschen Erziehung, sie stirbt als werdende Mutter und weiß nicht einmal, auf welche Weise sie Mutter geworden ist; sie meint ohne Heirat könne man gar kein Kind bekommen.
Auch Moritz wird Opfer einer falschen Erziehung; er gibt sich den Tod bervor er noch die körperliche Liebe entdeckt hat, einer seiner letzten Worte: „es hat etwas beschämendes Mensch gewesen zu sein, ohne das Menschlichste kennengelernt zu haben.
Unter dem Novembermond auf dem Friedhof, zwischen zwei Toten, zwei Opfern vor der Schande erscheint der vermummte Mann. Und wie der Selbstmörder Moritz den unglücklichen Melchior verführen will, so will der fremde Mann ihn zum Leben verführen und es gelingt ihm auch. Er zieht Melchior von den Gräbern fort: wenigstens für Melchior erwacht der Lebensfrühling dann doch noch.
Wedekind will das Schlechte im Leben verändern: durch Frühlings Erwachen eine falsche Sexualmoral. Er nennt sein Stück eine Kindertragödie; die Tragödie seiner Schülerinnen und Schüler ist, dass sie von den Erwachsenen wie Kinder behandelt werden, als sie keine Kinder mehr sind. Frau Bergmann hat es nicht gewagt, ihrer Tochter zu erklären, wie Kinder entstehe. Und Melchior, der seinem Mitschüler Moritz den Beischlaf schriftlich erklärt hat, wird vom Lehrerkollgium für schuldig am Selbstmord seines Freundes gehalten, vom Gymnasium verwiesen und in eine Anstalt gesteckt.
Frank Wedekind klagt die Moral der Eltern an: sie mordet Kinder-
es soll gesagt werden, wer diese Meinung klaut, dem sollen die Finger abfallen- weiterlesen schließen -
Die letzte Wahrheit?
28.01.2003, 19:34 Uhr von
Volker111
Leben und leben lassen! Musik, Literatur und Lebensfreude ist es, was ich liebe. Engagiere mich h...Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Minette Walters The Sculptress Die Bildhauerin
**** Warum dieses Buch? ****
Als ich bei CIAO einen begeisterten Bericht über diesen Roman las, überprüfte ich die Büchersammlung meiner Frau, von der ich weiß, dass sie ein begeisterter Minette Walters Fan ist. Siehe da, zwar wie zumeist in Englisch, gehörte es sogar zu den schon etwas älteren Büchern ihrer Minette Walters Reihe.
Schon nach kurzem Einlesen, wobei ich für die englischen Ausgaben immer etwas längere Zeit zum Lesen brauche, war ich so gefangen, dass ich mit dem 309 Seiten langen Roman kaum aufhören konnte. Schon 2 Tage darauf las ich die letzte Seite und ließen mich mit Zweifeln an der "letzten Wahrheit" zurück.
**** Kurzer Inhaltsanriss ****
Zu Beginn, im Prolog, steht ein relativ kurzer Zeitungsartikel über die Verurteilung einer erst 23jährigen Mörderin, Olive Martin, zu lebenslänglicher Haft, aus der sie frühestens nach 25 Jahren entlassen werden dürfte.
Die junge Frau hatte nach diesem Bericht ihre Mutter und ihre Schwester regelrecht abgeschlachtet.
Vor Gericht hatte sie selbst auf schuldig plädiert.
Die Journalistin Rosalind Leigh, kurz Roz, erhält seitens ihrer Redaktion den Auftrag, über diesen besonderen Mordfall ein Buch zu schreiben, welches die Hintergründe ausleuchten soll, was bedingt, dass Roz mit der Täterin im Gefängnis entsprechende Interviews führen muss. Roz ist alles andere als begeistert, doch hat sie aufgrund ihrer persönlichen Situation keine Wahl.
Je mehr Roz sich im Gefängnis mit Olive beschäftigt, je mehr sie anschließend die doch scheinbar klaren Fakten und Zeugenaussagen recherchiert, um so verwirrender und zweifelhafter wird der Fall. Immer mehr gelangt Roz zur Überzeugung, dass Olive für jemand anderem diese schreckliche Tat gestanden hat.
Bei ihren Ermittlungen wird sie selbst in gefährliche Situationen verwickelt, ihr eigenen erlittenen persönlichen Schicksalsschläge werden deutlich und vermischen sich mit ihrer Aufklärungsarbeit.
Mehr möchte ich vom Inhalt her nicht verraten, um die durchgehende Spannung des Romans mit seinen wechselhaften Bezügen nicht zu mindern.
**** Was mir besonders gefiel ****
Roz teilt zunächst durchaus die allgemeinen Vorurteile, die jeder von uns einem scheinbaren menschlichen Monstrum gegenüber hegt, verstärkt durch die körperliche Anormalität (extremes Übergewicht, Unförmigkeit) der Verurteilten.
Doch schafft sie es, trotz widriger Umstände und eigener beträchtlicher persönlicher Beziehungsprobleme, eine Sympathie zur Verurteilten zu entwickeln und trotz der sehr geringen Hilfe bzw. sogar diverser Lügen von Olive zunächst einmal von deren Nichtschuld auszugehen.
Bei ihren Ermittlungen ist sie nie einfach nur Journalistin oder Detektivin, sondern ein Mensch, der von seinen Emotionen, Erinnerungen, Hoffnungen, Verzweiflungen beeinflusst wird, der auch in und während seiner Arbeit versucht, sich selbst zu erfahren, sich selbst zu finden.
Auch wenn zum Schluss hin sie erfolgreich ihre Recherchen abgeschlossen zu haben scheint, der einzig sichere Erfolg besteht im Bekenntnis zu sich selbst, in der positiven Annahme des Lebens mit all seinen Höhen und Tiefen.
**** Schlussbemerkungen ****
Knapp 5 £ zahlte damals 1995 in London meine Frau für dieses Buch, bei amazon.de war die deutsche Taschenbuchausgabe ab 14 bis 17 DM erhältlich. Momentan gibt es eine Sonderausgabe für 7 € im Goldmannverlag München als Taschenbuch.
Am bekanntesten ist wohl "The Ice House" von Minette Walters, durchaus erfolgreich auch verfilmt, doch meine ich, dass "The Sculptress" diesem Bestseller in nichts nachsteht. Dieser Roman ist jedenfalls aus meiner Sicht eine ganz klare Empfehlung.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-03-27 11:35:10 mit dem Titel Geballte Leidenschaft aus Norwegen
Das Buch Dina Herbjørg Wassmo
Obwohl der Roman mit einem Mord beginnt und einem Mord endet, ist dies doch kein Kriminalroman, sondern ein mich faszinierender historisch orientierter Schicksalsroman über eine außergewöhnliche Frauenfigur aus der Mitte des 19. Jahrhunderts in Norwegen.
Zum Inhalt: Dina, die Tochter des Lehnsmanns, wird mit Jacob, dem schon älteren Witwer, Herr des Gutes Reinsnes, im Alter von 16 Jahren verheiratet.
Ihr Vater ist froh, seine wilde, im herkömmlichen Sinne schlecht erzogene Tochter seinem Freund zur Frau geben zu können.
Mehr oder weniger unbewusst gab der Lehnsmann seiner damals erst 5jährigen Tochter die Schuld an einem grässlichen, schrecklichen Hausunfall, dem seine Gattin Hjertrud zum Opfer fiel, als sie im letzten Moment versuchte, drohendes Unheil von ihrer Tochter abzuwenden.
Anstatt sich besonders um seine Tochter zu kümmern, hielt er sie auf Distanz und ließ sie mit ihrem Seelenschmerz allein.
Dina entwickelt ihre eigene Ethik, in der kein Platz für gebrochene Versprechen ist.
Als ihr Mann in ihren Augen seine Versprechen bricht, nutzt sie, inzwischen 18 Jahre, die nächste Gelegenheit, ihre tödliche Strafe zu vollziehen. Jeder geht von einem Unfall aus.
Nach einem durch äußere Sprachlosigkeit demonstrierten Rückzug aus jeder Verantwortung, kehrt sie langsam ins Leben zurück.
Sie übernimmt aufgrund ihrer Intelligenz und auch einer gewissen Härte erfolgreich die Verwaltung des Gutes. Dabei wächst sie in eine erstaunlich würdige Verantwortung für die Menschen auf Reinsnes hinein. Sie setzt sich dabei zum Teil rigoros über die Vorurteile aber auch über ungeschriebene Gesetze der Gemeinschaft hinweg. Sie dominiert ihre Umgebung, im Guten wie im Bösen.
Obwohl sie in vielfacher Weise emanzipatorisch bezeichnet werden kann, bleibt sie doch immer auch Frau, besonders in der Liebe.
Gerade als man meint, einem Happy-End einer unter den schwierigsten Bedingungen aufgewachsenen, erfahrenen und erfolgreichen Frau entgegen zu sehen, scheitert sie doch an der Unbeugsamkeit ihrer Ansprüche in der Liebe. Der Mann, den sie am meisten liebt, ist gleichzeitig derjenige, der am wenigsten bereit ist, einen Teil seines Lebens auf ihre Bedürfnisse abzustimmen. Er spürt nicht die Totalität ihrer auch besitzergreifenden Liebe und so wird auch er eingereiht in die Zusatzwelt ihrer Toten.
Die einzelnen Kapitel werden durch ein passendes Bibelwort, überwiegend sehr nachdenkenswerte Sprüche des Salomos, eingeleitet. Sehr frauenfreundlich ist folgendes Bibelzitat zur hohen Bedeutung der GASTFREUNDSCHAFT sicher nicht:
"Zwei Engel kamen zu Lot, der saß zu Sodom unter dem Tor. Er empfing sie freundlich und nahm sie mit in sein Haus. Aber die Männer in Sodom wollten ihnen Böses tun...und sprach:
Ach, liebe Brüder, tut nicht so Übel! Siehe, ich habe zwei Töchter, die wissen noch von keinem Manne; die will ich herausgeben unter euch, und tut mit ihnen, was euch gefällt; aber diesen Männern tut nichts, denn darum sind sie unter den Schatten meines Daches gekommen." (Das erste Buch Moses, Kapitel 19)
Zwischendrin erscheinen die Gedanken Dinas, beginnend mit "Ich bin Dina." Gefolgt von kurzen knappen Aussagen zu ihrer Doppelwelt, kursiv gedruckt. Nur einmal heißt es gegen Schluss hin "Bin ich Dina?" Doch diese Zweifel vergehen und die Schlussworte des Romans lauten: "...Ich bin Dina - die sieht."
Das alles klingt sehr anspruchsvoll, doch spiegeln andere Textpassagen Lebenslust, Leidenschaft und Willenskraft wider:
"Der grüne Samtrock mit der Borte am Saum teilte sich, als sie das Cello zwischen die Knie nahm. Es war keine weibliche Geste. Weder schön noch elegant. Eine schwere Körperlichkeit erfüllte den Raum.
Das verschleierte Jacob den Blick.
Zwei strotzende junge Brüste gelangten in sein Blickfeld, als sie sich über das Instrument beugte und den Bogen anlegte..."
"Sie zog das Leibchen aus, so dass die Brüste herausfielen. Freigelassene Gefangene in seinen Händen. Leuchtend, jede Brust mit der dunklen, wachsenden Erhöhung unter seinen Fingern. Er beugte sich herunter und trank aus ihnen..."
Trotz der weitergehenden detailreichen Beschreibung des Liebesaktes wirkt der Text durch die kraftvolle poetische Sprache an keiner Stelle obszön oder primitiv.
Folgende Angaben entstammen dem Innenblatt des Buches im Knaur Verlag:
Dieser Roman wurde 1991 vom norwegischen Buchhändlerverband zum besten Roman der achtziger Jahre gewählt. Die 1942 in Nordnorwegen geborene Herbjørg Wassmo erhielt für ihre Tora-Trilogie 1987 den Literaturpreis des Nordischen Rates, die höchste Auszeichnung der skandinavischen Länder. Sie gilt als meistgelesene Autorin Norwegens.
Erstaunlich, dass die erste deutsche vollständige Taschenbuchausgabe erst August 1999 erschien.
Ich jedenfalls werde mich nach weiteren Romanen wie "Gefühlloser Himmel" "Der stumme Raum" und anderen umschauen.
Wer an historisch orientierten Schicksalsromanen mit Leidenschaft und Tragik interessiert ist, muss diesen Roman unbedingt gelesen haben. Möglicherweise spricht er jedoch eher Frauen an. Beinahe vergessen, 539 Seiten hat das Buch und kostete 16,90 DM.
Nachtrag: der neue aktuelle Preis beträgt fürs Taschenbuch 8,90 EURO, also etwas mehr als damals. Für 2 bis 3 Euro verkaufe ich viele meiner gelesenen Bücher, bei Interesse einfach E-Mail schicken, bisher war noch jeder zufrieden.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-08-22 21:54:10 mit dem Titel Wer ist das Monstrum?
Leon de Winter Leo Kaplan
Vorwort
Vorweg, ich biete hier weniger denn je eine Inhaltsangabe sondern mehr eine Inhaltsbesprechung. Sie zeigt also vorrangig auf, welche Eindrücke auf mich dieser ergreifende Roman gemacht hat. Für eine Inhaltsangabe langen die kurzen Angaben bei amazon.de.
Inhaltsbesprechung
Der jüdische Schriftsteller Leo Kaplan scheint nach sexuellen Beziehungen zu Frauen süchtig zu sein. In zum Teil pornografisch anmutender direkter Art beschreibt er seine Verhältnisse zu seiner ersten. und zweiten Ehefrau sowie nachfolgende diverse Eskapaden.
Doch die Gründe für seine scheinbare Unfähigkeit zu einer wirklichen und stabilen Beziehung werden dem Leser aber auch ihm selbst erst im dritten Teil des Romans deutlich, in dem er den Verlauf seiner ersten Liebeserfahrung und Begegnung schildert.
Erst als Leo sich nach 19 Jahren zur Aufgabe seiner Flucht vor seiner ersten großen Liebe durchringt, wird er fähig, seine eigene, selbst entwickelte Monstrosität abzustreifen, ja, überhaupt erst zu leben.
Er wird sich bewusst, warum er diese Frau liebte und immer noch liebt, er wagt einen Versuch, sich zur schmerzhaften Liebe zu bekennen und wird dadurch fähig, auch ohne dieses seelische Monstrum von Frau zu leben.
Um nicht missverstanden zu werden, dies sind meine Worte, denn Leo selbst macht nie irgend jemanden ernstlich Vorwürfe, zudem erfährt er auch nie die ganze Wahrheit.
Verwoben in diesen Roman sind noch verschiedene zum Teil sehr extreme Lebensschicksale vom Serienkiller bis zum Selbstmörder, die aber als Handlungsstränge sich berühren oder überkreuzen.
Ich stellte mir im Verlauf des Romans öfters die Frage, wer von drei Personen das seelisch und ethisch größte Monstrum sei, er, der haltlose untreue Ehemann und suchende Schriftsteller, der in seinem Roman ein Kind durch seinen Romanhelden vergewaltigen lässt, der sich selbst nicht ganz unberechtigt als Golem mit Krokodilsseele sieht, oder der Serienmörder, der immer wieder in Gesellschaft seines Schäferhundes (auch der kommt recht originell einmal zu Wort) Liebende während des Aktes erschießt, weil er die physisch erlebte Untreue seiner ersten Liebe nicht verkraftete oder aber Ellen, die mit einer Lüge, um ihn zu verletzen, gleich sehr viele Menschen auf einmal betrog und zum Teil zerstörte.
Sie lebt mit einer versteinerten Lüge, mit der sie zum einen Leo fast zerstörte, seinen Freund nachträglich als Vaterersatz benutzte, nur möglich, weil dieser nach Zurückweisung seines Liebesantrages ihr gegenüber tödlich verunglückte (Selbstmord?) und diesen damit noch im Tode wehrlos der Lächerlichkeit preis gibt, den Eltern des Freundes, die sich als Großeltern sehen und natürlich ihrem Enkel ihr nicht unbeträchtliches Vermögen vermachen, ihrem Ehemann, der sie lebenslang als Opfer statt als Täterin eines unbarmherzigen Schicksals ansah und vor allem aber ihrem Sohne gegenüber, dem sie den Anspruch auf das Wissen um seine eigene Identität ohne Not vorenthält, den leiblichen Vater verschweigt.
Dass sie beim ersten Anschein einer möglichen Untreue ihres Ehemannes beginnt ihre unerfüllten sexuellen Bedürfnisse (Leo fehlt ihr) und Phantasien mit einem Kellner auszuleben, selbst als sie sehr schnell erfährt, dass ihre als Rechtfertigung dienende Pseudoeifersucht in jeglicher Hinsicht unberechtigt war, rundet die für mich unfassbare Monstrosität dieser Seele nur ab.
Obwohl, wie schon angedeutet, Leo Kaplan die ganze Wahrheit über das Scheitern seiner ersten großen Liebe nie erfährt und obwohl er selbst bei dem Versuch, diese Liebe zu leben oder bewusst und verantwortungsvoll zu beenden, erneut ständig belogen wird, wird ihm durch die Verarbeitung und der Bereitschaft, seine Gefühle zu akzeptieren, nicht davon zu laufen, ein echter Neuanfang möglich. Er beginnt verantwortungsbewusst zu leben.
Erst jetzt, im Epilog angedeutet, wird Leo zum erwachsenen Mann.
Bewertung
Leon de Winter entwirft meisterhaft die Psychogramme seiner Romanfiguren, wobei sicherlich autobiographische Elemente eingeflossen sind.
Zwischen den erotischen Beschreibungen leidenschaftlicher Liebesszenen seiner Frauenbegegnungen findet man köstliche Realsatiren genauso wie mehr oder weniger ernst gemeinte humoristische Weltanschauungstheorien.
Allein die Abhandlung über die Bedeutung des richtigen Toilettenpapiers nebst den diversen Reaktionen der unterschiedlichen weltanschaulich orientierten Parteien oder Gruppierungen würde jedem CIAO Autor über Charmin deLuxe vor Neid erblassen lassen und anderen endlich die überragende existenzielle Bedeutung dieses Konsumartikels und damit die nachträgliche Rechtfertigung der vorübergehenden Einordnung in die 3 Cent Kategorie mehr als nur begründen. Für YOPI-Autoren gilt ähnliches.
Wer geistreiche, anspruchsvolle Lektüre gepaart mit sehr freizügigen Sexbeschreibungen und starken Emotionen verkraften kann, für den müsste dieser Roman ein Genuss sein.
Englischkenntnisse für die fiktiven Interviews, italienisch für Restaurantbestellungen und etwas Sprachgefühl für jiddische Redewendungen sollte der Leser, die Leserin allerdings mitbringen, um Ironie und bissigen Humor des Schriftstellers würdigen zu können.
Empfehlung
Den Roman kann ich mit den genannten Voraussetzungen Erwachsenen ab 18 Jahren empfehlen, wobei etwas mehr eigene Lebenserfahrungen sicherlich von Vorteil sind, also eher ein Roman für Leser ab 30(?) Jahren.
Doch so wie es für die Tiefe und Reichhaltigkeit von Lebenserfahrungen keine feste Altersgrenze geben kann, so gilt dies natürlich genau so für die Leseempfehlung eines Schicksalsromans. Also einfach lesen und eventuell ein paar Jahre später nochmals lesen.
Ach ja, ein paar Fakten fehlen noch: Diogenes Verlag, gebundene Ausgabe, noch für 46,90 DM von meiner Frau gekauft, inzwischen 23,90 Euro, bisher noch nicht als Taschenbuch erschienen, 544 Seiten. Über amazon.de findet man bestimmt etwas preiswertere Gebrauchtausgaben, vielleicht sogar von mir ;-)
Bin gespannt, wie andere Leser diesen Roman erfahren haben.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-12-25 19:31:44 mit dem Titel Menschliche Tragödien hinter der Fassade
Minette Walters The Echo 1997
••• Hintergrund •••
Mehr im Stil der klassischen Kriminalromane "whodunnit" setzt Minette Walters mit "The Echo" ihre erfolgreiche Romanreihe fort.
Mit "The Ice House" gewann sie den Crime Writer´s Association John Creasay Award für die beste Kriminalgeschichte im Jahre 1992.
Mich hat allerdings besonders ihr zweiter Roman "The Sculptress" (Die Bildhauerin) beeindruckt, über den ich hier ja auch schon einen Bericht eingestellt habe.
Den Roman "The Echo" hatte meine Frau gekauft, die von uns beiden zuerst auf Minette Walters vor vielen Jahren gestoßen war.
Da ihr "The Echo", ein äußerlich wunderschönes, eingebundenes Buch der britischen Macmillan Ausgabe mit graphisch sehr gelungenem Schutzumschlag vom Inhalt her nicht so gut gefallen hatte, sie es mir für den Verkauf über Amazon frei gab, musste und wollte ich es unbedingt vorher noch lesen.
Ich habe es nicht bereut, denn mein Urteil fällt sehr positiv aus. Doch dazu mehr am Schluss.
Vorweg, 16,99 britische Pfund hatte vor 5 Jahren dieses Buch laut Aufdruck gekostet, wobei ich nicht mehr genau weiß, ob wir es über einen britischen Buchclub preisermäßigt erstanden hatten oder ob meine Frau es auf einer ihrer London-Dienstreisen gekauft hat.
Zu den aktuellen Preisen der sehr unterschiedlichen Ausgaben ebenfalls mehr zum Schluss.
••• Kurzer Inhaltsanriss •••
Ausgangspunkt des Geschehens des Romans ist der mysteriöse "Verhungerungsselbstmord" eines weitgehend unbekannten Billy Blakes in der Garage der wohlhabenden Architektin Amanda Powell in London.
Der Journalist Michael Deacon versucht zunächst im Auftrag, mehr über die Identität und Motive Billy Blakes in Erfahrung zu bringen. Dabei stößt er auf ein Beziehungsgeflecht vergangener und gegenwärtiger menschlicher Tragödien. Er selbst wird in die Beziehungen der Opfer, Täter und Randpersonen mehr einbezogen als ihm lieb sein kann, lernt aber gleichzeitig dabei, mit seiner eigenen Vergangenheit und Gegenwart bewusster umzugehen.
Am Ende des Romans, wobei einige Entscheidungen offen bleiben, hat Michael Deacon Billy Blake geholfen, den wichtigsten Teil seiner selbst gestellten Aufgabe zu erfüllen.
Ob Michael Deacon seiner ursprünglichen Auftraggeberin Amanda Powell geholfen hat, vordergründig sicherlich, bleibt sehr fraglich. Trotz mancher verwirrender, sich zeitlich überkreuzender Handlungsstränge bleibt der Roman bis zum Schluss hin spannend.
••• Eigene Bewertung, Fazit •••
Sicherlich zieht der Roman einen Teil seiner Spannung aus der klassischen Frage, wer nun welchen Mord aus welchen Motiven heraus begangen hat. Doch die besondere Wirkung der Geschichte ergibt sich sowohl aus der dichten Atmosphäre, aus der erschreckenden Gesamtstimmung als auch aus dem Ausmaß deprimierender Wahrheiten, die nach und nach die Fassade der Normalität durchdringen.
Die zum Schluss klar werdenden Gesamtzusammenhänge passen schon eher in einen Horror- als in einen Kriminalroman.
Die psychische Darstellung Michael Deacons und seines persönlichen Umfeldes waren für mich der zusätzliche, besondere "Kick" des Romans.
Von mir gibt es daher auch für diesen Psycho-Krimi eine klare Empfehlung.
Das 343 Seiten umfassende Buch kostet aktuell in der deutschen Fassung als Taschenbuch bei Amazon ab 8 Euro, gebraucht ab 2 Euro, als gebundene Ausgabe nur noch gebraucht ab 3,80 Euro, die Druckausgabe Macmillan gibt es nur noch gebraucht zu 16 Euro.
Ein Sammlerstück (Macmillan Ausgabe) mit Signierung der Autorin wird für 39 Euro angeboten.
Der Minette Walter Buchliebhaber und Sammler hat also reiche Auswahl, allerdings ist die jeweils zur Verfügung stehende Anzahl der Bücher bei Amazon nur noch sehr gering.
Viel Spaß bei der Auswahl und beim Lesen.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-01-28 18:34:57 mit dem Titel Wer ist das Monstrum?
Leon de Winter Leo Kaplan
••• Vorwort •••
Vorweg, ich biete hier weniger denn je eine Inhaltsangabe sondern mehr eine Inhaltsbesprechung. Sie zeigt also vorrangig auf, welche Eindrücke auf mich dieser ergreifende Roman gemacht hat. Für eine Inhaltsangabe langen die kurzen Angaben bei amazon.de.
•••Inhaltsbesprechung•••
Der jüdische Schriftsteller Leo Kaplan scheint nach sexuellen Beziehungen zu Frauen süchtig zu sein. In zum Teil pornografisch anmutender direkter Art beschreibt er seine Verhältnisse zu seiner ersten. und zweiten Ehefrau sowie nachfolgende diverse Eskapaden.
Doch die Gründe für seine scheinbare Unfähigkeit zu einer wirklichen und stabilen Beziehung werden dem Leser aber auch ihm selbst erst im dritten Teil des Romans deutlich, in dem er den Verlauf seiner ersten Liebeserfahrung und Begegnung schildert.
Erst als Leo sich nach 19 Jahren zur Aufgabe seiner Flucht vor der durch eine monströse, einer versteinerten Lebenslüge seine erste große Liebe unterbrechenden Beziehung durchringt, wird er fähig, seine eigene entwickelte Monstrosität abzustreifen, ja, überhaupt erst zu leben.
Er wird sich bewusst, warum er diese Frau liebte und immer noch liebt, er wagt einen Versuch, sich zur schmerzhaften Liebe zu bekennen und wird dadurch fähig, auch ohne dieses seelische Monstrum von Frau zu leben.
Um nicht missverstanden zu werden, dies sind meine Worte, denn Leo selbst macht nie irgend jemanden ernstlich Vorwürfe, zudem erfährt er auch nie die ganze Wahrheit.
Verwoben in diesen Roman sind noch verschiedene zum Teil sehr extreme Lebensschicksale vom Serienkiller bis zum Selbstmörder, die aber als Handlungsstränge sich berühren oder überkreuzen.
Ich stellte mir im Verlauf des Romans öfters die Frage, wer von drei Personen das seelisch und ethisch größte Monstrum sei, er, der haltlose untreue Ehemann und suchende Schriftsteller, der in seinem Roman ein Kind durch seinen Romanhelden vergewaltigen lässt, der sich selbst nicht ganz unberechtigt als Golem mit Krokodilsseele sieht, oder der Serienmörder, der immer wieder in Gesellschaft seines Schäferhundes (auch der kommt recht originell einmal zu Wort) Liebende während des Aktes erschießt, weil er die physisch erlebte Untreue seiner ersten Liebe nicht verkraftete oder aber Ellen, die mit einer Lüge, um ihn zu verletzen, gleich sehr viele Menschen auf einmal betrog und zum Teil zerstörte.
Sie lebt mit einer versteinerten Lüge, mit der sie zum einen Leo fast zerstörte, seinen Freund nachträglich als Vaterersatz benutzte, nur möglich, weil dieser nach Zurückweisung seines Liebesantrages ihr gegenüber tödlich verunglückte (Selbstmord?) und diesen damit noch im Tode wehrlos der Lächerlichkeit preis gibt, den Eltern des Freundes, die sich als Großeltern sehen und natürlich ihrem Enkel ihr nicht unbeträchtliches Vermögen vermachen, ihrem Ehemann, der sie lebenslang als Opfer statt als Täterin eines unbarmherzigen Schicksals ansah und vor allem aber ihrem Sohne gegenüber, dem sie den Anspruch auf das Wissen um seine eigene Identität ohne Not vorenthält, den leiblichen Vater verschweigt.
Dass sie beim ersten Anschein einer möglichen Untreue ihres Ehemannes beginnt ihre unerfüllten sexuellen Bedürfnisse (Leo fehlt ihr) und Phantasien mit einem Kellner auszuleben, selbst als sie sehr schnell erfährt, dass ihre als Rechtfertigung dienende Pseudoeifersucht in jeglicher Hinsicht unberechtigt war, rundet die für mich unfassbare Monstrosität dieser Seele nur ab.
Obwohl, wie schon angedeutet, Leo Kaplan die ganze Wahrheit über das Scheitern seiner ersten großen Liebe nie erfährt und obwohl er selbst bei dem Versuch, diese Liebe zu leben oder bewusst und verantwortungsvoll zu beenden, erneut ständig belogen wird, wird ihm durch die Verarbeitung und der Bereitschaft, seine Gefühle zu akzeptieren, nicht davon zu laufen, ein echter Neuanfang möglich. Er beginnt verantwortungsbewusst zu leben.
Erst jetzt, im Epilog angedeutet, wird Leo zum erwachsenen Mann.
••• Bewertung •••
Leon de Winter entwirft meisterhaft die Psychogramme seiner Romanfiguren, wobei sicherlich autobiographische Elemente eingeflossen sind.
Zwischen den erotischen Beschreibungen leidenschaftlicher Liebesszenen seiner Frauenbegegnungen findet man köstliche Realsatiren genauso wie mehr oder weniger ernst gemeinte humoristische Weltanschauungstheorien.
Allein die Abhandlung über die Bedeutung des richtigen Toilettenpapiers nebst den diversen Reaktionen der unterschiedlichen weltanschaulich orientierten Parteien oder Gruppierungen würde jedem CIAO Autor über Charmin deLuxe vor Neid erblassen lassen und anderen endlich die überragende existenzielle Bedeutung dieses Konsumartikels und damit die nachträgliche Rechtfertigung der vorübergehenden Einordnung in die 3 Cent Kategorie mehr als nur begründen.
Wer geistreiche, anspruchsvolle Lektüre gepaart mit sehr freizügigen Sexbeschreibungen und starken Emotionen verkraften kann, für den müsste dieser Roman ein Genuss sein.
Englischkenntnisse für die fiktiven Interviews, italienisch für Restaurantbestellungen und etwas Sprachgefühl für jiddische Redewendungen sollte der Leser, die Leserin allerdings mitbringen, um Ironie und bissigen Humor des Schriftstellers würdigen zu können.
••• Empfehlung •••
Den Roman kann ich mit den genannten Voraussetzungen Erwachsenen ab 18 Jahren empfehlen, wobei etwas mehr eigene Lebenserfahrungen sicherlich von Vorteil sind, also eher ein Roman für Leser ab 30(?) Jahren.
Doch so wie es für die Tiefe und Reichhaltigkeit von Lebenserfahrungen keine feste Altersgrenze geben kann, so gilt dies natürlich genau so für die Leseempfehlung eines Schicksalsromans. Also einfach lesen und eventuell ein paar Jahre später nochmals lesen.
Ach ja, ein paar Fakten fehlen noch: Diogenes Verlag, gebundene Ausgabe, noch für 46,90 DM von meiner Frau gekauft, inzwischen 23,90 Euro, bisher noch nicht als Taschenbuch erschienen, 544 Seiten. Über amazon.de findet man bestimmt etwas preiswertere Gebrauchtausgaben, inzwischen nicht mehr von mir ;-)
Bin gespannt, wie andere Leser diesen Roman erfahren haben. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Tweety30, 12.08.2006, 15:27 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Wow, ein sehr langer, ausführlicher Bericht! LG, Tweety30!
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Hilft Dir selbst ..
Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Die Akupressur ist eine jahrtausendalte, natürliche Heilmethode die den Energiefluss im Körper anregt und die Selbstheilungskräfte stärkt. Das erste Mal hörte ich in der Rehaklinik von Akupressur, die dort neben dem autogenen Training als Möglichkeit angeboten wurde, wie man sich selbst bei leichten Schmerzen helfen kann ohne gleich zu Tabletten greifen zu müssen und innerhalb weniger Minuten zu ein wenig Ausgeglichenheit und innerer Ruhe finden kann.
Da mir die Akupressur beispielsweise bei Kopfschmerzen immer gut geholfen hat, kaufte ich mir den GU Ratgeber Gesundheit Akupressur von Dr. Franz Wagner. Zu bekommen ist das Buch unter anderem auch bei Amazon.de zum Preis von 8,50 €. Die Erstausgabe wurde 1998 vom Gräfe und Unzer Verlag GmbH herausgegeben. Die überarbeitete Neuausgabe hat die ISBN 3-7742-4172-4.
Das Buch beginnt mit einer kurzen Einführung in das Thema Akupressur. In leicht verständlichen Worten wird erklärt, wie die Akupressur auf die Energieströme im Körper Einfluss nehmen kann und dadurch eine schmerzlindernde Wirkung erzielt wird.
Die Bedeutung von Gesundheit und Krankheit wird im folgenden Kapitel dargestellt. Hier wird beschrieben wie die Selbstheilung aktiviert wird auch wo die Grenzen der Medizin liegen. Sehr ausführlich wird auf die Möglichkeiten von Behandlungen mit natürlichen Mitteln eingegangen und auf die vier Grundprinzipien der Naturheilkunde. Bevor es dann um die Anwendung der Akupressur geht, wird auf einigen Seite noch die chinesische Energielehre erklärt.
Im Kapitel Vorbereitung auf die Praxis wird geschildert, bei welchen gesundheitlichen Beeinträchtigungen Akupressur eingesetzt werden kann. Auch wird darauf hingewiesen, dass Akupressur nicht zu jeder Zeit, bei jeder Störungen und bei jedem Menschen hilft. Auch Warnhinweise, z. B. das Akupressur nicht bei schweren organischen Herz- und Kreislaufbeschwerden durchgeführt werden darf, fehlen nicht in dem GU Ratgeber. Hier finden sich auch spezielle Hinweise für eine Behandlung von Schwangeren und Kindern.
Der Praxisteil beschreibt als erstes die 12 Regeln für die Behandlung mit Akupressur, ohne deren Einhaltung der Versuch sich mit Akupressur zu behandeln überflüssig ist. Mit einfachen Worten wird geschildert wie die Behandlungspunkte gefunden werden und wie die Grifftechniken sind. Hier sind zu jeder einzelnen Beschreibung Farbfotos beigefügt, die es sehr einfach machen den Ausführungen zu folgen.
Ein Kurzprogramm zur Vorbeugung beschreibt im folgenden wie man in 20 Minuten zu Ruhe und Ausgeglichenheit finden kann. Auch hier ist anhand vieler Fotos und ausführlichen Erklärungen gut beschrieben, wie schnell die richtigen Behandlungspunkte am Körper gefunden werden.
Der größte Teil des Buches beschäftigt sich mit den verschiedenen Beschwerden die mit Hilfe von Akupressur gelindert werden können. Die Liste der Beschwerden sind alphabetisch sortiert. Zu jedem einzelnen gesundheitlichen Problem werden als erstes eine Erklärung über die Symptome gegeben und anhand zahlreicher Bilder wird erklärt wie mit Hilfe der Akupressur eine Linderung geschaffen werden kann. Auch Hinweise darauf wann eine Behandlung nicht durchgeführt werden soll sind jeweils gegeben.
Der GU Ratgeber Gesundheit Akupressur kann bei Krankheiten sicher nicht den Gang zum Arzt ersetzen und sollte auch keineswegs so verstanden werden. Das Buch kann aber eine gute Hilfe und Unterstützung für die Menschen sein, die sich mit Naturheilkunde beschäftigen und daran interessiert sind, nicht immer sofort bei Schmerzen zu Tabletten zu greifen. Die Möglichkeiten die im Ratgeber bei einer Vielzahl von Krankheiten beschrieben werden können oftmals eine gute Ergänzung zur ärztlichen Behandlung darstellen.
Der Ratgeber ist recht leicht verständlich geschrieben und die Behandlungsmöglichkeiten werden durch die zahlreich vorhandenen Bilder anschaulich beschrieben und sind einfach nachzuvollziehen und anzuwenden.
Wer sich mit Naturheilkunde und insbesondere für Akupressur interessiert, dürfte in diesem Buch sicher einige Anregungen finden wie Schmerzen schnell gelindert werden können und man ein wenig mehr Ruhe und Ausgeglichenheit finden, wenn man sich in Stresszuständen, oder einer besonders angespannten Situation befindet.
Allerdings sollte niemand davon ausgehen, dass man nach einmaligem Lesen auf der Stelle und sofort alle Schmerzen und Beschwerden vergessen kann und nur noch zufrieden und glücklich durchs Leben läuft. Wie auch beim autogenen Training ist hier eine gewissen Übung von Nöten und es dauert eine Weile bis man die Grifftechniken soweit beherrscht, dass man sich selbst schnell und effektiv helfen kann.
Von mir bekommt der GU Ratgeber Gesundheit Akupressur die volle Punktzahl, da er auf leicht verständliche Art die Möglichkeiten der Akupressur beschreibt und eine sehr gute Hilfe ist, die Behandlungsmethode umzusetzen.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-12-20 05:49:20 mit dem Titel Irias lernt backen ..
Kaum zu glauben und doch wahr, hin- und wieder begebe ich mich in die Küche und versuche einen Kuchen zu backen. Um ein möglichst perfektes, oder jedenfalls zufriedenstellendes Ergebnis hervorzubringen, ziehe ich natürlich ein hilfreiches Buch zur Rate. Wenn es ums Kuchenbacken geht hole ich meinen GU Küchen-Ratgeber Kuchen backen aus dem Schrank.
Den GU Küchen-Ratgeber gibt es in vielen Buchhandlungen zum Preis von 6,50 Euro. Geschrieben wurde der Ratgeber Kuchen backen von Annette Wolter und er ist beim Gräfe und Unzer Verlag unter der ISBN 3-7742-1116-7 erschienen. Insgesamt hat der Ratgeber 64 Seiten und bei den meisten Rezepten sind Farbfotos, sodass man vorab eine Vorstellung davon bekommt, wie der fertige Kuchen aussehen soll.
Der GU Küchen-Ratgeber Kuchen backen beinhaltet nicht nur zahlreiche Rezepte, sondern gibt am Beginn des Buches auch hilfreiche Backtipps. Ich lerne am aufgrund dieser Tipps also, das man alle Zutaten für einen Teig 30 Minuten vor der Verarbeitung aus dem Kühlschrank nehmen soll, oder auch das Eischnee besonders steif wird wenn man eine Prise Salz hinzufügt. Dem Backprofi mögen diese Tipps vielleicht nicht mehr so besonders viel weiterhelfen, aber für recht backunerfahrene Menschen wie mich ist schon der eine oder andere hilfreiche Tipp dabei.
Die Kuchenrezepte sind in die folgende Bereiche unterteilt:
* Einfach vom Blech
* Köstliches aus der Form
* Beliebte Obstkuchen
* Festliche Torten
Zum Schluss des Buches ist noch ein Rezept- und Sachregister zu finden.
Die einzelnen Rezepte beginnen natürlich mit dem wichtigsten, der Auflistung der benötigten Zutaten. Die Zutaten sind in einer Tabellenform aufgeführt und es sind keine schwer zu deutenden Abkürzungen enthalten.
Bei jedem Rezept ist ein roter Zusatz zu sehen. Beim Zitronenkuchen vom Blech beispielsweise lese ich „Gelingt leicht“, beim Gugelhupf steht „Braucht etwas Zeit!“ oder beim Stachelbeer-Nuss-Kuchen lese ich „Etwas teuer“.
Für die kalorienbewussten ist unter der Liste der Zutaten aufgeführt wie viel Kalorien ein Stück des Kuchens enthält und auch wie viel Gramm Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate enthalten sind.
Bevor es nun zur Backanleitung kommt, ist die Zubereitungszeit angegeben. Hier erfahre ich wie lange die Zubereitung des Kuchens insgesamt dauert und wie lange die eigentliche Backzeit davon ist.
Die einzelnen Rezepte sind in einfachen Worten geschrieben und auch für den nicht geübten Bäcker leicht nachzuvollziehen. In durchnummerierten Absätzen werden sie einzelnen Schritte vom Teig anrühren bis hin zum vorheizen des Backofens beschrieben. Vor größere Schwierigkeiten steht man aufgrund der sehr guten Anleitungen und Beschreibungen bei keinem der zahlreichen Rezepte.
Im Rezept- und Sachregister sind die Kuchenrezepte alphabetisch aufgelistet und auch ein Register nach Teigarten wie beispielsweise Biskuit oder Hefeteig ist zu finden.
Vom „Schwierigkeitsgrad“ her dürfte bei den Rezepten für jeden etwas dabei sein. Die recht einfach zuzubereitenden Rezepte für Blechkuchen sind ebenso vorhanden wie das Rezept für eine Sachertorte oder verschiedene Käsekuchenarten. Die Auswahl an Rezepten ist recht groß und es dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Spezielle Rezepte für zum Beispiel Weihnachtsplätzchen sind in diesem GU Küchen-Ratgeber nicht zu finden.
Meine bisherigen Backversuche, die ich mit Hilfe des GU Küchen-Ratgeber Kuchen backen unternommen habe, sind alle recht erfolgreich verlaufen. Der fertige Kuchen sah dem auf den Bildern gezeigten recht ähnlich und bis auf einen missglückten Versuch haben sie immer gut geschmeckt.
Von mir bekommt der GU Küchen-Ratgeber Kuchen backen die volle Punktzahl, da er neben guten Tipps eine Vielzahl von einfachen und guten Kuchenrezepten enthält. Die Rezepte sind einfach geschrieben und sind sehr leicht nachzubacken. Zum Schluss natürlich das wichtigste: Bisher haben alle die meine Meisterwerke gegessen haben ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen überlebt. weiterlesen schließen -
Walters, Minette: Die Bildhauerin
Pro:
schöne Erzählweise, gute Personendarstellung, feine Ironie
Kontra:
manchmal etwas langatmig
Empfehlung:
Nein
Minette Walters, die lange als Redakteurin in London arbeitete, ehe sie Schriftstellerin wurde,zählt heute zu den bedeutendsten Krimi-Autorinnen der Welt. Für ihren zweiten Roman „Die Bildhauerin“, über den ich hier berichten möchte, erhielt sie den Edgar-Allen-Poe-Preis, zurecht, wie ich meine.
Olive Martin ist vom Strafgericht Winchester zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Sie hat zugegeben ihre Mutter und Schwester auf grausamste Art getötet zu haben. Noch dazu zerstückelte sie anschließend die Leichen.
Olive erregt schnell Abscheu, wenn man ihr begegnet. Sie ist so dick, dass ihr das Gehen Mühe bereitet, alles an ihr ist unförmig und grotesk.
Im Gefängnis ist sie wegen ihrer Ausbrüche gefürchtet. Die Bezeichnung als „Die Bildhauerin“ hat man ihr dort verlieren, weil sie mir Vorliebe Knetpuppen knetet, die sie anschließend mit Nadeln traktiert.
Also wahrlich keine Frau, der man sich gerne nähern oder für die man sich gar einsetzen möchte.
So ist Rosalind Leigh, eine Journalistin die die Hintergründe dieser Mordfälle recherchieren soll, nicht begeistert darüber, Olive im Gefängnis aufsuchen zu müssen.
Obwohl es außerordentlich schwierig ist zu Olive Zugang zu finden, kommen ihr jedoch schnell Zweifel an deren Schuld.
Doch welches Motiv mag Olive gehabt haben, um ein Geständnis abzulegen für eine Tat, die sie nicht begangen hat?
Nach und nach kommt es zu einer Annäherung zwischen Rosalind und Olive, zarte Andeutungen von Sympathie, die aber schnell wieder brüchig werden.
Rosalind sieht, dass es durchaus noch andere Tatverdächtige geben könnte. Da ist der Vater von Olive, der sich beeilte ihr einen Anwalt zu suchen und ein mysteriöser Nachbar. Auch ein ehemaliger Geliebter von Olive taucht auf. Rosalind ermittelt und es gelingt ihr das Rätsel zu lösen und Olive zur Freiheit zu verhelfen.
Meine Meinung:
Ein fantastischer Krimi bester Machart. Spannend vom Anfang bis zum Schluss. Die Beziehung von Rosalind und Olive, die zwischen Annäherung und Ablehnung, Angst und Freude hin- und herschwingt, ist exzellent gezeichnet. Der Leser teilt die Empfindungen der Journalistin, die sich wie ein Pendel zwischen Angst, Grauen, Abneigung und zarter Sympathie bewegen. Von Seite zu Seite wird uns Olive immer liebenswürdiger, nur damit wir kurz darauf in einer Art Tiefschlag wieder größten Ekel vor ihr empfinden.
Die hinter der Tat liegenden Ereignisse einer Familie, die voller Hass und dunkler Geheimnisse stecken, werden nach und nach aufgedeckt und vermitteln uns ein Bild, welches uns zutiefst erschrecken lässt.
Ich habe diesen Roman geliebt und ihn in einem Zug weggelesen. Für mich verdient er absolut eine Bestbewertung.
Wer den Roman auch lesen möchte, kann ihn als Taschenbuch bei Goldmann für ehemals 14,90 DM kaufen, erschienen 1997 (Erstausgabe Deutschland: 1995) unter der ISBN-Nr. 3-442-42462-3.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-03-27 18:21:38 mit dem Titel Walters, Minette: In Flammen
Immer trifft es die Kleinen
Die Engländerin Minette Walters arbeitete lange Zeit als Redakteurin in London, ehe sie zur Schriftstellerin wurde. Seither zählt sie zu den meistgelesenen Schriftstellern überhaupt und hat ein Millionenpublikum. U. a. stammen von Ihr „Im Eishaus“, „Die Bildhauerin“, „Die Schandmaske“ u. v. w..
Im Jahre 2000 erschien ihr Buch „In Flammen“ auf dem deutschen Buchmarkt. Ich hatte zuvor schon einiges von ihr gelesen und was zunächst an diesem Buch besonders auffällt, ist dass es ausgesprochen dünn ist. Mit Gerade einmal 141 Seiten unterscheidet es sich sehr von ihren sonstigen Büchern, die da schon etwas gewichtiger sind.
„In Flammen“ hat sicherlich einen sozialkritischen Hintergrund. In einem Fernsehinterview der Autorin äußerte sie sich, nachdem sie selbst mittlerweile Millionärin durch den Erfolg ihrer Bücher geworden, über ihre politische Grundhaltung. Man kann aus ihren Worten schließen, dass sie politisch sehr sozial eingestellt ist. Sie hat eben ihre Wurzeln nicht vergessen.
So und nun zu diesem Buch:
Als in dem kleinen englischen Dort Sowerbridge zwei alte Damen einem grausamen Raubmord zum Opfer fallen, ist der Hauptverdächtige schnell ausgemacht: Der arbeitslose Ire Patrick O´Riordan wird in Untersuchungshaft genommen.
Tatsächlich hat die Polizei auch genügend Beweise. Man findet nicht nur die Tatwaffe bei ihm sondern auch ein Teil der Beute wird in Patricks Haus gefunden.
Nach der Festnahme geht ein Raunen durch den Ort. Die Familie Patricks war im Dorf noch nie beliebt gewesen. Sie waren nicht nur arme Zugezogene, sondern dazu auch noch Iren. Endlich haben die Dorfbewohner einen Grund, die Familie nun richtig zu schikanieren. So haben Patricks Eltern nach seiner Verhaftung keine ruhige Minute mehr. Immer wieder bitten sie die Polizei um Hilfe, weil sie Angst vor den Nachstellungen durch die Nachbarn haben. Doch die Polizei greift nicht ein, solange nichts passiert ist. Ein paar Drohanrufe reichen ihnen da nicht.
Es gibt nur eine im Dorf, die die ganze Geschichte nicht so recht glauben kann und Patrick für unschuldig hält: die junge Frau Siobhan Lavenham. Immer wieder geht sie zur Polizei und sucht das Gespräch. Sie muss schon bald erkennen, dass sie mit ihrer Meinung im Dorf keine Chance hat. Denn hier geht es nicht um Tatsachen, sondern um lang schwelenden Hass, der nun seinen Ausbruch findet.
Als schließlich das Haus der O´Riodans abbrennt, will niemand etwas damit zu tun gehabt haben, obwohl es ganz offensichtlich ist, dass die Anlieger es rechtzeitig gemerkt haben müssten.
Siobhan Lavenham kämpft gegen Windmühlen und doch nimmt die Geschichte am Ende einen unerwarteten Ausgang und Patrick wird – zumindest teilweise – rehabilitiert.
Meine Meinung:
Wer nach dieser kurzen Einführung denken sollte: Aha, klassische Geschichte. Der arme Patrick und seine Familie als Opfer des Dorfes, vorverurteilt usw. wird sich wundern. Eine Stärke dieses Buch liegt darin, dass es zu mehreren unvorhersehbaren Wendungen kommt und sich Verdachtsmomente pingpongartig hin- und herbewegen.
So macht gerade die Spannung dieses Buches aus, dass wir nie sicher sind, ob die O´Riordons nun tatsächlich Opfer, oder nicht vielleicht auch Täter sind. Der Ausgang des Romans ist dann auch eher überraschend, obgleich es nicht so ist, dass der Leser gar nicht darauf hätte kommen können.
Trotzdem ist es auch eine sozialkritische Studie über das Verhalten einer Dorfgemeinschaft, in der ethnische Beweggründe eine Rolle spielen, aber auch das alte Prinzip des „Sündenbocks“ zu Tage tritt.
Darüber hinaus wird sehr eindrücklich geschildert, wie eine Reihe braver Bürger zum Mob werden können, wenn die allgemeine Stimmung es zulässt.
Einen Krimi mit dieser Thematik zu schreiben, fand ich insofern interessant, aber leider schafft Minette Walteres es nicht, diese Bandbreite an sozialen Studien gleichzeitig mit den Kriminalfällen auf den 140 Seiten erschöpfend darzustellen.
Ich fand, dass gerade so ein Thema ein viel umfangreicheres Buch erfordert hätte und habe mich nach dem Lesen gefragt, ob sie sich da vielleicht ein Thema gesucht hat, dass ihr dann doch eine Nummer zu hoch war. Mir schien es wirklich unbefriedigend und viele Themen sind so kurz angekratzt, dass es in dem Fall besser gewesen wäre, die Finger davon zu lassen.
So sehr ich Minette Walters ansonsten schätze, „Die Bildhauerin“ z. B. war für mich ein grandioses Buch – worüber ich vielleicht auch noch einmal berichten werde – und so sehr ich ihr Ansinnen würdige, soziale Themen zu verarbeiten, habe ich mich bei dem Buch gefragt, was das ganze soll.
Aus diesem Grunde kann ich es, obwohl es spannend und ansonsten auch gut geschrieben ist, nicht ernsthaft empfehlen.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-22 08:23:42 mit dem Titel Widmer, Urs: Der Geliebte der Mutter
Naivität lässt grüßen
Urs Widmer, geb. 1938 in Basel, so lese ich im Inlett des Romans „Der Geliebte der Mutter“ wurde mit Literaturpreisen schon fast überschüttet: Basler Literaturpreis, Mühlheimer Dramatikerpreis, Literaturpreis der Bestenliste des Südwestfunks, um nur einige zu nennen. Ehrlich gesagt, ich hatte vor diesem Buch noch nie von ihm gehört.
„Der Geliebte der Mutter“ sprach mich an. Ein Sohn erzählt die Liebesgeschichte seiner eigenen Mutter – ein spannendes Thema. Ich hatte es ernsthaft erwartet und dabei war es durchtränkt von Ironie. Aber bei allem Leid der dramatisch lebenslang leidenden Mutter blieb mir zuweilen das Lachen im Halse stecken.
Zur Geschichte:
Clara, die Mutter des Erzählers, wächst in einer kargen und strengen Atmosphäre mit Eltern, die sie nicht wollen, auf. Es ist wegen ihrer Art, so wird ihr von diesen immer wieder versichert. Wegen ihrer Art will sie niemand haben. Was denn ihre Art ist und sie so besonders macht, erfahren wir nicht. Alles ist streng und pedantisch in diesem Aufsteigerhaushalt. Der Vater ein erfolgreicher Unternehmer, der sich hochgearbeitet hat. Vielleicht versucht hat, sein Los zu wandeln, dass er mit einem farbigen zugezogenen Großvater gehabt hatte, der seine Hautfarbe in leichter Abschwächung in die weiteren Generationen vererbte.
Zunächst stirbt Claras Mutter, so dass sie an deren Stelle treten und die bedachte Hausdame spielen muss. Sie versucht alles, es ihrem strengen Vater recht zu machen. Nur eine Freude gönnt sie sich und das ist die Musik und Edwin.
Edwin ist zu Beginn arm, lebt von Gelegenheitstätigkeiten und hat den Traum Dirigent zu werden. Er sammelt eine Gruppe größtenteils junger Musiker um sich und gründet das Junge Orchester. Nach anfänglichen Flops wird bald ein zunehmend bekanntes Orchester daraus, was vielleicht mehr der Unkonventionalität zu verdanken ist.
Trotz aller Egozentrik, die Edwin an sich hat, sind bald alle von ihm begeistert und verehren ihn – so auch die Mutter. Hingebungsvoll geht sie bald auf seinen Vorschlag ein, eine Art Mädchen für alles für das Orchester zu werden. Sie nimmt ohne zu überlegen an, so begeistert ist sie von ihm. Viel Geld bekommt sie dafür nicht.
Am „schwarzen Freitag“ 1929 schlägt der Vater morgens die Zeitung auf und erfährt, dass er über Nacht sein gesamtes Vermögen verloren hat. Daraufhin fällt er zu Boden und stirbt. Nun ist auch Clara arm, während Edwin – auch dank ihrer Hilfe – langsam auf dem Weg nach oben ist.
Und so geht es dann weiter: „Edwins Aufstieg und Claras Fall“ könnte man die Geschichte wohl auch nennen. Sie ist blind vor Liebe und Edwin rücksichtslos. Trotz ihrer Schwangerschaft und treuen Hingabe heiratet er eine andere, was Clara nicht daran hindert ihn bis zum Ende zu lieben und zu ihm aufzusehen.
Eine traurig-naive, oft auch lächerlich ironische Geschichte. Schön geschrieben in einer distanzierten etwas altertümlichen Sprache, die zugleich durchaus sinnlich-schön ist.
Wenn man das Buch zu Ende gelesen hat, scheint es einem wie eine einzige Litanei der Unterwerfung und Demütigung. Es macht einen schon wütend, wie arrogant Edwin ist aber ebenso sehr wie dumm die Mutter sich verhält.
Ein sehr interessantes Buch, was für meinen Geschmack ruhig etwas dicker hätte sein können, obwohl ich nicht weiß, ob es mich nach mehr Seiten nicht doch wieder mal nach einer anderen Sprache verlangt hätte.
Ich kann es sehr empfehlen als anspruchsvolle Gegenwartsliteratur, die in dieser Form nicht so häufig anzutreffen ist.
Dass es dabei bleibend in Erinnerung sein wird, glaube ich jedoch nicht.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-23 19:41:35 mit dem Titel Walters, Minette: Die Schandmaske
Verwirrspiel um den Tod einer alten Dame
Minette Walters Roman „Die Schandmaske“ ist ein richtig schöner klassisch-englischer Krimi, der mit Sicherheit ein paar angenehme Schmöker-Abende beschert. Dass er darüber hinaus dem Leser lange oder eindrücklich in Erinnerung bleiben wird, glaube ich nicht, aber dazu später.
Worum geht es?
Die alte Dame Mathilda Gillespie wird tot in ihrer Badewanne aufgefunden. Sie ist vollgepumpt mit Alkohol und Barbituraten, die Pulsadern sind aufgeschnitten und auf ihrem Kopf ist eine altertümliche Maske befestigt und mit Blumen verziert, die man früher dazu gebrauchte Menschen zum Schweigen zu bringen.
Diese sogenannte „Schandmaske“ ist für die meisten Personen, die Mathilda gekannt haben, kein ungewöhnlicher Anblick, handelt es sich doch um ein vererbtes Familienstück, dass man schon vorher in Mathildas Haus als Ausstellungsstück bewundern konnte.
Hat Mathilda, diese alte an Arthritis leidende Frau, die zeitlebens mehr Feinde als Freunde hatte und die sich zuletzt immer mehr von der Bosheit nährte, Selbstmord verübt und das Spiel mit der Maske inszeniert? Wollte sie damit sozusagen ihre eigene Bosheit sühnen? Oder handelt es sich doch um einen Mord. Die Polizei und vor allem Inspektor Cooper rätselt.
Mordmotive gäbe es genug: Das ist ihr Noch-Ehemann, den sie ehemals wegen seiner sexuellen Perversionen nach Hong Kong jagte, aber in eine Scheidung nicht einwilligte. Da sind Tochter und Enkelin, die raffgierig auf das ihnen zustehende Vermögen warten. Da gibt es Frauen, denen sie ehemals die Männer ausspannte und noch viele andere Personen, mit denen Mathilda in der Vergangenheit nicht zimperlich umgegangen war.
Doch als das Testament eröffnet wird, kommt es zu einer Überraschung: Noch wenige Tage vor ihrem Tod hatte Mathilda ihr Testament geändert und ihre junge Ärztin Sarah Blakeney als Alleinerbin eingesetzt. Nun richtet sich der Mordverdacht auf diese und ihren Ehemann, einen erfolglosen Künstler mit allerlei Allüren. Nachdem auch noch bekannt wird, dass er die alte Dame nackt gemalt hatte, scheint er mehr als suspekt.
Mehr will ich noch nicht verraten. Höchstens noch andeuten, dass es daneben auch noch weitere kriminelle Energien und Geschichten gibt, mit denen wir im Laufe des Romans vertraut werden.
Auch wird die Familiengeschichte von Mathilda, die mehr einer allgemeinen Tragödie voller Lug und Betrug und Geheimniskrämerei gleicht, nach und nach aufgedeckt.
Wie mir das Buch gefiel?
Der Roman ist spannend geschrieben, ich konnte ihn schnell wegschmökern und es gab keine Passagen, an denen es langweilig wurde. Auch gleich zu Beginn geht es spannend los und man sollte ihn nicht anfangen, wenn man vorhat nur noch eine halbe Stunde vor dem Einschlafen zu lesen, weil es dann vielleicht eine kurze Nacht wird.
Wie in ihren anderen Romanen auch schafft Minette Walters es, den Leser mit diesem Spannungsbogen mitzureißen. Indem immer neue Personen und Informationen dazugekommen, wird das Ganze immer komplexer, aber noch nachvollziehbar. Allerdings hätte ich mir bei diesem - wie auch schon bei vielen anderen Romanen – gewünscht, dass am Beginn des Buches eine kleine Aufzählung der Personen und wer sie sind stünde, wo man ab und zu mal nachblättern kann, weil ich es mit den Namen immer nicht so habe.
Was ich als schwach empfand, war der Schluss, der letztlich ein wenig an den Haaren herbeigezogen war. Ich finde es immer besser, wenn ich als Leserin aufgrund der mir vorliegenden Informationen auch die Möglichkeit habe, zu kombinieren, wer der Mörder war. Kommt erst zum Schluss die entscheidende Information, ärgere ich mich immer darüber.
Außerdem hat mich manchmal die Art der Dialoge etwas gestört. Sie schien mir mitunter aufgesetzt. Nur weil einer Maler ist muss er doch nicht immer im philosophischen Diskurs reden.
Sarah Blakeney, die Ärztin, war für meinen Geschmack zu gut, zu liebenswert, zu schlau und mit viel zu wenig Macken behaftet, die Personen doch erst echt machen. Ihr Mann hingegen zeitweise als zu schlecht und egozentrisch beschrieben. Ich glaube weder, dass es so durchweg gute wie auch dass es so durchweg schlechte Menschen gibt, wie sie hier beschrieben werden.
Das würde ich als Manko sehen.
Trotzdem Spannung bis zum Schluss, im großen und ganzen ein gelungenes Buch, dass ich als „gut“ bezeichnen würde.
Sicher kein Buch, das große Nachwirkungen hat oder besondere Themen aufgreift. Auch keine Nebenhandlung, aus der Leser eine besondere Art von Bildung hervorziehen können.
Eben ein netter spannender Schmöker, den man ja auch gelegentlich mal braucht.
Das Buch ist 1996 bei Goldmann erschienen. Mir liegt es als Fassung aus dem Bertelsmann-Verlag aus dem Jahr 2000 für 6 Euro vor, bei Goldmann dürfte es etwas teurer sein.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-24 21:14:35 mit dem Titel Weber, Annemarie: Westend - Hilfe, die Russen kommen
Hilfe, die Russen kommen!
Wer zeitgeschichtliches Interesse hat und es dabei vorzieht nicht nur die Datensammlung dieser Zeitgeschichte kennen zu lernen, sondern etwas über den Alltag und das Leben der Menschen in einer bestimmten zeitgeschichtlichen Epoche zu erfahren, für den dürfte das Buch „Westend“ von Annemarie Weber von Interesse sein.
Dieses Buch, welches 1966 bereits erstmalig erschien und 1985 als dtv Taschenbuch nochmals aufgelegt wurde, behandelt das Kriegsende 1945 in Berlin sowie die darauf folgenden Jahre.
Obgleich es sich um einen Roman handelt, liest es sich phasenweise trotzdem wie eine autobiographische Erzählung und dies mag daran liegen, dass die Autorin nicht nur Berlinern ist sondern diese Zeit tatsächlich erlebt hat. Im kurzen Abriss ihrer Lebensgeschichte erfährt man dann auch, dass ihre Lebensgeschichte diverse Überschneidungen mit der Hauptfigur des Romans hat. Somit gehe ich wohl zurecht davon aus, dass es sich um einen Roman mit tatsächlich starken autobiographischen Zügen handelt.
Doch nun zum Inhalt:
Es ist April 1945 und das Kriegsende nähert sich. Alle wissen, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, wann die Sieger in Berlin einkehren werden. Die Menschen versuchen ihr Hab und Gut zu verstecken, in der vagen Hoffnung, es irgendwann wieder an sich nehmen zu können. So auch Elsa, die Hauptfigur dieses Romans. Elsa lebt allein im heutigen Berlin-Charlottenburg in der Soorstraße. Von ihrem Verlobten hat sie schon längere Zeit nichts mehr gehört, er gilt als im Krieg verschollen. Sie schwört sich ihm Treue zu halten und glaubt daran, dass er noch lebt und irgendwann zu ihr zurückkehren wird. Trotzdem muss sie überleben und sich in dieser schweren Zeit nun selbst durchschlagen.
Dies tut sie auch die ganze Geschichte hindurch und dabei ist sie rational, hat einen enormen Lebenswillen aber auch jede Menge Pragmatismus. Nüchtern und realistisch ist sie und in dieser Sprache ist auch der Roman geschrieben. Nur in den Briefen an ihren Verlobten, die sie weiter unverdrossen schreibt, auch wenn sie diese nirgendwo hin senden kann, spüren wir etwas von der anderen Seite in ihr, der emotionalen, empfindsamen und verletzlichen Seite. Das Leben jedoch und ihren Alltag meistert sie in dieser schweren Zeit mit Bravour. So gerät sie nicht in Panik, auch nicht als man die ersten Geschichten darüber hört, wie die Russen vorgehen, wenn sie erst einmal in die Stadt bzw. Teile davon kommen werden. Von den Vergewaltigungen wird gesprochen, die nun den Frauen drohen – doch Elsa bleibt gefasst.
Es hilft ihr nicht dabei den Vergewaltigungen zu entkommen, oder dem Hunger und der ganzen übrigen Not. Aber sie überlebt und findet immer wieder eine neue Lösung. Da sehen wir dann auch ein ganz anderes Bild als das der ehrrührigen sogenannten „Trümmerfrauen“. Elsa, die zur Zeit dieses beginnenden Wiederaufbaus als nicht gemeldet in einer halben Ruine im ehemals schicken Stadtteil Westend wohnt ist einfach nur froh darüber, dass sie nun niemand zwingen kann sich am Wiederaufbau zu beteiligen. Stattdessen lernt sie lieber russisch, um sich mit den Siegern besser verständigen zu können, wovon sie sich Vorteile erhofft.
Schließlich ziehen die Russen ab und nun sind es die Briten, die Westend verwalten. Endlich sieht Elsa ihre Chance gekommen. War es ihr doch unter den Nationalsozialisten verboten worden ihr hoffnungsvolles Studium zu Abschluss zu bringen, kann sie nun endlich ihre guten Englischkenntnisse anwenden und als Dolmetscherin für die Briten arbeiten. Schließlich und endlich bricht sie dann auch ihre Treuegelöbnis und beginnt eine Beziehung mit einem der Alliierten. Doch ist es Liebe, die sie dazu treibt? Dieser Brite wird es sein, der ihr einmal vorwerfen wird, sie sei eiskalt, doch ist sie das wirklich?
Mehr möchte ich hier noch nicht verraten, um nicht bereits die gesamte Story vorwegzunehmen.
Ich kann immerhin soviel verraten, dass verschiedenste Themen dieser Zeit angesprochen werden bzw. ihr Verlauf im weitergehenden Alltag erzählt werden – so z. B. die Entnazifizierung, jeder will auf einmal nicht dabei gewesen sein und braucht dafür Zeugen und Beglaubigungen.
Dieser Roman vereinigt eine persönliche Geschichte mit den Fragen, die sich aus dieser Zeit ergeben in sehr gelungener Art und Weise. Er wirft Fragen auf, regt zum Nachdenken an. In einer Zeit, da wir nicht hungern oder auf sonstige Weise Not leiden müssen, mag uns manche Vorgehensweise von Elsa tatsächlich als kalt und berechnend erscheinen. Aber vor dem Hintergrund ihrer Zeit war es vielleicht nur kluge Strategie zum Überleben. Aber dies sind Fragen, die das Buch aufwirft, über die jeder, der es lesen wird, selbst in Grübeln kommt.
Es ist dabei nur ein sehr dünnes Buch mit etwas über 200 Seiten und viele Fragen lässt es, wie gesagt, offen. Aber in jedem Fall eine Geschichte, die anders an das Thema herangeht, als zumindest als alles, was ich bisher darüber gelesen habe.
Ich finde es ist wirklich ein sehr gutes Buch, das auch eine gute Bewertung verdient hat und das es auch verdient hat auch 40 Jahre nach seinem Erscheinen noch gelesen zu werden. Ich nehme an, dass es besonders Frauen ansprechen wird – was aber keinen Mann davon abhalten sollte, es einmal zu lesen.
Annemarie Weber, die Autorin, ist 1918 in Berlin geboren worden. Von 1945 – 48 war sie als Dolmetscherin bei der britischen Militärregierung tätig. Später arbeitete sie als Journalistin und Lektorin.
dtv Taschenbuch, ISBN-Nr. 3-423-10375-3, Preis im letzten Jahr: 9,80 DM
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-08-06 10:33:20 mit dem Titel White, Gillian: Das Ginsterhaus - Psychothriller vom Feinsten
Psychothriller vom Feinsten
Es war mal wieder an der Zeit, dass ich beim Buchclub mein vierteljährliches Pflichtbuch erwerben musste und da ich keine Lust hatte viel Geld auszugeben, stöberte ich also bei den Club-Taschenbüchern. Durch Zufall fiel mein Blick auf den Roman „Das Ginsterhaus“ von Gillian White, einer Autorin, von der ich bislang noch nichts gehört hatte. Die Aufmachung des Covers hatte mich wohl in den Bann gezogen. Zwei reetgedeckte Häuser in einer sumpfigen und nebligen Landschaft, kurz vor der Abenddämmerung, sind darauf abgebildet.
Da ich gerne Krimis und vor allem Psychothriller lese, sprach mich auch der Klappentext an. Also habe ich es einfach mal mitgenommen und war dann auch sehr positiv davon angetan.
Die Autorin Gillian White stammt aus Liverpool. Sie war lange Jahre Journalistin, bevor sie mit dem Schreiben von Büchern begann. Heute lebt sie davon.
In Ihrem Roman „Das Ginsterhaus“, der im Jahr 2000 erstmals in Deutschland erschien und welcher in England wochenlang auf den Bestsellerlisten stand, geht es um die Sozialarbeiterin Georgie Jefferson. Georgie hat gerade eine berufliche Krise hinter sich. Als Sozialarbeiterin hatte sie dem Verdacht der Misshandlung eines kleinen Mädchens nachzugehen. Doch auch nach vielen Besuchen der Familie und Gesprächen mit dem Mädchen kann sich der Verdacht nicht erhärten, so dass sie das Kind in der Familie belässt. Kurze Zeit später wird die Kleine vom Stiefvater getötet. Georgie muss am anschließenden Prozess teilnehmen und wird von den Medien als unfähige Sozialarbeiterin zerrissen.
Kurz darauf verstirbt ihr älterer Bruder, den sie nie persönlich kennen gelernt hat an den Folgen seines übermäßigen Alkoholkonsums. Der frühere Künstler lebte abgeschieden in einem alten Cottage in Dartmoor. Das Haus erbt nun als einzig Hinterbliebene Georgie. Bereits bei ihrer ersten Besichtigung des Hauses macht sie Bekanntschaft mit den wenigen Nachbarn, von denen allesamt unsympathisch, verschlossen und abweisend zu ihr sind. Sie beschließt auch auf Anraten des Anwaltes das Haus umgehend zu verkaufen und hat auch bereits einen Käufer in Sicht.
Zurück in London jedoch schwappen die Wogen ihres beruflichen Fehlers wieder über sie. Spontan entschließt sie sich ihrem Beruf ein Jahr lang den Rücken zu kehren und allein im Cottage ihres Bruders das Jahr zu verbringen. Sie plant das verfallene Haus wieder aufzubauen und es anschließend gewinnbringender zu verkaufen.
So siedelt sie kurz darauf, es ist Frühling, nach Dartmoor über.
Zunächst verbringt sie dort eine fröhliche und energiegeladene Zeit. Sie bekommt häufig Besuch von ihren Freunden, die ihr helfen, das Haus wieder instand zu setzen. Doch immer wieder trifft sie auf die mysteriösen und schwer durchschaubaren Nachbarn. Auch kommt es zu vielen ungewöhnlichen Zwischenfällen, bei denen Georgie das Gefühl hat, dass ihr jemand nach dem Leben trachtet. War das ausgebrochene Feuer in ihrem Schuppen ein Brandanschlag oder ein Unfall? Wer legte die haarlose Puppe dorthin? Wieso verschwindet ihre Hündin Lola spurlos? Immer häufiger meint Georgie einen Mann in der Ferne auszumachen, der sie beobachtet.
Je näher der Winter kommt, desto seltener kommen ihre Freunde zu Besuch, so dass Georgie schließlich ganz allein im Cottage bleibt. Dann kommt auch noch der Schnee, der es ihr unmöglich macht Dartmoor zu verlassen und ihre Telefon und Stromversorgung abschneidet ...
Das Buch ist wunderbar und spannend zu lesen. Die beruflichen Konflikte gut nachvollziehbar. Die Suche nach dem nie gekannten Bruder geschickt eingepackt in die Rahmenhandlung. Man kann den Wunsch des kurzfristigen Aussteigens und Luftholens gut nachvollziehen und sieht die Entwicklung der Protagonistin mit an.
Doch dann spitzen sich die Konflikte immer mehr zu, so dass sie Spannung zum Schluss hin immer stärker und fast unerträglich wird. Man kann das Buch kaum noch aus der Hand legen, sondern liest wie süchtig weiter. Die Stimmung des nebligen und später schneeverwehten eiskalten Dartmoors ist gut rübergebracht, ebenso das alte zunächst fast schimmlig kalte Haus, was dann immer gemütlicher wird. Fast meint man dort zu sein.
Zum Schluss hin kommen richtige Horror-Elemente dazu, die einem eisige Schauer über den Rücken jagen.
Ein sehr empfehlenswertes Buch, wenn man mal richtig eintauchen will in eine Geschichte. Im Nu hat man es durchgelesen und ist richtiggehend zerschlagen und traurig darüber, dass man nun nicht mehr weiterlesen kann.
Ich werde mir auf jeden Fall jetzt auch mal ein weiteres Buch der Autorin zu Gemüte ziehen.
5 Sterne hat es meiner Meinung nach verdient.
Das Buch gibt es als Goldmann Taschenbuch für 8 Euro unter der ISBN-Nr. 3442445396. Im Buchclub habe ich die Sonderausgabe für 6,60 Euro erstanden.
Viel Spaß beim Lesen wünscht audicla
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-09-10 14:06:52 mit dem Titel Walters, Minette: Das Echo - Stadtstreicher mit Vergangenheit
Stadtstreicher mit Vergangenheit
Minette Walters gehört für mich zu einer der besten Schriftstellerinnen im Bereich Krimi/Thriller. Von ihrem Buch „Die Bildhauerin“ war ich total begeistert. Auch „Im Eishaus“ und „Die Schandmaske“ fand ich spannend und psychologisch gut aufgebaut. Auf jeden Fall ist sie eine Garantin für gute Schmöker, die man schnell fast wie in einem Zug durchlesen kann, weil sie einfach gut schreibt.
Minette Walters arbeitete bevor sie Schriftstellerin wurde lange Zeit als Redakteurin in London. Sie wurde später mit vielen Literaturpreisen für ihre Romane bedacht.
In dem nicht mehr ganz taufrischen Buch „Das Echo“, welches ich gerade gelesen habe (es erschien 1998 bei Goldmann), verarbeitet sie scheinbar einige ihrer Erfahrungen als langjährige Journalistin. Denn die Hauptperson dieses Roman ist Michael Deacon, ein Journalist, der bei der Londoner Zeitschrift „Street“ arbeitet.
Zum Inhalt:
Amanda Powell, eine erfolgreiche Londoner Architektin, findet eines Tages in ihrem exklusiven Haus an der Themse eine Leiche in ihrer Garage. Direkt neben der Tiefkühltruhe, die sie dort aufbewahrt, liegt die Leiche eines bekannten Stadtstreichers – man findet heraus, dass er verhungert ist. Amanda zeigt sich tief beeindruckt von dieser Geschichte und finanziert auf eigene Kosten die Beerdigung dieses armen Menschen. Daneben beauftragt sie einen Privatdetektiv, der etwas über den Toten herausfinden soll.
Dies wiederum kommt dem Journalisten Deacon zu Ohren, der sich über ihr übermäßiges Interesse an dem Toten wundert und beginnt zu ermitteln. Recht schnell bekommt er zwei verschiedene Dinge heraus:
1. Der Stadtstreicher Billy Blake war nicht der, für den er sich ausgab und noch dazu 15 Jahre jünger.
2. Amanda Powell hieß früher Streeter und ist die Ehefrau von dem vor Jahren verschwundenen und nie wieder aufgetauchten James Streeter.
Schnell liegt der Verdacht nahe, dass Blake und Streeter ein und dieselbe Person sind und Deacon beginnt zu recherchieren.
Bei seiner Recherche helfen ihm der 14jährige Terry, der gemeinsam mit Billy Blake Platte gemacht hat und der verstörte Barry, der in der Redaktion als Fotograf arbeitet (und später wegen unsittlicher Delikte verhaftet werden soll). Aber die Geschichte wird immer komplexer. Immer mehr verschwundene und dubiose Gestalten tauchen auf und es beginnt ein langes Rätsel darum, wie sich das alles verhält.
Erst als eine zweite Leiche in Amandas Garage gefunden wir, beginnen sich die miteinander verwobenen Kriminalfälle langsam zu entwirren.
Soviel zum Inhalt, um nicht zuviel vorwegzunehmen.
Auch dieses Buch von Minette Walters war wieder sehr spannend geschrieben, so dass ich es äußerst schnell durchgelesen hatte, trotz der über 400 Seiten, die dieser Roman hat. Die Geschichte selbst hat mich dabei nicht ganz so überzeugen können, wie es ihre anderen Romane getan haben.
Mitunter fand ich die vielen verschiedenen ungeklärten Kriminalfälle und verschwundenen Personen verwirrend.
Der Journalist Deacon ist äußert gut beschrieben, aber die weiteren Gestalten schienen mir mitunter etwas sehr gewollt und klischeehaft dargestellt.
Für meinen Geschmack hat Minette Walters in diesem Roman zu viele Stränge versucht miteinander zu verknüpfen und sie am Ende nicht so sinnvoll zusammengebracht, wie ich es mir als Leserin gewünscht hätte.
Empfehlen kann ich das Buch wohl, weil es spannend sowie gut und leicht zu lesen ist. Aber eine Bestnote kann ich dem Buch doch nicht geben. Dazu fehlte vielleicht der Kick, den z. B. „Die Bildhauerin“ hatte.
Also gerade noch 4 Sterne – Walters-Fans werden nicht darum herum kommen, wenn sie es noch nicht kennen. Anderen, die die Autorin noch nicht kennen, würde ich eher ihre anderen Bücher (siehe oben) ans Herz legen.
„Das Echo“ gibt es bei Goldmann als Taschenbuch für 8 Euro. ISDN-Nr.: 344244554X.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-13 10:06:52 mit dem Titel Wurtzel, Elizabeth: Verdammte schöne Welt
Verdammte schöne Welt
lautet der deutsche Titel der Autobiographie „prozac nation“ der amerikanischen Journalistin Elizabeth Wurtzel.
Untertitel: Mein Leben mit der Psycho-Pille.
Da mich Lebensberichte, vor allem schwierige Lebensberichte, meist sehr interessieren, bestellte ich mir dieses Buch auf gut Glück vor einigen Monaten bei ebay. Zuvor hatte ich von der Autorin Elizabeth Wurtzel noch nie gehört, habe mich aber vor dem Lesen kundig gemacht:
Die Autorin:
Elizabeth Wurtzel, geboren 1967 in Amerika, hat 1989 in Harvard das Studium der vergleichenden Literaturwissenschaften abgeschlossen. Sie schreibt vorwiegend Rockmusik-Kritiken für diverse amerikanische Zeitschriften. Außerdem hat sie eine Frauenkolumne bei der New York Times Magazine.
Nachdem das vorliegende Buch 1996 in Deutschland erschien, hat sie hier mittlerweile auch durch andere Bücher von sich Reden gemacht. Im Jahr 2000 veröffentlichte sie „Bitch – ein Loblied auf gefährliche Frauen“ bei Goldmann, 2001 kam ihr „Schlampen-Knigge“ bei Piper heraus.
„prozac nation“ oder „Verdammte schöne Welt“ ist eine Autobiographie, in der sie die Jahre 1986 bis 1994 beschreibt. Im Jahr 2000 wurde das Buch als deutsch-amerikanische Produktion unter der Regie von Erk Skjodbjaerg verfilmt und aktuell auf den Münchener Filmfestspielen 2002 präsentiert.
Der Inhalt:
In ihrer Autobiographie beschreibt Elizabeth Wurtzel, wie sich schon früh, im Alter von ca. 11 Jahren erste Depressionen bei ihr einstellen. Nachdem sie sich zuvor als ein hoch intelligentes begabtes und kreatives Mädchen entwickelt hat, nimmt ihr Leben von diesem Zeitpunkt eine entscheidende und negative Wende. Jahrelang treibt sie von einer depressiven Welle zur nächsten, ist kaum studierfähig, arbeitsfähig und erst recht nicht beziehungsfähig. Schon früh schlitterst sie so in alle möglichen Auffälligkeiten hinein, die ein pubertierendes Mädchen nur entwickeln kann. Sie fängt an zu schnippeln (ritzt sich mit der Rasierklinge in die Haut), nimmt alle möglichen Medikamente und später auch Drogen, beginnt wahllose sexuelle Affären, ist aber nicht in der Lage einen Jungen oder Mann über längere Zeit an sich zu binden, weil sie diesen regelmäßig mit der extremen Verlustangst die Luft zum Atmen nimmt.
Obgleich sie recht kontaktreich lebt und viele Dinge der Jugendzeit der 70er und 80er Jahre in den USA erlebt, wie all die anderen, fühlt sie sich doch immer einsam, abgeschnitten vom Lebensfluss und unverstanden.
Schon früh beginnt sie auf Anraten der Schule eine Therapie, die jedoch nicht hilft. Unzählige begonnene Psychotherapien, Klinikaufenthalte, ein Selbstmordversuch – durchbrochen von Phasen extremen Schaffens, Kreativität und Ausfälligkeiten durch übermäßigen Drogen- oder Alkoholkonsum kennzeichnen ihr Auf und Ab. Es will sich trotz aller Bemühungen einfach keine Besserung einstellen. Nach und nach verliert sie ihren Freundeskreis, weil niemand ihr Verhalten und ihre Stimmungen auf Dauer ertragen kann. Erst spät wird sie mit der Diagnose einer atypischen bzw. klinischen Depression konfrontiert, die ihre Erkrankung als eine chronische und schwer behandelbare beschreibt.
Auch die Aufarbeitung der schwierigen Kindheit, pendelnd zwischen überbehütender dominanter und offenbar selbst psychisch gestörter Mutter und einem durch Abwesenheit und große Worte glänzendem Vater, verhilft ihr nicht dazu, die ständigen depressiven Stimmungen zu vertreiben.
So geht es in ihrem Leben trotz vieler offensichtlicher Erfolge – immerhin erhält sie eine Stipendium für die begehrte Harvard-University, hat schon früh Aufträge für Artikel bei namhaften Zeitungen, kann einen London-Aufenthalt organisieren usw., eigentlich immer nur mehr bergab. Oft ist sie gar nicht mehr in der Lage morgens aufzustehen, sie vergrault alle Freunde und kann keiner Sache mehr irgendetwas abgewinnen. Eine große negative Leere und Gleichgültigkeit hat von ihr Besitz ergriffen.
Erst die Behandlung mit dem in Amerika verbreiteten Antidepressivum Prozac (in Deutschland unter dem Handelsnamen Fluctin verbreitet) und weiteren Medikamenten können ihr dazu verhelfen, ein einigermaßen normales Leben zu führen, wenngleich sie auch später immer wieder durch gelegentliche Depressionen aus der Bahn geworfen wird.
Mein Eindruck:
Ein ausgesprochen gut lesbarer, interessant – und trotz des schwierigen Themas – oft spritzig und witzig geschriebener Bericht, der vom Anfang bis zum Ende, nachvollziehbar und authentisch erscheint.
Elizabeth Wurtzel wirbt für das Verständnis der Depression als schwerer Erkrankung und nicht einfach schlechten Verhaltens der Betroffenen. Im Abschluss hält sie nach 6 Jahren des Lebens unter den Medikamenten Rückschau und spricht sich eigentlich sehr für die Medikamente aus, da diese das einzige waren, was ihr langfristig – in Verbindung mit einer Psychotherapie – geholfen haben, ein einigermaßen normales Leben zu führen.
Obwohl dies ein sehr persönliches Buch ist, wird auch ein Eindruck von den Gefühlen und Gedanken der Jugend der 70er und 80er Jahre in den USA vermittelt, der auch in Deutschland gut nachvollziehbar ist. Der Umgang mit Drogen, Rockmusik, Studentenszene u. v. m. werden in ihrem Bericht verarbeitet.
Letztlich betreibt sie im Abschluss-Epilog auch eine soziologische Betrachtung darüber, warum die Krankheit „Depression“ in Amerika und weltweit dermaßen verbreitet ist und sich weiter verbreitet hat.
Trotzdem ließ der Bericht für mich eine noch kritischere Auseinandersetzung darüber, wie es ist, ausschließlich mit die Psyche verändernden Medikamenten zu leben, vermissen. Ich nehme der Autorin ab, dass es für sie das einzig wirklich hilfreiche gewesen ist und verstehe von daher ihre Haltung. Nur kündigt zumindest die deutsche Ausgabe sowohl im Untertitel als auch auf dem Klappentext etwas anderes an. Hier hätte ich mehr Auseinandersetzung erwartet.
Auch ist es so, dass im Buch eigentlich erst in den letzten Kapitel von den Medikamenten die Rede ist. So bekommen wir Leser relativ wenig Einblick darin, wie sich das Leben der Autorin denn tatsächlich zum positiven gewandelt hat. Lediglich der Epilog gibt darüber ein wenig Aufschluss – für meinen Geschmack allerdings zu wenig. Nebenwirkungen usw. werden doch nur recht zögerlich angesprochen – ein Leben mit chronischer Erkrankung und dazu auch chronischer Medikamenteneinnahme ebenso wenig.
Trotz des Fehlens dieser Dinge ist es aber – wie schon gesagt – ein gut lesbares, interessantes und nahegehendes Buch. Ich habe an keiner Stelle gezögert zu glauben, dass sich alles tatsächlich so zugetragen hat, zumindest aus der Sicht und Wahrnehmung der Autorin.
In Deutschland ist das Buch als gebundenes Buch bei Byblos und als Taschenbuch bei DTV herausgekommen (Preis TB 9,75 €). Das Original „prozac nation“ gibt es seit 2002 als TB von Riverhead Books für 15,60 €. ISBN-Nr. 1573229628.
Insgesamt bewerte ich mit „gut“.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-11-23 19:08:14 mit dem Titel Wassermann, Jakob - Das Gänsemännchen - Der Musiker und die Frauen
Der Musiker und die Frauen
Bei dem Buch „Das Gänsemännchen“ von Jakob Wassermann handelt es sich um die fiktive Biographie eines Musikers und Komponisten, die um das Jahr 1900 herum angesiedelt ist.
Den Autor Jakob Wassermann lernte ich durch sein bekanntes und verfilmtes Buch über Caspar Hauser kennen. Dieses habe ich vor vielen Jahren mit Begeisterung gelesen. Dabei gefiel mir der zwar etwas altertümliche, aber auch schöne Erzählstil von Wassermann ausgesprochen gut.
Jakob Wassermann lebte von 1873 bis 1934 im Süden Deutschlands. Er war gelernter Kaufmann, arbeitete jedoch später als freier Schriftsteller und Redakteur. Neben „Caspar Hauser oder die Trägheit des Herzens“ sind auch seine Bücher „Der Fall Maurizius“ und „Joseph Kerhovens dritte Existenz“ neben weiteren international bekannt geworden.
„Das Gänsemännchen“ wurde erstmals 1915 veröffentlicht.
Doch nun zum Inhalt:
Daniel Nothafft ist von Jugend an musikbegeistert und nicht davon abzuhalten als solcher Karriere zu machen. Geboren in einer Kaufmannsfamilie ist dies für ihn nicht leicht. Nach dem frühen Tod seines Vaters, der seinem Onkel einiges Geld für diesen Fall überlassen hat, damit dieser Frau und Kind angemessen versorgen sollte, unterschlägt der Onkel das Geld und baut sich damit lieber selbst eine Existenz auf. Daniel und dessen Mutter hält er kurz und gibt ihnen nur das zum Leben absolut notwendige. Daniel selbst soll in sein gut laufendes Geschäft einsteigen und später einmal seine schwer vermittelbare Tochter Philippine heiraten.
Doch Daniel hat wie gesagt andere Pläne. Um seinen Traum von der Musikerkarriere wahr zu machen, verlässt er schließlich trotzig seine Mutter, die dafür kein Verständnis zeigt, und nimmt viele Jahre der absoluten Armut in Kauf. Mehr recht als schlecht gelingt es ihm zumindest hin und wieder mit der Musik ein wenig Geld zu verdienen. So zieht er eine Weile mit einer Wanderopfer von Ort zu Ort oder gibt Unterricht.
Daniel wird als ein verschrobener eigensinniger und sehr anti-bürgerlicher Mensch beschrieben. Standesdünkel u. ä. sind ihm fremd, er passt sich seiner Zeit nur schwer an und nur dann, wenn es anders absolut nicht mehr geht. Die Auseinandersetzung mit dem Bürgertum und dessen Auswüchsen von Heuchelei und mehr Schein als Sein ist ein zentrales Thema dieses Romans, der in einer Zeit spielt, wo dies besonders stark war.
So erfolglos Daniel auch mit seiner Musik ist, nicht deshalb weil ihm das Talent fehlt, sondern weil er durch seine mangelnde Anpassung immer wieder Gönner verschreckt und bei den Bürgern aneckt und weil er sich damit auf einem Markt großer Rivalitäten befindet, so erfolgreich ist er bei den Frauen.
Er lernt die Familie Jordan kennen, einen Versicherungsmakler mit seinen beiden Töchtern Gertrud und Lenore. Gertrud und Lenore könnten gar nicht unterschiedlicher sein, als sie sind. Gertrud ist eine von Schwere und Depressivität gezeichnete Frau, die sich in Einsamkeit und überzogene Religiosität geflüchtet hat. Lenore dagegen eine aktive dynamisch und lebensfrohe Person.
Nachdem Daniel sich zunächst gar nicht für Frauen interessiert, verliebt er sich in Gertrud. Zur gleichen Zeit schwängert er, ohne es zu wissen, ein Dienstmädchen. Lenore ist es, die dafür sorgt, dass seine Tochter von seiner Mutter aufgezogen wird. Erst viel später wird er diese kennen lernen. Es kommt zur Hochzeit mit Gertrud, doch schon am Tage dieser weiß er, dass seine wirkliche Liebe eigentlich Lenore gilt – aber es ist scheinbar zu spät. Bald schon entwickelt sich eine verhängnisvolle Dreiecksbeziehung, doch für keine der beiden Beziehungen stehen die Sterne gut.
Daniel bleibt seiner verschrobenen eigensinnigen Art auch in der Ehe und Beziehung treu. Trotzdem gelingt es ihm sowohl die eine als auch die andere der beiden Frauen so zu fesseln, dass dieses alles das tun, was er versäumt. So ist er oft zu stolz, um Kompromisse einzugehen, mit Hilfe derer er die Familie hätte ernähren können. Seine Kompositionen enden in einer verschlossenen Truhe, obwohl sie sich verkaufen ließen – sie sind ihm noch nicht perfekt genug. Bei aller Genialität nimmt er gar nicht wahr, dass die Frauen für alles sorgen. Vor allem Lenore nimmt jeden Job an, arbeitet bis in die Nacht hinein, damit Geld ins Haus kommt.
Doch Glück bringt ihm sein Verhalten nicht ein. Nachdem sich Gertrud eines Tages im Unglück der Betrogenen auf dem Dachboden erhängt und er wenig später Lenore heiratet, stirbt diese keine zwei Jahre später im Wochenbett. Schließlich ist er gezwungen, die willige Philippine als Kindermädchen und Haushälterin zu sich zu holen. Doch diese wird sein Unglück noch vermehren und hat durchaus ihre eigenen Pläne und Motive. Doch zunächst sieht es so aus, als würde sie genauso wie die beiden Frauen vor ihr alles dafür tun, damit Daniel seine Kunst weiter leben kann.
Hier nun beende ich die Inhaltsangabe, damit nicht alles vorweggenommen wird.
Das Buch ist in einer schönen altertümlichen Erzählweise geschrieben, die sich noch Zeit lässt Gesellschaft, verschiedenste Gestalten und Menschen detailliert zu beschreiben.
Mit feiner Ironie nimmt sie verschiedenste Charaktere dieser bürgerlichen Zeit auseinander. So zum Beispiel den Onkel Daniels, der nachdem er diesen um sein Geld geprellt hat, eine ansehnliche Buchhandlung betreibt und als politisch aktiver Sozialist die Arbeiter zu Kunden gewinnt und diese in unsittliche Ratenverträge bindet und ausnimmt. Lange Zeit vergeht bis die Sozialisten ihn nicht mehr haben wollen – doch da wird nur schnell die Fahne in den Wind gedreht und die nächstbeste Gelegenheit genutzt, um mit ähnlichem Eifer den Liberalen beizutreten, die ihn mit Kusshand aufnehmen.
Aber auch andere Personen begegnen uns in diesem Buch, die man mit einer Mischung aus Ernsthaftigkeit und Schmunzeln besieht und von denen man glaubt, dass man gerade so einen Menschen auch im eigenen Leben schon einmal getroffen hat.
Wassermann verstand sich gut auf die Psychologie und stellt die Gesellschaft mehr über den Einzelnen, über das Subjekt dar.
Obwohl sehr viel in dieser Geschichte passiert, ist sie bisweilen ein wenig langatmig und hat einen Umfang von 550 Seiten. Es mag aber auch daran liegen, dass wir es heute kaum noch gewöhnt sind Geschichten zu lesen, die etwas ruhiger vonstatten gehen in dieser actionreichen Zeit.
Nachdem ich es ausgelesen hatte, habe ich gemerkt, dass es mir viel Stoff zum Weiterdenken geliefert hat und eine tiefere Moral und Sinn in der Geschichte steckt, als ich es zunächst gedacht hatte.
Für diejenigen, die wie ich, zumindest gelegentlich einmal auf die ältere deutsche Literatur zurückgreifen, kann ich es sehr empfehlen.
Ich habe es als dtv Taschenbuch gelesen, ISBN-Nr. 9783423112406 zum ehemaligen Preis von 16,80 DM. Das Buch ist mit einem längeren Nachwort von Fritz Martini versehen, welches etwas Background zum Autor und dessen autobiographischen Zügen gibt, die in der Geschichte verwoben sind.
Insgesamt bewerte ich mit 4 Sternen als gut, mit einer Tendenz zum sehr gut. weiterlesen schließen -
Gruseln kann auch Spass machen
08.11.2002, 21:55 Uhr von
campino
Mein erster Gedichtband ist erschienen! "Es hat lange gedauert" ISBN 978-3-86268-370-3, Taschenbu...Pro:
Leichte, lockere Kost
Kontra:
nein
Empfehlung:
Nein
Das Gespenst von Canterville
In seinem kurzen Leben, Oscar Wilde wurde 1856 in Dublin geboren und starb 1900 an den Spätfolgen seiner Syphilis-Erkrankung in Paris, hat er uns, zumindest auf die obengenannte Geschichte bezogen, das Gruseln gelehrt. (aber auf angenehme Weise).
Mr. Otis (der Gesandte der Vereinigten Staaten und nuer Besitzer von Canterville)und Familie bringen das Cantervill’sche Gespenst, zu seinen Lebzeiten Sir Simon de Canterville, seines Zeichens ein ziemlich mieser Charakter und Gattenmörder, schier zum Wahnsinn.
(hier erhebt sich die Frage: Können Gespenster wahnsinnig werden)?
Redet man etwa in diesem Ton mit einem Gespenst:
Mein lieber Herr, ich muss sie dringensdt ersuchen, ihre Ketten zu ölen und ich habe ihnen zu diesem Zweck ein Fläschchen Tammany-Morgensonnen-Salböl- mitgebracht. Es soll bereits bei einmaliger Anwendung von höchster Wirksamkeit sein, auf dem Etikett stehen verschiedene Gutachte darüber von einigen unserer hervorragendsten amerikanischen Geistlichen.. Ich stelle es ihnen hierher neben den Leuchter und werde sie gern mit mehr versorgen, falls sie es brauchen.
Anschließend deponiert Mr. Otis das Fläschchen auf einem Marmortischchen und begibt sich zur Ruhe.
Als Gespenst ist man natürlich über solche Unverfrorenheit entsetzt, entrüstet (entgeistert wohl nicht?).
Nie war ein Gespenst jemals so schmählich behandelt worden. Es sinnt auf R A C H E !
Wie die Rache aussieht und was der Otis-Clan dagegen hält wird nicht verraten. Müsst Ihr schon selber lesen.
Eine wirklich vergnügliche und leicht zu lesende Geschichte des großen Sohnes meiner Lieblingsstadt Dublin.
In einer Soap käme jetzt: ... wird das Gespenst den Inhalt der Flasche verwenden?...., was geschieht nachts in Canterville...? Sehen (in diesem Fall: lesen) sie die Fortsetzung.....
Gruselige Lesefreuden wünscht Euch Andrea weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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XXLALF, 23.12.2007, 11:09 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Einen wunderschönen 4. Advent und Frohe Weihnachda Lg. XXLALF
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