Pro:
Profesionelles Fanzine von DSA-Autorin!
Kontra:
Artikel manchmal sehr theoretisch.
Empfehlung:
Ja
Seid gegrüßt!
Ich habe mal wieder zwei ältere Berichte aufgearbeitet, nämlich zwei Berichte zu den letzten beiden erschienenden Fanzines des Menhirs!
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Aber halt, was ist eigentlich ein Fanzine??? Also, einfach gesagt ein Heft, ein Magazin, von Fans gemacht, auf Selbstkostenbasis arbeitend! Zu nahezu jedem Thema existieren solche Fanzines, ob Pfadfinder, Fußball, Musik oder auch Rollenspiel. Die Blütezeit mit dutzenden Fanzines waren sicherlich die 80er, mittlerweile hat es sich auf eine Handvoll reduziert: Neben meiner Greifenklaue sind es der Mirakel (mit integrierter Sphinx), logischerweise der Trodox, der österreichische Ravenhorst, beizeiten der Menhir und einige semiprofessionelle Vertreter wie der Thorwal Standard oder der Midgard Herold.
Im einfachsten Fall in Kopierqualität, meist zu saugünstigen Preisen, oft auf gewisse Themen beschränkt (, das sich die letzten beiden auf DSA bzw. Midgard konzentrieren, brauch ich wohl niemanden erzählen...), mal A4, mal A5, waren sie der kreative Motor des Fandoms mit unzähligen Abenteuern, Erweiterungen, Berichten, Rezis etc.
Der Menhir im speziellen erscheint in der für ihn typischen Thermobindemappe im A4 Format und schweifte schon immer weit in die Phantastik ab. Das heißt neben Rollenspielmaterial waren häufig viele Kurzgeschichten, nicht nur Fantasy, im Heft zu finden. Die Chefredakteurin, Linda Budinger, dürfte dem ein oder anderen DSA-Spieler schon bekannt sein, veröffentlichte sie doch bei der DSA-Romanreihe mit Der Geisterwolf den 40. Band!
Wohlan, ich präsentiere #11 und #12!
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Wow, was mir da vom Cover der #11 entgegenspringt sieht astrein aus wie Indiana Jones und stimmt schonmal auf den Schwerpunkt Archäologie, Gräber und Totenkult ein. Eine ziemlich gelungene farbige Tuschzeichnung, die fast schon alleine den Kauf rechtfertigt.
Der Schwerpunkt wird dann mit drei Kurzgeschichten, drei Sachartikeln und einem Warhammer-Abenteuer begangen. „Das erste Grab“ berichtet von einer Diebin, die von einem alternden Grabräuber zum Lehrling gemacht wird und nun vor ihren ersten Coup steht. Schön, wenn auch nicht sonderlich spannend und besonders als Charakterhintergrund geeignet. „Wasserprobe“ berichtet von einer Abenteurergruppe auf der Suche nach einem Zauberreif, der sich in einer Unterwasserhöhle verbirgt. Nett und feucht! „Das heilige Zeichnen“ berichtet von einem abgebrannten Bauern, der ein kleines Zubrot in einer Grabstätte sucht und dabei eine Begegnung mit einer recht alten Zeitgenossin mit spitzen Eckzähnen hat. Locker, leicht und würzig. Die „Bestattungssitten des Mittleren Jungpaläolithikums“ war als Beitrag für ein Uni-Seminar geschrieben, und mit Verlaub gesagt, da gehört es auch hin. „Von Schätzen und Kostbarkeiten“ bietet hingegen interessante Kost, eine Anregung dazu, daß so manches wertvoller als Gold sein kann, zumal sich die im Artikel verborgenen Ideen auch gut umsetzen lassen. „Fledermäuse“ ist zwar ganz interessant, aber auch ganz schön trocken. Das Warhammer-Fantasy-RP-Kurzabenteuer „Jäger des verlorenen Schatzes“ kommt erst nicht aus dem Knick, bis der Autor Boris Koch offensichtlich übermüdet war, dabei aber einen recht lustigen Schreibstil entdeckte, wenn es auch das Abenteuer nicht so recht weiterbrachte. Insbesondere komisch, daß die Charakterskills u. ä. nicht übersetzt wurden. „Immunität gegen Fear“ oder „heilt W4 Wounds“ sind da nur Paradebeipiele. Es sei soviel verraten, daß die Charaktere (auch) in eine Grabanlage eindringen. Für Warhammer-Freaks sicherlich empfehlenswertes Abenteuer, für andere Systeme nicht so gut umsetztbar.
Ein Special gibt es auch noch: ein kleines „Kochspecial“. „Der Koch“ wird als AD&D-Charakterklasse vorgestellt. Dabei, vermute ich zumindest, versucht der Autor wohl witzig zu sein, weil ernst kann er das nicht gemeint haben. Lachen konnte ich aber leider nicht. „Der Maiskolben“ wird den Spielern sammt Zubereitungstips nahegelegt. Ähh, falls Sie, werter Leser meiner Rezension, sich nicht in der Lage fühlen, ihre Gruppe mit einem Maiskolben zu beglücken, brauchen Sie nicht zur Volkshochschule gehen und den Kochkurs belegen, nein, für sechs Mark wird Ihnen dieses Geheimnis anvertraut. Alle anderen kochen ihn 20 Minuten und salzen kräftig nach... Der „Ring der 1000 Gewürze“ ist zumindest mal ein magischer Gegenstand, den man bedenkenlos in die Hände seiner Gruppe fallen lassen kann, obwohl... Zumindest überbietet er den ebenfalls von mir in dieser Ausgabe rezensierten Gnorkels Gimmicks um zwei Längen, aber das heißt auch noch nicht viel.
Der Rest des Heftes hat aber auch noch was zu bieten. Bei den Leserbriefen stellt sich ein neuer Negativrekord ein: 3 Stück und alle von Mitarbeitern. Aber welches Fanzine kennt das nicht? Als Filkplattform im deutschen Rollenspielfandom, wenn ich das mal so blasphemisch sagen darf, fehlt auch hierzu die obligatorische Rezi nicht: Norland wind von Thomas Loefke and friends. Klingt interessant! „Quälgeister“ ist ein ziemlich gelungener Artikel über die kleinen Widrigkeiten des Heldenlebens in Form von Straßenkindern, Bettlern und arroganten Fürstensöhnen. Dürfte bei übermütigen Recken Spaß bringen! Die dummen Sprüche wissen mir eigentlich immer zu gefallen, obwohl diesmal auch ´ne Menge Insider dabei sind. Trotzdem lustig! „Kneipengespräche“ sind ja eine Stammrubrik im Menhir und diesmal sind beide gelungen und verpflichten nahezu zum Einsatz in der nächsten Runde. Den Abschluß bildet das Gedicht „Schiffe“. OK, ich bin selbst kein begnadeter Dichter, aber das hätte ich auch noch hingekriegt – vielleicht, naja, vielleicht auch eher nicht.
Fazit: Einige Höhepunkte, einige Tiefpunkte, wenig Mittelmaß. Stammleser, Warhammer-Spieler und Kurzgeschichten-Freaks sollen ebenso wie Indie-Fans zuschlagen und der Rest kann, muß aber nicht, außer er will (Hä?).
[54 Din A4 (davon 3 Farbseiten) in Thermomappe, ehemals 6 DM, c/o Linda Budinger, Am Beckers Busch 18, 42799 Leichlingen, menhir@compuserve.com(Tips zum Bezug gibt´s auch direkt bei mir; Fanzines sind ja nicht immer leicht zu bekommen)]
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Der Schwerpunkt der #12 ist dann Grenzzeit!?! Hm, also früher in Helmstedt, als hier noch die innerdeutsche Grenze und die Hauptverkehrsachse Ost-West war (lang, lang ist´s her...), standen die Autos schlangenweise auf der Autobahn, um auf die Abfertigung zu warten – Grenzzeit eben! In etwa so eng ist auch der Schwerpunkt des Menhir gesetzt...
8 Kurzgeschichten sind zu finden, die allen möglichen Genres entspringen. Ein wenig SF, ein wenig märchenhafte Phantastik, ein wenig Kindergeschichten...
Artikel über magische Instrumente, Ratten und Speis & Trank in früherer Zeit bitten mögliche Ideenansätze für Rollenspieler. Der Musiktip Of Shoes and Ships ist ein neues-altes Filk-Werk, wie es typisch für den Menhir ist, der Buchtip (Genetics) eine Perle für Near Future-Freaks. Die beiden Spruchlisten waren mir ein wenig zu Inside.
Die Rollenspiel-Kampagne „Entführt!“ finde ich leider nur mißlungen... Akte X meets Fantasy meets Dämonenhorde (haben die eigentlich nix anderes zu tun, als Helden als ABM-Maßnahme zu dienen). Zudem ein schlechter Schhreibstil („Schwächlichen Spielern sollte an dieser Stelle übel werden!“; ich glaube, der Autor meint die SC...), obwohl ich die sonstigen Sachen des Autors OK finde.
Der interessanteste Artikel und zugleich für ein RP-Fanzine wohl der ungewöhnlichste ist der (durchaus kritische) Bericht eines (unfreiwillig längeren) Besuchs beim ZDF-Quiz Risiko zum Thema Star Wars.
Fazit: Wie bei #11 – Stammleser und KG-Fans sollten zuschlagen!
[52 Din A4 (davon 1 Farbseite) in Thermomappe, ehemals 6 DM, c/o Linda Budinger, Am Beckers Busch 18, 42799 Leichlingen, menhir@compuserve.com (Tipps zum Bezug gibt´s auch direkt bei mir; Fanzines sind ja nicht immer leicht zu bekommen)] weiterlesen schließen
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