Mensch Testberichte

Auf yopi.de gelistet seit 03/2007
- Cover-Design: sehr gut
- Klangqualität: sehr gut
Tests und Erfahrungsberichte
-
Mensch, ist das traurig
3Pro:
War ein Geschenk, Das Lied Mensch
Kontra:
Manchmal zu traurig
Empfehlung:
Ja
Servus Leute!
Vorwort
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Heute will ich über die CD Mensch von Herbert Grönemeyer schreiben. Ich habe diese Scheibe als Weihnachtsgeschenk von meiner Schwester bekommen und habe sie mir nie angehört, außer den Lied Mensch. Das habe ich heute alles nachgeholt und will euch deshalb meine Eindrücke weitergeben.
Allgemeines
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Das Cover kommt ziemlich komisch daher, was mir überhaupt nicht gefällt. Auf eine genauere Beschreibung verzichte ich, da ihr ja das Foto hier oben bewundern könnt. Auf der Rückseite sind die ganzen Lieder aufgelistet und in den kleinen Buch in der CD findet ihr die einzelnen Texte zu den Liedern.
Was meine Schwester für die Scheibe bezahlt hat, weiß ich leider nicht. Bei amazon.de gibt es die CD gebraucht derzeit für 9.50 Euro zu kaufen.
Die Lieder
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1. Mensch ( 4:28 )
++++++++++++++
Als ich dieses Lied das erste Mal hörte, hätte ich fast weinen müssen. Es ist ja allgemein bekannt, daß Herbert Grönemeyer in diesen Lied den Tod seiner Frau verarbeiten will. Ich mußte ja das im letzten Jahr auch fast mitmachen, so daß mir dieses Lied total nahe geht.
So gefühlvoll und traurig wie das Lied gesungen wird, so sehr kann ich den Schmerz des Sängers verstehen. Mir geht dieses Lied total unter die Haut, mit den langsamen Klängen und den traurigen Gesang.
„Der Mensch ist Mensch, weil er vergißt, weil er verdrängt“
Oh Mann, ist das traurig!
2.Neuland ( 3:42)
+++++++++++++
Dieses Lied gefällt mir überhaupt nicht. Es kommt sehr rockig daher, mit viel E – Gitarre und Schlagzeug. Den Sound an sich finde ich ja noch zu ertragen, aber ich finde Herbert Grönemeyer ist hier gesangstechnisch total überfordert. Deshalb hat das Lied auch immer wieder kleine Pausen, wo es langsamer wird. Insgesamt finde ich das Lied grausam für meine Ohren.
Die Aussage des Liedes soll wohl sein, daß man trotz aller Probleme und Rückschläge die das Leben zu bieten hat, nie aufgeben oder sich dauerhaft hängen lassen sollte.
3. Der Weg ( 4:18 )
+++++++++++++++
Dieses Lied kommt fast noch trauriger daher, als das Lied Mensch. Auch hier verarbeitet er sehr traurige Gefühle, was mir auch sehr nahe geht. Eine in Klavierbegleitung gesungene Liebeserklärung an seine verstorbene Frau.
„Wir waren verschworen, wären füreinander gestorben“
Wie wahr!
4. Viertel vor ( 4:23 )
++++++++++++++++
Dieses Lied beginnt auch recht rockig, aber im Gegensatz zu Neuland paßt hier auch die Stimme von Herbert recht gut dazu. Allerdings ist klingt es vom Text her sehr traurig, so als geht es hier um einen Abschied. Ein Abschied für immer, so als will hier jemand freiwillig aus den Leben scheiden. Trotzdem gefällt mir das Lied recht gut, weil es recht schnell ist.
5. Lache, wenn es nicht zum Weinen reicht ( 4:42 )
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Dieses Lied gefällt mir nicht so richtig. Es ist eine Mischung aus schnell und langsam, was meiner Meinung nicht so recht zusammenpassen will. Die Aussage ist ähnlich wie bei Neuland. Es geht hier wohl darum, daß auch wenn man ganz unten ist und die Probleme endlos erscheinen, doch immer wieder jemand für dich da ist. Deshalb soll man nie aufgeben, auch wenn die Situation ausweglos erscheint.
6. Unbewohnt ( 5:04 )
++++++++++++++++
Dieses Lied hat mal wieder den Faktor zum unter die Haut gehen. Es beginnt sehr ruhig und die Stimme des Sängers hat fast den Klang voller Frust.
Es geht hier wohl um das plötzliche Alleinsein, und daß es eigentlich unmöglich ist, so schnell damit zurecht zu kommen.
„Geh zum Kühlschrank, mach ihn auf
Er ist kalt, er ist leer
Beweg mich im aussichtslosen Raum
Führ Selbstgespräche, hör mich kaum
Bin mein Radio, schalt mich aus,“
Irgendwie kenne ich das Gefühl des Alleinseins. Schön ist es sicher nicht, aber nichts ist für immer.
7. Dort und hier ( 2:32 )
++++++++++++++++++
Das Lied klingt irgendwie komisch und traurig zugleich. Man hört eine langsame Gitarre, die das ganze eben so traurig macht. Aber der Gesang hört sich so an, als würde er durch ein uraltes Radio gesungen. Es ist auch das kürzeste Lied.
8. Blick zurück ( 5:54 )
++++++++++++++++++
Auch wenn es wieder ein etwas schnelleres Lied ist, kommt es doch etwas eintönig und langweilig daher. Der Gesang klingt sehr traurig und der ganze Text regt mich zum Nachdenken an. Zukunftsangst würde ich sagen, die jeden treffen kann.
9. Kein Pokal ( 4:33 )
++++++++++++++++
Ein Song, der langsam anfängt und zwischendurch ziemlich schnell wird. Fast wirkt er auf mich schon agressiv, so als würde er seine ganze Wut über irgend etwas hinaus schreien wollen.
10. Zum Meer ( 5:38 )
++++++++++++++++
Dieses Lied gefällt mir auch nicht so richtig. Es ist zwar eine Mischung aus schnell und langsam, aber vom Text her weiß ich nicht so richtig, um was es geht. Das Lied plätschert irgendwie nur vor sich hin und wird ziemlich langweilig. Für mich ist der Song eindeutig zu lang.
„Wer hat dich geplant, gewollt
Dich bestellt und abgeholt
Wer hat sein Herz an dich verloren“
Schlau werde ich nicht daraus.
11. Letzter Tag ( Bonustrack ) ( 3:27 )
++++++++++++++++++++++++++++
Dieses Lied hätte er sich sparen können, weil es mir überhaupt nicht gefallen will. Das Lied wird von einen Klavier begleitet und es hat den Anschein, daß der Spieler das Teil nicht beherrscht. Es wird in die Tasten gehauen und dazu der angestrengte Gesang, der klingt, als würde ihm gleich die Stimme versagen. Nicht mein Fall!
Meine Meinung
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Ein Grönemeyer Fan werde ich wahrscheinlich nie werden, aber einige Lieder auf dieser Scheibe gefallen mir sehr gut. Meine Schwester hat mir die CD auch nur gekauft, weil ich einmal erwähnt habe, daß mir das Lied Mensch so gut gefällt. Daß sie dann gleich mit der ganzen CD daherkommt, hätte ich nicht gedacht.
Aber das Lied Mensch ist für mich das Beste und traurigste was ich jemals von Herbert Grönemeyer gehört habe. Das liegt wohl daran, daß ich selber eine ziemlich schwere Zeit durchmachen mußte, ansonsten hätte dieses Lied wohl nie meine Aufmerksamkeit bekommen.
Auch die meisten anderen Lieder sind von sehr viel Gefühl und gewisser Traurigkeit geprägt, daß es eigentlich des guten zu viel wird. Deshalb würde ich sagen, daß die Scheibe für zwischendurch ein ganz netter Zeitvertreib ist. Allerdings sind die Lieder nicht dazu geeignet, um sich das ganze stundenlang anzuhören.
Wie gesagt, das ganze war ein Geschenk und selber hätte ich mir die CD wahrscheinlich nicht gekauft. Eher die Single Mensch, weil das mein absolutes Lieblingslied auf der Scheibe ist.
Fazit
*****
Ich würde sagen, daß ich die CD empfehlenswert finde. Für Grönemeyer Fans war die Scheibe sicher ein Muß und für alle anderen sehe ich das ganze als recht gute Abwechslung. Deshalb dürften auch drei Sterne hier voll und ganz angemessen sein. weiterlesen schließen -
Mensch herbert das haste prima gemacht
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Nach einigen persönlichen Schicksalsschläge musste man fast schon befürchten das sich Herbert Grönemeyer nie mehr dazu aufraffen würde, noch einmal ein Album zu veröffentlichen und er sich still und heimlich zurückziehen würde. Doch dann kam sein neues Album „Mensch“ auf den Markt, das sofort wieder die Spitzenplätze der Hitparaden eroberte.
Auf der CD sind 11 abwechslungsreiche Tracks mit einer Gesamtlänge von ca. 50 Minuten:
Mensch
Neuland
Der Weg
Viertel vor
Lache, wenn es nicht zum Weinen reicht
Unbewohnt
Dort und hier
Blick zurück
Kein Pokal
Zum Meer
Letzter Tag (Bonus Track)
Mein Lieblingssongs sind „Mensch“ ein Lied, das sich nach mehrmaligem hören, zu einem richtigen Ohrwurm entwickelt, „Neuland“ der wohl härteste Song auf dem Album (schnelle harte Gitarrenriffs), und natürlich „der Weg“ einem unheimlich schönen, aber auch sehr traurigem Song, bei dem man richtig spürt, was Herbert Grönemeyer für seine Frau empfunden hat.
Gut finde ich auch „Lache wenn es nicht zum Weinen reicht“, „Kein Pokal“, „Zum Meer“ und „Dort und Hier“ das mit absicht total verzerrt aufgenommen wurde, so das die Stimme von Herbert Grönemeyer klingt als wäre sie mit einem Uralt Mikrofon aufgenommen worden.
Dieses Album ist ein Spiegelbild der Gedanken und Gefühle, in der sich Herbert Grönemeyer in den letzten Jahren befunden haben muss. Mal traurig, mal melancholisch, mal auf der Suche nach einem Sinn und dann doch wieder den Blick nach vorne gerichtet. Die einzelnen Texte regen zum nachdenken an und sind Musikalisch den einzelnen Stimmungen sehr gut angepasst. Rockige, (zum Teil) harte Titel wechseln sich mit sanften, gefühlvollen Balladen ab. Die Grundstimmung, der verschiedenen Lieder ist eher traurig, aber in „Neuland“ oder „Lache wenn es nicht zum Weinen reicht“ ist die Stimmung positiv nach vorne gerichtet, hier lautet die Botschaft, das man nicht aufgeben darf, egal wie schwer man vom Schicksal getroffen wird, es gibt immer einen Grund aufzustehen und weiter zu machen.
„Mensch“ ist eine wunderschöne Scheibe, die man einfach im CD-Schrank zuhause haben sollte. Vielleicht keine CD, die man sich anhören sollte, wenn man gerade mal selber ganz am Boden ist und auch nicht gerade als Party CD geeignet ist, aber eine CD mit abwechslungsreicher, schöner Musik, mit texten die auch etwas aussagen.
Obwohl einige immer ein wenig die Nase rümpfen, wenn es um deutsche Künstler und Bands geht, muss man doch ganz klar feststellen, das es einige gibt, die Weltformat haben. Herbert Grönemeyer gehört sicher zu dieser Gruppe und mit seinem Album „Mensch“, das er nach einer langen Pause, veröffentlicht hat, beweist er das auch sehr eindrucksvoll. weiterlesen schließen -
Mensch sein, um Mensch zu werden!
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Herbert Grönemeyer ist mein Lieblingsinterpret. Ich glaube, das hier zugeben zu dürfen. Als ich vor ungefähr 5 Jahren bei meinem 20 Jahre älteren Cousin seine „Unplugged“ hörte, war es um mich und meinen Musikgeschmack geschehen. Seitdem lasse ich mir so langsam über Weihnachten und Geburtstage seine CDs zusammenschenken. Jetzt bin ich schon bei 8 angekommen.
Da war es natürlich vorprogrammiert, dass ich mir sein neues Album „Mensch“ kaufte. Am 2. September erschien es und schon am 3. konnte ich es mein Eigen nennen. Und genau über diesen Silberling möchte ich euch heute berichten.
Herbert Grönemeyer wurde 1956 in Göttingen geboren, wuchs aber in Bochum auf. Schon vor dem Abitur arbeitete er am Theater, was er nach dem Abitur fortsetzte. Darüber wurde sein Studium sehr vernachlässigt. Dieses wurde jedoch gar nicht gebraucht. Herbert wurde Schauspieler und vor allem durch „Das Boot“ bekannt. Am Theater lernte er auch seine geliebte Frau Anna kennen. Sie heirateten und wurden Eltern von zwei Kindern.
1984 kam der Durchbruch als Musiker mit seinem Erfolgsalbum „4630 Bochum“, worauf Herbert sich auf die Musik konzentrierte. Nach „Bochum“ folgten mehrere mehr oder weniger erfolgreiche Alben, bis mit „Bleibt alles anders“ 1998 ein weiterer Höhepunkt folgte. Im November desselben Jahres starben kurz hintereinander Anna und Herberts Bruder an Krebs. Herbert zog sich nach London zurück und lange wartete man auf ein Lebenszeichen von ihm. In diesem Sommer war es endlich so weit. Die Single „Mensch“ stand wochenlang auf Platz Eins der deutschen Charts und das Album erreichte allein schon durch die Vorbestellungen Platinstatus.
Auf die Hülle der CD ist ein weißer Strahlenkreis aufgedruckt, worauf wiederum ganz schlicht in Schwarz „Mensch“ mit eckigen Buchstaben geschrieben steht. Das Cover des Songbooks sieht man jedoch trotzdem noch durch. Dieses Cover ist scherenschnittartig gemacht. Die erste Seite ist ein unregelmäßig durchbrochenes Gitter, bei dem bunte Bildfetzen der zweiten Seite durchblicken. Die zweite Seite ist komplett bunt. Verschiedenste Bilder sind in verschiedensten Farben abgedruckt. Beim Weiterblättern entdeckt man die Songtexte, die wenn auch nicht ganz, so doch annähernd auf den Text der Songs passen. Ein Schwarz-Weiß- und zwei in dunklen Farben gehaltene Bilder Herberts vervollständigen das Songbook.
MENSCH
Nun schreibe ich also zum dritten Mal über diesen Song. Ich hatte ihn ja schon in den Berichten zum Musikvideo und zur Single besprochen. Das habe ich mir jedoch absichtlich nicht noch einmal durchgelesen und ich möchte euch auch bitten, die Versionen nicht zu vergleichen, denn ihre Art orientiert sich an meiner Tagesform.
Percussions, Keyboard und Gitarre eröffnen diesen Song und nach 20 Sekunden setzt Herberts Stimme ein. „Nichts ist wirklich wichtig, nach der Ebbe kommt die Flut“ drückt aus, dass es immer irgendwie weitergeht, egal wie schlimm die Situation gerade ist.
Bald folgt auch der Refrain, in dem zu den anfangs schon genannten Instrumenten Streicher hinzukommen. Hier wird die ansonsten durch den Rhythmus bestimmte Grundstimmung durch die sanfte Melodie der Streicher aufgelockert. Herbert zählt im Chorus die grundlegenden Eigenschaften des Menschen auf, ohne die der Mensch nie glücklich sein könnte: „Der Mensch heißt Mensch, weil er vergisst, weil er verdrängt. [...] Weil er lacht, weil er lebt.“ Am Ende kommt jedoch die Einschränkung, die für ihn immer da sein wird „Du fehlst“. Seine Frau Anna fehlt ihm einfach. Doch: „Es ist OK.“
Die zweite Strophe ist musikalisch so wie die erste, doch ist hier der Text noch etwas abstrakter. Deshalb möchte ich hier nur ausführen, was er für mich bedeutet. Herbert singt über die eigentliche Unwichtigkeit der materiellen Dinge. Heute legt jeder so viel Wert auf ein tolles Auto etc., aber für die Seele zählt nur das Zwischenmenschliche.
Es folgt wieder ein ähnlich wie der erste geartete Chorus. Einige Textzeilen sind anders und leise Klaviertöne sind im Hintergrund zu hören, die jedoch stärker als die Streicher hervorklingen. „Der Mensch heißt Mensch, weil er erinnert, weil er kämpft, weil er schwärmt und liebt, weil er mitfühlt und vergibt, weil er lacht, weil er lebt, du fehlst.“ Noch einmal werden die elementaren Eigenschaften des Menschen hervorgehoben. Eine kurze Textzeile zeigt jedoch ganz deutlich, wie weit Herbert den Tod seiner Frau verarbeitet hat: „Es tut gleichmäßig weh.“ Mit leisen Klaviertönen klingt der Song aus.
Der Song wird durch den Rhythmus und natürlich durch den Text bestimmt. Doch da beides für sich allein brillant ist und perfekt zusammenpasst, bekommt man einen grandiosen Song zu hören, bei dem übrigens Herberts Tochter Marie die Background Vocals machte.
NEULAND
Dieser Song knallt gleich zu Anfang richtig rein. Drums und Gitarren leiten diesen rockigen Song ein. Während der ersten Strophe lassen es die Instrumente ruhiger angehen. „Du steckst, Neuland, mitten in der Pubertät, deine Unterschiede sind deine Qualität.“ Nun fragt man sich doch langsam, um was es eigentlich geht. Etwas später, als das Wort „Zweiland“ fällt, wird das klar. Herbert singt von Deutschland.
Wir sollen uns endlich aufraffen und dieses Land einen, verlangt er im Chorus: „Komm in die Gänge, starte den Motor im Kopf...“ Hier dürfen dann auch die Instrumente so richtig in die Gänge kommen. Es wird lauter, schneller, rockiger und Herbert muss fast schreien. Doch das passt zum Song, denn er will uns ja aufrütteln. Wir müssen uns endlich bewegen, damit sich Deutschland endlich gemeinsam weiterentwickeln kann.
Die folgende Strophe wird wieder ruhiger. „Entspann dich Zweiland, Deine Geschichte ist nicht fusselfrei.“ Außerdem sollte Deutschland endlich gelassener mit seiner Geschichte umgehen. Die Instrumentierung ist hier ebenso gelassen. Zurückhaltende Gitarren und Drums bestimmen das Bild.
Nach dem nun folgenden Chorus, der wie oben gestaltet ist, verschwinden alle Instrumente wie abgehackt. Nur ein leises Brummen ist zu hören, während Herbert spricht: „Ich mag dieses Land, ich mag die Menschen, ich mag nicht den Staat.“ Es folgt wieder ein Refrain, in dem es wieder rockiger wird. Auch gegen den Neonazismus singt Herbert: „Wehre dich, wenn es nach 33 riecht.“ Insgesamt befasst dieser Song wieder einmal ein mit einem neuen, kaum angesprochenen Thema. Dass er so laut und rockig dargestellt wird, passt auch toll. Ich mag diesen Song, der so richtig an den „jungen Herbert“ erinnert, als er insgesamt noch lauter und fetziger war.
DER WEG
Ganz sanftes, melodisches Klavierspiel leitet den Song ein. Bald setzt Herberts traurige Stimme ein, in der immer noch eine Andeutung von Fassungslosigkeit mitschwingt. Eine unsagbare, bewegende Traurigkeit ist deutlich zu spüren. Dennoch beginnt der Song textlich mit einem leichten Hoffnungsschimmer: „Ich bin viel zu träge, um aufzugeben, Es wäre auch zu früh, weil immer was geht.“ Es geht weiter...
Immer noch hört man dieses leise Klavier, das einen leichten, aber doch festen Hintergrund bildet. In diese Töne scheint Herbert seine Traurigkeit und auch seine Verzweiflung gelegt zu haben. „Wir waren verschworen, wären füreinander gestorben [...] Es war ein Stück vom Himmel, dass es dich gibt.“ Trotz des Schmerzes, den er durch Annas Tod erlitt, war es doch ein riesiges Glück, dass er sie jemals getroffen hat.
Plötzlich wird die Instrumentierung lauter und Herberts Stimme wird kräftiger und eindringlicher: Der Chorus.
„Du hast jeden Raum mit Sonne geflutet,
Hast jeden Verdruss ins Gegenteil verkehrt,
Nordisch nobel deine sanftmütige Güte, dein unbändiger Stolz,
Das Leben ist nicht fair.“
Ich liebe diese Zeilen. Sie sprechen für sich, gehen zu Herzen und verursachen gleichzeitig eine Gänsehaut.
Im folgenden Strophenteil singt Herbert, nun wieder ruhiger, von dem Traum, in den er durch Anna versank. Es war wunderschön, doch jetzt ist es vorbei und das Gefühl fehlt. Wieder folgt ein Chorus, an den sich der Abschluss anschließt. Der Song klingt mit leiser Klavier- und Streicherbegleitung aus, während Herbert singt:
„Habe dich sicher, in meiner Seele,
Ich trag dich bei mir, bis der Vorhang fällt,
Ich trag dich bei mir, bis der Vorhang fällt.“
Anna wird immer bei ihm sein, bis zu seinem Tod. Eine ewige Liebeserklärung.
Es ist der wahrscheinlich bewegendste Song, den Herbert Grönemeyer jemals geschrieben und gesungen hat. „Der Weg“ ist eine wunderschöne, traurige Hymne an seine verstorbene Frau Anna. Dieser Song stellt seine Verarbeitung ihres gemeinsamen Lebens und ihres Todes dar. Er ist gleichzeitig Liebeserklärung wie auch melancholischer Rückblick.
VIERTEL VOR
Diesen Song findet man im Songbook erst an sechster Stelle, obwohl es ja eigentlich der vierte ist. Da ist wohl einiges noch in letzter Minute geändert worden. Der Song scheint einer zum Abgewöhnen des vorigen zu sein, ist er doch ziemlich gegensätzlich.
Mit teilweise blechern klingenden Percussions beginnt der Song, bevor ziemlich kräftige Gitarren einsetzen. Als die Strophe jedoch beginnt, sind nur noch die Drums und ein Bass zu hören. „Es ist viertel vor. [...] Der Schluss steht vor dem Tor. [...] Um 12 ist Weltuntergang.“
Im folgenden Chorus, die jetzt wieder von rockigen Gitarren begleitet wird, singt Herbert davon, seine Zeit zu nutzen. „... Lieben wir uns gleich hier. Man hat nicht gelebt, wenn man es nicht probiert.“ Der Text ist jedoch hier nicht allzu gut verständlich, weil die Begleitung ziemlich laut ist und Herbert oft sowieso nicht so deutlich singt. Da musste sogar ich einmal kurz zum Songbook greifen.
Nach dem Chorus wird die Instrumentierung wieder auf Drums und Bass beschränkt, als Herbert singt: „Jedes Wort ist zu viel...“ Das wäre nur Zeitverschwendung. Es ist ja schon „Viertel vor“. Doch plötzlich hört man wieder rockige Gitarren, obwohl noch kein Chorus kommt. Dies ändert sich auch bis zum Ende nicht. „Wir zwei werden es schaffen, ich bin die Kugel in deinem Colt.“ Nach einem weiteren Chorus folgen noch einige „neue“ Zeilen, bevor der Song mit dem wiederholten und teilweise von kreischenden Gitarren begleiteten Chorus ausklingt.
Nicht der Spitzensong der CD, das ist „Der Weg“, aber ein rockiges Stück, das ins Ohr geht und das „Carpe diem“-Thema gekonnt aufgreift.
LACHE, WENN ES NICHT ZUM WEINEN REICHT
Elektronisch klingende Percussions leiten diesen Song, der auch schon auf der Single „Mensch“ zu finden war, ein.
„Tausend Haare in der Suppe und dein Löffel hat ein Loch,
Es fällt keine Sternschnuppe, deine Kerze hat keinen Docht...“
Eigentlich müsste ich hier den gesamten Text des Songs wiedergeben, wenn ich euch sagen wollte, wie viele Pechsituationen Herbert Grönemeyer aufzählt. Aber das würde eindeutig zu weit führen. Während des Strophenteils wird der Gesang anfangs nur durch Percussions und später zusätzlich durch leise Streicher im Hintergrund begleitet.
Während des Chorus kommen noch Gitarren und Trompeten hinzu, so das dieser Teil kräftiger wirkt. Wie schlimm es auch kommt, man sollte immer lachen, wenn es nicht zum Weinen reicht. Denn dadurch wird vieles gleich weniger tragisch. Nach jeweils zwei Strophen mit Chorus geht der Song seinem Ende entgegen, an dem die Instrumentierung immer lauter wird. Mit den Worten: „Und greife endlich nach den Sternen [...] Zum Weinen bleibt noch so viel Zeit...“ klingt dieser Song aus, wobei die Musik am Ende richtig schnell und beinahe fröhlich wird.
Schon auf der Single kam dieser Song in seiner lustig-ironischen Art bei mir einfach gut an. Er drückt wohl einfach Herbert Grönemeyers gebliebenen oder vielleicht auch wiedererwachten Optimismus aus. Es ist schön, das Herbert dieser durch die lange Pause aufgrund des Todes seiner Frau nicht verloren gegangen ist.
UNBEWOHNT
Der Drummer spielt anfangs nur auf den Becken und Keyboard und Gitarre erzeugen eine melancholische Grundstimmung. Nun erklingt Herberts hoffnungslose Stimme, bei der man eine Leere fühlen kann. „Beweg mich im aussichtslosen Raum, führ Selbstgespräche, hör mich kaum...“ Schon in diesen Zeilen kann man eine tiefe, lähmende Traurigkeit spüren.
Durch den Chorus in dem zusätzlich zu Keyboard, Drums und Gitarren getragene Streicher zu hören sind, wird das noch deutlicher. Die vielfältige Instrumentierung bedeutet aber keineswegs, das der Chorus entschlossener klingt, die schon angesprochene Hoffnungslosigkeit ist immer noch zu hören.
„Ooh, es tropft ins Herz, der Kopf unmöbliert und hohl,
Ooh, keine Blumen im Fenster, der Fernseher ohne Bild und Ton
Ich fühl mich unbewohnt.“
In den folgenden Zeilen wird die Leere in ihm immer deutlicher. Ich denke, dass er hier von der Zeit kurz nach dem Tod seiner Frau singt. Man hört hier noch ein großes Stück Vergangenheitsbewältigung. Die Musik ist sehr vielfältig und zum Ende hin wird sie kräftiger, klingt aber eindeutig auch verzweifelter.
„Unbewohnt“ ist ein wunderschöner Song, der zwar wenig spektakulär ist, aber das Gefühl beim Hören ist in seiner Tiefe einfach überwältigend. Er bewegt mich wie kaum ein anderer dieser CD.
DORT UND HIER
Das ist der kürzeste Song der gesamten CD. Er ist auf alt gemacht, denn während des gesamten Songs hört man leises Knacken im Hintergrund und Herberts Stimme klingt immer sehr gedämpft. Der gesamte, langsame Song wird nur durch Gitarren begleitet und diese Schlichtheit verstärkt nur noch den Eindruck des Alters.
Sehr langsam und ruhig sind die Gitarren den ganzen Song lang. Herberts Stimme klingt irgendwie fast unbeteiligt. „Du bist dort und ich bin hier.“ Irgendein Mensch ist weit weg von ihm und nun macht er sich natürlich Gedanken um denjenigen.
„Ist jemand da, wenn dein Flügel bricht,
Der ihn für dich schient, der dich beschützt,
Der für dich wacht, dich auf Wolken trägt,
Für dich die Sterne zählt, wenn du schläfst.“
Ich mag diesen Song, er ist wunderbar ruhig und nachdenklich. Das Knacken und die gedämpften Töne tragen eher zur Steigerung seines Charmes bei, als ihn zu mindern. Er könnte an Anna gerichtet sein, lässt sich aber problemlos auf nahezu jeden Menschen übertragen.
BLICK ZURÜCK
Einzig Percussions leiten den Song ein. Später gesellt sich noch das melodieangebende Klavier hinzu. Erst nach einem 50sekündigen Vorspiel beginnt Herbert zu singen. Sehr wehmütig klingt seine Stimme, als er von einem vergangenen Sommer erzählt. Der „Blick zurück“ ist für ihn ein „Blick ins Licht“. „Du gibst mir Sicht [...] mit dir läppert sich das Glück.“ Die gesamte CD scheint an seine Frau Anna gerichtet zu sein. Und ich glaube auch, dass diese Annahme berechtigt ist. Denn schließlich ist dies das Thema, das ihn so lange beschäftigte. Es scheint, dass der „Blick zurück“ für ihn jetzt nicht mehr schmerzhaft, sondern nur noch wehmütig und träumend ist.
Die Instrumentierung bleibt den ganzen Song über gleich. Bestimmende Percussions werden immer wieder von einem melodieangebenden Klavier durchbrochen. Herberts Stimme hört sich erinnernd und melancholisch an, aber nicht verzweifelt. Mir gefällt auch dieser ruhige Song, der zwar vom Text her nicht klar zu deuten ist, aber die Musik geht ins Ohr und zu Herzen.
KEIN POKAL
Diesmal setzt Herberts Gesang gleichzeitig mit Drums und Gitarren sofort am Anfang ein. Seine Stimme klingt abweisend und entschlossen, als er jemanden klar von sich weist. „Ich bin nicht gerne allein, aber gerne ohne dich.“ Das sagt ja wohl schon alles aus. Bis jetzt sind die Instrumente eher zurückhaltend und das nun hinzukommende Keyboard verhält sich genauso.
Doch wie so oft ändert sich das im Chorus. Der Drummer darf mal so richtig zuschlagen und auch die Gitarren melden sich mehr zu Wort, während Herbert eindringlicher singt:
„Ich weiß nicht, wo ich hingehör,
Aber ich weiß, dass du mich störst,
Der siebte Himmel ist noch weit
Vielleicht such ich auch nur Streit...“
Nach dem Refrain wird es wieder ruhiger und Herbert stellt eines klar: „Ich bin keine Beute, kein Pokal, keine Trophäe, die man jagt...“ Irgendjemand ist völlig auf ihn fixiert, doch er lässt sich nicht einwickeln und das wird zum Ende hin auch deutlich durch die Musik ausgedrückt. Sie wird lauter und kräftiger, bevor sie mit Drums und Gitarren ausklingt.
Dieser Song ist mal etwas anders. Kämpferisch und entschlossen kommt er daher. So etwas fehlte mir noch auf diesem Album. Doch das wurde ja jetzt ausgemerzt. Toller Song, der mal wieder Abwechslung bringt.
ZUM MEER
Mit ganz ruhigen Percussions beginnt dieser offiziell letzte Song der CD, bevor auch Klaviertöne zu hören sind. Als Herbert anfängt zu singen, kommen auch noch Gitarren und Keyboards hinzu. Sphärische Töne im Hintergrund und später einsetzende Streicher verstärken noch das aufkommende Gefühl der Weite.
Die Strophenteile klingen oft eher hart und unerbittlich, während der Chorus vor allem durch die Streicher sanft und liebevoll wirkt. Mit dem Text ist es diesmal nicht so einfach. Ein klares Thema, das Herbert zum Schreiben dieses Songs veranlasste, ist nicht zu erkennen. Den Sinn des Songs kann ich nur für mich ganz persönlich klären. Ich glaube, dass Herbert über Eltern und Kinder singt. In den Strophen besingt er alles, was Eltern für Kinder tun. Doch damit meint er keineswegs, die Kinder müssten ihren Eltern ein Leben lang anhängen und ihnen auf Schritt und Tritt danken. Denn im Chorus singt er:
„Dreh dich um, dreh dich um,
Dreh dein Kreuz in den Sturm,
Geh gelöst, versöhnt, bestärkt,
Selbstbefreit den Weg zum Meer.“
Ich denke, er weißt zwar darauf hin, was Eltern alles für ihre Kinder tun. Doch er fordert auch die Kinder auf, wegzugehen, in die Ferne.
Ich habe keine Ahnung, ob sich Herbert Grönemeyer wirklich das dabei gedacht hat. Doch ich schreibe euch ja meine Erfahrungen und dies empfinde ich bei dem Song. Ich mag dieses Lied, auch wenn es textlich sehr schwer zu erschließen ist. Gegen Ende wird es immer getragener. Es ist ausgeglichen und ruhig, richtig schön zum Träumen.
BONUS TRACK: DEMO (LETZTER TAG)
Es wird immer geheimnisvoller um Herbert Grönemeyers Songs.
Dieser hier beginnt A Capella mit einem leisen „Uuuuuuuuuhhhhh“ im Hintergrund. Herbert singt mehrere Fragen, die sich jeder schon einmal gestellt hat: „Weiß man, wie oft ein Herz brechen kann? [...] Lohnen sich Gefühle? [...] Leben wir noch mal?“ Hier merkt man deutlich, wie gut Herbert Grönemeyer singen kann, was ich schon Menschen habe verneinen hören.
Zum Chorus setzt dann ein Klavier ein, das eine langsame, wunderschöne Melodie spielt. „Ich bin dein siebter Sinn, dein doppelter Boden, dein zweites Gesicht. Du bist eine kluge Prognose, das Prinzip Hoffnung, ein Leuchtstreifen aus der Nacht.“ Danach folgt ein etwas engagierter gespielter und gesungener Strophenteil, bevor im Chorus zusätzlich zum Klavier Streicher den Song nach vorn treiben.
Doch jetzt legt der Song erst richtig los, zur Grundinstrumentierung kommen noch Drums und Gitarren hinzu, Herbert singt auch lauter und zählt auf, was er alles für den Angesprochenen sein kann. „Ich lieb dich mehr als mich und ich finde dich.“ Verspricht er zum Abschluss, bevor der Song mit den eben erwähnten Instrumenten ausklingt.
„Letzter Tag“ gefällt mir vor allem im Anfangsteil, nur von Klavier und Streichinstrumenten begleitet, total gut. Doch auch die Steigerung während des Songs finde ich gut. Allerdings habe ich keine Ahnung, über was für eine Erfahrung Herbert Grönemeyer hier nun singt. Aber das ist mir auch egal, es ist ein toller Song, daran ändert sich nichts.
Dieser elfte und letzte Track der CD ist lang, sehr lang, fast 21 Minuten lang. Doch nach dreieinhalb Minuten folgt nur noch Stille. Erst nach 17:30 Minuten geht es weiter. Als ich Herbert Grönemeyer bei Boulevard Bio sah, sagte er, dass auch sein Sohn Felix etwas zu „Mensch“ beigetragen hätte. Ich wusste erst nicht, was das sein sollte, doch nach 17:30 Minuten des letzten Tracks wurde es mir klar. Felix Grönemeyer steuerte einen Song seiner Band bei. Ruhig, aber ziemlich elektronisch ist dieser Song. Vom englischen Text konnte ich nicht viel verstehen. Die Musik ist von Percussions und Pianotönen dominiert. Alles in allem finde ich diesen Song nicht mal schlecht, auch wenn er mich nicht umwirft.
Abschließend möchte ich euch das Album „Mensch“ von Herbert Grönemeyer noch einmal uneingeschränkt empfehlen. Viele Songs sind zwar nachdenklicher, haben aber einen ganz neuen Reiz. Ich habe diese CD schon sehr oft gehört und werde dies auch noch viel öfter tun. Euch rate ich, wenigstens einmal in das Comebackalbum des Jahres hereinzuhören, in dem Herbert Grönemeyer den Tod seiner Frau Anna verarbeitet.
Viele der Songs gehen sofort ins Ohr, doch bei anderen bedarf es einige Zeit, um sie zu erschließen. „Mensch“ ist ein großartiges Album mit intelligenten Texten und wunderschöner Musik. Hört mal rein! weiterlesen schließen -
Ein ganzes Album voller Gefühle - zu viel für mich
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
He's back – bigger than ever!
Na ja, um genau zu sein, war Herbert Grönemeyer ja nie wirklich weg vom Fenster. Nach dem wirklich tragischen Verlust seines Bruders und seiner Frau, die ja kurz nach einander starben, musste er erst einmal wieder zu sich finden und nahm eine lange Auszeit.
Ich habe die Sondersendung von "Boulevard Bio" gesehen und Grönemeyer da sehr offen erlebt. Man kann sich selbst schon in etwa vorstellen wie man sich in solcher Situation fühlt, aber mich hat es ehrlich gesagt sehr verwundert, dass er aus dieser (wie mir scheint – extremen -) Trauer, dieser Verzweiflung, die ihn erwischt hat, doch wieder herausgefunden hat.
So begann er ja mit einigen kleinen Schritten, bei denen er "nur" Auftritte absolvierte. Doch dann kam die Zeit, zu der er sich wohl wieder bereit dazu fand, ein neues Album zu produzieren - seinem Lebenszweck (wie er selbst sagte) wieder nach zu gehen.
Man kann somit davon ausgehen, das persönlichste Album von Herbert Grönemeyer vor sich zu haben.
Trotzdem möchte ich anmerken, meine Ausführungen hier sind mit Vorsicht zu genießen. Ich mag ihn und seine Songs. Aber ich mag immer nur vereinzelte Singles – habe mich nie mit einem ganzen Album anfreunden können.
So geht es mir mit "Mensch" auch. Ich habe schon versucht unvoreingenommen zu sein und das Album mehrmals mit dem Text vor Augen durchgehört. Aber ich werde nicht warm damit.
Die Single "Mensch" tanzt in ihrer Art sehr aus dem Rahmen. Diese Tanzbarkeit, der weiche Optimismus und die verhaltenen Fröhlichkeit kommt nur in diesem Lied richtig zur Geltung. Die meisten anderen Songs sind sehr hart, laut und aggressiv. Die Balladen dagegen wirken rau und holperig, teilweise bitter.
Ich verstehe das soweit, denn wenn man solche harten Schicksalsschläge verarbeiten muss, hat man oft nur die Chance, durch eigene Härte da durch zu kommen.
In den Texten merkt man auch immer wieder die Verarbeitung von Trauer und Schmerz. Viele Fragen stauen sich an, die keiner beantworten kann. Bitterkeit über (vermeintliche) Ungerechtigkeit tritt hervor. In anderen Songs dagegen hat man das Gefühl, Grönemeyer will sich selbst in den Arsch treten, damit es wieder vorwärts geht – endlich raus aus Trauer. Und dann gleich wieder die Angst, die geliebten Menschen könnten durch den täglichen Trott in Vergessenheit geraten.
Das heißt, es ist ein intensives und sehr persönliches Album, bei dem Herbert Grönemeyer viel, viel mit dem Hörer teilt.
Die Tracks im Einzelnen:
1. "Mensch" ist so ein Hammercomeback, wie man es nicht besser hätte machen können. Der Songs ist relativ ruhig und passend zum Video assoziierte ich gleich einen endenden Sommer. Die perfekte Mischung zwischen Optimismus (der Musik) und Traurigkeit (des Textes) macht's. Man kann alles super verstehen und mitfühlen.
2. "Neuland" knallt einem wie ein Heavy Metal Song mit reißerischen Gitarrenriffs, harten Beats und einer unglaublichen Geschwindigkeit um die Ohren. Mir gefällt er absolut nicht.
3. "Der Weg" ist eine klavierbegleitete Ballade, in die sich später noch Streicher einmischen. Die Musik hält sich allerdings super im Hintergrund. Grönemeyer kommt fast mit Sprechgesang daher – sehr deutlich und ausdrucksstark.
4. "viertel vor" kommt wieder flotter daher. Ein fester Griff in die Klaviertasten wird begleitet von einer harten Gitarre. Im Korpus ist der Song sehr ruhig, mit tiefer eindringlicher Sprechstimme.
5. "Lache, wenn es nicht zum weinen reicht" kommt mit einem Beat daher, der schnell in die Beine geht. Es zuckt und ruckt. Ein tanzbarer Song, der einem wie einem Tritt in den Arsch vorkommt – zieh Dich selbst aus der Scheiße, denn ein anderer macht's nicht!
6. "Unbewohnt" ist wieder ruhiger. Der Gesang tritt dominierend und klar in den Vordergrund. Die Musik ist abwechslungsreich und variabel, wie die Gefühle es sind, von denen Grönemeyer singt, bleibt aber weicher und melodischer.
7. "Dort und hier" ist ein ganz ruhiger Song, bei dem nur eine E Gitarre die Melodie vorgibt. Die Stimme von Grönemeyer hört sich an wie von einer Schellack Platte oder aus einem uralten Kofferradio. Ein kurzes aber intensives Lied.
8. "Blick zurück" kommt wieder melodischer und freundlicher daher. Flottere Beats, die die Füße wippen lassen und trotzdem ist der Gesang sehr getragen und hat im Refrain sogar einen Anflug militärischer Härte. Irritierend, aber gut und sehr lang!
9. "Kein Pokal" herb, hart und direkt. Musik, Gesang und Text bilden eine Einheit, teilweise sogar eine Wand gegen die man als Hörer unweigerlich rennt.
10. "Zum Meer" ist wieder sehr hart und aggressiv im Korpus – Gitarrenriffe, harte Beats. Der Refrain dagegen wirkt durch die Streicher und den sehr gleichmäßigen Gesang eher getragen und melodisch.
11. "(Demo) Letzter Tag" Der Bonustrack kommt wieder superruhig daher. Nur die Klavier- und Streicherbegleitung unterstützt das diesmal sehr wandelbare und eindrucksvolle Singen von Grönemeyer.
Fazit: Musik ist immer Geschmackssache. Einmal mehr beweist Herbert Grönemeyer, was noch alles in ihm steckt und weiß damit sicher nicht nur alte Fans zu begeistern. An mir geht es leider vor allem musikalisch vorbei.
PS: Das Cover muss man sich etwas länger anschauen, um die kleinen Figuren in einem Kartenhaus zu entdecken. Genauso muss man mehrmals die Texte mit lesen, um deren Feinheiten genau mitzubekommen.
PPS: Die CD ist kopiergeschützt. Ein Überspielen per optischen Kabels auf MD ist nicht möglich (EMI hat mich da bisher auch nur mit einem Standardbrief abgefertigt). Aber am PC kann man die Musik per mitgeliefertem Player hören. weiterlesen schließen -
Die WELT versinkt im CHAOS...
08.02.2003, 17:11 Uhr von
ZordanBodiak
I'm just a dreamer... But you're just a dream.... carpe diem - JENSPro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
... das neue Herbert Grönemeyer Album ist erschienen. Schon vor der Veröffentlichung hat der „Bochumer“ sein neustes Werk mit Platin-Status veredeln können. Aber auch am Veröffentlichungstag war in meinem Plattenladen der Ausnahmezustand ausgebrochen: Ein riesiger Stapel mit Grönemeyer-CDs, jeder ging vorbei, jeder griff zu. Verständlicherweise war ich auch einer dieser Käufer, gespannt war ich schon lange auf den kreativen Output Grönemeyers, hoffte ich doch, dass er nach seinem gewöhnungsbedürftigen Vorgänger-Album „Bleibt alles anders“ wieder eingängigere Klänge auf seinem neusten Werk „Mensch“ veröffentlichen würde.
Aufgeregt – man könnte meinen ich hätte „Flugzeuge in meinem Bauch“ gehabt – fuhr ich schließlich nach Hause. Gebannt entwickelte ich die CD aus ihrer unnötigen Plastikumhüllung und legte sie in meinen geliebten CD-Player. Was würde mich erwarten? Eine neue musikalisch Liebe – die schlicht und einfach „die Härte“ sein würde und meinen CD-Player dauerhaft bewohnen würde – oder würde ich wutentbrannt den guten Herrn Grönemeyer aus meinem CD-Player verbannen. Zweifelnd fragend „was soll das“? Aber ihr werdet es herausfinden. Gönnt euch den „Luxus“, lehnt euch zurück und (versucht) meinen Bericht zu genießen. Aber ich übernehme „keine Garantie“, falls jemand nach dem Lesen die unbezwingbare Lust verspürt in das Plattengeschäft seines Vertrauens zu laufen und die neue Grönemeyer-CD zu kaufen. Nicht verzweifelt versuchen das Gefühl zu unterdrücken, einfach nachgeben...
*Die Person hinter „Mensch“*
Der mittlerweile sechsundvierzig Jahre alt Herbert Grönemeyer (Geburtstag war der 12. April 1956) wurde entgegen der meisten Behauptungen nicht in Bochum geboren. Hierher verschlug es den gebürtigen Göttinger erst während seiner Kindheit. Nach anfänglichen Kompositionsarbeiten für das Bochumer Schauspielhaus, tätigte Grönemeyer erste Versuche in den Kreisen der bewegten Bilder, die er mit seinem Auftritt in Wolfgang Petersens Welterfolg „Das Boot“ krönte.
Scheiterte seine ersten musikalischen Versuche noch an kreativen Unstimmigkeiten mit den Produzenten – „Gemischte Gefühle (1983) dürfte wohl das bekannteste der frühen Alben sein, so ging aus ihm im Nachhinein mit „Musik nur wenn sie laut ist“ doch ein Dauerbrenner hervor – eroberte er mit der Veröffentlichung der selbstproduzierten Platte „4630 Bochum“ (1984) den deutschen Rock-Olymp. Er wurde der Stern am Musik-Firmament und begeisterte Millionen von Fans. Ob im „Luxus“ (1990) schwelgend oder dem „Chaos“ (1993) verfallen, seine Alben verkauften sich im deutschsprachigen Raum mehr als 10 Millionen Mal.
Im Jahre 1994 wird Grönemeyer schließlich und endlich weltweit geehrt: Als erster nicht-englischsprachiger Sänger darf er im Rahmen von MTV-Unplugged ein Konzert ohne jeglichen Strom aufnehmen. Und mit den „fantastischen Vier“ ist ihm bisher auch nur „ein“ weiterer deutschsprachiger „Künstler“ gefolgt.
Sein bisher letztes Album „Bleibt alles anders“ veröffentlichte Herbert Grönemeyer im Jahre 1998. Trotz des gewöhnungsbedürftigen Klanges waren die anstehenden Konzert im Nu ausverkauft, durch persönliche Schicksalsschläge (im November des Jahres stirb sein Bruder, kurz darauf verstirbt auch seine Frau an den Folgen einer Brustkrebserkrankung) gebeutelt, verlegte Grönemeyer seine Tour auf den folgenden Frühjahr. Eine Konzertreihe, die mehr als 600.000 Fans zufriedengestellt hatte.
Nach seiner Übersiedlung von Berlin nach Großbritannien und unterschiedlichsten Engagements im Bereich der deutschen Musik – so geht sowohl die Initiative „Pop 2000“ auf sein Konto als auch die Konzertreihe „Gesicht zeigen gegen Gewalt“ – kehrt der Deutschrock-Barde wieder mit neuem musikalischen Material zurück.
*Die Musik auf „Mensch“*
Mensch
Angefangen wird sogleich mit der ersten Singleauskopplung – die im übrigen der erste Nummer-eins-Hit von Herbert Grönemeyer war. Keyboard-Klänge spielen eine lateinamerikanisch-anmutenden Rhythmus, unterstützt von den Drums, entwickelt sich eine Melange, die zunächst nicht sehr herausragend erscheint. Doch schon nach dem Einsetzen der Stimme Grönemeyers entwickelt sich eine unwiderstehliche Zusammensetzung, der man nicht widerstehen kann. Leicht Einstreuungen von Streichinstrumenten und vereinzelte Klänge – die bei mir Erinnerungen an das Meer hervorrufen – vollenden letztendlich den ersten Song. Träumerisch schwelgend erwarte ich die fortsetzenden Klänge von „Mensch“...
Neuland
Rockig geht die Reise durch den Menschen weiter. Dominante Gitarren, Drums die direkt nach vorne spielen. Doch was sind das für komische Hintergrundklänge? Seltsam Töne werden dem Keyboard entlockt – ist das erneut ein „Mambo“, der dort im Hintergrund von den Bläsern vorgetragen wird? Letztendlich eine Frage, die sich erübrigt, harmonieren die Rhythmen doch nach und nach immer besser und auch die Gitarren und die Drums drängen sich hörbar in den Vordergrund. Lautstark wird Herbert Grönemeyer von Henning Rümenapp (der Gitarrist von den Guano Apes) unterstützt, nach vorne preschend gibt „Herbie“ ein musikalisches Statement zu der derzeitigen Situation in Deutschland ab. Trotz dieser „harten“ Gitarrenklänge verlasse ich das „Neuland“ nachdenklich. Versuche meine Gedanken zu ordnen...
Der Weg
Mein absoluter Favorit auf der gesamten Platte. Ein Orgel unterstützt den Gesang, schüchtern werden Streicher eingestreut. Gefühlvoll offenbart Herbert Grönemeyer einen Nachruf auf einen geliebten Menschen – vermutlich seine Frau. Traurig – obgleich der optimistischen Stimme Grönemeyers – verfolgt der Zuhörer die poetischen Zeilen. Trotz der wundervollen Zweisamkeit, muss Grönemeyer feststellen, dass das Leben bei weitem nicht fair ist. Leicht Depressiv lässt mich „der Weg“ zurück, versunken in Gedanken...
Viertel vor
Aber auch hier lässt uns Grönemeyer nicht gänzlich in Melancholie versinken. Um aus der bedrückten Lethargie zu erwachen, wird man von fröhlichen Keyboard-Klängen begrüßt. Lauthals setzen die Gitarren ein. Verstummen jedoch bis auf ein Minimum beim Einsetzen des Gesanges. Energievoll mausert sich „Viertel vor“ zum Refrain. Wie es scheint weiß Grönemeyer seinen Zuhörer erneut durch eindrucksvolle wechselartige Songs zu beeindrucken. Man darf gespannt sein, was als nächstes kommt...
Lache, wenn es nicht zum Weinen reicht
Seicht groovend beginnt der nächste Song. Trotz der textlichen Schwermut offenbart uns „Lache, wenn es nicht zum Weinen reicht“ einen dominanten Rhythmus, der direkt ins Tanzbein geht. Nach und nach wissen sich auch die textlichen Tiefschläge aufzuhellen und man kann die gewisse Ironie im Text erkennen. Fröhlich von Blasinstrumenten unterstützt zaubert Grönemeyer seinem Zuhörer erneut ein Lächeln auf das Gesicht...
Unbewohnt
Erneut hoffnungsvolle Klänge bevölkern „Unbewohnt“, gänzlich im Vordergrund steht die Stimme Grönemeyers. Sanft erzählt er seinem Zuhörer von seiner inneren Leere, durch und durch ist die schwermütigen Thematik des Songs ein Kontrast zu den eher seichten Hintergrundklängen. Doch die abschließenden Streichinstrumente holen den Zuhörer zurück in seine Melancholie...
Dort und hier
Leicht verkratzt erscheint der Anfang von „dort und hier“, auch die Stimme Grönemeyers wirkt seltsam fern und dumpf. Gesungen durch ein Trichtermikrophon, lediglich von einem Bass unter einer Gitarre unterstützt, baut Grönemeyer erneut eine depressive Stimmung auf. Er versucht den Tod seiner Frau langsam zu verarbeiten. Versucht sein Leben erneut einen Sinn zu geben. Den Tränen nahe, hört man gebannt zu...
Blick zurück
Seltsam anmutende Computer-Klänge eröffnen den „Blick zurück“. Der Synthesizer dominiert. Leicht sieht man sich versucht an die Trance-Version von Grönemeyers „Cosmic Chaos“-Album zu denken. Gitarrenklänge werden vereinzelt eingestreut. Eine Melange, die nicht gänzlich zu überzeugen weiß. Letztendlich dominiert aber der träumerische Rhythmus, der den Gesang Grönemeyers, der zeitweise leicht verzerrt erscheint, wundervoll untermalt...
Kein Pokal
Die träumerische Stimmung wird zunächst aufrecht erhalten. Dumpfe Gitarren, Grönemeyers Gesang. Doch nach und nach wird die Verträumtheit von lauterwerdenden Gitarren zerstört. Das Thema der Trennung steht erneut in „Kein Pokal“ im Vordergrund. Weit entfernt vom Liebeshimmel, beleuchtet der Barde die Thematik von einer anderen Seite. Grönemeyer versucht sich von einer verebbten Liebe zu trennen, einer Liebe die keine Zukunft mehr hat...
Zum Meer
Drum-Orientiert erklingt der Anfang, lediglich unterstützt von Keyboard-Klängen. Nach und nach setzen die Gitarren und der Gesang ein. Eine eingängige von Streichern getragene Melodie trägt den Song. Doch leider fehlt „zum Meer“ das besondere etwas, höhepunktlos plätschert der Song voran. Zum Abschluss des regulären Albums noch einmal ein schwächelndes Lied...
Demo (letzter Tag) - Bonus Track
Ein summender Background-Chor eröffnet den Zusatzsong. Nach dem Einsetzen des Gesanges verstummen die Summer, Grönemeyer eröffnet sein Klavierspiel. Spielfreudig setzen die Streicher ein. Offenbaren dem Zuschauer einen hoffnungsvollen Blick, der schlussendlich von zurückhaltenden Drums untermalt wird. Mit einem sanften Lächeln verlässt der Zuhörer die Sphären von „Mensch“, versucht zurückzufinden in die reale Welt...
Eine lange Pause setzt ein. Keine musikalischen Töne erklingen mehr aus den Lautsprechern, doch plötzlich nach mehr als zehn Minuten... Eine ruhige Gitarre, ebenso gefühlvoll gespielte Drums, das Klavier setzt ein. Doch was für eine Stimme ist das? Aus meinen Lautsprechern ertönt eine tiefe männliche Stimme... Herbert Grönemeyer ist das mit Sicherheit nicht. Doch mindert das die Qualität des Songs? Bei weitem nicht. Ein überraschender Ausklang für eine immer mehr wachsende CD...
*Abschließende Worte*
Zwar kann mich „Mensch“ (noch) nicht auf der ganzen Linie überzeugen, aber ein Hörgenuss ist das Album allemal. Eine ständige Gratwanderung zwischen gefühlvollen Balladen und rockigen Klängen verleitet den Zuhörer zum gebannten Lauschen. Und in bester Tradition seiner früheren Werke bietet der Barde – der gerne mal ein paar Silben der gesungenen Worte verschluckt – seinem Publikum tiefgreifende Texte, die den Zuhörer in den einzelnen Liedern versinken lassen. Zwar ist „Mensch“ erneut kein Album für die ständige Nebenbeiberieselung, vor allem die einzelnen Texte sind zu nachhaltig, um bei einem netten Plausch in Vergessenheit zu geraten.
Wertung: 8 träumerische Punkte auf meiner 10er-Skala – die Tendenz deutet aber eindeutig nach oben...
*Anmerkung*
Teile der Biographie Herbert Grönemeyers wurden von diversen Internet-Quellen übernommen. Diese soll aber nur als Schmankerl für den Leser dienen und verständlicherweise kann ich nicht alle (Jahres-)Zahlen im Kopf haben... weiterlesen schließen
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