Pro:
nichts
Kontra:
die Unsicherheit, psychischer Druck, keine Rechtssicherheit aufgrund fehlender Gesetze, man ist sich selbst überlassen, der Stalker kann einem Schaden zufügen, man muss ständig auf der Hut sein
Empfehlung:
Nein
Hallo,
ich denke, dass das hier in die Kategorie ganz gut passt, denn es geht um Menschen, Menschen allgemein.
Bis vor ein paar Wochen kannte ich das Thema Stalking eher „aus der Ferne“, hier mal eine Talkgast, dort mal ein Artikel und letztens im April-Plenum des Hessischen Landtages wurde über ein Gesetzentwurf für Hessen diskutiert, der so genannten Stalkern das Handwerk legen soll.
Seit einiger Zeit ist es nun auch ein Thema für mich „aus der Nähe“.
Am Anfang waren es nur eher seltsame Begebenheiten, die mich eigentlich nicht sonderlich irritierten und die ich als die sprichwörtlichen „Dummen-Jungen-Streiche“ abgetan und die ich auch nicht sonderlich im Zusammenhang gesehen hatte. Seit Anfang Mai nahm das Ganze dann eine neue Qualität an. Aber alles schön der Reihe nach.
Um meinem Frust und auch meiner langsam aufkommenden Verzweiflung Herr zu werden, habe ich das gemacht, was ich immer in schier belastenden Situationen mache: Ich habe nach Informationen gesucht. Nicht in erster Linie wirklich um Wissen über die Materie zu erlangen, sondern um mir das Gefühl zu geben, dass ich etwas tue.
Was ist Stalking eigentlich? Immer wieder hört man neuerdings davon. Ist es eine Modeerscheinung oder was?
Juristen sprechen von einem komplexen bzw. höchst perfiden Täterverhalten, dass dem des Mobbings teilweise ähnelt, jedoch in einer anderen Dimension und in einen anderen Kontext ausgeübt wird. Wenn eine Methode des Mobbings die bewusste Nichtbeachtung ist, so „überschüttet“ der so genannte Stalker sein Opfer beim Stalking vor allem mit Beästigungen, Verfolgung, Überwachung und sonstigen „Aufmerksamkeiten“, um sein Opfer zu einer wie auch immer gearteten Beziehung zu bewegen oder – und das war mir neu – einfach nur zu schikanieren. Im Volksmund nennt man das auch „Psychoterror“.
Der Täter oder die Täterin will seinem Opfer etwas aufzwingen und ist der irrigen Annahme, dass das was er da veranstaltet Zeichen der Zuneigung sind und das Opfer doch erkennen muss, wie gut man´s mit ihm meint. Er will Aufmerksamkeiten erwecken, die er im Normalfall sicherlich nicht bekommen würde und begreift nicht, dass er oder sie es so auch bloß nicht schaffen, die Aufmerksamkeit des anderen auf sich zu ziehen. Wenn der Stalker es denn mal in einem lichten Moment begreift, dass seine Aufmerksamkeiten erfolglos bleiben, kann seine Motivation in Hass, Rache oder Vergeltung umschlagen.
Im Internet habe ich dann noch folgende, sehr treffende Beschreibung gefunden:
“Heute wird aber auch dann von Stalking gesprochen, wenn eine solche Motivation des Täters, also ein enges Verhältnis zum Opfer herzustellen, nicht vorliegt - salopp gesagt: wenn der Täter von vornherein keine Zuneigung (»Liebe«) gegenüber dem Opfer empfindet -, sondern wenn er es ausschließlich, aus welchen Gründen auch immer, drangsalieren will. Ein Motiv hierfür kann in Rachegelüsten des Täters für vermeintlich erlittene Kränkungen oder Rechtsverletzungen liegen.
Zu hartnäckigen Stalkern können auch sog. »Querulanten« werden, die meistens schon bei Polizei und Justiz wegen ständiger Anzeigen gegen jedermann aufgefallen sind. Häufig sind dies Nachbarn, die mit ihrem Leben unzufrieden sind oder sonst nicht zurechtkommen und ihren Ärger an den Mitmenschen auslassen.“
Welche Methoden/ Stalking-Handlungen gibt es?
Oh, mehr als genug Möglichkeiten bieten sich für den Stalker sein Opfer zu belästigen, zu beleidigen, zu bedrohen oder einfach nur zu nerven. Der Möglichkeiten gibt es viele, daher kann man sie nicht vollständig aufzählen. Aber egal für was sich der Stalker entscheidet, eine Charakteristik weisen sie alle auf: sie weisen eine gewisse Kontinuität und Häufigkeit auf. Auch zeitlich begrenzt sind sie nicht, es kann sich über Wochen, Monate oder gar Jahre hinziehen. In Deutschland gibt es ja zu allem eine Statistik – auch zu Stalking und dessen durchschnittliche Dauer. Die beträgt ca. 12 Monate.
Hier ein paar Beispiele für Stalking-Handlungen:
• Verfolgen (zu Fuß, mit dem Fahrrad/Motorrad oder im Auto)
• Schreiben von »Liebesbriefen«, die z. B. auch Beschimpfungen enthalten können
• Drohen (indirekt oder direkt)
• Ständiges Anrufen (Störanrufe): Telefonterror
• Schalten von falschen Anzeigen in Zeitungen (z. B. Hochzeits- oder Todesanzeige)
• Hinterlassen von Nachrichten auf dem Anrufbeantworter
• Zusenden zahlreicher E-Mails und SMS, teilweise mit obszönem Inhalt (sog. Cyberstalking)
• Gehässige Einträge in Internet-Foren oder Gästebüchern (Cyberstalking)
• Hinterlassen z. B. von Blumen oder Mitteilungen am Auto/Briefkasten des Opfers
• Häufige Präsenz in der Nähe der Wohnung oder Arbeitsstelle des Opfers
• Sachbeschädigungen wie Zerstechen von Autoreifen, Zerschlagen von Scheiben etc.
• Verleumdungen/üble Nachrede (z. B. das Opfer habe den Täter sexuell missbraucht)
• Falsche Verdächtigungen des Opfers bei der Polizei oder der Staatsanwaltschaft
• Überwachung des Freundes- und Bekanntenkreises des Opfers
• Ausspionieren der persönlichen Daten des Opfers
• Bestellen von Waren, Abonnieren von Zeitschriften etc. unter dem Namen des Opfers
Diese Liste ist natürlich nicht vollständig, es gibt ja noch so viele Möglichkeiten um sein Opfer zu terrorisieren. Auch mein „Schatten“ hatte/ hat da noch ein paar „nette“ Ideen gehabt.
Nächste Frage: In welcher Beziehung (wenn man das überhaupt so nennen will) stehen Stalker und Opfer?
Stalking kommt eigentlich der Bezeichnung nach aus Amerika. Dort hat eine Studie ergeben, dass die Mehrzahl der Täter Männer und damit Frauen die Hauptbetroffenen sind. Aber das ist eigentlich nur die halbe Wahrheit, denn auch Männer können Stalking-Opfer werden, auch wenn die betroffenen Männer bei der Statistik der Stalking-Opfer nur gerade mal 20 – 25% ausmachen. Dass sie betroffen sind, kommt immer auch auf die Motivation und die Zielsetzung des Stalkers an.
In den meisten Fällen kennen sich Opfer und Täter entweder aus früheren Beziehungen, von der Arbeit oder anderen Situationen des täglichen Lebens. Sind Prominente im Spiel – wie Schauspieler, Sänger, Moderatoren o.ä. – dann eher nicht.
Im Gegensatz zu Mobbing – wo mitunter mehrere Täter sich auf ein Opfer konzentrieren – kann bei Stalking ein Täter nicht nur gegen das auserwählte Opfer allein, sondern auch gegen dessen Verwandte, Freunde und Bekannte agieren. Um jedoch so weit zu gehen, muss er vorher das Lebensumfeld seines Opfers ausspähen oder kennen, weil man sich früher in den gleichen Kreisen bewegte.
Auch wer denkt, dass Stalker nur aus einer bestimmten Schicht der Gesellschaft kommen, der irrt sich gewaltig. Die Palette reicht vom stalkenden Professor, Rentner über Rechtsanwälte, Polizisten bis hin zu Studenten, und auch Arbeitslose oder Sozialhilfeempfänger können Stalker sein.
Aber nun zu meinem „Fall“:
All das Wissen nützt mir bisher wenig, denn egal wie oft ich auch grüble und wie viel ich auch versuche logisch herauszufinden, wer es ist, der mir das Leben seit einiger Zeit versucht zu vermiesen, ich komme nicht drauf. Aufgrund meiner Recherchen weiß ich, dass eine Frau beteiligt sein soll, weil die sich telefonisch bei verschiedenen Aktionen gemeldet hatte.
Sehr unruhig macht mich allerdings der Gedanke und inzwischen die Gewissheit, dass diese Person sehr viele Daten, die eigentlich niemand groß kennt, von mir weiß und diese auch nutzt.
Hier einige Beispiele:
Vor ca. 5 Wochen fing es an, dass ich immer wieder merkwürdige Mails – zwar von verschiedenen Mailabsendern – bekomme. Immer wenn ich gerade wieder eine yahoo-Adresse oder web-Adresse in den Filter geschoben habe, geht es mit einer anderen Mail weiter. Woher hat der Betreffende meine private Mail, die ich nur an Bekannte und Freunde gegeben habe?
Seit ca. 4 Wochen bekomme ich im Büro immer wieder merkwürdige Anrufe mit einer automatischen Bandansage, ähnlich der, wenn man eine SMS auf einen Festnetzapparat bekommt. Keine Nachricht, nur irgendwelche unverständlichen Zahlenkolonen. Verweigere ich die Annahme oder gehe nicht ran, weil ich inzwischen die Nummer schon kenne, klingelt alle paar Minuten das Telefon – solange bis ich die Nachricht ablaufen lassen ha.
Zuhause bekomme ich – bevorzugt nachts – Anrufe bei denen sich niemand meldet, ich aber höre, dass jemand am anderen Ende ist. Das ist für mich schon deswegen sehr problematisch, weil ich seit dem Unfalltod meiner Mutter jedes Mal einen wahnsinnigen Schreck bekomme, wenn nachts das Telefon geht. Ich bekam damals ohne Vorwarnung nachts halb 2 den Anruf, dass meine Mutter tödlich verunglückt ist. Seitdem reagiere ich da etwas merkwürdig…
Am vergangenen Wochenende – pünktlich zum Monatsanfang – war mein Telefon tot. Nichts ging mehr. Nicht einmal den Notruf oder den Telekomkundendienst konnte ich noch erreichen. Dachte erst an einen Defekt. Am 2.5. habe ich dann erfahren, dass alles seine Richtigkeit hätte, denn ich hab ja meinen Anschluss zum 1.5. schriftlich gekündigt. Wie bitte? Das würde ich aber gern mal sehen. Daraufhin wurde mir das Schreiben per Fax zugeschickt. Die Unterschrift sah meiner zwar ähnlich, aber wichtige Eigenschaften, die meine Unterschrift bei wichtigen Dingen aufweist, hatte diese hier nicht. Und was noch unverständlicher war, es war keine Kundennummer, keine Buchungskontonummer, nur meine Rufnummer angegeben. 5 Tage habe ich gekämpft und den Idioten von der Telekom erklärt, dass sie einem Spinner aufgesessen sind, damit mir mein Anschluss ohne Neuanschlusskosten wieder eingerichtet wird. Am Ende habe ich denen mit meinem Anwalt gedroht und der Aussicht, dass ich gern mal Montag früh 8.00 Uhr „den Laden“ von hinten aufrolle, wenn sie sich nicht endlich kümmern… Freitagnachmittag ging er wieder!
Aber nicht genug. Für noch mehr „Spaß“ hat mein „unsichtbarer Freund“ gesorgt: Ich dachte in der vergangenen Woche, dass ich vielleicht im falschen Film stehe, denn das was ich da erlebte, kannte ich bisher wirklich nur aus dem Kino. abends um 10 klingelte ein mir völlig unbekannter Pizzadienst und hatte für mich Fressjettchen ein Dutzend Pizzen im Arm. Die durfte er natürlich wieder mitnehmen, weil ich ihm sagte, dass der der meine Pizzen bestellt, mir vorher das Telefon gekündigt hatte… Der Pizzafahrer war sauer und hielt mich wahrscheinlich für bescheuert. Egal, nicht eine Pizza blieb bei mir – ich war satt! Aber zumindest erfuhr ich vom Pizzadienst, dass eine Frau mit Dialekt die Pizzas bestellt hatte… Nur Dialekt spreche ich hier für die Einheimischen auch.
Nächster Tag, gegen kurz vor Mitternacht klingelte es wieder: Hier ist der ADAC, Sie haben Probleme mit Ihrem Fahrzeug? Wo steht es denn? WIE BITTE???? Ich war seit Wochen nicht mehr gefahren und das sagte ich ihm auch. Ich konnte die Situation nur deswegen retten, weil der Anruf ca. 20 Minuten vorher dort eingegangen ist und ich ihm durch Handauflegen auf die Motorhaube „beweisen“ konnte, dass der schon einige Zeit kein Füßchen vor das Garagentor gemacht hatte. Auch der Mann zog unverrichteter Dinge – sicherlich auch verärgert – wieder ab.
Inzwischen glaubte ich nicht mehr so sonderlich überzeugt an die Variante mit den „Dummen-Jungen-Streichen“ und versuchte mich auf eventuelle weitere „Aufmerksamkeiten“ des lieben Mitmenschen einzustellen. Anruf bei der Bank, falls jemand meine Karten als verloren melden sollte oder mein Konto kündigen will. Wenn was ist, will man mich anrufen.
Anruf bei meiner Vermieterin, falls ich in „geistiger Umnachtung“ meine Wohnung gekündigt haben sollte… Bisher auch noch nicht geschehen. Gott sei Dank haben wir ein so gutes Verhältnis, dass sie im Falle einer Kündigung sofort bei mir angerufen hätte um zu fragen, was mich denn vertreiben würde… Wenn sich was tun sollte, telefonieren wir.
Heute der nächste Schock: Mein Stromversorger hat mir mitgeteilt, dass sie meine Kündigung zum 15.05.2005 erhalten haben (?) WIE BITTE??? Inzwischen habe ich „mein“ Kündigungsschreiben auf dem Tisch und sehe wieder einmal, wie meine Unterschrift selbst nach 4 Flaschen Wodka nicht aussehen würde… Auch das konnte ich gerade noch retten.
Aber am Wochenende, da meinte mein Stalker es wirklich gut mit mir: Danke für den Wiesbadener Kurier, Danke für die FAZ, Danke auch für das Wiesbadener Tagblatt, Danke für die BamS (da hätte es in jedem Fall auch gereicht, wenn ich nur je 1 Exemplar bekommen hätte, 5 sind selbst für mich nicht zu schaffen). Heute habe ich den ganzen Krempel wieder zurückgeschickt und die Mitteilung, dass ich dankend ablehne und es sich nicht um meine Bestellung handele. Mal sehen, was da wieder zurückkommt…
Auch auf dem Friedhof war er/ sie schon. Das Grab meiner Mutter habe ich am Sonntag verwüstet vorgefunden. Alle Pflanzen rausgerissen…
Vorsichtshalber habe ich meinen Nachbarn auf der Etage schon mal rein vorsorglich mitgeteilt, dass wenn Paketsendungen für mich kommen sollten in nächster Zeit, deren Annahme verweigert und der ganze Krempel zurückgeschickt werden solle. Meine Pakete und Päckchen beziehe ich über die Packstation. Klasse Erfindung, wie sich jetzt herausstellt.
Das klingt jetzt sicherlich ganz lustig, wenn man das so liest. Aber mir ist inzwischen das Lachen vergangen. Ich rätsle immer noch, wer dahinter steckt. Meine Telefonnummer steht übrigens in keinem Telefonbuch. Ex-Freunde kommen nicht in Frage, weil wir immer eine einvernehmliche Trennung hinbekommen haben und heute noch befreundet sind.
Angst, dass mir was passieren könnte, habe ich jedoch nicht. Aus mehreren Gründen:
1. Bisher ist er/ sie nicht persönlich in Erscheinung getreten und ich habe auch nicht bemerkt, dass mich jemand auffällig verfolgt.
2. Ich wohne in einem Haus, das besser gesichert ist als Ford Knox. Um ins Haus zu kommen, braucht man einen Schlüssel und selbst wenn er/ sie doch reinkommen sollte, so kommt die Person nicht bis zur Wohnungstür, weil auf jeder Etage nochmals eine verschlossene Zwischentür ist. Auch in unsere Tiefgarage kommt niemand ohne Schlüssel rein.
3. Wegen verschiedener Einbrüche in den Büroetagen unseres Hauses, haben die Firmen einen Sicherheitsdienst engagiert, der regelmäßig nach dem Rechten schaut.
4. Greifen Stalker ihre Opfer eigentlich nicht persönlich an. Eine direkte Konfrontation vermeiden sie, da sie an der subtilen Art ihre Opfer zu terrorisieren wesentlich mehr Genugtuung finden.
Wie ging es mir in den letzten Wochen?
Zunächst hatte ich es ja wie gesagt nicht sonderlich ernst genommen und als ich begriff, was da vorgeht, wurde ich natürlich auch sehr nachdenklich. Keinem in meiner näheren Umgebung traue ich so etwas zu, mit niemanden habe ich mich je so gestritten, dass jemand so gekränkt reagiert. Ein paar Vermutungen habe ich, aber wie in jedem guten Krimi, sind die offensichtlichen Verdächtigen es am Ende doch nicht.
Ich legte mir sofort ein Konzept zurecht, wie ich reagiere und was ich zur Schadensbegrenzung unternehmen muss. Das hat ganz gut funktioniert, weil ich ja in unserer Familie schon immer die „Feuerwehr“ gespielt habe und noch immer spiele.
Irgendwann kamen dann aber die körperlichen Beschwerden dazu – kolikartige Magenkrämpfe aus heiterem Himmel, Migräneattacken, Unwohlsein, Müdigkeit - und erst einmal Kontaktscheue (weil ich ja nicht wusste, wem ich noch trauen soll). Letzteres ist eigentlich das Schlimmste bei der Sache für mich, alles andere ist unangenehm, aber lösbar. Nach dem Tod meiner Mutter war ich schon mal in ein tiefes Loch gefallen, dann noch Mobbing durch meine Chefin. Ich hatte mich damals systematisch vom geschäftigen treiben um mich herum zurück gezogen und war gerade wieder dabei, meine Kontakte zu pflegen und wieder „unter Leute zu gehen“. Das kam mit einem Mal wieder ins Wanken.
Was kann ich jedoch dagegen unternehmen? Gibt es Gesetze?
Eigentlich kann ich nur recht wenig dagegen tun.
Man kann dem Stalker unmissverständlich klar machen, dass man sich von ihm distanziert und keinen Kontakt wünscht. Am besten sollte man das mit Zeugen tun. Würde ich gern machen, aber ich weiß ja momentan nicht, wer´s ist.
Die Polizei lacht sich fasst schlapp, solang nicht wirklich was passiert, können gar nichts machen und – da gebe ich denen sogar Recht – sie haben nun wirklich mit ganz anderen Kalibern zu tun. Aber eigentlich muss sie auch Anzeigen dieser Art gegen „Unbekannt“ aufnehmen und sogar präventiv tätig werden (weiß ich jetzt).
Was die Sache noch unnütz erschwert ist, dass es in Deutschland noch keinen eigenen Straftatbestand für Stalking gibt. Zwar sind verschiedene Bundesländer – u.a. auch Hessen – jetzt inzwischen dabei, diese Tatsache zu ändern und Gesetze zu erlassen. Aber das Gesetzgebungsverfahren ist zäh und langwierig. Bis der eigens für Stalking geschaffene Straftatbestand gesetzlich geahndet werden kann, kann es noch dauern. Heißt ja nicht umsonst, die Mühlen des Gesetzes mahlen langsam. Durch die Medien wurde zwar das Thema zum Thema, aber seit Beginn des Jahres 2000 versucht der Gesetzgeber auf Lücken in der Gesetzgebung zu reagieren, aber wirklich was dabei rausgekommen ist bisher nichts.
„Mit dem von der ehemaligen Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) forcierten, am 1. Januar 2002 in Kraft getretenen Gewaltschutzgesetz, das nicht nur zivilrechtliche Normen, sondern auch eine von mir initiierte Strafvorschrift (§ 4 GewSchG) enthält, sind bislang nur richterrechtlich getroffene Regelungen normiert worden. Grundlegende Verbesserungen schafft das GewSchG jedoch nicht. Das GewSchG ist im Hinblick auf Stalking wenig effektiv, denn es ist nicht als Instrument gegen Stalking, sondern gegen häusliche Gewalt entworfen worden.
Die in § 1 GewSchG enthaltenen Möglichkeiten für eine richterliche Anordnung müssen im Wege der Unterlassungsklage bzw. über einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung beantragt werden. Das GewSchG »nötigt« die Opfer nach wie vor, erst zivilgerichtliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, bevor sie gegen den Täter gemäß § 4 GewSchG Strafanzeige erstatten können (die Erstattung einer Strafanzeige wegen der Begehung anderer Delikte von vornherein bleibt freilich unberührt). Dieser Umweg ist unsinnig. Die relativ niedrige Strafandrohung in § 4 GewSchG wirkt nach meinem Dafürhalten auf potentielle Stalker nicht abschreckend.“
Sollten Stalking-Fälle dennoch in unserem Land mal den Weg bis ins Gericht schaffen, dann erweist sich die Tatsache, dass es in Deutschland keine einheitliche Rechtssprechung gibt, wiederum als Hemmschuh. Denn fast identische Sachverhalte können in Leipzig ganz anders richterlich bewertet werden als z.B. in Wiesbaden oder München. Denn Richter sind – das wird oft vergessen – in ihren Entscheidungen frei und in erster Linie ihrem Gewissen und erst dann dem Gesetz verpflichtet.
Zwar gibt es im deutschen Strafgesetzbuch Tatbestände wie Hausfriedensbruch (§ 123 StGB), falsche Verdächtigung (§ 164 StGB), Beleidigung (§ 185 StGB), üble Nachrede (§ 186 StGB), Verleumdung (§ 187 StGB), Körperverletzung (§ 223 StGB), Nötigung (§ 240 StGB) und Bedrohung (§ 241 StGB), diese erfassen jedoch die Mehrzahl der Handlungen, die eben keinen der klassischen Tatbestände erfüllt, nicht.
Unter was bitte der o.g. Straftatbestände fällt denn, wenn jemand in meinem Namen Telefon, Strom und was weiß ich noch kündigt?
Aber auch ein weiterer Punkt ist beunruhigend, denn es fehlt nicht nur an Gesetzen gegen Stalker, es fehlt darüber hinaus auch an gesetzlichen Regelungen für die Behandlung psychisch kranker Stalker. Die Gesetze der Länder zur vorbeugenden Unterbringung psychisch Kranker greift in den meisten Stalking-ällen nicht, weil die gesetzlichen Voraussetzungen entweder nicht vorliegen oder aber nicht gesehen werden.
Und dem gegenüber steht dann auch noch eine ahnungslose Bundesjustizministerin, die das Problem als solches nicht sieht und in einem Interview völlig bagatellisiert mit den Worten:
»Viele Menschen empfinden bestimmtes Verhalten vielleicht als belästigend, während man demjenigen, der sich so verhält, gar nichts nachweisen kann außer der Tatsache, dass er eben zum selben Moment im selben Kaufhaus ist oder dieselbe Straße entlangläuft. Daraus einen Straftatbestand dann zu konstruieren, ist ausgesprochen schwierig, d. h. also, die subjektive Seite ist ausgesprochen hoch und das rechtlich abzugreifen, halte ich für sehr schwierig.«
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es mehr ist als zur gleichen Zeit am gleichen Ort zu sein. Wenn es so wäre, wäre es mir lieber, denn dann wüsste ich, wer in meinem Fall dahinter steckt. Aber andererseits zeigt es mir deutlich, dass von Stalking betroffene auch in Zukunft kaum mit Hilfe und dem Schutz des Staates rechnen können. Der Staat kommt seiner Funktion, die Bürger vor Straftaten zu schützen, in keiner Weise mehr nach. Er versagt kläglich. Wenn nur einer dieser Stalker jedoch bei seinen „Aktivitäten“ einen Euro Steuern hinterziehen würde, dann würde sich sicherlich ganz schnell was ändern, denn bei Sach- und Gelddelikten ist er ja immer ganz schnell – siehe Gesetz zur Steuerehrlichkeit, das es erlaubt seit dem 01.04.2005 die Konten der Bürger systematisch zu durchschnüffeln.
Vielleicht fragen sich jetzt einige, weshalb ich den Bericht geschrieben habe. Ganz einfach, weil ich mir das von dem Typen nicht gefallen lassen will und er, falls er auch hier bei Yopi schnüffelt, lesen soll, dass er tun kann was er will, ich weiß mich zu wehren. Ob er dann den Spass an der Sache verliert? Kann ich nicht sagen.
Außerdem möchte ich anderen Betroffenen einige wichtige Informationen an die Hand geben. Stalking ist schlimm und unangenehm, aber nicht das Ende der Welt. Man kann was gegen tun und auch wenn der Gesetzgeber zu lahm ist, man kann sich selbst helfen. Nur aufgeben oder selbst von der Umwelt isolieren, das sollte man sich zu keiner Zeit.
Ich danke euch fürs Lesen und Bewerten. Wer hat ähnliche Erfahrungen oder Tipps, was ich noch machen kann? Freue mich über Einträge im GB oder den einen oder anderen Kommentar.
Euer Modschegibbchen
P.S.: Habe im Internet auf der Homepage der Kanzlei Dr. Pechstaedt & Kollegen viele wichtige Informationen gefunden, die ich hier in meinem Bericht verwendet und zum Teil zitiert habe. weiterlesen schließen
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