Ensel und Krete (gebundene Ausgabe) / Walter Moers Testberichte
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Pro & Kontra
Vorteile
- in der Kürze liegt die Würze, Mythenmetzsche Abschweifung
- Story, Charaktere, die äußerst phantasievollen Figuren und Wesen, die \"Mythenmetzsche Abschweifung\", die vielen Illustrationen, der unterschwellige Zynismus und der starke Humor
- fantasievoll, spannend, tolle neue ideen und techniken
Nachteile / Kritik
- kann man in meiner Meinung lesen
- 10 Euro für ein Taschenbuch mit nur 250 Seiten
- abschweifungen könnten stören...
Tests und Erfahrungsberichte
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oO°Die zamonische Reise von Ensel und Krete°Oo
03.03.2009, 22:22 Uhr von
steffchen3010
°*~Wer Schmetterlinge lachen hört, der weiß wie Wolken schmecken.~*°5Pro:
in der Kürze liegt die Würze, Mythenmetzsche Abschweifung
Kontra:
kann man in meiner Meinung lesen
Empfehlung:
Ja
Hallo ihr Lieben,
nach langer Zeit der yopi-Abwesendheit aufgrund der überaus motivierten(!) und spaßigen(!) Hingabe an die "wichtigen Dinge" eines Studenten wie Fachbücher wälzen, spanische Vokabeln lernen und für Klausuren büffeln, habe ich es tatsächlich geschafft mir in meinen bereits vergangenen Weihnachtsferien Zeit für ein paar neue Bücher zu nehmen.
Nachdem ich mit großer Begeisterung Walter Moers` "Die Stadt der träumenden Bücher" schlichtweg verschlungen habe, stand für mich fest, dass auch seine Vorgängerromane von mir näher in Anschein genommen werden müssen und widmete mich in meinen Ferien dem Buch "Ensel und Krete", welches wenn mans genau nimmt wieder von Hildegunst von Mythenmetz erzählt und geschrieben und lediglich von Walter Moers übersetzt wurde.
Ob dieses Buch ebenfalls ein literarisches Highlight war, lest selbst...
*~**~Zum Autor: Walter Moers~**~*
Walter Moers lebt und arbeitet als Zeichner und Autor in Hamburg. Nach seinem bekannten Werk "Die 13 ½ Leben des Käpt´n Blaubär" ist "Ensel und Krete" das zweite Buch, das auf dem falbelhaften Kontinent Zamonien spielt.
Walter Moers ist zusammen mit Professor Doktor Nachtigaller Begründer der Zamonischen Nachtschule, einer Akademie, die ausschließlich im Internet existiert ( www.zamonien.de) und von jedermann besucht werden kann.
*~**~Kleine allgemeine Infos~**~*
Taschenbuch: 254 Seiten
Verlag: Goldmann (überarbeitete Ausgabe 7. Januar 2008)
Sprache: Deutsch
Bei Amazon für 9,90 € erhältlich
Ein Märchen von Hildegunst von Mythenmetz
Aus dem Zamonischen übertragen, illustriert und mit einer haleben Biographie des Dichters versehen von Walter Moers
Mit Erläuterungen aus dem Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung von Professor Dr.Abdul Nachtigaller
*~**~WER in herrgotts Namen ist Hildegunst von Mythenmetz~**~*
Viele Leser unter euch, die Walter Moers´ Bücher noch nicht kennen, werden sich sicherlich genau zu diesem Zeitpunkt fragen, wer ist eigentlich dieser Hildegunst von Mythenmetz? Und warum Zamonien, was genau ist das eigentlich? Nun ja, ich werds euch verraten.
Wie auch in dem Roman "Die Stadt der träumenden Bücher", welcher im eigentlichen Sinne erst der Nachfolgeroman von "Ensel und Krete" ist, wird die Geschichte vom zamonischen Großdichter Hildegunst von Mythenmetz erzählt.
Hildegunst von Mythenmetz ist einer der Bewohner des Kontinents Zamonien, welches ein Ort ist, der eigens von Walter Moers´ erfunden wurde und unter Lesern als eine Art fantasievolle Parallelwelt angesehen wird. Man nennt es auch das ungewöhnliche Zauberreich, wo die Phantasie und der Humor abenteuerlich außer Kontrolle geraten sind.
Bei Hildegunst handelt es sich genauer gesagt um eine männlichen Jung-Dinosaurier - der allerdings noch zu den weniger ungewöhnlichen Kreaturen Zamoniens zählt.
Falls sich jemand noch nach näheren Informationen zu Hildegunst von Mythenmetz und Zamonien sehnt, der kann gerne meinen Vorgänger Bericht über "Die Stadt der träumenden Bücher" lesen oder sich auf der Website www.zamonien.de schlau machen.
Für alle anderen komme ich einfach mal zur Sache...
*~**~Die Story~**~*
"Stelle Dich an den Abgrund der Hölle und tanze zur Musik der Sterne!" Wahlspruch der Bewohner der Lindwurmfeste
Ensel und Krete, ja richtig gelesen - nicht Hänsel und Gretel! zwei junge Fhernhachen-Zwergenkinder machen mit ihren Eltern Urlaub im zamonischen Großen Wald.
Der Große Wald ist eine Region vom überaus multikulturellen und fantasievollen Ort Zamonien.
Seid der Ansiedlung der Buntbären im Großen Wald, zählt die Gemeinde Bauming als eine der touristischen Angelpunkte Zamoniens. Er lädt mit seiner überaus vielfältigen Forstnatur zu einem Aufenthalt in vollkommen harmonischer und erholender Umgebung ein. Hier stehen Zyklopeneichen neben Druidenbirken, strecken sich Hutzenlärchen neben florinthischen Rottannen und das dort lebende Buntbärenvolk kümmert sich um das Aufrechterhalten der harmonischen Idylle. Die Buntbären sind die Waldhüter des Großen Waldes und stets auf ihren Patrouillengängen durch den Wald unterwegs.
Deshalb ist es Besuchern des großen Waldes stets untersagt, die festen bezeichneten Wanderwege, die sich durch den Buntbärenwalt schlengeln, zu verlassen.
Da sich Ensel und Krete aber langweilen und aus ihrem Urlaub einen möglichst abenteuerreichen und spannenden Aufenthalt machen wollen, kommen sie bewusst von den üblichen Wanderwegen ab um ein kleinwenig ihres jungen rebellischen Übermutes auf die Probe zu stellen.
Doch wie soll es anders kommen....na, wisst ihr es?...Ja! Richtig! Sie kommen vom Weg ab und verirren sich...letztendlich finden sie nicht mehr den Weg zurück! Woher habt ihr das nur gewusst? ;o)
Von da an begeben sich die beiden Fhernhachen-Zwerge auf eine magische Reise voller lustiger und gefährlicher Begegnungen, die mit Tagen und Nächten voller Angst, Freude und Übermut, Einsamkeit und großer Gefahr verbunden sind. Das Stöhnen der Druidenbirken und Sternenstauner verfolgt sie Nacht für Nacht auf ihrem Weg, sie begegnen ehrgeizigen Erdgnömchen, einem unberechenbarem Stollentroll & entfliehen einem gemeingefährlichen Laubwolf.
Die Begegnung mit der sagenumwobenen Waldspinnenhexe bleibt nicht aus, blutsaugende Fledertratten verfolgen sie, weinende Bäume, sprechende Pflanzen, doppelköpfige Wollhühnchen, dreiäugige Schuhus, leuchtende Ameisen...
Na...Blut geleckt??
Walter Moers´ Roman beinhaltet feinste zamonische Hochliteratur und eine fantastische Reise jenseits eurer kühnsten Vorstellungskräfte beginnt zu wachsen.
Ob die Fhernhachen-Geschwister wieder zurückfinden, gar überleben oder nicht einer der Gefahren zum Opfer fallen, bestraft oder vielleicht sogar dankbar zurück an ihrem Ausgangspunkt empfangen werden, werde ich natürlich nicht verraten...das überlass ich euch, selbst herauszufinden.
*~**~Meine Meinung~**~*
Neben dem Roman "Die Stadt der träumenden Bücher" welches knapp 500 Seiten umfasst gibt sich der Roman "Ensel und Krete" von außen recht bescheiden.
Nach dem Beginnen und anfänglicher Bedenken schlitterte ich nur so dahin in mythenmetzsches Zamonien-Märchen.
Die Bedenken meinerseits entstanden aufgrund anfänglich sehr sachlicher und objektiver Betrachtungsweise des Erzählers. Die Aufteilung des Großen Waldes und Bauming schien mir zwar als wichtig, aber ich vermisste doch recht bald den mir bisher bekannten Dialog in der Erzählung, der es ermöglicht, sich in die Geschichte hineinzuversetzt zu fühlen.
Doch sie blieb nicht aus, sie kam! Aber später als erwartet.
Von da an begegnete ich zahlreichen fantasievollen Begebenheiten und Wesen, die niemals langweilig wurden und meinen Eindruck von Walter Moers´ gigantisch fesselnder Erzählungsweise für die Zunkunft nur noch mehr festigt.
Unzählig viele Illustrationen und grafische Zeichnungen ermöglichten es mir ein Bild von den beschriebenen Kreaturen zu bekommen und zu intensivieren. Man kann die Route der Fhernhachen-Geschwister auf der Karte verfolgen und auch die Vorgänger- und Nachfolger-Romane zusammensetzen und bildhaft nachverfolgen.
Die Geschichte ist, obwohl man anfänglich eine Parallele zum bekannten Märchen "Hänsel und Gretel" vermutet weit mehr als das! Auch hier nutzt Walter Moers´ geschickt seine Talente um die Aufmerksamkeit der Leser beizubehalten und zu festigen.
Daneben entdeckt man die Mythenmetzsche Abschweifung - welches ein eigens von Hildegunst von Mythenmetz entwickelt und benanntes rhetorisches Stilmittel ist, welches ermöglicht ohne Ausnahme wann immer er will, in die Geschichte einzugreifen, sie anzuhalten oder seinen Launen nach belanglosen Plaudereien nachzugehen, ohne dass ein Literaturkritiker ihm das ankreiden kann. Dank diesem erfundenen Mittel konnte ich stets herzhaft lachen, mich wegen abschweifender Plauderein aufregen oder dankend nach einer Pause äußern. Eine Anfügung dieser Art habe ich bisher noch in keinem Buch entdeckt - wirklich tricky!!
Auch als Fußnoten entdeckt man zu fast jeder fantasievollen Gestalt die Aufklärung durch Erläuterungen aus dem "Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung" von Professor Dr. Abdul Nachtigaller. So bleibt keine Frage offen. Allerdings ist es manchmal eher anstrengend die Erläuterungen bis zum Schluß zu lesen, weil man mit Informationen überflutet wird, die man sich gar nicht alle auf einmal merken kann. Könnte man für meinen Geschmack etwas reduzieren, ich würde sie dennoch nicht als störend bezeichnen.
Im Anschluß an die unterschiedlichst durchspielten Enden der Geschichte, was auch eine sehr lustige Idee ist um selbst am Schluß nicht langweilig zu werden, findet man die halbe Biographie des Hildegunst von Mythenmetz "Von der Lindwurmfeste zum Bloxberg". Ich muss gestehen - ich selbst - habe sie mir nicht wirklich bis zur letzten Seite durchgelesen weil mir das alles viel zu sehr ins Detail ging. Aber an sich keine schlechte Idee.
Man sieht, für mich hat diese Geschichte, auch wenn anfangs durch ihr bescheidenes Auftreten ganz und gar nicht vermutet, eine absolut überwältigende und unterhaltende Wirkung gehabt und ich werde mir als nächstes die "13 ½ Leben des Käpt´n Blaubärs" zu Gemüte führen, weil mir der Nachfolge-Roman von "Die Stadt der träumenden Bücher" in der gebundenen Fassung etwas zu teuer und platzfordernd für den Moment erscheint.
Ohne Vorbehalt zu empfehlen...ich verabschiede mich mit: Wer Walter Moers nicht liest ist selber schuld!
Ich bedanke mich fürs Lesen, Bewerten oder gar Kommentieren! Für Anmerkungen und Ratschläge bin ich stets offen... weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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"Hochliteratur mit Ewigkeitsanspruch"
Pro:
lustig, ironisch, viel Liebe zum Detail
Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Walter Moers – Ensel und Krete (Ein Märchen aus Zamonien)
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1. Vorwort
2. Der Autor
3. Allgemeines
4. Inhalt
5. Leseprobe
6. Meine Meinung und Fazit
1. Vorwort
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Das erste Buch, das mir von Walter Moers in die Hände gefallen ist, war „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“. Ich hatte kurz zuvor in einer Zeitschrift einen äußerst positiven Bericht über eben dieses Buch gelesen, war aber dennoch sehr unentschlossen, da ich damals Moers nur in Verbindung mit „Das kleine Arschloch“ kannte und wohl kaum als Freund derart vulgärer Werke bezeichnet werden kann. Entschlossen Moers eine zweite Chance zu geben hab ich es dann doch gekauft und war auf anhieb begeistert. So begeistert, dass ich mir sofort nach erscheinen, sein nächstes Buch „Ensel und Krete“ gekauft habe, da dies ebenfalls auf seinem erfundenen Kontinent Zamonien spielt. Entgegen meiner Erwartungen knüpft „Ensel und Grete“ kaum an „Käpt’n Blaubär“ an, ist deswegen aber nicht minder lesenswert.
2. Der Autor
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Walter Moers wurde 1957 in Mönchengladbach geboren, er arbeitete für Satirezeitschriften (z.B. Titanic) und machte sich mit politisch inkorrekten Comicfiguren einen Namen. 1999 veröffentliche er mit „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“ seinen ersten Roman der auch gleich ein großer Erfolg und noch im selben Jahr verfilmt wurde.
Bekannte Comicfiguren:
Das kleine Arschloch
Adolf, die Nazi-Sau
Der alte Sack
Romane in Zamonien:
Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär
Ensel und Krete
Rumo & die Wunder im Dunkeln
Die Stadt der träumenden Bücher
3. Allgemeines
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Erstausgabe: 1984
Ca. 250 Seiten
Preis: 19,90 Euro (Hardcover, mittlerweile auch als Taschenbuch erhältlich)
ISBN: 3821829494
Der Roman ist von Hildegunst von Mythenmetz geschrieben, Walter Moers diente lediglich als Übersetzer. Das Buch ist mit zahlreichen Fußnoten und Illustrationen versehen, des Weiteren die „halbe Biographie“ von Hildegunst angehängt. Mitten im Roman sind immer wieder die sogenannte „Mythenmetzsche Abschweifung“, d.h. seitenlange Einschübe des Autors (also von Mythenmetz), eingefügt, denn „Diese Technik ermöglicht es dem Autor, an beliebigen Stellen seines Werkes einzugreifen, um, je nach Laune, zu kommentieren, zu belehren, zu lamentieren, kurzum: abzuschweifen“.
4. Inhalt
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Wie der Titel ja bereits vermuten lässt beginnt der Roman, nach einer ausführlichen Erklärung des Tourismusgebietes Großer Wald/Bauming, mit der Geschichte zweier Geschwister (natürlich keine Menschen, sondern Fhernhachen eine Halbzwergart), die im großen Wald vom Weg abgehen und sich verirren obwohl sie Himbeeren auf ihrem Weg ausgelegt hatten. Dann kommt erst mal ein Einschub des fiktiven Autors indem er sich über alles mögliche auslässt. Weiter in der eigentlichen Geschichte, Ensel und Krete irren noch lange durch den Wald und erleben allerhand Abenteuer, treffen seltsame Gestalten, sprechende Pflanzen, Meteoriten und einen verrückten Buntbären, unterbrochen wird die Geschichte immer wieder, in unregelmäßigen Abständen, durch „Mythenmetzsche Abschweifungen“.
Die letzten 20 Seiten des Buchs sind der „halben Biographie“ des fiktiven Autor Mythenmetz vorbehalten und stehen somit in keinem direkten Zusammenhang zur Geschichte von „Ensel und Krete“ (trotzdem sehr lesenswert!).
5. Leseprobe
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Geschichte:
[Ensel und Krete treffen den Buntbären Boris Boris]
„Hört zu, Kinder: Ich bin Boris, der Bekloppte vom Großen Wald. Der Idiot, der von den Hexenpilzen probiert hat. Schmecken übrigens gar nichts so über, aber die Nachwirkungen ... na ja, Schwamm drüber. Wir sind uns schon mal begegnet, unter ziemlich ungünstigen Umständen. Der ausgehöhlte Baum, erinnert ihr euch? Das Wesen mit den vielen Stimmen? Das war ich.“
[...]
„Ich weiß, was du jetzt denkst, mein Junge. Halluzinationen. Großes Thema hier im Wald. Aber ich kann dich beruhigen: Ich habe zwar Halluzinationen. Aber ich bin keine. Horrr.!
Mythenmetzsche Abschweifung:
Brummli Brummli Brummli Brummli Brummli [geht über eine ganze Seite]
Ich bin’s wieder, Mythenmetz – jetzt möchten Sie sicher wissen, warum ich nur noch „Brummli“ schreibe, statt mit der Handlung fortzufahren, stimmt’s? Ich sage Ihnen warum: Darum! Künstlerische Freiheit! Schiere Willkür! Avantgarde! Vielleicht habe ich nur meine Schublade mit den Rosinen zu weit herausgezogen, was geht Sie das an? Ich kann so viel „Brummli“ schreiben wie es mir passt, und sie müssen es lesen, wenn Sie wissen wollen, wie es weitergeht:
Brummli Brummli Brummli Brummli Brummli [geht wieder über fast eine ganze Seite]
So, jetzt verstehen Sie vielleicht besser, wie so ein totalitäres System funktioniert. Obwohl die Mehrheit der Leser dem Fluss der Geschichte zu folgen wünscht, schaltet sich eine übergeordnete, nicht durch freie Wahlen legitimierte Macht ein und verordnet, dass es nur noch „Brummli“ zu lesen gibt.
Brummli Brummli Brummli Brummli Brummli [noch eine ganze Seite]
6. Meine Meinung und Fazit
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Die Geschichte von „Ensel und Krete“ an sich erinnert stark an „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“, eine fantastische Geschichte in einer gut ausgedachten Welt, die wirklich sehr witzig und unterhaltsam ist, und durch die vielen Fußnoten, die alle aus dem „Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung“ von Prof. Dr. Abdul Nachtigaller, entnommen sind noch lustiger wird. Moers entwickelt eine Liebe zum Detail, die man selten in einem Buch findet und die durch die wirklich netten Illustrationen noch verbessert wird.
Der wahre Geniestreich an diesem Roman ist weniger die, wie bereits erwähnt sehr unterhaltsame und auch witzige, Geschichte von „Ensel und Krete“, sondern eher der egozentrische Autor Hildegunst von Mythenmetz, der mit seinen Abschweifungen, die nur so vor Ironie triefen, wirklich ein sehr breites Grinsen bei mir ausgelöst hat. Moers übt durch seinen Alter Ego Mythenmetz klar Kritik an der ganzen Literaturbranche, und es werden fleißig klassische Werke (z.B. Dantes „Göttliche Komödie“) umgeschrieben und durch den Kakao gezogen. Zum Teil gibt Mythenmetz auch Erklärungen über das Verhalten von Ensel und Krete oder über zamonische Eigenarten, wie z.B. die Rechenweisen der einzelnen Rassen ab, das ist zumeist völliger, wirklich super ausgedachter, Blödsinn der nicht minder witzig ist als die ironischen Kommentare.
Selten habe ich mich bei einem Buch so gut amüsiert wie bei diesem. Moers erfundener Schriftsteller Mythenmetz ist herrlich ironisch, total schrullig und eigensinnig, seine Kommentare einfach zum Schreien komisch. Das ganze noch mit einer gehörigen Portion Blödsinn und liebevoll ausgedachten Details versehen. Insgesamt, finde ich, schlägt dieses Buch die Geschichten von Käpt’n Blaubär um Längen und zeigt, dass Moers wirklich ein guter Schriftsteller ist! 5 Sterne und eine ganz klare Kaufempfehlung!
Achtung: Auch wenn das Buch rein optisch so anmuten mag ist es sicherlich kein Buch für Kinder, da es zum einen voller Fremdwörter ist und zum anderen Kinder wohl kaum die Ironie verstehen können.
Noch zum Titel meines Berichts, „Hochliteratur mit Ewigkeitsanspruch“ sei es, sagt der Autor Hildegunst von Mythenmetz über sein Buch „Ensel und Krete“.
Im Internet: www.zamonien.de
Ich hoffe mein Bericht hat euch gefallen, wie immer danke ich schon mal im Voraus für alle Bewertungen, Kommentare, Anregungen und auch Kritik.
Geschrieben für Yopi, CIAO und Dooyoo weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Ihr Wohnort Fräulein G.? - Zamonien.
Pro:
Mythenmetzschen Abschweifungen, Story, Illustrationen...
Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Vor einiger Zeit berichtete ich über ein Buch von Walter Moers und musste dabei immer von einem anderen Buch schwärmen.
Damit hab ich vielleicht bei einigen von euch Neugierde auf dieses Buch geweckt.
Ja dieses eine Buch, welches mein absolutes Lieblingsbuch ist soll uns heute beschäftigen.
So spricht immer meine Deutschlehrerin- aber jetzt sind doch Ferien- naja die Schule verfolgt mich ;)
Also das Buch von dem ich spreche ist kein normaler Roman oder Kinderbuch, auch wenn der Titel uns das vermuten lässt.
Der Titel lautet nämlich "Ensel und Krete".
Ich bekam es vor 3 Jahren geschenkt und als ich durchblätterte fielen mir 2 Seiten auf, die nur mit dem einen Wort "'Brummli" beschrieben waren.
Tja und deshalb hab ich es 2 Jahre lang im Schrank liegen lassen und nicht gelesen.
Aber dann musste ich für Englisch eine Buchbesprechung ausarbeiten und die meisten Bücher die ich lesen haben einen Umfang von 700 Seiten und ich halte es für unmöglich gute Literatur in einen 5 minütigen Vortrag und noch dazu in einer Sprache zusammenzupressen, die ich gerade erst lerne :)
Und so kam es, dass ich dieses dünne Büchlein mit seinen gut 260 Seiten und zahllosen Illustrationen laß.
Und zwar an einem Tag- aber nicht weil ich aus Zeitdruck musste, sondern weil ich wollte.
Ich konnte mich nicht mehr losreißen- vergaß Hunger und Müdigkeit und war in dieser Geschichte gefangen.
Aber war verzauberte mich so?
Was erwartet uns?
Ensel und Krete ist ein Märchen aus Zamonien von Hildegunst von Mythenmetz (dem größten zamonischen Dichter aller Zeiten).
Aus dem Zamonischen wurde die Geschichte übersetzt, illustriet und mit einer halben Biographie des Dichters versehen von WALTER MOERS.
Ihr seht- man muss schon etwas Humor haben um das Buch lesen zu- wollen. Vor 3 Jahren hatte ich ihn anscheinend noch nicht ;)
Man findet innerhalb der Geschichte immer wieder Erläuterungen aus dem Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung von Professor Dr. Abdul Nachtigaller.
Soviel erfahren wir auf den ersten Seiten.
Das Buch:
Ensel und Krete sind zwei kleine Fhernhachenkinder die mit ihren Eltern Urlaub im großen Wald machen. Und sie haben auf Urlaub im Wald genauso Lust wie jeder von uns, der in ihrem Alter wäre.
Der große Wald wird von den Buntbären bewohnt. Sie sorgen dort für Recht und Ordung und achten darauf, dass dies auch trotz der zahlreichen Urlauber alles in geregelten Bahnen verläuft.
Wenn man sich die ganzen Regeln der Buntbären mal genauer anschaut kann man noch mehr verstehen, warum Enseln und Krete sich dort nur langweilen.
Doch die beiden haben einen Ausweg aus dieser Öde gefunden... sie wollen (trotz des Verbotes) die befestigten Waldwege verlassen.
Großer Fehler! Denn...
Schnitt.
Ab hier wird`s erst richtig schön.
Denn hier greift der "Autor" H. v. Mythenmetz schön in die Story ein- mit den Mythenmetzschen Abschweifungen erlaubt er sich an jeder beliebigen Stelle (meistens, wenn es spannend wird) in die Geschichte einzu-schreiben und den Leser über die wichtigsten und unwichtigsten Dinge zu informieren.
Zum Beispiel Beschreibt er detailiert das Aussehen seines Arbeitsplatzes, oder es wird der Literaturkritiker Laptantidel Latuda niedergemacht oder es wird sich selbst gelobt oder die Gutenachtgeschichte von einem Graubrot erzählt. Auf alle Fälle helfen die Mythenmetzschen Abschweifungen dem Fluss der Geschichte zu unterbrechen.
So zum Beispiel:
-
"Ist das eine Hexe?" fragte Krete.
"Ich weiß es nicht."
"Du weißt es nicht? Also gibt es eine Hexe?"
Das war eindeutig eine Fangfrage. Ensel dachte angestrengt über seine Antwort nach. Dann griff etwas nach Kretes Haaren.
Brummli Brummli Brummli Brummli Brummli...(eine Seite)...Brummli
Ich bin`s wieder, Mythenmetz- jetzt möchten sie sicher wissen, warum ich nur noch "Brummli" schreibe, statt mit der Handlung fortzufahren stimmt`s?
Ich sage Ihnen warum: Darum! Künstlerische Freiheit! Schiere Willkür! Avantgarde! -
Tja und wenn der Fluss gerade nicht unterbrochen wird treffen Ensel und Krete auf den gemeingefährlichen Laubwolf, unsterbliche Sternenstauner, einen Stollentroll, eine Halmmuräne, eine Elfenwespe und und und...und die Waldspinnenhexe.
Aber im großen Wald gibt es noch so viel mehr: dreiäugige Schuhus, Einhörnchen, Kassanderspechte, doppelköpfige Wollhühnchen, Stinktierchen (was übrigens Pflanzen sind), Knollentrolle (was übrigens Pilze sind), lange Hanswürmer, Zyklopenraupen...
Das Ende lasse ich mal wieder offen- aber da es sich um ein Märchen handelt können alle Neugierigen davon ausgehen, dass E&K nicht von einer Hexe gefressen werden ;)
Der Autor:
Ich nehme einfach mal meine Autorengeschichte von den 13 1/2 Leben...
Der Name Walter Moers wird vielen von uns bekannt sein-
weniger als Autor von solch genialen Büchern wie "Ensel und Krete" oder "Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär", als als der Schöpfer des "Kleinen Arschlochs". Ein Schritt in die Richtung der erzählenden Literatur waren die Lügenmärchen des Käpt'n Blaubär, den er für "Die Sendung mit der Maus" schuf.
Geboren wurde Moers 1957 in Mönchengladbach und ist dort auch aufgewachsen.
Comic-Zeichner, Kultautor von Romanen, Drehbüchern und Songtexten. - so wird er in einer Biografie beschieben.
In einer erste Veröffentlichung "AHA" (erschienen 1985 im Eichborn Verlag) konnte man schon damals seinen einzigartige Humors und des prägnanten Zeichenstil erkennen.
Ausgezeichnet wurde er unter anderem für das kleine Arschloch mit der "Goldenen Leinwand" (1997).
Walter Moers, der zur Zeit in Hamburg lebt, betätigt sich längst nicht mehr nur als Comiczeichner.
Für Kleines Arschloch - Der Film (D: 1997) schrieb er das Drehbuch und die Songtexte. Vorher war der kleine, tabubrechende Rüpel Gegenstand einer Ausstellung: Im Hamburger Erotic-Art-Museum zeigte Moers 1994 Bilder und Skulpturen unter dem Motto »Arschloch in Öl«.
Romane:
Die 13 ½ Leben des Käpt'n Blaubär und das Drehbuch zu Käpt'n Blaubär - Der Film (D 1999).
Es folgten Ensel und Krete (2000)
Wilde Reise durch die Nacht (2001)
Rumo & Die Wunder im Dunkeln (2003).
Und noch ein neues Buch kann ich hinzufügen:
Die Stadt der Träumenden Bücher (2004)
Wie sieht es denn aus das gute Stück?
-Es ist im typischen Walter Moers Stil gestaltet: Einfarbig- braun in diesem Fall, Ensel& Krete gucken verängstigt aus der kleinen Öffnung des Baumes heraus, in dem sie sich verstecken. Also auf allen Zamonienbüchern schaut am unteren Bildrand der Hauptdarsteller- oder hier die HD aus einer kleinen Öffnung mit verängstigter Miene.
Im Umschlag des Buches (nicht beim Taschenbuch) finden wir eine Karte von Bauming (da leben die Buntbären und Urlauber) mit einer Übersicht über die gefährlichsten Pflanzen und Tiere. Der Obere Rand der Seiten ist Gelb- bei Rumo Rot und ich schätze bei den 13 1/2 Leben Blau (weiß es aber nicht, da ich nur das Taschenbuch habe, bei dem es nicht so ist).
ISBN: 3-8218-2949-4 (Hardcover- also meine Ausgabe) beim Eichborn Verlag
oder 3-4424-5017-9 (als Taschenbuch) beim Goldmann Verlag.
Das gebundene Expemplar kostet 19,90€ und das Taschenbuch 9,90€ - ich lese aber lieber die Hardcover-Versionen. Sie sehen schöner aus und sind nicht gleich nach dem ersten Lesen abgenutzt.
Was macht dieses Buch so besonders?
Wie ihr sicher alle gemerkt habt hat die Geschichte schonmal ganzschön große Ähnlichkeit mit der bekannten Geschichte der Gebrüder Grimm.
Es fehlt nicht an Hexen und Bäumen und kleinen Kindern.
Und ihr habt euch sicher gefragt, wie eine solche Geschichte 260 Seiten füllen kann. Tja dies wird durch das raffinierte Einfügen der Mythenmetzschen Abschweifungen erreicht.
Dieses Stilmittel ist was das Buch so einmalig macht. Ich habe noch kein Buch gelesen, bei dem ich so laut, lange und oft gelacht habe und wer meine Berichte oft liest kann festgestellt haben, dass ich auch nur allzu gern abschweife...
Ich kann nicht beschreiben, was sie so einmalig macht- deshalb gibt`s hier einfach mal einen Auszug - als Info zum Verstehen: Mythemetz hat Wut auf einen Literaturkritiker, der ihn nicht so umwerfend fand, wie er sich selbst:
"Hütet Euch, Ihr Literaturschmarotzer: Ab jetzt sind wir bewaffnet und gefährlich. Mit der Mythenmetzschen Abschweifung lege ich den Schriftstellern Zamoniens einen aus Worten geschmiedeten Stahl in die Hand, mit dem sie sich endlich wehren können gegen Schmierfinken wie dich, Latuda!
Ich kann sehen wie du dich vor diesem Buch windest wie ein Wurm, im Staub deiner elenden Kritikerbude, wo der Kalk von den Wänden rieselt wie in deinem verschrumpelten Gehirn. Ich weiß doch genau, Du steckst dahinter, dass mir der Goldene Hutzenheimer Reimschmiedehammer nicht zuerkannt worden ist! Ich weiß, dass Du in der Jury warst, auch wenn Du dir einen falschen Backenbart angeklebt hast, Du talentfreier Neidling."
Und jetzt vertrete ich den Standpunkt, dass Dieter Bohlen das Wort "talentfrei" von Walter Moers geklaut hat ;)
So aber wie zum wichtigeren Punkt- dem Zauber dieses Buches.
Genauso wichtig wie eben dieses Stilmittel sind Moers` Illustrationen. Manch einem möchte es schwer sein sich im fortgeschrittenem Alter noch einer solch fantasievollen Geschichte hingeben zu können und der erhält dann durch die kleinen liebevollen Zeichnungen eine schöne Vorstellung.
Aber auch für alle, denen die Fantasie noch erhalten geblieben ist kann die ein oder andere Zeichnung helfen ganz nach Zamonien zu verschwinden.
Ich meine, wer weiß denn auch Anhieb wie er sich eine Elfenwespe oder einen Laubwolf vorzustellen hat?
Fazit:
Man kann gar nicht glauben, dass es so schwer fällt ein 260 seitiges Buch zusammenzufassen. Und vorallem das Besondere an ihm rüberzubringen und bei anderen somit Interesse zu wecken.
Aber hier ist es ungemein schwierig und deshalb sage ich: Wer noch etwas misstrauisch ist und deshalb das Buch nicht kaufen will, sondern erstmal reinschnuppern- Ab mit euch in die Bibliothek.
Egal wie alt ihr seid. Es ist kein Kinderbuch- aber auch nicht nur was für Erwachsene. Es ist einfach bezaubernd.
Die Kinder wird zwar eher die Story von Ensel und Krete interessieren, während die Erwachsenen eher von einer Mythenmetzschen Abschweifung zu nächsten eilen und E&K dabei in den Hintergrund stellen- obwohl auch diese Story recht raffiniert gezimmert ist (immer neue Wendungen des Schicksals und immer neue fantastische Lebewesen).
Ich habe dieses Buch nach meiner Buchbesprechung fast jedem meiner 20 Mitschüler ausleihen müssen und fast alle waren davon genauso begeistert wie ich.
Mit Ensel und Krete können sich auch Menschen endlich mal wieder in eine andere Welt entführen lassen, die vielleicht von sich gedacht haben, dass sie schon längst zu alt für "so etwas" wären.
Meine 30 jährige Cousine hat es mir geschenkt, da sie selbst begeistert war- ich denke das Beweis genug ;)
Ja ansonsten könnte ich mich nur für das Kleine Arschloch entschuldigen und sagen- lasst euch davon nicht abschrecken- das Buch ist absolut nicht so und lässt auch (außer das Bild von dem Stollentroll) nicht auf d. kl. Arschloch schließen.
Ich hab wie gesagt mit E&K angefangen, danach kamen die 13 1/2 Leben des Käpt`n Blaubär und zum Schluß Rumo- darüber wird auch bald ein Bericht folgen.
Diese Reihenfolge finde ich eigentlich ganz gut, auch wenn die 13 1/2 ... das erste Buch war.
Okay die Biografie von Hildegunst ist nicht mehr ganz so bahnbrechend- aber auch lesenwert. Aber ich möchte auch noch warnen:
Wer einmal damit angefangen hat sich in Zamonien zu verlieren, der kommt nimmer raus ;)
Aber nun geht`s mal zur Bewertung:
1. Stern für die Idee
2. Stern für die Illustrationen
3. Stern für die Mythenmetzschen Abschweifungen
4. Stern für den Humor
5. Stern für die überraschenden Wendungen und die Kunst den Leser desöfteren hinters Licht zu führen
6. Stern für die Erklärungen v. Professor Nachtigaller
7. Stern für die wundervolle Sprache und den Rest, den ich hier nicht zusammenfassen kann- also ich gebe 5 erlaubte Sterne + zwei imaginäre, da es das einzige Buch, welches ich wirklich mehr als einmal gelesen habe, ohne auch nur eine Seite zu überfliegen.
Es gibt wirklich absolut keinen Punkt, der nicht toll ist an diesem Buch.
Wer jetzt neugierig geworden ist kann mal auf www.zamonien.de gehen und dort gibt`s auch noch eine Leseprobe.
Und hier noch eine kleine Kritik, die ich einfach als treffend empfinde:
"Eine Satire auf den Literaturbetrieb, größenwahnsinnige Dichter, blutleere Avangardisten, missgünstige Kritiker und Erbsen zählende Literaturwissenschaftler. Und eine weitere Demonstration des unfassbaren Erfindungsreichtums von Walter Moers... Wenn alle Schriftsteller so viele Zutaten in ein Rezept rührten, gäbe es keine lang-weiligen Bücher mehr."
DIE ZEIT
So nun lese ich das Buch schon zum 3. Mal und kann immer noch lachen...
Nur eins noch: Ich möchte bitte, dass dieses Buch nicht mehr im Schatten des Blaubären steht. Es ist mindestens genau so gut- und für mich sogar noch besser.
LG der Grummifloh weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Oliver-, 31.05.2008, 12:29 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Klasse Bericht....auch wenn das Buch glaub nix für mich wäre :-) Wünsche dir heut noch einen wunderschönen Samstag! LG Oliver-
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Hexen stehen immer zwischen Birken!
12.01.2004, 18:29 Uhr von
Daverigger
Der Name ist Daverigger und die Interessen sind breit gestreut. Ich schreibe gerne über Bücher, M...Pro:
Story, Charaktere, die äußerst phantasievollen Figuren und Wesen, die \"Mythenmetzsche Abschweifung\", die vielen Illustrationen, der unterschwellige Zynismus und der starke Humor
Kontra:
10 Euro für ein Taschenbuch mit nur 250 Seiten
Empfehlung:
Ja
Zamonien!
Tiefe Wälder, rundum Natur, Buntbären, unsterbliche Sternenstauner, Stollentrolle ... und mittendrin zwei Fhernhachen: Ensel und Krete, die sich verlaufen haben.
Die wohlorganisierten Wege des großen Waldes hinter sich gelassen und plötzlich mit Einsamkeit, gefährlichen Pflanzen, Tieren und sonstigen Wesen konfrontiert, irren die beiden kleinen Fhernhachen durch die unheimlichen Ecken und Kanten des scheinbar lebendigen Waldes, immer auf der Suche nach einem Weg zurück in die Zivilisation. Doch bis die beiden jemals wieder eines der gigantischen Wohnfässer der Reblausitz im Osten des Waldes oder die ständig summende Stadt Honing wiedersehen werden und ob sie überhaupt jemals wieder eine Stadt erreichen, das steht noch in den Sternen. Schritt um Schritt gelangen sie immer tiefer in den finsteren Wald, umgeben von tödlichen Gefahren wie Laubwölfen, vermeintlichen Hexen, bösen Stollentrollen und durch Meteoriteneinschläge gemeingefährlich mutierten Pflanzen. Ob die beiden ihren Ferienaufenthalt überleben werden? Und was hat es mit der Hexe auf sich, die angeblich irgendwo im Wald ihr Unwesen treibt und allen Lebewesen die Seelen raubt? Nur eines ist sicher: Hexen stehen immer zwischen Birken ...
Walter Moers ist den meisten bekannt als der Erfinder des kleinen Arschlochs. Manche kennen ihn auch als Schöpfer von Kapitän Blaubär. Aber wenige wissen, dass Moers mit Kapitän Blaubär nicht nur eine Figur, sondern vielmehr eine ganze Welt geschaffen hat. Blaubär ist gebürtiger Zamonier – Zamonien ist ein gewaltiger Kontinent irgendwo in einem großen Meer, voll von abstrusen Kreaturen, die in äußerst phantasievollen Ländern beheimatet sind. Der allseits beliebte Blaubär entstammt zum Beispiel dem Großen Wald, von dem in „Ensel und Krete“ die Rede ist. Dort ist die Heimat der „Buntbären“. Und dort beginnt auch die Geschichte um die beiden Fhernhachen-Geschwister Ensel und Krete, die eigentlich mit ihren Eltern im großen Wald die Ferien verbringen wollten. Doch die Abenteuerlust hat sie von den wohlorganisierten Wegen hin zum gefährlichen Inneren des großen Waldes geführt.
Die unglaublich vielseitigen und phantasievollen Kreaturen, die Moers in diesem Buch auf den Leser loslässt, lassen das Schmökern zu einem wahren Hochgenuss werden. Metaphorische Spielerein und lustige Lautverschiebungen sind zudem nicht nur bei den Namen der vielen Kreaturen an der Tagesordnung, die aberwitzigen Lautmalereien und Wortspielereien begegnen dem Leser auf jeder Seite mehrfach. Für jeden sprachlich interessierten und auch versierten Spaßvogel ist die Lektüre von „Ensel und Krete“ auf jeden Fall ein Erlebnis!
Was in diesem Zusammenhang von größter Bedeutung ist: Moers ist natürlich nicht der eigentlich Autor des Buches. Das Zamonische Original entstammt der Feder des berühmten Zamonischen Schriftstellers Hildegunst von Mythenmetz, der mit diesem Roman sein Meisterstück abgeliefert hat, obwohl seine anderen (mehrere tausend!) Schriftstücke natürlich auch von besonders hohem Anspruch sind! Die Übersetzung Moers ist dennoch mehr als gut gelungen wenn man bedenkt, dass er der einzige ist, der noch Zamonisch spricht und beim Übersetzen ganz auf sich allein gestellt war.
Die gegebenen Ähnlichkeiten mit dem bekannten Volksmärchen „Hänsel und Gretel“ sind, obwohl der Name „Ensel und Krete“ vielleicht vermuten lässt, nur sehr geringfügig. Die beiden Protagonisten verlaufen sich in einem großen, unheimlichen Wald und es ist natürlich die Rede von einer „Hexe“. Auf diese beiden Anleihen beschränkt es sich dann aber auch schon, da die Ausgangssituation und das Gerüst der Geschichte wirklich nur Beiwerk zur Aneinanderreihung von, im wahrsten Sinne des Wortes, „wahnsinnigen“ Angriffen auf die Lachmuskulatur des Lesers bilden.
Ein absolutes Highlight ist natürlich auch das absolut neue und unglaublich bahnbrechende rhetorische Mittel, das Hildegunst von Mythenmetz in diesem Buch zum ersten Mal überhaupt anwendet: Die „Mythenmetzsche Abschweifung“.
Diese erlaubt es dem Autor, ohne große Mühen und sprachliche Gewandheiten, zwischen der Geschichte eigene Anmerkungen anzubringen, einfach mal so aus dem Nähkästchen zu plaudern und über das zu reden, was ihm am Herzen liegt und mal so richtig, ja, abzuschweifen eben! Die Abschweifungen selbst sind zunächst von recht harmloser Natur, steigern sich in ihrer Intensität jedoch genauso rasch wie im Thema. Es werden zamonische Literaturkritiker zur Schnecke gemacht, Werbung für Mythenmetz andere Werke wird an den Leser gebracht und man lernt die Arbeitsumgebung des großen Dichters kennen. Wollte ich alles aufzählen, was in den Abschweifungen noch alles abgehandelt wird, ich müsste selbst ein Buch schreiben. Abschließend erwähnt sei die Abschweifung, in der Mythenmetz über die Tücke von Gutenachtgeschichten plaudert und als Beispiel sein eigenes Werk, „Das vertrocknete Graubrot und andere Gutenachtgeschichten“, anführt. Man möge mir glauben, Brote können gleichermaßen sterbenslangweilig und höchst aufregend sein!
Abgesehen von rhetorischer Rafinesse, äußerst phantasievollen Kreaturen und Erfindungen, Namen die man sich im Traum nicht einfallen lassen würde und Spannungsbögen, die eigentlich gar keine sind, kann man sich auch zwischen dem Lesen des Buches an der Karte von Zamonien, bzw. der des großen Waldes und den vielen anderen, genialen Zeichnungen in diesem Buch erfreuen. Neben den wichtigsten Figuren, Pflanzen und Situationen hat Moers auch eine doppelseitige, grob vereinfachte Landkarte von Zamonien gezeichnet. Ein absolut „wahnsinniger“ Kontinent – ein absolut „wahnsinniger“ Wald. Mir persönlich gefällt die „Reblausitz“ im Osten des Waldes am besten, dicht gefolgt von der „Tatzeninsel“ im Westen von Zamonien, mit ihren Städten „Daum, Fänggefing und Kleinfing“. Neben diesen zwei Beispielen gibt es auf den Karten und im gesamten Buch weiterhin noch viel mehr unsinniges zu entdecken!
Natürlich kommt beim Lesen niemals Langeweile auf. Moers erreicht dies unter anderem durch die gigantische Abwechslung in seiner Geschichte, die unheimlich vieles bietet. So kommen Ensel und Kretel unter anderem in Kontakt mit einem Kometen und dem Weltall und teuflischen Drogen in Form von schwarzen Pilzen. Die Hexe, die natürlich nicht fehlen darf, setzt dem ganzen Buch die Krone auf und lässt sich in ihrer Abstraktheit fast schon gar nicht mehr überbieten.
Durchzogen ist die komplette Geschichte zusätzlich noch von einer leichten, aber dennoch spürbaren, zynischen und teilweise auch verhöhnenden Gesellschaftskritik, die aber nicht sauer aufstößt sondern zur Abwechslung mal wirklich zum Nachdenken anregt.
Alles in allem kann ich „Ensel und Krete“ von Walter Moers nur empfehlen. Das Buch ist ungeheuer lustig, bietet für jeden Humor-Typus etwas und vertreibt für die gesamte Schmökerzeit die Langeweile. Die Illustrationen sind zum Großteil passend zur Geschichte und zum totlachen, die vielen Wendungen und Mythenmetzschen Abschweifungen würzen das Ganze noch zusätzlich. Ich habe selten eine so raffiniert erzählte und von angenehm leichter Ironie durchzogene Geschichte gelesen.
Das Buch ist zur Zeit für ca. 10 Euro erhältlich, entstammt dem Goldmann Verlag und der wie ein brauner Baum gemaserter Einband mit den Gesichtern von Ensel und Krete, die aus einem Astloch herauslugen, ist unverkennbar.
Ach ja, und eine Sache habe ich in diesem Buch gelernt: Immer nachzusehen, ob da auch nichts zwischen den zwei Bäumen steht an denen ich vorbeigehe. Denn nach der Lektüre von Ensel und Grete weiß schließlich jeder:
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Hexen stehen immer zwischen Birken
01.08.2003, 20:29 Uhr von
Nadira
Oha, ich werde erstmal in der nächsten Zeit meine alten Berichte aufarbeiten. Einige sind grotten...Pro:
fantasievoll, spannend, tolle neue ideen und techniken
Kontra:
abschweifungen könnten stören...
Empfehlung:
Ja
Das Zamonische Märchen von Ensel und Krete von Hachen kennt sicher jeder. Doch dieses Werk ist keinesfalls eine einfache Wiederholung des Märchens. Nein, dieses Werk ist der Ursprung und der Inbegriff dessen was man eine Mythenmetzsche Abschweifung nennen darf. Ich nehme mal an das ihnen dieser Begriff nicht vollkommen unbekannt ist, obwohl es sich hierbei um eine neuartige schriftstellerische Technik handelt. Sollte ihnen dieser Begriff so unbekannt sein wie die Tiergattungen Laubwolf und Kassandarspecht, dann sollten sie unbedingt folgendes Buch lesen. Um wenigstens Teile der Zamonischen Welt zu erfahren.
++++++++++Die Geschichte++++++++++
Dieses Buch schließt an die vorher veröffentlichte Biografie des Käpt’n Blaubär (Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär). Diesmal beschränkt sich der Handlungsort jedoch auf nur einem Bereich von Zamonien, auf den Großen Wald. Man trifft viele bekannt Wesen wieder und lernt viele neue kennen. Doch dazu später mehr.
Vom Handlungsstrang lässt es sich im entferntesten Sinne mit einem unserer bekannten Märchen vergleichen. Ensel und Krete von Hachen, ein Geschwisterpärchen aus Fhernhachening, machen mit ihren Eltern Urlaub in der idyllischen Gemeinde namens Baumingen. Baumingen ist ein von Buntbären bewohnter Teil des großen Waldes. Weitab von dieser Touristenattraktion Zamoniens gehen seltsame Dinge im dunklen Forst vor. Es geht das Gerücht um das die Waldspinnenhexe noch immer dort haust.
Eines Tages verschlägt es Ensel und Krete in den verbotenen Teil des Waldes. Was als Ausflug begann endet in einer Tragödie des Verirrens. Mit der ständigen Angst im Nacken, dass die Hexe ihnen begegnen könnte verleben die beiden furchterregende Abenteuer in einem unerforschten Gebiet Zamoniens, voller schauriger und unheimlicher Geräusche und unbekannter Pflanzen. Und sie haben keine Ahnung wie sie nach Hause gelangen könnten.
Der Autor
Das Märchen wurde aufgeschrieben von dem zamonischen Großdichter Hildegunst von Mythenmertz und er verfasste mit diesem Buch seine erste Mythenmertzische Abschweifung. Dabei handelt es sich um Unterbrechungen der Geschichte in denen der Autor einige Seiten lang ins plaudern kommt. Er beginnt zum Beispiel seinen Arbeitsplatz zu beschreiben oder aber die Buchkritiker anzugreifen.
++++++++++Der Autor+++++++++
Der im Jahre 1957 geborene Comiczeichner und Drehbuchautor Walter Moers hat neben der berühmten Lügenfigur "Käpt'n Blaubär" auch noch "Das kleine Arschloch" erschaffen. Beide Figuren machten den in Hamburg lebenden sehr schnell sehr bekannt.
Nach „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“ entführt der Autor den Leser zum zweiten Mal auf die zamonische Insel. Diesmal konzentriert er sich nur auf einen der geheimnisumwobensten und dunkelsten Gebiete, auf den Großen Wald.
++++++++++Das Buch++++++++++
Der Autor beschreibt die Gegend und die Handlung ausführlich. Es erleichtert sich die Bedrohlichkeit des Waldes vorzustellen. Auch die Vielfalt und Ungewöhnlichkeit der Pflanzen und Tiere. Nichts ist so wie es zunächst scheint oder aussieht, alles kann ungewohnte und überraschende Fähigkeiten besitzen. Der Leser erlebt eine Faszination der neuen Welt. Durch den teilweise schon bekannten Handlungsablauf liegt zu Beginn die Befürchtung nahe, dass das Märchen nicht anders ablaufen würde als schon bekannt. Doch die Umgebung lässt nur Ähnlichkeiten auftreten.
Die Handlung wird mit Spannung und Humor erzählt, der Leser ist geradezu süchtig danach zuende zu lesen. Wenn der Leser sicher ist das die beiden Kinder gerade wieder auf den richtigen Weg geleitet wurden, kommt schon Sekunden darauf die Ernüchterung, dass es doch nicht schlimmer hätte werden können als durch diese letzte Entscheidung. Eine wesentliche Rolle spielt hier der Autor, im ersten Buch vom Käpt’n Blaubär wurden fremde Pflanzen noch durch Lexikonauszüge erklärt, hier geschieht dies nur durch das Wissen der Kinder oder durch den Autor. Auf dessen Wissen haben die Kinder keinen Eingriff. Der Leser erfährt mehr als die Hauptfiguren. Doch nicht die Handlung ist das was dieses Buch humorvoll und spannend macht. Sondern die Abschweifungen des Autors. Sie unterbrechen unerwartet die Handlung und schweifen völlig von dieser ab. Der Autor plaudert hier frei über seine eigene Meinung und seine Anschichten. Die einzelnen Passagen sind sehr erheiternd, besonders weil sie ein Stück weit absurd klingen. In diesem Buch möchte der Autor alle Regeln brechen und eröffnet dem Leser, dass es ihm total gleichgültig wäre was der Leser lesen möchte, hier ginge es nur darum was er als Autor wolle. Und das zeigt er auch wieder und wieder. Gerade wird eine Situation der beiden Kinder spannend und der Leser ist vertieft in die Handlung, gerade dann beginnt der Autor zu unterbrechen und erzählt ungezwungen von seinen eigenen Erfahrungen. Damit wird die Spannung weiter gesteigert, bis der Leser platzt und geneigt ist diese Seiten zu überschlagen und in der Geschichte weiterzufahren. Doch dieses Verhalten lehnt der Autor total ab, er droht damit, dass der Leser die Handlung nicht verstehen würde wenn er nun diese Abschweifung überlesen würde.
Der Leser ist praktisch dem Autor total ausgeliefert, es zeigt das dieser die Geschichte immer weiter beeinflussen kann, je nach Lust und Laune, weitere Beweise dafür zeigen auch zwei Stellen in der Geschichte selbst, auf diese möchte ich nicht näher eingehen. Denn der Leser wird es sicher nach dem Lesen selbst bemerken.
++++++++++Persönliche Meinung++++++++++
Ich habe es verschlungen, weniger als 24 Stunden hielt ich es in der Hand. Es ist wieder genauso interessant und spannend wie schon das erste aus Zamonien stammende Buch, es wirkte vertraut, da ich viele der beschriebene Wesen schon kannte und auch mit der Welt vertraut war. Doch die Abschweifungen, welche ich zunächst interessant und lustig fande, was wohl daran lag, dass mir eine solche Vorgehensweise fremd war und darum meine Neugier weckte. Entpuppte sich nach und nach als teilweise lästig. Wer möchte schon etwas lesen müssen was ihn absolut nicht interessiert, zum Beispiel aus dem Leben dieses schwafelnden zamonischen Autors.
Doch muss ich sagen, dass dies nicht auf alle Abschweifungen zu trifft, einige fand ich sehr auflockernd und einfach interessant.
Ansonsten fand ich dieses Buch insgesamt sehr schön, es ist jedoch nur für Erwachsene geeignet, da viele Dinge für Kinder unbegreiflich und schlichtweg zu eklig, zu grausam wäre. Welches Kind lässt sich schon gerne von Buchkritikern oder von Häusern die sich mit Magensäften füllen vorlesen...
++++++++++Informationen++++++++++
Autor: Walter Moers
Titel: Ensel und Krete
Verlag: Eichborn-Verlag
Preis: 19,90 Euro Hardcover
ISBN Nummer: 3-8218-2949-4
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