Pro:
sehr gute Darsteller (Billy Bob Thornton, Halle Berry), unkonventioneller Film zum Nachdenken, dezente aber wirkungsvolle Music-Score
Kontra:
das Bonusmaterial ist qualitativ nicht sehr hoch, Audiokommentare/gelöschte Szenen nur auf der RC1 DVD zu finden, das Bild hätte besser sein können
Empfehlung:
Ja
Nachdem ich die DVD "Monster´s Ball" schon lange bei mir im Regal rumliegen hatte, habe ich mir jetzt endlich mal die Zeit genommen, um mir diesen tollen Film anzuschauen. Wahrscheinlich werde viele von euch diesen Film nicht kennen, aber vielleicht erinnert ihr euch an die Oscarverleihung vom letzten Jahr, da hat nämlich Halle Berry den Oscar als Beste Hautpdarstellerin für ihre Rolle in "Monster´s Ball" bekommen.
HANDLUNG
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Hank (Billy Bob Thornton) ist Henker in einem Südstaatengefängnis und auch sein Sohn Sonny (Heath Ledger) hat diesen Beruf ergriffen. Überhaupt scheint dies in der Familie zu liegen, denn auch Hank´s Vater Buck (Peter Boyle) war Henker, allerdings sitzt er nun den ganzen Tag vor der Glotze. Buck´s Rassismus hat sich auch auf seinen Sohn Hank übertragen, so daß die Familie auch kein gutes Verhältnis zu den schwarzen Nachbarn hat. Nur Sonny versteht sich mit ihnen ganz gut.
Leticia (Halle Berry) ist mit ihrem Sohn Tyrell ins Gefängnis gekommen, damit sich dieser von seinem Vater Lawrence (Sean Combs) verabschieden kann. Lawrence soll hingerichtet werden, und Sonny und Hank begleiten ihn auf seinem letzten Weg. Sonny ist noch recht frisch in dem Geschäft, so daß ihn die kommende Hinrichtung stark beschäftigt. Für seinen Vater Hank ist dies nichts neues und alles läuft nach dem Schema ab. Doch Sonny kann sich überhaupt nicht damit abfinden, einen Menschen in den Tod zu schicken. Als er sich während der Vorbereitungen übergeben muß, wird er anschließend von seinem Vater niedergemacht. Später stellt Sonny ihn zu Rede, und als Hank ihm sagt, er haßt Sonny, erschießt sich dieser. Hank quittiert daraufhin seinen Job im Gefängnis.
Hank lernt Leticia in seinem Lieblingscafe kennen, wo Leticia als Kellnerin arbeitet. Als Leticias Sohn von einem Auto angefahren wird, kommt zufällig Hank vorbei. Er bringt beide ins Krankenhaus, aber dort kann man nichts mehr für Tyrell tun. Er kümmert sich in den darauffolgenden Tagen um sie, und dabei kommen sie sich näher. Noch spielen Rassismus und Hank´s früherer Beruf keine Rolle...
MEINE MEINUNG
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Endlich mal wieder ein richtig guter Film, der in jeder einzigen Minute überzeugen kann. Der bislang recht unbekannte Schweizer Regisseur Marc Foster hat mit diesem Film einen großen Treffer gelandet, aber mit einem Hauptdarsteller namens Billy Bob Thornton konnte ja auch nicht viel falsch laufen.
"Monster´s Ball" beschäftigt sich mit vielen Themen und wenn man die sich alle mal anschaut, vemutet man einen klassischen Moralfilm dahinter. Es geht um die Todesstrafe und um Rassismus, und dafür ist der amerikanische Süden als Schauplatz natürlich hervorragend geeignet. Aber "Monster´s Ball" ist eben nicht der typische moralisierende Film, wo von Anfang an fest steht, wer der Böse und wer der Gute ist. Es gibt natürlich klar definierte Figuren, so ist z.B. Hank´s Vater ein Rassist, wie er im Buch steht. Hank wurde sein Leben lang in diesem Sinne erzogen, so daß man kaum verwundert ist, das auch er rassistische Tendenzen zeigt. Sein Sohn Sonny hingegen kann den Rassismus in der Familie nicht so richtig verstehen. Und auch bei Hank zeigt sich im Laufe der Handlung ein gewissen Erwachen, zumindest ein Abschütteln der aufgezwungenen Denkweise. Gewissermaßen kann man diese drei Generationen als Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sehen.
Aber wer jetzt hier ein großes Statement gegen Rassismus und für die Liebe erwartet, wird enttäuscht werden. Hank und Leticia verbindet keine große Liebe, sondern nur die Notwendigkeit sich gegenseitig zu brauchen. Sie brauchen einander, und deshalb haben sie zueinander gefunden. Und so wird ihre Beziehung auch erzählt, irgendwie eher kalt. Die Sexszenen, die gezeigt werden, sind auch eher verstörend, denn auch sie zeigen nur den Hunger aufeinander, aber keinesfalls die Liebe. Warum man das in diesem Film mit so viel Körpereinsatz zeigt, weiß ich ehrlich gesagt nicht, denn das hat der Film gar nicht nötig, Worte hätten da ausgereicht. Denn gerade die Erzählweise von "Monster´s Ball" ist so faszinierend, die beiden Menschen treiben in ihrem Schicksal aufeinander zu, und so bewegt sich auch der Film. Sehr ruhige Bilder und eine wunderschön leise Music-Score mit zarten Klaviertönen bildet eine sehr eigenartige Atmosphäre, in der man richtig in die Erzählung versinkt. Aber um noch mal auf die Sexszenen zurückzukommen, die sind nämlich durchaus gut inszeniert, denn die Kamerafahrten zeigen die Zerrissenheit der beiden Personen, aber irgendwie habe ich mich als Beobachter dieses Aktes nicht wohl gefühlt.
Die zweite Stelle, wo ich auch nicht unbedingt hinschauen wollte, war die Hinrichtung. Die ist zwar nicht so hart, wie bei "The Green Mile", aber trotzdem beklemmend. Und überhaupt, diese ganze Zeremonie vorher, mit den Windeln und so, äußerst degradierend. Und da wollen die Henker noch einen würdevollen Abtritt inszenieren. Wo bleibt denn da die Menschenwürde?
Hank kann scheinbar sehr gut mit seiner Vergangenheit als Henker leben, er sieht in dieser Hinsicht doch recht gewissenlos aus. Und weil er sich nicht schuldig fühlt und die Hinrichtung von Leticias Mann mit beruflicher Distanz betrachtet, muß er ihr auch nichts davon erzählen. Als es Leticia dann doch erfährt, erfährt man als Zuschauer nicht viel über ihre Reaktion. Denn der Film endet mitten in dieser Reaktion. Aber eigentlich muß man auch nichts weiter sehen, denn schließlich hat ihre Beziehung nichts mit der Vergangenheit zu tun. Und Leticia wird ihm verzeihen, denn sie braucht ihn, und er braucht sie. Aber vielleicht ist auch nur ihre Abgestumpftheit der Grund für das Vermeiden der Konfrontation, genau wie Hank´s Abgestumpftheit der Grund für das Schweigen ist.
Die beiden Hautpdarsteller waren hervorragend, da hat nicht nur Halle Berry einen Oscar verdient, Billy Bob Thornton mindestens genauso. Ich sehe Billy Bob Thornton sowieso sehr gerne, da er auch ohne große Worte und Mimiken schauspielern kann. Auch wenn er einfach vor sich hinstarrt, spielt er gut - das können nicht viele. Und was mir auch besonders gut an "Monster´s Ball" gefallen hat, ist die tolle Music-Score, die mit ganz ruhigen und dezenten Klängen aufwartet, die aber wunderbar die Atmossphäre aufbauen. Mehr kann ich zu dem Film auch nicht schreiben, man muß ihn einfach gesehen haben. Überhaupt läßt sich "Monster´s Ball" sehr schlecht beschreiben, weil einfach zu viele Dinge ineinanderspielen. Schaut ihn euch einfach an, ihr werdet nicht enttäuscht sein.
DIE DVD
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Die DVD (Universum Film) hat nach meinem Geschmack etwas wenig an Bonusmaterial zu bieten, das hätte ruhig mehr sein können. Sehenswert ist nur der "Anatomie einer Szene" Clip und der Clip über die Filmmusik. Die Statements und das "Making Of" kann man eigentlich vergessen. Auf der RC1 DVD waren wohl noch Audiokommentare und Nicht-verwendete Szenen drauf, aber die haben leider nicht den Weg auf die deutsche Fassung gefunden. Naja, da kann man nichts machen, aber bei dem Film hätte mich ein Audiokommentar schon sehr interessiert.
Das Bild ist ok, mehr kann man dazu fast nicht sagen, auf keinen Fall berauschend. Es gibt einige Fehlerchen - das Bild ist recht grob, was aber wahrscheinlich nicht auf die dVD zurückzuführen ist, sondern der Film wurde eben so gedreht. Dann gibt es einige Artefakte und die Farben wirken auch ziemlich ausgewaschen (was aber auch eventuell beabsichtigt sein kann). Am Ton kann ich nicht viel rummeckern, der ist weitestgehend sehr gut. Die Dialoge sind sehr gut verständlich und die Music-Score kommt super zur Geltung.
Das Menü ist ganz schön anzusehen, sehr schlicht, aber ansprechend. Es ist animiert und mit Musik unterlegt, wie auch die meisten Untermenüs. Ein Booklet gibt es leider nicht, nur eine Karte mit den Kapiteln.
Bonusmaterial
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# Making Of (~12min)
Schon die Zeitangabe von zwölf Minuten verspricht nichts gutes, denn alles sieht nach einem längeren Werbeclip aus. Und leider ist es dann auch so, denn man bekommt nicht wirklich viel über das Making Of des Films zu in Erfahrung, sondern nur eine Handlungsbeschreibung. Es gibt zwar ein paar kürzere Statements von Cast & Crew, aber die sind allesamt eher nichtssagend. Der einzig noch einigermaßen sehenswerte Abschnitt ist das Ende, wo man ein paar Szenen vom Oscargewinn von Halle Berry sehen kann. Wer das noch nicht aus dem TV kennt, sollte es sich hier mal anschauen, ist sehr bewegend.
# Anatomie einer Szene (~24min)
Hier handelt es sich um eine Präsentation des Sundance Channels, was schon mal bedeutend mehr Inhalt verspricht, als das vorhergehende Making Of. Dieses Making Of beschäftigt sich mit einer Szene, und zwar der Exekution. Detailliert wird die Vorgeschichte erzählt, man geht auf die einzelnen Charaktere ein und es gibt Statements von Cast & Crew. Und auch wenn es sich hier nur um ein Ereignis in dem Film handelt, bezieht sich die Analyse doch auf den ganzen Film. Dieser Clip ist also deutlich mehr zu empfehlen als das erste Making Of, denn man bekommt mehr Hintergrundinformationen zum Film geliefert.
# Die Filmmusik (~8min)
Schon während des Films ist mir die tolle Filmmusik aufgefallen, die wirklich immer sehr schön die Stimmung in den verschiedenen Szenen ausgedrückt hat. Dazu gibt es hier auch einen Clip, wo sich die Filmcrew zu der Music-Score äußert. Anhand von einigen Szenen wird die Stimmung beschrieben, die durch die Filmmusik aufgebaut wird. Auch dieses Feature ist sehr interessant, vor allem wenn man die Music-Score schon während des Films toll fand.
# Trailer (~4min)
Hier kann man sich einen US Teaser anschauen, den deutschen Kinotrailer und den amerikanischen Trailer.
# Cast & Crew
Hier gibt es leider nur ein paar Filmo- und Biografien auf Texttafeln, was ja nie so sonderlich interessant ist.
# Interviews (~13min)
Hier kann man sich Interviews zu verschiedenen Themen anschauen, die man einzeln oder in der Gesamtheit abspielen kann (Das Drehbuch, Die Rollen, Über Marc Foster, Über Billy Bob Thornton, Über Halle Berry, Die Aussage). Insgesamt sind die Interviews nicht so aussagekräftig, vor allem die drei Teile, die mit "über" beginnen. Dort hört man nur das übliche er/sie ist toll, etc.
Weitere Daten
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Sprachen : Deutsch, Englisch
Untertitel : Deutsch, Englisch
Bildformat : 2,35:1 (anamorph)
Audiokanäle : Dolby Digital 5.1
Spielzeit : 108 min
FSK : ab 16 Jahre
FAZIT
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Zusammenfassend kann man sagen, daß "Monster´s Ball" in absolut sehenswerter Film ist. Allerdings gehört er eher zu den anspruchsvolleren Filmen, und deshalb werden wohl einige kein Gefallen daran finden. Wer aber gerne großartiges Darstellerkino sehen will, sollte sich "Monster´s Ball" auf keinen Fall entgehen lassen. Mit der DVD bin ich allerdings nicht so ganz zufrieden, denn das Bonusmaterial ist unzureichend und auch beim Bild gibt es einige Beanstandungen. weiterlesen schließen
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