Pro:
Idee, Humor, Biff
Kontra:
Der Teil bei Balthasar ist etwas langatmig
Empfehlung:
Ja
Wie viele meiner regelmäßigen Leser ja wissen, lese ich manchmal gerne ein wenig schräge Bücher. Daher war ich doch recht neugierig, als eine gute Freundin mir von Biff vorschwärmte. Nein, ich meine nicht das Reinigungsmittel sondern einen langjährigen bislang unbekannten Freund Jesu, so man denn Christopher Moore. Daher wählte ich dieses Buch als Begleiter auf meiner Neuseelandreise.
ALLGEMEINE DATEN
Seitenzahl: 572
Erschienen im Goldmann Verlag
ISBN10: 3442541824
ISBN13: 9783442541829
Preis: 10,90 €
STORY
Beauftragt vom Herrn und überwacht vom Engel Raziel wird Biff, dessen wirklicher Name Levi bar Alphaeus ist, von den Toten erweckt, um ein weiteres Evangelium zu schreiben. Ein Evangelium, das die bislang unbehandelten Jugendjahre Jesu beschreiben soll. Nachdem er erweckt wurde, wird er, um äußere Einflüsse auf seine Schilderungen zu vermeiden, vom Engel in ein Hotelzimmer eingesperrt und schärfstens überwacht.
Dementsprechend beginnt die eigentliche Handlung mit dem Kennenlernen der beiden. Dies passiert, indem Biff im Alter von sechs Jahren Jesus (eigentlich Josua) und seinen kleinen Bruder beim Spielen mit einer Eidechse sieht. Während der kleine Bruder die Eidechse beim Spielen umbringt, erweckt Jesus sie wieder, was Biffs sehr beeindruckt. Von da an werden die beiden Freunde und erleben einiges zusammen. So verlieben sie sich beide in Maria aus Magdala kurz Maggie, sie starten zusammen eine Lehre als Steinmetz, vor allem aber erleben sie gemeinsam Zweifel Jesus, ob er nun der Erlöser ist oder nicht bzw. was ein Erlöser tun soll. zwar kann er Eidechsen wiederbeleben, bei Menschen bereitet ihm dies jedoch noch Probleme. Diese Zweifel verhindern auch, dass er mit Maggie anbandelt. Um diese Zweifel zu beseitigen, beschließt Jesus, sich auf die Suche nach den drei Weisen aus dem Morgenland zu machen, um sie zu fragen, woher sie wussten, dass er etwas Besonderes ist und ob er wirklich der Erlöser ist. Somit begeben sie sich auf eine lange Reise, um die drei Weisen aufzusuchen. Hierbei begegnen sie zahlreichen Menschen, bestehen gemeinsam manches Abenteuer und sind doch recht erstaunt über die drei Weisen und ihre Eigenarten...
MEINE GEDANKEN UND EINDRÜCKE
Ein kurzes Fazit sei der Darstellung meiner Eindrücke vorangestellt: Ne, was hab ich gelacht. Immer wieder sind die dargestellten Situationen sowie die Kommentare Biffs derart hanebüchen, dass ich beim Lesen herzhaft Lachen konnte.
Ausgangspunkt für mein Interesse an dem Buch war die schlicht einfache aber auch durchaus berechtigte Idee, sich mit den Jungendjahren von Jesus zu beschäftigen. Und auch wenn von vornherein klar war, dass es keine ernsthafte Auseinadersetzung mit diesem Thema ist, machte diese Idee doch schon einen nicht unerheblichen Reiz an diesem Buch für mich aus. Vor allem finde ich es jedoch auch sehr mutig, ein solches Buch umzusetzen, da die Kritik der Kirche und diverser religiöser Vereinigungen sicherlich gewiss ist. Dies alles führte also dazu, dass ich es kaum erwarten konnte, dieses Buch zu lesen.
Die ganze Story ist insgesamt wahnsinnig unterhaltsam. Dies hat im Grunde zwei wesentliche Gründe. Zum einen liegt das an der Unerfahrenheit und Unsicherheit Jesu. Die Selbstzweifel hinsichtlich der Frage was ein Heiland nun tun soll und wie er mit seinen Fähigkeiten umgehen soll, sind schon klasse und führen ein ums andere Mal zu lustigen Szenen, insbesondere dann, wenn Jesus damit hadert, ob er nun was mit Frauen anfangen kann oder nicht. Sehr unterhaltsam ist aber auch die Art und Weise, wie Jesus die in der Bibel beschriebenen Fähigkeiten erlern. Ja, Moore geht bei seinem Buch nicht davon aus, dass Jesus mit all diesen Fähigkeiten auf die Welt gekommen ist, sondern dass er sie sukzessive erlernt hat. Und dies führt ab und an immer wieder zu sehr unterhaltsamen Situationen, bspw. als er eine tote Frau wiederbeleben will, dies aber nur kurzzeitig gelingt.
Neben der Unerfahrenheit des jungen Jesus ist es vor allem Biff selbst, der immer wieder für Schmunzeln und herzhaftes Lachen beim Leser sorgt. Er ist das genau Gegenteil des vorsichtigen, lieben und ausgeglichenen Jesus, so dass es immer wieder zu urkomischen Situationen und Dialogen kommt. Biff wird seitens des Autors mit einem herrlich trockenen Humor ausgestattet. Zum anderen ist es wahnsinnig unterhaltsam den pubertierenden Biff bei seiner Entdeckung der Frauenwelt zu begleiten. Insbesondere sein Schwärmen für Maria, Jesus Mutter, und sein Angebot sie nach Josefs Tod zu heiraten und damit Jesus Stiefvater zu werden, fand ich einen der Höhepunkte des Buchs.
Aber es war auch nicht alles Gold, was glänzte. Denn das Buch ist aus meiner Sicht nicht durchgängig unterhaltsam. Es hat, wie ich finde, teilweise durchaus gewisse Längen. Dies ist insbesondere bei dem Aufenthalt beim ersten Weisen Balthasar der Fall. Die Schilderungen hier fand ich doch recht langatmig und auch die Idee mit dem eingesperrten Geist fand ich im Vergleich zum Rest der Story eher unpassend.
Abstriche muss man sicherlich auch bei den erzählerischen Mitteln machen. Die verwendete Sprache ist verhältnismäßig einfach, so dass das Buch sicherlich für eine breite Leserschaft geeignet ist. Detaillierte Skizzierungen der auftretenden Personen erhält man eigentlich nur von Biff und Jesus selbst. Der Rest der dargestellten Charaktere bleibt weitgehend ohne tiefergehendem Profil.
Und, was mich auch ein wenig genervt hat, war die in Teilen starke sexuelle Fixierung. Gar keine Frage. Das Leben Jesu Christi bietet hier sicherlich eine gute Gelegenheit, Späße daran festzumachen. Teilweise empfand ich diese Späße jedoch ein wenig übergewichtet und mit ein bisschen mehr Einfallsreichtum, den Moore eigentlich mit dem Buch unter Beweis stellt, hätte hier eine weniger starke Fokussierung auf das eine Thema erfolgen können.
FAZIT
Empfehlen kann ich dieses Buch auf jeden Fall. Trotz kleinerer Längen insbesondere während des BalthasarBesuchs, ist das Buch super unterhaltsam. Es sei jedoch auch eine deutliche Warnung ausgesprochen. Wer streng gläubig ist und absolut gar keinen Spaß hinsichtlich Gott und Jesus Christus versteht, dem sei von diesem Buch strikt abgeraten, da sich diese Menschen sicherlich in ihren Gefühlen verletzt sehen. Allen anderen sei die Umsetzung dieser wahnwitzigen Idee auf jeden Fall empfohlen. Es ist kurzweilige Unterhaltung ohne allzu hohen Anspruch, so dass problemlos auch mal zwischendurch ein paar Seiten gelesen werden können. weiterlesen schließen
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