Pro:
spielt DVDs sehr sauber, kontrastreich und farbecht; satter Stereo-Downmix; Video+Audio-kabel liegen bei
Kontra:
kleine Fehler bei Menüdarstellungen; MP3-Titelanzeige nur 8 Zeichen; sehr schlechte Menüübersetzung; sehr knappes Handbuch, dafür aber in vielen Sprachen; klobige Fernbedienung; sehr exaktes Zielen mit der Fernbedienung auf Sensor nötig
Empfehlung:
Nein
Ein DVD Player mit MP3-Abspielmöglichkeit von Mustek unter 100 EUR? Kann das gut gehen? Mal schauen, ich dachte mir aber schon beim Anblick des Gerätes, dass meine Großeltern sich vor dem Kauf besser hätten informieren sollen, aber lest erst mal selbst.
Das Gerät - kleine silberne Plastikschachtel
Da steht es nun, frisch ausgepackt wird der Mustek DVD V 56L von mir an seinen zukünftigen Standort befördert und dabei fällt mir außer dem etwas klapprigen Innenleben auch noch das recht geringe Gewicht auf. Eigentlich positiv, aber hoffentlich ging zugunsten des Gewichtes nicht die Stabilität drauf, denn das Gerät soll ja nun einen Fernseher halten können. Dem erfahrenen Auge fällt nun, beim ersten Inbetriebnehmen, sofort die etwas klapprige DVD-Schublade auf, die seltsamer Weise aus einem Laufwerk mit Standard-5,25 Zoll heraus fährt. Seltsam, die werden doch nicht einfach ein normales PC-DVD-Laufwerk verbaut haben... Dagegen spricht allerdings, dass sich das Laufwerk wehement gegen manuelles hineinschieben wehrt, das kenne ich sonst nicht bei PC-Laufwerken, wird also Zufall sein. Sonst sieht das Gerät aber wirklich schnieke aus. Ob man es in Silber haben möchte sollte man je nach restlicher Wohnzimmerausstattung entscheiden, denn das Gerät gibt es auch noch in klassischem Schwarz.
Nun gut, neben dem Laufwerk an sich fällt mir der wuchtige An/Aus-Knopf auf der Linken Seite auf, der doch sehr verdächtig heraus schaut, so dass ein etwas leichtsinnig herum tollendes Kind evtl. mal dagegen stoßen könnte. Die restlichen Knöpfe sind gut versteckt auf an rechten Frontseite, direkt unter dem Display, welches ständig blinkt und nur englischen Text zeigt, untergebracht, wo man einen Eject (Öffnen/Schließen des Laufwerks), Play, Pause, Stop (Abspielen, Stoppen) und Prev (zurück"spulen") und Next (vor"spulen") Knopf antrifft. Die dortigen Knöpfchen sind sowohl für Kinderhände als auch für Wurstfingerchen gut zu bedienen, man sollte davon aber Abstand nehmen, da sich ein solch kompliziertes Gerät doch besser über die Fernbedienung steuern lassen sollte.
Die Fernbedienung - Faustkeil mit Zielproblemen
Oje, leicht liegt sie zwar in der Hand, die Fernbedienung, aber trotzdem ist sie nichts für Kinderhände, die das Gerät schon mit beiden Patschhändchen umgrapschen müssten. Mir liegt die Fernbedienung allerdings recht gut in der Hand, aber nach längerem Navigieren in DVD-Menüs wird sie schon etwas lästig und außerdem verflucht man ständig den Sensor und drückt mit Energie auf die Knöpfe, weil der DVD Player manchmal einfach nicht reagiert.
Auf der Fernbedienung sind sehr schön sämtliche Funktionen direkt untergebracht und stiften daher ordentliches Chaos. Den ?Aus?-Knopf erkennt man ja noch ganz gut als solchen durch das durchaus allgemeingültige Symbol darauf. Da hört es allerdings schon auf, denn auf der Abspieltaste steht einfach nur ?Play/Sel? drauf und wenn man vorher mit so was noch nicht gearbeitet hat, ist man erst mal leicht verwirrt. Die Pfeiltasten sind dagegen sehr gut drückbar, wogegen die restlichen Abspieltaste (Pause, Vor, Zurück, Zeitlupe) durch winzige kleine Knubbelknöpfchen, welche rings um das Navigationskreuz angeordnet sind, sehr schwer zu benutzen sind. Die durchgängig englischsprachige Beschriftung erschwert unterdies die Bedienung für ältere Menschen, die jede Funktion extra in der Anleitung nachschauen müssen.
Die Anleitung - sprichst you espaniol
Sage und schreibe 12 Sprachen umfasst das Büchlein, wobei jede Sprache knapp 6 Seiten umfasst in denen einfach nur die gröbsten Funktionen erklärt werden. Teilweise sind die Sprachen, zumindest bei denen die ich verstehe ist mir das aufgefallen, schlecht übersetzt, solch unglückliche Wortkombinationen wie "drücken Knopf, dann Laufwerk offen" lassen recht gut einen Ausblick auf das zu was einen beim OnScreenDisplay dann erwartet.
Die Bedienung - mehrsprachiges Funktionskauderwelsch
"Film rein, Spass muss sein" Nach dem Motto müssen die Erfinder der Menüstruktur vorgegangen sein. Bei jedem Anschalten des Gerätes fordert dieses den Besitzer per Display am Gerät zu einem Pre-Setup auf, welches ich auch 1-2-mal gemacht habe (Setup drücken und wieder raus gehen), aber dann doch von abgekommen bin, da es schlichtweg sinnlos ist. Nun gut, aber einmal möchte man ja doch in den Menüs ein paar Einstellungen vornehmen, also wagte ich mich in die tiefen des englischsprachigen Funktionswirrwars.
Als erstes soll man, laut Handbuch im Menüpunkt LANGUAGE die Sprache des Menüs umstellen. Klar, kein Problem, dabei kann man auch gleich genauso umständlich die Standardsprachen für Untertitel, Tonspuren und DVD Menüs auswählen. Nun da mich die ganze Gewalt des Menü-Übersetzers in den Bann zieht und ich schnell wieder auf Englisch umschalte, weil ich ein ordentliches Englisch einem grässlichen Babelfish-Deutsch (No Disk wurde passend mit "Nein Disk" übersetzt) liebend gern vorziehe, stelle ich die wahrlich spärliche Funktionsvielfalt des Gerätes fest. Ich kann auswählen ob Scart oder Videoausgang benutzt werden sollen und ob der Ton digital oder Analog im DD5.1 Format ausgegeben werden soll. Des weiteren finden sich solch lustige Einstellmöglichkeiten wie das Format des angeschlossenen Bildschirmes und man kann seine Einstellungen speichern und wiederherstellen ("Vorgabe lesen/schreiben"). Viele Einstellmöglichkeiten lassen auch einfach nur eine Möglichkeit zu, so kann man ganz direkt bei den Videoeinstellungen zwischen Normal und Normal wählen.
Hat man sich dann durch den Wirrwar gequält, kann es ja eigentlich an das Schauen eines Filmes gehen, doch zuvor sollten wir noch alles richtig verkabeln.
Anschlüsse - Buchsen wollen 6... Stecker
Scart-Out, S-Video, Audio, Video, Digital-Audio (Coax) und das wars. Keinerlei Eingang zum Durchschleifen eines Antennensignals oder eines Scartanschlusses, rein gar nichts. Die Buchsen sind samt und sonders nicht vergoldet und auch sonst scheint dort recht gut gespart worden zu sein. Ein Kabelbündel für Video und Audio (Gelb, Weiss, Rot) liegt bei und damit sollte auch ein spontaner Anschluss an die meisten aktuellen Fernsehgeräte möglich sein. Ein Scartkabel kann man ja zur Not für etwa 10 EUR nachkaufen.
Abspieltest: DVD - klares, kontrastreiches Bild
DVD ("Die Manns") rein und Play drücken, schon surrt das Laufwerk los und der Film startet, nach dem Logo erscheint jedoch erst mal das DVD Menü. Gut so, denn ich hatte ja noch nicht Abspielen gedrückt, aber manche DVD Player fangen sofort beim Filmeinlegen schon auch mit dem Film an. Ich befinde mich nun im Menü, durch welches ich mich erst einmal angestrengt durchwühle. Hierbei kommt es vereinzelt zu Abstürzen des Gerätes, was ich allerdings nicht auf die DVD zurückführen kann, da die DVD in einem anderen Gerät tadellos funktionierte. Nun gut, solange sich diese Sachen nur spärlich und nicht im Film zeigen, will ich es ignorieren.
Ich starte den Film und betrachte angestrengt das Bild. Keinerlei Streifen, ein sehr gutes sattes Farbbild, was bei schnellen Bewegungen aber zeitweilig unscharf wird. Kontrast und Helligkeit könnte man im Menü des Gerätes zwar noch ändern, aber die Standardeinstellung scheint, für mich zumindest, optimal.
Abspieltest: S-VCD - sattes Farbbild, leicht unscharf
Beim Test mit einer S-VCD und einer normalen VCD stellte ich leichte Unschärfen fest, die durch das Format bedingt, durch das Vergrößern entstanden sein mögen.
Abspieltest: MP3 - dumpfe Musik, schlechte Stereo-Abmischung
Oje, nachdem ich bei den Filmen eigentlich begeistert war, kam jetzt so eine Enttäuschung auf mich zu. Nach dem Einlegen einer normalen CD mit MP3-Dateien zeigt der Bildschirm eine Dateiliste mit jeweils ca. 20 Dateien an. Die Dateinamen zeigen keinerlei Sonderzeichen und Umlaute und sind nach dem 8. Buchstaben abgeschnitten. Untermenüs werden schon beim Scannen der CD erkannt und es wird eine Gesamtabspielliste erstellt mit allen auf der CD enthaltenen Dateien, ein nachträgliches Auswählen einzelner Verzeichnisse ist nicht so einfach möglich.
Positiv kann ich dem Player anrechnen, dass er sowohl gebrannte CDs als auch wiederbeschreibbare CD-RWs erkennt. Per PacketWriting beschriebene CDs erkennt er allerdings nicht.
MP3-Titelanzeige beherrscht das Gerät auch nicht, dafür werden automatisch auch sämtliche JPG- und TGA-Dateien (für FotoCDs) in die Abspielliste mit eingefügt, so dass die Liste ab und an durch das 5-sekündige Anzeigen von Bildern unterbrochen wird.
Der Ton der sich beim Abspielen nun aus der DolbySurround-Anlage quält ist dumpf und in keiner Weise vorher durch einen Filter gegangen. Es kommt der bloße Stereo-Ton an, der dann von der Anlage selbst noch bearbeitet werden müsste.
Ein Schlusskommentar - Neudeutsch: Ein Fazit
Der DVD Player ist für rund 100 EUR über diverse Versandhandel und auch in Elektronikmarktketten zu haben, aber der Preis ist meiner Meinung nach in keiner Weise gerechtfertigt, denn für 100 EUR bekommt man schon wesentlich bessere Geräte, die nicht von solcherlei Kinderkrankheiten besessen sind. Der Mustek DVD V 56L ist zum Abspielen von DVDs zwar gut geeignet, aber die versprochenen Zusatzfunktionen wie MP3 und die grauslige Menüübersetzung lassen mich sehr vom Neukauf abraten, wer den Player allerdings bei eBay für unter 50 EUR bekommt, auf die Zusatzfunktionen nicht angewiesen ist und ein gutes Englisch beherrscht, der kann ruhig zugreifen.
Ich vergebe 3 Sterne, da der Player zwar seine Hauptaufgabe gut, aber die Zusatzaufgaben nur mangelhaft befolgt. weiterlesen schließen
Bewerten / Kommentar schreiben