Pro:
Ambiente, freundliches Personal...
Kontra:
Preis?
Empfehlung:
Ja
DAS NEPTUNBAD IN KÖLN-EHRENFELD – FLUCHT AUS DEM ALLTAG
Es ist ein nass-kalter Herbsttag in Köln. Oktober. Schon längst wurden die Wintersachen aus der hintersten Ecke des Schrankes gekramt, warme Stiefel und ein kuscheliger Schal gehören mittlerweile zur Standartausrüstung. Etwas Erholung vom tristen, grauen Alltag wäre da eine willkommene Abwechslung – und so kam es, dass ich zusammen mit meinem Freund das traditionsreiche Neptunbad in Köln Ehrenfeld besuchte. Übrigens das erste Mal für mich, dass ich solch eine Wellness-Anlage besucht habe. Besonders der Zusatz „textilfrei“ schreckte mich im ersten Moment ab, aber war am Ende halb so wild – immerhin trägt man die meiste einen Bademantel, und wenn nicht, braucht man keine scheu zu haben, denn dann ist ja jeder nackt.
GESCHICHTE & HEUTE
1912 eröffnet, war das Neptunbad die erste neuzeitliche Badenanstalt in einem Kölner Vorort. Ganz im Jugendstil gehalten, war es bis 1994 ein Ort zum Schwimmen, Entspannen und Saunieren. 2002 wurde es dann von der „Claudius Therme GmbH & Co. KG“ erworben, welche das Neptunbad restaurieren ließ und es als „Health Club & Spa“ wiedereröffneten. Heute beherbergt es eine unter Denkmalschutz stehende historische Sauna sowie eine asiatische Sauna- und Bäderlandschaft. In der alten Badehalle wurde ein Fitnessbereich integriert.
LAGE & ANFAHRT
Das Neptunbad ist zentral in Köln Ehrenfeld gelegen. Mit dem Auto ist die Anfahrt über die Innere Kanalstraße relativ problemlos, zu mindestens, wenn man sich vorher nach dem genauen Standort erkundigt, denn die Badeanstalt ist versteckt in einer Seitenstraße und nach meines Wissens auch nicht ausgeschildert. Da es reine Glückssache ist, ob man in Ehrenfeld einen Parkplatz findet, bietet die Tiefgarage eine gute, allerdings nicht kostenfreie Alternative. Mit öffentlichen Verkehrsmittel ist das Neptunbad auch gut erreichbar, Anbindungen an das Straßen-, S-Bahn- und Busnetz sind vorhanden.
PREIS
Zwei Stunden kosten 16,50 Euro, vier Stunden 21,50 Euro und eine Tageskarte kostet 25,50 Euro pro Person – vorausgesetzt man geht Werktags, am Wochenende ist das ganze nämlich noch einmal 2 Euro teuer. Der Preis mag hoch erscheinen, doch nach meiner Meinung vollkommen gerechtfertigt. Denn für das, was man bekommt, zahlt man gerne.
DER EINGANG
Gespannt betraten wir das große Portal des Neptunbades. Die Frau am nostalgischen Schalter erklärte freundlich das elektronische Zahlungssystem: Mit einem Chip am Armband könne man nicht nur die Schließfächer in den Umkleiden auf- und zuschließen, man könne auch das Essen im Gastronomiebereich so bezahlen, was sich im nachhinein als sehr praktisch erwies. So muss man erst beim Verlassen des Neptunbades seinen Aufenthalt bezahlen.
UMKLEIDEBEREICH
Weiter ging es in den Umkleidebereich. Hier gibt es keine separaten Kabinen, sondern nur ein paar Bänke zwischen den Schließfach. Es ist auch ein abgetrennter Damenbereich vorhanden. Der ganze Umkleidebereich ist nach meiner Meinung etwas eng (allerdings waren – zu mindestens während meines Besuches – auch nicht viele Leute im Umkleidebereich), und auch das Abschließen des Schließfaches mit Hilfe des Chip-Armbandes gestaltete sich für mich zunächst sehr schwierig; erst als mir eine Frau zur Hilfe eilte konnte das Problem gelöst werden. Man muss einfach den Chip gegen das Schloss drücken und gegen den Uhrzeigersinn drehen – schon ist die Tür abgeschlossen.
ERSTER EINDRUCK
Wenn man den Wellnessbereich betritt, ist es wie der Zugang zu einer ganz anderen Welt. Nicht viel erinnert mehr an den tristen, grauen Herbsttag in Köln. Ob im historischen oder im fernöstlichen Bereich – das Ambiente lädt einen sofort zum entspannen und abschalten ein. Alles ist gepflegt, sauber und ruhig. Das Personal kontrolliert regelmäßig die verschiedenen Bereiche und weißt Ruhestörer freundlich auf ihr Fehlverhalten hin.
Das Publikum des Neptunbads ist bunt gemischt. Auf der einen Seite besuchen anscheinend viele Männer und Frauen des fortgeschrittenen Alters diese Badeanstalt, aber auch vorwiegend jüngere Pärchen scheinen die Vorzüge eines solchen Aufenthaltes schätzen zu wissen. Alle Altersklassen sind vertreten, außer vielleicht die ganz Jungen – ich zu mindestens habe kein einziges Kind entdecken können.
Da wir das Bad dienstagnachmittags besuchten, war es relativ leer. So war es zum Beispiel nie ein Problem eine freie Liege zu ergattern, öfters war man auch ganz alleine in der Sauna oder im Aufenthaltsraum. Erst gegen Abend wurde es etwas voller. Da aber nur eine bestimmte Anzahl an Gästen im Neptunbad zugelassen wird, muss man sich nicht davor fürchten, dass es überfüllt sein könnte.
Zugeben: Am Anfang fiel es uns schwer, den Überblick zu behalten. Man muss sich definitiv Zeit nehmen, um sich überall ausgiebig umzuschauen und auch die verschiedenen Angebote nutzen zu können, da reicht eine 2-Stunden-Karte (zu mindestens am Anfang) definitiv nicht.
ASIATISCHE BÄDER- UND SAUNALANDSCHAFT
Das Japanische Bad ist unterteilt in zwei Bereiche: einem großzügigen Innenbereich im Keller und einem Außenbereich.
INNENBEREICH
Der Innenbereich wird dominiert von einem großen 27°C warmen Sento-Pool, in dem auch Platz für ein paar Schwimmzüge ist. Über dem Pool befindet sich ein Glasdach, wodurch viel Tageslicht in diesen Bereich einfällt. An der einen Stirnseite des Pools befinden sich japanische Heißwasserbecken, sogenannte Onsenbäder, in denen man sich bei 36°C entspannen kann. Hier fließt das Wasser aus einer kleinen Quelle durch drei kleine Becken. Umrahmt werden die Pools von mehreren Liegen – das typisch deutsche Reservieren von Liegen wird im Neptunbad übrigens nicht so gerne gesehen. Der ganze Innenbereich wurde liebevoll im asiatischen Stil dekoriert, so dass man sich fast wie in einer anderen Welt fühlt. Besonders an den Details kann man sich erfreuen, denn in jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken: asiatische Schriftzeichen, Buddha-Statuen, Bambushölzer.
Der Innenbereich beinhaltet insgesamt drei Saunen.
- Japanische Lichtersauna mit Zitrusaroma 60° C
Wegen der relativ milden Temperatur haben wir uns diese Sauna zum Beginn ausgesucht. Bunte Lichter an der Decke sollen zur Entspannung beitragen. Da ich den Zitronenduft zu penetrant fand (ich persönlich mag nicht gerne Zitrone) verließen wir diese Sauna aber relativ schnell.
- Dai-Dai-Yu-Sauna 80°C
Täglich finden hier verschiedene Aufgüsse statt, von Kamille bis Dai-Dai-Yu. Leider haben wir hier jedes Mal die Aufgusszeremonie verpasst. Aber auch sonst bietet diese Sauna einen schönen Ausblick in Lichthöfe im japanischen Stil.
- Japanische Kräutersauna 70° C
Diese Sauna zählte definitiv zu meinen Favoriten. Getrocknete Kräuterbündel hängen hier von der Decke herab und eine traditionelle Kräutermixtur wird in einem Kupferkessel verkocht. Das Ganze verbreitet ein angenehmes Aroma und soll eine heilsame Wirkung haben.
Zum Inventar des Innenbereich gehören zudem noch diverse Ruhebereiche, unter anderem ein separater Ruheraum mit Wasserbetten, sowie ein Duschraum. Auch 3 Solarien gehören dazu, welche ich allerdings nicht ausprobiert habe.
AUßENBEREICH
Wem der Innenbereich im fernöstlichen Stil noch nicht reichte, der wird spätestens vom liebevoll gestalteten Zen Garten begeistert sein. Wären da nicht die Mietshäuser am Rande könnte man meinen, man wäre tatsächlich in Japan. Im Außenbereich befindet sich ein kleines Abkühlbecken und ein weiteres Onsenbad. Zudem stehen Schalen mit Eis zu Verfügung, deren Benutzung ich nach dem Saunagang wirklich empfehlen kann. Ein „Regentempel“ bietet ausreichend Duschmöglichkeiten. Auch hier sind genügend Liegen vorzufinden, welche zum Entspannen und Erholen einladen. Bei kaltem Wetter ist es sehr angenehm, sich einige Minuten in die kuscheligen Decken einzumummen und einfach den Moment zu genießen.
Auch der Außenbereich bietet drei verschiedene Saunen.
- Asa-hi Sauna 90° C
Diese Sauna zeichnet sich nicht nur durch ihre hohe Temperatur aus, sondern auch durch ihre Trockenheit. Im Eingangsbereich stehen niedliche Behälter mit Salz zur Verfügung, mit dem man sich während des Saunagans einreiben kann. Dieses Salzpeeling ist wirklich empfehlenswert, es verstärkt zu einem das Schwitzen, zum anderen macht es die Haut zart und geschmeidig.
- Maiban Sauna 70°C
Auch diese Sauna ist unbedingt empfehlenswert, denn sie ist – ausgenommen von zwei kleinen Kerzenlichter – komplett unbeleuchtet. Für mich eine ganz neue, interessante Erfahrung.
- Große Aufgusssauna im Zen-Garten 80°C
Ganz klassische Sauna mit angenehmer Temperatur, in der regelmäßig Aufgusse stattfinden.
HISTORISCHER BEREICH
Das komplette Gegenprogramm zum fernöstlich inspirierten Saunabereich bietet der im Jugendstil gehaltene historische Teil. Empfangen wird man hier von einem braun gekachelten Badebereich mit Duschen sowie Aufbewahrungsmöglichkeiten für Taschen und Handtücher. Persönliches Highlight ist hier das Kaiserbad, aber auch das Dampfbad war seine Erfahrung wert.
- Kaiserbad
Ein paar Stufen führen in das Kaiserbad hinunter. Der Raum ist blau gekachelt, überdeckt von einer großen, gelb getönten Glaskuppel, gestützt von mehreren großen Säulen. Fühlte man sich im asiatischen Teil wie in Japan, so fühlt man sich hier in die Römerzeit versetzt. Doch der besondere Clou ist die Unterwassermusik. Mit Hilfe von zwei „Wasser-Nudeln“, die man sich z.B. unter dem Nacken und den Knien legt, schwebt man auf dem angenehm 37°C warmen Wasser und lauscht der meditativen Musik. Vollkommene Entspannung, einfach mal abschalten, sich treiben lassen, vergessen, träumen. Wirklich sehr empfehlenswert. Zehn, oder zwanzig Minuten einfach mal die Welt vergessen, aber nicht die Zeit – denn es gibt noch viel zu entdecken im Neptunbad =).
- Laconium & Dampfbad
Betritt man das Laconium, gelangt man in einen 50°C warmen, gefliesten Raum. Eukalyptusgeruch schlägt einen entgegen und befreit die Atemwege. In der Mitte befindet sich ein alter Brunnen. Zu seiner linken findet man ein kleines, liebevoll gestaltetes Sitzbecken, zu seiner rechten befindet sich das separat abgetrennte römisch-irische Dampfbad. Im ersten Moment wurde ich von dem Dampf regelrecht erschlagen. Man benötigt einige Momente, bis man zwischen den Dampfschwaden etwas erkennt. Doch ich muss zugeben, dass ich die 100% Luftfeuchtigkeit nicht lange aushielt und schon nach einigen Minuten wieder in das Kaiserbad verschwand.
- Ruheraum
Gegenüber befindet sich ein Ruheraum, ausgestattet mit mehrer Liegen und Decken. Die Decke ist mit Tüchern verhangen, Lichter bewegen sich quer durch den Raum. Es ist ruhig, perfekt zum Entspannen.
- Haman
Gegen Aufpreis kann man sich hier mit Massagen und Peelings wie die Sultane verwöhnen lassen.
- Jugendstilrestaurant
Der ehemalige Umkleide- und Ruhebereich der Badenanstalt wurde in ein stilvolles Restaurant verwandelt, welches Fernost und Jugendstil harmonisch miteinander kombiniert. Das vielseitige Angebot bietet vieles – vom leckeren Milchkaffee, über leichte Salate bis zu klassischen Pastagerichten.
FAZIT
Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase fühlt man sich im Neptunbad fast schon heimisch. Der Preis lässt sich zwar nicht gerade als günstig bezeichnen, doch jeder Euro ist gut angelegt. Das Neptunbad bietet in einer Großstadt wie Köln eine willkommene Abwechslung von dem oftmals stressigen Alltag, ohne dass man eine weite Anfahrt hat. Nach dem Aufenthalt fühlte ich mich vollkommen entspannt und irgendwie befreit, die Haut war rosig und weich. Für meinen Freund und mich steht fest, dass wir dem Neptunbad in nächster Zukunft noch mal einen Besuch abstatten werden – und das kann ich wirklich jedem Leser wärmstens empfehlen. weiterlesen schließen
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