Pro:
Linderung der Entzugserscheinungen
Kontra:
chemische Nikotin-Keule
Empfehlung:
Ja
10 von 20 Millionen Raucher in Deutschland erwägen ernsthaft mit dem Rauchen aufzuhören. Gestiegene Kosten für Tabakwaren sowie gesundheitliche Einschränkungen können dabei motivierend wirken. Und ich war eine von Ihnen!
Seit einigen Wochen trug ich mich ernsthaft mit dem Gedanken, das Rauchen aufzugeben. An manchen Tagen schränkte ich es ein, aber im Büroalltag holte mich das Verlangen schnell wieder ein und ich piefte so vor mich hin. Obwohl ich mich nicht zu den starken Rauchern zählen darf, registrierte ich in den vergangenen Wochen im häufiger, wie sehr mir die Abhängigkeit auf die Nerven fiel. Meine Motivation, den Glimmstengeln den Laufpass zu geben, war nicht geldgetrieben. Davon angespornt, meinem Körper bewußt keine Schadstoffe regelmäßig zuzuführen und vor allen Dingen getrieben von meinem grundsätzlich starken Wunsch nach Unabhängigkeit, stellte ich das Rauchen am 22.03.2004 um 18.00 h ein. Quasi von jetzt auf gleich, aber nicht ohne mir Gedanken zu machen, wie ich schwache Momente überwinden könnte.
Mein Weg führte mich in die Apotheke, wo ich mich über Nikotinkaugummis und -pflaster beraten ließ. In Anbetracht des Preises für Nikotinpflaster und unter Berücksichtigung, dass dieses Pflaster einem kontinuierlich Nikotin über die Haut zuführt, entschied ich mich für Nicorette Nikotin-Kaugummis zum Preis von 9.00 Euro für 30 Stück, verpackt in einer schlichten Pappschachtel mit grüner Schrift auf weißem Hintergrund. Die Kaugummis sind zu 15 Stück abgepackt, wobei jedes einzelne wie eine Tablette herausgedrückt werden kann. Sie sind quadratischen Formats von ca. 1 x 1 cm. Bei dieser Entscheidung überzeugte mich meine Vorstellung, dass ich die Zufuhr von Nikotin auch weiterhin in der Hand habe - statt Zigarette ein Kaugummi. Nach der Einstufung meiner Rauchgewohnheiten hatte ich mich für das 2mg-Kaugummi entschlossen, dass im Verhältnis 1:4 10 mg Nicotin-Polacrilin enthält. Diese Zusammensetzung entspricht 2 mg Nikotin.
Eigene Erfahrung/Fazit:
Per Beipackzettel wird erwartungsgemäß auf die korrekte Anwendung sowie auf die Zusammensetzung, Nebenwirkungen, Gegenanzeichen usw. hingewiesen. Wie ich erfahrungsgemäß bestätigen kann, kommt es auf das richtige Kauen an. Da das Kaugummis zu Beginn relativ hart ist, sollte man vorsichtig mit dem Kauen beginnen. Sobald dann ein scharfer, vielleicht auch leicht beißender Geschmack wahrgenommen wird, ist das Kauen vorübergehend einzustellen. Für den Moment wurde ausreichend Nikotin freigesetzt. Während der Kaupause legt man das Kaugummi im Mundraum ab; man "parkt" es quasi in der Backentasche. Lässt der Geschmack nach, wird das Kaugummi hervorgeholt und wieder gekaut bis zur nächsten Kaupause. Diese Vorgehensweise wird über ca. 30 Minuten betrieben. Dann sollte man mindestens weitere 30 Minuten ohne Kaugummi auskommen. Ich kann bestätigen, dass die beim Entzug auftretene Unruhe sofort durch diese Art der Nikotinzufuhr gestillt wurde und ich kein Verlangen nach einer Zigarette verspürte und auch keinen Gedanken an ein Lungentorpedo verschwendete. Deutlich länger als 30 Minuten konnte ich auf ein weiteres Kaugummi verzichten.
Und die Eingangs beschriebene Vorstellungskraft, die Kaugummis nur "wohl"dosiert und in der Not zu mir zu nehmen, hat sich bei mir positv bestätigt. Am zweiten Tag des Nichtrauchens benötigte ich drei Kaugummis, um über den Tag zu kommen. Und schon bald wurden die Abstände immer größer, in denen mich ein Nikotinverlangen plagte. Mal war es ein Tag Kaugummipause, mal zwei oder gar drei. Die schwachen Momente wandelten sich von klassichen Entzugserscheinungen zu vermeintlichen Verzichtserscheinungen. So nach dem Motto: Jetzt gemütlich hinsetzen und eine Zigarette rauchen. Aber diesen mitunter sehr langen Momenten widerstand ich bislang erfolgreich mit folgender Methode: 30 Minuten Heimtrainer, 0,5 l Apfelschorle und wenn dann immer noch diese jedem Raucher bekannte Lust vorhanden war, griff ich zum Nikotinkaugummi. Mittlerweile sind dem Verzerr eines Nikotinkaugummis über 10 Tage vergangen. Der Entzug ist längst überstanden; nur gelegentlich tauchen die berühmten Momente auf, in denen ich meist gerne geraucht habe. Und auch hier werden die Abstände immer länger und mein Durchhaltevermögen immer größer.
Der Geschmack von Nicorette ist leicht bitter und wird um so strenger, desto länger man kaut. Durch den Kauprozeß wird das künstliche Nikotin freigesetzt und an den Körper abgegeben, so dass die Unruhezustände des Entzugs gebremst bzw. gestillt werden. Dies hat sich bei mir unmittelbar bemerkbar gemacht. Letztendlich wird das Kaugummi auch nicht aus Geschmacksgründen erworben, sondern zur Linderung von nikotinbedingten Entzugserscheinungen. Und wer es aus Geschmackgründen erwirbt, der sollte sich sich überlegen, ob er/sie auf dem richtigen Weg ist, um der Nikotinsucht zu entwöhnen.
In knapp 4 Wochen haben mir der Verzerr von bislang zwöf Nicorette-Kaugummis über die unangenehme Zeit des Entzugs geholfen. Stärkere Raucher werden vermutlich (laut Apothekenauskunft) eine größere Menge benötigen. Aber es lohnt sich! Zur Sicherheit werde ich in der nächsten Zeit (empfohlen wird bis zu einem Jahr) die Kaugummis mit mir führen, damit ich in schwachen Momenten auf einen starken Helfer zurückgreifen kann.
Ein Hoch auf mehr persönliche Freiheit!
© streitline auch für yopi 16.09.2004
© streitline für ciao 19.04.2004
Nachtrag:
Seit fast 6 Monaten rauchfrei und vor schwachen Momenten bin ich bewahrt geblieben. Nicorette-Kaugummis sind mir eine gute Starthilfe gewesen, aber jetzt bin ich mir sicher, dass ich auf sie verzichten kann. weiterlesen schließen
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