Pro:
einmalige Innenstadt mit vielen Geschäften
gut erhaltene Baustruktur
Familienfreundlich
Grün
keine Ghettos oder Trabantenstädte
Kontra:
hohe Arbeitslosigkeit
Empfehlung:
Ja
Liebe Leser,
hier ist nun mein erster Bericht und zwar der über Oldenburg (OL) in Niedersachsen, in der ich
von 1975-1988 lebte. Sie hat einen wesentlichen Teil meiner Kindheit und Jugend geprägt.
********** Persönliches zu Oldenburg **********
Der Umzug nach Oldenburg (OL), die neue Umgebung und die Grundschule:
1975 beschlossen meine Eltern von Schwanewede (Landkreis Osterholz-Scharmbeck), nördlich von Bremen, nach Oldenburg zu ziehen und ein Einfamilienhaus zu bauen. Mein Vater sollte eine Filiale von Teppich-Hupe leiten, bzw. neu in OL aufbauen. Meine Eltern wählten ein kleinen Ortsteil im Norden von Oldenburg: Etzhorn. Etzhorn ist der nordöstliche Zipfel der Stadt und lag damals ca. 1,5 km entfernt von der städtischen geschlossenen Bebauung. Damals gab es vielleicht 150 Häuser dort und 1976/1976 kamen ein paar Neubauten hinzu. Es gab eine kleine Grundschule, pro Jahrgang damals eine Klasse, ein paar Geschäfte und eine Sparkasse. Ein Linienbus brachte uns 2x in der Stunde in die Innenstadt von OL. Die A 29 wurde gerade neu nach Wilhelmshaven gebaut und wir bekamen zwei Baggerseen ganz in die Nähe. Dort verbrachten wir als Kinder viele, sonnige Sommer-Nachmittage, denn an einem der beiden wurde ein künstlicher Strand angelegt und hinzu kam DLRG, ein Kiosk und natürlich eine Pommes-Bude!!
Eine Anekdote aus der Grundschule muss ich noch schreiben: Unsere mittlerweile verstorbene Leiterin Frau Gröning, eine Pädagogik-Ms-Marple, liebte die Kleinen über Alles - besonders die aus ihrer eigenen Klasse - dazu gehörte ich aber nicht. Pädagogisch vielleicht umstritten, aber sie mischte sich manchmal auch in ausserschule Dinge ein. An einem Nachmittag, ich glaube ich war in der dritten Klasse, beschmissen sich Jungs an der stillgelegten Bahnstrecke nach Nordenham/Brake mit Steinen und das machte die Runde durch Etzhorn (für heutige Verhältnisse lächerlich, man erschiesst oder ersticht sich im Jahre 2006 und dann macht das die Runde ....)! Prombt wurden alle Schüler am nächsten Morgen in die Sporthalle gerufen. Namen wurden hier nicht genannt, aber es gab eine Standpauke und jeder wusste, wer gemeint war. Das sass (zumindest damals - heute bedrohen wir danach die Lehrer mit einem Messer!).
Die fünfte und sechste Klasse mussten wir in der Orientierungsstufe (OS) durchlaufen, die lag ca. 3km von Etzhorn entfernt. Wie es sich für OL gehört, fuhren wir natürlich bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad zur Schule. Die OS ist ja mittlerweile auch sehr umstritten. Ich finde ein einheitliches Schulsystem für ganz Deutschland auch besser, das nur am Rande. Die OS ist nur ein Teil vom Schulzentrum Flötenteich, ja der Teich heisst wirklich so und liegt direkt neben der Schule. Es gibt ausserdem Haupt- und Realschule und ein Gymnasium aber nur bis zur 10.Klasse in diesem Schulzentrum. Über 1000 Kids und Teenies, da ging es schlagartig ganz anders ab, als in der verschlafenen Grundschule OL-Etzhorn, die zwischenzeitlich fast geschlossen worden wäre, wenn nicht weitere Neubau-Gebiete erschlossen worden wären, die junge Familien mit Kindern nach Etzhorn brachten.
So, nun kommen wir zum allgemeinen Oldenburg-Teil:
********** Geschichte **********
Hier habe ich mal ein paar wichtige Daten zusammengefasst:
7. Jahrhundert erste Siedlungen
seit mind. 1243 erster Markt auf heutigem Stadtgebiet
06.01.1345 Erhalt des Stadtrechts
Oldenburg war damals bereits eine Residenz, das Stadtrecht regelte u.A. die Rechte & Pflichten gegenüber des Stadtherren, der innerhalb der Stadtmauern im Schloss von OL wohnte. Das blieb bis 1918 so und am Ende der konstitutionellen Monarchie in Deutschland musste auch dieser Landesherr abdanken.
1501-1514 Aufgebot gegen die Butjadinger und 1547 gegen die Münsteraner beim Versuch Delmenhorst zurückzuerobern
1573 erste Oldenburger Kirchenordnung
1597 Oldenburger Scheffelmaß (Maß- und Gewichtseinheit)
1607-1615 Ausbau der spätmittelalterlichen Burg zum modernen Stadtschloss
1607 Bau der Lambertikirche
1810 Dank Napoleons ist nun das Herzogtum Oldenburg Bestandteil Frankreichts
1812 Viele Oldenburger starben unter Napoleon mit Krieg gegen den Zaren von Russland
1815 Bennung vom Herzogtum zum Grossherzogtum auf dem Wiener Kongress
1819/1820 Bau der ersten Infantieriekaserne für 400 Soldaten
1830 sind bereits 2700 Soldaten in der Stadt
1918 Abdankung des Oldenburger Grossherzogs
1923 Eröffnung des Landesmuseums Ol im Schloss
1939-1945 Oldenburg wurde von Luftangriffen fast verschont. Die Engländer wollten OL als Schulstadt nutzen, wegen der passenden Infrastruktur: viele Kasernen, Flugplatz, viele Schulen usw. Lediglich ein paar Fehltreffer in der Nähe vom Hauptbahnhof brachten ein bisschen Zerstörung, weil man Ol mit Bremen verwechselte. Somit blieb die schöne und alte Innenstadtbebauung weitesgehend erhalten.
OL brannte im Mittelalter wie alle mitteleuropäischen Städte mindesten 1x nieder, das habe ich in der Schule gelernt, da ich nicht gut in Geschichte bin, habe ich mir die wichtigen Daten nicht gemerkt.
********** Oldenburg heute: **********
Lage:
Die Stadt liegt ca. 40km westlich von Bremen, ca. 25km südlich vom Jadebusen und ca. 60km südlich von der Nordsee entfernt. Wenn man von vielen Richtungen zur Nordsee fährt, düst man an OL vorbei oder hindurch. Es gibt ein dichtes Autobahnnetz in alle Richtungen: A 28 nach Bremen und nach Emden/Leer/Groningen, A 29 nach Wilhelmshaven und nach Osnabrück/Ruhrgebiet. Der HBF hat ICE-Anbingung, Regionalzüge und die Nord-West-Bahn nach Wilhelmshaven, Osnabrück, Bremen und Emden/Leer. Der nächste Flughafen ist Bremen, das sind ca. 40km.
Fussgängerzone:
Oldenburg hat, so finde ich es, eine der schönsten und grössten Fussgängerzonen Norddeutschlands. Innerhalb der Wallanlagen, das ist der Ring um die Innenstadt mit einer Länge von ca. 3km, ist fast Alles Fussgängerzone. Im Norden beginnend mit der Heiligengeiststr., teilt diese sich in Lange- und Achternstr. und im Süden laufen beide wieder auf dem Markt zusammen. Am Markt befindet sich auch das schöne Rathaus, die Lambertikirche und dahinter das Schloss mit dem Landesmuseum. Neben dem Schloss liegt das Hallenbad. Fast die gesamte Innenstadt besteht aus alten Stadthäusern, die in vielen, schönen Farben liebevoll restauriert wurden. Kleine Boutiquen und die üblichen Kettenläden laden zum Bummeln ein. Viele Besucher aus Holland und Bremen kommen zum Einkaufen nach Oldenburg - es lohnt sich!
Essen und Trinken:
Hervorheben muss man hier die Wallstrasse. Hinter dem Kino, parallel zum Heiligengeistwall, liegt die Strasse mit der höchsten dichte an Cafes, Bistros, Restaurants und Kneipen. Neben alteingesässen Kneipen liegen neue Bistros. Hier kann man im Sommer herrlich und ruhing draussen sitzen und seinen Latte Macciato oder sein Pils geniessen. Alex, Baldinis oder Feuerstein sind nur drei in der Wallstrasse.
Restautant-Tipps.
Der Patentkrug (deutsche Küche)
Wilhelmshavener Heerstr. 359
26125 Oldenburg
Telefon: (0441) 39471
Telefax: (0441) 391038
China-Restaurant Mekong
Staulinie 20
26122 Oldenburg
Telefon: (0441) 17366
Indien-Restaurant Maharaja
Donnerschweer Str. 125
26123 Oldenburg Oldb Telefon: (0441) 2055566
Shopping:
Wie schon oben beschrieben, ist die Fussgängerzone ein Shopping-Paradies mit vielen Boutiquen, Läden und auch grossen Geschäften wie Kaufhof, Sinn&Leffers usw. Am Stadtrand gibt es die typischen Grossmärkte wie Famila, Famila Center und Real Kauf. Ikea und Walmart gibt es in Oldenburg noch nicht.
Wusstet ihr, dass z.B. die Kette Nanu-Nana aus Oldenburg kommt??? Nanu-Nana ist der Laden mit den vielen Deko-Sachen, Krims-Krams, Tee, Schnick-Schnack und es ist der Laden, der noch Hunderte von Diddl-Maus Artikeln verkaufen darf!
Nanu-Nana Einkaufs- und Verwaltungsgesellschaft mbH
Postfach 3909
D-26029 Oldenburg
Telefon: 0441-92241-0
Telefax: 0441-92241-98
eMail: info@nanu-nana.de
Internet: www.nanu-nana.de
Da gibt es aber nicht viel auf der Homepage!
Staatstheater:
Das Oldenburger Staatstheater ist ein wunderschöner Theater-Altbau in weiss und liegt auch am Wall, dem Theaterwall. Leider komme ich momentan nicht auf deren Internet-Seite:
www.oldenburg.staatstheater.de
SehensWertes:
********** Das Schloss **********
Im Oldenburger Schloss, der ehemaligen Residenz Graf Anton Günthers ( 1583-1667 ) und der Großherzöge von Oldenburg bis 1918/19, befindet sich heute ein Museum für Kunst und Kulturgeschichte. Auf drei Geschossen wird die Dauerausstellung "Kulturgeschichte einer historischen Landschaft" präsentiert, die die Vielfalt und kulturhistorische Besonderheit des Oldenburger Landes im Verlauf der Jahrhunderte zeigt, ausgehend vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhunderts. Die Prunkräume sind in den Verbund der Ausstellung einbezogen und dokumentieren die Inneneinrichtung des Schlosses als Sitz der oldenburgischen Großherzöge, deren Residenzgeschichte mit dem Ersten Weltkrieg zu Ende ging.
Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte
Schloss, Augusteum und Prinzenpalais
Damm 1
26135 Oldenburg
Telefon: 0441-220–7300
E-Mail: poststelle@lamu-ol.niedersachsen.de
Internet: www.landesmuseum-oldenburg.niedersachsen.de
********** Der Lappan / Das Wahrzeichen der Stadt **********
Einsam erhebt sich der Lappan, wie der ehemalige Kirchturm genannt wird, zwischen den Häuserfronten der Fußgängerzone. Der quadratische Backsteinbau mit der grünen Renaissancehaube hat eine bewegte Geschichte. Er wurde als Kirchturm gebaut, heute beherbergt er jedoch ein Reisebüro.
Geschichte:
Der Lappan stammt aus dem Jahr 1467 und war nicht immer ein einsamer Glockenturm. Das heute älteste Gebäude der Stadt gehörte zu einer Kapelle, die wiederum ursprünglich zum Heiligengeist-Hospital gehörte. Das Krankenhaus wurde wegen der Pest von 1350 errichtet. Leider sind diese Bauten dem großen Stadtbrand von 1676 zum Opfer gefallen. So trotzt der Lappan alleine den Witterungen und den Umwelteinflüssen der modernen Zeit. Der Turm selbst verlor seine ursprüngliche gotische Spitze. 1709 bekam er die kupferne Renaissancehaube aufgesetzt, die ihn noch heute ziert.
Angelappt oder Laban:
Woher kommt eigentlich der Name Lappan? Diese Frage kann leider nicht eindeutig beantwortet werden. Allerdings gibt es mehrere Theorien: Einige gehen davon aus, dass der Turm so heißt, weil im Laufe der Zeit etliches an ihn angebaut, also ""angelappt"" wurde. Andere behaupten, dass der 38 Meter hohe Turm im 15. Jahrhundert der lange Turm von Oldenburg war, der lange Laban (steht für hochgewachsene Person), man könnte auch "langer Lulatsch" sagen.
Kneipe mit Glockengeläut:
Eines ist jedoch sicher: Als die Lambertikirche keinen Glockenturm hatte, übernahm der Lappan das Läuten. Von 1790 bis 1853 war eine Gastwirtschaft im Erdgeschoss des Gebäudes untergebracht. Der Wirt bekam die Auflage, jeweils zu den entsprechenden Zeiten die Glocken zu läuten. Auf diese Weise hatte Oldenburg eine Schenke mit Glockengeläut.
Von der Kirche zum Reisebüro:
Nach der Reformation um 1520 wurde die Kirche zu Wohnzwecken umgebaut. Im Turm kam 1790 die Gastwirtschaft unter. Ab 1910 wurde der Lappan zeitweilig auch als Bildergalerie des Hofkunsthändlers Carl G. Onken genutzt. Heute beherbergt der Turm ein Reisebüro.
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Allgemeines:
Oldenburg hat heute über 160.000 Einwohner, als wir 1975 nach Ol gezogen sind waren es wohl ca. 125.000. Nur in den letzten Jahren musste die Stadt eine leichte Abnahme verzeichnen. Das
ist jedoch für die ganze Region ein Merkmal.
Die Arbeitslosenquote lag in Ol und Umgebung schon immer höher als im Bundesdurchschnitt. Als ich Kind war, also in den 70ern lag sie bei 12-13% und muss heute bei mind. 15% liegen. Grosse Fabriken gibt es nicht, Ol ist eine Beamtenstadt. Vor dem 2. Weltkrieg waren schon über 40% der Beschäftigen Beamte und Angestellte!!!
Oldenburg ist grün! Es gibt den Schlossgarten, der im Süden zur Fussgängerzone anfängt. Zwischen Schlossgarten und Innenstadt befindet sich der letzte Teil der mittelalterlichen Stadtmauer und der Pulverturm. Viele Strassen sind Alleen und es gibt einige Parks und Wälder im Stadtgebiet. Drumherum laden mehrere Badeseen im Sommer zum Schwimmen ein.
Oldenburg ist UNI! Oldenburg hat eine grosse Universität: die Graf von Ossietzky Universität mit vielen Fachgebieten. Hier kenne ich mich aber nicht aus!
Schlusswort:
So, ich glaube, jetzt habe ich viel über diese Stadt erzählt und wenn ihr mal zur Nordsee fahrt, dann macht ein paar Stunden Halt in Oldenburg !!!
Lieben Gruss.
Euer Vorhangauf weiterlesen schließen
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