Pro:
Gesang, Instumente, keine Ausreißer, ...
Kontra:
Ähm... also hier fällt mir gerade nichts ein...
Empfehlung:
Ja
Es war einmal im Jahre 2002, da hörte ich den Song „The Scientist“ und ich war so ergriffen und fasziniert von dieser so anderen Art von Musik, dass ich mir schon kurz darauf das zweite Album der Band Coldplay kaufte, das da heißt „A Rush Of Blood To The Head“. Anfangs hörte ich das Album nur wenig, weil mir nach mehrmaligem Hören einfach kaum ein Lied im Gedächtnis blieb – für mich ein eindeutiges Zeichen für ein durchschnittliches Album. Inzwischen hat sich das geändert, nachdem ich es doch noch mit dem Vorgänger versucht habe. Da erkannte ich nämlich, was diese Musik ausmacht und heute läuft auch das zweite Meisterwerk Coldplays regelmäßig… Was diese Musik ausmacht? Hoffentlich schaffe ich das in meinem ersten CD-Bericht zu beschreiben!
Doch zuerst: Was – oder besser gesagt wer - ist Coldplay?
Coldplay ist eine vierköpfige britische Band, gegründet im Jahr 1996, nachdem sich die vier Mitglieder Chris Martin, Guy Berryman, Will Champion und Jonny Buckland als Studenten kennen lernten und begannen, gemeinsam Musik zu machen.
Und was für eine Musik, abwechslungsreich und meist von einem Faden der Melancholie durchzogen, reihen sich die Lieder auf dem Album aneinander. Dabei ist es vor allem die auffallende Stimme des Sängers Chris Martin, die den Songs diese Melancholie gibt und zeitweise auch wieder nimmt. Doch auch die Melodien verleihen den Liedern die Traurigkeit, die Coldplay-Fans so an ihr lieben. Meistens steht dabei das Piano – von Chris Martin gespielt, ebenso wie eine der zwei Gitarren - im Vordergrund und wurde so auch zu einer Art Markenzeichen der Band. Im Gegensatz zu „A Rush Of Blood To The Head“, sind auf „Parachutes“ auch noch „rockigere“ Songs enthalten, mit einem durchdringenden Takt und kreischenden Gitarren, instrumentalisiert von Berryman am Bass, Champion am Schlagzeug und Buckland an der zweiten Gitarre, welche auch diesen Songs das gewisse Etwas, eine Besonderheit, vor allem den Wiedererkennungswert, den alle Coldplay-Songs aufzuweisen haben, verleihen.
Und wie wirkt sich das nun auf diese CD aus?
01: Don’t Panic
Leise anklinge Gitarrenakkorde, das Schlagzeug setzt ein und dann auch Gesang und Bass; ein ruhiger Anfang für diesen melancholischen Einstieg. Vor allem im Refrain hört man die Gitarren wieder ganz deutlich, Chris Martins Stimme geht fast darin unter. Obwohl von der „schönen Welt“ gesungen wird, klingt das Lied ganz und gar nicht danach, sondern eher düster und grau. Das Ende ist wieder ruhiger, langsam und somit ein schöner Ausklang… „We live in a beautiful world…“, ja, das tun wir und deshalb kaufen wir uns auch gerne schöne CDs wie diese zum Beispiel! ;-)
02: Shiver
Rockige Gitarren und ein auffallendes Schlagzeug leiten dieses Lied ein, bis plötzlich alles ganz ruhig wird und Chris zu singen beginnt – nur begleitet von einem - inzwischen wieder ruhigerem - Schlagzeug und Bass; dazwischen schiebt sich ein kurzes Gitarrenspiel, bis dann wieder alle Instrumente vereint dem Sänger dabei helfen, den Refrain einzuleiten und in diesem eine eingängige Melodie erzeugen. Chris’ Stimme erreicht dabei außergewöhnliche Tonlagen, die diesen Song für mich zu einem Ohrwurm machen. Dieser Wechsel von laut und leise, hoch und tief – das macht dieses Lied aus. Einer meiner Lieblingssongs auf diesem Album und deutlich über der Norm-Spielzeit von ca. 3 Minuten liegend, was ihn für mich nur noch attraktiver macht.
03: Spies
Ein lang gezogener Ton, langsamer Anfang, Chris Martin wird nur von einer ruhigen Gitarre begleitet. Erst nach dem Refrain setzen Bass und Schlagzeug ein und bleiben dann auch erhalten, bis die zweite Strophe beginnt. Ein sehr nachdenklicher Song, der an Melancholie fast nicht mehr zu überbieten ist. Vor allem das Ende ist wieder etwas rockiger und obwohl man anfangs einen anderen Eindruck haben mag, scheint sich das ganze Lied bis zu dieser Stelle zu steigern, bevor es üblich melancholisch weitergeht. Auch vom Text her sehr interessant: „We’re all fugitifs, look at the way we live“, es geht um ein Leben ohne Perspektive, ein Leben als Flüchtling in der Gesellschaft… Höre ich da vielleicht Kritik? Ich weiß es nicht, aber ich weiß: Es ist ein Song, der nicht nur durch die Musik, sondern auch durch den Text besticht.
04: Sparks
Und weiter geht es in der „Songs, die mit ‚S’ beginnen“-Reihe. Diesmal ist es kein besonders melancholischer und auch kein besonders rockiger Song, sondern ein ruhiger, bei dem die Gitarren aber dennoch dominieren. Mit ruhiger Stimme singt Chris von Funken und einer schönen Liebeserklärung…“my heart is yours, it’s you that I hold on to…“. In meinen Augen ein eher unauffälliger Song und deswegen auch für mich einer der weniger guten – und mit „weniger gut“ meine ich wirklich nur das und nicht etwa „schlecht“!
05: Yellow
Kommen wir zur ersten Veröffentlichung dieses Albums und erneut einer wunderschönen Liebeserklärung. Beginnend mit etwas härterem Gitarrenspiel – schon fast ungewohnt für Coldplay – beruhigt sich dieses Lied in den Strophen, nur um im Refrain wieder härtere Töne anzuschlagen. Dabei fällt Chris’ Stimme meiner Meinung nach weniger auf, als in anderen Liedern dieser CD, bei denen der Gesang den Schwerpunkt bildet und „nur“ von der Musik begleitet wird. Hier jedoch ist beides gleichwertig, Yellow wäre nicht gelb ohne das Gitarrenspiel und schon gar nicht ohne Gesang. Dabei ist beides – Gesang und Musik – recht eingängig und viel eher veröffentlichungstauglich als diverse andere Lieder auf diesem Album. Dennoch für mich einer der Höhepunkte, ebenso wie…
06: Trouble
Piano. Ein Piano spielt eine melancholische Melodie, dann setzen Bass und Gesang ein. Dabei im Hintergrund die ganze Zeit das Piano, das immer wieder auch in den Vordergrund tritt und dem Lied so einen schönen Klang verleiht. „I never ment to cause you trouble, I never ment to do you wrong” – und dabei kann man mit diesem Lied doch gar nichts falsch machen!
Und es geht weiter, zwar ohne großartige Steigerung oder instrumentellen Experimenten, dafür aber einzigartig und vor allem wunderschön. Das absolute Highlight dieses Albums und Ähnliches findet man von Coldplay auch nicht noch mal…[außer vielleicht noch „The Scientist“ auf dem Nachfolger].
07: Parachutes
Das Lied, das dieser CD ihren Namen gab. Leider recht kurz aber interessant und somit auch schön zu hören. Dieses Lied besteht aus 45 Sekunden leichten Gitarrenspiels und sanftem Gesang Martins und erzeugt eine seltsame Atmosphäre – solange, bis er abrupt endet und es weitergeht mit…
08: High Speed
Wieder Gitarrenspiel, eine düstere Stimmung erzeugend. Passend dazu Chris Martins Stimme mit Echo-Effekt und irgendwie seltsam entfernt klingend. Textlich nicht so besonders interessant, dafür aber klanglich. Die eben noch mangelnde Experimentierfreudigkeit tritt hier, vor allem durch leises Klingeln wie von kleinen Glocken, wieder voll auf. Kein herausragendes Stück, aber passend und solide eingefügt.
09: We never change
Wieder anfangend mit Gitarrenspiel hält dieses Lied eher unscheinbare Strophen für uns bereit, dagegen ist der Refrain wieder mitten im Geschehen und gibt diesem eher tristen Lied einen kleinen Hoffnungsschimmer. Wieder treten Klangelemente aus dem letzten Lied auf, hier nicht weniger passend und auch nicht weniger schön zu hören. „We never changend, do we, we never learned to bleed”, auch vom Text her eines der besseren Stücke des Albums. Da hoffen wir doch nur, dass sich Coldplay auch in Zukunft nicht verändern und somit ihr Versprechen einhalten!
10: Everything’s not lost
Nach so viel Traurigkeit und Schwermut wird es jetzt wirklich Zeit für ein Lied, das uns zurück in die Realität bringt, einen deutlichen Schlussstrich zieht und uns sagt: „Dank, dass du unser Album gehört hast. Auch wenn wir traurige Musik machen sind wir es nicht und du solltest es auch nicht sein“. Mit kurzen Strophen und hoffnungsvollem Gitarrenspiel, bei dem die Töne schön in die Höhe gezogen werden, wird auch der Hörer in die Höhe gezogen. Spätestens bei dem „Ohhhohhh yeahhh, everything’s not lost“ erwacht man aus verzücktem Hören, denkt darüber nach, wie schön dieses Album ist und sagt sich, dass dieses Lied als Abschluss gar nicht passender sein könnte. Aber Coldplay setzen doch noch einen drauf und zwar in Form von
11: Life is for living,
einem kurzen Extra-Song, den man nach kurzen Warten zu hören bekommt und der nach ebenso kurzer Zeit auch wieder zu Ende ist. Hier scheint die Songqualität anfangs mit Absicht etwas schlechter zu sein, bevor eine deutliche Tonänderung auftritt und ein beschwertes aber dennoch irgendwie unbeschwertes Orgelspiel erklingt und die Botschaft dieses kurzen Liedes vermittelt: Life is for living!
Das Cover
sollte meiner Meinung nach auch mindestens grob beschrieben werden. Auf diesem sieht man auf den ersten Blick nur einen gelben Kreis auf dunklem Hintergrund, wirft man jedoch noch einen zweiten Blick hinterher, so erkennt man, dass der Kreis ein sich schnell drehender Globus ist, der in einem sehr dunklen Raum steht.
Auf der Rückseite sieht man die Band auf einer Brücke stehen und – wie üblich – die Songs aufgelistet.
Ein schönes Cover, wie ich finde, dezent und passend zur CD…
Meine Meinung
ist, dass dieses Album einfach ein Muss ist für diejenigen, die sowohl rockige als auch ruhige Musik lieben. Im Gegensatz zum Nachfolger „A Rush Of Blood To The Head“ hat dieses Album mich schon beim ersten Zuhören fasziniert und unweigerlich beeindruckt – es ist einfach ein starkes Stück Musik. Der Wechsel zwischen Ruhe und Rock, Höhe und Tiefe, Frohsinn und abgrundtiefe Melancholie ist beeindruckend und verdient meiner Meinung nach mehr Aufmerksamkeit, als Coldplay in Deutschland bisher gehabt haben - allerdings kann zu großer Erfolg auch noch so innovativen und individuellen Bands mainstreamtauglich machen!
Spricht man von Coldplay, so fallen (zumindest mir) Namen wie Travis, Starsailor und Radiohead ein, aber Coldplay scheint alle Besonderheiten dieser Bands in sich zu vereinen und ist somit zwar vergleichbar aber nicht gleichartig
Man kann zurecht behaupten, dass diese Band ihre Instrumente beherrscht und mit ihnen eine fast künstlerische Musik macht – und das zusammen mit Chris Martins angenehm ungewöhnlichem Gesang lässt eine unwiderstehliche Mischung entstehen. Die Tatsache, dass sich keine Ausreißer finden lassen, macht das Album zu einem der besten meiner Sammlung – ich kann „Parachutes“ wirklich nur empfehlen!
Meine Anspieltipps:
01: Don’t panic
02: Shiver
05: Yellow
06: Trouble
10: Everything’s not lost
Auf einen Blick:
Colplay,
Parachutes
1. Don’t Panic, 2.17 min.
2. Shiver, 5.02 min.
3. Spies, 5.19 min.
4. Sparks, 3.47 min.
5. Yellow, 4.31 min.
6. Trouble, 4.31 min.
7. Parachutes, 0.46 min.
8. High Speed, 4.16 min.
9. We never change, 4.09 min.
10. Everything’s not lost, 7.15 min.
+ Life is for living,
Preis: 15.99 €uro (aktueller Preis bei amazon.de)
Links:
www.coldplay.com - Offizielle englische Homepage
www.coldplay.de - Deutsche Homepage weiterlesen schließen
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