Pro:
Ich mag den Geschmack ...
Kontra:
...aber nicht die Nebenwirkungen - insofern: uti, non abuti - gerade Pernod sollte mensch wirklich in Maßen genießen.
Empfehlung:
Ja
Pernod muss man mögen. Also, nicht im wörtlichen Sinne, sondern so, wie man die Wendung in der Umgangssprache benutzt. Will sagen: Pernod ist nicht jedermenschs Sache.
Druide Miraculix mixte den Galliern des kleinen Dörfchens aus den Comics von Goscinny und Uderzo bekanntlich jenen legendären Zaubertrank, der übermenschliche Kräfte verlieh. Kräfte, die die Legionen Cäsars das Fürchten lehrten und die Asterix und die Seinen in den Stand setzten, sich erfolgreich gegen die Römer („Ganz Gallien? Nein …“) zur Wehr zu setzen.
Aus der Heimat des kräuterkundigen Miraculix stammt auch der Pernod. Der verleiht zwar keine übermenschlichen Kräfte, trotzdem kann sein Genuss höchst erstaunliche Wirkungen und vor allem Nachwirkungen haben. Pernod ist ein Getränk, bei dem man gern sitzen bleibt. Das heißt, solange man dem Gewürz Sternanis etwas abgewinnen kann, das dem Pernod seine geschmackliche Note verleiht: im Geruch wie im Geschmack erinnert Pernod die meisten Menschen an Lakritz – wer also Lakritz nicht mag, dürfte auch für den Pernod verloren sein.
Auf den Rest wartet eine Spirituose, die es wahrlich in sich hat und die man am besten mit einem Schuss Wasser versetzt zu sich nimmt. Aus der gelblich-grünen Alkoholspezialität wird dann eine milchig-trübe, aromatische Flüssigkeit, von der man gern ein Glas mehr trinkt. Man schluckt und schluckt und schluckt, und dabei geht es einem ganz vortrefflich. Man plaudert ganz wunderbar und fragt sich zwischendurch, ob einen das Zeug denn gar nicht betrunken macht … ? Während man noch auf die berauschende Wirkung wartet, meldet sich die Blase. Man steht auf, geht einen Schritt und legt sich der Länge nach auf die Nase. Und während die Zechkumpane noch schadenfroh lachen, wird einem plötzlich klar, dass man längst sturzbetrunken ist. Ach, wäre man nur nicht aufgestanden – es wäre alles gut geblieben.
Am nächsten Morgen gibt’s dann zur Belohnung noch ein hübsches, kleines Déja-vus-Erlebnis. Der Schädel pocht, die Zunge hat sich über Nacht in eine große, pelzige Raupe verwandelt, und während man im Spiegelgesicht die Verheerungen des letzten Abends begutachtet, zuckt es einem durchs Hirn: Ach, wäre man nur liegen geblieben – der Tag könnte schön werden.
So aber schleppt man sich auf den gingivae Richtung Arbeitsstätte, verwünscht den Kräuterschnaps und sich selbst zwo Gallier herbei, die einem das Wunderkurgetränk kredenzen, das sie einst in „Die Lorbeeren des Cäsar“ kreierten und das Schnapsleichen im Nu neues Leben einhauchte. Dort angekommen bemüht man sich nach Kräften um Contenance und versucht, das Klopfen im Köpfchen zu ignorieren.
Dann beschließt man, die Pelzraupe zu ertränken und macht damit den größten Fehler, den man an einem solchen Tag machen kann. Man schluckt und schluckt und schluckt Wasser, und plötzlich ist man – Déja-vus zum Zwoten – wieder so betrunken wie am Vortag.
Ach ja, war da nicht was? Hatte einem nicht irgendwer gesagt, sobald man sich am nächsten Morgen die Zähne putze, sei man … ?
Offenkundig tut’s die halbe Flasche Mineralwasser, die man gerade gegen den Nachdurst getrunken hat, aber auch. Und wüsste man nicht genau, dass einem das mit Ouzo auch passieren kann – man würde glatt schwören, Druide Miraculix hätte neben einem Trank, der Kräfte verleiht, auch einen erfunden, der sie einem wieder raubt. weiterlesen schließen
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