Pro:
sicher bei Eis und Schnee
Kontra:
bei Nässe etwas rutschig
Empfehlung:
Ja
....heißt das keineswegs, dass ich jetzt Konstantin Wecker singen lasse, obwohl ich dessen gleichnamiges Lied zu seinen immer wieder gern gehörten Klassikern zähle. Aber der Konstantin – er möge es mir verzeihen – hilft mir an dieser Stelle doch indirekt, zum eigentlichen Thema überzuleiten. Denn es hat in der Tat mit Schnee zu tun. Mit richtigem Schnee in meinem Fall. Es geht um Winterreifen. Die haben wieder mal einige Monate lang ihren Job getan und dürfen sich jetzt zur Belohnung ihrem Winterschlaf im Keller widmen.
Und ich habe nun Gelegenheit, darüber zu referieren, was sie von Anfang November bis Ende März nach einer Saison abgeleistet haben. Offengesagt, waren neue Winterreifen für den vergangenen Winter noch gar nicht eingeplant. Meine alten Winterreifen hatten zwar bereits 6 Winter hinter sich und waren dabei jeweils gut 5 Monate im Einsatz gewesen. Anfang November bin ich stets auf der Hut und suche mir dann ein möglichst trockenes Wochenende, wo ich dann den Reifenwechsel unter Mithilfe von LosGatos’ Freundin selbst durchführe. Denn ich möchte nicht vom ersten Schnee überrascht und nicht gezwungen werden, die Reifen situationsgetrieben wechseln zu müssen. LosGatos und seine Freundin sind da ein eingespieltes Team, und das ganze ist in weniger als einer Stunde erledigt. Ein Service-Team wie Michael Schuhmacher & Co steht mir halt nicht zur Verfügung. Jedenfalls war das Profil noch sehr gut, so dass die Reifen auf jeden Fall noch einen Winter halten sollten. Natürlich soll man die weitere Nutzung von Autoreifen nicht nur vom Profil abhängig machen, denn das Material kann mit der Zeit spröde werden und Haarrisse aufweisen, was letztlich zu einem geplatzten Reifen führen kann. Und da ich hauptsächlich Autobahn fahre, ist das ein Aspekt, den ich keineswegs außer Acht lassen sollte. Dennoch hatte ich den Reifen auf jeden Fall noch einen Winter zugetraut.
Wir hatten also an jenem Sonntag im November den Reifenwechsel schnell hinter uns gebracht, und ich war gleich zur Tankstelle gefahren, um für den notwendigen Reifendruck zu sorgen. Dann hatte ich mein Auto in der Tiefgarage abgestellt. Am nächsten Morgen fuhr ich zur Arbeit. Ich stellte fest, dass mein Fahrzeug sehr nach rechts zog. Womöglich mussten die Reifen neu ausgewuchtet werden. Ich fuhr über die Autobahn etwa 10km zur Arbeit. Das Fahrverhalten war in der Tat etwas eigenartig. Als ich das Auto in der Tiefgarage verließ, drehte ich mich nochmals um und musste feststellen, dass es eine Schieflage hatte. Tatsächlich war das rechte Vorderrad platt. Ich vermute, dass das Ventil kaputt war und dass es nach dem Reifendruckeinstellen an der Tankstelle langsam die Luft hinausgelassen hatte. Das Bewusstsein, damit 10km Autobahn gefahren zu haben, hinterließ natürlich einen gehörigen Schrecken bei mir.
Ich ging also erst mal hoch ins Büro, um mich mit Arbeit abzulenken. Nach Feierabend hatte ich natürlich erst einmal einen weiteren Reifenwechsel durchzuführen. Damit lernte ich nach 7 Jahren endlich mein Reserverad kennen. Das Reserverad ist heutzutage häufig nicht einmal mehr das 5. Rad am Wagen, sondern wie auch in meinem Fall ein regelrechtes Notrad, das sehr schmal ist, einen entsprechend höheren Luftdruck benötigt und mit dem man höchstens 80 km/h fahren darf. Also nicht dafür geeignet, auch in den nächsten Tagen gefahren zu werden. Mein erster Weg führte mich natürlich erst mal zur nächsten Tankstelle, um für hinreichenden Druck auf diesem Notrad zu sorgen, welches ja noch nie benutzt und von mir auch nicht regelmäßig kontrolliert worden war. Dann fuhr ich langsam heim. Da in meinem Wohnort gleich am Ortseingang der Reifenhändler Widholzer seine Hauptniederlassung hat, beschloss ich, dem sofort einen Besuch abzustatten.
Das fachmännische Urteil lautete, dass der platte Reifen nicht mehr benutzt werden könne. Bereits 10m Fahrt mit einem Reifen ohne Luft würden diesen unbrauchbar machen. Natürlich sollten wenigstens immer jeweils 2 Reifen (vorne und hinten) vom gleichen Typ sein, um keine Unsymmetrien aufkommen zu lassen. Da meine Reifen aber schon 6 Jahre alt waren, entschied ich mich, gleich alle 4 auswechseln zu lassen. Für die Neubereifung empfahl man mir den Pirelli Snowsport (Reifentyp 185/65 R15 88 T 190). Dahinter verbirgt sich die Reifengröße sowie die empfohlene Höchstgeschwindigkeit, in diesem Fall 190 km/h, was für mich keine Beschränkung darstellt, da erstens mein Auto kaum mehr hergibt und da ich zweitens auch nicht bereit bin, schneller als 160 km/h zu fahren, schon gar nicht im Winter. Ich hatte sogar Glück, dass mir die Reifen noch am selben Abend montiert werden konnten. Für die 4 Reifen zahlte ich insgesamt inklusive Auswuchten, Montage und Entsorgung der Altreifen gut 360 EUR. Wenn man bedenkt, dass ich 1996 für die nunmehr alten Winterreifen beim BMW-Händler über 820 DM bezahlt hatte, war das jetzt in der Tat ein sehr guter Preis.
Jedenfalls fühlte ich mich oder besser mein Auto jetzt wieder sicher bereift und sah dem nahenden Winter sorglos entgegen. In den nächsten Tagen fuhr ich damit auch gleich beim TÜV vor. Der bemerkte zwar im Testbericht anerkennend an, dass mein Wagen mit Winterreifen ausgestattet sei, allerdings auch, dass doch einige gravierende Mängel vorlagen. Aber nach 7 Jahren schleicht sich halt das eine oder andere Symptom ein.
Natürlich hatte es letztes Jahr zwar bis Weihnachten gedauert, bis der erste Schnee fiel. Aber Winterreifen sollten keine Frage von Schnee oder kein Schnee sein. Während Winterreifen vor 30 Jahren u.a. dadurch ausgezeichnet waren, dass sie über Spikes verfügten, die das Rutschen auf vereisten Fahrbahnen verhindern sollten (längst verboten, da dadurch Schäden auf der Fahrbahndecke entstanden), verfügen moderne Winterreifen über ein anderes Haftverhalten als Sommerreifen. Das wird dadurch erreicht, dass eine andere Gummimischung gewählt wird. Dadurch wird die Bodenhaftung temperaturabhängig. Sommerreifen haften besser zwischen 10 und 30 °C, Winterreifen darunter. Außerdem verfügen Winterreifen über ein tieferes Profil, um auch im Schnee griffig zu sein.
Dabei müssen Winterreifen bei niedrigeren Temperaturen sowohl bei trockener, nasser, schneebedeckter und vereister Fahrbahn eine sichere Straßenlage ermöglichen und auch nicht gleich unwägbare Risiken bescheren, wenn es im Winter doch mal 20°C warm wird, was bei unserem gestörten Klima gar nicht so selten ist.
Rückblickend kann ich sagen, dass die neuen Reifen all den genannten Klimabedingungen ausgesetzt waren. Erst war es lange warm und trocken oder auch kalt und trocken, und bevor der erste Schnee kam, gab es noch viel Regen. Dann gab es eine längere Kälteperiode mit Minustemperaturen und viel Eis und Schnee. Natürlich fahre ich im Winter generell noch etwas vorsichtiger als im Sommer, denn Winterreifen müssen ja, wie erwähnt, extremeren Bedingungen gerecht werden. Auf Schnee und auch auf Eis bin ich mit den neuen Pirelli Snowsport bei angemessener Geschwindigkeit nie ins Rutschen gekommen. Ich fühlte mich dabei stets sicher. Auch das Anfahren auf eisiger Piste bereitete keine Problemen. Auf nasser Fahrbahn hingegen habe ich keine optimale Haftung verspürt. Ich habe es deshalb stets vermieden, mit den neuen Reifen bei nasser Fahrbahn rasant in die Kurve zu gehen. Und überhaupt bin ich natürlich weder Autonarr noch professioneller Testfahrer, der in einem solchen Fall die Reifen bis an die Grenzen der Belastbarkeit austestet.
Viele Autofahrer meinen ja, aus Kostengründen im Winter auf gesonderte Bereifung verzichten zu können. Am ehesten mag das noch bei Autos mit Vorderradantrieb gerechtfertigt sein. Ich habe früher auch mal gedacht, Winterreifen würden sich bei dem wenigen Schnee, der heutzutage hierzulande im Durchschnitt fällt und in der Stadt liegenbleibt, nicht lohnen. Und wenn, würde ich auf das Auto mal für ein paar Tage verzichten. Nur ist es ja leider so, dass sich ein Wetterwechsel häufig unverhofft einstellt und dass man nicht immer auf sein Auto so einfach verzichten kann und will, wie man sich das vorher vorstellt. So machte ich schnell die Erfahrung, dass ich mit meinem Wagen bei der geringsten Glätte unwägbaren Risiken ausgesetzt war. Und seitdem fahre ich jeden Winter mit angemessener Bereifung. Die eigene Sicherheit sollte einem eine entsprechende Investition wert sein. Und natürlich bleibt zu bedenken, dass man gegebenenfalls nicht nur sich selbst, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer gefährdet, wenn man plötzlich ins Rutschen kommt. Wenn dann etwas passiert, ist es auch fraglich, ob die Versicherung zahlt, wenn das Fahrzeug nicht verkehrssicher war.
Deshalb mein Rat: Niemals ohne den richtigen Gummi...
Copyright LosGatos
Erstveröffentlichung 19.4.2003
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