Pro:
gesicherter Arbeitsplatz, Abwechslung, Teamgeist
Kontra:
immer mehr soziale Abstriche, fehlende Lobbi in Gesellschaft u. Politik, Schichtdienst
Empfehlung:
Ja
Hallo, ich denke mir, dass ich in diesem Beruf ein wenig mitreden kann, ich habe vor kurzem meine 20 Jahre voll gemacht, verrichte seit 14 Jahren Schichtdienst auf eine PI in einer Mittelstadt mit 70.000 Einwohner, war 5 Jahre bei der Bereitschaftspolizei und habe ein Jahr Dienst bei K ( Kripo ) gemacht. Zunächst eins: Vielleicht mag ich ein wenig voreingenommen sein, zumal damalige Voraussetzungen in Rhl.-Pf. für die heutigen Kommissarsanwärter nicht mehr gelten. Sagte man uns damals, dass der PHM ( Polizeihauptmeister ) wohl das Ende der Fahnenstange bedeutet, so werden heute junge Berufsanfänger bereits mit Anwartschaft auf den gehobenen Dienst (A9) eingestellt, währenddessen altgediente Schutzleute ( wie ich ) auf der Stelle treten.
Ich will zunächst ein wenig die Schattenseiten ( und derer gibt es genug ) des Berufes beleuchten: Die soziale Anerkennung des Berufes ( des Beamten schlechthin ) schwindet in der heutigen Haushaltslage immer mehr. Tarifabschlüsse, welche seit Jahren ( Jahrzenten ) unter denen der freien Wirtschaft liegen, Kürzung des Weihnachtsgeldes, Streichung des Urlaubsgeldes, Kürzung der Beihilfe, Arbeitszeitverlängerung, geplante Besteuerung der Schichtdienstzulagen und und und, all das fördert nicht gerade die Motivation in diesem Beuf.
Oft wird der Schichtdienst als Nachteil dieses Berufes genannt, aber...keine Münze ohne zwei Seiten! Richtig, Wechselschichtdienst ist nicht immer angenehm, zumal eine Gewöhnung des Körpers auf diese schnell wechselnden Schichtzeiten ( bei uns ein Blocksystem mit Früh, Spät und Nachtschichten ) keinesfals erfolgen kann.
Mann muß aber auch die Vorteile aufzählen: Ich kenne keinen in meinem Bekanntenkreis, welcher so viel Wochen - und Tagesfreizeit hat wie ich, oft genannte Ausdrücke wie "Abkopplung vom sozialen Leben ) finde ich einfach übertrieben.
Weiterer Nachteil des Berufes: die nervliche Belastung. Ich brauche keinem zu erklären, dass man bei der Polizei auch weniger schöne Sachen zu Gesicht bekommt, dass fängt bsp.-weise bei dem Verkehrstoten an, führt weiter über den Suizidanten, die Familienstreitigkeiten, andere menschliche Schicksale oder auch täglich auftretende Konflikte mit sozialen Randgruppen etc.,
man stumpft hier im Lauf der Jahre wirklich ab ( das empfehle ich ), ansonsten wird man Probleme mit sich selbst bekommen.
Weiterer Nachteil des Berufes: Der Amtsschimmel, ihr werdet erleben, dass gerade bei Polizeibehörden imense Zeit damit verbracht wird, sich selbst zu verwalten, diese Tätigkeiten werden jedoch nicht durch die arbeitenden Indianer ( Schichtdienst A7 aufwärts ), sondern durch die "Häuptlinge" ( A12 aufwärts ) verrichtet, äußerst frustrierend.
Man sollte sich darüber im klaren sein, dass der Beruf des Polizeibeamten zu großen Teilen auch aus Büroarbeit besteht, wer Schwierigkeiten mit der Verfassung von Berichten etc. hat, wird sich in diesem Beuf keinen Gefallen tun.
Ok, ich will aber nicht alles vermiesen, sondern auch ein paar schöne Dinge des Berufes berichten:
Wir haben nach wie vor einen sicheren Arbeitsplatz und sitzen nächsten Monat nicht auf der Straße.
Von unserem Gehalt kann man im großen und ganzen recht bequem leben, reich wirst du jedoch nicht.
Es gibt wohl wenige Berufe, die so abwechslungsreich sind wie die des Polizeibeamten ( in ).
So einige Situationen erträgt man aber nur mit Galgenhumor.
Der Teamgeist in den Schichten ist eigentlich bemerkenswert. Oft wird hier der Ausdruck "Chorgeist" genannt, und diese Bezeichnung ist eigentlich auch treffend. Na ja, kein Wunder, wenn man Tag und Nacht nebeneinander in der grün-silbernen Schüssel sitzt.
So, ich habe bewußt darauf verzichtet, auf die Ausbildungsjahre einzugehen, diese verläuft heute ohnehin anders wie zu meiner Einstellung 1983.
Ich habe versucht, meinen Bericht eher allgemein zuhalten und ein paar Vorzüge, aber auch vorhandene Defizite aufzuzeigen.
Wenn ich gefragt würde, ob ich diesen Beruf heute nochmals wählen würde.....hmmm, ja bestimmt, aber zu einem späteren Zeitpunkt, als sich die Ausbildungskriterien grundliegend geändert hatten.
Nachsatz: Meine Berufsbewertung kan sich natürlich nur auf die Sparte "Schutzpolizei" beziehen, ggfls. haben Kollegen anderer Bereiche auch andere Erfahrungen gemacht ( wobei ich das jedoch anzweifele ) weiterlesen schließen
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