Pro:
zentral gelegen
vielfältiges Freizeitangebot
Kontra:
entsetzliches Gedrängel
alles ist überfüllt
überall und alles sehr teuer
Empfehlung:
Nein
Einleitung
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Da ich unlängst einige Monate dauerhaft am Potsdamer Platz Arbeitseinsätze hatte, liegt nichts näher, als über diesen Ort einmal zu berichten. Ich war nahezu täglich dort, und kann von mir sagen, daß ich eine persönliche Meinung sowie persönliche Erlebnisse habe.
Die Hintergrundinformationen habe ich von http://www.potsdamer-platz.net bezogen.
Lage
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Der Potsdamer Platz befindet sich sehr knapp im Westteil Berlins, und zwar im Bezirk Tiergarten. Allerdings an der Grenze zum Bezirk Kreuzberg und Mitte, womit er während der Teilung, der Bundesrepublik Deutschland unmittelbar an der Mauer stand, und ein Teil von ihm somit zum Niemandsland gehörte. Mit seiner Lage befindet sich der Potsdamer Platz seit der deutschen Wiedervereinigung sehr zentral in Berlin.
Entstehung
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1702 wurde der Platz durch die Kreuzung von vier Wegen gebildet. Damals handelte es sich noch um Sandwege, sog. Feldwege. 1835 - 1838 wurde dort der erste Bahnhof Berlins und Preußens erbaut, womit die bewegte Verkehrsgeschichte dieses Ortes begann, und der Ort Potsdamer Platz genannt wurde.
Historie
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Seit der Errichtung des Bahnhofs wuchs der Verkehr und die Bedeutung des Potsdamer Platzes beständig. 1890 zog die Regierung in das nahegelegene Reichstagsgebäude an der Wilhelmstraße und in verschiedene Gebäude am Platz ein.
1924 wurde aufgrund des hohen und inzwischen auch gefährlichen Verkehrsaufkommens die erste Ampelanlage errichtet - damals noch handgeschaltet.
Aufgrund der gewachsenen Bedeutung und Frequentierung wurde der Platz von den Nazis gerne für Propaganda genutzt. Infolge der deutschen Teilung, nach dem zweiten Weltkrieg war der Potsdamer Platz direkt an der Mauer und damit unbenutzbar, und lag brach. Nach der Wiedervereinigung war auf dem Potsdamer Platz viele Jahre eine gigantische Baustelle zu sehen, die von einer roten Infobox gekrönt wurde.
Heute
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Abgesehen von dem U-Bhf der Linie 2 ist das "Weinhaus Huth" das einzige historische Gebäude. Das 1911/12 erbaute Haus wurde vom Inhaber, Willy Huth
als Restaurant, mit luxuriöser Atmosphäre geführt.
Direkt neben dem Weinhaus Huth beginnen die Potsdamer Platz Arkaden, ein über 180 Meter langgestrecktes Einkaufscenter mit 2 Etagen und 4 Untergeschossen.
Rings um die Arkaden befindet sich ein reichhaltiges gastronomisches und kulturelles Angebot.
Das Sony Center, das DaimlerChrysler-Areal und Beisheim Center sind neben den Arkaden die prägenden Gebäude des Platzes.
Im weiteren bieten sich Gebäude mit großangelegten Büroräumen und Beamtenwohnungen zum Bestaunen an.
Angebot
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Wenn man heutzutage den Potsdamer Platz besuchen möchte oder muß, teilen sich die Offerten des Platzes ein, in Shopping, Gastronomie und Freizeit.
Das Shopping - Angebot, welches natürlich hauptsächlich in den Arkaden, mit seinen 120 Geschäften und Dienstleistern zu finden ist, richtet sich eindeutig an die Touristenströme und die reichen Geschäftsleute und Führungskräfte, die dort ansässig sind. So ist zum einen die Auswahl der Geschäfte etwas gehobener, aber auch bei Filialen von Ketten kann man höhere Preise feststellen als andernorts. Hier ein Beispiel, und zwar die Bekleidungsgeschäfte der Arcaden, damit ihr wißt was ich meine: Fischer Mode, Brando 4, Janisch, M.P. Sox, Ulla Popken, Wöhrl, Gerry Weber, Aust, Benetton, Eddie Bauer, Falke, Zara, Hallhuber, Hennes & Mauritz, Mango, Mexx, Palmers, Wolford, Biba, Bonita, Foot Locker, Colloseum, Esprit, Fast Forward, Fishbone, Isico USA Sport, We Store, Springfield, H & M.
Ein weiteres Anzeichen für meine These ist, das Drogerieangebot, welches auch vom sonst üblichen abweicht, in dem bestimmte Artikel nur in sehr geringer Auswahl angeboten werden (z.B. Putzmittel), aber Touristenbedarf reichlich vorhanden ist.
Gastronomische Betriebe sind in vielfältiger Form vorhanden, wobei das Angebot für die Menschenmassen, die den Platz besuchen nicht ausreichend ist. Rund um die, sowie in den Arcaden sind folgende Cafés, Restaurants und Kioske zu finden ( zur Verdeutlichung hier mal die Auflistung) : Asia - Pavillion, caffe e gelato, Play Off, Pomme de Terre, Salomon Bagels, Wiener Café, Andy´s Diner & Bar, BB´s Coffee & Muffins, Bistro, Tchibo Coffee Bar, Fai Sushi, Caroshi Cocktail Bar, Dorian Gray Diskothek, Gosch-Sylt, McDonalds, Mommsen Eck, Tony Roma´s, Häagen Dasz, Nordsee Gourmet, Pizza Pasta Salumeria, Saray Grill, Segafredo, Sushi Circle, Bendig, Wolf echt gute Wurst, Hardy im Huth Weinhandlung und Bistro, Mr.Clou, Nordsee, Posh Austrialian Bar, Restaurant Diekmann im Weinhaus Huth, Starbucks, Tascaria Maredo. Dennoch ist leider alles völlig überfüllt und dementsprechend sehr ungemütlich und unangenehm.
Für den Feizeitbereich ist auch gut gesorgt. Es sind mehrere Kinos, darunter auch das I Max, ein sog. 3D-Kino, welches durch elektronische 3D-Brillen, die mit Flüssigkristallgläsern funktionieren, und einer Leinwandkuppel, ein perfektes dreidimensionales Bild präsentieren.
Theater, Museen und div. Ausstellung befinden sich auch auf und rund um den Potsdamer Platz.
Meinung und Erlebnisse
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Der Potsdamer Platz ist ein unglaublich gigantischer Touristenmagnet, und dementsprechend permanent überfüllt. Als ich aus Neugierde zum Potsdamer Platz gefahren bin, um die in der Presse angekündigten Neuerungen zu sehen, bin ich jedesmal relativ fluchtartig von dannen geeilt, weil es einfach unerträglich voll ist. Unlängst war ich mal wieder mit Besuch am Potsdamer Platz. Es ist unmöglich, mit Besuch um diesen Ort herumzukommen. Ich versuche mich dann schon auf dem Weg, dort hin innerlich auf die drängelnden Massen einzustellen, aber mit dieser Taktik kann man das Unwohlsein auch nicht vollständig besiegen. Oft sagen die Berlin-Besucher dann aber nach einiger Zeit selbst, daß es ihnen zu voll ist, und dann kann man z.B. mit dem Bus direkt zum Alex oder Hackeschen Markt fahren.
Einkaufen am Potsdamer Platz ist für mich (als Durchschnittsverdiener) nicht attraktiv. Die Geschäfte sind mir zu teuer und zu voll. Selbst zu Aldi gehe ich nicht gerne, weil es so furchtbar überfüllt ist, und die Kassiererinnen genervt und unfreundlich sind. Das einzige, was ich halbwegs ok finde, ist Kaisers, was unlängst, nach einem Umbau, neu eröffnet hat. Dort gibt es schmackhaften Kaffee ab 50 Cent und vielfältige Erfrischungsgetränke, die zwar für Supermarktverhältnisse teuer sind, aber wenigstens noch akzeptabel für den Notfall. Auch Salat und Obstsalat wird neuerdings angeboten, und zwar mit Plastikbesteck. Bei Drospa, leider der einzigen Drogerie im Center, habe ich mich schon öfter geärgert, wenn ich vor der Arbeit noch schnell ein Putzmittel oder Raumspray und dgl. besorgen wollte. Da denke ich mir, schnell noch mal in die Drogerie auf dem Weg hineinrauschen, und xy besorgen, und dann finde ich nichts vernünftiges, weil sich in diesem Center alles nur an Touris und den Reichen orientiert. Erschwerend zu dieser Atmosphäre hinzu kommt, daß die Potsdamer Platz Arkaden seit Jahren völlig überhitzt sind. Ich dachte anfangs, es gäbe Probleme mit der Heizanlage, was leider nicht der Fall ist. So hat man als Kunde, ohne Auto, gerade im Winter das Problem, dick angezogen zu sein ... und es werden keine Schließfächer zur Verfügung gestellt, was ich wirklich das letzte finde. Auch wenn ich meine Jacke sofort über die Tasche hänge, und Mütze, Schal etc. in die Tasche stopfe, habe ich aufgrund des Winterpullovers nach spätestens zehn Minuten ein knallrotes Gesicht von der Hitze.
Essen gehen? Für mich nur, wenn ich eingeladen werde, sonst ist mir das wirklich zu teuer, außer bei Mc Donalds, wo die Preise immer gleich sind. Im Play Off und im Asia Pavillon bekommt man zwar einen Preisnachlaß, wenn man im Center arbeitet, aber mir war es trotzdem noch zu teuer. Als ich dort eingesetzt war, habe ich mir immer eine Mahlzeit für die Mittagspause mitgebracht.
Kino am Potsdamer Platz? Seit dem es das Imax Kino gibt, war ich noch nicht einmal dort. Jedesmal, wenn ich mit Leuten spontan dort hin wollte oder knapp eine Woche vorher geplant hatte, gab es keine Karten. Um in dieses Kino zu kommen, muß man sich wirklich anstrengen und langfristig die Karten vorbestellen. Auch bei dem Besuch des normalen Kinos sollte man die Tickets vorbestellen.
Ausstellungen? Da habe ich mir schon verschiedene angesehen. Topographie des Terrors kann ich als sehr gelungen empfehlen. Im Martin Gropius Bau und dem Kulturforum sind wechselnde Ausstellungen, so daß man sich überraschen lassen muß. Auf jeden Fall wird jeder Kulturwillige etwas finden.
Arbeiten am Potsdamer Platz? Das ist wesentlich anstrengender als an anderen Orten. Schon bei Betreten des Centers am Vormittag ist es voll, so daß man eiligen Schrittes an den trödelnden Touris vorbeinavigieren muß. Am Arbeitsplatz angekommen herrscht Streß pur. Egal in welcher Funktion du in einem Einzelhandesgeschäft bist, sobald du ohne Jacke und Tasche herumläufst, stürmen die Kunden auf dich zu, und schlimmstenfalls befindest du dich innerhalb der ersten fünf Minuten deiner Arbeitszeit in einer Traube von Menschen. Die Arbeit, die du eigentlich zu tun hättest, ist kaum noch ausführbar, weil man die Leute nicht abschütteln kann. Die Menschen haben keine Lust, zwischen Verkäufern und anderen Mitarbeitern zu unterscheiden, und haben auch kein Verständnis, wenn ihre Wünsche nicht sofort erfüllt werden. Die Kunden kommen bereits um 10:00 Uhr mit ihren Fragen und Wünschen, gegen 12 Uhr wird es kurzfristig richtig voll, weil die Angestellten aus den umliegenden Büros Mittagspause machen. Von 14 bis 16 Uhr ist nur noch der normale Streß (oder sogar mal etwas Ruhe), der sich dann bis 18 / 19 Uhr steigert und zwischen 19 und 20 Uhr seinen Höhepunkt findet. Um 20 Uhr müßte man die Kunden hinauswerfen, was natürlich nicht erlaubt ist, aber arbeiten nach 20 Uhr ist auch nicht erlaubt. Ausländische Touristen sind dann völlig entsetzt, daß in Deutschland die Geschäfte um 20 Uhr schließen. Also ich sage euch, wenn ihr im Einzelhandel arbeitet, egal in welcher Position und Funktion, versucht immer den Potsdamer Platz zu meiden. Es ist nämlich nicht besser bezahlt, wegen des Streßfaktors.
Promifaktor: Da ich nun lange Zeit fast täglich dort war, bin ich z.B. auch an den Dreharbeiten von GZSZ vorgeigekommen, habe verschiedene Kamerateams von Sat1 und / oder RTL bei dem Dreh für Magazine und Dokus gesehen. Es laufen eine Menge kleiner Promis, sog. B-Promis auf dem Potsdamer Platz herum, auch Weltstars, wie z.B. unlängst Angelina J. und Brad P. gesehen wurden. Für Autogrammjäger und Hobbyfotografen dürfte dieser Ort dementsprechend interessant sein und für Touris eine weitere Attraktion.
Fazit
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Der Potsdamer Platz ist ein Touristenmagnet und wie gesagt völlig überlaufen. Die komplette Infrastruktur ist meiner Meinung nach überlastet, egal ob es um Verkehrsmittel, Breite der Wege, Plätze in der Gastronomie, Toiletten oder Bedienung und Angebot im Einzelhandel geht. Mich würde mal interessieren, wie sich die Lage verändern würde, wenn die Arkaden dreimal so groß wären oder wenn ein weiteres Einkaufscenter direkt daneben gebaut würde. Ob dann noch mehr Leute kämen oder die Lage etwas erträglicher würde.
Es bestehen zwar, wie ich gezeigt habe, sehr viele Angebote auf dem Potsdamer Platz, aber man kann sie schwer wahrnehmen, weil alles so überfüllt ist.
Alles in allem kommt mir der Potsdamer Platz manchmal wie eine Abzockermeile vor. Überfüllt, überhitzt, keine Schließfächer und superteuer. Den Touris das Geld aus der Tasche zu ziehen ist leicht, und an die Einwohner und Mitarbeiter wird nicht groß gedacht.
Für mich wird der Potsdamer Platz immer ein Ort bleiben, den ich lieber meide. weiterlesen schließen
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