Proterra - Runrig Testberichte

Auf yopi.de gelistet seit 11/2003
- Cover-Design: sehr gut
- Klangqualität: sehr gut
Pro & Kontra
Vorteile
- 3-5 mehr oder minder gute Songs, gute Ansätze.
- wirklich schöne Musik
- Schottischer Folk Rock vom feinsten .
- Wunderschöne hörenswerte neue CD!
Nachteile / Kritik
- Drumcomputer, technische Beats, manchmal wie Dance-Floor, ein Album, was nur selten richtig schottisch wirkt.
- überproduziert; live kommen die Songs um Längen besser...
- Leider ist die CD "nur" ca . 55 Minuten lang
- Für mich gibt es kein Kontra!
Tests und Erfahrungsberichte
-
30 Jahre und immer noch Top - einfach Runrig
4- Cover-Design: gut
- Klangqualität: gut
Pro:
Schottischer Folk Rock vom feinsten .
Kontra:
Leider ist die CD "nur" ca . 55 Minuten lang
Empfehlung:
Ja
Runrig – Proterra
Tracklist
1.The Old Boys
2.Proterra
3.Days Of Days
4.Empty Glens
5.Gabriel's Sword
6.From The North
7.An Toll Dubh
8.There's A Need
9.Faileas Air An Airigh
10.Heading To Acadia
11.All The Miles
12.A Reiteach
13.Angels From The Ashes
Runrig:
Diese Schottische Folk- Rock Gruppe besteht seit ca. 30 Jahren. Die Songs von Runrig sind
moderne schottische Folksongs mit vielen Rockelementen.
In den 30 Jahren hat sich im Gruppenleben einiges getan und man hat auch schon davon
gesprochen das Runrig keine Zukunft hat. Dies geschah als das „Herz" von Runrig, der
Leadsänger Donnie Munro die Gruppe verließ.
Donnie's markante Stimme hat jahrelang (von 1974 – 1997) Runrig geprägt und es hat einige
Zeit gedauert bis man 1998 endlich einen Nachfolger gefunden hat.
Bruce Guthro, geboren in Kanada, ist jetzt der neue Leadsänger von Runrig. Es war keine
Liebe auf den ersten Blick (Fans – Bruce) aber in der Zwischenzeit ist Bruce ein würdiger
Nachfolger von Donnie geworden.
Die aktuelle Besetzung ist:
* Bruce Guthro (Akustikgitarre, Gesang)
* Malcolm Jones (Gitarren, Pipes, Akkordeon, Bass)
* Rory McDonald (Gesang, Akustik- und Bassgitarre)
* Calum McDonald (Percussion, Gesang)
* Ian Bayne (Drums, Percussion)
* Brian Hurren (Klavier, Keyboards und Gesang)
* Paul Mounsey auf dem Album Proterra
Meine ersten Runrig Erlebnisse:
Durch einen Freund (der Runrig im Radio gehört hat) bin ich auf diese Gruppe aufmerksam
geworden.
Vom ersten Augenblick an war ich ein Fan. Gut, ich war schon immer ein Freund von Irish,
Schottischer Musik, aber Runrig hat etwas einzigartiges in meinen Augen. Die Symbiose aus
Folk und Rock hat was, was nie Langweilig wird.
Auch Live durfte ich Runrig erleben, 3 mal, ich würde mir wünschen dieses absolute Erlebnis
öfters zu genießen, aber leider spielt Runrig nicht so häufig (wenn überhaupt) in der
norddeutschen Tiefebene. Hauptsächlich kann man Runrig in Nordrhein Westfalen und auch
weiter südlich erleben.
Cover:
Recht einfach gehalten, die Rückseite komplett Schwarz mit den Titeln in Weiss, die
Vorderseite mit einem schwarzweiß Bild von einem See und einer Insel im Hintergrund und
auch im inneren des Covers bleibt es Schwarz, Weiß und Grau.
Positiv zu erwähnen ist grundsätzlich bei Runrig, das alle Liedtexte in den Covern abgedruckt
sind und die gälischen Lieder stehen mit einer Übersetzung drin.
Zu den Liedern
1. The Old Boys 5:13
Ruhiger Auftakt, mit der wunderbaren Stimme von Bruce Guthro, je länger das Stück dauert
desto „rauer" wird es. Wunderschön mit Choruntermalung. In meinen Augen ein sehr
gelungener Auftakt
2. Proterra 5:34
Der Titelsong – Proterra – ist eine Liebeserklärung an die Heimat Schottland. Kräftig, aber
auch besinnlich, wie Schottland halt ist, mit einer Untermahlung aus Bass, Gitarren und
Geigen. Herrlich anzuhören!
3. Days Of Days 3:20
Recht rockiger Song von Runrig, mit einer einem wunderschönen rhythmischen
Akustikgitarre. Man ist geneigt das Tanzbein zu schwingen und auch die Stimme zu erheben
um mitzusingen.
4. Empty Glens 3:48
Etwas ruhiger als "Day of Days" aber dennoch sehr flott gehalten. Stampfender Bass aus
Gitarre und Schlagzeug tragen das Stück
5. Gabriel's Sword 4:53
Songwriter dieses Stückes ist Bruce Guthro. Bruce drückt daher auch diesem Stück seinen
Stempel auf, mit seiner sonoren Stimme. Ein ruhiges Schlagzeug, Gitarre und Mandoline hört
man im Hintergrund. In meinen Augen ein Stück der schlechteren Sorte von Runrig.
6. From The North 5:28
So rau und ungestüm (teilweise) wie das schottische Wetter beginnt das Stück, erst nach der
Hälfte entwickelt sich das Stück und es wird rockiger, unterstützt von Malcolm Jones und
seinem Dudelsack Spiel.
7. An Toll Dubh/The Dungeon 2:27
Wunderschönes orchestralischen und stampfendes Opening, dieses in gälischer Sprache
gesungendes Stück. Der erste Eindruck ist nicht schottisch sondern man meint das man bei
Indianer zu Gast ist. Dies wird hervorgerufen durch den gemeinsamen Chorgesang.
8. There's A Need 3:36
Fetziger, zum Teil Rockiger Song, der untermalt wird von einer "hektischen" E-Gitarre und
einem Schlagzeug, aber sehr schön anzuhören ist!
9. Faileas Air An Airigh/Shadow on the Sheiling 4:05
Auch wieder ein Stück in gälischer Sprache. So ruhig und besinnlich, wie das Frontcover,
kommt auch diese Ballade daher. Augen zu machen und dem rauschen der Wälder oder des
Wasser zuhören. Ein Highlight auf der CD.
10. Heading To Acadia 4:15
Wunderschönes Dudelsackspiel begrüßt uns in diesem Lied, ein Markenzeichen von Runrig.
Es zieht sich durch das ganze instrumentale Stück.
11. All The Miles 4:14
Eingänger Text und eine ruhiger Song laden wieder zum Kuscheln ein. Die Stimme von
Bruce geben dem Stück die nötige Ruhe.
12. A Reiteach/The Reiteach 5:16
Das 3. gälische Stück auf dieser CD. Es beginnt sehr ruhig, nimmt aber mit der Zeit immer
mehr an Tempo auf. Bassist Rory Macdonald gibt dem Stück (wie bei allen Gälisch
gesungenden Liedern) die Stimme. Wirklich Klasse Stück!
13. Angels From The Ashes 3:25
So schön wie das Lied daherkommt, so traurig ist der Anlass. Dieses Lied ist den Opfern des
11. September. Das ganze Stück ist instrumental und wird von Brian Hurrens Piano und
Malcom Jones' E-Gitarre ebenso sparsam wie sensibel interpretiert.
Anspieltips:
1. Proterra
2. The Old Boys
3. An Toll Dubh/The Dungeon
4. A Reiteach/The Reiteach
Ein Tip noch zum Schluss: Runrig ist in meinen Augen eine der besten Live Bands die ich
gesehen habe und jedes Konzert war/ist ein Genuss.
Ich wünsche allen beim Hören dieser CD viel Spaß und vielleicht gibt es ja mit diesem
Bericht den einen oder anderen neuen Runrig Fan!!!! weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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fantagirlie, 06.04.2010, 22:14 Uhr
Bewertung: besonders wertvoll
Liebe Grüße, einen schönen Dienstag Aend und eine angenehme Woche. Danke für deine ständigen Gegenlesungen - ist ja nicht selbstverständlich für einige hier ;-)
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Eine Beleidigung für die Ohren
09.07.2005, 19:06 Uhr von
TokeiIhto
TokeiIhto oder TschetanSapa – Vielen Dank für Euren Besuch, Bewertungen und Kommentare. See you ...1- Cover-Design: durchschnittlich
- Klangqualität: durchschnittlich
Pro:
Irgendwann hört die Scheibe auf
Kontra:
Die Magie ist weg
Empfehlung:
Nein
Es war einmal:
Eine großartige Band, die erstklassigen schottischen Folkrock produzierte. Donnie Munro, der Ex-Sänger von Runrig brachte durch seine einmalige Stimme und durch seinen schottischen Dialekt die Songs hervorragend rüber.
Die Band hatte eine sehr große Ausstrahlung und die Live Konzerte waren, trotz wenig Werbung erstaunlich gut besucht.
Runrig hatte einen einmaligen, unverkennbaren Sound und produzierten Alben, die als absolute "Sahnestücke" bezeichnet werden können. "The Cutter And The Clan", "Heartland", "Searchlight"...um nur ein paar zu nennen. Kurz gesagt, das war Folk Rock der Güteklasse 1.
Doch was ist geschehen!?
Die Band:
Rory MacDonald - Bass, Gesang
Calum MacDonald - Percussion, Schlagzeug
Malcolm Jones - Lead Gitarre
Iain Bayne - Schlagzeug
Brian Hurren - Keyboards, Gesang
Bruce Guthro - Gesang
Proterra:
Mit Proterra setzen Runrig zum ersten Mal sehr stark auf die Elektronik-Trickkiste. Ein Drumcomputer beleidigt die Gehörgänge die gesamten 13 Titel hindurch. Was bereits tagtäglich im Radio nervt wird nun auch von den Schotten praktiziert. So genannte Drumloops und Dancebeats haben für meinen Geschmack bei Runrig nichts verloren.
Besonders schlimm hat es zwei alte Runrig Klassiker, die für dieses Album noch einmal neu aufgenommen wurden, getroffen. "The Old Boys" und "An Toll Dubh" wurden vom Produzenten Paul Mounsey fast totgesampelt. Die Stücke sind kaum wieder zu erkennen und haben ihren gesamten Charme verloren.
Auch der Rest der Scheibe ist musikalisch eher lau. Am besten gefällt mir da noch "Empty Glens", wenn gleich mich die Melodie in ihrer Infantilität sehr stark an das Kinderlied "Alle meine Entchen..." erinnert.
Titelliste:
The Old Boys
Proterra
Days Of Days
Empty Glens
Gabriel's Sword
From The North
An Toll Dubh
There's A Need
Faileas Air An Airigh
Heading To Acadia
All The Miles
A Reiteach
Angels From The Ashes
Fazit:
Wer die alten Runrig Platten mag, kann sich an Proterra mächtig den Magen verderben.
Es tut wirklich weh mit ansehen zu müssen, wie die Band sich von Album zu Album immer mehr von ihren Wurzeln entfernt.
Die einzigartige Ausstrahlung ist vollkommen verloren gegangen, was nicht zuletzt an Sänger Bruce Guthro liegt. Mit seiner für Country Music sehr gut geeigneten Stimme, ist er bei einer schottischen Band einfach eine krasse Fehlbesetzung.
Fans, die bei Folk und Folk Rock nicht an Drumcomputer, etc. denken, sollten vom Kauf dieser Scheibe dringend absehen.
Vielen Dank fürs lesen, bewerten und kommentieren
© TokeiIhto/TschetanSapa weiterlesen schließen -
An Gaidheal ’S A Leabaidh ... An Gaidheal Na Shuain !
2- Cover-Design: gut
- Klangqualität: durchschnittlich
Pro:
3-5 mehr oder minder gute Songs, gute Ansätze.
Kontra:
Drumcomputer, technische Beats, manchmal wie Dance-Floor, ein Album, was nur selten richtig schottisch wirkt.
Empfehlung:
Nein
Oder zu Deutsch, der Gäle ist ins Bett gegangen, der Gäle schläft. Irgendwie ist dieser Satz Programm, denn was Runrig hier abliefern, dürfte vielen Schotten die Nackenhaare zu Berge stehen lassen, oder sie eben den Schlaf der Gerechten nachgehen. Prickelnde Einführung, na ja, ganz so schlimm ist es ja nicht, doch lest selbst ...
Die Runrig-Wochen bei ciao mit diesem Album „Proterra“ sind schon fast verklungen, doch ich möchte ja nicht nur draufschlagen, so habe ich mir trotz Wohnungssuche die Mühe gemacht, mir dieses Album mehrmals zu Gemüte zu führen, bereits meine Vorgänger, diesmal eine stattliche Zahl von Schreiberlingen, die ich nachfolgend nennen möchte, haben dieses Album begeistert aufgenommen, bitte schaut also auch mal dort. Im Einzelnen sind dieses: Marwirtz, Hr.Biernot, Kuechenmonsterle, Ursand, Pedule und Arieve (bei ciao) und hier bei yopi: Ursand und Pedule.
Wie immer einige Worte zu Runrig, die Band, die es mittlerweile mehr als 30 Jahre gibt, der Name leitet sich von einer besonderen Form des mittelalterlichen Ackerbaus ab. Wer bisher die Runrig-Wochen verfolgt hat, weiß, daß die Band vor einigen Jahren ihren Sänger Donnie Munro verloren hat, weil dieser einer politischen Karriere nicht abgeneigt war. Der Ersatzmann ist der Kanadier Bruce Guthro, mit dem hier das dritte Studioalbum aufgenommen wurde, zusätzlich gibt es noch ein Live-Album „Live At Celtic Connections 2000“. Inzwischen ist die Band ein wenig mit neuem Sänger gereift, so daß ich recht viel von diesem Album, was ich nach langen Lieferschwierigkeiten nun endlich in meinen Händen halten kann, erwartet hatte. Wie es letztlich bei mir ankommt, erfahrt Ihr nachfolgend.
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Auf die Schnelle:
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1. Songs:
01. The Old Boys
02. Proterra
03. Day Of Days
04. Empty Glens
05. Gabriel’s Sword
06. From The North
07. An Toll Dubh [The Dungeon]
08. There’s A Need
09. Faileas Air An Airigh [Shadows On The Sheiling]
10. Heading To Acadia
11. All The Miles
12. A Reiteach [The Reiteach]
13. Angels From The Ashes
Spieldauer: ca. 56 Minuten
2. Mitwirkende:
Guthro Bruce: Vocals, Acoustic Guitar
Jones Malcolm: Electric & Acoustic Guitars, Bouzouki, Pipes, Accordion, Dulcimer, Jaws Harp, Bass, Additional Keyboard
Rory MacDonald: Vocals, Backing Vocals, Bass Guitar, Acoustic Guitar
Iain Bayne: Drums, Percussion
Calum MacDonald: Percussion, Vocals, Backing Vocals
Brian Hurren: Piano, Keyboards
Paul Mounsey: Keyboards and Programming with Moxe Ribeiro, Percussion
und als Gäste u.a.:
Murdo McCuish: Voice on „The Old Boys“
Mairi Campbell: Vocals, Backing Vocals (u.a. „Empty Glens“)
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Die Grausamkeiten eines Covers :
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Das Cover ist oben abgebildet, es zeigt die Fotografie von Nadav Kander, wirkt insgesamt aber sehr nach einem Trauerflor, entsprechend dunkel und ausschließlich in grau-schwarz ist das Cover und auch das gesamte Booklet. Darin sehe ich in 3 verschiedene Möglichkeiten der Interpretation.
Beziehe ich mich auf das Bild selbst, so sehe ich das „Paradies“ in Form der Isle Of Skye, der Weg dorthin scheint schwer zu sein, denn die Person auf dem Sprungbrett wirkt ein wenig verloren und der Weg durch das Wasser ist weit. Darin sehe ich zwei Ansätze, die sowohl auf die Entwicklung der Band schließen lassen, manchmal erinnern mich die Untertöne des Sound ein wenig in Richtung Enigma, doch das werde ich bei den entsprechenden Songs genauer erläutern, andererseits trägt das Album den Titel „Proterra“, also „für die Erde“, ist die Insel also das Ideal einer idealen Erde und der Weg dorthin mit Strapazen verbunden und da es dieser nicht so gut geht, der Trauerflor ? Na ja, dieses ist zwar der Ansatz, den ich persönlich am Wahrscheinlichsten halte, doch die dritte Möglichkeit, möchte ich auch nicht vorenthalten, da sie dieses Album in zweierlei Hinsicht dadurch beeinflußt und somit Runrig in anderer Beziehung traurig in die Presse brachten.
Ein Ereignis waren die Anschläge vom 11.September, mit denen sich gleich zwei Songs befassen, dazu später mehr, doch auch der 01. Februar 2003 ist entscheidend, denn an jenem verhängnisvollen Tag stürzte die amerikanische Raumfähre Columbia ab und die Besatzung überlebte nicht. An Bord war auch die Astronautin Laurel Clark, die als ebenfalls großer Fan der Band zwei CD’s von Runrig mit ins All genommen hatte, diese wurden nach besagter Tragödie verstreut mit den Trümmern gefunden und waren fast ohne Schäden. Im Sommer 2003 gab es zwischen den Hinterbliebenen, dem Ehemann Jon und Sohn Iain, ein Treffen mit der Band Runrig in Glasgow, feierlich wurden diese beiden CD’s („The Cutter And The Clan“ und „The Stamping Ground“) an die Band übergeben. Man kann sich denken, daß dieser Moment ein sehr bewegender sowohl für alle Augenzeugen als auch für alle Beteiligten war ...
Das Booklet selbst enthält wie bei Runrig üblich alle Songtexte und bei den gälischen Stücken auch die englische Übersetzung, die die Sache dem geneigten Hörer meistens erleichtert. Gewidmet wurde die CD Jon und Iain Clark, die Widmung im Booklet: „Dreams Are Wings Taking Flight“.
Ergänzend sind noch die Tourdaten (abgelaufen) als Aufkleber auf dem Jewel-Case zu finden.
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In die Details:
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Was mir beim ersten Hören aufgefallen ist, Runrig experimentieren ein wenig mehr, als es zu Zeiten von Donnie Munro oder auch auf den ersten Alben mit Bruce Guthro meistens der Fall war. Ich höre einige ungewohnte Sounds, Drumcomputer, manchmal Dance-Rhythmen, neue Stimmen in Form von Brian Hurren und Gastsängern. Deutlich herauszuhören sind auch die kanadischen Einflüsse in einigen Stücken, die durch Bruce Guthro verstärkt hereingelangen und manchmal zu stark sind, Rory MacDonald hört man auch entsprechend wenig singen, wenn man es mit anderen Alben vergleicht, doch lest selbst.
01. The Old Boys:
Ursprünglich auf der CD „Recovery“ von 1981 zu finden, kommt der Song in einem neuen Gewand daher, sehr ruhig gesungen und den zahllosen schottischen Opfern von Schlachten der Unabhängigkeit gewidmet, doch auch eine Erinnerung an vergangene Tage der gälischen Sprache und Kultur. Der Song ist grob in 3 Phasen zu teilen, anfangs sehr bedächtig, stark untermalt mit Rhythmen aus dem Drumcomputer, dazu ein Synklavier, was mich teilweise ein wenig an Adiemus oder Enigma erinnert. Dann setzen zwischendurch die Gitarren und Backgroundgesang ein, das ganze wird ein wenig fülliger und mit Trommelwirbeln versetzt auch interessanter, die dritte Phase wird mit einem gälischen Sprecher eingeleitet. Es singt Bruce Guthro, im Background höre ich zeitweilig Rory MacDonald und die gälische Stimme zum Ende stammt von Gastsprecher Murdo McCuish, der einem Verein der Traditionspflege und Kriegskultur angehört. Kein schlechtes Stück, doch noch weit entfernt von der Klasse der Opener der vorherigen Alben, denn es ist mir zu synthetisch, dazu ein sehr starkes Echo, die Stimme von Bruce klingt ein wenig sehr verfremdet, oh weh, fürchterliche Abmischung.
~4/10~
02. Proterra:
Noch mehr technische Beats, dazu ein choraler Gesang, der mich an Adiemus oder irgendwelche anderen ähnlichen Projekte erinnert. Nette Melodieführung, doch der Rhythmus schmerzt regelrecht, sorry, Bruce, aber Dein Gesang und auch die Geige retten nicht mehr viel, grausam, erbarmen, schnell weiterskippen.
~2/10~
03. Day Of Days:
Der Rhythmus bzw. die synthetischen Einflüsse verändern sich kaum, dazu noch einige aggressiven Gitarren, ein krachendes Schlagzeug, doch die Stimme von Bruce klingt sehr künstlich, sehr unschottisch, total kanadisch oder amerikanisch. Interessant ist allerdings das Gitarrensolo im Mittelteil, was sehr gut rüberkommt, dazu auch noch der Abgesang von Rory MacDonald, nicht schlecht im Vergleich der vorherigen Songs, doch bisher auch eher mäßig.
~5 /10~
04. Empty Glens:
Sehr poppiger Beginn der 1. Singleauskopplung, Gitarren verstärken die Melodieführung, dazu hört man Instrumentierungen, die eher an Country-Musik erinnern, als an Runrig. Der Gesang von Bruce orientiert sich an der Melodie, somit könnte höchstens der Refrain retten, der klingt aber fast nach Tralala ... „Now We Walk In Empty Glens ...“ Eigentlich fast bedauerlich, daß der beste Part der Schlußgesang von Rory und Gastsängerin Mairi Campbell bleibt, ebenso schade, daß ich auch gleich die Single bzw. Maxi-CD als Entschädigung für die Lieferschwierigkeiten mitbekommen habe. Dürftig, mehr nicht.
~4 /10~
05. Gabriel’s Sword:
Die erste Ballade, leider von Bruce gesungen, irgendwer singt auch im Hintergrund, wer das ist, läßt sich aufgrund der lauten Instrumentierung nicht ganz genau definieren, bisher das schönste Stück, akustische Gitarren, eine Mandoline, wunderschön, wäre nur nicht dieser technische Beat, auf sowas reagiere ich furchtbar allergisch, daher auch wieder massive Abzüge.
~6/10~
06. From The North:
Ein elektronischer Dudelsack leitet dieses sehr seltsame Stück ein. Aggressive Pauken, röhrende Gitarren, dazu der Gesang von Bruce, „From The North Came A Warrior, Baring Burdens Dark And Deep, I’ve A Will And I’ve A Wanting, And Miles To Go Before I Sleep ...“. Sehr genial, die Gitarre und diese Rhythmische Mixtur aus Pauke und anderer Percussion ist überragend, doch dann setzt ein Techno-Beat ein, der mir gänzlich die Laune vermißt, da helfen auch Gitarrensamples und Dudelsack-Samples nicht mehr, es fing so gut an, aber das muß und möchte ich nie wieder hören. Auch der Gesang zum Ende auf Gälisch ist zwar auffällig, doch mir ist die Laune gründlich an dieser Scheibe vergangen, es kann eigentlich nicht schlimmer werden.
~2/10~
07. An Toll Dubh [The Dungeon]:
Doch, es kann, fängt es noch synthetisch aber ruhig mit einer Keyboard-Melodie an, so hört man schnell die bei dem Original von „Recovery“ oder auch auf der „Gaelic Collection“ zu hörenden Drums und Pauken und Mixgesang auf Gälisch von Rory, Bruce und Callum. Leider sind alle Sounds sehr synthetisch und die Stimmen auch teilweise sehr verfremdet worden, schade, damit ist auch dieser Song verschandelt worden. Bisher der Tiefpunkt eines eher grausamen Albums.
~0/10~
08. There’s A Need:
Harte Gitarrenriffs, die Stimme klingt irgendwie wieder total ungewohnt, die Hauptstimme singt wieder Bruce, kleinere Backgroundstimmen sind von Rory zu vernehmen. Das Stück hat richtig Power und ist krachend, sehr untypisch für Runrig, wird aber immer durch ruhige Parts in Gesang und Melodieführung unterbrochen, dann aber bei Wiederaufnahme des Refrains hart und krachend, endet dann aber ganz abrupt, denn es wird ausgeblendet. Würde ich dem Titel eigentlich noch gute Einzelnoten geben, so ziehe ich dafür noch 2 Punkte ab, außerdem wirkt das Stück total übersteuert. Leider ist dieses Stück schlechter, als sein Vorhaben, denn das Stück erinnert an den 11. September, den es leider gegeben hatte.
~5,5/10~
09. Faileas Air An Airigh [Shadows On The Sheiling]:
Eine Runrig-typische gälische Ballade, bisher weiß ich nicht, an welches Stück mich dieser Song erinnert. Es singt Rory, ergänzt wird sein Gesang durch Callum, nette Ballade, die durch die akustische Gitarre und den gälischen Wechselgesang lebt. Der Song handelt von der Sehnsucht nach einer Frau, die irgendwo auf Uist auf einen Verliebten wartet, die zu erreichen es nun mittels eines Schiffes gilt.
~7,5/10~
10. Heading To Acadia:
Synthesizer-Sound ganz am Anfang, dazu künstliche Beats, ein Dudelsack, dann setzen Drums und Gitarren ein. Ziemlich hart für einen Dudelsack-Song, klasse in Sachen Gitarren, Rhythmik und insbesondere auch für Freunde des Dudelsacks, wenn auch elektronischer Art, ein Genuß. Ein Instrumental, was bisher nicht zum Rest des Albums paßt, auch nur bedingt zur Band Runrig paßt, aber absolut klasse, bisher das beste Stück. Ein Vergleich: Die Band Boston spielt ein Instrumentalstück und wird von einem Dudelsack begleitet.
~9/10~
11. All The Miles:
Eine Ballade, die nur von der Akustikgitarre und dem Gesang von Bruce Guthro lebt. Stark gesungen, insgesamt aber nicht zuletzt wegen des Dialekts von Bruce sehr unschottisch, hier kommt besonders zur Geltung, was sich leider nie ganz verleugnen läßt, Bruce ist kein (!) Schotte und wird es nie werden. Da ich Folkrock erwarte und nicht ein Soloalbum von Bruce hören wollte, stört es mich schon, dennoch ist dieses Lied im Vergleich zu den vorherigen Songs ein Segen. Irgendwie paßt es in die Weihnachtsstimmung, obwohl es ein Liebeslied über grenzenlose Liebe ist. Die Benotung bezieht sich hier mal nicht auf die Wirkung auf einem Runrig-Album, dann müßte die Benotung ~2/10~ sein, ich bewerte das Stück an sich.
~8/10~
12. A Reiteach [The Reiteach]:
Eindeutig das beste Stück, sehr akustisch, nur Gitarre und der Gesang von Rory MacDonald, das ganze auf Gälisch, dann kommt dezent ein Dudelsack auf, dazu Trommeln und ein relativ typischer Chorgesang wie bei einem früheren Stück (z. B. „Cnoc Na Feille“) ... Wunderschön, wenn auch eher aus traurigem Anlaß, der Liebeskummer nach einer schmerzhaften Erfahrung als die Große Liebe einen anderen ehelicht. Das beste Stück des Albums, daher auch verdiente Punkte und mein Anspieltipp, wobei es darauf nun auch nicht mehr ankommt, diese hier zu vergeben.
~10/10~
13. Angels From The Ashes:
Ein Klavierstück, sehr ungewöhnlich für Runrig, sicherlich findet es die Masse der Hörer langweilig, ich muß zugeben, so richtig unterhaltsam fand ich es beim ersten Hören auch nicht, doch der Übergang in eine Piano-Gitarrenphase ist sehr gelungen und der Song hat mich gepackt. Das Stück ist Runrig’s Beitrag zum 11. September, ein Instrumental, was eher einem Ghosttrack gleichkommt, denn es wirkt wie ein Fremdkörper. Auch wenn es nicht auf die CD paßt, so gefällt mir das Stück besser als der Rest zuvor, vom vorherigen Stück abgesehen.
~9/10~
#############
Die Wertung:
#############
Glücklicherweise kann das Album im zweiten Teil ein wenig zusetzen, so daß ich noch von einer reinen Techno-Dance-Country-Scheibe verschont geblieben bin, doch unter dem Strich bleiben nicht viele positive Sachen übrig. Wären es nicht Runrig, so würde ich dieser Scheibe vielleicht noch weniger wohlwollend gegenüberstehen, doch auch diesem Umstand kann das Album nicht mehr als 2 Sterne bringen. Die Anschaffung hat sich für mich nur für die letzten 4-5 Songs gelohnt. Den Rest werde ich mir so schnell nicht wieder anhören und ich hoffe nur, daß dieses Album ein Ausrutscher bleibt und nicht noch mehr Experimente und mehr Dance-Loops usw. in zukünftige Songs eingebunden werden.
Natürlich kann ich bei diesen Erlebnissen, wenn auch Vergleiche mit „Foltermethoden, um Geständnisse von Kriegsgefangenen zu erpressen“ wohl zu weit führen, keine Empfehlung aussprechen. Sollte das Album gezielter auf die Charts gemischt worden sein, so ist das zwar Sache von Band und Management, aber es bereitet mir noch immer Schwierigkeiten, die ersten Stücke anzuhören und ich werde den weiteren Werdegang in dieser Form oder ähnlicher Form wohl nicht mittragen.
Schade, denn Alben wie „Mara“, „Amazing Things“ und „In Search Of Angels“ waren so schön, hier riskiert die Band den Verlust von vielen Fans, die Entwicklung zu einer Kommerzband und den Verlust eines treuen Fans, für den ich mich bisher gehalten hatte. Leider sieht die musikalische Gesamtheit bei dieser CD und auch die Zukunft der Band wohl genauso düster aus, wie es das Covermotiv auch darstellt ...
Ich bin ziemlich enttäuscht, frustriert bedanke ich mich für die Lesungen, Bewertungen und Kommentare, Gruß, Sven (Zoobremia)
P.S.: © by Zoobremia 2003 weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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telehb, 10.02.2007, 22:24 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Auch dieser Bericht macht mich trotz aller Kritik neugierig
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Zuckermaus29, 03.12.2006, 15:05 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
:o) liebe Grüße & schönen 1.Advent Jeanny
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Gabriel`s Sword
04.01.2004, 17:28 Uhr von
elch33
In dem Augenblick, wo das Kind stirbt, beginnt das Alter. (F. Mauriac)Pro:
geniale Musik zum träumen
Kontra:
nix
Empfehlung:
Ja
Seit dreißig Jahren besteht die schottische Gruppe Runrig. In dieser Zeit mußten sie einige Höhen und Tiefen durchmachen - mehrere Bandmitglieder verließen die Band, andere wiederum kamen dazu. Solche Wechsel haben viele Gruppen durchmachen müssen, die über einen solch langen Zeitraum Musik machen. Von einem der traurigsten Momente in der Geschichte von Runrig möchte ich Euch aber zu Beginn meines heutigen Berichtes erzählen.
Es ist der 01. Februar 2003, als die amerikanische Raumfähre Columbia kurz vor der Landung explodiert. An Bord war unter anderem auch Laurel Clark – ihres Zeichen Astronautin und Runrig Fan. Jedes Besatzungsmitglied durfte zwei persönliche CDs mit ins All nehmen. Laurel Clark entschied sich für ihr persönliches Lieblingsalbum THE CUTTER AND THE CLAN und STAMPING GROUND – beides von Runrig. Beide CDs wurden weitestgehend unbeschädigt nach dem Absturz gefunden – eine CD steckte sogar noch in einem der CD Player. Im vergangenen Sommer trafen nun Laurels Sohn Ian und sein Vater Jon, Runrig in Glasgow und übergaben die beiden Alben der Gruppe. Ein mehr als bewegender Moment für alle Beteiligten……
Zur Zeit besteht Runrig aus folgender Besetzung: Bruce Guthro (Akustikgitarre, Gesang), Malcom Jones (verschiedene Gitarren, Pipes, Akkordeon, Baß), Rory Macdonald (Gesang, Akustik + Baßgitarre), Iain Bayne (Drums, Percussion), Calum Macdonald (Percussion, Gesang) und Smartie Brian Hurren (Klavier, Keyboards und Gesang). Bei diesem Album wurde sie unterstützt von Paul Mounsey - einem Schotten, der seit einigen Jahren in Brasilien lebt. Er versucht seine schottischen Wurzeln mit brasilianischen Klängen zu verbinden. Mounsey hatte bereits am letzten Album „Stamping Ground“ seine Finger im Spiel - jetzt wurde die Zusammenarbeit quasi offiziell besiegelt.
Das Cover ist wieder einmal verhältnismäßig einfach gestaltet. Die Rückseite ist komplett schwarz – lediglich die Namen der Songs stehen dort drauf. Auf der Vorderseite steht ein mit einem Computer animierter Mensch bereit, um ins Meer zu springen. Im Hintergrund ist eine kleine Inselkette zu sehen, die in mir die Vermutung aufsteigen läßt, das es sich hierbei um die Isle of Skye handeln könnte. Gleich dazu noch etwas mehr. Bestimmt wird das Bild aber von grauen Wolken, die über das Wasser dahinziehen. Da es sicher hierbei um eine schwarzweiß Aufnahme handelt, entsteht ein recht düsterer Eindruck. Im Inlet gibt es wiederum zwei Fotos von dunklen Gesteinen, ähnlich wie auf „The Big Wheel“ – daher meine Mutmaßung mit der Isle of Skye. Gekostet hat mich das Album 12,99 Euro – ein durchaus angemessener Preis für eine knappe Stunde Musik.
Jetzt geht es aber ans Eingemachte – die Songs:
The Old Boys: 05:15
Ein sehr langsamer fast getragener Song, die Akustikgitarre ist dafür um so deutlicher zu hören. Ich kenne die erste Fassung vom Album „Highland Connection“ nicht, daher fehlt mir der direkte Vergleich. Das Lied ist eine Würdigung der alten Menschen, die so langsam nach und nach von uns gehen. Dies ist allerdings sehr positiv gemeint – quasi eine Würdigung ihres Lebens und Schaffens. Sie, die unter anderem noch die gälische Sprache verstanden und vor allem noch sprachen, werden immer weniger. Das ist ganz deutlich gegen Ende zu hören, als ein Mann auf Gälisch daherbrabbelt. Erinnerungen an eine vergangene, glorreiche Zeit werden wach.
Proterra: 05:34
Die Schotten sind ein sehr bodenständiges Völkchen. Wo auch immer sie in der Welt leben, sie wissen genau wo ihre Wurzeln sind. „As I walk along the shores, I am the history within“ - viel schöner kann man die Liebe zu diesem wunderschönen, weil teils rauhen, einsamen Land und vor allem zu seinen Bewohnern nicht beschreiben. Es ist eigentlich ein mittelschneller Song, bei dem die Gitarren und das Schlagzeug im Vordergrund stehen. Trotzdem sorgen kleinere Rhythmuswechsel immer wieder für neuen Schwung. Im Hintergrund ist ab und zu eine Fiddle zu hören.
Day of Days: 03:20
Für Runrig Verhältnisse ist dies schon ein richtiger Rocksong, weil teilweise schon richtig hart und vor allem aggressiv. Doch so ganz ohne langsamere folkige Passagen, kommt auch dieses Stück nicht aus. Gerade diese Wechsel sorgen dafür, das es mit frischer Energie weitergeht. Schlagzeug und Gitarren bestimmen hier eindeutig das Bild. Es ist die Suche nach dem „Retter der Welt“ – einem schier aussichtlosen Unterfangen.
Empty Glens: 03:48
Bei der ersten Singleauskopplung handelt es sich um ein eher schnelleres Stück. Es ist nach einfachem Rock Pop Muster gestrickt, wobei neben Schlagzeug und elektrischen Gitarren auch immer wieder eine Akustikgitarre zu hören ist. Es ist eine Aufforderung, sich wieder zur schottischen Heimat zu bekennen. Viele, vor allem junge Menschen wandern aus, um in der Fremde ihr Glück zu finden, da sie zu Hause keine Arbeit bekommen. „now we walk in empty glens, rushes blowing in the wind, a voice that`s calling you again to come back home.”
Gabriel`s sword: 04:53
Kommen wir zur ersten Ballade auf diesem Album. Hier steht ganz klar die Akustikgitarre im Vordergrund und unterstützt dabei die Stimme von Sänger Bruce Guthro hervorragend. Im Hintergrund sind deutlich das Schlagzeug und im weiteren Verlauf auch eine E – Gitarre zu hören. Sie halten sich aber vornehm zurück. Es ist ein sehr trauriges Lied über Anschläge, deren Opfer unter anderem auch Kinder sind. Gleichzeitig ist aber auch die Hoffnung da, sich von diesem Joch zu befreien – doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. „and the words that spell foregiveness wear a thorny crown.“ Diese Ballade hat es in sich und gehört, genau wie der gleich folgende Song zu meinen Lieblingsstücken auf diesem Album.
From the North: 05:28
Dieser Song ist eigentlich in zwei Hälften unterteilt. Er fängt ganz langsam und getragen an, vor allem die elektrischen Pipes sind zu hören. Nach knapp zwei Minuten beginnt es fast wieder von vorne, aber in einem wesentlich schnelleren Rhythmus. Gerade die Pipes scheinen jetzt gar nicht mehr unter Kontrolle zu sein, sie treiben richtig voran. Dazu kommt noch die Unterstützung von E – Gitarren und dem Schlagzeug. Obwohl ganz und gar nicht Runrig typisch, hat mir dieser Song gerade in der Live Version ganz besonders gut gefallen. Es ist eine Erinnerung an eine lange vergangene Zeit – als vor cirka 1200 Jahren die Wikinger in Schottland einfielen.
An Toll Dubh/ The Dungeon: 02:27
Mit knapp zweieinhalb Minuten ist dies der kürzeste Song auf dem Album. Damit ist er aber immerhin um eine knappe Minute länger als in seiner ersten Version auf „Recovery“. Vor allem die Drums am Anfang wirken druckvoller und dynamischer als früher. Dazu ist auch der Sound ist viel komplexer. Gesungen wird dieser Song auf gälisch, somit muß ich mich wieder der englischen Übersetzung annehmen. Es geht um diejenigen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen. Die, die keine Sonne sehen, die nichts zu essen oder zu trinken haben.
There`s a Need: 03:36
Wiederum ein schnellerer Song, bei dem die Gitarren und Drums im Vordergrund stehen. Nach knapp eineinhalb Minuten gibt es einen kleinen Break, der sich bis zum Schluß mehrmals wiederholt. In diesem Lied stehen die Gegensätze die das Leben so bietet im Mittelpunkt – es geht von einem extrem ins andere. Beide werden gebraucht – ohne sie geht es nicht. „we are many millions more, we have not been here before – there`s a need” oder “from the left to the right, from the darkness to the light – there´s a need”
Faileas Air An Airigh/ Shadow on the Sheiling: 04:05
Bei dieser gälischen Ballade steht wieder die Akustikgitarre im Vordergrund. Diesmal übernehmen wieder die Brüder Macdonald den Gesang. Im Song geht es um ihn, der schon überall auf der Welt gewesen ist, der ist durch viele Straßen gezogen und viele Städte gesehen hat. Trotzdem zieht es ihn zurück nach Uist – zu den äußeren Hebriden – und zu der Frau, die auf ihn wartet.
Heading to Acadia: 04:16
Die ersten 45 Sekunden werden von elektronischen Pipes geprägt, die diesem Instrumental ihren eigenen Charakter geben. Ich kenne so einige Lieder, die ohne Gesang auskommen – kaum eines hat aber eine solche Dynamik wie dieses. Es braucht meiner Meinung nach gar keinen Text – hier bestimmt eindeutig die Melodie, wo es langgeht. Mein Vorschlag bei diesem Song: Augen schließen und am besten von Schottland träumen. ;-)
All the miles: 04:14
Diese wunderschöne Ballade erzählt von der Sehnsucht nach der Liebsten. Wieder nur von einer Akustikgitarre begleitet, kommt die Stimme von Bruce Guthro sehr gut zur Geltung. Ausgangspunkt ist ein wunderschönes Örtchen auf der Isle of Skye – Portree. Das Ziel liegt aber an der bretonischen Küste. Der Song erzählt uns von der Liebe, die keinerlei Grenzen kennt.
A Reiteach/ The Reiteach: 05:16
Langsam und ruhig beginnt dieser gälische Song. Vor allem die Gitarren sind zu hören, im Hintergrund noch ein paar Pipes. Nach knapp eineinhalb Minuten erwacht dieses Lied so langsam zum Leben. Es wird schneller – weil vor allem der Rhythmus viel intensiver wird. Schlagzeug, Trommeln, Pipes und Gitarren – alles ist vertreten. Dabei ist der Inhalt eher traurig, denn die große Liebe hat gerade jemanden anderen geheiratet und ihn einfach sitzen lassen.
Angels from the Ashes: 03:25
Zu guter Letzt noch eine instrumentelles Lied, das den Opfern des 11. September gewidmet ist. Diese sehr ruhige Ballade, wird vor allem von den Klängen des Keyboards bestimmt. Sehr ruhig und ausgeglichen – hier kann Smartie Brian Hurren seine Fähigkeiten voll unter Beweis stellen.
Fazit:
Mit diesem Album haben Runrig sicherlich nicht die Musik neu erfunden. „Proterra“ bedeutet eine gesunde Mischung aus Balladen, mittelschnellen und rockigeren Songs. Dabei leistet sich die Gruppe immerhin den „Luxus“, zwei instrumental Lieder einzubauen. Meiner Meinung nach, tut dies dem Album sehr gut, denn auch bei diesen beiden Stücken bleiben sie ihrer Linie treu. Bei Runrig ist alles noch echt handgemacht. Sie schreiben ihre Songs selber, komponieren die Musik dazu und nutzen dabei immer wieder Instrumente, die so nicht ganz alltäglich sind. Akkordeon, Pipes, Mandoline gehören hier genauso zum Repertoire wie Schlagzeug, Gitarre, Keyboard oder Percussions. Auch auf diesem Album schaffen es Runrig wieder, traditionelles und aktuelles in Einklang zu bringen. Gerade dies zeigt eindeutig, das sie genau wissen, wo ihre Wurzeln liegen.
Der Wechsel des Gesangs von Donnie Munro auf Bruce Guthro war alles andere als einfach für die Band. Für viele Bands in ähnlichen Positionen bedeutet dies gleichzeitig das Aus – nicht so Runrig. So versuchten sie nicht die Stimme von Donnie zu kopieren, sondern sie gingen mit Bruce ihren eigenen Weg. Natürlich klingen vor allem die alten Songs dadurch ganz anders, aber Bruce hat halt seinen eigenen Stil und das ist gut so. weiterlesen schließen -
*SPREAD YOUR WINGS AND RUN*
Pro:
wirklich schöne Musik
Kontra:
überproduziert; live kommen die Songs um Längen besser...
Empfehlung:
Ja
Nach längerer Schaffenspause geht es weiter mit dem aktuellen Runrig- Album Proterra, dem Geburtstagsalbum anlässlich des 30- jährigen Bandjubiläums der musikalischen Schotten. Paul Mounsey leitete die Produktion (er wirkte bereits bei The Stamping Ground mit und hat sich auch ansonsten als Solist musikalisch einen Namen gemacht) zu dieser - wie ich finde - sehr gelungenen Scheibe, die in alter Runrig- Manier die musikalische Vergangenheit der schottischen Highlands mit aktueller Rockmusik vereint. Aber lest selbst...
Ein wenig Geschichte(Fortsetzung):
Nachdem es Donnie in die Politik verschleppt hat, folgte auch Peter Wishart dem Ruf de Demokratie in das Britische Unterhaus. Für ihn kam 2001 Brian Hurren in die Band. Der 1980 geborene Junior reichert das Bandrepertoire mit zusätzlichen Gitarrenkenntnissen an
Ein wenig Info über die Band:
Runrig machen seit bald 30 Jahren wunderbaren Folk- Rock der Extraklasse und sind in ihrer Heimat Schottland bei Jung und Alt gleichermaßen beliebt. Mit den teilweise gälischen Texten stehen sie für das keltische Erbe Schottlands ein und halten diese wunderschöne Sprache in wunderbar harmonischem Satzgesang lebendig (und trotzen damit der englischen Vorherrschaft in ihrer Heimat, quasi eine kleine musikalische Rebellion).
Im einzelnen handelt es sich um:
Rory Macdonald: Bass, Vocals, Akustikgitarre
Calum Macdonald: Percussion, Vocals
Iain Bayne: Schlagzeug
Malcolm Jones: Gitarre, Dudelsack, Akkordeon, Vocals
Bruce Guthro: Gesang, Gitarre
Brian Hurren: Keyboards, Piano, Vocals
Das Booklet:
Runrig sind ja nicht gerade bekannt für aufwendige Booklets. Auch bei der aktuellen Scheibe wird da keine Ausnahme gemacht. Aussagekräftige Schwarzweißbilder und graphisch gekonntes Layout, gepaart mit den notwendigen Informationen, sämtlichen Texten und Übersetzungen Gälisch - Englisch beschränken den Blick auf das Wesentliche.
Musik!!!
Los geht es mit THE OLD BOYS (5.15), einem Stück, welches Runrig bereits auf der legendären „Recovery“ aus dem Jahr veröffentlicht wurde. Diese melancholische Ballade ist dem Andenken von Col. Jock MacDonald gewidmet, der 1890 bis 1980 in Portree gelebt hat, und auch dem Verschwinden einer ganzen Generation von Alten, die das Erbe der schottischen Gälen mit ins Grab nehmen. Bruces trauriger Gesang wird begleitet von Streichern und schwermütigen Keyboards, später singt Rory noch dazu, und man kann sich die beiden richtig vorstellen, wie sie zu einer Beerdigung an einem Grab stehen und dieses Lied zum Besten geben.
The old Boys
Are all leaving
Leaving one by one
Where young birds go flying
Spread your wings and run
But over the fields
By the drystone walls
This eagle will come no more
Wenn Ihr mich fragt: Das schickt schon für eine Beerdigung.... und das neue Arrangement gefällt mir definitiv besser als die Urversion.
Ende mit dem Schwermut, optimistisch geht es weiter mit PROTERRA (5.35) und mit der gewohnten atmosphärischen Dichte der Band zur Sache. Streicher, Keyboardteppich und dazu Malcolms Gitarre begleiten den harmonischen Gesang von Bruce, zum Refrain im Chor mit Rory und Brian. Wenn Ihr mich fragt, das Lied hat das Zeug zum Hit, auch wenn es mit Sicherheit eines der anspruchsloseren Lieder auf der Scheibe ist. Aber der Refrain geht ins Ohr, der Text und die Melodie lassen mich nicht mehr los.
Schon mal vorab zum auswendig lernen:
Over land and sea
I’ll come fighting for you
Over land and sea
A dawn is breaking before us.
Nicht irgendeine schöne Frau ist gemeint, sondern das wertvollste, was wir alle miteinander teilen: Die Schönheit des Planeten, auf dem wir leben.
Mit ordentlich Tempo und einem treibenden Rhythmus geht es weiter zu DAY OF DAYS (3.37), einem kraftvollen und abwechslungsreichen Rocksong. Hier brilliert Malcolm mit fetten Gitarrenriffs, und alles, was bei Runrig singen kann, hebt an zum Chorgesang:
Boarding the morning of the free
Re-born in the dawning, complete
So gefallen mir Seemannslieder! Wer da nicht mittanzt, sitzt entweder gerade auf’m Klo oder ist schon tot - oder beides.
Die erste Single- Auskopplung EMPTY GLENS (3.50) schaffte es in Deutschland mit Anhieb auf Platz 93 der Single Charts. Los geht es mit Akkordeonklängen (der musikalische Pfiffikus und Allleskönner Malcolm mal wieder...) und Auch hier singen die Riggies den Refrain im Chor, mit wehmütigem Volumen in der Stimme gedenken sie beim Anblick der leeren Täler der Vergangenheit der schottischen Bevölkerung, welche einst fest mit dieser wild- schönen Landschaft verwachsen schien. Die ökonomischen Gegebenheiten, verursacht durch eine Politik, die die Landflucht förderte, haben das Volk seiner Identität und seines Stolzes beraubt.
Ruhig und melancholisch geht es zu bei GABRIEL’S SWORD (4.53), einer Ballade aus der Feder von Bruce Guthro mit leise klimpernden Gitarren, dazu die Stimme überwiegend im Alleingang, erzählend. Das verwendete biblische Bild des Erzengels Gabriel mit seinem Schwert kann dem nichts mehr antun, der die Wahrheit spricht und wagt zu fliegen. Musikalisch ist das Lied gekonnt ruhig und vermittelt die klare Schönheit aufrichtiger Gefühle.
Dräuende Klänge... ein entfernter Dudelsack... und eine klare Stimme wie ein Leuchtturm in einer stürmischen Nacht. Der düstere Anfang von FROM THE NORTH (5.28) sollte Euch nicht glauben lassen, es gehe so mystisch weiter. Mit ordentlich Schmackes setzen Schlagzeug und Gitarre ein.
Der Text ist gespickt mit kriegerischen Metaphern - eine entschlossene Kampfansage eines Clanmitgliedes, der daran ist, seine Heimat zu verlassen und für sein Volk zu kämpfen. Wer Siol Goraidh mag, wird an diesem Song seine Freude haben! Das fulminante Finale mit Gitarren und Dudelsack lässt einen grade vergessen, dass die Herren da im Studio eigentlich aus dem Alter raus sind, wo man es sooo laut krachen lässt.
Rory hebt an zu AN TOLL DUBH, (2.27, Der schwarze Stein) erstmals auf „Recovery" veröffentlicht und nun wieder neu aufgenommen. Sein gälischer Gesang, zunächst nur begleitet von Paukenschlag und klatschenden Händen, und der Chor antwortet. (Bruce Guthro ist Kanadier und hat wohl in den letzten Jahren brav seine Gälisch- Hausaufgaben gemacht und singt da mit). Ein Plädoyer für die Zukunft der Gälischen Sprache als reiner Sprechgesang zu einem harten stampfenden Rhythmus, der an schnelles Gehen erinnert. Keine Instrumente lenken vom gälischen Gesang ab. „An Gaidheal 'sa leabaidh, An Gaidheal 'na shuain, Le èiginn ar n-eirigh às ar suain" (Die Gälische Sprache ist zu Bett gegangen, die Gälische Sprache schläft, wir werden uns schwerlich von unserem Schlummer erheben). Das neue Arrangement hat meiner Meinung nach das Zeug, ein richtiger Hit zu werden!
Wieder zurück zum Pop mit THERE’S A NEED (3.34). Auch wenn das Lied gefällig klingt - der Text hat es in sich und macht nachdenklich. Es gibt immer die Notwendigkeit, zu handeln. Runrig unterlegen diese Tatsache mit energischen Gitarren und einer flotten Melodie. Während Bruce singt, was Sache ist, antwortet Rory „There’s a need“. Und die Zwischenstrophen - aufgepasst - werden von Brian in der Leitstimme gesungen, genau, der Jungspund mit dem Riesentalent, der uns alle auf dem Konzert so begeistert hat.
Die Schotten sind ein Seefahrervolk, und viele Runrig- Lieder handeln von dieser Vergangenheit - so auch FAILEAS AIR AN AIRIGH (4.05, Shadow on the sheiling - Schatten auf was weiß ich, Sheiling steht nicht mal in der Enzyklopedia Brittanica, hat aber was mit Schiffen zu tun, wie man aus dem Text unschwer erkennen kann). Die bedrückte Stimmung, die ein Seefahrer am Vorabend seiner Abfahrt empfunden haben muss: Melancholischer Gesang auf Gälisch (Rory kann das immer noch am besten) zu einer Melodie, die in ihrem Auf und Ab den Schlag der Wellen an die Kaimauern imitiert.
Mit HEADING TO ACADIA (4.16) folgt ein Instrumental, das die klassischen Folk- Rock- Elemente gekonnt mit Rockmusik verknüpft. Gitarre und Dudelsack sind kein Widerspruch, sondern harmonieren miteinander und ergänzen sich zu einem wunderbaren Intermezzo, das der Phantasie (und ich werde sie immer mit „PH“ schreiben) keine Grenzen setzt.
ALL THE MILES (4.14) ist eine verträumte Ballade, eine Liebeserklärung an die schottische Heimat, die man auch in der Fremde tröstend bei sich fühlt. Das Lied handelt von den Schotten, die die Heimat verlassen, um in den Städten der Stahlindustrie ihr Auskommen zu finden. Bruce und Rory singen das Lied streckenweise im Duett. Die Stimmen harmonieren, als wären sie Brüder, klingen wie ein Mann. Dazu zwei Gitarren, Klavier und ein wenig Percussion.
Where the fire meets the sky
In the land of coal and steel
I feel you by my side
I feel I always will
In dem Lied A REITEACH (5.16) (ein Reiteach ist so ne Art Junggesellenabschied für die Braut am Vorabend ihrer Hochzeit, ein alter gälischer Brauch) geht es mal wieder um die traurige Geschichte, dass einer zugucken muss, wie die Frau, die er liebt einen anderen Mann heiratet. Das reißt den verkannten Mann-Fürs-Leben ganz schön runter und er singt sich seine Traurigkeit von der Seele, aber so, dass es in der ganzen Hochzeitsfeierei nicht auffällt... und stimmt immer schön in das
Togaidh sinn horo ghealaidh
Horo ghealaidh horo togaidh
Sinn horo ghealaidh
Horo ghealaidh horo
der feiernden Gesellschaft ein - schließlich muss er ja die Kaspereien mit der Braut mitspielen, sozusagen als Statist. Dementsprechend folkig ist der Song von seiner Melodik her. Mein Lieblingslied auf der Scheibe...
Die rote Laterne trägt das Instrumental ANGELS FROM THE ASHES (3.25), Runrig verabschieden sich hiermit mit ihren Impressionen vom 11. September 2001, dem Tag, dessen Ereignisse das Gesicht der Welt einschneidend zum Schlechten verändert haben. Zugegebenermaßen fand ich das Lied von Enya nicht schlecht, dass für diese Zwecke herangezogen wurde, aber auch die Emotionen, die Runrig in diese musikalische Miniatur gepackt haben, hätten gut zu den Bildern gepasst. Unendliche Traurigkeit im zaghaften Anschlag des Klaviers, und Malcolms Gitarren weinen leise Tränen.
Fazitär...
... kann ich diese neue Scheibe von Runrig allen geneigten Lesern nur empfehlen. Qualitativ knüpft sie nahtlos an den alten, rockigen Stil der Kombo aus den frühen 80er Jahren an, ein wenig reifer vielleicht nach 30 Jahren, aber das bekommt der Musik auf jeden Fall. Runrig- Neulinge werden an der Scheibe ihre Freude haben, ebenso eingefleischte Fans, die es gerne traditionell mögen und für die die Alben „The Cutter & The Clan“ und „Recovery“ bisher unerreicht gelten. Bei ihrem neuesten Werk verbinden Runrig mit viel Umsicht traditionelle Themen und weisen mit aktuellen Geschehnissen und teilweise recht kerniger Rockmusik.
Die Verbindung mit Paul Mounsey scheint dem künstlerischen Schaffen der Riggies einen richtigen Schub gegeben zu haben. Brian Hurren ist trotz seines zarten Alters ein genialer Nachfolger für Pete Wishart, die Stimme von dem Burschen sorgt bei mir regelmäßig für absolutes Gänsehautfeeling.
In Zeiten, in denen Musik als Mittel zum Leuten-das-Geld-aus-der-Tasche-leiern mißbraucht wird, sich der künstlerische Anspruch musikalisch auf einem sehr fragwürdigen, da reproduktiven Niveau festgefressen hat und sich die Texte nur noch um qualitativ minderwertigen Sülz rund um die Bestäubungsfrage drehen, kann das Schaffen von Runrig gar nicht hoch genug gewürdigt werden.
Von mir gibt es daher alle 5 Sterne und eine uneingeschränkte Kaufempfehlung für alle, die gerne handgemachte Musik hören.
Wer Runrig noch nicht kennt, kann unter folgendem Link mal reinhören, das sind Mitschnitte des SWR- Studiokonzertes vom Oktober 2003 (danke an Zoobremia):
ftp://ftp.sunsite.dk/projects/shadowprophecy/Public/Runrig%20SWR%201/
Musik wie ein großer Topf Milchreis an einem lausekalten Freitagabend..
Spread your wings and run weiterlesen schließen -
Feel The Music
Pro:
Wundervolle Musik
Kontra:
erschliesst sich nicht jedem
Empfehlung:
Ja
Hallo liebe Leser,
seit mehr als einem Jahr habe ich in meinem Auto die gleichen CDs im Wechsler, darunter befindet sich eine der Gruppe Runrig.
Es gibt Runrig schon seit dreißig Jahren, aber ich muss gestehen, es ist nicht wirklich lange her, dass ich auch sie aufmerksam wurde. Wenn ich mich recht erinnere, war es Jürgen von der Lippe, der sie in seiner Show auftreten ließ und mein Feuer entfachte.
Nun, wie gesagt, seit einem Jahr schlummert diese CD nun in meinem Wechsler und ist die Einzige, die ich wirklich höre; aber glaubt nicht, dass ich bisher den Popo hoch bekommen hätte, mir weitere Runrig- CDs zuzulegen.
Nun begab es sich, das ich jemanden kennen lernte, der eine Vorliebe für Runrig hat. Nach einem Wochenende bei ihr, an dem ich weitere CDs dieser Gruppe genießen durfte, beschloss ich, mich als Runrig- Fan zu outen und diesen Bericht zu schreiben.
Nun liegt es vor mir, das Runrig- Werk des Jahres 2003, genannt „Proterra“, und wartet sehnsüchtig darauf, sich meiner Kritik auszusetzen.
~~~ Das Cover ~~~
Das Cover steht stellvertretend für den Titel der CD. Im Hintergrund das Land, Ziel aller Sehnsüchte, verwurzelt im Herzen. Davor das Meer, dazwischen ein Zaun. Im Vordergrund ein Mensch- er steht auf dem Wasser (oder schwebt?), blickt sehnsüchtig auf das Land, welches er seine Heimat nennt, bereit, alle Hindernisse zu überwinden.
~~~ The Old Boys 05:15 ~~~
Ein schwermütiger Einstieg- geeignet, Eure Herbstdepressionen zu schüren. Gut, das ich meine gerade hinter mir habe.
Langsam und traurig fließt dieses Lied dahin. Sparsam eingesetzte Keybords und dezente Streicher untermalen den melancholischen Schwanengesang auf eine ganze Generation, die unwiederbringliche Erfahrungen und Werte mit ins Grab nimmt. Nichts wird mehr sein wie es war.
Der Sänger Bruce Guthro schafft es mit seiner Stimme, diesem wirklich tieftraurigen Lied dennoch einen Funken Hoffnung einzuhauchen.
The old Boys
Are all leaving
Leaving one by one
Where young birds go flying
Spread your wings and run
But over the fields
By the drystone walls
An eagle will come no more
~~~ Proterra 05:35 ~~~
Proterra- das Land. Der Titelsong des Albums ist musikalisch eindeutig ein Tribut an den Massengeschmack. Es geht um die Schönheit unserer Erde, der Hüterin unserer Traditionen und Geschichte.
Eine beschwingt- fröhliche Ode an den Planeten, den wir alle teilen (müssen), stark Keybord- und Streicherlastig, mit fast Hymnenartigen Charakter. Wenig anspruchsvoll, dafür, wie gesagt, massentauglich und stark hitverdächtig. Und schön allemal.
Proterra
As I walk along these shores
I am the history within
As I climb the mountainside
Breaking Eden again
Dark the day, dark the night
The warring dust, the morning tribe
Crushed by a million suns
Here the heart of you lies
~~~ Days of Days 03.37 ~~~
Schon geht es eine Spur härter zur Sache. Streicher haben erst mal ausgedient, die Gitarre übernimmt das Regiment. Es geht um die Seefahrt, aber die Bezeichnung Shanty wäre eine Vergewaltigung dieses Songs, der vor allem durch wunderbare Gitarrensoli glänzt und sehr stark mitreißt.
We sailed on sun soaked seas
And we sailed
Late on the day of days
And desire and pride and anger
Fade away
Washed on the sea of change
We came. in search of saviours
Round the world
And through the cities and the towns
~~~ Empty Glens 03.50 ~~~
Und schon wird es wieder wehmütiger. Lieben wir sie nicht alle, Filme wie den legendären Highlander oder Mel Gibsons Braveheart? Fasziniert von den Zeiten, in denen Clans Schottland beherrschten, dieses wilde und urwüchsige Land. Längst ist das Vergangenheit, Clans spielen nur noch namentlich eine Rolle, viele Menschen haben den Bezug zu den Wurzeln ihrer eigenen Identität verloren. Davon erzählt dieses Lied.
Für die Thematik geht es musikalisch relativ flott zur Sache, man muss auf den Text hören, um die Stimmung zu erfassen.
Looking out on all that's been
On all that is and all that's beyond time
I close my eyes in isolation
Here's where the word was sown
All that's grown and all that's passed like ghosts
Through the child to highland generations
~~~ Gabriels Sword 04.53 ~~~
Es ist Herbst. Passend zur Melancholie, die in dieser Zeit viele Herzen erfasst, folgt hier ein melancholisches Lied. Gabriel, der biblische Erzengel der Verkündung und Auferstehung, der zugleich auch der Erzengel der Rache ist, kann dir nichts mehr anhaben, wenn du bereit bist, die Wahrheit zu sprechen und Deine Seele fliegen zu lassen.
Eine wunderschöne, sehr ruhige Ballade.
In the middle of the schoolyard
Where the bombs have lain to rest
There's a child in the darkness waiting
But the answers in the history books
Are slowly burning down
And the words that spell forgiveness
Wear a thorny crown
~~~ From the North 05.28 ~~~
Friedlich harmonische Dudelsackklänge leiten dieses Lied ein, doch schnell schlägt die Stimmung um. Schnell wird schon am Gesang erkenntlich, dass es hier nicht ganz so friedlich zugeht. Und auch musikalisch wird es schnell härter- es geht um Krieg, Krieg zwischen Clans. Dieser Song zeigt, wie abwechslungsreich die Musik von Runrig ist. Gut, aber die ruhigeren Sachen liegen mir persönlich etwas mehr.
From the north came a warrior
Baring burdens dark and deep
I've a will and I've a wanting
And miles to go before I sleep
I have horses in my stable
I have sons fit to fight
I will bring this to your table
If you ride with me this night
~~~ An Toll Dubn 02.27 ~~~
Jetzt wird es gälisch, diese Sprache, die so einen wunderbaren Klang in meinen Ohren hat, so harmonisch ist. Der harte Rhythmus wird von den Drums vorgegeben. Die gälische Sprache, versunken in einen tiefen Schlaf, wartet darauf, aus ihrem Gefängnis befreit zu werden. Ein Plädoyer, dem ich mich nur anschließen kann- und ein wunderschönes Lied.
Taobh cuil an dorais cha bhi grian
Suidh aig bord
Cha bhi biadh is cha bhi fion
Taobh cuil an dorais cha bhi grian
Cha bhi biadh is cha bhi fion
Thainig e a sasainn ann
Thainig e
Le eachaibh luath is iuchair throm
Thainig e a sasainn ann
Le eachaibh luath is iuchair throm
On the other side of the door
There will be no sunlight
Sitting at the table
There will be no food and no wine
On the other side of the door
There will be no sunlight
There will be no food and no wine
He came from the south
He came
On a fast horse with a weighty key
He came from the south
On a fast horse with a weighty key
~~~ There´s a Need 03:34 ~~~
Zurück zum Pop- Rock. Ein Lied, das uns von der Notwendigkeit zum Handeln überzeugen soll. Das es die Notwendigkeit gibt, daran besteht kein Zweifel. Ein flottes Lied mit viel Gitarreneinsatz und fast beschwörendem Charakter.
From the core of the dark
To the spark of the heart
There's a need
Sons falling into souls
Ships breaking on the shore
There's a need
It's the way her eyes were cast
Through the sockets of the past
There's a need
~~~ Faileas Air An Airigh 04:05 ~~~
Nochmals wird es gälisch, ruhig und sehr stimmungsvoll. Der Song handelt von der Seefahrt, den Gefühlen, die ein Seefahrer am Vorabend des Aufbruchs hat. Gefühle des Abschieds, Erinnerungen, vor sich die Schönheit des Himmels und des Meeres. Wunderschönes Lied, das ans Herz geht.
Tha faileas air an airigh
Faileas air an airigh
Tha 'n long a-muigh 'ceann a bhaigh
Air madainn cheitean trath
Tha grian ar cuimhne ag eiridh
Grian ar cuimhne ag eiridh
A' siubhal sraidean duthaich ghalld'
Tro bhailtean saoghal chein
There's a shadow on the sheiling
A shadow on the sheiling
The ship is waiting
At the head of the bay
Early on a may morning
The sun of our memory is rising
The sun of our memory is rising
Walking the streets of foreign countries
And the cities of another era
~~~ Heading to Acadia 04.16 ~~~
Augen zu und in sich selbst hinein horchen. Die Bilder werden von selbst entstehen. Das Instrumentalstück, das von Dudelsack und Gitarre getragen wird, ist sehr abwechslungsreich und deckt das ganze Spektrum möglicher Stimmungen ab. Stilistisch entfernt mit frühen Stücken von Mike Oldfield entfernt verwandt und einfach genial.
~~~ All the Miles 04:16 ~~~
Heimat- ein Gefühl, das heute kaum noch einer kennt. Ich muss gestehen, ich auch nicht. Meine Heimat ist da, wo mein Herz ist. Aber Heimat kann auch das Land sein, mit dem man verwurzelt ist. Egal wo man sich befindet, die Heimat trägt man im Herzen. Davon erzählt dieses ruhige, harmonische Lied in den schönsten Tönen.
From the landing of Portree
To the wild Cape Breton coast
Every mile in between
And on every word I spoke
Where the fire meets the sky
In the land of coal and steel
I feel you by my side
I feel I always will
~~~ A Reiteach 05:18 ~~~
Jetzt geht es ans Herz. Eine tragische Geschichte- ein Mann muss zusehen, wie die Frau die er liebt, den Abschied von ihrem Dasein als alleinstehende Frau feiert- doch sie wird nicht ihn, sondern einen anderen heiraten. Er macht in seinem Schmerz gute Miene zum Spiel und stimmt in die Festgesänge mit ein. Ein Lied fröhlicher musikalischer Natur mit sehr viel schmerzlich- melancholisch- tiefgründiger Stimmung. *seufz* Und dann noch auf gälisch*schmelz*
Bi mo leannan geal is alainn
Le briathran geallaidh thar chaich
Bi sinn druidhe an smuid an aoibhnis
An oidhche phosas mo run
Nam shuidhe cluinntinn ceol a' reitich
's duilich cur an aghaidh dan
A' feitheamh son a lamh a mhaireas
An oidhche phosas mo run
My love will be unblemished
With the words of devotion
Beyond all others
We will be drenched in the stupor of joy
The night my love weds
I am sitting listening to the music of the reiteach
It is impossible to stand against destiny
Waiting for the eternal bond the night my love weds
~~~Angels from the Ashes 03:24 ~~~
Dieser Song bildet den Abschluss der CD- es ist ein trauriges Instrumental, das mit zarten Klaviertönen und fast gestreichelten Gitarren Abschied von den Opfern des 11. September 2001 nimmt. Ganz ohne Pathos, nur unendlich traurig und unendlich schön.
~~~ Mein Fazit ~~~
Ich bin hin und weg. Dieses Album spannt musikalisch den weiten Bogen vom Folk über den Rock mit stark romantischen Einschlägen. Musik, die man nicht nur erhören, sondern erfühlen muss. Schwerpunkt bilden die Texte, die in ihnen enthaltenen Stimmungen finden durch die Musik ihren Resonanzboden.
In jeder Minute dieses Albums spiegelt sich die Verbundenheit der Musiker zu Heimat und Traditionen wieder; ein Bekenntnis zur eigenen Geschichte und den Ahnen.
Hier wird Werten Leben eingehaucht, die in der heutigen Zeit immer mehr in Vergessenheit geraten, obwohl sie uns doch eigentlich eine eigene Identität geben.
Tja, nun besitz ich zwei Runrig CDs, aber eigentlich hat Runrig von mir Besitz ergriffen.
Bis bald
Euer Micha weiterlesen schließen -
Gekonnter Wechsel zwischen Tradition und Moderne
Pro:
Wunderschöne hörenswerte neue CD!
Kontra:
Für mich gibt es kein Kontra!
Empfehlung:
Ja
Ein Wort vorweg:
Bei meinem Bericht berücksichtigt bitte, dass ich nicht der große Musikkenner bin, also die Musiker nicht nach ihrem musikalischen Talent, sondern schlicht und ergreifend die Musiktitel oder eine CD danach beurteile, ob ich sie gern hören mag oder nicht!
***************
All denjenigen, die Runrig nicht kennen, möchte ich die Band vorstellen. Keine Sorge, ich werde mich kurz fassen, da für mich der Hintergrund der Musiker weniger entscheidend für das Gefallen ist als deren Musik. Bei Runrig würde ich in sofern eine Ausnahme machen, als dass ein wenig Hintergrundwissen schon sehr hilfreich ist, um zum Teil ihre Texte interpretieren zu können.
Der Bandname:
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Runrig war eine besondere Art des Ackerbaus (To-Run-The-Rig) in Schottland. Teile von Feldern, die „Rigs“ genannt wurden, sind durch Gräben unterteilt worden, um deren Bewässerung zu verbessern und wurden von Bauern gemeinsam bewirtschaftet.
RUNRIG setzt sich aktuell zusammen aus:
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Guthro Bruce:
Vocals, Acoustic Guitar
Jones Malcolm:
Electric and Acoustic Guitars, Bouzouki, Pipes, Accordion, Dulcimer, Jaws Harp, Bass, Additional Keyboard
Rory MacDonald:
Vocals, Bass Guitar, Acoustic Guitar
Iain Bayne:
Drums, Percussion
Calum MacDonald:
Percussion, Vocals
Brian Hurren:
Piano, Keyboards
Paul Mounsey:
Keyboards and Programming with Moxe Ribeiro, Percussion
Die Geschichte der Band begann 1973 als „The Run-Rig Dance Band“. Vor der ersten LP „Play Gaelic“ (1978) entschlossen sie sich den Namen auf Runrig zu kürzen. So traurig es ist, aber damals kannte ich die Gruppe leider nicht, sondern habe sie erst viel später kennen gelernt. Deshalb weiß ich auch nur von Anderen, dass sie ihren eigenen unverwechselbaren Stil hatten, damals noch bis 1997, mit dem Sänger Donnie Munro.
Die Songs von Runrig beschäftigen sich in erster Linie mit ihrer Heimat und dem Leben dort, und zwar die Küste Schottland. Für die Texte sind hauptsächlich die Brüder Calum und Rory MacDonald verantwortlich, die auch hauptsächlich die Musik dazu kreieren. Sie spiegeln die schottische Geschichte und deren Mythos sowie die atemberaubende Landschaft und nicht zuletzt die Politik ihrer Wurzeln, den Highlands, wider.
Zu erwähnen wäre noch, dass Runrig ihre Lieder nicht nur in der englischen, sondern auf ihren CD’s auch immer Songs in der gälischen Sprache zu finden sind, die auf mich einen besonderen Reiz ausüben und mich stark ansprechen. Da ich der gälischen Sprache nicht mächtig bin, finde ich in den Booklets immer eine Übersetzung dazu ins Englische.
Wie bin ich auf diese Gruppe gestoßen?
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Tja, das ist eine berechtigte Frage und ich muss dabei schmunzeln. Einige der Leser und einer ganz im speziellen weiß von mir, dass ich dazu neige, von einer Sekunde auf die andere einzuschlafen, wenn denn mein Zeitpunkt erreicht ist! Im Besonderen passiert mir dies natürlich, vor dem Fernseher.
Nun ja, es war nun mal so, dass ich auch im Herbst 1997 irgendwann eines samstags abends vor dem Fernseher einschlief und mein Männe mich nicht wach bekam. Er deckte mich zu, ließ den Fernseher an, weil ich sonst protestierte, dann nämlich werde ich kurzfristig wach, um gleich darauf wieder ins Reich der Träume zu fallen, und ließ mich schlafen. Gegen 3 oder 4 Uhr morgens wurde ich zart geweckt von wundersamen Klängen aus dem Fernseher, die mich sofort gefangen hielten und mich hellwach machten. Es wurde – wie so oft Samstag Nacht ein Live-Konzert im WDR gesendet –und Ihr könnt Euch jetzt sicher nicht vorstellen, welche Gruppe dort spielte! Doch, wenn auch schwer vorstellbar, es war RUNRIG, die dort live , ich glaube Bonn, spielten. Noch nie zuvor hatte ich von ihnen gehört. Ich setzte mich sofort in die Senkrechte und notierte mir den Namen der Gruppe. Fasziniert und von ihrer Musik gleich sehr angetan, habe ich das Konzert noch bis zum Ende gehört.
Kurz darauf hatte ich Geburtstag, man erhörte meinen Herzenswunsch, und ich erhielt die erste CD von Runrig. Zwei Monate später zu Weihnachten die zweite und so weiter und so fort...
Und es begab sich, dass Runrig auf Tournee nach Deutschland ging und am 24. April 1999 in Hamburg in der Großen Freiheit spielen sollten.
Wir fuhren also mit unserem Wohnmobil auf den Stellplatz in der Speicherstadt und machten uns abends auf zum Konzert auf der Reeperbahn. Ich kann Euch sagen, es war einfach klasse. Die Stimmung war anders als auf anderen Konzerten, die ich bisher erlebte, ruhiger, gelassener und doch mitreißend und –gehend.
Dieses neue Album ist meine siebte CD von Runrig.
CD – PROTERRA
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Schon der lateinische Titel der CD ist mir sympathisch, bedeutet er doch „für das Land“ und ist typisch für Runrig.
Am 08.09.2003 tritt Proterra auf Platz 10 in die deutschen TOP 100 Albumcharts ein bevor das Album nach sechs Wochen mit Platz 98 aus den Charts heraus fällt.
Doch kommen wir nun zu den einzelnen Stücken:
THE OLD BOYS (5:13)
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Dass die CD gerade mit „The old Boys“ beginnt, lässt mich, etwas schmunzeln. Zu Beginn dachte ich, meinen sie damit vielleicht ihr eigenes Alter oder soll es eine Anspielung bzw. Rückblick auf die 30-jährige Karriere der Gruppe sein?
Jedoch meine anfangs gemachten Überlegungen treffen beide nicht zu. Später musste ich lesen, dass es ein altes neu aufgelegtes Stück von Runrig ist. Ich finde es musikalisch eine sehr gut gelungene Einstimmung auf die folgende CD.
Der Song erzählt von der Trauer, der Bitterkeit, dass die Männer von Schottland in die Schlachten zogen und dabei ihr Leben verloren.
„Welcome where the Headlands St Valery behind, no medals worth wasting on memories of sands....“
Leise und gefühlvoll beginnt der 1. Track des Albums, ruhiger Gesang, nur leise von Musik untermalt. Doch von „Strophe“ zu „Strophe“ wird die Stimme, die teilweise im Hintergrund von Chorgesang unterstützt wird, und die Musik kraft- und stimmungsvoller.
„...but low hang the lights over viewfield and this night will day see no more...“
Es folgt eine instrumentale Einlage mit Klavier und leisem Trommelwirbel, in die rasch der Gesang erneut mit dem Refrain einsetzt:
“The old boys are leaving leaving one by one, where young birds go flying spread your wings and run. But over the fields by the Drystone Walls an eagle will come no more.”
Das Lied klingt instrumental immer leiser werdend, mit Klavier, Gitarren, in die immer wieder Trommelwirbel sowie gegen Ende ein gälischer Sprechgesang ertönen, der mir Gänsehaut über die Haut laufen lässt, letztendlich mit klagenden Gitarrentönen aus.
PROTERRA (5:34)
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Kommen wir zum Titelsong der CD, der um einiges stimmungsvoller anzuhören ist. Runrig beschreibt das großartige Land Schottland. Die Liebe zu den Wurzeln der Heimat und zu ihren Menschen ist deutlich zu hören..
„As I walk along theses shores I am the history within, as I climb the mountainside breaking Eden again…“
Es schwingt sehr viel Hoffnung mit und die Bereitschaft sich jederzeit für die Heimat einzusetzen:
„Over land and sea, I come fighting for you...
Das kraftvolle Stück strotz vor Liebe zur Heimat und steckt voller Energie, und es gelingt Runrig, das auch rüber zu bringen.
Die vorherrschenden Instrumente sind für mich Gitarren, Klavier, Geigen sowie andere Attribute, die ich aber nicht ausmachen kann.
DAYS OF DAYS (3:20)
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Es beginnt sofort noch stimmungsvoller, um nicht zu sagen, geradezu rockig geht es in diesem Track weiter, der an einen schnellen Folk-Pop erinnert. Es reizt zum Mitsingen als auch –tanzen.
Ich würde den Text frei interpretieren als eine Reise über die Meere durch die ganze Welt, um zu sich selbst zu finden.
Neben der kraftvollen Stimme herrschen etwas lautere Gitarren und Schlagzeug vor. Bis auf eine relativ kurze ruhigere Solo-Gitarreneinlage ist es insgesamt ein sehr flotter Rhythmus.
EMPTY GLENS (3:48)
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Ebenso rhythmisch und sehr flott ist auch dieser Song und hat eine sich in die Ohrengänge schleichende eingehende Melodie.
Beim Refrain unterstützt von dem Chorus werden hier die Highlands beschrieben.
„Now I walk in empty Glens rushes blowing in the wind. A voice that’s calling you again to come back home...“
Es stellt ein Plädoyer für die heimatliche Natur dar, die befreiend ist, von technischen Machenschaften weitestgehend verschont:
“Science breaking down the door and all the hoardes go rushing through for more. All the thrills of the world and all her idols…”
Vorherrschend unterstützt wieder von Gitarren und Schlagzeug.
Ein insgesamt rockiger Sound, bei dem es mir schwer fällt still sitzen zu bleiben.
GARIELS’S SWORD (4:53)
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Ja, mit dieser Ballade hatte ich zu Beginn die meisten Schwierigkeiten. Es war mir einfach zu langsam, zu seicht und brachte irgendwie nicht viel rüber.
Mehr und mehr hörte ich mich rein und finde es inzwischen sehr schön. Ruhiger Gesang erklingt harmonisch mit ebenso ruhigen Gitarren- und wunderschönen Mandolinenklängen.
Von mir frei interpretiert beschreibt es die Wünsche und Hoffnungen auf eine friedliche Welt sowie mehr Toleranz.
„“Gabriel’s sword will pierce me no more. I’ll let mey spirit soar so high sure as it all comes from the father to the son. We’ve got to learn to speak the truth to fly and it’s a beautiful sky.”
FROM THE NORTH (5:28)
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Dieses Stück beginnt mit einem heftigen Windzug und Paukenschlag unterstützt von der Pipe (Dudelsack), bedrückend und beunruhigend, in die der Gesang klagend und suchend einstimmt:
„From the north came a warrior…I’ve a will and I’ve a wanting and miles to go before I sleep…”
Erst ab der dritten Strophe wird der Sound schneller und rockiger, es kommen Schlagzeug und Gitarren hinzu, der Rhythmus steigert sich immer mehr.
Auch diesen Song kann ich mehr nur frei interpretieren, als dass ein Krieger auf der Suche ist, der ihn begleitet.
Der Track endet mit dem Chorus und des Sängers Stimme:
„Over land and sea“.
AN TOLL DUBH übersetzt: THE DUNGEON (2:27)
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Bei diesem Stück handelt es sich auch um eine „Neuauflage“ aus früheren Zeiten.
Es beginnt sofort sehr rhythmisch und stimmungsvoll, als ob mindestens „1.000 Schritte“ hörbar sind. Wenn ich den Text nicht beachte, erinnert es mich unweigerlich an Kriegs- und Kampfesrufe unterstützt durch den Chorus. Es wird in der gälischen Sprache gesungen.
Begleitet wird das Stück von Gitarren, Geigen und schließlich Schlagzeug, welches dann letztendlich auch den Sound abrupt beendet.
Der Text beschreibt allerdings keinen Krieg, sondern den Aufenthalt im Gefängnis, wohl aber einen Kampf, den es dagegen zu bestehen gilt:
„On the dungeon floor there will be no sunlight, there will be no moon, dark will be the night of our sleeping…”
Ich könnte mir den Sound sehr gut als Filmmusik vorstellen. Ich kann mir nicht erklären, warum die Musik und Gesang mich mehr daran erinnern
THERE’S A NEED (3:36)
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Auch dieses Stück beginnt sofort sehr rockig mit Schlagzeug und Gitarren und der Sänger stimmt alsbald in den Rhythmus ein. Sehr flott geht es über die ersten acht Strophen, in denen Gegensätze „aufgelistet“ werden wie zum Beispiel:
„ From the core of the dark to the spark of the heart, there’s a need. Sons falling into souls. Ships breaking on the shore, there’s need….”
Es folgt eine ruhigere, sehr melodische Strophe:
„We are waiting in the night together for the light to take us there...“
bevor es gleich wieder rasch und flott mit der Aufzählung der Gegensätze weitergeht, um mit der letzten ruhigen und melodischen Strophe:
„It started rising round the world like any other sun to start a day, the promise of a greater fate with all your dreams complete in the warm last place. There’a need, there’s a need…”
zu enden.
So wie ich diesen Song interpretiere, handelt er von dem dringendem Bedürfnis, Gegensätze zu erkennen und zu akzeptieren.
Nach meinen Informationen ist dieser Titel sehr stark durch die Ereignisse des 11. September 2001 beeinflusst. Eigentlich ein Sound, der einen mitgehen lässt, aber durch den Text und dem Hintergrund des Datums eher sehr nachdenklich stimmt.
FAILEAS AIR AN AIRIGH (4:05)
SHADOW ON THE SHEILING (Translation)
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Diese Ballade startet sehr langsam und ruhig, so dass man ein wenig zur Ruhe kommt und zum Träumen einladen wird. Sie ist in gälischer Sprache, die ich einfach sehr gern höre. Wie gut, dass in dem Booklet die Übersetzung ins Englische zu finden ist. Ich mochte dieses Stück von Anfang an.
Es beschreibt die Sehnsucht nach jemandem in der Ferne, mit dem man doch allzu gern in Uist vereint wäre...
„...and great ist my desire to be in uist with you...“…..”although I am now so far from you we will never sever.”
Instrumental wird es begleitet von Gitarre, Mandoline und Akkordeon. Den Refrain begleitet der Chorus.
HEADING RO ACADIA (4:15)
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Dieser Track beginnt mit Schlagzeug und der Pipe, und zwar recht stimmungsvoll. Dudelsackklänge, ach wie gern höre ich sie.
Es handelt sich hierbei um das erste der zwei instrumentalen Stücke auf der CD, in dem mal mehr die Gitarren, mal mehr die Pipe und dann wieder mehr Schlagzeug überwiegt, teilweise aber auch Streicher. Also recht abwechslungsreich.
Im Booklet steht dazu:
“On salty breezes going back under sail. Wave, over wave, over wave”
ALL THE MILES (4:14)
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Bei dieser Ballade handelt es sich zwar um ein eigentlich wunderschönes und romantisches Liebeslied, eine wunderbare Liebeserklärung, die mich allerdings nicht anspricht, mit Ausnahme des Textes vielleicht. Es klingt für mich eher langweilig, da es sehr monoton ist und somit für mich die schwächste Aufnahme der CD darstellt.
Es ist allerdings merkwürdig, eben noch finde ich sie langweilig, aber in dem Moment, wo ich sie nur nebenbei höre, muss ich mich beim Mitsummen und Mitsingen ertappen.
Inhaltlich handelt der Track von jemandem, der auch in der Ferne den Bezug zur Heimat nicht verliert, weil er an jemanden denkt:
„ I feel you by my side Ifeel I always will...“
A REITEACH (5:16)
The Reiteach (Translation)
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Das nächste Stück beschert uns wieder einen gälischen Song und besticht durch seinen Rhythmus, er wird unterstützt durch Schlagzeug und Gitarre. Er drückt viel Hoffnung aus, was nach anfänglichem ruhigem Sound in einen recht stimmungsvollem Song übergeht.
Es ist ein Hohelied auf die Liebe...
ANGELS FROM ASHES (3:25)
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Ja, kommen wir zum letzten Stück auf der CD. Es handelt sich hierbei um einen instrumentalen Track. Er ist hauptsächlich bestimmt durch Klavier und mehr im Hintergrund zu vernehmende Gitarre.
Soweit ich weiß, wurde es von dem Runrig-Gründungsmitglied Blair Douglas, das nicht mehr zu Runrig gehört, vor 2 Jahren in Gedenken an den 11. September 2001 geschrieben und wurde den Opfern des Anschlags gewidmet.
Seitdem ich darum weiß, sehe ich wieder die grauenhafte Bilder im geistigen Auge vor mir und dabei füllen sich meine Augen mit Tränen sowie mich eine Gänsehaut überläuft! Ich denke mit Schauern an solche Greueltaten und werde solche Attacken nie verstehen!!!
Das Cover / Booklet
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Das Cover finde ich echt klasse gemacht, es ist schlicht und nur in Grautönen gehalten, was mich sehr anspricht. Auf der Vorderseite ist nur eine schemenhafte Person auf einem Sprungbrett über dem Meer mit einer Insel im Hintergrund zu sehen. Darüber verläuft ein etwa zwei Zentimeter schwarzer Balken, in dem links „Runrig with Paul Mounsey“ und rechts „PROTERRA“ zu lesen ist.
Es finden sich immer zwei Songtexte auf einer Doppelseite und ein paar schwarz-weiß Aufnahmen. Bei „The Old Days“ und „Proterra“ ist ein kleiner Ausschnitt der Felsküste zusehen, bei „Days of Days“ blicken uns Kinderaugen an, bei „Empty Glens“ sind es Rauch oder Nebelschwaden. „There’ A Need“ erfüllt allein eine Doppelseite und das Bild daneben würde ich als „Ur“steinlandschaft interpretieren. Bei „A Reiteach“ ist ein Gewitterhimmel im Dunkeln abgebildet und den Abschluss bildet bei „Angels from the Ashes“ züngelnde Flammen vor einem schwarzen Hintergrund.
Die gälischen Texte haben neben den Originaltexten eine englische Übersetzung.
Die einzelnen Seiten gehen von dunkelgrau bis zum Ende hin immer heller werdend. Einen kleinen Nachteil hat das Booklet auf den letzten vier in hellgrau gehaltenen Seiten. Die weiße Schrift darauf, lässt sich für mich – besonders im Abendlicht – nur schwer lesen.
Die Rückseite des Booklets ist schwarz auf der in der Mitte „RR021“ steht. Ich weiß allerdings nicht, wofür das steht.
Vorne auf der CD-Hülle befindet sich bei mir ein Aufkleber mit den zehn Tourdaten in Deutschland und eins in Zürich in der Zeit vom 22.09. bis 10.10.2003, die ich nicht im einzelnen aufführe, da sie vorbei sind.
Auf der Rückseite der CD-Hülle sind die einzelnen Tracks ohne Nummerierung aufgelistet.
Fazit
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Die Stücke von Proterra sind mit der Runrig Tradition stark verwurzelt, hier zeigt Runrig, dass sie ihrem Stil treu bleiben, wenn auch rockiger als auf anderen CD’s, so ist sie doch ein Schritt der Weiterentwicklung und das muss kein Nachteil sein, wie einige vielleicht anmerken. Die beiden Remixe des früheren Albums Recovery (1981) harmonieren gut mit den anderen Tracks der CD.
Sie verstehen es gekonnt, folkloristische Weisen mit Rock Elementen zu verbinden, ein harmonischer Wechsel zwischen Tradition und Moderne, den ich wieder bei Runrig bemerke. Für mich eine gekonnte, recht gut Mischung. Die starke Verbundenheit zu den keltischen Wurzeln ist zu spüren.
Teilweise sind die Texte nicht eindeutig (für mich) zu verstehen und sie müssen frei interpretiert werden, wenn man sich mit ihnen auseinandersetzt. Das hat auch seine Vorzüge, so kann man sich ganz seinen Gedanken, Gefühlen und Träumen bei den einzelnen Songs hingeben.
Insgesamt ist Proterra eine wunderschöne hörenswerte neue CD aus der Folk-Rock-Szene, die ich auch Nicht-Runrig Fans empfehlen kann.
Positiv anzumerken ist noch, dass sich die CD auch am PC abspielen lässt.
Wer sich online über Runrig informieren möchte, wird auf vielen interessanten Seiten fündig:
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http://www.runrigusa.com/text_files/links.html
http://www.runrig.de/links.htm
http://www.runrig.co.uk/ ----> ist der Fanclub Aberdeen
http://www.runrig.de/ ----> ist der Fanclub in Deutschland
http://www.sarther.de/textseite-neues_von_runrig.htm ----> das neuste von und um Runrig
Unter diesem Link stehen 23 Runrig CD’s von 1978 – 2003 zur Auswahl
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http://www.scoteire.de/runrig/albums/index.htm
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Ich habe diese CD zu einem Preis von 16,99 Euro in einem ortsansässigen Verbrauchermarkt, völlig fassungslos, dass sie diese überhaupt hatten und ich sie gleich mitnehmen konnte, war ich bereit, den überhöhten Preis zu bezahlen, anstatt 30 km zu fahren und ein paar Euro zu sparen.
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Zum Schluss danke ich allen für das Lesen und Bewerten. Auf Kommentare freue ich mich!
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ursand @08.12.2003
Ich schreibe auch für ciao. weiterlesen schließen
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