Pro:
Für Fans und Freaks und Betroffene
Kontra:
Ist halt sehr speziell
Empfehlung:
Ja
Historische, ästhetische und soziale Aspekte rund um den Fußball beleuchtet die Bottroper Ausstellung „Globus Dei“ – und macht neugierig. Denn eigentlich ist der Ausnahmezustand, der ab heute nicht nur über den Gastgeber Deutschland hereinbricht, echtes Pioniergebiet für Alltagshistoriker und Hobby-Soziologen
Eine erkleckliche Zahl von Fußball-Muffeln wird sich freuen auf die kommenden Wochen wie auf den Jahresurlaub:
Über den blauen Himmel in den Städten, wegen der verminderten Abgase.
Über geräuscharm und menschenleer vor sich hinträumende Strassen.
Über erholsame Pausen im Beziehungsstress aller Art.
Weil den Fußballfans endlich einmal etwas wirklich wichtig ist, werden häusliche Ess- und Telefoniergewohnheiten oder andere Rituale locker über Bord geworfen, an denen jahrelang nicht zu rütteln war.
Kurz: Das große Durchatmen beginnt.
Doch das Schönste ist: Die heimlichen Anbeter des WM-Wonnemonats bekommen Verlängerung – sobald die Tour de France über die Bildschirme flimmert.
Passend dazu lief Anfang der Woche eine dpa-Meldung über den Ticker, die auf diese Ausstellung im Bottroper Quadrat aufmerksam machte.
Es ist wie im wirklichen Leben: Auch auf dem künstlerischen Fußballplatz sind Frauen in der Minderheit.
Die Leipzigerin Andrea Meng ist die einzige Vertreterin ihrer Zunft, deren Werk unter den 22 Künstlern aus Frankreich, der Schweiz und Deutschland bei der Ausstellung „Globus Die – Der Ball und die Kunst“ im Josef-Albers-Museum/“Quadrat“ in der Ruhrgebietsstadt Bottrop bis zum 10 September zu sehen ist.
Die Szene, die Andrea Meng auf ihrem Torwart-Gemälde festgehalten hat, stammt aus dem Jahr 2002, als die paraguayische Nationalmannschaft bei der WM der deutschen Elf im Achtelfinale mit 0:1 nur knapp unterlag.
Pünktlich zur WM 2006 dreht sich im Bottroper Museum alles um den Fußball dem „Kulturträger Nummer eins“, wie Heinz Liesbrock sagt.
Als weltumspannendes Phänomen sei Fußball längst auch Thema der Kunst, betonte Liesbrock. Dabei spiele weniger der Sport an sich eine Rolle, sondern seine historischen, ästhetischen und sozialen Aspekte.
Ein Höhepunkt der Schau ist Hartmut Neubauers Arbeit aus rund 40 Schwarz-Weiß-Fotografien, die hinter den Kulissen von Eintracht Braunschweig entstanden und seit 1979 nicht mehr öffentlich gezeigt worden sind.
Die alten Aufnahmen bestechen nicht nur durch ihren nostalgischen 70er-Jahre-Charme, sie dokumentieren auch, wie sehr Profi-Fußball in kurzer Zeit zum hoch bezahlten Medienspektakel geworden ist.
Unter den Künstlern sind auch regelrechte Fußballfans wie etwa der 70-jährige Maler Rolf Rose, der 1969 als erklärter Fan des Hamburger Sport-Vereins bei einem Samstagspiel des HSV mit elf Einzelportraits, unter anderem von Uwe Seeler, einen Altar schuf.
Kein unbedingtes ‚Muss’, auch nicht für Fußballfans, aber immerhin ein schöner Ausflug, wenn man mal einen freien Tag hat.
Weitere Informationen stehen im Netz mit der Adresse www.quadrat-bottrop.de
topfmops, der auch auf anderen Plattformen und in etlichen Tageszeitungen zu Gange ist, bedankt sich fürs Lesen und Bewerten und freut sich viele lesenswerte Kommentare. weiterlesen schließen
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