Pro:
die ersten ca. 45 Minuten, Stallone, Action, Quantität der Extras
Kontra:
rassistisch, moralisch verwerflich, Actionszenen teilweise lächerlich, Qualität der Extras
Empfehlung:
Nein
...und das mit einer sehr fragwürdigen Ideologie!
Mit „Rambo - First Blood“ gelang Sylvester Stallone einer seiner besten Filme. Viel mehr als nur ein Action-Film, ein beeindruckendes und kritisches Drama über die misslungene Eingliederungen der Vietnamveteranen in die amerikanische Gesellschaft. Was er selbst und Regisseur George P. Cosmatos (später unter anderem noch mit „Tombstone“ recht erfolgreich) aber dann als Sequel (an dessen Drehbuch auch James Cameron mitarbeitete) auf die Beine stellten, ist zum größten Teil unter aller Sau und ist leider mitschuldig an dem schlechten Image, welches die Rambo-Reihe hat.
Dabei lässt sich alles ganz gut an. Der einzige Freund von John Rambo (Sylvester Stallone) Col. Samuel Trautman (Richard Crenna) sorgt für die Freilassung von Rambo aus dem Gefängnis. Dafür muss Rambo dorthin zurückkehren, wo alles begann: nach Vietnam. Fast zehn Jahre nach dem Ende des Krieges befinden sich dort immer noch zahlreiche amerikanische Kriegsgefangene. Rambo soll ein gegnerisches Camp auskundschaften und Photos machen, die aufklären sollen, ob sich dort noch Kriegsgefangene befinden.
Doch der Einsatz beginnt mit einem Desaster: Der Fallschirmabsprung aus dem Helikoptor kostet Rambo fast sein Leben. Gerade so schafft er es noch heil nach unten zu kommen. Seine Hightech-Ausrüstung verliert er allerdings. Nur bewaffnet mit einem Messer und einem Bogen macht er sich gemeinsam mit seinem Kontakt“mann“, der wunderhübschen Vietnamesin Co Bao (Julia Nickson), auf zum feindlichen Camp.
Dort findet Rambo tatsächlich Gefangene vor, missachtet seinen Befehl, der nur fotografieren hieß und befreit einen der Männer. Gemeinsam mit diesem und Co Bao macht er sich auf den Rückweg zum vereinbarten Treffpunkt.
Marshall Murdock (Charles Napier), der den Einsatz leitet, gefällt dies allerdings gar nicht. Er dachte, dass Camp wäre leer und wollte Rambo nur als Rechtfertigung für die amerikanische Öffentlichkeit in den Einsatz schicken. Er kann keine amerikanischen Kriegsgefangenen brauchen, denn die Nachricht von gefangenen amerikanischen Soldaten, könnte in einigen Kreisen zu einem neuen Krieg führen. So lässt er Rambo im Stich und gibt seinen Männern den Befehl die Rettung abzubrechen.
Daraufhin fällt Rambo in die Hände des Feindes. Nach harter Folter gelingt es Rambo mit Hilfe von Co Bao zu entkommen. Spätestens als dieser aber stirbt, kennt Rambo nur noch ein Ziel: Rache!!!
Das positive vornweg. „Rambo: First Blood Part II“ lässt sich zu Beginn recht gut an. Es wird leise Kritik laut am amerikanischen Verhalten in der Nachkriegsära in Vietnam und ein Disput zwischen Trautmann und Murdock nach dem abgebrochenen Rettungseinsatz, erreicht in kritischen Untertönen die Klasse der kritischen Untertöne in Teil eins.
Doch was spätestens nach einer Stunde beginnt, schlägt dem Fass den Boden aus. Nach dem Tod Co Baos (übrigens wurde hier eine sehr kurze, extrem kitschige Romanze eingebaut), läuft Rambo Amok und hier kann man förmlich den damaligen amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan applaudieren hören: „Seht her, wir sind vor Jahren in Vietnam gescheitert, aber diesen Krieg werden wir gewinnen. Diesmal machen wir die <> platt.“ So oder so ähnlich könnte der Werbeslogan damals zu dem Film gelautet haben.
Der Amoklauf von Rambo macht vor nichts halt. Mit seinem Explosivpfeilen schickt er einen „Feind“ nach dem anderen über den Jordan und mit dem Kampfhubschrauber macht er am Schluss das ganze gegnerische Lager platt: Rambo tötet einfach alles. Er hat ja auch ein ausgesprochen förderliches Ziel: Er holt „unsere“ Jungs da raus. Er rettet ein paar Amerikaner. Dafür darf man natürlich so viele Vietnamesen töten wie man will. Ein Amerikanerleben ist natürlich hundertmal mehr Wert als hundert Leben Vietnamesen Und wenn sich ein paar Russen in den Weg stellen, gehen die halt noch mit über den Jordan. Man kann sicher soweit gehen und hier von Rassismus sprechen. Vor allem da die Vietnamesen des öfteren als unzivilisierte Barbaren, als Tiere, dargestellt werden, weit entfernt von der hohen westlichen „Mensch-Kultur“.
Das ganze gipfelt dann noch in einer ausgesprochen pathetischen und patriotischen Schlussszene, in der Rambo von seiner großen Liebe zum Vaterland spricht. Ausgesprochen grotesk das ganze, wenn man dann noch auf den Anfang des Films zurück blickt, als Rambo, nachdem er von seinem Auftrag erfährt, nur eine Frage hat: „Werden wir diesmal wieder gewinnen?“ Am Ende des Films fehlt nur noch die Antwort von Trautmann: „Wir gewinnen immer, John!“. So weit wollte man dann wohl doch noch nicht gehen und die Verbrechen der Amerikaner und die Niederlage in Vietnam endgültig verleugnen (das bisherige unter den Teppich kehren hat ja gereicht).
Selbst als Actionfilm wirkt „Rambo: First Blood Part II“ in der letzten halben Stunde fast nur noch lächerlich. Wenn Rambo, von einem Soldaten beschossen wird, und in aller Seelenruhe seinen Bogen spannt (woher hat er eigentlich plötzlich die ganzen Explosivpfeile?), nach dem Motto, der trifft mich sowieso nicht, und der vietnamesische Soldat aufgrund dieser „Coolness“ plötzlich sogar Angst bekommt und wegläuft (was ihm auch nichts nutzt), dann stärkt das vielleicht das Selbstvertrauen des normalen US-Bürger, der endlich bestätigt bekommt, dass man doch klar besser ist als der gemeine Vietnamese, auf mich wirkt es einfach nur lächerlich.
Nicht die einzige Szene, in welcher der Film unfreiwillig komisch wird oder extrem übertrieben unrealistisch. Da mussten sich die Macher von „Hot Shots 2“ (USA 1993, R: Jim Abrahams) keine große Mühe geben, einige Szenen zu parodieren, da einiges schon so (unfreiwillig) komisch genug war. Abschuss des ganzen ist Rambos Attacke im Hubschrauber auf das gegnerische Camp. Mit Raketen und MG legt er alles in Schutt und Asche, nur das kleine Gefangenenlager steht am Ende noch, wie ein Wunder verschont von allen Flammen und Raketen. Der Rambo ist halt einfach gut.
Für manchen scheint es ein Wunder zu sein, dass „Rambo - First Blood“, obwohl es „nur“ einen einzigen Toten gibt, in meinen Augen ein so guter Actionfilm ist, und „Rambo: First Blood Part II“, bei dem es 69 zählbare Tote gibt (eine Übersicht über alle Toten gibt es hier: http://mitglied.lycos.de/powermaster666/RAMBO-BODY2.htm) plus noch unzählige, die bei den Explosionen ums Leben kommen, ein im Vergleich dazu so schlechter. Wenn man sieht was hinter den beiden Filmen steht, dann verwundert dies vielleicht nicht mehr. Da unterscheiden sich die Filme wie Tag und Nacht.
Aufgrund der ersten Hälfte schafft es der zweite Teil der Rambo-Trilogie gerade noch auf vier Punkte!
D V D
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Die nachfolgenden Ausführungen beziehen sich auf die englische DVD von Momentum Pictures. Diese DVD ist aber absolut identisch mit der deutschen DVD von Kinowelt.
Technische Informationen:
Bildformat: 2,35 : 1
Tonformat: Dolby Surround
Sprache: Deutsch, Englisch, Italienisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch, Italienisch, Portugisisch
Extras:
- Trailer
- Filmdokumentationen
- Making Of
- Starinfo
- Interviews
- Behind the Scenes
- Fotogalerie
Bei Bild und Ton kann man das für die erste DVD geltende gerade wiederholen: Das Bild ist tadellos und der Ton, obwohl er nur in Dolby Surround vorliegt, kann dafür auch voll überzeugen.
Bei den Extras gibt es sehr erfreuliches zu berichten. Nicht nur Trailer und Teaser wie bei der DVD zu Teil eins, nein hier hat die Rubrik „Extras“ den Namen zumindest der Quantität nach auch verdient. Natürlich befindet sich der obligatorische Trailer auf der DVD.
Des weiteren bekommt der Käufer zwei Filmdokumentationen geboten: „The Last American P.O.W.“ handelt vom (damals) letzten gefundenen amerikanischen Kriegsgefangenen. Hört sich interessanter an, als es ist. Eine kurze Einführung mit einem Bild dieses ehemaligen Kriegsgefangenen und ein paar Worte von Stallone und Crenna, die dem Film in diese Richtung eine tiefergehende Bedeutung geben wollen. Naja.
Die zweite Dokumentation „Sean Baker: Fulfilling a Dream“ handeln von einem todkranken Fan der „Rambo“ Stallone bei den Dreharbeiten in Mexico besuchen durfte. Sicher mehr als eine nette Geste von Stallone, da dieser sich scheinbar auch neben den Dreharbeiten viel Zeit für den Jungen genommen hat, die Berechtigung für dieses Extra auf der DVD ist dagegen mangels interessanter Information für den Betrachter eher fraglich. Vor allem da in dieser Dokumentation es so durchdringt als würde dieser „totgeweihte“ Junge nur deswegen noch leben, weil er am Set war. John Rambo hat ihm das Leben gerettet, sagt auch der Kommentator am Schluss. Naja, zum zweiten!
Etwas interessanter für den Fan ist da schon das dreiteilige Making Of (unterteilt in · „Preparing for Action“, „Creating the Reality of War“ und „Rambo: Action in the Jungle“). Man erfährt dort zwar hauptsächlich so grundlegende Weisheiten wie die Tatsache, dass die Helikopter im Film nicht wirklich Raketen abfeuern und Gebäude in die Luft jagen (das hätte doch keiner gedacht, oder?), aber zwischendurch kommen ein paar interessante Sachen durch (auch wenn das „Making Of“ recht kurz ist). Schade ist es etwas, dass das M“aking Of“ oftmals zu stark wie ein Werbefilm für den Streifen wirkt, was auch an dem sehr nervigen Kommentator liegt.
Die Starinfo zu Sylvester Stallone liegt erfreulicherweise nicht als schnöde Textinfo auf der DVD vor, sondern als Film. Dieser beschäftigt sich aber leider kaum mit der Karriere von Stallone (ganz kurze Erwähnung von „Rocky“ und dem ersten Teil von „Rambo“), sondern besteht hauptsächlich wieder aus Szenen aus „Rambo: First Blood Part 2“. Einzig interessant ist die Tatsache, dass man etwas über Stallones Tätigkeiten als Schreiber erfährt. Leider ist aber auch dieses Extra wieder viel zu kurz.
Zudem finden sich noch Interviews mit Stallone und Crenna auf der DVD (Auszüge aus diesen Interviews sah man schon in anderen Extras) und „Behind the Scenes“ und eine Fotogalerie. Die „Behind the Scenes“ sind dabei noch erwähnenswert, da dort endlich mal der nervige Kommentator fehlt und man in aller Ruhe den Dreh einzelner Szene beobachten kann, als wäre man dabei. Sicher das beste Extra der DVD, wenn auch wieder viel zu kurz. Der nervige Kommentator spricht übrigens Englisch und Untertitel gibt es für die Extras nicht.
F A Z I T
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Der zweite Teil von „Rambo“ reicht um weiten nicht an den ersten heran. Die Moral ist mehr als fragwürdig und selbst die Action wirkt zu oft unfreiwillig komisch. Da hilft es auch nichts, dass man nun unzählige Tötungsarten von John Rambo kennen lernt, die er in Teil eins ja noch nicht zeigen durfte. Die DVD setzt bei den Extras leider mehr auf Qualität denn auf Quantität.
Film: 4 von 10 Punkten!
DVD: 2,5 von 5 Punkten!
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Gesamt: 4 Punkte auf meiner 10er Skala!
D A T E N
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Titel Deutschland: Rambo II - Der Auftrag
Originaltitel: Rambo: First Blood Part II
Genre: Action
USA 1985, FSK 18, Laufzeit: 92 Minuten
Darsteller: Sylvester Stallone (John J. Rambo), Richard Crenna (Colonel Samuel Trautman), Charles Napier (Marshall Murdock), Julia Nickson (Co Bao), Steven Berkoff (Podovsky), William Ghent (Capt. Vinh), Martin Kove (Ericson), George Cheung (Tay), Voyo Goric (Sgt. Yushin)
Regie: George P. Cosmatos
Produktion: Buzz Feitshans
Drehbuch: Sylvester Stallone, James Cameron nach der Vorlage von Kevin Jarre
Kamera: Jack Cardiff
Musik: Jerry Goldsmith
W E I T E R F Ü H R E N D E * I N F O R M A T I O N E N
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Internet Movie Database: http://german.imdb.com/title/tt0089880/
Online Filmdatenbank: http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=545
© Björn Becher 2003
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