Das Wunschspiel (gebundene Ausgabe) / Patrick Redmond Testberichte
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Pro & Kontra
Vorteile
- Leicht zu lesen
- ungemein spannend, psychologisch ausgefeilt, ambivalente Figuren
- Charaktere, Spannung, Stil
Nachteile / Kritik
- Schreckliches Ende
- kommt erst langsam in Fahrt
- Übertriebenes Ende
Tests und Erfahrungsberichte
-
Der Preis der Freunschaft
4Pro:
Charaktere, Spannung, Stil
Kontra:
Übertriebenes Ende
Empfehlung:
Ja
1) Produktdetails:
Die deutsche Ausgabe erschien 2000 im C. Bertelsmann-Verlag. Die gebundene Version umfasst 414 Seiten und kostet 11 Euro, die Taschenbuchausgabe 9 Euro. Der Originaltitel lautet: "The Wishing Game".
ISBN-Nr der Taschenbuchausgabe: 3442451353
Auf dem Cover ist das Gesicht eines Jungen abgebildet. Im Hintergrund erkennt man die düsteren Dächer eines alten Gebäudes und die schattenhafte Darstellung mehrerer lachender Jungen.
2) Der Autor:
Patrick Redmond wurde 1966 geboren. Bereits zu Schulzeiten wollte er Schriftsteller werden, doch auf Drängen seines Vaters schlug er eine juristische Laufbahn ein. Sein Debütroman "Das Wunschspiel" stürmte auf Anhieb die Bestsellerlisten. Inzwischen erschienen noch "Der Schützling" und "Der Musterknabe".
3) Inhalt:
England im Jahr 1954: Eigentlich ist es eine Ehre, im elitären Knabeninternat Kirkston Abbey aufgenommen zu werden. Allerdings herrschen dort auch strenge Regeln, Rivalität und eine brutale Hackordnung.
Auch der 14-jährige Jonathan ist hier nicht glücklich. Im Gegensatz zu vielen anderen Jungen stammt er aus eher einfachen Verhältnissen. Ältere Schüler machen sich einen Spaß daraus, ihn herumzustoßen und auch manch ein Lehrer lässt ihn spüren, dass er nicht erwünscht ist. Nur die Freundschaft zu drei Jungen macht die Schulzeit erträglich. Da sind zum einen die Zwillinge Stephen und Michael, die trotz ständiger Streitereien zusammenhalten wie Pech und Schwefel. Und da ist vor allem Nicholas Scott. Nicholas, dank Brille und schmächtiger Statur ebenfalls ein beliebtes Opfer, ist Jonathans engster Vertrauter.
Auch Richard Rokeby, der in ihre Klasse geht, ist ein Außenseiter. Aber im Gegensatz zu den anderen Jungs verzichtet er freiwillig auf Freundschaften. Gutaussehend, hochintelligent und voll zynischen Humors geht er seinen Weg allein. Niemand wagt es ihm zu widersprechen und selbst die Lehrer finden kein Mittel gegen seine beleidigende Höflichkeit. Viele Jungen bewundern ihn wegen seines Mutes und seiner selbstbewussten Ausstrahlung. Gerne wäre sie sein Freund - doch Richard hat für alle anderen nur Verachtung übrig.
Umso verblüffter ist Jonathan, als Richard ihm eines Tages im Lateinunterricht aus der Verlegenheit hilft. Ersten zaghaften Gesprächen folgen vereinzelte Treffen, bis sich langsam aber sicher zwischen den beiden eine Freundschaft entwickelt. Jonathan ist stolz darauf, dass ihm alleine Richards Gunst gehört, auch wenn er nicht ganz begreift, warum Richard ausgerechnet ihn erwählt hat. Richard beschützt ihn vor den Angriffen der anderen Jungen und läd ihn sogar in den Ferien zu sich nach Hause ein. Hier beginnt Jonathan zu ahnen, dass sich einige dunkle Geheimnisse in Richards Vergangenheit befinden ...
Zurück in der Schule sorgt Richard dafür, dass sich nicht nur Jonathans Feinde, sondern auch seine Freunde immer mehr von ihm abkapseln. Und dann ist da noch dieses seltsame Spiel, das angeblich Wünsche in Erfüllung gehen lässt. Immer tiefer gerät Jonathan in einen Strudel aus Abhängigkeit und Gewalt ...
4) Leseprobe:
Nachdem der General den Beifall einen Moment lang reglos zur Kenntnis genommen hatte, bat er mit einer Handbewegung um Ruhe. "Ich bin sicher" dröhnte er, "dass ein paar von euch Jungs jetzt denken: warum müssen wir einen schönen freien Nachmittag verplempern, indem wir hier sitzen und einem alten Soldaten zuhören?" Fragend zog er eine Augenbraue hoch. "Habe ich recht?"
"Nein!" ertönte es im Chor aus dem Publikum. Jonathan schwieg, hätte aber gern den Mut gehabt, "Ja!" zu antworten.
"Zweifellos", fuhr der General fort, "sind ein paar von euch Jungs der Meinung, dass man von einem alten Knacker wie mir nichts lernen kann. Ich bin da anderer Meinung, aber ich sage immer: Ein Freiwilliger ist besser als zehn Widerwillige. Wenn also einer von euch Jungs kein Interesse hat und glaubt, die Zeit besser nutzen zu können, dann steht es ihm frei, jetzt den Saal zu verlassen."
Im Publikum wurde spontanes Lachen laut. Den Saal verlassen? Undenkbar!
Der General hielt es offensichtlich auch für undenkbar. Er nahm sich kaum Zeit zum Luftholen, sondern öffnete sofort wieder den Mund, um weiterzureden. "Als erstes möchte ich sagen..."
Johnathan, dessen Gedanken bereits abschweiften, ließ sich gerade in seinen Stuhl zurücksinken, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Er drehte sich um, um zu sehen, was vor sich ging. Alle anderen drehten sich ebenfalls um.
Richard Rokeby war aufgestanden und schob sich an den anderen vorbei ans Ende seiner Reihe. Er trat auf den Gang hinaus und steuerte auf die Tür zu. Dabei bewegte er sich locker und selbstbewusst, mit hocherhobenem Kopf und gestrafften Schultern. Seine Augen blickten kühl geradeaus. Aus seiner Haltung sprach keine Spur von Unsicherheit, und er machte auch nicht den Eindruck, als wolle er mit seinem Tun Aufmerksamkeit erregen. Er war einfach er selber, selbstsicher und beherrscht wie immer.
(S. 44/45)
5) Bewertung:
Die ersten 300 Seiten des Romans sind wahrlich atemberaubend. Einprägsame Charaktere, eine mitreißende Handlung, lebendige Dialoge und ein flüssiger Schreibstil machen das Buch zu einem "Pageturner". Diese ersten beiden Drittel lesen sich in einem Rutsch weg, so dass man gar nicht merkt, wie dabei die Zeit vergeht.
Ein groißes Plus des Romans sind die überzeugend dargestellten Charaktere. Der Leser ist sofort von der kalten, sterilen Atmosphäre des Internats gefangen genommen und kann nur zu gut Jonathans Einsamkeit dort nachvollziehen. Der junge Protagonist hat keine besonderen, markanten Eigenschaften, aber gerade deswegen passt er auf fast jeden Leser als Identifikationsfigur. Ein liebenswerter, etwas schüchterner, heranwachsener Junge, der sich in einer schwierigen Zeit behaupten muss. Ihm gehören die Symapthien des Lesers. Man muss nicht selber in einem Internat gewesen sein, um die Probleme dort zu verstehen. Jeder Leser wird sich an ähnliche Situationen aus dem eigenen Schülerleben erinnern können und erahnen, dass es den Jungen in Kikston Abbey noch schlimmer ergeht. Sowohl Lehrer als auch Schüler tragen unverhohlenen Standesdünkel nach außen. Jonathans Vater gehört mit seinem Beruf als Bankdirektor schon zur unspektakulären Garde. Wer sich den dominaten Schülern widersetzt, wird entweder zusammengeschlagen oder durch erniedrigenden Rituale gequält. Dazu kommt, dass die zentrale Handlung des Romans nicht in der heutigen Zeit, sondern in den Fünfziger Jahren spielt. Spießbürgertum und Tabus stehen an der Tagesordnung, Homosexualität wird strafrechtlich verfolgt. Es ist eine strenge, kalte Zeit, in der die Jungen leben und in der eine Freundschaft manchmal alles bedeutet - und jeden Preis wert zu sein scheint.
Die zweite zentrale Gestalt des Romans ist natürlich der geheimnisvolle Richard. Obwohl dem Leser von Beginn an klar ist, dass von ihm das Unheil ausgeht, ist er doch gleichzeitig von ihm fasziniert. Richard besitzt einen trockenen, bissigen Humor, der jedem seiner Gegner den Wind aus den Segeln nimmt. Sein Selbstbewustsein und seine lässige Arroganz und vor allem das völlige Fehlen jedweder Anbiederung, sowohl gegenüber anderen Jungen oder Autoritätspersonen, lassen auch den Leser nicht unberührt. Gleichzeitig fühlt man sogar etwas Sympathie für Richard, als er Jonathan unter seinen Schutz stellt.
Damit hat der Autor einen charakterlichen Volltreffer gelandet: Leser lieben weder die makellosen noch die unsymapthischen Figuren. Richard aber ist ein charmanter Bösewicht, der durch Witz und eine beneidenswerte Souveränität besticht, die ihn unangreifbar macht. Als beispielsweise der angesehene General Collinson eine Rede vor den Schülern hält, kündigt er halb im Scherz an, dass jeder, der etwas Besseres vorhabe, gehen dürfe. Alle lachen, weil diese Bemerkung nicht mehr als eine Floskel ist. Doch Richard schert sich nicht um gute Manieren oder Höflichkeit und verlässt demonstrativ den Saal. Die Lehrer sind aufgebracht, aber da Richard gegen keine feste Regel - sondern nur gegen die Ettikette - verstieß, entgeht er einer Bestrafung.
Für noch mehr Humor als Bewunderung sorgt die Szene, in der Richard es mit dem dümmlich-brutalen George Turner aufnimmt. Als George gerade einen Mitschüler drangsaliert, macht Richard ihm ein Kompliment wegen seiner angeblich schönen Augen. George ist dadurch verwirrter als es jede Beleidigung erreicht hätte. Richard geht noch weiter und fragt in die Klasse, ob jemand etwa der Meinung sei, George habe keinen schönen Augen. Natürlich wagt niemand zu widersprechen. George wird rot, was wiederum Richard laut erwähnt ... ;-)
Zurück bleibt ein völlig verstörter George Turner und ein amüsierter Leser.
Dieser sowohl bewunderte als auch verachtete Junge wird vor den Augen des Lesers lebendig. Man hört förmlich den lakonischen Tonfall, in dem Richard seine Widersacher zurückweist, man sieht seinen überlegenen Blick und die Kälte in seinen Augen. Man sieht Richard mit Jonathans Augen. Wie ein Ertrinkender klammert sich der Junge an diesen überlegen Freund, der ihm ein nie gekanntes Selbstwertgefühl verleiht. Und gleichzeitig spürt man Jonathans Schaudern auf der Haut, wenn Richards glasiger Blick ins Leere schweift:
"Warum macht er dir solche Angst", fragt James seinen Schlägerfreund und Stuart antwortet: "Ich weiß nicht, was er tun oder wie weit er gehen würde."
Man ist hin- und hergerissen zwischen dem Verständnis für Jonathan, dass er sich auf diese gefährliche Freundschaft einlässt und dem brennenden Wunsch, ihn vor einem Fehler zu bewahren, der sein Leben für immer verändern wird. Richard Rokeby wird für seine Ambivalenz geliebt und gehasst.
Trotz der Dominanz dieser beiden Charaktere sind die restlichen Figuren mehr als nur Staffage. Da ist der allseits beliebte Vertrauensschüler Paul Ellerson, der sich so überraschend das Leben nahm. Nicht nur Jonathan fragt sich, was der Grund gewesen sein mag ... Da ist der junge, dynamische Geschichtslehrer Alan Stewart, den ein düsteres Geheimnis umgibt. Da sind die Zwillinge Michael und Stephen, die sich zwischen ihrem Widerwillen gegenüber Richard und ihrer Loyalität zu Jonathan entscheiden müssen. Und da ist Nicholas, dessen Treue zu seinem einstmals besten Freund auf eine harte Probe gestellt wird ...
Sie alle verstricken sich in einem unauflösbaren Netz aus Lügen, Hass, Neid und Gewalt, das am Ende zum Tod mehrerer Menschen führen wird.
Die Handlung selber ist vom reinen Plot her zunächst bereits altbekannt: Zwei Außenseiter, die sich zusammentun und gegenseitige Abhängigkeit sind hier die Schlagworte. Durch die lebendige Darstellung und die überzeugenden Charaktere gelingt es dem Autoren jedoch, den Leser trotz dieses leicht klischeebehafteten Themas bei der Stange zu halten.
Umso unerfreulicher ist dann die übertriebene Wendung, die der Roman nimmt und die schließlich in einem überzogenen Schluss enden. Meiner Meinung nach hätte die zerstörerische Freundschaft zwischen Richard und Jonathan bereits gereicht, um zu einer Katatstrophe zu führen. Doch stattdessen kommen nach und nach noch übersinnliche Mächte ins Spiel. Zwar subtil angedeutet und immer mit der leisen Option, dass es sich doch um Zufall handelt - aber trotzdem überflüssig. Schade, denn diese Komponente wäre nicht nötig gewesen.
Ebenfalls schade ist das überhastete Ende, bei dem zu viele Dinge fast gleichzeitig geschehen und in Kürze abgehandelt werden. Mehrere Personen sterben in rascher Abfolge, so dass der Leser die Ereignisse kaum verdauen kann.
Unterm Strich bleibt dem Leser ein zu großen Teilen brillianter Thriller über Freundschaften und tödliche Versuchungen, wobei das Ende hinter den Erwartungen des furiosen ersten Teils zurückbleibt.
6) Fazit:
"Das Wunschspiel" bietet dem Leser in den ersten zwei Dritteln atemberaubende Spannung, um dann leider etwas abzuflachen und mit einem leicht überzogenen Ende auszuklingen. Lebendige Dialoge, der flüssige Stil, sehr gut gezeichnete Charaktere und eine spannende Handlung sorgen für gute Unterhaltung, die nur durch den Schluss und die unnötige übersinnliche Komponente geschmälert wird. Trotz der leichten Schwächen ein absolut empfehlenswerter Thriller über zerstörerische Freundschaft und Abhängigkeiten und ein beeindruckendes Romandebüt. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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BaBy1987, 08.07.2005, 00:43 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
genau wie deine anderen, sehr ausführlich und schön zu lesen...! mehr davon ;o) lg Pia
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mami_online, 07.07.2005, 04:13 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
man kann es sich vorstellen, wie einen Film.... Gibt es den auch??? Also, ich glaube, ich werde mich nach diesem Buch einmal umsehen........
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novit, 08.06.2005, 18:52 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
sehr nützlich udn sehr schön gegliedert, klasse !
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Der Schützling - Patrick Redmond - Packendes Buch mit enttäuschendem Ende
09.03.2004, 15:18 Uhr von
MissyG
ooops gerate ins Hintertreffen.... kann Eure vielen Berichte nur "nachlesen" wenn ich wieder dahe...Pro:
Leicht zu lesen
Kontra:
Schreckliches Ende
Empfehlung:
Ja
Leider steht hier bei Yopi unter Patrick Redmond lediglich sein Erstlingswerk. Bitte nicht wundern: Hier geht es NICHT um das Wunschspiel sondern um den "Schützling".
Und schwuppps, da war schon wieder ein Buch ausgelesen. So ein Ärger, was muss ich immer so viel lesen und Geld für Bücher ausgeben? Also: Mein letztes Opfer war Patrick Redmonds „Schützling“. Bis gestern waren noch 40 Seiten übrig und ich wunderte mich schon arg, wieso dieses Buch als Thriller deklariert worden war. Bis zur Seite 434 war noch fast heile Welt angesagt. Umso erschütterter bin ich über das Finalfeuerwerk gewesen, dass den Gesamteindruck des ganzen Buches zunichte macht.
Aber dazu später!
DER AUTOR
Patrick Redmond, 1966 geboren, schreib schon während seiner Schulzeit Geschichten.
Auf Wunsch seines Vaters begann er jedoch Rechtswissenschaften zu studieren und arbeitete danach in verschiedenen Anwaltskanzleien in London. In seiner Freizeit schrieb er seinen ersten Roman "Das Wunschspiel", der international für Furore sorgte und die Bestsellerlisten in England, Amerika und Italien im Sturm eroberte. Er hat mittlerweile seinen Beruf aufgegeben und arbeitet an seinem 3. Roman.
TECHNISCHE DATEN
Roman
Bertelsmann HC
474 Seiten
ISBN: 357000323X
Erschienen 2000 unter dem Titel "The Puppet Show"
Aus dem Englischen Januar 2002 von Jürgen Bürger
Preis als gebundenes Buch bei amazon 23 €. Ich habe 9,95 € (glaube ich, aber keinesfalls mehr!) bei Bertelsmann bezahlt.
Preis als Taschenbuch 9 €
ZUM BUCH
Das Buch beginnt mit einer Szene auf einer Strasse vor einem Kinderheim. Sean soll zu Pflegeeltern und sein bester Freund Michael bleibt dem Abschied fern. Sean gerade 6 Jahre alt ist in Tränen aufgelöst und hat Angst. Michael hat ihm allerlei Schauergeschichten über Pflegefamilien erzählt und so ist er doppelt verunsichert.
Aber nein, hier geht es nicht um Sean, sondern um Michael. Seine Kindheit ist von Verlusten geprägt. Erst wurde er von einer Pflegefamilie in die nächste gereicht, dann landet er schließlich im Heim. Ein verletzlicher kleiner Junge baut sich eine harten Panzer um seine Seele auf. Nur so überlebt man in einem Kinderheim.
Doch Michael hat seinen Weg gemacht. 1999 arbeitet er in der erfolgreichen Anwaltskanzlei Cox Stephens (London) als zugelassener Jurist. An seiner Seite hat er die weniger erfolgreiche Künstlerin Rebecca, die sich als Verkäuferin in der Kunstabteilung einer Buchhandlung über Wasser hält. Sie sind seit über einem Jahr liiert und leben glücklich vor sich hin.
Bis zu ihrem Umzug. Rebecca, die die Wohnung von Freunden empfohlen bekommen hat, lädt den Vermieter zu einem Drink ein und damit beginnt das Drama. Max, ein älterer Herr, sehr reich mit einer wundervollen Stimme zieht alle in seinen Bann. Besonders auf Michael hat er es abgesehen, da sie doch beide Waisenkinder sind und es beide zu etwas gebracht haben. Michael wehrt sich anfangs gegen diesen Eindringling in sein Leben, doch schon nach kurzer Zeit erliegt er Max’ Magie. Und schon geht es mit Michaels Karriere bergauf. Auch Rebecca erhält endlich die langersehnte Chance zu zeigen, was sie kann.
Immer mehr vereinnahmt Max Michael. Er lädt ihn zu Wochenendausflügen ein, rettet ihn vor lästigen Familienfeiern seiner Freundin und ebnet ihm den Weg ganz nach oben bei Cox Stephens. Rebecca wird das alles zu viel. Obwohl sie sich immer wieder einen väterlichen Freund für Michael gewünscht hat, ist ihr die Einmischung in ihre Privatsphäre lästig. Die Situation eskaliert, als sie Michael vor die Wahl stellt: Max oder sie. Doch Max ist nicht der Typ der kampflos das Objekt seiner Begierde aufgibt. Und Max kämpft mit harten Bandagen.
Max vereinnahmt, Max manipuliert, Max verlangt bedingungslosen Gehorsam. All das zu geben ist Michael nicht bereit und wird es bitter bereuen.
LESEPROBE
Ausspruch von Max
"Und das ist das Schreckliche an der Liebe. Sie ist die endgültige Kapitulation der Macht. Wenn man jemanden liebt, verleiht man ihm die Macht, einem die schlimmsten Schmerzen zuzufügen, und man kann ihn nicht daran hindern. Es sei denn, man kontrolliert ihn vollkommen."
SCHREIBSTIL
Redmond unterteilt sein Werk in:
-Prolog
-Erster Teil: VERTRAUEN
-Zweiter Teil: DISTANZ
-Dritter Teil: BESITZNAHME
-Epilog
Durch diese Einteilung wird schon klar, wie das Buch aufgebaut ist. Die „Teile“ werden wiederum unterteilt in Kapitel, die nicht benannt sind. Durch diese Strukturierung macht Redmond es dem Leser leicht, seine Gedankengänge nachzuvollziehen. Er schreibt verständlich und klar. Seine Charaktere werden erst nach und nach sichtbar. Die Hintergründe ihres Handels kommen erst spät voll zur Geltung. Dadurch jedoch hält er das ganze Buch über die Spannung. Er verwendet sehr wenige Fremdworte, was das Lesen sehr leicht macht.
Seine Stärke sind die tiefgründigen Dialoge, die er alle handelnden Personen miteinander führen lässt. Sie sagen immens viel aus und prägen das Buch, halten die Handlung lebendig.
PERSÖNLICHE MEINUNG
Ich war von diesem Buch einfach fasziniert. Es ist subtil, tiefgründig und einfach fesselnd. Obwohl die Bezeichnung Thriller etwas fehl am Platze wäre.
Enttäuscht hat mich das Ende. Es macht das Buch nicht zu einem schlechten Roman, aber es hat mich derartig erschüttert, dass ich es nicht ohne weiteres empfehlen kann. 430 Seiten wird von harmlosen Personen berichtet: Michael, Max, Rebecca und Emily (Rebeccas beste Freundin) . Wohl ist Max gerissen und hinterlistig. Mehr aber auch nicht.
Das Finale passt einfach nicht zum Rest des Buches. Die Ereignisse überschlagen sich, ergeben eigentlich keinen Sinn mehr. Aus einer Nebenfigur wird ein irrer Mörder. Das Feedback dazu fehlt. Mir persönlich haben die letzten Seiten wirklich den Spaß am Buch verdorben.
Liest man andere Rezensionen über den „Schützling“ bleiben einem die Worte weg, was das für ein klasse Buch sein soll. Ganz ehrlich: knappe 4 Sterne. 3 wären ungerecht, weil ja doch 430 Seiten wirklich lesenswert sind, aber ein bisschen unverdient ist der 4. schon
FAZIT
Ein durchaus lesenswertes Buch, allerdings mit einem absolut enttäuschenden Ende weiterlesen schließen -
Internate bringen den Tod!!!!
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Hi!
Mein Urlaub ist nun gerade vorbei und wie das nun mal so im Urlaub ist, findet man in diesen tagen (aber leider wirklich nur in diesen Tagen) mal wieder etwas Zeit zum Lesen!
Eine gute Freundin von mir drückte mir dieses Buch in die Hand und meinte nur: „Du wirst es nicht aus der Hand legen!!“
Sie hatte Recht!!!
Das Buch, welches ich euch heute vorstellen möchte ist von Patrick Redmond und heißt „Das Wunschspiel“!!!
--Zum Buch:--
Originaltitel: The Wishing Game (1999)
Autor: Patrick Redmond
Verlag: Goldmann, München
Erschienen: 2002
ISBN: 3442451353
Typ: Taschenbuch
Seiten: 447
Übersetzt von: Birgit Moosmüller
Gattung: Roman
--Zum Autor:--
Patrick Redmond wurde 1966 geboren und entdeckte schon früh seinen Fabel zum Schreiben. Schon während der Schulzeit schrieb er Geschichten. Gegen seinen Willen und auf Drängen seines Vaters begann er ein Jura- Studium. Anschließend arbeitete er in verschiedenen Anwaltskanzleien in London. Er gab das schreiben aber nie auf und schreib in seiner Freizeit seinen ersten Roman „Das Wunschspiel“. Dieses sicherte sich schnell in England, Amerika und Italien einen Platz in den Bestsellerlisten.
--Inhalt:--
Die Handlung beginnt mit einem Interview zwischen einem eher unerfolgreichen Reporter, der auf eine 45 Jahre zurückliegende Geschichte stürzt und dem letzten Zeugen dieser zurückliegenden Tage!
Die Handlung spielt in einem englischen elite Internat um 1954! Jonathan Palmer, ein vierzehnjähriger, zurückhaltender Schüler, der eher aus armen Verhältnissen kommt, wird auf Kirkston Abbey aufgrund dessen von vielen Lehrern und Mitschülern schikaniert.
Mr. Ackley, sein Lateinlehrer, ein ungemütlicher und sturer Lehrer ist einer von vielen der Patrick das Leben im Internat zur Hölle macht.
Die Handlung beginnt, als Richard (ein selbstbewusster, intelligenter und willensstarker Mitschüler) Jonathan in einer Lateinstunde aus der Klemme hilft. Richard, der von allen immer aufgrund seiner Art beneidet wird, auch wenn keiner mit ihm befreundet sein will, wählt allein Jonathan als seinen Freund aus.
Er baut das Selbstbewusstsein von Jonathan auf und hilft im sich gegen die alltäglichen Probleme mit Lehren und Mitschülern zu wehren.
Angezogen durch Bewunderung und Stolz, dass sich gerade Richard für ihn interessiert, gibt er alle anderen Freundschaften auf und ordnet sich Richards Wünschen unter.
Auf Richards Befehl lassen sich die beiden Jungen auf ein gefährliches Spiel ein, was sie später bitter bereuen werden. Sie beginnen einen unbarmherzigen Kampf gegen alle mit denen sie nicht klar kommen oder sich ihrer Freundschaft in den Weg stellen. Auch gegen Rokeby, Jonathans eins bester Freund, der immer noch an die Freundschaft glaubt und ihm aus Richards Bann befreien will.
Jonathan ist vollkommen abhängig und realisiert erst, als es schon zu spät ist und die schlimmen Ereignisse sich überschütten was sie mit diesem Spiel angestellt haben!
--Mein Fazit:--
Viele werden sicher gleich meckern, dass meine Inhaltsangabe zu kurz ist oder zu unpräzise, aber ich finde sie genau richtig! Ich möchte bei so einem großartigen Buch, welches wirklich jeder lesen sollte, nicht den ganzen Inhalt erklären und die Spannung raus nehmen!!! Es würde kein spass machen dieses Buch zu lesen, wenn man weiß um welches Spiel es sich handelt oder über welche Geschichte der Reporter mit dem Zeugen redet!!!
Ich persönlich war anfangs von diesem Buch ziemlich schockiert! Es ist tierisch dick und wirkt leicht kinderhaft! Auch das die Hauptfigur ein pubertierender Junge ist verwunderte mich!
Aber nein!!!! Patrick Redmond hat ein wunderbares Buch geschrieben! Die einzelnen Charaktere werden auf einen unglaubliche gute Art beschreiben und herausgearbeitet! Redmond besitzt einen unglaublich fesselnden und zu gleich schönen Schreibstil, so dass man das Buch gar nicht wieder aus der Hand legen möchte!!! Es ist ergreifend, aufreibend und bis zum blutigen Ende spannend.
Es fällt dem Leser nicht schwer sich in die einzelnen Personen hineinzuversetzen und an die schlimmsten seelischen und psychischen Abgründe und Ängste der einzelnen Figuren zu gucken. Teilweise ist dieses Buch sogar richtig beängstigend. Es erzählt von Freundschaften um die man Kämpf und von „Hass- Liebe- Beziehungen“ und Abhängigkeiten aus denen man sich nicht befreien kann.
Ich kann dieses Buch wirklich nur jedem empfehlen und will daher nicht den ganzen Inhalt und vor allem das Ende preisgeben!!!
anne weiterlesen schließen -
Die Leichen im Keller
Pro:
Spannung,
Kontra:
--
Empfehlung:
Ja
Habt ihr schon mal mit dem Wunsch ,jetzt unbedingt ein ganz tolles Buch zu finden, einen Buchladen betreten und gleichzeitig das Gefühl gehabt, eigentlich schon alles Gute gelesen zu haben und etwas, das hundertprozentig euren Geschmack träfe, könntet ihr - zumindest in diesem Moment - gar nicht finden?
Nun, gestern erging es mir so. Jetzt hatte ich schon seit einer Woche Urlaub, war aber noch nicht zur Ruhe gekommen - und das wollte ich mir jetzt unbedingt gönnen - in Ruhe, allein und mit einem aufregenden Buch in der Hand. Ich mußte zwar stundenlang durch drei Buchläden stöbern, aber meine Ausbeute war mit drei Büchern nicht schlecht und nach einer fast ganz durchlesenen Nacht und nicht einmal 24 Stunden später bin ich mit dem ersten Buch fertig und kann nur sagen: Das war echt ein Glücksgriff! Alles dabei, was mich interessiert, spannend bis zur letzten Seite und dann noch sehr gut geschrieben! Kein Ex - und - Hopp - Wälzer, sondern ein Buch, das einen einfach mit ins Geschehen reißt - und zwar schon auf den ersten Seiten...
DIE STORY:
Ein mäßig erfolgreicher Journalist wittert den großen Durchbruch, als er auf eine 45 Jahre zurückliegende Geschichte stößt. Er lädt den letzten lebenden Zeugen zu sich nach Hause und bringt ihn, nach anfänglichem Widerwillen dazu, seine Geschichte zu erzählen..
Jonathan Palmer, ein vierzehnjähriger Schüler des Elite - Internats Kirkston Abbey , wird wegen seiner Herkunft aus der Arbeiterschicht von seinem Lehrer, Mr. Ackerley und James Wheatley, einem fiesen Mitschüler und seinen Vasallen schwer gegängelt. Während einer Lateinstunde, in der ihn Mr. Ackerley wieder einmal quält, wird ihm unerwartete Hilfe von Richard Rokeby, einem extremen Außenseiter zuteil.
Jonathan, von dessen Stolz und Unabhängigkeit beeindruckt, beschließt ,diesem seine Freundschaft anzutragen.
Rokeby nimmt diese schließlich an - zur Überraschung aller Mitschüler, denn Rokeby, der scheinbar vor nichts und niemandem Respekt oder Angst hat, ist dafür bekannt, alle Mitschüler mit Verachtung zu behandeln und auch den Lehrern gegenüber sehr eigensinnig zu sein.
Es entsteht eine sehr enge Bindung zwischen beiden und als sich Wheatley, Jonathans ständiger Peiniger, der selber vergebens um Rokebys Freundschaft wirbt, brutal an Jonathan rächt, hilft ihm dieser, mit seinen Peinigern fertig zu werden. Jonathans Feinde werden schon bald ihr blaues Wunder erleben - aber um einen hohen Preis:
Für Jonathan geht es zunächst nur darum, in Ruhe und Frieden zu leben, doch Rokeby verfolgt seine eigenen Pläne - er kümmert sich auch noch um jeden, der ihrer Freundschaft kritisch gegenübersteht. So sorgt er nicht nur dafür, daß sich Jonathans alte Freunde von ihm abwenden, auch einige Lehrer werden plötzlich mit ihren eigenen Leichen im Keller konfrontiert.
Und als die beiden Schüler noch ein gefährliches Spiel beginnen, verstrickt sich Jonathan immer tiefer in Schuld. Als er entdeckt, wozu der haßerfüllte Rokeby wirklich fähig ist, ist er ihm bereits ausgeliefert. Rokeby will auf keinen Fall auf Jonathans Freundschaft verzichten.
In ihr Spiel mit dem Feuer ziehen sie schließlich nicht nur den mißgünstigen Lateinlehrer - seltsame Todesfälle werden sich an dieser Schule häufen...
DAS BUCH:
Ja, früher war ich mal ne richtige Leseratte, heute fehlt mir dazu meistens die Zeit. Wenn ich dann mal ein gutes Buch bräuchte, habe ich keines zur Hand und den Nerv, mir eines zu suchen, habe ich dann meistens doch nicht, zumal ich keinen Bock auf das billige Geschreibsel habe, das heute die Masse der Romane im Buchladen ausmacht.
Selbst die Bücher von Henning Mankell interessieren mich nicht sonderlich, denn die Spannung dort wird meistens aus der Ungeheuerlichkeit irgendeines Mordes gezogen und der Inspektor weiß-der-geier-wie-der-heißt erledigt den Fall dann quasi nebenher, während er mit seinem zutiefst unerfüllten Leben hadert.
Keine Figur, die mich sonderlich berührt sondern ob ihrer Trostlosigkeit eher abschreckt.
„Das Wunschspiel" nun habe ich eher aus Mangel an Alternativen ausgewählt (die andere Möglichkeit war „Ring" zu dem gleichnamigen japanischen Film, der Vorbild zu „The Ring" war - aber der erinnerte mich vom Stil her zu sehr an diese trockenen Polizisten - Bücher) und war halb darauf gefaßt, bitter enttäuscht zu werden.
Aber weit gefehlt!
Es fängt schon mal gut an mit dem Prolog im London des Jahres 1999, wo gleich die unheilschwangere Atmosphäre hergestellt wird und die Schatten der Vergangenheit grüßen lassen.
Sodann der Rückblick nach Norfolk im Jahre 1954. Internat. Lateinstunde. Wunderbar beschrieben, noch dazu mit einer Begebenheit, die mir aus meiner eigenen Schulzeit nicht unvertraut ist. Minutiös und wie mir aus der Seele geschrieben. Sofort war ich mit voller Aufmerksamkeit bei der Hauptfigur Jonathan und jede seiner Regungen und Gedankengänge konnte ich hundertpro nachvollziehen.
Was mit ihm gelingt, gelingt aber auch mit den anderen Figuren in diesem Buch, Patrick Redmond läßt jede einzelne zum Leben erwachen und selbst die fiesesten werden so geschildert, daß man mit ihnen später mitleidet und ihre Denkweisen zumindest nachvollziehen kann.
Genau und stimmungsvoll wird auch das Internatsleben geschildert. Oft muß man an „Der Club der toten Dichter" denken (wegen der strengen Atmosphäre) oder an Harry Potter (wegen der einfühlsamen Erzählweise und auch der Figurenkonstellation wegen).
Dabei bleibt alles sehr englisch und subtil. Redmond erzählt einfach, aber nicht simpel, ausführlich, aber wird nie voyeuristisch und läßt den Figuren ihre Würde.
Durch diese zurückhaltende Erzählweise wirkt die Geschichte selbst in ihren stärkeren Szenen und selbst im Finale nie reißerisch oder unglaubwürdig. Die Themen Okkultismus, Homosexualität, Mobbing und was sonst noch hineinspielt, stehen immer im Dienst der Geschichte, nie für eine große Moral oder Botschaft, aber werden sehr behutsam geführt und bilden ein großes Mosaik, in dem sich die Handlung entwickelt.
Die Aufmerksamkeit schließlich bleibt nicht nur bei Jonathan, sondern wird immer auch zu den anderen Figuren gelenkt und besonders gegen Ende wechselt Redmond immer wieder hin und her, so daß der Leser bei den vielen Parallelsträngen immer auf dem Laufenden bleibt und sich natürlich auch die Spannung immer mehr steigert.
Letztendlich geht es in „Das Wunschspiel" nicht nur um einen guten Psychothriller, sondern auch um die Notwendigkeit eine starke, unabhängige Persönlichkeit zu werden und sich nichtzu sehr von den Urteilen anderer abhängig zu machen (aber auch darum, sich nicht zu weit von den anderen Menschen zu entfernen - denn eine starke Persönlichkeit kann sich nur im Miteinander ausprägen...).
DER AUTOR:
Patrick Redmond war mir bislang nicht bekannt und „Das Wunschspiel" ist auch sein erstes Buch. Er studierte auf Wunsch seines Vaters (dem er dieses Buch auch widmete) Jura und war in London in verschiedenen Anwaltskanzleien tätig.
„Das Wunschspiel" war wohl international sehr erfolgreich und es gibt noch ein zweites Buch von ihm „Der Schützling", das sich in der Kurzbeschreibung aber nach einem typischen Zweitbuch anhört, denn die Problematik ist dem „Wunschspiel" sehr ähnlich.
FAZIT:
Meine Überraschung ist immer noch sehr groß. Immerhin habe ich dieses Buch innerhalb eines dreiviertel Tages gelesen und die Warnung im Klappentext („Es wird sie eine schlaflose Nacht kosten, denn dieser Psychothriller hat Suchtpotential.") hat sich bewahrheitet und ich stehe nun wieder ohne spannendes Buch da (gedacht wars für wenigstens drei Tage oder so).
Also, festzuhalten ist, daß hier ein sehr spannender, subtiler Thriller vorliegt, der mich in seinen besten Momenten an Stephen King (in Punkto Spannung), Harry Potter (in Punkto Einfühlsamkeit) und „Club der toten Dichter" (alles andere) erinnert hat und der seine Figuren nicht als Schlachtvieh ausbeutet sondern jede einzelne in ihrer Menschlichkeit schildert.Genau richtig für Tage wie diese und höchst empfehlenswert! weiterlesen schließen -
Eine Hölle von Internat, ein Spiel und das Böse
Pro:
ungemein spannend, psychologisch ausgefeilt, ambivalente Figuren
Kontra:
kommt erst langsam in Fahrt
Empfehlung:
Ja
Meist suche ich mir ja die Bücher aus den prall gefüllten Regalen meiner Schwester selbst heraus und gehe dabei in der Regel nach dem verheißungsvollen oder interessanten Titel. Diesen hier hat mir meine Schwester empfohlen, gleich nachdem sie ihn selbst gelesen hatte. Er wäre mir sonst sicher nicht aufgefallen, zumal der Autor bisher unbekannt war.
** Die Geschichte **
Jonathan Palmer ist 16 und lebt in der Hölle. Diese Hölle heißt Kirkston Abbey und ist ein exklusives Knabeninternat im England der 50er Jahre. Die Zeit ist geprägt von Bigotterie, Elitedenken, gesellschaftlicher Dünkelhaftigkeit und strengen Moralvorstellungen. Kirkston Abbey ist ein genaues Abbild dieser Gesellschaft. Es herrschen Grausamkeit gegen hilflose Schülern, Gewalt und Machtstreben, aber auch geheime und geheim gehaltene Emotionen und Begierden. Schwäche wird nicht geduldet, Vergehen streng geahndet oder unter den Teppich gekehrt, je nach Einfluß der Eltern.
Jonathan ist einsam. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kindern stammt er aus einfacheren Verhältnissen und ist ein eher stiller, strebsamer und netter Junge. Das geeignete Opfer für gewaltbereite und stärkere Schüler wie James Wheatley, George Turner und deren Clique. Die und der Lateinlehrer Henry Ackerley machen ihm das Leben zur Hölle. Wie gern wäre er so unangreifbar, cool und willensstark wie sein Mitschüler Richard Rokeby, dem niemand etwas anhaben kann, der von allen Schülern zum Freund gewünscht und von den Lehrern gefürchtet wird, der aber völlig unnahbar seinen Weg geht.
Eines Tages hilft ihm Richard in der Lateinstunde aus einer schier ausweglosen Situation. Danach freunden sich die beiden Jungen langsam an und noch einige Zeit später gewinnt Jonathan allmählich an Selbstvertrauen.
Bei einem Besuch bei Richards Verwandten finden die Knaben auf dem Boden ein Spiel, ein Ouijo-Brett, das in der viktorianischen Zeit bei spiritistischen Sitzungen verwendet wurde. Obwohl sich Jon sagt, dass so etwas nie funktioniert, hat er ein ungutes Gefühl, als sie es ausprobieren.
Zurück im Internat erhebt Richard allmählich und schleichend ganz massive Besitzansprüche auf Jonathan, verdrängt dadurch seine bisherigen Freunde Nicholas Scott und die Perriman-Zwillinge. Aber bei ihm findet Jon auch Bestätigung, Selbstvertrauen und Kraft, sich gegen die Übergriffe der fiesen Schüler zu wehren und so läßt er es geschehen.
Dann passiert das erste Unglück: George Turner wird bei einem Sportunfall schwer verletzt. Bald danach wird James Wheatley mit psychotischen Schlafstörungen auf die Krankenstation eingeliefert. Und auch unter den Lehrern geht allmählich die Angst um. Alte Leichen, die man erfolgreich im Keller versteckt glaubte, beginnen ans Licht zu kommen - irgendjemand weiß von diesen Dingen und verwendet sie, um Furcht auszulösen.
** Buchkritik **
Ein großartiges, brillantes und beängstigendes Buch. Spannend bis zum blutigen und erschreckenden Ende. Dabei wird aber die Erwartung so langsam gesteigert, dass man es gar nicht mitbekommt, wie sich der Showdown ankündigt.
Zunächst beginnt es wie eine profane Beschreibung einer Jugend unter der Knute eines ungeliebten Schülerdaseins. Doch schon bald kommen die psychischen Verstrickungen, geschürte Furcht und Quälereien zutage, die einem vielleicht bekannt vorkommen und man beginnt sich mit der einen oder anderen Figur zu identifizieren. Doch es kommt natürlich noch schlimmer, aber so subtil und in den Nebenhandlungen, daß man es kaum wahrnimmt.
Dies ist ein beklemmender Psychothriller über Angst, Schuld und Einsamkeit, über die Bedeutung von Freundschaft, aber auch Manipulation und Besessenheit. Und das in einem Milieu, das wir uns gut vorstellen können. Wer hat noch nie so einen eiskalten und starken Menschen kennengelernt, der so autark ist, dass er förmlich durch alle Angriffe hindurchgeht und diese Stärke auch gnadenlos ausnutzt? Ich kenne mindestens eine solche Person. Allerdings natürlich nicht so kaltblütig und haßerfüllt wie jener Richard.
Und doch hat diese Figur etwas überaus faszinierendes. Man möchte schon gern ein bisschen so wie er sein, so cool und doch korrekt, eiskalt und unantastbar. Stärke durch Willen und Beherrschung ist ja vielleicht manchmal sehr wünschenswert, aber bitte nicht gepaart mit dem "Bösen".
Mit viel Gespür für psychologische Feinheiten und die Abgründe der menschlichen Seele spinnt Redmond ein Netz aus Beziehungen und Abhängigkeiten unter den Bewohnern von Kirkston Abbey, lässt sie mit ihren Fehlern, in ihrer Angst und Einsamkeit aber doch irgendwie noch menschlich erscheinen. Und das macht ein gutes Buch aus.
Meine Meinung: eine richtige Entdeckung, unbedingt lesen.
** Daten **
Verlag Bertelsmann
Übersetzung: Birgit Moosmüller
erschienen 2000
gebunden 448 Seiten
Preis: 39,90 DM/ 19,95 €
ISBN: 3-570-00322-1 weiterlesen schließen
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