Regensburg Testberichte
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Pro & Kontra
Vorteile
- geschichtsträchtig - mediterran
- Schönste Altstadt Deutschlands
Nachteile / Kritik
- nichts!
- wenig
Tests und Erfahrungsberichte
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Ein kleines Fleckchen Italien...
13.08.2003, 14:24 Uhr von
GretaGarbo
Ich schreibe auch noch bei www.ciao.de und www.dooyoo.de als GretaGarbo!5Pro:
geschichtsträchtig - mediterran
Kontra:
nichts!
Empfehlung:
Ja
Haidplatz
Regensburg
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Namensgebung
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Irrtümlicherweise wird angenommen, dass der Name "Haidplatz" seinen Namen von Ungläubigen, von Heiden, hat. Aber der Ursprung des Namens geht auf die Römer zurück: Der Haidplatz war ursprünglich eine Heide, ein leeres Feld beim Römerkastell "Castra Regina".
Historie
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Der Haidplatz ist einer der ältesten und traditionsreichsten Plätze von Regensburgs historischer Altstadt. Im Laufe der Jahrhunderte entstanden hier prächtige Gebäude, in denen sich Berühmtheiten die Klinke in die Hand gaben. Seit alters her feiern die Regensburger rauschende Feste auf dem Haidplatz. So fanden hier beispielsweise im Mittelalter nicht selten Ritterturniere mit zum Teil über 300 Teilnehmern statt. Das berühmteste Stechen fand im Jahr 930 zwischen dem furchterregenden Hunnenkönig Krako und dem Regensburger Ritter Hans Dollinger statt. Letzterer saß wegen Majestätsbeleidigung im Kerker und wollte auf diese Weise - da sich sonst kein Gegner fand - die Freiheit erlangen, was ihm auch gelang. Das Haus Haidplatz 7 war im 16. Jahrhundert Herberge für Kaiser, Könige, Fürsten und Diplomaten. Kaiser Karl V. (1500-1558), logierte im "Goldenen Kreuz" während der Reichsversammlungen 1532, 1541 und 1546. Der Gasthof "Zum Goldenen Kreuz" war bis ins 19. Jahrhundert das Regensburger Nobelhotel. Auch heute feiern die Regensburger Bürger noch rauschende Feste auf dem Haidplatz, so dass sich die Nutzung des Platzes über die Jahrhunderte kaum verändert hat.
Barbara Blomberg - Berühmteste Tochter des Haidplatzes
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Barbara Blomberg wurde 1527 als Tochter eines Gürtlermeisters in Regensburg geboren und wuchs in der Tändlergasse, eine Seitengasse des Haidplatz, auf. Von ihrer Mutter Sybill hatte sie nach den Überlieferungen das schöne Aussehen, so wurde ihre Mutter bereits als die "Schöngürtlerin" bezeichnet. Von ihrem Vater Wolfgang erzählte man sich, dass er vor allem durch sein Durchsetzungsvermögen bekannt war. Auch dieses soll Barbara geerbt haben. 1546 wurde sie tanzend im heutigen Stadtpark von Kaiser Karl V. entdeckt, als dieser auf dem Reichstag in Regensburg weilte. Der alte Kaiser verliebte sich in die junge Regensburgerin, die ihm nach einer heftigen Liebesnacht im Goldenen Kreuz einen Sohn gebar. Don Juan D' Austria, das Produkt ihrer gemeinsamen Liebe, dessen bronzenes Denkmal seit 1978 auf dem Zieroldsplatz an der Ostseite des Alten Rathauses steht, sollte später das Abendland von den Türken befreien. Die schöne Barbara sah ihren kaiserlichen Geliebten und Gönner - er hatte ihr eine Mitgift und eine Jahresrente zukommen lassen - nie mehr. Ihren Sohn sah sie erst dann wieder, als er ein gefeierter Mann war (1576). Barbara wurde mit einem kaiserlichen Offizier verehelicht, der in Brüssel stationiert war. Ihm gebar sie zwei Söhne und eine Tochter. Nach dem Tod des Gatten soll sie ein recht liederliches, verschwenderisches Leben geführt haben. In ein Kloster bei Valladolid, Spanien, gesteckt, brach die Lebenslustige 1580 nach Colindes am Golf von Biscaya aus, wo sie etwa siebzigjährig am 18. Dezember 1597, fast zwanzig Jahre nach ihrem Sohn, den im Feldlager von Namur die Pest hinweggerafft hatte, starb.
Justitiabrunnen
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Der Justitiabrunnen, Mittelpunkt des heutigen Haidplatzes, entstand 1551 und bestand ursprünglich aus Holz. Der heutige Brunnen geht zurück auf das Jahre 1656. 1659 wurde er mit einer Statue des Bildhauers Leoprand Hilmer bestückt. 1910 erfolgte eine komplette Erneuerung des Brunnens. Ein achteckiges Becken befindet sich auf mehreren Stufen, die Ecken sind mit Lisenen verziert. In den Seitenflächen befinden sich Genienköpfe, Stadt- und Reichswappen. In der Mitte des Beckens ist ein Pfeiler platziert, der in wasserspeienden Delphinen gipfelt, auf denen Putten reiten. Auf diesem Sockel steht die Sandsteinfigur der Justitia mit Waage und Schwert, jedoch fehlt ihr die typische Augenbinde.
Thon-Dittmer-Palais
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Höfische Eleganz prägt die Fassade dieses klassizistischen Palais an der Nordseite des Haidplatzes zwischen Weingasse und Baumhackergasse. Zwei mittelalterliche Gebäude standen einst an seiner Stelle: ein Patrizierhaus mit Turm im Westen an der Ecke zur Weingasse und ein nach Osten anschließendes Gebäude, das bis zur Baumhackergasse reichte. Georg Friedrich, Edler von Dittmer, erwarb 1781 das Anwesen. Wohl schon kurze Zeit später ließ er das mittelalterliche Gebäude seinen repräsentativen Bedürfnissen gemäß umgestalten. 1809 war ein zweiter Umbau, der eine erhebliche Vergrößerung mit sich brachte, abgeschlossen. Dabei entstand die großartige Anlage, wie sie sich heute darbietet. Der heutige Namen geht auf einen Sohn von Dittmers, Freiherr Gottlieb von Thon-Dittmer zurück, der von 1836 bis 1848 Bürgermeister von Regensburg und ab 1848 Staatsminister des Inneren unter König Ludwig I. war. 1856 ging das Thon-Dittmer-Palais in den Besitz der Stadt über. Waren anfänglich der Historische- und der Naturwissenschaftliche Verein sowie die Botanische Gesellschaft in dem Haus untergebracht, wurde von 1864 an das Palais für schulische Zwecke genutzt. 1904 zog die Zentrale der Freiwilligen Feuerwehr und der Berufsfeuerwehr ein. Inzwischen sind ins Thon-Dittmer-Palais das Deutsch-Amerikanische-Institut, die Stadtbücherei, die Volkshochschule und das "Theater am Haid" eingezogen. Im Sommer dient der Innenhof des Palais als Bühne für Theater- und Musikaufführungen.
"Goldenes Kreuz"
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Eine der vielen bedeutsamen Bauten am Haidplatz war schon immer das "Goldene Kreuz". Erst 1862 wurden die ungleichen Gebäude zu einer gemeinsamen Front mit Zinnabschluss umgebaut. Davor bestanden die Front aus einem frühgotischem Turm, der typisch für Regensburg ist. Der Turm erhebt sich mit sieben Geschossen, und schließt mit einem Zinnkranz. An der Turm-Ostseite befinden sich zwei Schießscharten, und im westlichen Wohnbau schließt eine spitzbögige Dreierarkade an. Eine Reihe berühmter Gäste (Reichskanzler Otto von Bismarck, König Wilhelm I. von Preußen, König Max II. von Bayern, König Ludwig I. von Bayern, Fürst Metternich, Kaiser Franz Joseph von Österreich mit Gattin Elisabeth...) machte die Herberge zu dem wohl bekanntesten Gasthof in Deutschland. Neben den Gästen sorgte auch die Köchin des "Goldenen Kreuzes" Marie Schandri für den Ruhm des Hauses. Ihr Kochbuch ist den Köchinnen unserer Zeit noch ein Begriff.
Heute ist das "Goldene Kreuz" ein sehr beliebtes Café, in dem man sich im Sommer auch draußen in der Sonne räkeln und das Kommen und Gehen auf dem Haidplatz beobachten kann.
Neue Waag
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Den Haidplatz schließt im Osten eine umfangreiche Stadtburg ab, die "Neue Waag", auch "Herrentrinkstube" genannt. Die Namen verraten ein Stück Geschichte des Hauses. "Neue Waag" heißt es, weil es der Rat 1441 von der Familie Altmann erwarb, und die bis dahin in der St.-Albans-Gasse befindliche Stadtwaage hier einrichtete. Der andere Name des Gebäudes "Herrentrinkstube" erinnert an die Gewohnheit der Ratsherren, dort nach den Sitzungen einen Trunk einzunehmen. Die Gebäudegruppe erhielt nach dem Kauf durch die Stadt Regensburg kommunale Aufgaben.
Arch
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An der Südseite des Haidplatzes liegt ein stattliches Patrizierhaus aus dem 16. Jahrhundert, die "Arch" genannt., welches sich am Haidplatz 4 befindet. Früher umgaben der Vitusbach, der von der Roten-Hahnen-Gasse herfloss, und ein Teich die "Arch". Dies ist eine der zwei Deutungen, die den Namen "Arch" erklären, denn man bezeichnete früher eine Befestigung des Ufers als "Arch". Die zweite Deutung, die den Namen "Arch" erklärt, beruht darauf, dass der ein spitzes Trapez bildende Grundriss an den Bug eines Schiffes erinnert. Dies lässt auf den Vergleich mit der Arche Noahs schließen. Im Hof existieren Reste von Renaissancelauben, die jedoch vermauert sind. An der Ostseite findet sich ein Fragment eines muschelförmigen Wandbrunnens wieder. Die "Arch" beinhaltet eine hauseigene Kapelle mit dem Namen Sankt Laurentius. Heute dient die "Arch" als Hotel, italienisches Restaurant und Bücherhandlung.
Marktplatz
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Seit dem Hohen Mittelalter wird der Haidplatzes als Marktplatz benutzt, und seit der Verkehrsberuhigung in den frühen 80er Jahren hat ist er auch wieder geworden, was er einst war. So finden samstags kleine Marktstände eine Schar kaufbegieriger Kunden. Jeden ersten Sonntag im Monat erfreut sich der Regensburger Handwerkermarkt größter Beliebtheit. In den Adventswochen wird diese turnusmäßige Marktveranstaltung auf die ganze Vorweihnachtszeit ausgedehnt. Mit Glühwein- und Bratwurstständen erweitert, ergänzt er den Regensburger Christkindlmarkt und bietet somit ein herrlich weihnachtliches Ambiente.
Christopher-Street-Day
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Der Christopher-Street-Day, der seit Juni 1996 auf dem Haidplatz in Regensburg gefeiert wird, lockt regelmäßig Homo- wie Heterosexuelle gleichsam an. Der eigentliche Grund dieses Festes ist das Gedenken an die Homosexuellen, die sich am 28. Juni 1969 in der New Yorker Christopher-Street gegen die permanenten, gewalttätigen Übergriffe der Polizei wehrten. Das Schwulen- und Lesbenfest nützt die Regensburger AIDS-Hilfe auch als eine Möglichkeit zur Aufklärung und Information genutzt.
Gastronomie
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Ringsherum am Haidplatz sind Läden und Gastronomiebetriebe angesiedelt. Wer also nach einer Stadtbesichtung oder Shopping-Tour bei mediterraner Atmosphäre entspannen will, dem stehen mehrere Pizzerien (Pam Pam, Al Camino, Da Tino), ein Mexikaner (Peppers) und das Café "Zum Goldenen Kreuz" mit ihren Freisitzen - oder im Winter auch im Lokal - zur Auswahl.
Prosa
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Der Abend war voller Frieden herabgesunken, die Straßen sind still und leer geworden. Aus den Fenstern leuchtet der gelbe Schein der Lampen. Nur manchmal schallt ein Schritt übers Pflaster, und klingt eine Tür und hallt eine menschli-che Stimme. Dann fällt ein Tor ins Schloß und ein Schlüssel knarrt und kreischt - dann ist es still. Nur der Brunnen rauscht. Die Zinnen und Zacken des »Goldenen Kreuzes« stechen in den Nachthimmel und der massige Bau des Thon-Dittmer-Hauses liegt wie ein schlafendes Ungetüm, das aus hundert dunklen Augen droht! Frau Justitia auf dem Brunnen hebt in starrer Ruhe das Schwert, während ihre andere Hand die Waage der Gerechtigkeit trägt. Und unbeweglich sieht sie in die Nacht. In die Zeit des Mittelalters ist der Platz Frau Justitia und die alten Patrizierhäuser scheinen sich enger aneinander zu drängen, wie eine Herde geängstigter Tiere. Und der Brunnen rauscht ein Lied, zart und werbend, schmelzend und schwermütig, irgendetwas von pochenden Herzen und bebenden Lippen, von Hoffen und Sehnen und Schluchzen und Tränen. Eine leise Melodie springt auf Sie klingt, als ob Musik durch dicke Vorhänge dränge dahinter ein heimliches Brautpaar tanzt, einen langsamen Walzer voll geheimen Glückes und schwermütiger Süße. Ober die starren Züge der Justitia scheint ein leises Lächeln zu gleiten, über den Brunnen, der so törichtes Zeug plaudert, das doch so traut und lockend klingt! Dann blickt sie wieder ernst und unbeweglich wie zuvor. Und der Brunnen rauscht sein Lied - die ganze Nacht.
(Georg Britting im Jahre 1991 aus "Regensburger Impressionen")
Fazit
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Wer behauptet in Regensburg gewesen zu sein und hat den Haidplatz nicht gesehen, der kann nicht in Regensburg gewesen sein! Bei den ersten, warmen Sonnenstrahlen Ende Februar beginnt der Haidplatz zu leben: Auch wenn's die Außentemperaturen noch nicht zulassen, doch die Regensburger kriechen schön langsam heraus auf die Freisitze am Haidplatz und genießen das mediterrane Flair der Donaumetropole, das Touristen nach an eine Stadt in der Toscana erinnert. Im Winter ist's natürlich genauso schön am Haidplatz; allein schon der etwas familiärere Christkindlmarkt lädt zum Verweilen ein. Mal ganz abgesehen vom urgemütlichen "Goldenen Kreuz", an dem man ohne ein Glas Sekt oder eine Tasse Kaffee getrunken zu haben, nicht vorbeikommt!
Also - wir sehen uns am Haidplatz!
© GretaGarbo 05.08.2003 weiterlesen schließen -
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Walhalla -Die Enstehungsgeschichte
Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Den Plan Denkmäler für die berühmtesten Deutschen anzufertigen war dem Kronprinzen Ludwig im Frühjahr 1807 gekommen, zu einer Zeit, in der der deutsche Nationalstolz nach der Niederlage bei Jena und Auerstedt gegen Napoleon am Boden lag.
Er gab die ersten Büsten grosser Deutscher bei Johann Friedrich Schadow, Christian Daniel Rauch, Friedrich Tieck und Ludwig Wichmann in Auftrag.
Mit der Zeit wurden immer mehr Büsten angefertigt, und der ursprüngliche Plan, nur fünfzig Büsten anzufertigen, wurde aufgegeben, bald hatte man sogar die doppelte Anzahl.
Ludwig wurde klar dass es zur Aufbewahrung dieser Abbilder eines grossen Gebäudes bedurfte, das für die Geehrten auch würdig war.
Die Idee, diese Gebäude nach dem germanischen Göttersitz Walhalla zu nennen, kam von dem Historiker Johannes Friedrich Müller , der ein enger Vertrauter Ludwigs war und diesen auch bei der Auswahl der zu Ehrenden beriet.
Die Vorstellung Ludwigs von der Walhalla war die eines grossen , ehrfurchtgebietenden Bauwerks, das nicht nur durch seine Grösse, sondern auch durch seinen Baustil Würde vermitteln sollte und bei den kommenden Generationen von der hohen Kultur seiner Zeit zeugen sollte. Dieser Grundanspruch war natürlich schon ein Kriterium, welches auch Klenze an seine Bauten anlegte.
Dennoch beschäftigte sich Ludwig zu dieser Zeit noch grundlegend mit dieser Idee, da er die Ansprüche, die er an das Bauwerk stellte, erst verwirklichen konnte, wenn er König war. Der erste bekannte geplante Standort war der nördliche Teil des englischen Gartens in München (1809).
1811 platziert Friedrich Ludwig von Sckell die Walhalla in einem seiner Pläne an das westliche Isarufer.
Der erste architektonische Entwurf entstand 1809 im Auftrag Ludwigs von Carl von Fischer und war dem Pantheon ähnlich, nämlich ein Rundbau mit einem achtsäuligen dorischen Portikus.
Dann jedoch erinnerte er sich an die Begeisterung Ludwigs für den Poseidontempel von Paestum und den Phartenon und verarbeitet diese Vorlagen in seinem zweiten Entwurf.
Dieser Entwurf hatte jedoch architektonische Mängel wie etwa drei bogenförmige Fenster an jeder Seite, die zur Erhellung des Innenraums nötig waren, oder die ahistorische Anordnung der Säulen.
Ludwig bestandauf einem neuen Plan, der dem historischen Vorbild auch in den Dimensionen angeglichen werden sollte, wandte sich gleichzeitig von der alleinigen Beauftragung Fischers ab und schrieb 1814 einen öffentlichen Wettbewerb aus.
Obwohl sich nun Fischer von dem Projekt abwandte, blieben die Idee einer Variation des Parthenons und der Vorschlag, die Namen derer deren Gesichter nicht bekannt war an der Decke anzubringen, in der Vorstellung Ludwigs von seinem Tempel der herausragenden Deutschen erhalten.
Dies zeigte sich schon in den Forderungen des Wettbewerbs. Es sollte ein dorischer Peripteros auf einem dreistufigen Sockel mit ungeteilter Cella und umlaufenden Innenfries gebaut werden. Die Pläne zu diesem Bauwerk sollten in Griechenland entstehen.
Die restriktiven Vorgaben Ludwigs, die eigentlich nur eine Kopie des Parthenons erlaubten, stiessen auf grosse Kritik bei den Wettbewerbsteilnehmern.
Einige nahmen nur Anstoss an der genauen Vorgabe der Variation des Parthenons , andere lehnten ein griechisches Vorbild für ein deutsches Denkmal, das seinen Namen aus der nordischen Sagenwelt bezog, generell ab.
Die massiven Proteste führten zu einer Abänderung der ursprünglichen Anforderungen, die in der Allgemeinen Zeitung veröffentlicht wurden (Nov. 1814) und nun auch gotische oder andersartige Entwürfe zuliessen.
Dennoch war klar, dass ein nicht am Parthenon orientierter Entwurf beim König kaum Chancen haben würde. Dennoch gab es einige ans Mittelalter angelehnte Vorschläge , unter anderem auch von namhaften Architekten wie Schinkel.
Heute sind noch drei Entwürfe erhalten, welche die Anforderungen eines dorischen Tempels erfüllten. Es waren dies die von Klenze, Carl Haller von Hallerstein und von Anton Weiss, einem Schüler von Carl von Fischer , dessen Pläne eine korrigierte Version von Fischers zweitem Entwurf war, da Fischer als Jurymitglied nicht mehr selber teilnehmen konnte.
Der Preis wurde schliesslich Weiss zugesprochen.
Trotzdem ist es interessanter, Klenzes Entwürfe genauer zu betrachten, da diese ja schliesslich zur Ausführung kamen.
Klenzes Grundentwurf ist dem Parthenon nachempfunden, jedoch wurde das ionische Raster durch das französische Durands ersetzt, wobei er darauf achtete, dass der Säulenabstand an der Front und an der Längsseite gleich waren.
Bei der Betrachtung der Front decken sich die jeweils zweite Säule von aussen mit den Wänden des Haupttempels, sowie die beiden inneren Säulen mit der Begrenzung des Eingangs, was eine klare Gliederung erzeugt und die einzelnen Elemente nicht in Disharmonie bringt.
Die mit äusserst grossen Kassetten bedeckte Tonnenwölbung der Decke entspricht nicht den Anforderungen Ludwigs, da sie ebenfalls französisch ist. Jedoch konnte Klenze diese Konstruktion folgendermassen rechtfertigen:
Da die einzige Möglichkeit das griechische Vorbild zu realisieren, eine Holzdecke war und diese nicht in der Lage war, den modernen Menschen zu erhebenden Gefühlen zu veranlassen, sollte man die beste Alternative, nämlich eine französische Wölbung, wählen.
Die Namen der Geehrten ohne Büste sollten in den Kassetten verewigt werden. Der technischen Ausführung dieser Tonnenwölbung widmet er besondere Aufmerksamkeit, um die Realisierbarkeit seines Entwurfs deutlich zu zeigen. Die Lösung, den Seitendruck mit einer eisernen Armierung im Gebälk abzufangen, zeigt, dass Klenze immer wieder die Behauptung widerlegte, er sei kein innovativer Architekt, sondern eher ein Phantast, der in der Vergangenheit lebte. Ähnlich wie in der Pinakothek zeigte er hier seine Begabung für praktische Lösungen.
Durch gezielte Angriffe auf die Entwürfe der anderen Teilnehmer und die Betonung der Nähe seiner Arbeit zu den Architekturvorstellungen Ludwigs und vor allem der Griechen gelang es ihm, Ludwig für seinen Vorschlag einzunehmen, und er erhielt die Anweisung sein Projekt weiter auszuarbeiten.
Inzwischen schien jedoch das Projekt nicht so richtig weiterzukommen; obwohl Ludwig weitere Freiheiten zugestanden hatte, waren seine Ideale immer noch das Parthenon und der Tempel zu Paestum. Ungeachtet dessen nutzte Klenze die neuen Freiheiten und konzentrierte sich nun ganz auf einen Rundbau.
Er fand, dass ein so bedeutendes Bauwerk für die deutsche Kultur niemals Gefahr laufen dürfe, nur ein Abklatsch von antiken Vorbildern zu sein, weshalb er auch genau darauf achtete nicht von einer Kopie des Parthenons in eine Kopie des Pantheons überzugehen.
Deshalb verwendete er als Grundlage einen Entwurf zu einem Lutherdenkmal, den er schon 1805 gezeichnet hatte, und den er leicht modifizierte.
Nachdem Klenze Ludwig immer neue Variationen vorgelegt und beständig auf ihn eingeredet hatte, lies sich dieser anscheinend langsam von der Idee des Rundbaus überzeugen.
Nach einer Reise Ludwigs nach Rom forderte er zuerst die Orientierung am Hadriansmausoleum, das auch als Engelsburg bekannt ist. Dann wiederum wollte er eine Kombination von Propyläen , römischen Palästen und einem Rundbau.
In diese Phase des Wankelmuts , in der Klenze geduldig mit immer neuen Vorschlägen und Argumenten die neuesten Neigungen Ludwigs wieder zu verwerfen suchte kam die endgültige Wende. Anscheinend beeinflusst von Cornelius bestand Ludwig auf seinem eklektischen Vorschlag.
Klenzes Reaktion war ungewöhnlich direkt:
Sollte ein solches uneinheitliches Gebäude, dem nicht ein durchdachter und einfacher Plan zugrunde liege , der es also an architektonischer Grösse fehlen lasse verwirklicht werden, so wolle er sich auch nicht mehr mit diesem Projekt beschäftigen.
In dieser schwierigen Phase des Projektes erinnerte sich Klenze wieder an die ursprünglichen Pläne und legte sie Ludwig vor.
Der Kritik, dieser Baustil sei nicht deutsch, hielt er das Argument entgegen dass die Griechen diesen Baustil zwar erfunden hätten, er aber in seiner Eigenschaft als einzig wahrer Baustil ein weltweiter, also auch den Deutschen würdiger Baustil sei.
Dennoch war Ludwig nicht ganz von dieser Kehrtwende überzeugt und beauftragte Klenze sowohl für den Rundbau mit vorgelagerten Propyläen, als auch für den dorischen Peripteros einen Entwurf anzufertigen.
Den Rundbau nach Ludwigs Vorstellungen lehnte Klenze nun nicht mehr ab, da er den Propyläen eine Funktion gegeben hatte, sie sollten eine „Halle der Erwartung“ sein, in die noch lebende bedeutende Deutsche aufgenommen werden sollten.
Beim zweiten Objekt fügte Klenze nun eine entscheidende Idee hinzu, die sehr wichtig für seine Vorstellung vom Entwurf werden sollte, nämlich einen pelasigischen Unterbau , über dessen Stufen man zur Walhalla hinaufsteigen sollte und die den Weg der Seelen zum Göttlichen hinauf darstellen sollten.
Diese vorgelagerte Treppe wurde zu einem zentralen Motiv Klenzes, mit dem er die Erhabenheit der Tiefe beschwören wollte. Auch dieser Entwurf enthielt eine „Halle der Erwartung“, die sich an der Sockelfront befand.
Da Klenze stark zu der Lösung mit einer vorgelagerten Freitreppe tendierte, an die er sogar noch einen Säulenhain anschliessen wollte, begann die Frage des Bauplatzes nun an Bedeutung für ihn zu gewinnen.
Er schlug Ludwig im November 1819 den letztlich entgültigen Bauplatz bei Donaustauf vor, und der Kronprinz willigte ein, da er auch persönliche Verbindungen zu dieser Stelle hatte.
Der endgültige Entscheid für diesen Bauplatz fiel am 29. Mai 1829.
Doch kaum hatte Klenze die Idee einer Treppenanlage entwickelt, auf der die Seelen emporsteigen konnten,und die eine bis dahin ungesehene Tiefensituation bringen sollte, die unendliche Perspektiven erlaubte, was dem Ideal Klenzes von der Verbindung von Architektur und philosophischen Motiv entsprach, wollte sie der anfangs davon begeisterte Ludwig aufgrund von zeitgeschichtlichen Problemen wieder verwerfen.
Die Halle der Erwartung beinhaltete das Problem, das sie noch lebende Menschen glorifizierte und damit ein Politikum war. Also wollte Ludwig davon abkehren und den ganzen Vorbau, der nur für diesen Zweck geplant war wieder vergessen.
Klenze war jedoch von der architektonischen Wirkung dieses Teils der Entwürfe so entzückt, dass er Ludwig anbot, entgegen seiner Überzeugung dieses architektonische Detail ohne Funktion in der Ausführung zu erhalten.
Nach langen Überredungsversuchen seitens Klenzes kam es schliesslich zu einem Kompromiss:
Die Walhalla erhielt eine etwas kürzere Freitreppe, die keinerlei ikonologische Funktion hatte. Die Veränderungen im Innenraum waren nicht von ganz so grundsätzlicher Natur.
Seit 1821 lag die Grundstruktur des Innenraums fest.
„Ein halbtonnengewölbter Longitudinalraum mit Säulendurchblick in einen rückwärtigen Anraum (Opisthodom), der durch vier Gurtbögen, die auf jonischen Säulen ruhten, in drei durch Oberlicht beleuchtete Abschnitte geteilt wurde; die Büsten waren entsprechend auf jeder Seite in drei Gruppen eingeteilt“ (Adrian von Buttlar: Leo von Klenze, Leben-Werk-Vision S.154, Planwechsel im Innenraum)
Die erste grundlegende Änderung dieses Planes stand 1836 an, indem das Tonnengewölbe aufgegeben wurde.
Klenze war nun doch auf die Kritik seiner Architekturkollegen eingegangen und gestaltete auf Vorschlag Schinkels die Decke wie die antiken Vorbilder mit einem Dachgebälk.
Dies brachte ihm vor allem den Vorteil, dass er viel mehr Platz für die Anbringung von Namen hatte als bei seiner Lösung mit dem Tonnengewölbe und den Kassetten.
Die endgültige Ausführung bestand aus einer Decke mit Oberlichtern und Querbalken, die von Koren gehakten werden, die wiederum auf Sockeln stehen und die den Raum gliedern.
An den roten Wänden befinden sich die Büsten der hervorragendsten Deutschen und über ihren Köpfen, getrennt durch ein Marmorfries, sind die Täfelchen mit den Namen der Geehrten ohne Büste angebracht.
Der Dachstuhl wird geschmückt von Sternmotiven, und die Koren haben typisch deutsche Attribute, nämlich Bärenfell und blonde Zöpfe.
An den Senkgiebeln des Dachstuhls sind die drei Hauptepochen der nordischen Mythologie dargestellt, Schöpfung, Bestehen und Zerstörung in Analogie zum griechischen Chaos- Chronos– Olymp.
Der umlaufende Fries Johan Martin von Wagners stellt die These der Abstammung der arischen Rasse von den indogermanischen Wanderungen dar und gibt somit eine direkte Verbindung zu den Griechen und damit deren Baustil vor, für den dieser Bau am meisten kritisiert wurde.
Als die Walhalla am 18. Oktober 1842 eingeweiht wurde, hatte sie jedoch bei weitem nicht mehr die ihr ursprünglich angedachte Faszination und Läuterungswirkung auf das deutsche Volk, die sie noch bei der Grundsteinlegung ausgestrahlt hatte.
Inzwischen waren die Zeiten für ein Bauwerk voller Symbolik für die deutsche Kultur nicht mehr so günstig, und somit wurde die Walhalla schon bei ihrer Einweihung eine Art touristische Attraktion, die von Ludwig und einem eher kleinen Kreis bewundert wurde.
Vielleicht hätte eine konsequentere Umsetzung der Nutzungsidee Klenzes dieses Schicksal verhindern können.
Andererseits hat diese Entpolitisierung der Walhalla dazu beigetragen, dass sie ihre rein auf architektonischen Reiz basierende Anziehungskraft immer beibehalten hat und wird. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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AliAsAliAs, 05.03.2002, 15:23 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Jetzt weiss ich darüber auch mal beschaid. gruß vom alias
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Gremlin, 05.03.2002, 15:20 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Toller Bericht, abder InterCeptor hat recht, Seltener zu posten bringt auch mehr Lesungen.
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