Pro:
-sehr detailgetreu
Kontra:
-grausam
-streckenweise übertrieben detailierte Schilderungen
Empfehlung:
Ja
Heute möchte ich euch an einem fesselnden Leseerlebnis teilhaben lassen. Es geht um den Kriminalroman von Kathy Reichs mit dem Titel "Tote lügen nicht".
Wer wie Tempe Brennan (Hauptperson des Buches) am gerichtsmedizinischen Institut arbeitet, wird nicht selten mit den tiefsten Abgründen der menschlichen Psyche konfrontiert. Zumindest das, was sie "zuwege bringen", landet in Form menschlicher Leichen - oder dem, was noch übrig geblieben ist - auf Tempes Labortisch.
Doch das Ausmaß der Grausamkeit, mit der sie es bei ihren neueren Fällen zu tun hat, ist trotzdem ungewöhnlich. Tempe glaubt an Serienmord. Doch leider kann sie niemanden von ihrer Theorie überzeugen. So ermittelt sie auf eigene Faust und gerät dadurch selbst auf die Liste der Todeskandidatinnen des Psychopathen...
Auf wie viele Kriminalromane mag diese selbst formulierte Kurzbeschreibung im Groben wohl zutreffen? Ich bräuchte wohl recht lange, sie zu zählen. Die Idee an sich ist ja nun wahrhaftig nicht neu.
Und dennoch: Kathy Reichs Roman ist einmalig. Und das sicherlich nicht nur, weil die Autorin denselben Beruf wie die Protagonistin hat. Das erscheint mir mitunter sogar als Nachteil. Freilich ist so sichergestellt, dass die technischen Details korrekt sind. Allerdings kommen mir gerade die Schilderungen der Arbeitsweise ausgesprochen langatmig vor. Für Studierende des Faches mag das eine optimale Gelegenheit sein, den Lernstoff auf kurzweilige Weise zu wiederholen. Für mich als Laie ist es hingegen dann doch eher weniger interessant, mit welcher Pipette man in welcher Richtung verfaulendes Fleisch vom Knochen einer Leiche abziehen muss, ohne wichtige Spuren zu verwischen. Oder wie und warum unter welchen Umständen solche Knochen abgekocht werden müssen. Glücklicherweise kann man solche Passagen aber auch problemlos einfach überspringen, wenn man als Leser je nach Art des Details meint, sich ansonsten entweder demnächst übergeben zu müssen oder aber vor Langeweile einzunicken. Selbst wenn derartige Einschübe sehr oft vorkommen und oft auch extrem lang sind (Insgesamt nehmen sie bestimmt mehrere Handvoll Seiten in Abspruch.), kann man diese notfalls ignorieren und versteht die Handlung dennoch. Bei einem Gesamtumfang des Buches von immerhin 538 Seiten bleibt auch dann noch viel Lesestoff übrig.
In anderen für den Durchschnittsleser eher nachvollziehbaren Bereichen ist Reichs' Detailtreue nämlich nicht minder ausgeprägt und dort wiederum empfinde ich das außerordentlich faszinierend und bereichernd.
Sowohl die Schauplätze als auch die Personen werden mit größter Sorgfalt beschrieben samt Eigenarten und gewissen Absonderlichkeiten. Auf Klischees wird weitgehend verzichtet. Schon allein deshalb halte ich diesen Roman für absolut lesenswert. Spannend ist er übrigens bis zum überraschenden Schluss, der hier natürlich nicht verraten wird.
Mit dieser Meinung scheine ich auch ganz und gar nicht alleine dazustehen, denn immerhin wurde das Werk - übrigens ein Debütroman - bereits in fünfzehn Sprachen übersetzt. weiterlesen schließen
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