Pro:
spannend, Rolle von Yoichi, neuer Blickwinkel auf die Geschichte, wieder sehr gutes Booklet
Kontra:
Sadako verliert an direkter Bedeutung, Werdegang von Reiku, gewohnte kleine DVD-Schwächen
Empfehlung:
Ja
Ein Ring übt im Filmjahr 2003 ein große Faszination auf die Filmfans in Deutschland aus. Und damit ist ausnahmsweise nicht der Ring gemeint, der in der Verfilmung eines imposanten Buches (und natürlich auch in diesem selbst) eines gewissen Herrn Tolkien eine interessante Rolle spielt, sondern ein anderer Ring: Ein Ring auf der Mattscheibe eines Fernsehers.
Ausgelöst durch den großen Zuschauererfolgs des Streifens „The Ring“ von Gore Verbinski Anfang des Jahres 2003 und durch eine deutsche DVD-Veröffentlichung aus dem Haus e-m-s wurde der in Insider-Kreisen schon länger hochgehandelte japanisch Streifen „Ringu“ endlich der breiten Öffentlichkeit ein Begriff. e-m-s hat nun auch die beiden weiteren Teile der Ring-Saga, die auf den Büchern von Koji Suzuki, dem Stephen King Japans, beruhen, veröffentlicht. „Ring 2“ entfernt sich dabei aber etwas weiter von den Büchern von Koji Suzuki. Etwas näher an den Büchern ist der Film „The Spiral“ von Jouji Iida (übrigens auch mit einigen der Darsteller aus den Ring-Filmen), der zeitgleich mit „Ring“ in die japanischen Kinos kam, leider aber in Deutschland noch nicht erschienen ist.
WARNUNG: Nichtkenner des ersten Teils von „Ring“ sollten diese Kritik nicht lesen, da in ihr viele Spoiler bezüglich des ersten Teils auftauchen.
„Ring 2“ spielt dabei rund eine Woche nach den Ereignissen in Ring. Die Reporterin Reiku Asakawa (Nanako Matsushima) und ihr Sohn Yoichi (Rikiya Otaka) sind verschwunden, der Ex-Mann von Reiku, Professor Ryuji Takayama (Hiroyuki Sanada) wurde tot und in schrecklichem Zustand aufgefunden. Zudem wurde die Leiche von Sadako (Rie Inou) in einem seit über dreißig Jahren zugemauerten Brunnen gefunden. Das ungewöhnliche an diesem Fund ist die Tatsache, dass Sadako erst seit rund einem Jahren tot zu sein scheint.
Die junge Studentin Mai Takano (Miki Nakatani), die Freundin von Ryuji, und der Journalist Okazaki (Yuurei Yanagi), eine Kollege von Reiku, machen sich auf die Suche nach Reiku und ihrem Sohn. Dabei kommen sie dem Phänomen des Ring-Virus weiter auf die Spur und als sie Yoichi finden, entdecken sie unglaubliches.
Der zweite Teil der Ring-Reihe überrascht den Zuschauer gleich zu Beginn mit einem Austausch der Protagonisten. Mai und Okazaki, die im ersten Teil beide nur eine Randrolle spielten, stehen nun im Mittelpunkt des Films. Dafür rücken die beiden Protagonisten des ersten Teils Reiku und Ryuji nun an den Rand und spielen nur noch untergeordnete, wenn auch sehr wichtige Rollen. Auf den ersten Blick etwas ungewohnt die beiden „Helden“ auszutauschen (das amerikanische „Remake“ des zweiten Teils wird davon auch abweichen), aber ein für die weitere Geschichte sehr wichtiger Kniff.
Durch den neuen Blickpunkt auf die Geschichte des Rings, der durch die beiden neuen Protagonisten entsteht, werden nämlich weitere Aspekte beleuchtet. Das „Universum“ des Rings wird für den Zuschauer vielschichtiger und interessanter.
Dies liegt vor allem in der Tatsache begründet, dass in „Ring 2“ nicht mehr die direkte Macht des Videobands im Vordergrund steht, sondern nun mehr die indirekte Macht desselben. Der Film zeigt, wie sich die Personen verändern, die mit dem Video in Kontakt kamen, dieses aber überlebten. Vor allem Yoichi spielt dabei eine sehr wichtige Rolle und tritt phasenweise an die Stelle von Sadako.
So erzeugt der Film durch die nun mysteriösere und wichtigere Rolle von Yoichi wieder sehr viel Grusel. Ähnlich wie Teil eins wird hier wieder äußerst selten mit direktem Grusel durch die Bilder gearbeitet (wenn auch phasenweise etwas mehr als bei Teil eins), sondern es wird mehr auf den subtilen Grusel gesetzt. Dies setzt natürlich eine hohe Konzentration und viel Mitdenken des Zuschauers voraus, damit der Film richtig wirken kann.
Letzteres ist auch wichtig um der komplexen Story weiter folgen zu können. Viele in Teil eins aufgeworfene Fragen werden beantwortet, aber es werden mindestens genauso viel neue Fragen aufgeworfen. Der Zuschauer denkt, dass er das Mysterium des Rings weiter entschlüsseln kann, bekommt aber auf dem Weg dorthin immer wieder neue Fragen vorgesetzt. Denken ist somit unerlässlich. Ein schneller Streifen für zwischendurch ist „Ring 2“ deswegen, genauso wie sein Vorgänger nicht.
Leider rückt aber die Person von Sadako im zweiten Teil phasenweise viel zu stark in den Hintergrund, das Videoband verliert noch mehr an Bedeutung und ist kein einziges Mal mehr zu sehen. Dies hat zwar den erläuterten Vorteil, dass man viele neue Aspekte des Ring-Universums zu sehen bekommt, es hat aber auch den Nachteil, dass die gewohnte „Quelle des Grusels“ entfällt. Dadurch kommt nicht immer die erschreckende Wirkung des ersten Teils beim Zuschauer auf.
Missraten ist die Entwicklung von Reiku. Die im ersten Teil so selbstbewusste junge Reporterin verkommt zu einer verschüchterten, zurückgezogenen Person. Eine Wandlung, die trotz der erlebten Ereignisse und der Veränderungen ihres Sohnes, in diesem extremen Maße nur bedingt nachzuvollziehen ist.
Allgemein ist es schwer, einiges in „Ring 2“ nachzuvollziehen. Gerade das mysteriöse Ende wirft mehr neue Fragen auf, als es klärt. Der Zuschauer bleibt etwas verstört zurück und selbst ein zweites Ansehen schafft hier nur bedingt Abhilfe. Hier bleibt sehr viel Raum für einen dritten Teil der Reihe (abgesehen von dem Prequel „Ring 0“, welches sich mit der Person Sadako näher beschafft).
D V D
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Technische Informationen:
Bildformat: 1:1,78 Letterbox
Tonformat: DD 5.1, DD 2.0.
Sprache: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Extras:
- Trailer
- Bildergalerie
- Biografie Hideo Nakata
- Interview Hideo Nakata
Das Bild von „Ring 2“ wurde im Gegensatz zu dem aus Teil eins nicht anamorph abgetastet. Es ist aber eine leichte Verbesserung beim Bild zu erkennen. Im Hintergrund ist öfter bei genauer Betrachtung ein leichtes Blockrauschen zu bemerken, aber vor allem die Verschmutzungen auf dem Bild wurden deutlich weniger. Die Bildschärfte hat sich sogar verbessert. Insgesamt, vor allem für einen asiatischen Film ein ordentliches Bild.
Zu den beiden Dolby Surrond Tonspuren in Deutsch und Japanisch, gibt es bei „Ring 2“ auch noch einen 5.1 Upmix, der überraschend gut ausgefallen ist. Teilweise wird richtiger Raumklang erzeugt.
Die Extras sind in Ordnung. Neben vier Trailern zu „Ring 2“ selbst, befindet sich ein Trailer zu „Ring 0“, sowie ein Bildergalerie auf der DVD. Highlight der Extras sind aber die Infos zu Regisseur Hideo Nakata: So bekommt man auf achtzehn Seiten eine ausführliche Biografie zu Nakata und ein Interview. Viel lesen ist also angesagt, was sich aber sowohl hinsichtlich der Biografie als auch des Interviews lohnt. Hier erläutert Nakata auch, dass er gar kein so großer Horrorfan ist und nur zufällig zu diesem Genre kam.
Als weiteres Extra befindet sich auf der DVD ein „richtig sichtbares“ Interview, welches extra für die deutsche DVD-Veröffentlichung gedreht wurde. Auch hier kommt man ums Lesen nicht herum, außer man kann Japanisch. Das Interview ist nämlich in der Muttersprache von Nakata geführt, aber zum Glück deutsch untertitelt. Nakata äußert sich hier über das amerikanische Remake, bei welchem er unter anderem die Dreharbeiten besuchte und zeigt sich überrascht, dass dies seinem Werk in einigen Punkten so ähnlich inszeniert wurde. Er hat damit gerechnet, dass Hollywood eine monströsere Darstellung, vor allem von Sadaka, wählt.
Schade ist es nur, dass sich kein verstecktes Feature, ähnlich dem Ring-Video bei Teil eins, auf der DVD befindet. Dieses sorgte damals doch noch für einen nachträglichen, weiteren Gruseleffekt, der nun entfallen muss.
Die deutsche DVD aus der Anolis Reihe wird wieder durch ein sehr gutes Booklet abgerundet, in dem, wie schon bei Teil eins, der „Wicked-Vision“ -Redakteur Jörg Kopetz interessante Hintergrundinformationen liefert. Wie schon bei Teil eins nur zu loben, dieses Extra.
F A Z I T
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“Ring 2” kann die sehr hohe Qualität des Vorgängers nicht ganz halten, ist aber trotzdem ein sehenswerter Gruselfilm und für Anhänger des ersten Teils ein Muss! Aber vor allem für diese, denn ohne Kenntnis des ersten Teils dürfte ein Genuss von „Ring 2“ sehr schwer fallen. Die DVD-Umsetzung von e-m-s kann zufrieden stellen, vor allem Dank des Interviews und des wieder mal sehr guten Booklet. Aus einem Vergleich mit den im Ausland erschienen DVDs zu dem Film geht die deutsche DVD als klarer Sieger hervor.
Film: 7 von 10 Punkten!
DVD: 4 von 5 Punkten!
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Gesamt: 7 Punkte auf meiner 10er Skala!
D A T E N
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Titel Deutschland: Ring 2
Originaltitel: Ringu 2
Genre: Horror
Japan 1999, FSK 16, Laufzeit: 95 Minuten
Darsteller: Miki Nakatani (Mai Takano), Hitomi Sato (Masami Kurahashi), Kyôko Fukada (Kanae Sawaguchi), Fumiyo Kohinata (Dr. Kawajiri), Kenjiro Ishimaru (Detective Omuta), Yuurei Yanagi (Okazaki), Nanako Matsushima (Reiko Asakawa), Rikiya Otaka (Yoichi Asakawa), Hiroyuki Sanada (Ryuji Takayama), Yoichi Numata (Takashi Yamamura), Katsumi Muramatsu (Koichi Asakawa), Masako (Shizuko Yamamura), Daisuke Ban (Dr. Heihachiro Ikuma), Rie Inou (Sadako Yamamura)
Regie: Hideo Nakata
Produzenten: Taka Ichise,
Drehbuch: Hideo Nakata Hiroshi Takahashi, nach den Romanen von Kôji Suzuki
Musik: Kenji Kawai
Kamera: Hideo Yamamoto
W E I T E R F Ü H R E N D E * I N F O R M A T I O N E N
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Offizielle Homepage: http://www.ring-dasoriginal.de
Internet Movie Database: http://german.imdb.com/title/tt0218553/
Online Filmdatenbank: http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=11174
© Björn Becher 2003 weiterlesen schließen
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