Pro:
Rockige Musik, inspirierende Botschaft, großteils amüsant
Kontra:
Nichts für Mystiker und Historiker
Empfehlung:
Ja
Wer regelmäßig Burgen besucht und sich gerne auf Mittelalterfeste herumtreibt wird wahrscheinlich auch gerne Ritterfilme ansehen. Einen davon möchte ich heute besprechen (Videoversion). Dabei möchte ich vor allem auf meine Eindrücke eingehen, in wie weit ein an das Mittelalter Interessierter an so einem Film Gefallen haben könnte.
EINLEITUNG
Wenn ich mir einen Ritterfilm ansehen möchte, hoffe ich insgeheim immer auf etwas so actionreiches wie "Braveheart" oder eine so mythologische Story wie die Gralsrunde, oder vielleicht auch mal was lustiges, eine Parodie.
Ich würde den Film in die letzte Kategorie einordnen. Er war ganz offensichtlich als rockige Komödie konzipiert, die Action beschränkte sich auf einige Turniere, die Mythologie fiel zweifellos schon beim ersten Lanzenstechen vom Pferd.
DIE HANDLUNG
Der Sohn eines Dachdeckers William Thatcher (Heath Ledger) nimmt mit seinen zwei Freunden Roland (Mark Addy) und Wat (Paul Tudyk) als Begleiter eines Ritters an einem Ritterturnier teil. Dabei geht aber der Ritter vorzeitig von der Bühne des Lebens ab, was der Dachdeckerjunge in hochstaplerischer Art und Weise dazu ausnutzt, in der Rüstung seines Herrn nun selbst am Turnier teilzunehmen.
Tatsächlich gelingt es ihm dabei einen Preis zu gewinnen, was ihm in seiner Meinung nur bestärkt, in Zukunft nur mehr auf solchen Turnieren teil nehmen zu wollen. Seine Freunde sind zwar anfangs dagegen, doch schließlich stimmen sie ihm zu. William beginnt sein Training ohne Trainer aber mit viel selbst gebasteltem Werkzeug. Es ist schon erstaunlich, was man ohne Trainer erreichen kann. So gesehen, müßten alle Trainer diesen Film als nicht nützlich bewerten.
Bevor er nun beim nächsten Turnier aufkreuzen kann, muß Michael aber noch schnell Ritter werden, den nur Ritter dürfen sich an dem Turnier beteiligen. Zufällig treffen die drei aber den hauptberuflichen Spieler, Prallhans und Dokumentenfälscher Geoff Chaucer (Paul Bettany), der ihm die entsprechenden Papiere beschafft.
Natürlich kommt in diesem Film auch eine Frau vor. Dieser begegnet Michael in Form des schönen Edelfräuleins Jocelyn (Shannon Sossamon), der er so begeistert nachsteigt, daß er einmal sogar mit seinem Pferd in einer Kirche landet.
Während der darauf folgenden Turnier gerät er aber auch an einen düsteren Herren namens Count Ashemar (Rufus Sewell), der ihm gleich 2fach in die Quere kommt. Auch er will Turniere gewinnen und er treibt sich auffällig in der Nähe der schönen Jocelyn herum.
Doch unbeirrt setzt Michael seinen Weg als falscher Ritter und echter Freier fort, er gewinnt trotz Zickigkeit von Jocelyn und Verschlagenheit von Count Ashemar alle Turniere und fast auch das Herz von Jocelyn.
Tja, zunächst einmal nur fast. Den als er bei der Weltmeisterschaft (!) in London seinen inzwischen blinden Vater besucht, bekommen die Spione des Count Ashemar heraus, daß er gar kein Ritter ist. So wird er mit Schimpf und Schande in den Kerker geworfen und bald darauf zum Pranger geführt.
Doch da tut sich ein Wunder in Form eines anderen Ritters auf, den Michael zuvor bei einem Zweikampf edelmütig geschont hatte. Dieser Ritter war nichts anderes als der Prince of Wales, der ihn aus lauter Dankbarkeit aber auch Respekt vom Pranger befreit und zum Ritter schlägt.
"Sir" Michael wirft nun Count Ashemar in den Staub, schnappt sich die Jocelyn, der Nachspann taucht am Bildschirm auf und ich räume die Kekse vom Tisch....
DIE WIRKUNG AUF MICH
Am Anfang lachte ich viel weil alles sehr erfrischend rüberkam. Mit der Zeit aber wurden die Pointen für mich zusehends flacher. Die Handlung reduzierte sich auf das Dreiecksverhältnis Turnierbegeisterter Liebhaber - Liebhaberin - noch ein (störender) Liebhaber und auf den Wunsch des lieben Michael bei den Turnieren groß raus zu kommen.
Bemerkenswert hingegen war die Musik zum Film, den sie war höchst unmittelalterlich. So bildete das Landvolk zur Musik von Queen We will Rock you die Welle oder im Finale dröhnte doch glatt majästetisch Weee aaare theee Champioooons aus dem Boxen meines TV Gerätes. Die Musik bildete für mich durch ihre moderne Form ein schräges Element in der Handlung und war somit recht amüsant und erfrischend.
Die Turnierszenen waren meiner Meinung nach gut gemacht, also hier ging man vom Spaß zum Ernst über. Die Rösser stoben, die Lanzen krachten, die Rüstungen klirrten, der Staub wirbelte. Ich denke, daß hier der Film gerade im Kino gut gewirkt haben mußte. Leider gabs hier Schwächen im Drehbuch. Wenn schon ein Ritter mit verbotenen Waffen antritt, warum sagt die ritterliche Fairnis in Form der Turnierleitung nichts dazu?
Bei der Kleidung der Jocelyn traute ich meinen Augen nicht, sie trug in jeder Szene etwas anderes, aber es wurde irgendwie jedesmal etwas moderner (und freizügiger).
Der leidenschaftliche Ritter Michael wirkte während des Filmes immer sehr brav, völlig unbedarft und ganz ohne Härte. Warum so jemand alle Turniere gewinnen konnte, wäre eine Doktorarbeit wert.Seine beiden Freunde und Helfer wirkten leicht trottelig, aber das gehört sich wahrscheinlich so und trug zum Humor des Filmes sehr viel bei.
Interessant hingegen fand ich den Hochstapler Geoff, der durch seine anfeuernden Reden ein wenig zeigen konnte, wie man durch Reden die Menge beeindrucken kann. Der Gegenspieler vom Michael im Form des Count wirkte in erster Linie düster, ohne größerem Format.
Die Kulissen waren okay, ich hatte nie das Gefühl einer billigen Computeranimation gegenüber zu stehen (wobei diese eigentlich immer teurer sind als sie wirken). Was mich als Freund des Mittelalters einen Stich ins Herz gab, war die Idee das Finale als eine Weltmeisterschaft zu bezeichnen. Ich denke, man sollte die mittelalterlichen Turniere nicht mit Fußball verwechseln.
UND WAS WAR JETZT GUT?
So richtig gut hingegen fand ich einen Spruch im Film, den ich auch für mich mitnehmen möchte: Du kannst deine Sterne neu ordnen. William war ursprünglich nur der Sohn eines Dachdeckers, dem vieles auf Grund seiner Geburt verschlossen blieb. Doch er hielt sich nicht daran und ordnete seine Sterne neu, was schließlich dazu führte, das er geadelt wurde.
In der Diskussion mit seinen Freunden fielen auch zwei Sätze, die ich aus historischer Sicht interessant fand: Wie kam es zum Adel? Sie haben es an sich gerissen! Diese Begründung ist gar nicht mal so falsch. Der Adel fiel nicht vom Himmel, sondern schon immer haben sich bestimmte Menschen zusammengetan und beschlossen, daß sie adelig wären. Sie schon, andere nicht. Michael hatte sich in diesem Film nicht daran gehalten und wurde dafür belohnt.
RESÜMEE
Trotz dieser sehr interessanten Botschaft, war der Film nicht sehr tiefgehend. Ich empfand ihn rockig und großteils amüsant. Für Action, Mystik des Mittelalters und Tiefgang kann ich ihn nicht empfehlen. Was aber die Musik des Filmes betrifft so bin ich mir sicher, das er im Kino sehr toll gewirkt haben muß und sicher zahlreiche Anhänger gefunden hat.
PS: "Da fliegt mir doch glatt das Blech weg" ist in meiner Gegend so eine Redensart für was besonders fetziges, erstaunliches.
FÜR DAS FRÄULEIN IN DER VIDEOTHEK
Deutscher Titel: Ritter aus Leidenschaft
Englischer Titel: A Knight's Tale
Regie: Brian Helgeland
Produzenten: Helgeland, Tim van Rellim, Todd Black
Kinoverleih: Columbia Tristar
USA 2001 weiterlesen schließen
Bewerten / Kommentar schreiben