Pro:
Atmosphäre, Preise, Qualität
Kontra:
Toiletten, steile Ränge
Empfehlung:
Ja
Eines vorweg:
Die hier noch als Ruhrstadion geführte Spielstätte des Fußball-Bundesligisten VfL Bochum trägt mittlerweile den Namen rewirpower-Stadion !
Hier muss ich erstmal etwas weiter ausholen, um mich bei den zahlreichen Fans abderer Vereine, um die es hier geht, zu rechtfertigen, da die Sache, wie ich das rewirpower-Stadion kennengelernt habe, von üblichen Szenarien dieser Art doch recht stark abweicht.
Das erste Mal besuchte ich dieses wirklich meiner Meinung nach hübsche Stadion 1988 oder 89 anlässlich eines Open-Air-Festivals. Es war das "Monsters of Rock", das an diesem August- oder Septemberwochenende dort stattfand. Wenn mich mein Erinnerungsvermögen nicht im Stich lässt, war die 1982 als massgeblicher Begründer des in den frühen 80ern völlig neuen Musikstils "New Wave of British Metal" (kurz "NWBM") bekannte britische Metal-Band "Iron Maiden", die sich bis heute im Rockgeschäft eine respektabele Rolle erspielt haben und dies gelegentlich nach wie vor tun, der Headliner dieses 6 oder.7 Bands starken Programms. Sie gaben an diesem Abend in der Betonschüssel des dort spielenden Bundesligisten VfL Bochum weit über dan Zapfenstreich, der bei 22:00 Uhr lag, hinaus Zugaben spielten, was die Insassen des auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindlichen Knastes sehr gefreut haben dürfte. War es doch für sie mal eine willkommenne Abwechslung vom üblichen Knacki-Alltag. Für die Bands und die Veranstalter war es jedoch notwendig, das bis 22:30 Uhr immer noch nicht ausgepowerte Publikum noch etwas länger bei der Stange zu halten; schließlich kam es am Abend zuvor und am frühen morgen vor dem Stadion zu Szenen, die an die legändären Mai-Krawalle der 80er Jahre in Berlin Kreuzberg oder an die kürzlich zuvor in Hannover eskalierten Chaos-Tage mehr als stark erinnerten. Als wir das Stadion an diesem Tag gegen9:00 erreichten, waren die Straßen um das Stadion herum, besonders in den Eingangsbereichen, derartig von Scherben zerschlagener leerer Bierflaschen übersät, daß es unmöglich war, auf Teer stehen zu können, ohne eine Glasscherbe zwischen Bodenbelag und Schuhsohle zu spüren. Das Konzert war insgesamt gut bis sehr gut und die damals noch "Ruhrstadion" genannte Fußballarena blieb mir trotz des Szenarios am Morgen des Tages in recht guter Erinnerung.
1990 zog ich aus arbeitstechnischen Gründen nach Süddeutschland, wo ich 5 Jahre als Maschinenschlosser auf Montage arbeitete, bevor ich 5 Jahre später wegen widriger Umstände nach Berlin kam. Gerade frisch da angekommen, lernte ich eine damals noch nette und fröhliche Frau kennen, die nach 9-jähriger Beziehung auf einmal zunehmend komischer in ihrer Art wurde und heute leider mit einem Schalke-Hooligan zusammen ist und seitdem auch immer mehr solche Gebaren annimmt. Weil sie sich während der Zeit unserer gemeinsamen Beziehung überhaupt nicht für Fussball interessierte und es sogar einmal kategorisch ablehnte, ein Spiel des damaligen Drittligisten Babelsberg gegen meinen Lieblingsverein Borussia Mönchengladbach im Rahmen der damaligen ersten DFB-Pokalrunde zusammen mit einem Kumpel von mir, der Bayern-Fan seit Kindheit ist, dort im Berliner Vorort bzw. Stadtteil des Vorortes Potsdam, Babelsberg genannt, wo auch die ehemaligen DEFA-Studios der DDR ansässig waren und heute noch Filmproduktionen stattfinden, bei schönstem Frühsommerwetter live im Stadion dort zu schauen und anschließend noch etwas anderes ihren Wünschen entsprechendes zu unternehmen, war Westdeutschland für fast 10 Jahre, also eine knappe Dekade von 1995 bis 2004 für mich gar kein Thema.
Dies änderte sich nach dem Ende dieser bis dahin längsten Beziehung meines Lebens schlagartig. Ich suchte in Berlin recht schnell Kontakt in anderen sozialen und gesellschaftlichen Schichten, da sowohl meine damalige Ex als auch ihr toller neuer Hool-Macker bei mir um die Ecke wohnten und so hoffte, etwas Distanz gewinnen zu können. Wie es der Zufall so will, erfuhr ich in diesem neuen Umfeld von einem Bochumer Festival, daß an jedem ersten Wochenende der Schulferien in NRW seit 1987 im Bermuda-Dreieck, dem innersten Kern der Innenstadt, stattfindet. Mein Entschluss stand sofort fest: Da muss ich hin, ich brauch unbedingt jetzt ganz schnell mal einen Tapenwechsel ! Das Festival startete am Donnerstag um 16:00 Uhr, 4 Bühnen waren innerhalb eines Areals von geschätzem einem Quadratkilometer aufgebaut. Ich kam am Donnerstagmittag, bepackt mit Rucksack und Schlafsack an und wusste nicht, wo ich abends schlafen können würde, da das Geld gerade knapp war. So war in Anbetracht der finanziellen Lage nicht an ein Hotel zu denken und ich kannte niemanden in der Stadt. Das Ende vom Lied an diesem Abend war halt, daß ich im Bochumer Hauptbahnhof in meinen Schlafsack gehüllt auf einem Podest im Inneren des Bahnhofs, zu dem immerhin 3 Stufen hinaufführten, im Sitzen schlief, weil es draußen wie aus Eimern schüttete und das Regenwasser schon in die Bahnhofshalle lief und dort schon bis zu 5 bis 10 Zentimeter hoch an manchen Stellen stand. Dieser Umstand veranlasste mich dazu, im folgenden Jahr auf der Homeapge des Festivals schon im Vorfeld eine geeigente "Penne klarzumachen" ! Ich postete also einen Eintrag in der Rubrik "Wohngelegenheit während des Festivals" und erhielt doch tatsächlich eine Antwort aus Gelsenkirchen. Nun ist Gelsenkirchen ja nicht arg weit weg von Bochum und für Berliner Verhältnisse nicht mal einmal durch die halbe Stadt, aber es war immerhin die Heimatstadt von der neuen großen Liebe meiner Ex, dem FC Schlacke 06. Egal, ich entschloss mich, nachdem über email die Telefonnummern ausgetauscht waren, doch dazu, zu fahren. Sofort nach meiner Ankunft in Bochum rief ich die Handy-Nummer meiner vermeintlichen Gastgeberin für die kommenden Tage an und war nicht verwundert, als ich die Nachricht hörte, daß dieser Teilnehmer nicht erreichbar wäre und ich es später noch einmal versuchen sollte. Naja, bin ich erstma, nachdem ich meine Klamotten am Bahnhof in ein Schließfach gepackt hab, in die Stadt gegangen, war ja noch früh am Tag, grad mal 17:00 Uhr und damit eigentlich ja noch eine Stunde früher als verabredet. Ich war noch nicht ganz in der Stadt, als plötzlich mein Handy klingelte und meine vermeintliche Gastgeberin sich von einem mir bis dahin völlig unbekanntem Anrufer entschuldigen liess, der mir daraufhin mitteilte,mit welcher Linie ich wohin zu fahren hätte, wobei er nicht unerwähnt liess, dass man mich erwartete. Daraufhin setzte ich mich in das entsprechende Verkehrsmittel und fuhr mit recht gemischten Gefühlen meinem unbekannten Ziel entgegen. Als ich ankam, war natürlich niemand zu sehen, aber ich ahtte ja per email auch schon die Anschrift erhalten. Ich fragte die wenigen vorbeikommenden Passanten nach der Adresse und mir wurde nach der dritten Anfrage von einem ausländischenn Mitbewohner des Hauses von wie ich später erfuhr asiatischer Herkunft der Weg gewiesen. Ich setzte mich sofort in Bewegung, als ich hinter mir einen Ruf "Ey, Berliner (?)" aus einiger Entfernung vernahm. Als ich mich umdrehte, erblickte ich ein Päärchen, beide so schätzungsweise zwischen 35 und 45 Jahre alt. Der Typ kam auf mich zu, streckte mir die Hand zum Gruss entgegen und stellte sich als Anrufer von eben vor und deutete auf seine Begleiterin, um mir ihren Namen zu nennen und mir zu eröffnen, das sie meine Gastgeberin für die nächsten Tage sei und er mit ihr zusammen wäre. "No Prob !" sagte ich, um ihm die Angst zu nehmen, dass ich Interesse an seiner Angebeteten haben könnte, auf DEM Film war ich grad so gar nicht ! Naja, und seitdem ich da das erste Mal war, fahr ich regelmässig zu dem Festival und wir sind über die Zeit auch sowas wie Freubde geworden. Sie wohnen zwar in Gelsenkirchen, sind aber Fans des VfL Bochum und sind entsprechend natürlich oft in Bochum unterwegs. Und da schliesst sich der Kreis dann auch wieder: Die beiden kommen seit letztem Jahr auch nach Berlin zu den Auswärtsspielen des Vfl Bochum und ich fahre zusätzlich zu meinen jetzt schon alljährlichen Bochum-Total-Besuchen, auch zu den Fussballspielen zwischen Bochum und Gladbach an Ruhr und Niederrhein.
Ich denke, dass dieser Bericht relativ umfangreich ist, da ich das Stadion ja schon zu verschiedenen Events besucht habe und auch einen Einblick in die Fankurven sowohl des Gastvereins als auch des VfL Bochum mittendrin geniessen durfte. Zu dem Vorfall, daß ich als Gastfan einmal ein Spiel Vereins vom Gegnerblock aus verfolgte, trug die Tatsache bei, dass die Borussia zu Saisonbeginn unter Aufstiegstrainer Jos Lohukay in dieser Saison bis dahin eine derart desolate Vortsellung abeggeben hatte, dass ich mich dazu entschloss, in diesem Jahr neutral angekleidet im Bochumer Fanblock im Dunstkreis meiner Bekannten zu verbringen, um meinem Team sozusagen eine moralische gelbe Karte zu verpassen. Umso erfreuter war ich, als wir nach zuletzt erlittener Heimniederlage, die ausgerechnet gegen unseren Erzfeind, den 1. FC Köln erlitten wurde, im direkt darauffolgenden Spiel unter dem neuen Interimstrainer Ziege, ein Auswärtspunkt in Bochum gewonnen werden konnte, auch wenn ich die Pausenführung der Borussia auch als Endergebnis lieber gesehen hätte. Vor Allem hab ich den Support aus der Gladbach-Kurve bei diesem Spiel genossen. Als ich meiner Gelgenheits-Mitwohnmöglichkeit sagte, daß mir das gefallen würde, wie lautstark "die da drüben" feiern würden, entgegenete sie mir, dass dort in der Gastfankurve Mikrofone installiert seien, um im Stadion auch Stimmung erzeugen zu können, wenn die Gastmannschaften gar zu schüchtern im rewirpower-Stadion auftritten. Das konnte man jedoch von den Gladbacher Fans an diesemAbend keineswegs beahupten, schliesslich war es nach einer langen Durststrecke mal wiedere ein wichtiger Punktgewinn, der doppelt zählte, da man den Punkt AUSWÄRTS gegen einen direkten Mitkonkurrenten im Abstiegskampf erkämpfte. Aber, sie muss es ja wissen, weil sie offizielles VfL-Bochum-Vereinsmitglie d ist und mir auch sonst ziemlich ehrlich und manchmal sogar für meinen Geschmack etwas zu offen gegenübertritt. Ich kenne das Stadion leider nur aus Sicht eines Stehplatzinhabers und muss daher bemängeln, daß die Stufen in den Fanblöcken doch viel zu steil geraten sind. Im Gästeblock ist das ergänzende Problem, dass man dort so zusammengepfercht steht, dass man kaum den Bierbecher zum Mund führen kann und bei Toren des eigenen Teams von Umherjubelnden auch mal schnell versehentlich ein Körperteil in der Fresse hängen hat". Ein ständiges Problem in diesem Stadion scheint seit jeher zu sein, ausreichend Toiletten bereitstellen zu können. Wartezeiten von 30 bis 50 Minuten habe ich da schon des öfteren erlebt. Am längsten wartete ich beim Festival (ca. 70 min. DIXI-Klo), die kürzeste Wartezeit betrug 8 min. (15. 12. 2006, 17. Bundesligaspieltag, letztes Vorrundenspieltag, Gladbach als Tabellenletzter verlor 0:2 und überwinterte mit nur 15 Punkten aus 17 (!) Spielen). Ansonsten ist im rewirpower alles top: Nicht nur das Angebot der Speisen und Getränke ist umfangreicher als z. B. im Berliner Olympiastadion, nein es schmeckt auch alles vorzüglich, zumindest das, was ich bisher genossen hab. Und das war immerhin bis jetzt:
Bier
Currywurst
Pommes
Kräuterlikör
Limonade
Außerdem werden zu für ein Stadion, wie ich finde, neben den bereits eben erwähnten Artikeln zu angemessenen Preise noch folgende Artikel zur Stillung von Hunger und Durst im und rund ums Stadion angeboten:
Fleischspieße
Döner Kebap
div. Spirituosen
Pizza
Noch mehr Bier (!)
Die Ordnungskräfte machen ihren Job gut und sind recht nett. Letztes Mal wurde mir sogar die Mitnahme meiner Kamera, wo immerhin ein 300er-Zoom draufmontiert war, gestattet und einmal liess man mich auf einen Platz im Nebenblock, weil es in meinem eigentlichen Block doch viel zu eng zuging. Abschliessend möchte ich eine Empfehlung für den Besuch der Sportstätte aussprechen und folgenden, zum Teil synonymisch in streng alphabetischer Reihebfolge aufgeführter Personen, die direkt oder indirekt zum Reifen der Gedanken zur Entstehung dieses Berichts danken. Und denjenigen, die sogar mittelbar oder unmittelbar daran beteiligt sind oder waren, möchte ich meinen ganz besonderen Dank aussprechen und ihnen ihren gebührenden Respekt zollen. Keep your Streets clean, please !
Alex
Claudia
Crizzy
Die Chefin
Root
Steffi
Ach ja, fast hätte ichs vergessen:
Die Daten:
Ort: Bochum, Deutschland
Eigentümer: VfL Bochum
Eröffnung: 21. Juli 1979
Kapazität: 31.328 Plätze, davon 16.756 Sitzplätze weiterlesen schließen
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