Secretary (DVD) Testberichte
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Pro & Kontra
Vorteile
- erotisch, humorvoll, klasse Darsteller, guter Sound; passables Bonusmaterial
- Preis, Spaß, Schauspieler
- Heikle Thematik richtig umgesetzt, erotisch, gefühlvoll und amüsant, eine großartige Maggie Gyllenhaal
- Interessant, komisch zugleich. Tolle Schauspieler
Nachteile / Kritik
- könnte mehr Spannung vertragen; kein Making-of
- Nichts
- Im Grunde nichts von Belang
- wers mag :-)
Tests und Erfahrungsberichte
-
Das Büro als S/M-Spielwiese
4Pro:
Heikle Thematik richtig umgesetzt, erotisch, gefühlvoll und amüsant, eine großartige Maggie Gyllenhaal
Kontra:
Im Grunde nichts von Belang
Empfehlung:
Ja
++++++++
+STORY+
++++++++
Lee Holloway (Maggie Gyllenhaal) leidet schon seit vielen Jahren am Borderlinesyndrom und muss sich regelmäßig selbst verletzen, um ihre Gefühle kompensieren oder besser verarbeiten zu können. Als einer ihrer Schnitte eines Tages zu tief geht, vermutet ihre Familie einen Selbstmordversuch und lässt Lee in eine Klinik einweisen. Die dortige Behandlung schlägt bei der jungen Frau jedoch nicht an, so dass sie bereits am Tag ihrer Entlassung erneut zu einem spitzen Gegenstand greift. Angesichts dieser Situation überaus verzweifelt, ist Lee fest entschlossen, ihrem Leben eine Wendung zu geben und macht sich auf die Suche nach einer Arbeit.
Da kommt der jungen Frau ein Stellenangebot als Sekretärin im Büro des Rechtsanwalts Mr. Grey (James Spader) gerade recht. Aufgrund ihrer hervorragenden Tippfähigkeiten ist Lee für diesen Posten nicht nur ausnehmend gut qualifiziert, sondern erhält ihn letztendlich auch. Ihr neuer Arbeitgeber erweist sich jedoch schon nach kurzer Zeit als regelrechter Kontrollfreak mit höchst eigenwilligen Vorlieben, dessen Charme Lee sich schon bald nicht mehr entziehen kann. Unversehens findet sie sich alsbald in einer sadomasochistischen Affäre mit ihrem Chef wieder, in der Begriffe wie Dominanz und Unterwürfigkeit eine völlig neue Bedeutung für die gehorsame Frau bekommen. Von diesen Gefühlen vollkommen überwältigt, verliert Lee ihren Drang nach Selbstverletzung fortan gänzlich und verliebt sich sogar in Mr. Grey. Doch dann erreicht sie eines Tages die Kündigung...
++++++++++++++++
+DATEN ZUM FILM+
++++++++++++++++
Originaltitel: Secretary
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2002
Laufzeit: ca, 107 Min.
Freigabe: FSK 16
Regie: Steven Shainberg
Buch: Erin Cressida Wilson, Steven Shainberg, Erin Cressida Wilson
Produzent: Andrew Fierberg, Amy Hobby, Steven Shainberg
Kamera: Steven Fierberg
Schnitt: Pam Wise
Originalmusik: Angelo Badalamenti
Casting: Ellen Parks
Darsteller:
Maggie Gyllenhaal.....Lee Holloway
James Spader.....Mr. Grey
Jeremy Davies.....Peter
Lesley Ann Warren.....Joan Holloway
Stephen McHattie.....Burt Holloway
Patrick Bauchau.....Dr. Twardon
Jessica Tuck.....Tricia O'Connor
Oz Perkins.....Jonathan
uvm.
+++++++++++++++++++++++
+BEZUGSMÖGLICH KEITEN+
+++++++++++++++++++++++
"Secretary" erschien hierzulande in zwei unterschiedlichen Versionen im Vertrieb des Labels Sunfilm. Während die Erstauflage im hübschen Schuber mit Hochglanzapplikation daherkommt, präsentiert sich die zweite Veröffentlichung als reguläres Amaray-Case. Inhaltlich sind die DVDs jedoch identisch und legen den Film in punkto Bild und Ton in ordentlicher Qualität vor. Auch an den Extras hat man nicht gespart, so dass dem Käufer hier die Wahl zwischen Interviews, Behind the Scenes, Trailern und einige Bio- und Filmografien bleibt.
+++++++
+KRITIK+
+++++++
Onanie und Spanking im Büro erfüllen wohl ebenso die Fantasien vieler gelangweilter Chefs wie eine Sekretärin, die ihnen die Post devot auf allen vieren an den Schreibtisch trägt. Was nun an dieser Stelle tatsächlich an schmutzige Fantasien oder die Handlung eines beliebigen S/M-Pornos erinnert, ist vielmehr der Inhalt des 2002 erschienen Films "Secretary". Dieser müsste, wenn er denn nun in ein Genre geschoben werden sollte, wohl irgendwo zwischen Erotikkomödie und Drama Platz nehmen und beweist ganz nebenbei eindrucksvoll, dass eine S/M-Romanze durchaus auch Stoff für ebenso romantische wie anspruchsvolle Unterhaltung bieten kann. Fernab aller erdenklichen platten Späße und sexistischen Albernheiten ist "Secretary" ein Film geworden, der derartig interessante Themen wie Autoaggression, (sexuelle) Selbstfindung und S/M zusammenmischt und sogar noch eine sehr spezielle und besondere Lovestory hinzugibt. Alleine schon deshalb ist "Secretary" sicherlich ein Film, wie man ihn auch als Liebhaber der individuellen Filmkunst nicht jeden Tag zu sehen bekommt und der sich seinen Status als Unikat verdient hat.
Die Story des Streifens beruht auf einer Kurzgeschichte von Mary Gaitskill und gibt im Grunde einen kleinen Einblick in das Leben einer jungen Frau, die erst noch zu sich selbst finden muss, bevor sie sich dem Glück öffnen kann. Lee Holloway ist ungemein attraktiv, nichtsdestotrotz aber mit sich und ihrem Leben unzufrieden. Von ihrem trinkenden Vater und ihrer überfürsorglichen Mutter hat sie nur wenig Verständnis zu erwarten, weshalb sie sich schon früh in selbstverletzendes Verhalten flüchtet und nur dadurch mit sich ins Reine zu kommen scheint. Unverhofft tritt dann Mr. Grey in ihr Leben, der nach außen hin den selbstsicheren und einschüchternden Rechtsanwalt verkörpert, tatsächlich aber auch mit Problemen zu kämpfen hat. Vor der Kulisse einer kleinen Anwaltskanzlei treffen diese Figuren nun aufeinander und Lee erfährt, dass es zum Glücklichsein manchmal recht unkonventioneller Methoden bedarf.
Der Aufbau des Films ist mehr ruhig denn humorvoll angelegt, lässt seinen Darstellern den größten Freiraum, ohne ständig eine unangebrachte Komik in den Mittelpunkt drängen zu wollen. Natürlich darf ein gewisser, schwarzer Grundhumor bei einer solchen Geschichte nicht fehlen, doch dass der Drive, der sich zwischen Lee und Mr. Grey entwickelt, keiner großartig-übertriebenen Inszenierung fernab jeder Glaubwürdigkeit bedarf, das war Regisseur Steven Shainberg scheinbar bewusst. "Secretary" ist selbst in seinen erotischen Momenten ein wunderbar natürlicher Film, der beispielsweise auch dann nicht abgehoben oder reißerisch wirkt, wenn Mr. Grey Lee zum ersten Mal über seinen Schreibtisch beugt und ihr daraufhin genüßlich den Hintern versohlt, was von dieser regelrecht ekstatisch aufgenommen wird. Fortan entwickelt sich daraus ein leidenschaftliches S/M-Spiel, dem auch das Publikum jederzeit gespannt und erheitert folgt. Von ihren neuen Empfindungen überwältigt, lässt Lee keine Gelegenheit mehr aus, das Missfallen ihres Chefs zu erregen, nur um danach auf eine erneute Bestrafung zu hoffen. Für prüde Geister ist "Secretary" sicherlich alleine seiner Thematik wegen schon ungeeignet, auch wenn hier absolut natürlich mit nackter Haut, Sex und Verlangen umgegangen wird und das Gezeigte zu keinem Zeitpunkt einen voyeuristischen oder selbstzweckhaften Charakter offenbart.
Konsequenterweise darf auch eine dramatische Wendung in einer solchen Geschichte nicht fehlen, doch selbstverständlich ist es letztendlich die Liebe, die sich über alle Widrigkeiten hinwegsetzt und dem Zuschauer das Gefühl gibt, dass er soeben, trotz einiger ungewohnter sexueller Vorlieben, der normalsten Sache der Welt beiwohnen durfte. "Secretary" geht sehr Tolerant mit seiner S/M-Thematik um und erlaubt dadurch auch seinem Publikum einen ebenso toleranten Blick, der sicherlich mit einigen Vorurteilen aufräumen sollte. Dies alles gelingt dem Streifen mit einer sehr zurückhaltenden Inszenierung, der offensichtlich nicht das größte Budget zu Grunde lag, wie man es aus vielen anderen Hollywood-Romanzen kennt. Derartiges vermisst man hier jedoch überhaupt nicht, denn alleine schon das grandiose Spiel der Darsteller macht ein paar unwesentliche Schwächen locker wieder wett. Maggie Gyllenhaal überzeugt in der Rolle der unterwürfigen Sekretärin derart, dass es den Zuschauer nur freuen kann, dass sie zuletzt mit Rollen in "World Trade Center" oder "The Dark Knight" auch beim breiten Publikum für Begeisterung gesorgt haben dürfte. Mit einer Mischung aus jugendlicher Unschuld und leidenschaftlicher Erotik beherrscht Gyllenhaal beinahe jede Szene in "Secretary", weshalb es sicherlich von Vorteil war, ihr mit James Spader einen derartig starken Gegenpart zur Seite zu stellen. Spader gibt Mr. Grey seine ganz eigene Note und lässt diesen ebenso dominant wie verzeifelt erscheinen, was der Figur auch ohne viel Charaktereinführung eine ganz eigene Tiefe verleiht. Für eine weitere, nennenswerte Leistung sorgt letztendlich noch Jeremy Davies ("Dogville", "Der Soldat James Ryan") in der Rolle des treudoofen Peter, der in seiner innigen Liebe zu Lee garnicht erkennen kann, dass sie sich überhaupt nicht für ihn interessiert.
++++++
+FAZIT+
++++++
"Secretary" ist in so mancher Hinsicht ein sehenswerter Film. Er belohnt ein offenes und tolerantes Publikum mit einer erotisch-amüsanten Liebesgeschichte, die auch ohne Vorurteile, Klischees oder überzogene Witze unterhalb der Gürtellinie bestens unterhält und vor allem dafür großen Respekt verdient. Wo andere Filme die S/M-Thematik genutzt hätten, um daraus jede Menge platter Albernheiten zu beziehen, bleibt "Secretary" sich, seiner Geschichte und seinen Figuren treu und serviert dem Publikum eine ehrliche und herzliche Außenseiterromanze, die konstant bodennah bleibt und sexuelle Machtspiele letztendlich fast schon als die normalste Sache der Welt erscheinen lässt. Sympathisanten erotischer und ehrlicher Lovestorys riskieren hier einen Blick, Freunde plumper Späße sollten allerdings fern bleiben, diese laufen ansonsten Gefahr, bei "Secretary" mit so etwas wie Anspruch konfrontiert zu werden .
7 von 10 Punkten.
Mfg
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Knisternde Erotik in einem leisen Film
Pro:
erotisch, humorvoll, klasse Darsteller, guter Sound; passables Bonusmaterial
Kontra:
könnte mehr Spannung vertragen; kein Making-of
Empfehlung:
Ja
Die junge Lee Holloway versucht nach ihrer Therapie, wieder auf die Beine zukommen. Sie versucht sich als Sekretärin bei Anwalt E. Edward Grey und findet in ihm den Mann ihrer Träume als unterwürfige Sekretärin. Leider muss auch der Angebetete erst einmal überzeugt werden, dass das was werden kann. Für Turbulenzen ist gesorgt.
Das Filmprojekt, das Shainberg bei unzähligen Studios und Produzenten angeboten hat, wie er berichtet, beruht auf einer in den USA bekannten, gleichnamigen Kurzgeschichte von Mary Gaitskill.
Filminfos
°°°°°°°°°°
O-Titel: Secretary (USA 2002), DVD: 3.3.2004 (Sunfilms)
FSK: ab 16
Länge: 106 Min. inkl. Abspann
Regisseur: Steven Shainberg
Drehbuch: Erin Cressida Wilson
Musik: Angelo Badalamenti, Phil Marshall
Darsteller: James Spader, Jeremy Davies, Maggie Gyllenhaal, Lesley Ann Warren u.a.
Handlung
°°°°°°°°°°
Die junge, schüchterne Landpomeranze Lee Holloway (Gyllenhaal) findet sich nicht in ihrer Familie zurecht. Der Vater trinkt und wird später eingebuchtet, ihre Mutter fürchtet um Lees Gesundheit, und Lees Beinahefreund Peter (Davies) hat selbst gerade erst einen Nervenzusammenbruch hinter sich, wie er freimütig zugibt. Nicht gerade ideale Bedingungen, um wieder auf die Füße zu kommen.
So ist es durchaus verständlich, wenn Lee wieder ihrem alten Laster frönt, sich selbst zu verletzen: Der Schmerz ist wenigstens etwas, das sie sich lebendig fühlen lässt. Sie hat ständig ihre Scheren- und Stichelkollektion bei sich: Allzeit bereit, das Mädchen!
Durch puren Zufall entdeckt sie in der elterlichen Mülltonne die Anzeige des Anwalts E. Edward Grey (Spader), der eine Sekretärin sucht. Lee hat zum Glück ein Diplom in diesem Berufsbild und bewirbt sich. Als erstes kommt ihr in der Kanzlei ihre Vorgängerin entgegen, die weinend ihre Sachen rausträgt, den Abfindungsscheck in der Hand. Wird sie auch einmal so enden?
Grey hat ein Problem. Er ist ebenfalls schüchtern, möchte aber seine Sekretärinnen trotzdem wie sein Privateigentum betrachten. Als er daher entdeckt, wie sich Lee und Peter vertraulich unterhalten, zieht er andere Saiten auf. Nun findet er auf einmal in jedem Brief, den Lee tippte, Fehler. Er schickt sie zur Aktensuche in den Müllcontainer und ignoriert dann ihr triumphal abgeliefertes Fundstück. Schließlich bekommt sie eine Tracht Prügel auf den Po. Das gefällt Lee wider Erwarten äußerst gut, denn der Schmerz ist ja ihr Freund.
Absichtlich schmuggelt sie fortan Tippfehler in die Briefe, die sie mit einer altertümlichen IBM-Kugelkopfmaschine verfassen muss - nix PC. Mit Freuden erwartet sie die vorwurfsvollen Responsen ihres Chefs, der jeden noch so kleinen Fehler dick mit seinen roten Filzschreibern markiert. Allmählich verliebt sich Lee in den herrischen Chef, und auch sie scheint ihm nicht egal zu sein. Er hält sie dazu an, sich ordentlich zu kleiden. Schon nach sechs Monaten sieht sie aus wie die ideale devote Sekretärin, die alles für ihren Boss tut - Handschellen inklusive.
Doch nun bekommt Grey kalte Füße. Schließlich muss in einer Dominant-Submissive-Beziehung einer der Dominante sein, und das ist er. So will es Lee. Dazu ist er (noch) nicht bereit. Er verbannt alle Rotstifte und behandelt Lee wie Luft. Als sie ihm einen Regenwurm in den Brief praktiziert, bestraft er sie noch ein letztes Mal. Danach muss auch sie andere Saiten aufziehen: Sie geht in den Hungerstreik, um ihren Traummann zu bekommen - ein gefundenes Fressen für die ganze Stadt.
Die DVD
°°°°°°°°°°
Technische Infos
Bildformate: 1,85:1, 16:9
Tonformate: DD 5.1, DTS
Sprachen: D, GB
Untertitel: D
Extras:
- Dt. Kino-Trailer
- Bio-/Filmografien: Spader, Gyllenhaal, Davies, Shainberg
- Interviews: Spader, Gyllenhaal, Shainberg (mit/ohne Untertiteln)
- Behind the scenes
- Trailershow: Dolls; Zug des Lebens; Super Sucker; Harvard Man; I Witness; Vidocq
-
Mein Eindruck
°°°°°°°°°°°°°
Man kann es den Hollywoodbossen nicht verdenken, wenn sie meinten, die Story müsse völlig anders enden. Lees Verhaltensabweichung betrachten sie als Problem, das der Heilung bedürfe, doch für Autorin, Drehbuchschreiberin und Regisseur ist gerade die Verhaltensabweichung die Heilung für das Problem, an dem Lee ansonsten leidet: der Gleichgültigkeit ihrer Umgebung, der zerfallenen Ehe ihrer Eltern, der Perspektivlosigkeit auf dem Lande: kurzum dem Lebendigbegrabensein.
Über Grey erfahren wir leider zu wenig, um ihn gänzlich zu verstehen. Da gibt es eine wütende Ex-Frau Patricia und eine mysteriöse blonde "Referendarin", für die Grey 500 Dollar pro Besuch berappt. Ansonsten hat er nicht viel zu erzählen. Lee dafür umso mehr. Die beiden nähern sich in einem feinfühlig dargestellten Tanz aneinander an, bis er schließlich kalte Füße bekommt. Dennoch merkt man, dass er sie haben möchte - nur über die Bedingungen ist er mit selbst nicht im Reinen.
Diese beiden ausgezeichneten Schauspieler tragen die ganze Geschichte, und bei jedem Aufeinandertreffen ist man auf den Ausgang gespannt. Dabei darf man sich aber nicht zuviel versprechen. Man muss schon eine Menge von Psychologie - der männlichen wie auch der weiblichen - verstehen, um das Ergebnis jeder Szene bewerten zu können. Auch die sogenannte Action wie etwa Hintern-versohlen und dergleichen sollte man nicht überbewerten. Das sind Oberflächlichkeiten, nach denen der Pornokonsument giert, aber nicht der intelligente Zuschauer bei diesem Kammerspiel.
Shainberg hat die Lovestory der anderen Art als eine leise Komödie inszeniert, bei der andere Regeln als sonst üblich gelten. Selbst die devote Dame holt da schon mal zum Schlag aus und gibt ihrem Verlobten Peter den Laufpass. Sie weiß, was sie will, und sie will es unbedingt, und koste es ihr Leben. Das ist natürlich ein Politikum und Medienereignis ersten Ranges in dem Provinzstädtchen. Und siehe da: Die Leidende findet als Jesusersatz zu neuen Ehren und Würden. Über die gut gemeinten Ratschläge ihrer Umgebung kann man da nur lächeln. Aber wird sie auch ihren Traummann kriegen?
**Die DVD
Die Silberscheibe ist ab 16 Jahren freigegeben, und das geht in Ordnung. Gewaltanwendung gegenüber Frauen, wie sie hier zu sehen ist, erfordert eine gewisse Bewusstheit und Aufgeschlossenheit in den sexuell orientierten Ansichten. Sonst könnte der Film als Anleitung zum Frauenverprügeln missverstanden werden.
Am interessantesten unter den Interviews sind die mit Shainberg und Gyllenhaal, denn Spader stammelt und stottert, dass es einen erbarmt. Maggie Gyllenhaal ist hingegen eine unglaublich lebendige und aufgeschlossene Frau, die auch für Dominant-Submissive-Beziehungen viel Verständnis zeigt. Das Drehbuch hält sie für eines der interessantesten der letzten Jahre. In Zeiten der kulturellen Verwüstung durch die Political Correctness und christlichen Fundamentalismus in den USA ist dies aber auch kein Wunder. Shainberg erzählt, wie es zu diesem Film kam (siehe oben).
Neben den Bio- und filmografischen Notizen sind noch etliche Trailer zu sehen. Übrigens täuscht der deutsche "Secretary"-Trailer etwas vor, das wie eine konventionelle Geschlechterkomödie aussieht, die nur anders aufgezogen ist als etwa "American Pie". Das ist leider völlig irreführend.
Unterm Strich
°°°°°°°°°°
Kein Film für Ungeduldige! So mancher mag sich unter "Sadomaso-Beziehung" wunder was vorstellen, aber hier wird er mit Sicherheit nicht fündig werden. "Secretary" ist eine sehr humorvolle Geschlechterkomödie der leisen Töne. Die zwei Hauptdarsteller, optimal in Szene gesetzt von der Regie, tragen die Story durch die Nuancen ihres Spiels. Nur so kommen die Pointen des Drehbuchs - der Regenwurm, die Fantasien, der Hungerstreik - wie beabsichtigt herüber und nicht als Holzhammerklamauk. Der Film ist also ziemlich langsam und nur wenig sexy, dafür kommt die Erotikfraktion eher auf ihre Kosten. Erotik ist, wenn's knistert.
Fazit: für Film und DVD jeweils nur vier von fünf Sternen.
Michael Matzer (c) 2004ff
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2004-12-19 18:23:03 mit dem Titel Knisternde Erotik in einem leisen Film
Die junge Lee Holloway versucht nach ihrer Therapie, wieder auf die Beine zukommen. Sie versucht sich als Sekretärin bei Anwalt E. Edward Grey und findet in ihm den Mann ihrer Träume als unterwürfige Sekretärin.
Leider muss auch der Angebetete erst einmal überzeugt werden, dass das was werden kann. Für Turbulenzen ist gesorgt.
Das Filmprojekt, das Shainberg bei unzähligen Studios und Produzenten angeboten hat, wie er berichtet, beruht auf einer in den USA bekannten, gleichnamigen Kurzgeschichte von Mary Gaitskill.
Filminfos
°°°°°°°°°°
O-Titel: Secretary (USA 2002), DVD: 3.3.2004 (Sunfilms)
FSK: ab 16
Länge: 106 Min. inkl. Abspann
Regisseur: Steven Shainberg
Drehbuch: Erin Cressida Wilson
Musik: Angelo Badalamenti, Phil Marshall
Darsteller: James Spader, Jeremy Davies, Maggie Gyllenhaal, Lesley Ann Warren u.a.
Handlung
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Die junge, schüchterne Landpomeranze Lee Holloway (Gyllenhaal) findet sich nicht in ihrer Familie zurecht. Der Vater trinkt und wird später eingebuchtet, ihre Mutter fürchtet um Lees Gesundheit, und Lees Beinahefreund Peter (Davies) hat selbst gerade erst einen Nervenzusammenbruch hinter sich, wie er freimütig zugibt. Nicht gerade ideale Bedingungen, um wieder auf die Füße zu kommen.
So ist es durchaus verständlich, wenn Lee wieder ihrem alten Laster frönt, sich selbst zu verletzen: Der Schmerz ist wenigstens etwas, das sie sich lebendig fühlen lässt. Sie hat ständig ihre Scheren- und Stichelkollektion bei sich: Allzeit bereit, das Mädchen!
Durch puren Zufall entdeckt sie in der elterlichen Mülltonne die Anzeige des Anwalts E. Edward Grey (Spader), der eine Sekretärin sucht. Lee hat zum Glück ein Diplom in diesem Berufsbild und bewirbt sich. Als erstes kommt ihr in der Kanzlei ihre Vorgängerin entgegen, die weinend ihre Sachen rausträgt, den Abfindungsscheck in der Hand. Wird sie auch einmal so enden?
Grey hat ein Problem. Er ist ebenfalls schüchtern, möchte aber seine Sekretärinnen trotzdem wie sein Privateigentum betrachten. Als er daher entdeckt, wie sich Lee und Peter vertraulich unterhalten, zieht er andere Saiten auf. Nun findet er auf einmal in jedem Brief, den Lee tippte, Fehler. Er schickt sie zur Aktensuche in den Müllcontainer und ignoriert dann ihr triumphal abgeliefertes Fundstück. Schließlich bekommt sie eine Tracht Prügel auf den Po. Das gefällt Lee wider Erwarten äußerst gut, denn der Schmerz ist ja ihr Freund.
Absichtlich schmuggelt sie fortan Tippfehler in die Briefe, die sie mit einer altertümlichen IBM-Kugelkopfmaschine verfassen muss - nix PC. Mit Freuden erwartet sie die vorwurfsvollen Responsen ihres Chefs, der jeden noch so kleinen Fehler dick mit seinen roten Filzschreibern markiert. Allmählich verliebt sich Lee in den herrischen Chef, und auch sie scheint ihm nicht egal zu sein. Er hält sie dazu an, sich ordentlich zu kleiden. Schon nach sechs Monaten sieht sie aus wie die ideale devote Sekretärin, die alles für ihren Boss tut - Handschellen inklusive.
Doch nun bekommt Grey kalte Füße. Schließlich muss in einer Dominant-Submissive-Beziehung einer der Dominante sein, und das ist er. So will es Lee. Dazu ist er (noch) nicht bereit. Er verbannt alle Rotstifte und behandelt Lee wie Luft. Als sie ihm einen Regenwurm in den Brief praktiziert, bestraft er sie noch ein letztes Mal. Danach muss auch sie andere Saiten aufziehen: Sie geht in den Hungerstreik, um ihren Traummann zu bekommen - ein gefundenes Fressen für die ganze Stadt.
Die DVD
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Technische Infos
Bildformate: 1,85:1, 16:9
Tonformate: DD 5.1, DTS
Sprachen: D, GB
Untertitel: D
Extras:
- Dt. Kino-Trailer
- Bio-/Filmografien: Spader, Gyllenhaal, Davies, Shainberg
- Interviews: Spader, Gyllenhaal, Shainberg (mit/ohne Untertiteln)
- Behind the scenes
- Trailershow: Dolls; Zug des Lebens; Super Sucker; Harvard Man; I Witness; Vidocq
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Mein Eindruck
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Man kann es den Hollywoodbossen nicht verdenken, wenn sie meinten, die Story müsse völlig anders enden. Lees Verhaltensabweichung betrachten sie als Problem, das der Heilung bedürfe, doch für Autorin, Drehbuchschreiberin und Regisseur ist gerade die Verhaltensabweichung die Heilung für das Problem, an dem Lee ansonsten leidet: der Gleichgültigkeit ihrer Umgebung, der zerfallenen Ehe ihrer Eltern, der Perspektivlosigkeit auf dem Lande: kurzum dem Lebendigbegrabensein.
Über Grey erfahren wir leider zu wenig, um ihn gänzlich zu verstehen. Da gibt es eine wütende Ex-Frau Patricia und eine mysteriöse blonde "Referendarin", für die Grey 500 Dollar pro Besuch berappt. Ansonsten hat er nicht viel zu erzählen. Lee dafür umso mehr. Die beiden nähern sich in einem feinfühlig dargestellten Tanz aneinander an, bis er schließlich kalte Füße bekommt. Dennoch merkt man, dass er sie haben möchte - nur über die Bedingungen ist er mit selbst nicht im Reinen.
Diese beiden ausgezeichneten Schauspieler tragen die ganze Geschichte, und bei jedem Aufeinandertreffen ist man auf den Ausgang gespannt. Dabei darf man sich aber nicht zuviel versprechen. Man muss schon eine Menge von Psychologie - der männlichen wie auch der weiblichen - verstehen, um das Ergebnis jeder Szene bewerten zu können. Auch die sogenannte Action wie etwa Hintern-versohlen und dergleichen sollte man nicht überbewerten. Das sind Oberflächlichkeiten, nach denen der Pornokonsument giert, aber nicht der intelligente Zuschauer bei diesem Kammerspiel.
Shainberg hat die Lovestory der anderen Art als eine leise Komödie inszeniert, bei der andere Regeln als sonst üblich gelten. Selbst die devote Dame holt da schon mal zum Schlag aus und gibt ihrem Verlobten Peter den Laufpass. Sie weiß, was sie will, und sie will es unbedingt, und koste es ihr Leben. Das ist natürlich ein Politikum und Medienereignis ersten Ranges in dem Provinzstädtchen. Und siehe da: Die Leidende findet als Jesusersatz zu neuen Ehren und Würden. Über die gut gemeinten Ratschläge ihrer Umgebung kann man da nur lächeln. Aber wird sie auch ihren Traummann kriegen?
**Die DVD
Die Silberscheibe ist ab 16 Jahren freigegeben, und das geht in Ordnung. Gewaltanwendung gegenüber Frauen, wie sie hier zu sehen ist, erfordert eine gewisse Bewusstheit und Aufgeschlossenheit in den sexuell orientierten Ansichten. Sonst könnte der Film als Anleitung zum Frauenverprügeln missverstanden werden.
Am interessantesten unter den Interviews sind die mit Shainberg und Gyllenhaal, denn Spader stammelt und stottert, dass es einen erbarmt. Maggie Gyllenhaal ist hingegen eine unglaublich lebendige und aufgeschlossene Frau, die auch für Dominant-Submissive-Beziehungen viel Verständnis zeigt. Das Drehbuch hält sie für eines der interessantesten der letzten Jahre. In Zeiten der kulturellen Verwüstung durch die Political Correctness und christlichen Fundamentalismus in den USA ist dies aber auch kein Wunder. Shainberg erzählt, wie es zu diesem Film kam (siehe oben).
Neben den Bio- und filmografischen Notizen sind noch etliche Trailer zu sehen. Übrigens täuscht der deutsche "Secretary"-Trailer etwas vor, das wie eine konventionelle Geschlechterkomödie aussieht, die nur anders aufgezogen ist als etwa "American Pie". Das ist leider völlig irreführend.
Unterm Strich
°°°°°°°°°°
Kein Film für Ungeduldige! So mancher mag sich unter "Sadomaso-Beziehung" wunder was vorstellen, aber hier wird er mit Sicherheit nicht fündig werden. "Secretary" ist eine sehr humorvolle Geschlechterkomödie der leisen Töne. Die zwei Hauptdarsteller, optimal in Szene gesetzt von der Regie, tragen die Story durch die Nuancen ihres Spiels. Nur so kommen die Pointen des Drehbuchs - der Regenwurm, die Fantasien, der Hungerstreik - wie beabsichtigt herüber und nicht als Holzhammerklamauk. Der Film ist also ziemlich langsam und nur wenig sexy, dafür kommt die Erotikfraktion eher auf ihre Kosten. Erotik ist, wenn's knistert.
Fazit: für Film und DVD jeweils nur vier von fünf Sternen.
Michael Matzer (c) 2004ff weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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