Der Wanderchirurg (Taschenbuch) / Wolf Serno Testberichte
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Pro & Kontra
Vorteile
- siehe Bericht
- gut recherchiert, schöne Erzählweise, spannend und interessant
- spannend, unterhaltsam, kurzweilig, sympathisch
- Ausführlich und gut zu lesen
Nachteile / Kritik
- siehe Bericht
- nichts
- zu viele \"Zufälle\", Ende zu abrupt, nicht erklärte Fremdwörter
- nichts
Tests und Erfahrungsberichte
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Das Wandern ist des Chirurgen Lust ...
5Pro:
siehe Text
Kontra:
siehe Text
Empfehlung:
Ja
Sicher vielen Lesern meiner Berichte bekannt wird auch der Autor Wolf Serno sein ....
Sein "Wanderchirurg" war sein Debüt und schlug gleich ein ...
Daten zum Buch:
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Taschenbuch: 810 Seiten
Verlag: Droemer Knaur; Auflage: Galeria Edition (1. Oktober 2002)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3426501937
ISBN-13: 978-3426621646
ASIN: 3426621649
Größe und/oder Gewicht: 19 x 12,6 x 4,5 cm
PREIS: 9,95 Euro
der Autor:
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Wolf Serno ist Jahrgang 1944 und wurde in Hamburg geboren. Er arbeitete nach seinem Studium als Texter und Creative Director in Werbeagenturen. Weiterhin war er als Dozent an der Werbefachschule in Hamburg tätig. 1997 beschloss er Autor zu werden.
Hierin schrieb er über seine Verbundenheit mit dem Meer und sein Interesse an der Geschichte der Medizin.
Weitere seiner Werke:
- Der Chirurg von Compodios
Die Mission des Wanderchirurgen
Tod im Apothekerhaus
Die Hexenkammer
Der Balsamträger
Der Puppenkönig
Inhaltsabriss:
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Von Seite 9 bis Seite 34 liest man den Prolog, der damit beginnt, dass man eine Frau auf einem Schiff jammern hört. Zum ersten mal wird Kapitän Hippolyte Taggart erwähnt. Ein Kind wurde geboren, aber unter misslichen Umständen .... Es wird darauf hingewiesen, wie es dazu kam, dass Taggarts linke Gesichtshälfte verunstaltet war.
Der Beginn der Reise, auf der sie sich gerade befanden, ist auf den 28. Januar 1556 datiert. Sie waren an den Scilly-Inseln vorbeigeschippert.
Kapitel 1 trägt die Überschrift "Der Abt Hardinus" und ist mit einem Spruch als Untertitel versehen, wie es der Autor auch bei den weiteren Kapiteln handhabt.
Mit diesem Kapitel steigt man in die Geschichte ein ...
Der Abt im Kloster Campodios in Spanien stirbt im Jahr 1576, also 20 Jahre nach der Geburt auf dem Schiff. Er wird aber Vitus, seinem Liebling, noch mit auf den Weg geben, dass dieser ein Findelkind ist ...
Aber wo kommt Vitus her, wer sind seine Eltern, leben diese noch, woher stammt er, kommt er aus England ??? Seine Suche treibt ihn kreuz und quer durch Spanien, und, wie man sich denken kann, muss er viele Abenteuer und Gefahren meistern.
Er wird zum "Wanderchirurg" !!!
Im Epilog wird der Leser abschließend ins Jahr 1577 getragen. ALLES LAG IN SEINER HAND ... sind die letzten Worte und man ist als Leser aufs Äußerste gespannt, ob und ggf. wie die Geschichte rund um Vitus, den Wanderchirurgen weitergehen könnte.
...
meine Meinung zum Buch, der Idee und der Umsetzung:
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Diese genial erdachte Geschichte eines Menschen, der im historischen Mittelalter lebte, so finde ich, ist super genial umgesetzt, sehr spannend und weitgreifend geschrieben, sprüht vor Bildhaftigkeit und trägt den Leser fort ins 16. Jahrhundert.
Der Prolog zeigt auf, wie Vitus geboren wurde und dann wird während des Buches sein Leben beleuchtet. Wie er zu dem wurde, was er dann war, ein begnadeter und ehrenhafter Chirurg der damaligen Zeit.
Dabei, so steht es auch am Beginn des Buches geschrieben, hat Serno top recherchiert, und man spürt, dass die Geschichte der Medizin sein Steckenpferd ist. Die Operationen, die geschildert werden, auch die Behandlungen sind nach dem Stand der Wissenschaft des 16. Jahrhunderts nachempfunden.
Der Autor schreibt sehr ausschweifend, sehr detailgetreu und die Charaktere und Landschaften, sowie die Handlungen werden auch äußerst genau wieder gegeben. Das bedeutet aber keinesfalls, dass die Geschichte gezogen wird wie Gummi, nein, von Beginn bis Ende ist Spannung das Hauptwort und als Leser fühlt man sich in die mittelalterliche Zeit versetzt und leidet und lebt und liebt mit den handelnen Personen.
Immer wieder passieren Dinge, die man so nicht erwartet hätte, sie weiten den ständig vorhandenen Spannungsbogen immer wieder aus und halten den Leser im Buch gefangen.
Ich bin überwältigt, wie toll es der Autor versteht, diese Zeit aufleben zu lassen und würde sagen wollen, dass er mit einer der besten Mittelalter-Autoren ist, die man momentan kennt.
kurze Leseprobe an dieser Stelle:
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"So weit ja, aber gerade in den letzten Jahrzehnten wurden mehr und mehr Militärverbände aufgestellt, wodurch sich die Verteidigungsaufgaben der Bürger weitgehend erledigten." Arturo seufzte. "Seitdem besteht für den braven Kaufmann oder Handwerker kaum eine Notwendigkeit mehr, die Kunst des Fechtens zu erlernen." "Verstehe", sagte Vitus. "Schade, dass Euer Talent jetzt verkümmert." Arturo lächelte. "Ganz so ist es nicht, hin und wieder zwingen mich die unsicheren Zeiten zum Kampf, meistens genügt dann aber mein Dussack." "Was ist das - ein Dussack?" Der Magister beugte sich neugierig vor. Im selben Augenblick ....
Schon hieran sieht man, dass viel mit wörtlicher Rede gearbeitet wird und bildhaft erklärend geschrieben ist. Der Autor ist einfühlsam und geht mit viel Clevernes an die Geschichte heran, er lehrt den Leser auch sehr viele Dinge aus der Zeit des Mittelalters, wie man lebte, was Traditionen waren und vor allem sehr viel über die Medizin des Mittelalters.
Ich bin vom Buch begeistert und werde ganz sicher demnächst den Folgeroman lesen.
Also macht euch gefasst auf einen weiteren Bericht von HEIDIZ - und zwar über "Die Mission des Wanderchirurgen"
Danke für euer Interesse an meinem Bericht
Eure HEIDIZ weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Micha und der Doktor
Pro:
Ausführlich und gut zu lesen
Kontra:
nichts
Empfehlung:
Ja
Da ich gerne lese, wie vom Doktor verordnet, hatte ich mir letzt über Ebay eine Bücherkiste ersteigert. In dieser befand sich das folgende Buch:
Der Wanderchirurg von Wolfgang Serno
Gehört hatte ich zwar schon von diesem Buch, aber bisher auch nicht mehr und von diesem Autor auch noch nichts gelesen.
Das Buch liegt im Handel als Taschenbuch bei 9,95 Euro.
Verlag: Droemer Knaur
ISBN-10: 3426621649
ISBN-13: 978-3426621646
Größe: 19 x 12,6 x 4,5 cm
Über den Autor
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Geboren 1944 arbeitete er seiner Tätigkeit als Autor unter anderem als Theaterbeleuchter, Elektriker und Messegestalter. Nach einem Kommunikationsstudium war er als Texter und Creative Director in großen Werbeagenturen tätig und wirkte als Dozent an der Werbefachschule Hamburg. Seit 1997 widmet er sich ausschließlich seinen Büchern.
Klappentext:
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Im Jahre 1576 stirbt im nordspanischen Kloster Campodios der alte Abt. Kurz vor seinem Tod gesteht er seinem Lieblingsschüler Vitus, dass dieser ein Findelkind ist. Vitus will das Geheimnis seiner Identität lüften und macht sich auf den Weg, auf dem er zahlreiche Abenteuer bestehen muss und sich als begnadeter Chirurg einen Namen macht.
Auszug aus dem Buch:
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„Die Spanischen Stiefel setz ich vors Schienbein, un von hinten kommen die Schellen rum. Schellen und un Platten haben Gewinde un Muttern, un ich dreh so lange an´n Muttern, bis du die Eisenspitzen im Knochen hast, Ketzerdoktor, un dein Schienbein bricht. ´s tut höllisch weh!“
„Nunu“, befahl Ignacio unwillig, „beschränke deine Erklärungen auf Funktion und Anwendung der Instrumente. Das muß laut Prozessordnung genügen. Es ist nicht statthaft, dem Delinquenten mit den sich daraus ergebenden Schmerz zu drohen.“
„Jawohl.“ Nunu wirkte ein wenig enttäuscht. Dann setzte er seine Ausführungen fort, indem er auf den Stuhl wies, der an einem kleinen Tisch stand. „Der Stachelstuhl is wie´n Igel, nur härter. Sitz und Armlehnen sin mit Eisenspitzen gespickt. ´s is genau das Richtige,n wenn man die Stiefel schon anhat.“
Er ging an den Tisch. „Die Mund hat acht Flügel un in der Mitte ´n Gewinde mit ´ner Mutter“, er deutete auf die Mutter,“die is da, wo bei ´ner richtigen Birne der Stängel is. Unsre Birne kommt mit´m dicken Ende in´n Mund, un ich dreh an der Mutter, un im Mund gehen die Flügel auseinander, un der Ketzer kriegt dicke Backen un kann nix mehr sagen. Un wenn er doch schreit, dreh ich un dreh ich, ......
--- Anmerkung: Ich habe mich hier nicht pausenlos vertippt – es steht wirklich so in diesem Buch -------
Kurzzusammenfassung:
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Vitus wuchs als Findelkind in einem Kloster auf. Am Todestag des alten Abtes bekommt er alles was er über ihn weiß erzählt. So auch die Vermutung, dass seine Wurzeln irgendwo in England zu suchen sind. Dies wird durch ein Wappen auf einem Damasttuch in welchem er als Baby lag vermutet. Vitus begibt sich nun auf den Weg und möchte über Santander mit einem Schiff nach England um seine Herkunft zu erforschen. Unterwegs nach Santander kommt er allerdings unter widrigen Umständen in den Kerker und wird als Ketzer angeklagt. In diesem Kerker lernt er den Magister kennen und die beiden freunden sich an.
Gemeinsam gelingt Ihnen die Flucht und die beiden reisen zusammen mit einer Gauklertruppe Richtung Küste. In dieser Zeit arbeitet Vitus als Chirurgicus.
An der Küste angekommen suchen sie ein Schiff welches nach England fährt, aber wieder kommt alles als man denkt. Die beiden werden entführt und kommen auf ein Schiff welches auf dem Weg in die Neue Welt ist. Durch ein Schiffunglück und durch eine glückliche Rettung landen die beiden auf einem Schiff der englischen Krone. Auf diesem erfährt Vitus aufgrund des Wappens zu welcher Familie dies gehört.
Als die beiden nach England kommen, begibt er sich auf die Suche nach seiner Familie und.....
Fazit:
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Auch wenn vielleicht vielen meine Zusammenfassung etwas kurz scheint, ich wollte nur einen groben Überschlag von der Geschichte erzählen. Den Buch ist sehr ausführlich und detailgetreue geschildert. Dies kann man auch an der Leseprobe erkennen, denn die ganze Prozedur im Folterkelter wird haargenau über mehrere Seiten beschrieben, das man sich ein genaues Bild der damaligen Inquisition machen kann. Im Laufe des Buches lernt Vitus viele Leute kennen, die es z. T. gut mit ihm meinen oder auch nicht. Doch irgendwie kommt er immer wieder auf die Füße und lässt sich durch nichts entmutigen und bleibt seinem Ziel treu, so das man ihn schon fast bewundern muss. Das Buch ist mit über 800 Seiten auch nicht gerade schlank und man könnte vermuten, dass vielleicht zwischen drin durchaus mal langweilig werden könnte. Dies ist aber zum Glück nicht und die Geschichte trägt einem immer weiter mit. Das einzigste was mich etwas störte, war am Schluß auf den Schiffen. Dort tauchten viele Schiffsspezifische Fremdwörter auf, mit dem ich als Süddeutsche Landratte nur herzlich wenig anfangen, aber dies ist nur mein eigenes persönliches empfinden. Ansonsten fand ich diese Liebe für das ausführliche Beschreiben gut, wie er z. B. die arbeiten von Vitus als Chirurgicus bis in kleinste, mit den Verwendungen von Kräutern oder die Tätigkeit als solches beschreibt. Viele Autoren sind da eben etwas kurzer angebunden.
Kaufempfehlung würde ich definitiv aussprechen und ich werden wenn ich mal meinen ganzen Lesestoff durch habe, mr auch noch die Fortsetzung gönnen.
LG, Micha weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Ein Arzt auf Wanderschaft
Pro:
schön lesbar, leicht verständlich geschrieben, etwas für Lateinfans
Kontra:
zu viele Wunder geschehen
Empfehlung:
Ja
Hallo ihr Leseratten,
wieder einmal habe ich mich aufgerafft, um mich meinen Lesekünsten zu widmen. Dieses Mal ist meine kleine Schwester schuld daran, dass ich mich wieder einmal einem Genre widme, welches ich absolut nie als mein Interessengebiet angesehen habe.
=== „…Für mich sind diese Dinger „Gähn – Romane“…“ ===
Es geht um Wolf Sernos Roman „Der Wanderchirurg“, einem satten Wälzer der sich über 810 Seiten erstreckt. Meine Schwester schwärmte mir von dem Buch vor, dass es mörder - spannend sei, sie hätte es innerhalb einer Woche durchgelesen und war fasziniert. Na so was aber auch! Nicht, dass mich die Schnelligkeit ihrer Lesekünste faszinierte, nein, denn meine Schwester kapert jedes Buch, liest es sorgsam durch und sortiert diese dann nach Spannungsgrad. Aussortierte Fibeln gelangen irgendwie ins Kellerexil, der Rest muss einfach noch mal gelesen werden. Tja, so sind sie, die Kleinen! „Es spielt im sechzehnten Jahhundert“ war schon ein Satz, der mich bei ihrer Buchempfehlung alles andere als beeindruckte. Eher im Gegenteil – es gibt nix Schlimmeres als die verkitschten Romane aus Tausend und einer Nacht, wo man mit Schwert und Degen seinen Konkurrenten zersäbelt. Für mich sind diese Dinger „Gähn – Romane“ – die beste Methde, einem Langeweiler eine Freude zu bereiten, oder im Kamin Feuer zu entfachen. Doch die Kleine ließ nicht locker. Auch nicht, als ich ihr mit meiner „Langweilig – Geste“ (einem gespielten Gähnen) zu verstehen hoffte, dass mich nichts, aber auch rein gar nichts an dem Schinken interessierte. „Glaub mir, es ist echt spannend, du wirst davon nicht wegkommen! Weißte was? Ich schenk dir das Buch zum Geburtstag!“
Und so geschah es dann auch. Ohne dass ich es wirklich wollte, hatte ich den Schinken dann an meinem Geburtstag aus dem Geschenkpapier ausgewickelt. Tja, was soll ich sagen? Es gibt ja keine bescheuerte Situation als die, in der man seiner kleinen, wissbegierigen Schwester nach einem halben Jahr verklickern muss, dass man ihr Geschenk noch nicht mal ansatzweise durchgeblättert hat. Für alle die meinen, Quark, das hat was mit Offenheit zu tun, nein! Glaubt mir, da kennt ihr meine Schwester nicht. Sie weiß eben, wie man mit cleverer, enttäuschter Miene einen Mann herum kriegt. Also, gut! Um dieser Situation zu entgehen, habe ich, nachdem mir der Roman immer wieder aus dem „Regal für ausgelesene Bücher“ herunter winkte, ein Herz gefasst und „Den Wanderchirurgen“ zum abendlichen Lesestoff erkoren….
=== „…wer zum Geier ist Wolf Serno?“ ===
Wolf Serno, wer zum Geier ist Wolf Serno? Hmm…laut meiner Schwester, der Auto schlecht hin. Merkwürdig, das meinereiner aber überhaupt nichts von dem mega haypen Schriftsteller vernommen hat. Wissenslücke?
Das Internet weiß mehr! Hmhm… aha… aja…1944 in Hamburg geboren, hat sich der Meister als Elektriker, Theaterbeleuchter und Messegestalter verdingt und diente bei der Luftwaffe – schon mal sehr sympathisch…grins… Nachdem Serno seinen Abschluss des Kommunikationsstudiums vollzog, arbeitete er als Werbetexter in dementsprechenden Agenturen. Außerdem lehrte er an der Werbefachschule in Hamburg. Bis er - 1997, um genau zu sein – keine Lust mehr hatte, seine Ideen für andere umzusetzen. Und siehe da, der Lieblingsautor meiner Schwester hat schon einige Romane herausgebracht, die er als Krimis outet. Zum Beispiel „Die Hexenkammer“, „Tod im Apothekenhaus“ und der „Puppenkönig“. Uuuund natürlich, last but not least, insgesamt drei Romane über den Wanderchirurgen. Nun denn, jetzt, wo ich etwas mehr über den Schriftsteller Wolf Serno erfahren habe (Quelle: www.krimi-couch.de) fällt es mir wesentlich leichter diesen Roman zu durchforsten…
„Im Jahre 1576 stirbt im nordspanischen Kloster Campodius der alte Abt.Kurz vor seinem Tod gesteht er seinem Lieblingsschüler Vitus, dass dieser ein Findelkind ist. Vitus läßt dieses Geständnis nicht mehr los: Er will das Geheimnis seiner Identität lüften….Auf seinem Weg quer durch Spanien muss er zahlreiche Abenteuer bestehen…“ Boh, bereits die Vorschau auf dem Buchrücken lässt mich schon erschaudern. Ich ahne Böses. Ein gähnend langweiliger Schinken, der über irgendeinen Mönch namens Vitus berichtet, der irgendwann anno Knips zig spannenden Abenteuer besteht. Ich schmelze dahin.
Auch das Cover des Taschenbuchs lässt nichts Besseres vermuten. Ein dunkelroter Hintergrund, auf dem sich zwei Bildchen befinden. Eine Flotte von alten Fregatten auf hoher See und einen jungen Typen, der ernst aber zufrieden in die…ähm…Kamera schaut. Gut, vielleicht handelt es sich hier eher um ein Portrait, das dieses jungen Mann darstellt, der sich zum Abportraitieren in der freien Natur befindet. Ein Barett auf dem Haupt, aus dem eine lange Matte an Locken ragt. Na ja, wahrscheinlich handelt es sich hier um den Star des Buches: Vitus. In weißen Lettern ist der Autor und darunter, in einer leicht abgewandelten Hand – Druck – Schrift, der Titel des Romans vermerkt: „DER WANDERCHIRURG“.
Oh Schwesterherz, was hast du mir angetan??? Bist du das wirklich wert? Ja, das ist sie, also los Knopfi, überwinde dich endlich und fang an! So schlimm wird es wohl nicht werden!
=== „…Der 34-seitige Prolog ist nicht unbedingt von Dramatik ausgeschöpft…“ ===
Stimmt, das wird es nicht. Die ersten acht Seiten habe ich schon mal hinter mich gebracht. Und dies in Rekordzeit. Ich habe mal gestoppt…grins… Satte neun Sekunden für acht Seiten…was bin ich nur für ein geiler Macker!
Gut, vielleicht sollte ich erwähnen, dass dieses Seiten mit einem Haufen Widmungen für Sernos Bekannten und Freundeskreis beschrieben sind. Außerdem wird vor dem Nachahmen der Operationsbeschreibungen gewarnt. Ein Lichtblick, auch bei „Jackass“ wird vor Nachahmern gewarnt. Kann man hier wirklich etwas lernen?
Und weiter im Text. Zugegeben, die wenigsten Schriftsteller schaffen es, die ersten zwanzig bis dreißig Seiten spannend zu gestalten. Hier geht’s um Menschen und Orte, alles wichtig für die spätere Handlung. Ist ja auch kein Problem. Ähnlich verhält es sich beim „Wanderchirurgen“. Der 34-seitige Prolog ist nicht unbedingt von Dramatik ausgeschöpft, dennoch hält mich diese erste Story gefangen. Warum? Ich weiß es nicht. Möglicherweise ist es die gute Beschreibung der Figuren? Oder die leicht lesbare Redensart der Charaktere? Vielleicht ist es aber auch einfach nur die in der Vorschau vorprophezeite Handlung: Die Geburt eines hochadligen Kindes auf hoher See, irgendwann im 16ten Jahrhundert. Eines dieser Dinge hat mich zumindest davon abgehalten, mich von irgendwelchen Ausreden zu verleiten, nicht weiter zu lesen. Ich gestehe es nur ungern, aber das war gut so!
Erste Leseprobe gefällig? Klar, et voila, hier ist sie:
„Das Wimmern der Frau drang durch die Decksplanken hinauf bis zum Achterkastell der großen Galeone. Es war ein Wimmern, wie Kapitän Hippolyte Taggart es noch nie gehört hatte: lang gezogen, klagend, immer wieder unterbrochen, von einem kurzen, keuchenden Stöhnen. Es erinnerte Taggart an die Laute, die mache Huren ausstießen, wenn sie dem Freier höchste Lust vorgaukeln wollten. Doch Taggart wusste, dass hier nicht ein Akt der Fleischeslust stattfand, sondern vielmehr die Folge davon:
Im Unterdeck wurde ein Kind geboren.
Taggart wandte sich um und blickte mit grimmiger Miene achteraus. Sein Gesichtsausdruck rief bei manchem seiner Männer noch immer eine Gänsehaut hervor, obwohl jeder wusste, dass Taggart nicht anders dreinblicken konnte. Dafür hatte vor drei Jahren ein spanisches Schwert gesorgt, das ihm die linke Gesichtshälfte gespalten hatte. Die Wundränder hatten sich beim Zusammenwachsen verzogen, wodurch ihm fortan der linke Mundwinkel herabhing….
…Eine Frau an Bord! Dachte Taggart zornig. Er bildete sich zwar ein, nicht abergläubisch zu sein, aber er hatte trotzdem ein ungutes Gefühl dabei. Frauen an Bord zogen nichts als Ärger nach sich. Und die Frau, die da unten ihrer schwersten Stunde entgegensah., war dafür der beste Beweis.
Abermals das Wimmern.
Taggart musste zugeben, dass die Frau ausgesehen hatte wie eine richtige Lady, als sie vor wenigen Tagen an Bord gekommen war, auch wenn sie, wie Lord Pembroke betont hatte, weder seine Gattin war noch sonst irgendwie mit ihm verwandt. Aber wer war die Lady dann? Eigentlich eine krasse Unhöflichkeit des Lords, sie ihm nicht vorgestellt zu haben! Und schwanger war sie auch noch! Taggart zuckte mit den Schultern und beschloss, sich wieder seinen Pflichten zu widmen. Aus steifen Böen war in der letzten halben Stunde ein ausgewachsener Sturm geworden. Ihm davonzusegeln schien aussichtslos. Jetzt durfte keine Zeit mehr vergeudet werden.
„Mister Gordon! Mister Loom!“
„Sir?“ Zwei Männer, die in respektvollem Abstand an der Querreling gestanden hatten, eilten herbei und nahmen Haltung an. Sie wussten, dass Taggart auf strenge Disziplin achtete und niemals ein Fehlvergehen durchgehen ließ, auch bei Offizeren nicht. Gordon, der Erste Offizier, war der Kleiner von beiden, ein drahtiger Mann mit flachsblondem Haarschopf und hektischen Bewegungen. Loom, der Segelmeister, war das genaue Gegenteil: groß, schwer, mit gewaltigen Brustkorb, über dem sich ein salzfleckiges Lederwams spannte…“
Das war ein Stück des Prologes, eine Einleitung des Ganzen. Ich muss gestehen, dass Wolf Serno zielsicher und humorvoll auf seine erste Station zurollt: Den Leser auf Weiteres neugierig werden zu lassen. Erste innerliche Fragen tauchen auf: Wer ist die Dame, die auf hoher See ein Kind bekommt? Dass es sich bei dem Kind um die zukünftige Hauptfigur Vitus handelt, wird im ersten Augenblick klar. Doch unklar ist, wieso ist der nun ein Findelkind? Hat der Sturm etwas mit der Sache zu tun? Ich werde das ungute Gefühl nicht los, dass ich von der Geschichte schon mehr gefesselt bin, als mir lieb ist!
=== „…Spätestens jetzt geschieht wieder etwas fast Unerwartetes: …“ ===
Nach dem Prolog also, geht es ins Eingemachte:
Vitus, absolut kein Mönch, sondern tatsächlich nur ein zwanzigjähriger Schüler eines spanischen Mönchsklosters, wird vom Abt Hardinius an sein Sterbebett gerufen. Er erfährt, dass Hardinius ihn eines Tages vor den Toren des Klosters vorgefunden hat, in einer Wiege, eingebettet in einem samtroten Tuch, welches mit einem ominösen Symbol bedruckt ist.
Es lässt Vitus absolut keine Ruhe, dass niemand weiß, wer seine Eltern sind und was mit ihnen geschehen ist. Einziges Zeichen ist das Symbol auf dem Babytuch, dass Vitus immer noch besitzt. Recherchen zufolge scheint es sich um ein englisches Zeichen aus gutem Hause zu handeln. Vitus bricht seine Zelte bei den Mönchen ab und beginnt die Suche nach seiner Herkunft. Unbedingt muss er wissen, welcher Abstammung er entstanden ist.
Aber wie beschreibt man Vitus, der sich im Laufe der Geschichte mit „Vitus von Campodius“ vorstellt (dies rührt daher, dass er seinen Nachnamen nicht kennt)? Er ist sehr gelehrig, fasst sehr schnell neue Dinge auf und setzt sie perfekt um. Beste Vorraussetzungen, dass man ihm im Kloster Medizin beibringt, die Chirurgie, um genau zu sein. Die Mönche geben ihm ein Lehrbuch mit auf den Weg, das die wichtigsten Kniffe der Medizin enthält, zusammengefasst von den wichtigsten Gelehrten der bisherigen Weltgeschichte. Ein Buch, was Vitus teilweise Lebensnotwenig werden lässt.
Vitus möchte nach England. Vorerst beginnt er seinen Weg zu Fuß durch Spaniens Ländereien zu begehen. Auf seinem Weg lernt er einen Zwerg namens „Enano“ kennen. Ein gewitzter kleiner Mann aus Deutschland, der mit List und Tücke seinen Opfern das Geld aus der Tasche zieht. Enano besitzt Kenntnisse über Giftkräuter und braut aus ihnen Tränke, die den Menschen Einschlafen oder sogar sterben lassen können. Durch ihn gelangt Vitus in die Fänge der Kirche. Die sieht in Vitus einen Ketzer und möchte ihn zu einem Geständnis zwingen. Der hat aber nichts zu gestehen und landet im Kerker. Hier lernt er Ramiro Garcia, kurz Magister, kennen, einen Rechtsgelehrten, der im Laufe der Geschichte sein bester Freund und Wegbegleiter werden soll. Auch der Magister Garcia steht bei der Inquisition der katholischen Kirche in Verdacht, einem anderen Glauben anzugehören. Über Monate teilen sich Vitus und der Magister ihren Platz im spanischen Kerker, lernen sich kennen und werden dicke Freunde. Sie schwören sich, alle schwierigen Abenteuer gemeinsam durchzustehen. Besonders mit Vitus kann sich die Kirche nicht anfreunden und drängt ihn mit brutalen Foltermethoden zu einem Geständnis, was er wiederum nicht leistet. Bis sich eines Tages die Gelegenheit der Flucht ergibt, was die beiden Freunde nutzen. Mit Hilfe eines Freundes und den Mönchen aus dem Kloster Campodius gelingt es sogar dem Bereich der Inquisition zu entkommen….
Spätestens jetzt geschieht wieder etwas fast Unerwartetes: Ich bin regelrecht an den Roman gefesselt worden und konnte meine Nase nicht mehr von dem Buch lassen. Es ist dermaßen interessant beschrieben, wie sich die Insassen eines Kerkers fühlen, vertragen und nach Erlösung betteln, das geht schon fast gar nicht mehr. Der Leser fühlt regelrecht mit den nun mittlerweile zwei Helden mit und hegt die Hoffnung, dass das eigentlich schon Bekannte, nämlich die Flucht, geschehen möge. Der Aufenthalt Vitus´ in spanischen Kerkergefilden spannt sich über fast zweihundert Seiten, bis hin zur Buchmitte, was allerdings von Nöten ist, denn der Leser muss wissen, welchem Schicksal sich besonders der Magister hingeben musste, damit sich die beiden Freunde treffen konnten. Zugegeben, Vitus hat auch mehr Glück, wie der Zufall im damaligen waren Leben vielleicht eigentlich erlaubt hätte. Zu oft gelingt es ihm, meiner Meinung nach, sich vor den Fragen der Inquisition zu drücken; die Foltern gehen teilweise zu leicht von statten und die Flucht ist schon recht gutgläubigen Wachen zu verdanken. Ach was soll’s, es ist halt nur eine Geschichte…
=== „…Es kommt zur ersten Liebenszene…“ ===
Vitus und der Magister lassen ihren Schwur wahr werden und meistern alle Situationen zu zweit. Heute würde man sagen, sie gehen durch Dick und Dünn. Wie der Zufall es so möchte, treffen sie auf den Zwerg Enano, der wieder einmal dabei ist, einen Mann um sein Geld zu bringen, dabei aber in einen Kampf verwickelt wird. Vitus rettet ihn aus seiner Not und verzeiht Enano. Dieser zeigt wiederum Reue und schört Vitus eine ewige Freundschaft. Er schließt sich den beiden Freunden an und leistet auf dem weiteren Weg rettende Arbeit.
Der Weg führt Vitus, den Magister und Enano zu einem Gauklerzirkus. Chef – Gaukler Arturo nimmt die drei Freunde herzlich auf und bringt Vitus sogar das Fechten bei. Vitus kann sich wiederum mit seinen ärztlichen Künsten revanchieren. Bei den Gauklern lernt unser Held seine erste große Liebe kennen: die Zigeunerin Tirzah, die seine Liebe erwidert. Es kommt zur ersten Liebenszene…
~~~ Leseprobe II ~~~
…
Welch verwerflichen, sündigen Gedanken gab er sich da hin! Andererseits, träumen durfte man. Und die Gedanken gehörten nur ihm, sie waren seine eigenen, er würde sie mit niemandem teilen – am allerwenigsten mit Tirzah, die wahrscheinlich gar nichts von ihm wissen wollte. Er spürte wie sein Glied hart wurde und sich emporreckte. Der Trank begann zu wirken. Das Verlangen brannte lichterloh in ihm. Wenn Tirzah jetzt hier wäre, würde ich ihr sagen, ja, was würde ich ihr sagen?
„Ich habe dich gesehen“, würde ich ihr sagen, „deinen süßen Schoß, den ich mit meinem Glied durchbohren möchte, den ich in seiner ganzen Tiefe ausloten will, der micht umschlingen soll, mich packen soll, mich nie wieder loslassen soll…“
Alles Unsinn. Aber träumen durfte man.
„Ich wusste, dass du mich gesehen hast“, antwortete sie mit leiser Stimme. „Ich habe es sehr genossen.“
Träume.
Er griff zu seinem Schaft, der Prall und hart war und vor Verlangen pulsierte; er wollte sich Erleichterung verschaffen, doch eine andere Hand war dazwischen und schob die seine beiseite.
Träumte er oder war das Wirklichkeit?
„So, wie du mich geheilt hast, so will ich dir höchste Lust schenken“, sagte Tirzah mit ihrer melodiösen Stimme. Er hörte das Knistern des Stoffs, als sie ihren Rock hob und sich langsam, ganz langsam auf ihn setzte…
Hola die Waldfee! Da wird einem schon ganz anders. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich fast sagen, dass Meister Serno sich auch einer Ausbildung als Erotikschriftsteller unterzogen hat. Ihr habt es selbst gelesen, man fühlt hier richtig mit Vitus mit…grien…
=== „…Unglaublich! 800 Seiten in Rekordzeit!“ ===
Doch auch die beste, erste Liebe scheitert irgendwann, zu mindest hier im Buch, und Vitus macht sich mit seinen Gefährten wieder auf den Weg. Durch einen Trickbetrug gelangen sie auf eine spanische Galeone, die ihre Matrosen durch Kopfgeldjäger verdingt. Das Schiff ist zu den spanischen Kolonien unterwegs, um dort die habhaften Schätze zurück ins Mutterland zu schiffen. Doch die Pein dauert nicht lange an, denn die Galeone wird siegreich von einem englischen Kriegsschiff angegriffen. Die neue Macht hat (wie der Zufall es so will) ein gewisser Kapitän Taggart, der die drei Freunde aus der kniffligen Sklaverei befreit. Unter der Bedingung, dass sie bei ihm als Arzt, Arztgehilfe und Koch anheuern, was man auch tut. Vitus und der Magister werden sogar in den Offiziersrang befördert. Auf einem Dinner erfährt Vitus von einer merkwürdigen Überfahrt Taggarts, als eine adlige Frau, auf seinem Schiff ein Kind bekam. Vitus schöpft sofort Verdacht. Er bekommt heraus, dass das Symbol auf seiner Decke das Emblem der englischen Adelsfamilie Collincourt ist.
Auf der Fahrt gen England bemerkt Taggarts Crew, dass im Horizont ein kleines, englisches Segelschiff angegriffen wird. Taggart eilt dem Schiff zu Hilfe und rettet es. Unter der geretteten Crew befindet sich auch eine gut aussehende Frau namens Arlette. Mit ihr beginnt Vitus eine Affäre und schläft mit ihr. Im Morgengrauen entdeckt er in ihrer Kajüte eine Kiste, worauf das Collincourt – Emblem ist. Er möchte wissen, was sich dahinter verbirgt und öffnet die Kiste. In diesem Moment kommt Arlette herein und verdächtigt Vitus, ein Betrüger zu sein. Sie verlässt wütend das Schiff, ohne sich von ihm zu verabschieden. Vitus ist entsetzt und sein Herz gebrochen.
Angekommen in England kommen die Gefährten zum Gut der Collincourts. Es gelingt Vitus, den Lord Collincourts zu überzeugen, dass er kein Betrüger ist. Dieser glaubt ihm und erzählt ihm die wahre, endgültige Geschichte der Collincourts. Auch Arlette kommt darin vor, die das Gut vor Jahren wegen eines Streits verlassen und sich auf den Weg nach Habana gemacht hat, auf der Suche nach ihrem Cousin. Auch Vitus ist ein Cousin von ihr….
Und so vergehen die Zeichen der Zeit wie im Fluge! Krass! Nie im Leben hätte ich es für möglich gehalten, dass ich diesen Schinken verschlinge. Unglaublich! 800 Seiten in Rekordzeit. In jeder freien Minute wollte ich es wissen. Was passiert mit Vitus und seinen Gefährten? Fällt auch heute wieder jemand Herzensgutes zum Opfer von bloßer Gewalt? Wie weit erstreckt sich das Glück vom Helden Vitus noch weiter aus?
=== „Lesen, lesen, lesen!“ ===
„Denn Gott hatte es gut mit ihm gemeint. Er hatte ihm gute Freunde an die Seite gestellt. Und er hatte ihm den Weg zu seinem Zuhause gewiesen. Seinem Ratschluss wollte er sich beugen. Auch auf die Gefahr hin, Arlette vielleicht nie wieder zu sehen. Alles lag in seiner Hand!“
Fünf letzte Sätze, die dem Buch ein endgültiges Ende setzen. Doch nicht, ohne weitere Fragen zu entblößen, die wohl unbeantwortet bleiben werden… Oooooder, Stoff für ein Nachfolgebuch ergeben. Und siehe da! „Der Chirurg von Campodius“ begibt sich tatsächlich im gleichnamigen Buch erneut auf eine lange Reise, um seine Geliebte Arlette zu finden. Und wisst ihr was? Ich habe den Schinken schon neben mir liegen – lesebereit!
Anfangs habe ich es nicht gedacht, dass mich ein Buch so faszinieren kann wie „Der Wanderchirurg“. Einen Roman zu durchforsten, der irgendwann anno Knips, in spanischen Gefilden spielt und sich mit irgendwelchen hölzernen Kriegs- und Liebesszenarien abkämpft wäre in vorheriger, absehbarer Zeit niemals von statten gegangen. Ich wäre schier eingeschlafen vor Vorurteilen. Tja, und Unglaublicherweise hat es ausgerechnet meine kleine Sister geschafft, mir so was aufs Auge zu drücken. Krass, oder?
Autor Wolf Serno schafft es mit seinem Erstwerk „Der Wanderchirurg“ eine Grundbasis zu setzen, die es zu einem kleinen Meisterwerk schafft. Bereits der Prolog wirkt auf den Leser recht einprägsam. Obwohl die Vorahnung besteht, um welche Szenerie es sich handelt, ist man doch wieder fasziniert, welche Gegebenheiten sich so auf einem Schiff im 16ten Jahrhundert verbergen. Im Allgemeinen, Serno rückt seine Hauptfigur „Vitus“ ins rechte Licht. Vitus ist immer der Held, egal, ob er gerade eine Nebenfigur darstellt oder gar keine Rolle spielt.
„Der Wanderchirurg“ wird in mehrere Kapitel aufgeteilt, die nach handelnden Personen benannt sind. In diesen Kapiteln schlägt der Autor zwei Fliegen mit einer Klappe, denn der Benannte wird beschrieben, ins Leben der Hauptfigur integriert, die Abenteuer des Vitus gehen trotzdem weiter. Jede Kapitelfigur hat irgendeine Bewandtnis, die sich auf den Suchenden Vitus beruht. Bestes Beispiel wären der Zwerg Enano und der Magister. Nicht zu vergessen, Kapitän Taggart.
Leicht merkwürdig finde ich die vielen Glückssträhnen, die den Hauptheld Vitus beglücken. Keine Ahnung, ich war zwar nicht dabei, aber hatten die Reisenden um Fünfzehnhundert wirklich soviel Glück im Leben, dass sie immer wieder an ihre beschlagnahmten Klamotten kamen, die wichtigsten Menschen kennen lernten oder die beschwerlichsten Foltern überstehen, die man sich wohl in der damaligen Epoche so ausgedacht hatte? Hmm…hier kamen mir doch leichte Zweifel auf. Hier hat sich Wolf Serno nicht unbedingt die Mühe gemacht, die Umstände etwas genauer und verträglicher zu beschreiben.
Unglaublich auch die ungemeine Sprachgewandtheit der Personen. Man ist in Spanien, aber eine Sprachbarriere gibt es nicht. Vitus, der gebürtig Engländer ist, aber in Spanien aufgewachsen ist kann sich in Latein und Spanisch verständigen. Auch der Magister ist spanischen Geblüts. Doch als man sich in England befindet, gibt es absolut keine Schwierigkeiten. Selbst von Akzenten keine Spur. Eigens Zwerg Enano spricht sein eigenes Welsisch, was dennoch jedermann versteht. Toll, das nenne ich mal eine einheitliche EU!
Trotzdem, das Buch ist sehr leicht und verständlich geschrieben. Von überheblichen Gesprächsfetzen á la Renaissance keine Spur. Sämtliche Sätze sind pflegeleicht eingedeutscht, der Satzbau einfach und verständlich. Sehr fein auch die vielen lateinischen Begriffe und Sprachfetzen, die die vielen Wissbegierigen unter uns interessieren wird. So einiges erkennt man aus dem täglichen Leben, anderes ist dann doch eher ein kleines Ratespiel. Serno hat allerdings dafür gesorgt, dass sämtliche lateinischen Sätze durch die Personen übersetzt werden.
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Vitus- sein Name steht für "Leben"
Pro:
- siehe Bericht
Kontra:
- siehe Bericht
Empfehlung:
Ja
~ Gliederung ~
1. ~ der Abt von Campodios ~
2. ~ Vitus ~
3. ~ der Zwerg Enano ~
4. ~ der Magister ~
5. ~ Preis ~
6. ~ der Autor ~
7. ~ Meine Meinung ~
~ Der Abt von Campodios ~
Der Abt des Klosters "Campodios", welches in Spanien liegt, ist ein gutherziger, intelligenter alter alter Mann.
Eines Tages, er wurde gerade zu einem Sterbenden in die Stadt gerufen, um ihm das letzte Geleit zu geben, findet er vor seinem Kloster ein in ein rotes, feines Tuch gewickeltes Baby- offenbar ausgesetzt.
Dieses Kind leidet unter starkem Fieber und es scheint, als würde es die Nacht nicht überleben.
Trotzdem setzt der alte Abt, zusammen mit einigen Glaubensbrüdern, alles daran, diesem Jungen über die schwere Erkrankung hinweg zu helfen. Mit Mühe und Not schaffen sie es auch- und nennen den Jungen Vitus, was soviel wie "Leben" bedeutet...
~ Vitus ~
Die Geschichte beginnt mit dem Tod des alten Abtes von Campodios. Vitus ist zu diesem Zeitpunkt bereits zwanzig Jahre alt und wird an das Sterbebett des alten Mannes gerufen.
Erst zu diesem Zeitpunkt erfährt er, dass er ein Findelkind gewesen ist, dessen Wurzeln vermutlich in England zu finden sind- der Grund dafür ist auf dem Wappen verborgen, das auf dem roten Tuch, in das er als Baby gewickelt wurde, eingestickt ist.
Einige Stunden nach dem Tod des Abtes macht Vitus sich auf den Weg, seine Wurzeln zu finden.
Von den Brüdern des Klosters bekommt er vorher noch einige Geschenke, wobei das wichtigste das von Bruder Thomas, dem Cirurgicus von Campodios ist- eines der wenigen Exemplare eines Buches, in der er all seine Erfahrungen mit Krankheiten verschiedenster Arten niedergeschrieben hat.
Für Vitus, der Thomas stets ein gelehriger und begabter Schüler war, eine wahre Kostbarkeit...
Vitus macht sich als auf den Weg und noch k
ein Tag ist vergangen, als er bereits einem gutmütigen Bauern, der an Schwindsucht leidet, Linderung verschaffen kann.
Einige Zeit später läuft Vitus einen Feldweg entlang, und trifft dort auf ein am Wegrand sitzendes, kleinwüchsiges Männchen mit einem großen, hässlichen Buckel.
Dieser Zwerg, der im späteren Verlauf des Buches noch "Enano"getauft werden soll....
~ der Zwerg Enano ~
...lädt Vitus ein, sich zu ihm zu setzen und eine Pause zu machen. Vitus nimmt an und teilt mit Enano seine Wegzehrung, woraufhin der Zwerg ihm von seinem Wein anbietet- der mit einem starkem Schlafmittel angereichert ist.
Nachdem Vitus die Besinnung verloren hat, läuft Enano zu den stadtbütteln und klagt Vitus der Hexerei an, woraufhin der sich sehr bald im Kerker wiederfindet.
Doch Enano wird auch später im Buch noch einmal eine Rolle spielen...
~ der Magister ~
Als Vitus letztendlich im Kerker wiedererwacht, trifft er dort auf einen symphatischen, kurzsichtigen Mann, der sich selbt "Magister" nennt.
Er und Vitus werden schnell Freunde, nicht zuletzt, weil der Magister stets versucht, Vitus zu helfen-
sei es bei der Benutzung des Abtrittes, wo er sich vor ihn stellt, um ihn vor den Blicken der Mitgefangenen zu schützen, oder einfach die stete Aufmunterung, die er Vitus zuteil werden lässt- der Magister wird ein sehr gefragter Begleiter für Vitus.
Mit ihm gemeinsam schafft er auch den Ausbruch aus dem Kerker, doch vorher müssen beide noch einige Proben bestehen.... Aber mehr wird an dieser Stelle nicht verraten. ;o)
~ Preis ~
Der Preis für das Buch beträgt etwa 8 Euro- für mehr als 800 Seiten ist das in Ordnung, finde ich.
~ der Autor ~
Vor seiner Tätigkeit als Autor arbeitete er unter anderem als Theaterbeleuchter, Elektriker und Messegestalter. Nach einem Kommunikationsstudium war er als Texter und Creative Director in großen Werbeagenturen tätig und wirkte als Dozent an der Werbefachschule Hamburg. Seit 1997 widmet er sich ausschließlich seinen Büchern.
Weitere Werke des Autors:
- "Der Chirurg von Campodios"
- "Die Mission des Wanderchirurgen"
- "Hexenkammer"
- "Der Balsemträger"
~ Meine Meinung ~
Ein wirklich sehr ansprechendes Buch, welches dem "Medicus" in keinster Weise nachsteht- man erfährt unglaublich viel über mittelalterliche Bahndlungsmethoden, über die Heilkraft von Kräutern und das Herstellen von Tinkturen- genau nach meinem Geschmack ;o)
Es ist sehr flüssig geschrieben und die verschiedenen Charaktere sind sehr genau und nachvollziehbar dargestellt.
Von mir auf jeden Fall 5 von 5 Sternen! weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Toller historischer Roman
Pro:
gut recherchiert, schöne Erzählweise, spannend und interessant
Kontra:
nichts
Empfehlung:
Ja
Ich habe ja schon ein paar Berichte über Bücher eingestellt – ich lese eben gern und viel. Heute möchte ich Euch das Buch „Der Wanderchirurg“ von Wolf Serno vorstellen.
Ich habe mir dieses Buch im Bertelsmann-Laden für 9,90 € gekauft, allerdings ist es wieder nur eine Paperback-Ausgabe des Knaur-Verlags München. Auf den weinrot gestalteten Umschlagseiten sieht man neben den üblichen Angaben zum Verlag, Autor und Buchtitel das Bildnis eines jungen Mannes in der Art und Weise, wie man im 16. Jahrhundert gemalt hat, erinnert ein wenig an Albrecht Dürer. Auf der Rückseite stehen grobgefaßte Angaben zum Inhalt des Buches.
Zum Inhalt
Alles beginnt mit der Fahrt des Schiffes „Thunderbird“ im Jahr 1556 von Portsmount in die neue Welt. Das Schiff gerät in einen Sturm und ausgerechnet in dieser Nacht wird an Bord ein Kind geboren von einer jungen, unverheirateten englischen Lady. Das Schiff übersteht den Sturm, muß aber an der spanischen Küste „notlanden“.
Zwanzig Jahre später: In dem spanischen Zisterzienserkloster in Campodios liegt der Abt im Sterben. Er bittet Vitus, einen etwa 20jährigen blonden jungen Bruder, zu sich und erzählt ihm, was er über dessen Herkunft weiß. Vitus war ein Findelkind, das der Abt gefunden und im Kloster aufgenommen hat. Der Abt gab dem Knaben den Namen Vitus nach dem lateinischen Vita = Leben. Vitus wurde im Kloster im christlichen Glauben der Zisterzienser erzogen und schon sehr früh von einem Pater in die Kunst der Chirurgie und der Pflanzenkunde eingeweiht. Er war in der Lage, Krankheiten zu heilen, Brüche zu versorgen, Zähne zu ziehen usw.
Das einzigste, was das Kind bei sich hatte, als der Abt es fand, war ein Stück rotes Tuch, bestickt mit einer Art Wappen. Der Abt vermutet die Herkunft des Knaben in England und bestärkt den jungen Vitus, nach England zu reisen und selbst Nachforschungen über seine Herkunft anzustellen.
Nach dem Tod des Abtes macht sich Vitus von Campodios auf den Weg. Er will nach Santander laufen, eine Hafenstadt, und hofft, dort ein Schiff für eine Überfahrt nach England zu finden. Er wird ein Stück von dem Fuhrmann Emilio auf seinem Karren mitgenommen und die beiden freunden sich an. Auf seinem weiteren Weg trifft Vitus auf einen Zwerg mit einem riesigen Kopf und einem Buckel, der ihm einen Schlaftrank verabreicht, den Vitus in seiner Gutgläubigkeit auch trinkt. Als er wieder wach wird befindet er sich im Kerker der Stadt Dosvaldes. Er war von der Inquisition verhaftet worden und sollte als Ketzer verurteilt werden.
Im Gefängnis freundet er sich mit Garcia, einem Magister, an. Die beiden helfen sich gegenseitig, die Umstände im Kerker etwas erträglicher zu machen. Als Garcia nach der Folter schwer verletzt ist, pflegt Vitus ihn gesund, wobei er die Wärter bestechen muß, um an Medizin zu gelangen, die dem Verletzten helfen sollen.
Dann wird er selbst zum Verhör geführt. Er versucht, dem Inquisitor Ignacio, einem Franziskaner, klar zu machen, daß er kein Ketzer ist, aber er landet auf Grund der Verbohrtheit des Inquisitors, der sich strikt an die jahrhundertealten geschriebenen Regeln der Inquisition hält, in der Folterkammer. Die Folter wird nach kurzer Zeit abgebrochen, als der Papst den Inquisitor Ignacio abberuft. Vitus landet mit schwer verletzten Daumen, Oberschenkel und Gesäß wieder im Kerker. Es gelingt ihm, einen Wärter, auf seine Seite zu ziehen. Der Wärter hat ein offenes Bein und hinkt dadurch. Vitus verspricht ihm, das Bein zu heilen. Nunu, der Wärter, besorgt alles, was Vitus für seine eigene Gesundung und die Heilung des Beines des Wärters benötigt. Die Heilung gelingt, Vitus ist wiederhergestellt und Nunu kann wieder laufen, ohne zu hinken.
Eines Tages gelingt es Vitus, den Wärter zu überlisten und gemeinsam mit seinem Freund Garcia aus dem Kerker zu fliehen. Auf der Flucht helfen den beiden Vitus’ Freunde und seine Glaubensbrüder aus dem Kloster, die nach Dosvaldes gekommen waren, um vor Gericht für ihn auszusagen.
So können Vitus und Garcia schließlich bei einer bunt gewürfelten kleinen Wandertruppe unterschlüpfen, die durch die Lande ziehen und ihre Kunststücke zum Besten geben. Da gibt’s einen Fechtmeister, einen Zauberer, Artisten usw. Nachdem Vitus den Doctorus der Gruppe als Scharlatan entlarvt hat und dieser über Nacht die Gruppe verlassen hatte, übernimmt Vitus wohl oder übel die Arbeit des Doctorus. Dabei assistiert ihm die Zigeunerin Tirzah, in die er sich verliebt. Diese Liebe stürzt Vitus in Gewissenskonflikte und als die Wandergruppe endlich in Santander angekommen ist, schließt sich Tirzah einer anderen Zigeunertruppe an, weil ist klar ist, daß Vitus sie nie heiraten wird.
In Santander geraten Vitus und Garcia in die Hände skrupelloser Menschenhändler, die junge Männer mit Schlafmitteln bewusstlos machen und sie auf ein Schiff bringen, wo sie erst wieder erwachen, wenn das Schiff bereits abgelegt hat. Freiwillig würde sich keiner dieser Männer als Matrose anheuern lassen, und so wird auf diese Art und Weise der Mangel an Seeleuten gelöst. Auch Vitus und Garcia landen bewusstlos auf dem Schiff „Cargada“. Vitus kommt um den Dienst als Matrose herum, nachdem der Kapitän des Schiffes sich von seinen medizinischen Fähigkeiten überzeugt hatte; Garcia ist jetzt Vitus’s Gehilfe.
Als das Schiff kurz danach durch einen Fehler des Kapitäns sinkt, werden die Freunde von der Mannschaft des englischen Schiffes „Falcon“ gerettet. Dort lernt Vitus Arlette kennen, eine hübsche junge Engländerin. Nach einer Liebesnacht mit ihr entdeckt er in ihrer Kabine eine Truhe, auf der genau das Wappen eingeschnitzt ist, daß auf seinem roten Tuch eingestickt ist. Jetzt wusste er, daß es das Wappen der Collincourts ist und daß Arlette ein Mitglied dieser Familie, also eine nahe Verwandte sein musste.
In England angekommen sucht Vitus den Familiensitz der Familie Collincourt auf und lernt endlich seinen Onkel Odo kennen, der ihm alles über seine Mutter und seinen Vater erzählen kann. Arlette war die Enkelin von Odo Collincourt. Sie war kurz nach der Ankunft in England in die Neue Welt aufgebrochen, um dort ihr Glück zu suchen. Vitus beschließt, England zu verlassen und Arlette wiederzufinden.
Hier endet das Buch „Der Wanderchirurg“. Ich möchte eigentlich nicht viel mehr auf den Inhalt eingehen, weil dieser Bericht ja dazu anregen soll, das Buch selbst zu lesen.
Mein Fazit
Auf 811 Seiten erzählt der Autor Wolf Serno die Geschichte des Wanderchirurgen Vitus von Campodios von dem Moment an, wo er selbst über seine Herkunft erfährt, bis hin zum Finden seiner Wurzeln in England. Der Erzählstil ist wunderschön bildreich, dabei nicht abschweifend. Charakterstudien sind so präzise, daß man das Bild des Menschen oder der Landschaft direkt vor seinem geistigen Auge sehen kann. Man fiebert mit dem Helden mit, versteht sein Denken, seine Gefühle und Handlungen, freut sich fast mit ihm, als er die Liebe entdeckt und versteht seine innere Zerissenheit, die durch die anerzogene „Gesinnung“ im Kloster seine Liebe zu Tirzah überschattet.
Ein großer Teil des Buches handelt von Vitus’ Kerkerhaft, den Verhören und der Folter. Von der Inquisition hat wohl jeder schon gehört oder gelesen. Gerade in Spanien waren die Inquisitatoren unbarmherzig, kaum einer der Angeklagten entkam der Folter und dem Feuertod. Um der Ketzerei bezichtigt zu werden genügte ein kleiner Hinweis an den Inquisitor, schon wurde der Beschuldigte verhaftet und den grausamsten Foltermethoden unterzogen, um ein Geständnis zu erpressen. Oft wurden auf diese Art und Weise unliebsame Nachbarn beiseite geschafft. Vitus wurde der Ketzerei beschuldigt, weil er sich seinen Wanderstab quer über die Schulter gelegt hatte und auf Zehenspitzen gelaufen war. Einkleiner Junge hatte ihn beobachtet und für Jesus gehalten. Die Kerkerhaft, das Verhör, das sich an strenge, uralte Regeln hält, und die Folter, die in einer ganz bestimmten Reihenfolge am Deliquenten durchgeführt wird, werden vom Autor so eindringlich geschildert, daß einem beim Lesen kalte Schauer über den Rücken jagen.
Sehr gut recherchiert fand ich auch die medizinischen Details, nicht nur in Bezug auf Operationsmethoden, sondern vor allem in Bezug auf Kräuter- und Pflanzenkunde. Es scheint kaum vorstellbar, daß man bereits im 16. Jahrhundert in der Lage war, mit einem Stich mit der Lanzette in den Augapfel Grauen Star zu heilen. Vitus operiert z.B. den Sohn eines befreundeten Bauern. Der Junge hat eine offene „Hasenscharte“ und spricht dadurch sehr schlecht. Vitus schließt die Hasenscharte und benutzt dabei goldene Nadeln, was für die damalige Zeit schon ein Riesenfortschritt war. Zum Blutstillen wurde einfaches Essigwasser oder Alaunstein verwendet, gegen Fieber half ein Tee aus Weidenrinde.
Die „Thüringer Allgemeine“ schrieb folgende Kritik: „Ein Buch, das durch seine atemberaubende Erzählweise jeden Fan historischer Romane fesselt, ein Buch, das man mit dem Herzen liest und das alles um einen herum vergessen lässt.“ Dazu kann ich nur sagen: Ich habe nichts hinzuzufügen!
Über den Autor nur so viel: Er wurde 1944 in Hamburg geboren, arbeitete nach seinem Studium als Texter und Creative Director in großen Werbeagenturen und war Dozent an der Werbefachschule Hamburg. Seit 1997 schreibt er Bücher, in denen u.a. seine Leidenschaft für die Geschichte der Medizin zum Ausdruck kommen. „Der Wanderchirurg“ ist sein Erstlingswerk.
Und wen die Geschichte von Vitus von Campodios interessiert, wer wissen möchte, ob er seine Arlette wiederfindet und mit ihr glücklich wird, der sollte das zweite Buch von Wolf Serno lesen: „Der Chirurg von Campodios“. Das werde ich mir jetzt besorgen und in ein paar Wochen gibt’s dann den nächsten Bericht von mir. Bis dahin weiterlesen schließen -
Der Wanderchirurg.......
Pro:
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Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Prolog
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Da mich historische Romane besonders interessieren und ich den „Medicus“ nicht finden konnte, habe ich mir den „Wanderchirurgen“ von Wolf Serno gekauft. Ich werde mir den Medicus trotzdem kaufen, da mich der Roman auch sehr interessiert hat. Sozusagen als Beilage. Und, wenn ich etwas schon vorweg nehmen kann, es war ein wirklich sehr interessantes Buch. Auch habe ich mir dieses Buch gekauft, weil mich medizinische Zusammenhänge interessieren und weil ich auch Chirurg werden will. So und nun zum Buch, viel Spaß beim lesen. Ich bitte ausdrücklich um Kommentare.
Aufbau, Charaktere und Handlung
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Der Aufbau
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Für mich war der Aufbau des Buches zunächst erst einmal ungewöhnlich, da in den einzelnen Kapiteln, eine Person charakterisiert wird und sie mit dem Protagonisten ( Vitus), besser gesagt mit seiner Reise ( Leben ) etwas zu tun hat. Mal trifft das mehr mal weniger zu.
Doch nervt mich dieser Aufbau ehrlich gesagt etwas, da so unzählige Charaktere vorkommen und ich euch somit nur einige wenige Charaktere vorstellen kann, die Vitus’ Leben entscheidend verändert haben. Ich hoffe ihr nehmt mir das nicht übel.
Die Charaktere
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Vitus
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Vitus ist ein Findelkind, dass im nordspanischen Kloster Campodios aufgewachsen ist. Als er einundzwanzig ist, stirbt der Abt des Klosters. Jedoch weiß Vitus vorher gar nicht, dass er ein Findelkind ist, doch bevor der Abt stirbt, sagt er dem Jungen, dass er keine Familie hat. Vitus, der in dem Kloster alle Künste der Chirurgie und Heilkunde beigebracht bekommen hat, macht sich so auf den Weg auf die lange Reise. Seine Eltern sollen nämlich Engländer sein, dass konnte er erfahren, weil ihm der Abt ein rotes Wickeltuch mit Wappen darauf gegeben hat. So macht er sich auf eine lange gefährliche Reise.......................................
Der Abt Hardinus
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Der Abt hat Vitus als Baby gefunden und seine Lungenentzündung mit Hilfe von Pater Thomas kuriert. Dann hat er ihn erzogen wie den eigenen Sohn. Doch ließ er ihm die Entscheidung frei, ob er Mönch werden wollte oder nicht.
Pater Thomas
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Pater Thomas hat Vitus eine Abschrift von seinem Buch De morbis gegeben, indem viele Krankheiten und ihre Heilungen enthalten sind. So konnte der Junge Arzt auf seiner Reise viele Menschenleben retten. Er brachte ihm auch die Künste der Chirurgie und der Kräuterheilkunde bei.
Der Zwerg Toxil
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Der Zwerg hat Vitus’ Leben entscheidend verändert. Er hat ihn nämlich, nachdem er ihn vergiftet hat, der Inquisition übergeben, wo er dann fast getötet worden wäre. Doch wo er auch einen Freund fürs Leben gefunden hat.
Der Magister
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Der Magister ist Vitus’ Mitgefangener. Sie unterhalten sich sehr oft und halten sich auch damit am Leben. Auch unterstützen sie Sich gegenseitig. Der Magister ist der ständige Wegbegleiter Vitus’.
Die Handlung
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Im Jahre 1576, zu Zeiten der Inquisition, stirbt im nordspanischen Kloster Campodios ein Abt. Vor seinem Tod, eröffnet er seinem Lieblingsschüler, der in den Künsten der Kräuterheilkunde und Chirurgie unterrichtet wurde, dass er ein Findelkind ist. Vitus, so heißt der Junge nämlich, will sich auf den Weg machen, um seiner Identität auf den Grund zu gehen. Zuvor gibt ihm der alte Abt ein Wickeltuch mit einem englischen Wappen darauf und sagt ihm, dass er dieses bei ihm ( Vitus ) gefunden hätte. Dann macht sich Vitus, nur mit einer Kiepe in der er ein Buch der Medizinischen Künste und ein Kapauen hat, auf den Weg nach England und er erlebt viele Abenteuer und schließt viele neue Bekanntschaften und macht sich als begnadeter Chirurg einen Namen.
Zuerst trifft er den Fuhrmann Emilio, der an einer Lungenkrankheit leidet. Als er wieder einen seiner heftigen Hustenanfälle mit Blutauswurf bekommt und in Ohnmacht fällt, hilft ihm Vitus wieder auf die Beine und lindert sein Leiden. Kurz darauf widerfährt Vitus wohl sein schrecklichstes Erlebnis. Als er einen Zwerg namens Toxil trifft und ihm dann noch etwas zu Essen gibt, vergiftet ihn der kleine, um an sein Geld zu kommen. Schlimmer noch: Als Vitus dann wegen dem Gift ihn einen Schlaf fällt, bringt ihn der Kleine zur Inquisition und bezichtigt ihn als Ketzer. Daraufhin muss er monatelang im Kerker schmoren, wo er jedoch einen neuen Freund kennenlernt, mit dem er später durch dick und dünn geht. Der Prozess jedoch ist die Höhe des ganzen Vorfalls: Denn obwohl Vitus ein ganz normaler Chirurg ist, wird er als Ketzer angeklagt und soll nun gestehen, dass er ihm Bunde mit Satan steht. Jedoch muss man betonen, dass dem Angeklagten jedes Wort im Munde umgedreht wurde, sodass er immer als Ketzer galt. Als Vitus jedoch nicht gestehen will, wird er gefoltert. Bis jedoch der Bischof, der da Verfahren leitet nach Rom gerufen wird. Danach fängt die gute Zeit im Kerker an. Der Kerkeraufseher hat ein offenes Bein und humpelt. Als Vitus ihm verspricht sein Bein zu heilen, hört der Mann auf ihn zu foltern. Jedoch stellt Vitus so klug wie er ist ein paar Forderungen: Er will ein eigenes Bett, damit er den Kerkeraufseher untersuchen kann und natürlich auch jeden Tag etwas zu essen. So bekommt Vitus eine Einzelzelle mit Bett, Tisch, Stuhl und Fenster. Er wünscht sich nach ein paar Tagen seinen Freund den Magister herbei. Natürlich hält Vitus sein Versprechen und heilt den Kerkeraufseher. Doch dann kommt ein neuer Bischof, der noch härter zu sein scheint als der Alte. Glücklicherweise gelingt Vitus mit seinem Freund eine spektakuläre Flucht und beide gehen zu einem Freund von Vitus, der ihn vorher mit Vitus’ alten Klosterbrüdern aus den Fängen der Inquisition zu befreien versucht hat. Dort arbeiten beide ein paar Monate und Vitus’ heilt einen Jungen mit Hasenscharte. Als Gaukler im Dorf sind, schließen sie sich diesen an.
Mit dieser Truppe erlebt er noch etliche Abenteuer, die wie ich verraten darf auch sehr interessant und mitreißend sind, jedoch den Rahmen jetzt sprengen würden und keiner mehr weiterlesen würde. Und deshalb mache ich hier eine Zäsur. Ich hoffe für euer Verständnis. Ich kann nur soviel verraten, dass er zwischenzeitlich viele Chirurgische Eingriffe durchführt, seine Liebe findet und dann auch nach England kommt...................................................
Meine Meinung
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Ich fand den Roman sehr interessant, gut recherchiert und gut zu lesen. Jedoch finde ich auch, dass das Niveau an einigen Stellen zu wünschen übrig lies. Auch die Betitelung der Kapitel mit einzelnen Namen fang ich nicht sehr passend. Wer sich jedoch für historische Romane und medizinische Zusammenhänge im Mittelalter interessiert oder wer später mal Chirurg werden will – wie ich ;-) - dem ist dieses Buch ans Herz zu legen
mfg theSurgeon weiterlesen schließen
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