Pro:
Gute Bildqualität, hohe Auflösung
Kontra:
Blitz unbrauchbar
Empfehlung:
Ja
Lange habe ich mir Zeit gelassen, aber nun war es so weit: meine kleine 2-Megapixel-Digitalkamera reichte mir nicht mehr, und ich machte mich auf die Suche nach einer "richtigen", "großen" Kamera mit bestmöglicher Bildqualität. Nach der Lektüre meterhoher Stapel von Testzeitschriften und Internet-Meinungen und nach persönlicher Begutachtung der in Frage kommenden Modelle entschied ich mich für die Sony DSC-F828.
Warum diese und keine andere?
In der Klasse der höherwertigen Kompaktkameras (für die irgendein Werbefritze den selten dämlichen Namen "Prosumer"-Kamera ins Rennen geworfen hat), wetteifern eine Reihe von grundverschiedenen Kameras um die Gunst des ambitionierten Fotoamateurs. Canon, Nikon, Olympus, Konica-Minolta, Panasonic und Leica sind die wichtigsten Konkurrenten für dieses Sony-Modell.
Die Leica Digilux 2 und die baugleiche Panasonic kamen wegen ihres Preises nicht für mich in Frage. Viele dieser Kameras bieten Zoomobjektive, die im Weitwinkelbereich erst um 35 mm anfangen -- da ich gern mit Weitwinkelobjektiven fotografiere, ist das für mich nicht akzeptabel.
Letztlich haben mich zwei Eigenschaften der F828 besonders überzeugt: die Brennweite des Zoom-Objektivs wird, wie ich es von meinen analogen Kameras gewohnt bin, mit einem Zoomring am Objektiv direkt eingestellt, und nicht, wie oft üblich, mit einer Zoomwippe am Gehäuse, die ihre Befehle langsam motorisch ans Objektiv überträgt. Zweitens ist diese Kamera die schnellste, die auf dem Markt ist. Sie ist nur einen Wimpernschlag nach dem Einschalten schussbereit, und die Auslöseverzögerung ist extrem gering.
Preis
Sony nennt immer noch, nachdem die Kamera jetzt rund ein Jahr lang auf dem Markt ist, eine Preisempfehlung von 1150 €. Mittlerweile geht der Straßenpreis auf unter 800 € zu. Ich habe im Frühjahr 869 € beim Versandhändler Snogard bezahlt. Im Preis ist keine Speicherkarte enthalten. Angesichts der recht großen Dateien, die die Kamera erzeugt, sollte man wohl mindestens eine 512-MB-Karte einplanen (jetzt ab ca. 60 € zu kriegen, 1 GB ab etwa 100 €). Die Kamera schluckt sowohl Compact-Flash-Karten (I, II und Microdrives) als auch die teuren Memorysticks in allen Bauarten.
Im Preis enthalten ist die Kamera mit Gegenlichtblende nebst einem Akku und dem dazugehörigen Ladegerät. Leider lässt sich der Akku nur in der Kamera laden. Allerdings gibt es für unter 10 € eine Ladeschale zu kaufen, mit der das Laden des Akkus auch extern geht. Warum Sony diesen Pfennigartikel der Kamera nicht direkt beilegt, verstehe ich nicht so recht.
Sony bietet für 99 € ein Zubehörkit an, das aus einem zusätzlichen Akku, einem UV-Filter zum Schutz des Objektivs sowie einer ledernen Tasche besteht. Die Tasche nimmt die Kamera auch mit aufgesetzter Gegenlichtblende genau auf und bietet zusätzlich eine Reißverschlusstasche sowie eine kleine Netztasche, um Ersatzakku oder -speicherkarte oder Filter mitzunehmen.
Grundlegende Daten
Ich erspare es mir und Euch, hier eine umfassende Liste der technischen Daten abzutippen. Diese findet Ihr beim Hersteller oder bei www.dpreview.com, wo es auch zahlreiche Abbildungen gibt.
Dennoch das Wichtigste in Kürze: die Kamera hat einen 2/3"-CCD-Chip, der 6,6 x 8,8 mm groß ist. Im Vergleich: ein Kleinbild-Negativ ist 24x36 mm groß, hat also etwa die 16fache Fläche. Von diesem Chip liest die F828 8 Millionen Pixel. Eine Besonderheit des Chips ist seine Empfindlichkeit für bzw. Verarbeitung von vier Farben statt der üblichen drei. Ein zusätzlicher grünempfindlicher Bereich soll für eine bessere Farbtreue sorgen.
Es lassen sich Empfindlichkeiten analog zu 64 bis 800 ASA einstellen. Automatisch wählt die Kamera zwischen 64 und 200 ASA, die höheren Empfindlichkeiten lassen sich nur manuell einstellen, sind aber eher unbrauchbar (dazu später mehr). Es lassen sich Belichtungszeiten zwischen 30 Sekunden und 1/2000 Sekunde einstellen.
Das Objektiv hat eine Lichtstärke von 1:2,0 im Weitwinkel- und 1:2,8 im Telebereich. Das sind sehr gute Werte, lichtstärkere Optiken habe ich bei Digitalkameras bisher nicht gefunden. Vor allem sind diese Blenden voll nutzbar, weil die Abbildungsqualität schon bei offener Blende voll zufriedenstellt. Leider ist die kleinste Blende nicht kleiner als 1:8, was aber angesichts der kurzen tatsächlichen Brennweiten digitaler Kameras ausreichend ist.
Die Brennweite des von der Firma Carl Zeiss hergestellten Objektivs beträgt 7,1 bis 51 mm. Das entspricht 28-200 mm umgerechnet auf's Kleinbildformat. Fokussieren lässt es sich ab 50 cm Entfernung. Allerdings gibt es eine Makroeinstellung, die auf simplen Knopfdruck eingestellt wird, mit der man bis auf 2 cm (!) an das Motiv heran kann, allerdings voll nutzbar nur bei 28 mm Brennweite. Ich habe bisher nicht herausgefunden, was dagegen spricht, die Makroeinstellung dauerhaft eingeschaltet zu lassen. Vielleicht hat es der Autofokus damit ein winziges bisschen schwerer.
Eine wirklich vollwertige Makrofunktion ist das allerdings nicht, wenn man diese Einstellung mit einer guten Spiegelreflexkamera mit einem 50- oder 100-mm-Makroobjektiv vergleicht. Die Perspektive eignet sich nicht wirklich z.B. für formatfüllende Aufnahmen von Insekten oder Blumen.
Äußerlichkeiten
Die Sony F828 ist deutlich anders geformt als vergleichbare Kameras. Im Grunde handelt es sich um ein Objektiv mit einem hinten angesetzten Bedienteil dazu. Dieses Bedienteil ist nach oben (um 70°) und unten (um 30°) schwenkbar. Damit werden Aufnahmen in Bodennähe oder über Kopf zu einer leichten Übung.
Der LCD-Monitor sitzt hinten auf dem Bedienteil und hat eine Diagonale von 1,8" (das sind gut 4,5 cm). Er hat eine Auflösung von 134.000 Pixeln. Mit einem Schalter kann man wählen, ob man die Kameraanzeigen auf dem Monitor oder im Sucher sehen möchte. Dieser Sucher ist also elektronisch und zeigt dasselbe Bild wie der Monitor, auch in derselben Auflösung. Bei Gegenlicht oder sehr starken Kontrasten ist der Monitor zuweilen überfordert und zeigt dann helle Linien, die quer über das Bild gleißen (ich glaube, dieses Wort trifft es am besten...). Das erschwert ein wenig die Beurteilung des übrigen Sucherbildes.
Die Rückseite der Kamera ist sehr aufgeräumt. Neben dem Monitor befinden sich dort noch Knöpfe, mit denen man das letzte aufgenommene Foto auf den Monitor holen, es löschen oder vergrößern kann. Oben sitzt eine Art Joystick, mit dem man je nach eingeschaltetem Modus den Autofokus-Punkt verschieben oder einen Menüpunkt auswählen kann. Auf das letzte Detail will ich hier nicht eingehen, aber die Bedienung gibt überhaupt keine Rätsel auf.
Auf der linken Seite des Gehäuses befinden sich eine reihe weniger häufig benutzter Tasten. Hier wird z.B. der Blitzmodus (ein, aus, automatisch...), Makromodus oder die Art der Belichtungsmessung (Mehrfeld, integral, Spot) umgeschaltet. Leider komme ich bei der Bedienung der Kamera oft unbeabsichtigt an diese kleinen Tasten, weil das Objektiv normalerweise bei der Aufnahme in der linken Hand ruht.
Hier an der Seite findet man auch eine großartige Besonderheit der Sony: den Nightframing- und den Nightshot-Modus. Der Nightframing-Modus ermöglicht dem Benutzer, auch bei völliger Dunkelheit zu fokussieren. Es wird dazu ein dunkelrotes Hilfslicht verwendet, das recht unauffällig ist. Das Foto muss man dann natürlich mit Blitz oder vom Stativ aus machen. Verblüffend ist der Nightshot-Modus. Hier funktioniert die Kamera wie ein Nachtsichtgerät. Im Sucher sieht man ein Bild wie in einem Spionagefilm, und genau so wird auch das Foto, wenn man abdrückt: alles ist blassgrün und wirkt ein wenig schemenhaft. Aber was will man im Stockdunkeln erwarten?
Unten am Gehäuse befindet sich das Fach für den Akku und die Compact-Flash-Karte (für Memory-Stick gibt es ein separates Fach auf der anderen Gehäuseseite). Voll geladen hält ein Akku etwa drei Stunden lang. Die genaue Restlaufzeit des Akkus wird übrigens im Monitor angezeigt, das ist eine echte Hilfe, verglichen mit den Überraschungsanzeigen der meisten anderen.
Oben auf dem Gehäuse sitzt der Auslöser. Davor Tasten für die Einstellung des Weißabgleichs und der Belichtungskorrektur. Hinter dem Auslöser ein Daumenrad, mit dem man die wichtigsten Einstellungen wie Belichtungszeit, Blende usw., je nach eingestellter Betriebsart, vornimmt. Neben dem Auslöser ist eine kleine LCD-Anzeige angebracht, die Auskunft gibt über die aktuellen Kameraeinstellungen, Blende, Verschlusszeit usw. Diese Anzeige ist auf Knopfdruck beleuchtbar, hätte wegen mir aber auch fehlen dürfen, ich schaue doch nie darauf, weil alle Infos auch im Sucher bzw. auf dem Monitor auftauchen.
Ebenfalls rechts oben auf dem Gehäuse sitzt das zentrale Einstellrad, mit dem man den Kameramodus einstellt. Außen herum sitzt der Ein- und Ausschalter (die Kamera schaltet nach drei Minuten ohne Aktion selbsttätig ab). Am Einstellrad selbst schaltet man zwischen den Aufnahmemodi hin und her. Es gibt eine Vollautomatik, in der die Kamera alle Einstellungen selbst vornimmt. Mit der Programmautomatik "P" kann man Einfluss auf die Kameraeinstellungen nehmen, ferner gibt es, wie bei anderen Kameras auch, Blenden- und Zeitvorwahl sowie manuelle Einstellung.
Die "Scene"-Modi sollen optimale Einstellungen z.B. für Sport/Action, Landschaft u.ä. gewährleisten (meiner Meinung nach ist sowas für eine Kamera dieser Klasse entbehrlich). Außerdem lassen sich kleine Filmchen drehen (in Auflösung 640x480 mit bis zu 30 fps, einschließlich Tonaufzeichnung). Natürlich gibt es die "Setup"-Einstellung, mit der man über den Monitor mit einer guten Menüführung die grundlegenden Kameraeinstellungen vornehmen kann. Und schließlich gibt es die Wiedergabe-Einstellung, mit der man sich die auf der Speicherkarte befindlichen Bilder auf dem Monitor ansehen kann.
In der Praxis
Als erstes fällt bei dieser Sony auf, dass sie unheimlich schnell auf den Benutzer reagiert. Sie liegt exzellent in der Hand, alle Bedienelemente sind logisch angeordnet und griffig genug, auch mit (na gut, nicht zu schweren) Handschuhen bedienbar zu bleiben.
Man hat die Wahl zwischen verschiedenen Dateiformaten, nämlich RAW- und TIFF-Files sowie JPGs in verschiedenen Kompressionsstufen. In höchster Auflösung und mit geringster Kompressionsstufe ist ein JPG-File etwas über 3 bis 3,5 MB groß. RAW- und TIFF-Dateien sind über 20 MB groß, und entsprechend lange dauert es, sie nach der Aufnahme auf die Karte zu schreiben.
Monitor und Sucher sind ein wenig zu klein, um wirklich sicher beurteilen zu können, ob ein Bild scharf geworden ist. Natürlich kann man in das Bild hineinzoomen und es sich bis zu zehnfach vergrößert ansehen, aber das dauert ziemlich lange und ist auf Dauer keine Lösung. Ich wünschte einfach, die Kamera hätte einen feiner auflösenden, größeren Monitor (wie wär's mit 2,5" mit mindestens 250.000 Pixeln?).
Wie dieses Hineinzoomen in die fertige Aufnahme funktioniert auch der digitale Zoom, den auch diese Kamera hat. Ich benutze ihn jedoch nicht, weil er doch nicht mehr ist als eine Ausschnittvergrößerung, die ich dann lieber nachträglich am PC vornehme, wenn's sein muss.
Die Kamera lässt sich so einstellen, dass permanent fokussiert wird, auch ohne irgendeine Taste anzutippen oder zu drücken. So ist die Kamera de facto noch schneller als ohnehin. Jedoch habe ich immer ein bisschen Ausschuss dabei, weil für mich unerklärlicherweise nicht richtig scharfgestellt wurde.
Der Blitz ist nicht wirklich brauchbar, denn bei Weitwinkelaufnahmen wirft das Objektiv einen deutlich sichtbaren Schatten. Die Gegenlichtblende sollte man mindestens abnehmen, wenn man das eingebaute Blitzlicht verwenden möchte. Wenn man einen externen Blitz verwenden möchte, lernt man das Handbuch kennen, denn man erfährt erst dort irgendwo versteckt, dass man den Blitzschuh erst aktivieren muss, bevor man ihn benutzen kann. Und umgekehrt muss man ihn erst deaktivieren, wenn man den internen Blitz verwenden will. Ich glaube, das wäre besser zu lösen.
Die Bildqualität
Die Bildqualität kann man grundsätzlich als sehr gut bezeichnen. Die Sony belichtet exakt, die Farben sind kräftig und originalgetreu. Der automatische Weißabgleich funktioniert sehr gut, und wenn spezielle Einstellungen gefragt sind, lässt sich das manuell sehr leicht und mit wenigen Handgriffen erledigen.
Ein Problem, das der F828 oft nachgesagt wird, sind violette Farbsäume an hellen Kanten, die sogenannte chromatische Aberration. In der Tat kann man diesen Bildfehler erkennen, abhängig davon, wieviele helle Bereiche im Bild vorkommen. Bei den normalerweise üblichen Bildgrößen war der Fehler nie so stark, dass er mir ins Auge gesprungen wäre.
Kleine Bildsensoren mit hoher Auflösung neigen zum Rauschen, vor allem bei höheren Empfindlichkeiten. Das gilt auch für die Sony. Bei 64 und 100 ASA ist das Rauschen vernachlässigbar, ab 200 ASA sieht man es schon deutlich, und ab 400 ASA ist die Bildqualität eigentlich nicht mehr akzeptabel. Ich habe sie in der Regel fest auf 100 ASA eingestellt und kontrolliere lieber die Verschlusszeit einmal häufiger, um Verwacklungen zu vermeiden.
Insgesamt überzeugen mich die Ergebnisse der Sony durchaus, auch wenn es die oben beschriebenen Kritikpunkte gibt.
Software
Mit der Sony bekommt man den üblichen Satz an Software mitgeliefert. Wichtigster Bestandteil ist der RAW-Image-Converter, mit dem man RAW-Files bearbeiten kann. Ohne diese Software sind RAW-Files nicht zu öffnen. Für alle anderen Tätigkeiten empfehle ich, auf Fremdsoftware zurückzugreifen. Besonders gelungen finde ich übrigens die Shareware "Fixfoto" (einfach mal danach googlen), die alle meine Anforderungen auf einfache Weise erfüllt und mit 30 € Registrierungsgebühr ausgesprochen günstig ist.
Fazit
Es gibt nicht viel Negatives, was man über die Sony sagen kann. Sie ist hervorragend verarbeitet, fühlt sich gut an, lässt sich vorbildlich gut bedienen, liefert (für einen 2/3"-Chip) sehr gute Bildqualität, ist schnell und bietet manch eine sinnvolle Funktion wie z.B. die Anzeige der Akku-Restlaufzeit in Minuten.
Aber trotzdem. Irgendwie bin ich nie wirklich glücklich mit ihr geworden, ohne das bis ins Letzte erklären zu können. Es gibt ein paar Kritikpunkte wie das hohe Rauschen ab 200 ASA, der unbrauchbare Blitz, der zu kleine Monitor, der mitunter daneben zielende Autofokus, die mein Unbehagen erklären können. Vielleicht ist es ganz irrational und hat mit meiner generellen Abneigung gegen digitale Fototechnik zu tun. Ich hoffe, dass ich Euch in meinem Bericht genügend Anhaltspunkte gegeben habe, damit Ihr Euch selbst ein Urteil bilden könnt. weiterlesen schließen
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