Stalker (DVD) Testberichte
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Pro & Kontra
Vorteile
- athmosphärische Stimmung, Tiefgang, mitreißend
- ein filmisches Erlebniss das seine Spuren hinterlässt,
Nachteile / Kritik
- Bild- & Tonqualität
- nichts,
Tests und Erfahrungsberichte
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Reise ins Unbekannte
23.08.2009, 22:39 Uhr von
atrachte
Schönen Tag euch allen. Meine Testberichte könnt ihr auch bei Dooyoo und Ciao lesen. Beim lesen w...5Pro:
ein filmisches Erlebniss das seine Spuren hinterlässt,
Kontra:
nichts,
Empfehlung:
Ja
Es gibt Filme, die lassen sich ohne weitere Probleme in wenigen, prägnanten Sätzen wiedergeben. Es gibt Filme, die erschweren eine solche simplifizierte Wiedergabe, sind sie doch weitaus anspruchsvoller und verfolgen dabei das Ziel, dem Zuschauer etwas mit auf den Weg zu geben. Es gibt aber auch Filme, die sich einer präzisen Besprechung schlichtweg vollkommen entziehen, als wollten sie ihren Inhalt abschotten und nur denen zugänglich machen, die sich auch in der Lage fühlen, sich mit diesen ernsthaft auseinander zusetzen. „Stalker“ (1979) von Andrei Tarkovsky ist ein solcher Film. Tarkowski ist wohl, zusammen mit Stanley Kubrick („Uhrwerk Orange“, „2001: A Space Odyssey“), der einzige Mann seines Faches gewesen, der sich in seinem Schaffen so sehr mit den existentiellen Fragen des Menschen auseinandergesetzt hat und stetig darum bemüht war diese zu beantworten, oder zumindestens zu erforschen. Seine Suche nach Antworten ist dabei stets zu einer komplexen Studie über das Menschsein selbst geworden, was seine Schaffenswerke alles andere als leicht zugänglich, und daher für ein breites Publikum wohl auch weniger attraktiv macht. Sein, in meinen Augen größtes, Meisterwerk ist ein solcher Film, der sehr schwierige Kost ist, den durchhaltenden Zuschauer jedoch auf allen Ebenen vollends befriedigt.
Zwanzig Jahre, so berichtet uns eine Texttafel zu Beginn von „Stalker“, ist es her, als etwas merkwürdiges an einem nicht näher erläuterten Ort geschehen ist. Was genau geschehen ist, das weiß eigentlich keiner. Manche vermuten es war ein Meteroit, der eingeschlagen ist, andere glauben gar an außerirdische Lebensformen, die gewirkt haben. Was es aber auch war, es hat das, wie der Text uns mitteilt, Wunder aller Wunder gebracht: die ZONE. Einst ein ganz normales Stück Land in der Prärie der Sowjetunion, ist die ZONE nun ein mysteriöser Ort, um den sich viele Gerüchte und Geheimnisse ranken, ein Ort, in der sich die Natur das zurückgeholt hat, was der Mensch ihr geraubt hat. Vor allem das Gerücht um einen Raum innerhalb der ZONE, den „Raum der Wünsche“, zieht viele Menschen von weit her magisch an, soll man im besagten Raum doch seinen innigsten Wunsch erfüllt bekommen. Auch ein Mann der nahe an der Grenze zur ZONE lebt, und sich selbst nur der Stalker (Alexander Kajdanowski) nennt, wird von dieser immer wieder angezogen. Dies aber nicht, weil er selbst in den Raum der Wünsche will, sondern weil er Fremde mit ihren Wünschen in die ZONE hinein und wieder hinaus bringt, ganz wie ein Fremdenführer. Denn so faszinierend die ZONE auch ist, genauso gefährlich ist sie. Ein Grund, warum die Regierung das Gebiet weiträumig abgesperrt hat. Doch dies hindert die Menschen nicht wirklich, das verbotene Gebiet zu betreten.
Zu diesen gehören auch die neuesten Kunden des Stalkers, ein Wissenschaftler, der nur Professor (Nikolai Grinko) genannt wird, und ein Schriftsteller (Anatoli Solonizyn), dessen Anrede ebenfalls auf seine Berufsbezeichnung minimiert wird. Die Absichten der beiden sind ganz unterschiedliche, aber beide haben das gleiche Ziel: den Raum der Wünsche. Der Stalker, der schon mehrmals im Gefängnis war aufgrund seiner Tätigkeit und zu Hause sowohl Frau Frau (Alissa Frejndlich) als auch eine gehbehinderte Tochter (Natasha Abramova) hat, schafft es seine zwei Kunden sicher in die ZONE hinein zu bringen. Doch die größten Gefahren liegen noch vor den drei Männern, denn die ZONE ist ein Ort, an der die Gesetze der Außenwelt keine Bedeutung haben. Denn die ZONE hat ihre ganz eigenen Regeln...
"... was es war?
Der Fall eines Meteoriten?
Ein Besuch von Bewohnern des menschlichen Kosmos?
Wie auch immer, in unserem kleinen Land entstand das Wunder aller Wunder - die ZONE.
Wir schickten sofort Truppen hin.
Sie kamen nicht zurück.
Da umzingelten wir die ZONE mit Polizeikordons ...und haben wahrscheinlich recht daran getan ... im übrigen - ich weiß nicht, ich weiß nicht ..."
- Aus einem Interview des Nobelpreisträgers Professor Wallace mit einem Korrespondenten
der RAI -
Mit einem Stalker assoziiert man im Jahre 2009 wahrscheinlich zwei Dinge. Zum einen, einen Menschen, der einer anderen Person zwanghaft nachsteigt, sich ihr regelrecht anheftet, belästigt bis gar zur Anwendung körperlicher Gewalt der „gestalkten“ Person gegenüber. Zum anderen wird, vor allem die jüngere Generation, mit dem Begriff des Stalkers ein gleichnamiges Videospiel in Verbindung bringen. Tatsächlich basiert letzteres gar auch auf Tarkovsky Meisterwerk von 1978, doch das soll an dieser Stelle eigentlich nicht weiter wichtig sein. Denn der Film „Stalker“ bietet so oder so genügend Stoff, um ihn in Seitenlanger Textform zu besprechen, Vergleiche zwischen späteren Medienformaten mit Parallelen zu dem Film sollen daher also außen vor stehen. Wie schon Eingangs erwähnt, ist „Stalker“ ein Film den man nur sehr schwer erklären kann, noch schwerer ist zu erklären, welche Wirkung das Werk Tarkowski´s auf seinen Zuschauer ausübt. Es ist eine Mischung aus Ehrfurcht, Ekel, purer Faszination und Überwältigung, die da auf einen einwirken. Woraus bezieht der Film aber diese Zustände?
In erster Linie ist es natürlich die Geschichte, in Details basierend auf der Novelle „Picknick am Wegesrand“ von Arkadi und Boris Strugazk, die einen sehr großen Teil der Faszination von „Stalker“ ausmacht. Schon zu Beginn schafft es der Film, ich verwende diese Phrase wohl wissend das sie mittlerweile ziemlich überstrapaziert ist, den Zuschauer vollkommen zu fesseln, ja ihn in seinen Bann zu ziehen. Diesen bis zum Ende durchgehenden Zustand, bewirkt Tarkowski lediglich mit dem Einsatz eines kleinen Textes, der uns grob mit der ZONE vertraut macht, kurz darauf aber auch mit seiner fulminanten Fotografie der Szenerie. Es sind vor allem lange, sehr lange Kamerafahrten und Plansequenzen die das Geschehen zeigen, und den Zuschauer auf diese melancholisch getrimmte Reise mitnehmen. Insgesamt hat der Film für seine Länge von beinahe drei Stunden ungewöhnlich wenig Schnitte, es gibt so Szenen in denen man fünf, sechs, sieben Minuten und länger in der gleichen Einstellung verharrt, aber trotzdem eine Spannung erlebt, wie sie so in kaum einen anderen Film wieder zu finden ist. Es ist aber vor allem was Tarkovsky uns in „Stalker“ zeigt, das eine solch atemberaubende Wirkung hat: zu Beginn sind es noch Teile einer vollkommen industrialisierten Landschaft, von der Kamera in einem Grauton festgehalten, Dreck, Abfälle, heruntergekommene Wohnungen, brachiale Klänge einer Eisenbahn, keine Natur, einmal sehen wir gar im Hintergrund ein Atomkraftwerk, eine beinahe schon unheimliche Vorahnung die Tarkovsky gehabt zu haben scheint, denn lediglich sieben Jahre später ist in Tschernobyl das geschehen, was der Regisseur gefürchtet hat, auch dort nannte man das verstrahlte Gebiet später die „Zone“. Sobald die drei Männer jedoch in die von einem Nebel umhüllte ZONE eintauchen ändert sich alles: die Kamera filmt nun in Farbe, zeigt auch die Spuren des Menschen und seiner Errungenschaften (verrostete Panzer, Strommasten, Eisenbahnschienen etc.) jedoch hat sich hier die Natur all dies wieder zurückgeholt. Meter hohe Gräser, Wasser, immer noch gezeichnet von den Eingriff des Menschen, aber immerhin Wasser, Bäume, Wind, den man hört. Der Stalker sagt, als er und seine zwei Begleiter die ZONE betreten, das sie nun „zu Hause“ seien, gemeint wohl da hier die Natur wieder zum Leben erweckt wurde, der Ursprung allen Lebens.
Die Reise der drei Männer, zum Raum der Wünsche, ist lang, zerrend und sehr komplex. Hier geht es nicht um Action, ein Feuerwerk an Spezialeffekten, nein es geht ganz allein um die Reise der Männer, die Reise in ihr Innerstes, welches sie erforschen. So gesehen passiert in dem Film für manch einen der seinen Fokus eher auf kurzweilige Schaueffekte legt vielleicht nichts, denn was „Stalker“, neben seinen atemberaubenden Aufnahmen, ausmacht, sind vor allem seine wenigen Dialoge, und seine wenigen Monologe. Was genau die Botschaft von „Stalker“ ist, ist dabei jedoch nur schwer auszumachen, denn Tarkovskys Werk ist einer dieser Filme die für jeden Zuschauer etwas anderes bedeuten, in denen jeder Zuschauer eine andere Botschaft wiederfindet, und aus denen jeder Zuschauer etwas eigenes mit nimmt, eine eigene, individuelle Erkenntnis. Dieser Umstand führt natürlich gleichzeitig dazu, das es allerhand Interpretationen gibt, welche von einer Allegorie mit dem sowjetischen Staat bis hin zu der Ansicht, das die Reise der drei Männer in die ZONE metaphorisch gemeint ist, und eigentlich nicht stattfindet, sondern die Reisenden in Wirklichkeit in ihr innerstes, ihre Seele blicken um Erkenntnisse über sich selbst, aber auch die Menschheit als solches zu gewinnen. Irgendwo wird in all diesen Interpretationen wohl die wirkliche, beabsichtigte Botschaft liegen, Tarkovsky hat seine eigenen Gedanken und Absichten bezüglich „Stalker“ jedenfalls schon vor vielen Jahren mit ins Grab genommen, ohne jemals wirklich die Bedeutung seines Werkes dar zu legen.
Was auch immer aber die genauen Absichten Tarkovskys waren, zumindest der Fakt, das „Stalker“ eine kritische Auseinandersetzung mit der Zivilisation ist, dürfte bei den meisten Zuschauern zu einer Übereinstimmung führen. Denn Tarkovsky zeigt vor allem das, was die Menschheit der Natur angetan hat, der Drang des Stalkers immer wieder zu der ZONE zurückzukehren ist also vielleicht gar damit zu erklären, das es die Natur ist die ihn anzieht, die Natur der wir alle irgendwann einmal entsprungen sind und die in der ZONE wieder lebt. In gewisser Weise stellen die drei Protagonisten, die also wieder zum „Anfang“ zurückkehren, auch etwas da. Der Stalker, der den Glauben repräsentiert, gar nicht mal den religiösen, sondern vielmehr den an eine höhere Macht (die ZONE handelt nämlich nach ihren eigenen Gesetzen, führt die Reisenden in Fallen, will, so der Stalker, das man ihr Ehrfurcht erweist), der Professor, der für die Naturwissenschaften steht, die Forschung abseits des Glaubens an einen einzigen, der alles erschaffen hat und der Schriftsteller, der für die von den Mensch geschaffene Kultur steht, für die Philosophie und den Intellekt, das wovon wir glauben, jenes Element ist, das uns von anderen Lebewesen der Welt unterscheidet. Somit ist die Reise der drei Männer natürlich auch ein Austausch verschiedener Weltanschauungen, was mitunter zu Konflikten führt, aber öffnen sich alle Drei langsam und hinterfragen und reflektieren ihre eigenen Sichtweisen gar. Das Ende, soviel kann man sicherlich ohne allzu viel vom Ausgang zu verraten sagen, stellt dann den Punkt dar, an dem die drei Männer ihre Reise begonnen haben, was sich geändert hat ist jedoch ihr innerstes. Oder etwa nicht?
Das Schauspiel der drei Protagonisten ist dabei stets überwältigend, vor allem hinsichtlich Gestik und Mimik bewirken Kaidanovsky („The Bodyguard„), Solonitsyn („Solaris“) und Grinko („Solaris“) sehr viel. Das die Dreharbeiten aber auch sehr an ihren körperlichen und psychischen Kräften gezehrt haben müssen, merkt man ihnen in jeder Szene an. Denn die Drehorte, so faszinierend sie auch sein mögen, sind allesamt ehemalige Industriegebiete der Sowjetunion gewesen, dem ganzen Dreck, der Verschmutzung und der Strahlung war das Filmteam also stets ausgesetzt. Da überrascht es nicht das sowohl der Regisseur, als auch Solonitsyn früh an Krebs verstorben sind.
Insgesamt betrachtet hat „Stalker“ natürlich etwas sehr Melancholisches an sich, etwas bedrückendes, ja fast schon hoffnungsloses. Nicht umsonst sind jene Szenen, die den gegenwärtigen Lebensraum des Menschen zeigen, stets in Grautönen gehalten, die Szenen die in der ZONE stattfinden hingegen von Farbe durchtränkt und nicht umsonst ist die fantastisch platzierte Musik ein Zeugnis von Traurigkeit. Allerdings ändert Tarkovsky diesen Umstand gegen Ende, wenn auch nicht allzu offensichtlich. Denn er zeigt, das es in dieser Welt immer noch Liebe gibt, Liebe die vielleicht etwas ändern, den Menschen, viel wichtiger aber wohl die Welt als solches, vielleicht sogar vor dem Untergang bewahren kann. Tarkovsky sah die Hoffnung vor allem, und das mag nun vielleicht ein wenig Kitschig rüber kommen, in den Kindern. Nicht ohne Grund ist die Tochter des Stalkers die einzige Person im ganzen Film deren Name, Martha, erwähnt wird, und nicht ohne Grund ist die letzte Szene, in der normal in Schwarz/Weiß eingefangenen, industrialisierten und zerstörten Welt der Menschen, in der wir lediglich Martha sehen, in Farbe. Tarkovsky sagte diesbezüglich einmal:
„[Die] Schlußparabel soll nichts anderes besagen, als daß eine gewisse Hoffnung besteht: Die Zukunft ist in den Kindern.“
Daten zum Film ////
Original Filmtitel:
Stalker (1979)
Länge des Filmes:
Ca. 163 Minuten
Darsteller:
Aleksandr Kaidanovsky...Stalker
Anatoli Solonitsyn...Schriftsteller
Nikolai Grinko...Professor
Alisa Frejndlikh...Stalker's Frau
Natasha Abramova...Martha, Stalker's Tochter
...
Regisseur:
Andrei Tarkovsky
FSK:
Freigegeben ab 12 Jahren
Fazit ////
„Stalker“ gehört natürlich aufgrund seiner schieren Komplexität nicht gerade zu den Filmen, die man sich einfach mal nebenbei genehmigen kann. Nein, der Film braucht wirklich seine Zeit, einen Zuschauer der willig ist für das, was auf ihn zukommt sowie mehrere Anläufe bis man den ganzen Umfang dieses Werkes wirklich voll und ganz erfassen kann. Sind diese Faktoren gegeben, ist „Stalker“ eines der eindrucksvollsten und prägendsten, filmischen Erlebnisse, die man überhaupt haben kann.
10/10 Punkten für den Film "Stalker" und somit fünf Sterne als Wertung. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Kleinnightwish, 24.08.2009, 14:28 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
ganz viele liebe grüße von der angi ;)))
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Ein Reise ins Innerste
Pro:
athmosphärische Stimmung, Tiefgang, mitreißend
Kontra:
Bild- & Tonqualität
Empfehlung:
Ja
Einleitung:
Was zählt ist das hier und jetzt. Gerade nachdem Schauen des Filmmarathons Stalker wird einem dies eindeutig klar, falls es nicht schon vorher - es ist zu wünschen - jedem rational denkenden Individuum aufgefallen ist. Dies bedeutet aber gleichzeitig nicht das Stürzen in hedonistische Fluten, sondern viel eher das Leben in vollen Zügen auszukosten und jeden Moment zu genießen, ohne dabei als lediglich amüsierwilliger Akteur aufzutreten. Was will uns der Film sagen? Vieles! Jeder scheint seine eigene Lehre in sein Weltbild gebrandmarkt zu bekommen. Doch es gibt viele deckungsgleiche psychologische Ansätze.
Inhalt & Kritik:
Ich habe durch unterschiedliche Quellen von diesem Meisterwerk erfahren. Bei einer Vernissage lief dieser Streifen unkommentiert auf einer Leinwand und so konnte ich erste Kontakte zum russischen Filmklassiker knüpfen. Desweiteren war Stalker auch Gesprächsgrundlage in einer Seminarsitzung in einem meiner Studienfächer. Der Lehrkörper in Form des Dozenten und die Lehrlingsschaft repräsentiert durch die Studi-Leidensgenossen anaylsierten das Werk nach verschiedenen Aspekten.
Das Hauptaugenmerk wird im Film Stalker auf die sogenannte Zone gelegt. Nein, es ist nicht die ehemalige russische Besatungszone gemeint: Wohl jeder dort her stammende wird diese Redewendung wohl noch kennen: "Weißt du wo ich wohne, ich wohne in der Zone!"
Die Zone ist vielmehr eine vollkommen marode Industrielandschaft. Doch sie beinhaltet laut Erzählung einen geheimen Ort, in dem alle Wünsche der Menschheit ihre Erfüllung finden. Grund genug für einen Wissenschaftler, einen Schriftsteller und den Stalker - der Jäger nach dem mysteriösen, geheimen Ort - die Suche zu beginnen und mit der Findung Überschneidungspunkte aller Wünsche abzuschließen.
Doch der Pfad ist steinig und birgt viele Tücken in sich. Allein der Fakt, dass sich die drei in radioaktiv-verseuchtes Gebiet begeben und sie sich so in große Gefahr begeben, erschwert das Unterfangen, weil innerhalb dieser Zone jegliche Form von Zivilisation schon abgestorben zu sein scheint.
Doch die Reise entpuppt sich mit zunehmender Länge auch als Odyssee ins Innere der einzelnen Protagonisten. Ihre einzelnen Motive, diesen beschwerlichen Weg auf sich zu nehmen, diskutieren sie untereinander und stoßen auf immer neue Erkenntnisse über sich und die anderen Reisegefährten.
Auch in diesem Film werden fast schon philosophische Aspekte visuailisiert. Ebenso wird die Sinnlosigkeit vom Einsatz der Atombombe beziehungsweise generell der Waffeneinsatz angeprangert. Klar ist zwar auch, dass nicht jeder nach Schauen des Werks zum Pazifisten mutieren wird, aber ein gewisser Denkanstoß in diese Richtung oder zumindest das Erscheinen dieser Ansicht am auch noch so entfernten Meinungshorizont des Rezipienten sollten doch auf jeden Fall realistische Ausgänge sein
Ein Film, der die tiefsten Geheimnisse der menschlichen Seele aufzuzeigen oder zumindest anzudeuten weiß. Mir hat er jedenfalls sehr gut gefallen.
Dennoch handelt es sich sowohl von der Thematik als auch durch die außergewöhnliche Spiellänge von 154 Minuten um einen sehr anspruchsvollen Film, den man nicht zwischen Tür und Angel sich zu Gemüte führen sollte. Ein Film zum in sich gehen ohne meditative Herangehensweise. Ein Film, dessen athmosphärische Stimmung das Blut in den Adern vor Kälte gefrieren lässt. Ein Film mit Tiefgang und nicht von der Hand zu weisender Vorläuferfunktion.
Leider lassen die Bild- (Die schwarz-weiße Optik ist da noch eher postivi anzumerken) und Tonqualität (nur Mono-Aufnahme) und die DVD-Extras, nämlich keine auf der Scheibe enthalten, etwas zu wünschen übrig.
Allein schon wegen der Aufarbeitung dern schrecklichen Geschehnisse in Tschernobyl ist der Film ein Muss.
Am Ende wie gewohnt die allgemeinen Daten zum Produkt:
Anbieter (Label): Icestorm
Ton: HiFi Mono
System: DVD
FSK: 12
Sprache: Deutsch DD 1.0
Bildformat: 1:1,33/4:3
Mehrkanalton: Dolby Digital 1.0
Vertrieb: Icestorm
Kategorie: Spielfilm
Genre: Drama/Science Fiction
Regie: Andrej Tarkowski
Darsteller: Alexander Kaidanowski , Alissa Freindlich , Nikolai Grinko
Originaltitel: Stalker
Land/ Jahr: UdSSR 1979
EAN-Code: 4028951192953
Auslieferung: 02.09.2003 weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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lydialucia, 24.08.2009, 03:07 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Sehr hilfreich und liebe Grüße aus Darmstadt! Freue mich über Gegenlesung! :D
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Mysterien
Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
„... was es war? Der Fall eines Meteoriten? Ein Besuch von
Bewohnern des menschlichen Kosmos? Wie auch immer, in
unserem kleinen Land entstand das Wunder aller Wunder –
die ZONE. Wir schickten sofort Truppen hin. Sie kamen nicht
zurück. Da umzingelten wir die ZONE mit Polizeikordons ...
und haben wahrscheinlich recht daran getan ... im übrigen ...
ich weiß nicht ... ich weiß nicht ...“
(Aus einem Interview des Nobelpreisträgers Professor
Wallace mit einem Korrespondenten der RAI)
Nur langsam fährt die Kamera in einen Raum, als ob wir (mit ihr) eine Gemäldegalerie betreten würden. Eine kahle, körnige Wand in Grautönen, davor ein Bett, in dem drei Menschen liegen, schlafend. Man könnte sagen: Tarkowskij malt eine Familie. In diesen gemäldeähnlichen Bildern herrscht eine merkwürdige Spannung zwischen Ruhe, ja Frieden, etwas Bedrohlichem, das nur langsam Gestalt gewinnt, und etwas Mysteriösem – Geheimnisvollem, das sich durch den ganzen Film zieht, eine Art Grundströmung, oder eine starke Schwingung, die im Hintergrund permanent die Phantasie und das Denken beschäftigt. Wie eine Collage wirken diese Bilder, aber eine Collage, in der sich etwas bewegen kann und bewegt. Selbst wenn einer von den dreien die Augen bewegt oder einen Arm bleibt der Eindruck von etwas Gemaltem erhalten. Und vor allem herrscht in diesen Collagen immer und stets der widersprüchliche Eindruck von Leben und Verfall, von etwas Vergangenem, was einmal Glück oder Freude bedeutete, doch jetzt nur noch dem Untergang geweiht zu sein scheint.
Im Bett liegen ein Mann, seine Frau (Alissa Frejndlich) und seine Tochter (Natasha Abramova). Der Mann nennt sich „Der Stalker“. To stalk heißt sich an etwas oder jemanden heranpirschen. Der Stalker ist nicht auf der Pirsch wie ein Jäger oder Soldat, nicht einmal wie ein Polizist oder Detektiv. Der Stalker ist auf der Pirsch nach etwas, das ihn immer wieder anzieht, immer wieder seine Sehnsüchte weckt, seinen Lebenswillen erhält – und dafür war er schon im Gefängnis. Der Stalker betritt die verbotene ZONE, ein Gebiet das seit langer Zeit ein verbotener Raum ist, ein mysteriöser Raum, über dessen Entstehung es viele Theorien, aber keine Klarheit gibt. War es ein Meteorit, waren es Außerirdische, die ihn geschaffen haben? Keiner weiß das. Aber es gibt diesen Raum, die ZONE, die von starken Polizeikräften abgeschirmt und bewacht wird.
Der Stalker, den es immer wieder dorthin zieht, nimmt jedesmal andere mit in die ZONE. Es heißt, dort gebe es ein Zimmer, in dem sich die geheimsten Wünsche eines Menschen erfüllen würden. Seine Frau will nicht, dass er geht, aber sie kann ihn nicht hindern. Dieses Mal wollen ein Wissenschaftler, den alle nur Professor nennen (Nikolai Grinko), und ein Schriftsteller (Anatoli Solonizyn) in die ZONE. In einer Kneipe treffen sie sich und brechen mit dem Jeep auf. Mit knapper Not entkommen die drei den schießenden Polizisten und gelangen mit Hilfe einer Draisine in die ZONE.
Sie liegt abseits zerfallener Häuser, Fabrikhallen und verrostender Überbleibesel der industriellen Produktion. An dieser Stelle, dem Eintritt in die ZONE, wechselt der Film von Schwarz-Weiß auf Farbe. Auch in der ZONE liegen Zerfallsprodukte der Zivilisation en masse herum, aber hier bekommen die Bäume, Wiesen und Blumen Farbe. Man sieht, wie die Natur die Reste der Industrieanlagen und sonstiger Abfälle langsam, aber stetig überwuchert. Diese Fahrt mit der Draisine zeigt Tarkowskij minutenlang. Er zeigt immer das Gesicht einer der drei Personen zu den monotonen Klängen der Draisine (erzeugt mit einem auch ansonsten im Film eingesetzten Synthesizer). Dort angekommen geschehen merkwürdige Dinge. Aber geschehen sie wirklich oder sind sie nur Teil der Phantasie der Beteiligten? Der Stalker behauptet, man dürfe nur auf einem vorgeschriebenen Weg in der ZONE zu dem Raum gelangen, in dem die geheimsten Wünsche in Erfüllung gehen. Die Verhältnisse in der ZONE würden sich ständig verändern. Er beschwört die anderen, der ZONE Ehrfurcht zu erweisen. Dem Schriftsteller ist das unwichtig, er will den kürzesten Weg nehmen – und wird von einer Stimme auf seinem eigenen Weg gestoppt: seiner eigenen Stimme. Die ZONE habe Fallen, meint der Stalker, und viele seien nicht zurückgekehrt, weil sie vom Weg abgewichen seien.
Der Professor, der heimlich umkehrt, um seinen Rucksack zu holen, kommt plötzlich vor den beiden anderen an einem Ort an. Die ZONE hat die drei wieder zusammengeführt. Der Stalker wirft ständig an einem Band befestigte Schraubenmuttern voraus, um zu erkennen, ob die ZONE den Weg frei gibt.
„Möge sich erfüllen, was begonnen wurde. Mögen sie daran glauben und
ihre Leidenschaften verlachen. Denn das, was sie Leidenschaften nennen,
ist in Wahrheit nicht seelische Kraft, sondern die Reibung zwischen der
Seele und der äußeren Welt. Und vor allem mögen sie an sich selbst
glauben und hilflos werden wie Kinder.“
(Der Stalker)
„Stalker“ ist eine Art Trip, ein Seelentrip dreier unterschiedlicher Menschen durch eine geheimnisvolle Welt, von der nie ganz klar wird, ob sie die innere Welt der drei Männer repräsentiert oder tatsächlich existiert. Tarkowskij hebt die Differenz zwischen Innen- und Außenwelt auf. Dabei bezieht er die Ideologien der Zivilisation, die sich in Relikten in den drei Männern aufbewahrt haben, in den von ihnen beschrittenen Weg ein. Während der Stalker ein vom Mysterium der ZONE Besessener, zugleich Verzweifelter ist, ein Individualist, der in der ZONE die einzige Form seines Lebens gefunden zu haben glaubt, weil sein sonstiges Leben nichts mehr für ihn zu bedeuten scheint, begleitet der Schriftsteller seinen Weg in die ZONE mit einer guten Portion Zynismus und Nihilismus – Ausdruck einer Kultur, die von sich selbst nichts mehr hält. Keiner interessiere sich für das, was er geschrieben habe; er sei unfähig geworden zu schreiben. Der Professor schließlich – enttäuscht von der Wissenschaft – will das Zimmer der geheimsten Wünsche zerstören. Ein Produkt dieser Wissenschaft, eine Bombe, soll dies bewerkstelligen. Dier Vernunft gebiete es, das Zimmer zu zerstören, weil Machtbesessene es missbrauchen könnten. Und so maßt sich der Professor selbst an, was er bei anderen verhindern will. Aber der Schriftsteller und der Stalker hindern ihn daran.
Je näher die drei dem Zimmer – ebenso zerfallen wie alles andere innerhalb und außerhalb der ZONE – kommen, desto größer die Angst, dieses Zimmer zu betreten. Soll man es betreten, damit so aus den tiefsten Abgründen der eigenen Seele Wünsche werden? Der Stalker, der schon mehrfach hier war, hat das Zimmer nie betreten.
„Denn Schwäche ist etwas Großes und Stärke gering. Wenn
der Mensch geboren wird, ist er schwach und biegsam, wenn er
stirbt, ist er fest und hart. ... Härte und Stärke sind Gefährten
des Todes, Biegsamkeit und Schwäche bekunden die Frische des Seins.
Deshalb kann nicht siegen, wer verhärtet ist.“
(Der Stalker)
„Stalker“ ist aber nicht nur ein „philosophischer“ Seelentrip. Die Reise der drei Männer ist in gewisser Weise ein erneuter Versuch der Aufklärung, des Drangs nach Erkenntnis, nach Wahrheit, nach Wahrhaftigkeit – nur eben an einem Punkt des Zivilisationsprozesses, an dem allen dreien klar geworden ist, wohin sie die Zivilisation geführt hat – ob sie es nun zugeben oder nicht. Die verrottenden, verrostenden und verfallenden Relikte der industriellen Produktion sind Zeugnis dieses Prozesses, die inzwischen von der Natur überlagert, ja überwuchert werden. Tarkowskij setzt auch in diesem Film die „Metaphern des Natürlichen“ konsequent und in wundervollen Bildkompositionen ein. Er zeigt beispielsweise einen Fisch im Wasser, umgeben von Blechdosen, einer Christusabbildung und Münzen sowie anderen zerfallenden Produkten. Langsam verschwindet der Fisch unter dem angeschwemmten Öl. Die Urelemente Wasser, Feuer und Erde sind für den Regisseur auch in diesem Film wichtiger Bestandteil der Inszenierung. Vor allem Wasser, fließendes Wasser, Wasserfälle, aber auch stehendes, vom Wind bewegtes Wasser als Ursprung des Lebendigen umgibt die drei Männer auf ihrem Weg. Das Lebendige und der Ursprung des Lebendigen setzen sich unaufhaltsam, gegen jeden Widerstand, durch.
„Stalker“ ist, neben Kubricks „2001: A Space Odyssee“ und Tarkowskijs „Solaris“, eine der drei außergewöhnlichsten filmischen Zivilisationskritiken. Aber „Stalker“ ist ebenso wie die beiden anderen Filme keine apokalyptische Beschreibung, keine rein negative Sicht. Gerade in den erstaunlichen Bildkompositionen, in der Darstellung des Wassers besonders, zeigt sich doch auch so etwas wie das Wunder des Lebens, etwas Wunderbares, ästhetisch Ansprechendes, trotz der immer wieder dargestellten Relikte des industriellen Zeitalters, die – gepaart mit den ideologischen Relikten, die drei Männer repräsentierten (Individualismus, Wissenschaftsgläubigkeit, Nihilismus) – eine Art Abrechnung mit dem 20. Jahrhundert darstellen. Diese Abrechnung hat jedoch nichts Absolutes, nichts endgültig Erklärendes, nichts von absoluter Wahrheit. „Stalker“ formuliert eher Fragen oder gibt Anlass, Fragen zu stellen. Tarkowskij vermeidet es auch, seine drei Protagonisten als Repräsentanten der „Täter“ des Industriezeitalters darzustellen. Sie sind zumindest genauso Opfer dieser Epoche auf der Suche nach Wahrhaftigkeit, die sie weder in sich selbst, noch in ihrer Kultur, noch in der ZONE wirklich zu finden scheinen.
Vor allem aber: Trotz des vordergründig starken Individualismus des Stalkers ist er zugleich doch derjenige, in dem Tarkowskij sozusagen die letzte Hoffnung darstellt – einen Mann, der seinen Glauben bewahrt hat und der anderen Menschen helfen, ja ihnen dienen will. In ihm hat sich ein Individualismus bewahrt, der Freiheit nicht mit ausschließlichem und ausschließendem Egoismus verwechselt. Er steht für Religion und Natur, während die beiden anderen Kultur bzw. Aufklärung und Vernunft repräsentieren. So ähnelt der Stalker ein bisschen einem modernen Sisyphos, der sich immer wieder auf den Weg begibt, der seine innere Freiheit bewahrt hat und deswegen unbesiegbar ist. (1)
Wo ist diese Wahrhaftigkeit – nicht absolute Wahrheit – zu finden? In ihnen selbst? Außerhalb ihrer? Wieso sollten ihre Wünsche außerhalb ihrer selbst – in dem Zimmer der ZONE – zu finden sein, und wenn ja, was SIND ihre geheimsten Wünsche?
Alle drei kehren zurück, ohne das Zimmer betreten zu haben. Sind sie nun klüger? Haben sie Erkenntnis gefunden? Haben sie überhaupt bemerkt, wie sich die Natur all der Dinge langsam, aber stetig wieder bemächtigt, die ihr Zeitalter prägten und noch immer prägen? Für den Stalker ist die ZONE ein Mysterium, wie für die anderen, aber er achtet dieses Mysterium, er will die ZONE weder in Frage stellen, noch zerstören, noch in Zynismus ersticken.
Was wäre das Leben ohne Leid, fragt die Frau des Stalkers am Schluss – sie schaut dabei direkt in die Kamera, direkt auf uns. Ein Leben ohne Leid wäre auch ein Leben ohne Glück und Hoffnung. Die Frau des Stalkers liebt ihren Mann. Sie bringt ihn, der erschöpft ist, ins Bett, deckt ihn zu. Währenddessen sitzt beider Tochter, die keine Beine hat (möglicherweise ein Resultat radioaktiver Strahlung in der ZONE), an einem Tisch, stumm. Sie blickt auf drei Gläser, die auf dem Tisch stehen, und in einer Art Psychokinese bewegt sie diese Gegenstände. Ein Glas fällt herunter und zerbricht.
Gottes Wille? Die Kraft des freien Willens? Der Einfluss der ZONE? Stehen die drei Gläser für die drei Männer? Vielleicht ist diese Schlussszene eher Ausdruck des Mysteriums des Lebens, der Frage danach, wie wir etwas bewirken, was wir bewirken und was wir bewirken sollen. Vielleicht ist es auch die Frage nach dem Stellenwert von Liebe und Leidenschaft, wenn Stalkers Frau an einem Leben ohne Leid und damit ohne Glück und Hoffnung zweifelt. Vielleicht ist dies auch ein Rekurs Tarkowskijs auf die eigene (sowjetische) Gesellschaft, die sich gemäß ihrer Ideologie das absolute Glück aller auf die Fahnen schrieb und damit so viel Unglück produzierte (1982 musste Tarkowskij die UdSSR verlassen, u.a. wegen dieses Films). Vielleicht geht der Film aber auch darüber hinaus und zweifelt auch an anderen Glücksversprechen anderer zivilisierter Gesellschaften. Vielleicht. Bestimmt sogar.
DVD
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0 Mono)
Bildformat: 4:3
Dolby, HiFi Sound, PAL
DVD Erscheinungstermin: 2. September 2003
Die von Icestorm Entertainment editierte DVD bietet den Film in ausgezeichneter Bild- und Tonqualität entweder als Einzel-DVD (für € 19,99 bei amazon bzw. € 14,99 bei jpc) oder als Teil der Tarkowskij Collection (zusammen mit „Solaris“, „Der Spiegel“, „Iwans Kindheit“ und „Andrej Rubljow“) für € 67,99 bei amazon. Ein vierseitiges Booklet informiert kurz über Hintergründe des Films. Die DVD selbst enthält neben Biografie und Filmografie des Regisseurs sowie einer Bildergalerie noch eine Reflexion des Kameramanns Rolf Kettner über den Film – eine ausgezeichnete philosophische Ergänzung zum Film.
Wertung Film: 10 von 10 Punkten
Prädikat: Besonders wertvoll.
Wertung DVD: 10 von 10 Punkten.
(1) Tarkowskij selbst äußerte sich zum Hintergrund seiner Filme u.a. so:
„Uns alle charakterisiert heute ein geradezu unglaublicher Egoismus. Doch nicht etwa hierin liegt die Freiheit. Sie bedeutet vielmehr, dass wir endlich lernen müssen, nichts vom Leben oder unseren Mitmenschen, sondern nur von uns selbst etwas zu fordern. Freiheit – das ist das Bringen von Opfern im Namen der Liebe. (...) Mir kommt es so vor, als hätte der moderne Mensch in seinem Kampf für sicher recht wichtige politische Freiheiten jene Freiheit vergessen, über die die Menschen aller Zeiten verfügten – die Freiheit nämlich, sich selbst ihrer Zeit und Gesellschaft zum Opfer zu bringen.“ Dass diese Position nicht als (neoliberal) verbrämte Verzichtsideologie zu verstehen ist, ergibt sich aus dem Zusammenhang seiner Filme selbst.
aus: Andrej Tarkowskij: Die versiegelte Zeit Gedanken zur Kunst, zur Ästhetik und Poetik des Films; Ullstein Tb 35640; Ullstein Verlag, Berlin 1996.
Stalker
(Stalker)
Sowjetunion 1979, 163 Minuten (DVD: 154 Minuten)
Regie: Andrej Tarkowskij
Drehbuch: Arkadi und Boris Strugatzki, nach Motiven ihrer Novelle „Picknick am Wegesrand“
Musik: Eduard Artemjew
Director of Photography: Alexander Knjashinski
Montage: L. Fejginova
Produktionsdesign: Andrej Tarkowskij
Darsteller: Alexander Kajdanowski (Stalker), Nikolai Grinko (Wissenschaftler), Anatoli Solonizyn (Schriftsteller), Alissa Frejndlich (Stalkers Frau), Natasha Abramova (Martha, Stalkers Tochter, genannt Äffchen)
Internet Movie Database:
http://german.imdb.com/title/tt0079944
© Ulrich Behrens 2005
zuerst publiziert bei: www.follow-me-now.de weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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XXLALF, 28.01.2010, 10:14 Uhr
Bewertung: besonders wertvoll
wirklich starker bericht, wobei wenn man etwas von diesem regisseur schon weiß, dessen schwerpunkte, was er damit ausdrücken will, den zusammenhang, der film ganz gut zu verstehen ist. okay, dein bericht ist schon 1a, und sehr interessant und auch neugierigmachend auf den film geschrieben, nur leider gesehen habe ich ihn noch nicht. bw und ganz liebe grüße
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lydialucia, 24.08.2009, 03:09 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Sehr hilfreich und liebe Grüße aus Darmstadt! Freue mich über Gegenlesung! :D
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blackangel63, 05.05.2007, 14:05 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
::::sh::::lg und ein schönes we::::anja::::
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