Standesamt Testberichte
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Auf yopi.de gelistet seit 08/2003
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Tests und Erfahrungsberichte
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Standesamt - ein ganz besonderer Arbeitsplatz
01.03.2003, 17:29 Uhr von
Allgäuer
Trotz begrenzter Zeit bzw. anderer Priorotäten schau ich ich immer wieder mal gerne rein!4Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Standesbeamter ist ein Beruf mit ganz besonderem Flair. Anhand des folgenden Berichts will ich erklären dass diese Tätigkeit mit dem Klischee des sturen Beamten nichs gemein hat:
Jeder Mensch ist irgendwann einmal mit dem Standesamt konfrontiert. Niemand kommt daran vorbei. Es beginnt mit der Geburt. Für jedes in Deutschland geborene Kind ist ein Geburtseintrag im Geburtenbuch zu beurkunden. Dieser Eintrag ist Grundlage für die Erstellung von Urkunden, die in unserem Rechtssystem eine hohe Beweiskraft haben. Deswegen hat der Standesbeamte (es gibt offiziell noch keine weibliche Form des Begriffes) natürlich auch eine sehr große Verantwortung im Rahmen seiner Urkundstätigkeit.
Das klingt jetzt etwas verstaubt und langweilig. Aber wer etwas genauer hinter die Kulissen schaut, der erkennt schnell wie kompliziert, damit aber auch interessant diese Arbeit in der Praxis ist. Als Grundsatz gilt nämlich z.B. dass jeder Mensch nach dem Recht des Staates behandelt wird, dem er angehört.
Na und? Was ist daran besonderes?
Also stellen Sie sich vor es reist eine Chinesin nach Deutschland ein und bringt in Deutschland ein Kind zur Welt. Welche Staatsangehörigkeit hat das Kind?
Welchen Namen führt das Kind?
Den der Mutter oder den des Vaters? Ach ja Vater....
Die Mutter ist möglicherweise nicht verheiratet und nach der Geburt erkennt ein russischer oder irakischer Staatsangehöriger , der in Österreich lebt und arbeitet die Vaterschaft zu diesem Kind an oder, die Vaterschaft wird von einem Gericht festgestellt.
Ist diese Vaterschaftsanerkennung in Deutschland wirksam?
Ändert sich die Staatsangehörigkeit des Kindes?
Ändert sich dadurch der Name?
Die Mutter heiratet den Vater des Kindes in den USA und gleichzeitig kommt dort das zweite Kind der beiden zur Welt. Welchen Familiennamen fürht nun dieses Kind und hat es möglicherweise eine andere Staatsangehörigkeit wie sein älterer Bruder. Diese Kriterien wirken sich auf das gesamte weitere Leben der Kinder aus.
Der Standesbeamte gräbt da plötzlich sehr tief im internationalen Privatrecht und sollte relativ schnell zu einem Ergebnis kommen, denn die Eltern wollen Urkunden haben, damit sie Kindergeld und Erziehungsgeld beantragen können. Ohne Geburtseintrag können aber keine Urkunden erstellt werden.
Nur der Vollständigkeit halber will ich in diesem Zusammenhang noch erwähnen, dass die Geburtsurkunden der Mutter in chinesischer Schrift und die Urkunden des Vaters in kyrillischer oder arabischer Schrift vorgelegt wurden. Aus diesen Urkunden ist dann eine Namensschreibweise für die lateinische Schrift zu entwickeln. Dazu werden selbstverständlich Dolmetscher hinzugezogen. Sie können sich aber sicher vorstellen, dass dabei oft Konflikte mit den betroffenen Personen auftreten, die eine andere Namensführung wünschen.
Nach diesem kleinen Beispiel aus dem Bereich der Geburtsbeurkundungen will ich die anderen Aufgaben eines Standebeamten nicht mehr so ausführlich darstellen, weil das den Rahmen eines einfachen Berichtes sprengen würde. Für die meisten Leute ist der Standesbeamte einfach nur der Mensch bei dem geheiratet wird. Natürlich ist die Mitwirkung bei Eheschließungen eine besonders schöne Aufgabe. Allerdings sind vorher die rechtlichen Angelegenheiten zu klären und – wie bei den Geburten- wird es immer dann kompliziert, wenn ausländisches Recht zu berücksichtigen ist. Auch hier ist jeweils das Heimatrecht des ausländischen Verlobten zu berücksichtigen. Dabei ist es relativ egal aub Ausländer aus Italien, Surinam, Kasachstan, Thailand oder Kenya hier heiraten wollen, oder ob Deutsche ihre Ehe lieber im warmen Südafrika schließen möchten, der Beratungsbedarf der Betroffenen ist enorm. Es geht um Ehehindernisse, Scheidung früherer Ehen, Namensführung in der Ehe usw. usw.
Welche Unterlagen werden benötigt, welche Formalitäten sind zu erledigen und welche Qualität müssen die vorzulegenden Urkunden haben ? Natürlich geht es oft auch um Zeit und Geld. Es gibt nämlich Staaten, die Urkunden oder Reisepässe nur unter bestimmten Voraussetzungen aushändigen. Dann ist möglicherweise eine Reise in das Heimatland unerlässlich oder der Aufenthalt der/des ausländischen Verlobten in Deutschland endet bevor die Ehe geschlossen werden kann. Auch bei lebensgefährlichen Erkrankungen einer/s Verlobten ist manchmal schnelles Handeln erforderlich, damit eine Ehe vor dem Ableben eines Pertners geschlossen werden kann. Das Spektrum der menschlichen Schicksale und Befindlichkeiten mit denen ein Standesbeamter konfrontiert wird ist sehr groß.
Sie können sich bestimmt vorstellen, dass gerade diese schwierigeren Fälle die Würze unserer Arbeit sind. Allerdings steigt die Auslandbeteiligung bei allen Personenstandsfällen seit Jahren kräftig an. Das bedeutet, dass die zeitaufwändigen Fälle deutlich zugenommen haben und der Standardfall bei den Eheschließungen (beide deutsch, beide ledig und noch keine Kinder) immer seltener wird. Also, zu viel Würze schmeckt auch nicht immer.
Ein Standesbeamter ist , zumindest bei einem Teil der Gemeinden, auch am Samstag im Einsatz, wenn die meisten anderen Verwaltungen, egal ob Behörde oder Freie Wirtschaft, geschlossen haben. Es ist klar, dass immer wieder Paare am Samstag heiraten wollen. In unserem Standesamtsbezirk ist die Nachfrage nach Samstagstrauungen zwar geringer als erwartet, aber einige Samstage sind wir trotzdem im Einsatz. Das ist zwar nicht weiter schlimm aber das sollte man wissen, bevor man sich auf eine freie Stelle im Standesamt bewirbt.
Ein weites Feld ist das Namensrecht. Egal ob behördliche Namensänderung oder ob Erklärungen zur Namensführung nach dem Bundesvertriebenengesetz, auch hier nehmen die Fallzahlen zu und die immer komplizierter werdende Rechtsmaterie erfordert hohen Beratungs-, Prüfungs- und Entscheidungsaufwand. Gerade für Aussiedler, deren Namen durch die Übersetzung in die Sprache des Herkunftslandes (z.B. Kasachstan) verändert worden ist, wollen verständlicher Weise den Namen in der deutschen Schreibweise führen. (z.B. Schneider statt Snajder).
Natürlich werden neben Geburten und Eheschließungen auch sterbefälle im Standesamt beurkundet. Auch hier ist, wie in den anderen Bereichen auch sehr korrektes und präzises Arbeiten erforderlich, denn ein Hans-Peter ist einen anderer wie der Hans Peter, die Seline ist eine andere wie die Séline, und so fallen bei der standesamtlichen Arbeit viele Dinge ins Gewicht, die im normalen Behördenverkehr oft keine Rolle spielen. Ein Fehler in einem Eintrag kann nach dessen Abschluß – also nach der Unterschrift des Standesbeamten - in den meisten Fällen nur berichtigt werden wenn dies von einem zuständigen Gericht angeordnet wird.
Ich finde Standesbeamter ist ein schöner Beruf, der durch den Kontakt mit Menschen oft direktes Feedback auf die eigene Handlungsweise bringt. In den meisten Fällen kann man helfen und hat somit am Ende zufrieden Kunden. Wenn Konflikte auftreten, dann kann ein Standesbeamter nicht durch den Chef, sondern nur durch ein Gericht angewiesen werden eine bestimte Beurkundung in einer geforderten Art und Weise vorzunehmen. Das zeigt wieviel Freiheit aber auch Verantwortung in diesem Beruf steckt.
Die Ausbildung zum Standesbeamten ist vielseitig. Das Studium für den gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst in der Kommunalverwaltung ist notwendig um in Bayern Standesbeamter werden zu können. Ein zusätzliches 3-monatiges Praktikum in einem Standesamt und eine 2-wöchiger Lehrgang mit Prüfung sind außerdem erfoderlich bevor die Bestellung zum Standesbeamten durch den Dienstherren erfolgen kann. Darüberhinaus sind regelmäßige Fortbildungen notwendig. Mit einem Punktesystem wird überwacht ob die Teilnahme an den Fortbidungsveranstaltungen ausreichend für den Erhalt der Bestellung ist. Bei nichterreichen der Mindstpunktzahl erlischt die Bestellung und der Beamte darf keine personenstandsrechtlichen Beurkundungen mehr vornehmen.
Die Verdienstmöglichkeiten sind meines Erachtens nur mäßig, denn trotz des hohen Anteils an kompiziertem internationalem Privatrecht, was ja in anderen Rechtsbereichen kaum einmal der Fall ist, werden die meisten Standesbeamten mit A 10 besoldet, sind also Oberinspektoren/innen. Trotzdem stelle ich immer wieder fest, dass die Standesbeamten ihre Arbeit engagiert und begeistert ausüben und motiviert nach Lösungen suchen anstatt Probleme aufzubauen, auch wenn von unbedarften Laien manchmal nicht gesehen wird, dass wir in der Verwaltung, also im Vollzug tätig sind also selbst an die rechtlichen Vorgaben gebunden sind die die Gesetzgebung verbrochen hat.
Weil ich auch im Freundeskreis darauf angesprochen werde. Der Beruf des Standesbeamten ist mit einer gewissen Sicherheit verbunden. Ich werde aller Voraussicht nach meinen Arbeitsplatz nicht verlieren. Allerdings muß ich in diesem Zusammenhang daruf hinweisen, dass die Realeinkommen verglichen mit anderen Berufen in den vergangenen 10 Jahren deutlich zurückgeblieben sind und die geplanten Sparmaßnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden einen Einkommensverlust von 18% bedeuten würden. Sollten diese Maßnahmen beschlossen werden, dann wäre die Bezahlung im Vergleich zu den Anforderungen nicht mehr angemessen.
Fazit: Ein schöner , anspruchsvoller Beruf, der durch den Umgang mit Menschen sehr viel Freude macht. weiterlesen schließen -
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