Pro:
Ideal für die langen, kalten Winterabende ;-)
Kontra:
Ist nichts für jedermann
Empfehlung:
Ja
Die bekannteste Insel Schottlands ist die Isle of Skye. Über dieses wunderschöne Eiland habe ich an anderer Stelle schon ausführlich berichtet. Aber sie hat natürlich noch viel mehr zu bieten. In meinem heutigen Bericht möchte ich daher über ein Produkt schreiben, das für mich ein typischer Vertreter dieser Insel ist.
Die Destillerie von Talisker liegt am westlichen Ufer der Insel, im Schatten der riesigen Cuillin Hills. Wer sie sich anschauen möchte, fährt die A 850 von Kyleakin bis nach Sligachan. Hier zweigt die 863 Richtung Dunvegan ab. Nach cirka 5 km gibt es eine Abzweigung zur B 8009, die sich in ihrem weiteren Verlauf noch einmal gabelt. Die weitere Fahrt nach Carbost am Loch Harport gelegen, ist von hier aus ausgeschildert. Auf der Isle of Skye gibt es übrigens nur diese eine Whisky Destillerie, von daher sollte sie schon ein Besuch wert sein. Für dieses Jahr habe ich mir fest vorgenommen, ihr wieder mal eine kleine Stippvisite abzustatten. “g“
Jetzt aber zum eigentlichen Thema. Seit cirka zehn Jahren gibt es eine Serie von sechs verschiedenen Malt Whiskys. Dabei vertreten diese Single Malts alle sechs Whiskyregionen Schottlands. Zu den sogenannten „Classic Malts of Scotland“ gehören der Glenkinchie für die Lowlands, der Dalwhinnie für die Highlands, der Oban für die westlichen Highlands, der Cragganmore für die Speyside Region, der Lagavulin für Islay und eben der Talisker für die Islands. Jeder Single Malt soll als typischer Vertreter seiner Region gelten.
Seit 1830, also seit über 170 Jahren, wird in Carbost das Wasser des Lebens produziert. Es waren die Brüder Hugh und Kenneth MacAskill, die der Destillerie ihren Namen gaben. Bis gegen Ende der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde dort sogar der Whisky dreifach gebrannt, was in Schottland eigentlich schon lange nicht mehr der Fall ist. Verwunderlich ist allerdings die Zahl der Stills, also der Brennblasen, sie ist nämlich ungerade. Es gibt zwei für die erste Phase der Destillation und drei für die zweite Phase. Dies ist eigentlich ein Widerspruch in sich, hat man doch während des ersten Brennvorganges normalerweise ein viel größeres Volumen.
Im Jahre 1960 wurde die Destillerie durch ein Feuer weitestgehend zerstört. Dies hinderte die damaligen Besitzer allerdings nicht daran, sie wieder originalgetreu aufzubauen. Lange Zeit war der Talisker außerdem Bestandteil des bekanntesten schottischen blended Whisky – dem Jonny Walker. Erst seit den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde der Whisky als Single Malt vermarktet. Heute ist die Firma in Besitz der UDV (United Destillers and Vintners), die im Jahre 1997 aus dem Zusammenschluß von Guiness und GrandMet entstand. So ist es wohl auch keine große Überraschung, daß der Sitz des deutschen Vertriebes sich in Rüdesheim am Rhein befindet. Der Name ist die UDV Deutschland GmbH – seines Zeichens mittlerweile Inhaber der Firma Asbach.
Das Klima auf der Isle of Skye ist schon wesentlich rauher als auf dem Festland. Wegen dem nahen Golfstrom gibt es dort allerdings auch eine ganz tolle Pflanzenwelt. So ist es sicherlich kein großes Wunder, das dies auch Auswirkungen auf den Boden, bzw. den Torf hat. Was hat denn der Whisky mit dem Torf zu tun, werdet Ihr Euch nun sicherlich fragen? Ganz einfach: ein ganz wichtiger Bestandteil eines Whiskys ist das Wasser, mit dem er gebrannt wird. Jede Wasserquelle hat eine komplett andere Zusammensetzung, jede Destillerie hat daher einen vollständig anderen Geschmack.
Darüber hinaus gibt es noch diverse Sonderabfüllungen des Taliskers, z.b. in speziellen Editionen. Dazu kann ich leider keine näheren Angaben machen, weil ich eine solche Variante bisher noch nicht verkostet habe. Wer von Euch gerne einmal diese Destillerie besuchen möchte, kann dies zwischen April und Oktober gerne tun. Die genauen Öffnungszeiten weiß ich leider nicht mehr auswendig, ich glaube von zehn bis sechzehn Uhr. Wer möchte, kann sich natürlich einer der zahlreichen Führungen anschließen und dabei einen kleinen Einblick in die Verarbeitung des schottischen Lebenswasser gewinnen.
Durch den hohen Torfanteil im Wasser erhält der Talisker eine sehr herbe und würzige Note, die den Charakter der gesamten Insel ganz hervorragend präsentiert. Es gibt übrigens ein Whisky Lexikon von Walter Schobert. Darin wird ein gewisser Derek Cooper zitiert, dessen Aussage ich Euch nicht vorenthalten möchte.
„Die stechende, leicht ölige, torfige Rauheit des Buketts steigt in meine Nüstern. Der Körper rinnt wie die Lava von den Cullins durch meinen Rachen. Dann rums! Strom erhebt sich vom Tempel, ein erdbebenartiger Schock erschüttert das Gebäude, meine Augen verschwimmen, die Backen röten sich und ich sinke gegen den Sessel. Talisker ist kein Getränk, er ist eine innerliche Explosion, eine destillierte Zentralheizung.“
Ganz so extrem würde ich die Wirkung vielleicht nicht beschreiben, aber die generelle Richtung stimmt eigentlich schon. Im Gegensatz zu anderen leichten Whiskys ist der Talisker relativ schwer. Schon beim Öffnen der Flasche, entströmt ein sehr angenehmer Duft. Ein guter Korken gehört zu einem edlen Tropfen dazu. Da ist es egal, ob es sich um einen guten Wein, Cognac oder eben halt Whisky handelt. In diesem Falle hat der Verschluß seine Schuldigkeit getan – er verschließt die Flasche hervorragend und es Bedarf schon etwas Kraft und Geschick um selbige wieder aufzubekommen. Aber dies ist Sinn und Zweck der Sache - die Pulle ist nun wieder luftgeschützt.
Jetzt zum wichtigsten Teil – die Bottle und ihren Inhalt. Der von mir verkostete Talisker ist laut Flasche (0,7 Ltr.) zehn Jahre alt und hat einen für eine Standardabfüllung etwas ungewöhnlichen Alkoholgehalt von 45,8 % Vol. Eine Jahresangabe, wann der Whisky abgefüllt wurde, gibt es leider nicht. Nun ist es endlich an der Zeit, das Erzeugnis zu probieren. Verpackt ist die Flasche nicht in einer der sonst üblichen Röhren. Statt dessen wird sie von einem recht stabilen Karton geschützt, auf dem der inseltypische Basaltfelsen abgebildet ist.
Duft:
Schon vom ersten „schnüffeln“ her, unterscheidet sich dieser Single Malt von vielen anderen Whiskys. Der unverkennbare Geruch von Salz vermischt mit Torf liegt in der Luft. Man kann förmlich die Würze des Taliskers riechen.
Genuß:
Der erste Schluck löst erst mal ein leichtes brennen in meinem Halse aus. Aber das hält nicht lange an, ich spüre förmlich, wie der Whisky sich seinen Weg Richtung Magen bahnt. Was nun folgt, ist ein wohliges Gefühl von Wärme - gerade richtig zu dieser regnerischen, ungemütlichen Jahreszeit.
Der Talisker ist kein Whisky, den man jeden Abend trinken sollte. Nach einem guten Abendessen genehmige ich mir ab und zu mal einen solch kleinen Drink – mehr als einmal im Monat auf jeden Fall nicht.. Ich trinke ihn dann immer pur, ohne jegliche Zusätze wie Wasser oder gar Eis (brrrr). Dafür ist er dann doch viel zu schade.
Geschmack:
Vor allem den Torf schmeckt bei diesem Whisky ganz deutlich heraus. Er hat ein rauchiges Aroma, er schmeckt vielleicht sogar etwas nach Pfeffer, Tang – die rauhe Seeluft bewirkt natürlich ihr übriges. Im Abgang wirkt der Talisker auf mich trotzdem etwas süß und trocken. Das Finish bleibt sehr lange erhalten und ist trotzdem nicht unangenehm. Er hat einen sehr rauhen und kräftigen Charakter und ist somit ein typischer Vertreter dieser wunderschönen Insel.
Farbe:
Der Talisker wird in eine schlichte, einfache Glasfalsche gefüllt. Dabei kommt die schon fast dunkelbraune Farbe des Whiskys ganz toll zur Geltung. Die langjährige Lagerung in den entsprechenden Holzfässern hat natürlich auch ihr übriges getan. Wenn man ihn ins Glas einschenkt, fängt er richtig an zu leuchten und hat etwas von der Farbe eines herrlichen Abendrots über den Hebriden.
Fazit:
Der Talisker ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Sein unvergleichlicher, weil rauher und ziemlich ungewöhnliche kräftige Charakter machen ihn zu einem ganz besonderen Whisky unter den Single Malts. Für Einsteiger ist wohl eher ein Vertreter aus den Lowlands oder der Speyside Region geeignet. Die Flasche kostete seinerzeit cirka 60,-- DM also knapp 31,-- Euro. Ich habe den Talisker damals als Angebot in der Metro gekauft - der derzeitige Preis liegt bei cirka 35,-- Euro. Mit seinem Alkoholgehalt von 45,8 % fällt er natürlich aus dem üblichen Rahmen heraus.
Einen Talisker trinkt man nicht jeden Tag, man sollte ihn für besondere Stunden aufheben und ihn dann richtig genießen. Er ist ideal für die nun anstehenden, langen und kalten Winterabende - nach dem Genuß eines Gläschens wird einem direkt richtig warm ums Herz. Der hohe Torfgehalt der Isle of Skye wird hier voll zur Geltung gebracht.
Aus meiner Erfahrung heraus kann ich sagen, daß die Reaktionen auf den Genuß des Taliskers relativ extrem sind. Entweder mag man ihn oder man mag ihn nicht, ein Mittelding gibt es nach meiner Einschätzung eigentlich nicht. Ich selber mag den Geschmack dieses Whiskys sehr gern, auch wenn ich beim ersten Genuß dieses Lebenswassers doch etwas zusammengezuckt bin. „gg“ Auf den Zusatz von Wasser oder gar Eis verzichte ich in meinem Falle immer.
Meine Empfehlung ist daher, diesen sehr guten Whisky nach einem guten Abendessen oder vor dem prasselnden Kaminfeuer zu genießen. Das der Talisker einen Ehrenplatz in meiner kleinen Single Malt Sammlung einnimmt, versteht sich wohl von selbst. weiterlesen schließen
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