Pro:
die tolle Aussicht, die Nachspeise
Kontra:
das Ambiente, Preis?
Empfehlung:
Nein
Da ich eine geborene waschechte Berlinerin bin, freue ich mich immer wieder, wenn ich meine Heimatstadt besuchen kann. Anlaß meines letzten viertägigen Besuches war der 30. Geburtstag meines Bruders, den er über den Dächern Berlins feiern wollte. Sein Plan: Ein Besuch des Restaurants im Berliner Fernsehturm - dem TeleCafé.
Der Berliner Fernsehturm
mit 368 m das höchste Bauwerk Deutschlands, wurde in den 60er Jahren auf dem Alexanderplatz in Berlin errichtet. Der Standpunkt Alexanderplatz war hier jedoch nur die dritte Wahl. Die ersten Planungen eines Fernsehturmes in Berlin sahen den Bau in den Müggelbergen in Berlin Köpenick vor, zweitere im Volkspark Friedrichshain.
In den Müggelbergen war der Bau wegen des Flughafens Berlin-Schönefeld nicht möglich, da es Störungen im Flugverkehr hätte geben können. Zweitere Variante kam nicht über die Planungsphase hinaus. Jeder, der den Volkspark Friedrichshain im gleichnamigen berliner Bezirk kennt, wird mir zustimmen, dass dieses Bauwerk irgendwie nicht dorthin gepasst hätte. Für alle, die den Park nicht kennen, hier eine kleine Erklärung. Der Park hat eine Größe von ca. 52 ha, von denen ein Großteil das Klinikum Friedrichshain (Vivantes) einnimmt. Das Klinikum Friedrichshain ist 1868 bis 1874 entstanden und später erweitert worden. Heute stehen die Bauten unter Denkmalschutz. In der Umgebung eines Krankenhauses kann ich mir persönlich eine Touristenattraktion wie einen Fernsehturm nicht vorstellen.
Für den Bau des Berliner Fernsehturmes wurden sämtliche noch auf dem Gelände des Alexanderplatzes befindlichen Gebäude mit Ausnahme des Roten Rathauses und der Marienkirche abgerissen. Die Baukosten beliefen sich damals auf rund 200 Mio DDR-Mark, sechsmal so viel, wie bei der Planung kalkuliert wurde.
Daten des Fernsehturmes
Höhe: 368 m gesamt
Aussichtsplattform 204 m
Restaurant 207 m
Gewicht des Betonschaftes: 26.000 t
Gewicht der Kugel: 4.800 t
2 Personenaufzüge, 1 Technikaufzug
1 Stahltreppe mit 986 Stufen
Die Anfahrt
würde ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bevorzugen. Es gibt bei uns ein Sprichwort: Viele Wege führen zum Alex. Das sagt eigentlich schon alles aus. Man kann wirklich von jeder Ecke Berlins ziemlich einfach an den Alexanderplatz kommen, sei es mit der Straßenbahn, der S- oder U-Bahn oder dem Bus... Hier sollte jeder Berlin-Besucher vorher mal einen Blick auf das Berliner Verkehrsnetz werfen, Broschüren dazu finden sich in vielen Bahnen und an den Fahrkartenschaltern der S- und U-Bahnhöfe, wahrscheinlich auch im www.
Wer mit dem Auto anreisen will, der muss sich auf saftige Parkgebühren einstellen und eine lange Parkplatzsuche einkalkulieren, der auch einen etwas längeren Fußweg nach sich ziehen könnte. Die Parkgebühren liegen bei etwa 2,- Euro die Stunde. Bei einem längeren Besuch des Alexanderplatzes (hier ist nicht nur der Fernsehturm eine Attraktion) kostet das Bahnticket dann weniger als die Parkgebühren selbst.
Zu finden
ist der Fernsehturm direkt an der S- und U-Bahnstation Alexanderplatz... durch seine imposante Größe kann man ihn wirklich nicht übersehen.
Adresse:
Berliner Fernsehturm
Panoramastr. 1A
D-10178 Berlin
Telefon: +49 (0) 30/242 33 33
Beim Besuch des Fernsehturmes würde ich je nach Ferien- und Wetterlage eine kurze bis längere Wartezeit mit einplanen.
Die Eintrittspreise
sind in den letzten Jahren ziemlich sprunghaft angestiegen und liegen derzeit bei 9,50 Euro für Erwachsene und 4,50 Euro für Kinder bis 16 Jahre. Kinder unter drei Jahren haben freien Eintritt. Rollstuhlfahrern kann auf Grund der nicht gegebenen Sicherheit leider kein Zutritt gewährt werden. Gruppen ab 20 Personen zahlen 7.00 Euro pro Person. Voraussetzung hierfür ist jedoch die vorherige Anmeldung mit schriftlich bestätigter Reservierung.
Auch Restaurantbesucher müssen den Eintrittspreis berappen, bevor es zum Restaurant hinauf gehen kann.
Hierzu bedarf es dann der Fahrstühle, die, zwei Stück an der Zahl, jeweils 15 Besucher nach oben bzw. später wieder nach unten befördern können. Die Fahrstühle wurden vor wenigen Jahren erneuert, was eine Reduzierung der Fahrzeit von 40 auf 38 Sekunden zur Folge hatte. Der Sicherheitsfaktor ist hier dann auch nicht zu vernachlässigen. Sollte ein Fahrstuhl trotzdem mal nicht so funktionieren und irgendwo hängen bleiben, so kann man über Türen in den zweiten Fahrstuhl gelangen und mit diesem die Fahrt fortsetzen. Für Personal und Lasten gibt es einen Lastenaufzug. Die 986 Stufen wird mit aller Wahrscheinlichkeit kein Mensch freiwillig hinter sich bringen wollen ;-).
Oben angekommen trennen sich die Wege der Besucher der Aussichtsplattform und Restaurantbesucher. Der Rundgang auf der Aussichtsplattform ist links herum, der Aufgang zum Restaurant befindet sich rechter Hand neben den Fahrstühlen.
Durch vorherige Reservierung haben wir hier keine Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. Aber auch wenn man nicht reserviert hat, kann man nach einiger Wartezeit das Restaurant besuchen.
Das Restaurant
hat mich leider sehr enttäuscht...
Ich hatte hier so fast das Gefühl, in die DDR zurück versetzt worden zu sein. Das Ambiente des Restaurants hatte ungefähr das eines Mitropa-Restaurants zu DDR-Zeiten, hat nur noch das Geschirr mit dem Aufdruck "Mitropa" und das Alu-Besteck gefehlt. Für alle, die nichts mit Mitropa anfangen können: So hießen in der DDR die Bahnhofsgaststätten!
In dem Restaurant stehen die Tische im Kreis, direkt an den Fenstern, was bei der Aussicht ja nicht verkehrt ist. Sie stehen aber dicht an dicht gedrängt, so dass hier ca. 200 Personen speisen können. Sollte man seinen Platz verlassen wollen, kann man nur hoffen, dass der Platz hinter einem entweder frei oder von einer schlanken Person besetzt ist, sonst könnte das Aufstehen etwas problematisch werden. Die Tische sind mit hellen Tischdecken und hellen Servietten gedeckt, keine Blumendeko oder ähnliches schmückt hier den Tisch. Sehr traurig. Die Stühle sind in silber mit schwarzem Leder oder wohl eher -imitat gehalten, was den traurigen Farben auch keinen Lichtblick verschafft. Der Boden ist grau... einfach grau...
Nun gut, es kann ja nur noch besser werden.
Ein Blick in die Speisekarte
verrät uns, dass man hier vom Frühstück, über Salat und vielen kulinarischen Genüssen auch die Berliner Küche kennen lernen kann. So findet man die Berliner Kartoffelsuppe mit Partywürstchen für 4,50 Euro, das Berliner Eisbein mit Sauerkraut, Erbsenpüree und Salzkartoffeln für 11,50 Euro und andere Gerichte auf der Karte.
Des Weiteren kann man gebratene Hähnchenbrust auf Schnittlauchschaum mit grünem Spargel und Tagliatelle für 15,00 Euro und gebratenes Schweinefilet unter einer Kartoffelhaube mit geschmorten Pilzen und Zucchini für 16.00 Euro. Es gibt noch einige Gerichte mehr, dies war nur ein kleiner Auszug.
Als Vorspeisen sind Salate und Suppen, als Nachspeise verschiedene Eissorten, Obstsalat, Crepes und Rote Grütze zu bekommen.
Falls man hier zum Kaffee und Kuchen herkommen möchte, gibt es verschiedenste Kaffee-Spezialitäten und eine große Auswahl an Kuchen. Eine Kinderkarte mit Milchreis, Spaghetti usw. ist ebenfalls vorhanden.
Da unser Besuch noch in der Ferienzeit lag, hatten wir noch ein 3-Gänge-Menü zur Auswahl, welches sich glaube ich Ferien-Menü nannte. Als Vorspeise gab es kalte Gurkensuppe, dazu ein kleiner Spieß mit gewürztem Lachs und einer Cocktailtomate. Als Hauptgericht wurde eine Maispoularde mit Curryreis serviert. Die Nachspeise war ein Mandelblütencreme mit Basilikum und Lavendelblüten... alle drei Gänge zusammen für 23,50 Euro.
Ich entschied mich für letzteres Menü. Highlight dieses Menüs war ohne Frage die Nachspeise, die auf jeden Fall in der Zusammenstellung und Originellität fünf Sterne verdient hat. Durch die doch sehr durchdringenden, aber dennoch verschiedenen Geschmäcker des Basilikums und der Lavendelblüten mit der Mandelblütencreme wurde hier genusstechnisch ein Gaumenschmaus kredenzt.
Die kalte Gurkensuppe war auch sehr schmackhaft und die Beigabe der Lachsstückchen gab der Suppe doch den letzten Kick.
Das Hauptgericht fand ich nicht sehr überzeugend. Zu sehr kam mir der Geschmack vom Curry durch, der den Geschmack des gesamten Essens bestimmte. Für Curry-Freaks vielleicht toll, aber für mich war es nicht so doll, obwohl ich Curry an sich eigentlich sehr mag.
Die Getränkekarte konnte in seiner Vielfalt dann doch wieder überzeugen. Von der berliner Spezialität, der Berliner Weissen mit Schuss über Cola, Fanta, Sprite, verschiedenen Biersorten, Weinen und Sekt war eine ausreichende Auswahl vorhanden.
Eine Coca Cola 0,3 l kostet derzeit 2,80 Euro, Berliner Weisse mit Schuss 0,37 l schlägt mit 3,50 Euro zu buche. Berliner Kindl JubiläumsPilsener bekommt man in der 0,3 l Version für 3,00 Euro, 0,4 l kosten 4,00 Euro.
Für den Abend bietet das Restaurant eine extra Abendkarte, die ab 17.00 Uhr gilt. Hier sind wiederum sehr viele verschiedene Gerichte, wie auch die Berliner Küche, in großer Auswahl vorhanden.
Das Personal war sehr freundlich und ist mir in keinster Weise negativ aufgefallen.
Die Toiletten
Habe ich mir diesmal nicht angesehen. Ich war mir einfach nicht sicher, was mich dort erwartet und dachte mir, dass ich dieses kleine Geschäft auch bei meinen Eltern verrichten könnte, die eh nicht weit weg von der Mitte Berlins leben.
Bemerkt habe ich allerdings, dass man, um zur Toilette zu gelangen, zur Aussichtsplattform hinunter musste. Wenn man dann allerdings an der falschen Stelle aufs Örtchen muss, kann man einen gewaltigen Fußmarsch hinlegen, da der Ausgang des Restaurants sich evtl. grad auf der gegenüberliegenden Seite befindet.
Der Ausblick beim Essen
ist beeindruckend, wenn nicht sogar atemberaubend. Dazu muss ich Euch sagen, dass das Restaurant sich dreht. Nicht alles, nein, nur der Teil, auf dem die Tische für die Besucher stehen, also nur der äußere Ring dreht sich. Der Mittelteil ist starr. Das Restaurant dreht sich jede halbe Stunde einmal um seine eigene Achse, so dass man seine Blicke in alle Himmelsrichtungen schweifen lassen kann.
Wir hatten sehr großes Glück mit dem Wetter, denn nicht ein Wölkchen zierte den Himmel. Man hatte den Anschein, unendlich in die Weite schauen zu können, die Grenzen Berlins habe ich trotzdem nicht gesehen.
Viele imposante Gebäude konnte man von hier oben entdecken... so z.B. die Marienkirche, das Rote Rathaus und die Museumsinsel waren von oben zu erkennen. Auch die letzten Überreste des fast abgerissenen Palastes der Republik waren zu sehen.
Man konnte einen Blick auf das zweitgrößte Shopping-Center Berlins werfen, dem Alexa, welches den größten Media-Markt Deutschlands mit einer Verkaufsfläche von 8000 m² beherbergt. Größer sind hier nur die Gropius-Passagen im Westteil der Stadt, das Alexa übertrifft diese aber mit der Anzahl der Geschäfte, die hier vertreten sind. Der Bau selbst sieht nicht so gelungen aus, aber das ist wohl Ansichtssache. Das Brandenburger Tor und der dahinter befindliche Tiergarten ist auch zu bewundern. Mit der Aufzählung könnte ich jetzt noch lange fortfahren, aus Berichtetechnischen Gründen sehe ich aber davon ab.
Auch kann man von hier oben den Verlauf der Spree toll verfolgen und die Dampfer, die auf Tour sind, beobachten. Wenn man sich ein wenig auskennt, kann man verschiedene Straßen und Gebiete erkennen. So habe ich natürlich auch gesehen, wo ich aufgewachsen bin... Einfach toll.
Sollte man die Blicke von der Aussichtsplattform schweifen lassen, findet man Tafeln, auf denen die wichtigsten in Blickrichtung liegenden Gebäude benannt werden.
Fazit
Ein Besuch des Fernsehturmes selbst ist jedem Berlin-Besucher aufs Dringendste zu empfehlen. Der Blick auf die Stadt ist einfach gigantisch. Man sollte jedoch einen Tag wählen, an dem der Wetterfrosch Sonnenschein und wenig Wolken voraus sagt, denn ein grauer verregneter Tag bringt hier nicht so viel. Auch ist es hier ein Erlebnis, die Stadt bei Nacht zu bewundern. Möglich ist dies durch die sehr großzügigen Öffnungszeiten, März - Oktober von 9 - 24.00 Uhr und im November bis Februar von 10 - 24.00 Uhr. Sollte man in der Vorweihnachtszeit Berlin einen Besuch abstatten, könnte man abends die weihnachtlich beleuchtete Stadt bewundern... *schwärm*.
Das Restaurant in der Art würde ich keinem Berlin-Besucher empfehlen, da im näheren Umkreis sicher einige Restaurants mit besserem Ambiente aufwarten können. Die Küche selbst ist nicht wirklich schlecht, aber auch nicht so herausragend, dass man dort essen muss. Ich selbst esse gern im Kartoffelhaus in der Karl-Liebknecht-Straße 9, welches sich nur ein paar Minuten zu Fuß vom Fernsehturm entfernt befindet. Hier findet man viele verschiedene Gerichte, vorrangig mit Kartoffeln, die sehr sehr lecker sind. Preislich dürften beide Restaurants ungefähr gleich liegen, evtl. ist das Kartoffelhaus etwas preiswerter. Das Ambiente ist auf jeden Fall im Kartoffelhaus besser.
Ein weiteres Kartoffelhaus befindet sich im Nikolaiviertel, welches gleich hinter dem Roten Rathaus zu finden ist.
Ein von mir auch sehr gern besuchtes Restaurant, das Fridays, hat leider seine Pforten geschlossen, so viel ich weiß... schade, schade, schade!
Abschließend noch ein kleiner Tipp für einen tollen Blick. Dazu müsst Ihr ein paar Schritte weiter laufen. Nämlich zur Karl-Liebknecht-Straße Ecke Spandauer Straße. Wenn Ihr von dort aus zur Marienkirche schaut, seht Ihr den Fernsehturm direkt hinter dem Turm der Marienkirche. Es sieht beinahe so aus, als würde der Fernsehturm dem Turm der Marienkirche entspringen... muss man gesehen haben!
Im September 2008
Josi354
(Für die Recherchen zu diesem Bericht habe ich Wikipedia und die Homepage des Fernsehturms sowie auch mein eigenes Wissen und meine Erfahrungen verwendet)
Gigantischer Blick und tolle Nachspeise kontra nicht so tolles Hauptgericht und Ambiente macht insgesamt 2,5 Sterne... Im Zweifelsfall für den Angeklagten - also drei! weiterlesen schließen
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