Pro:
Hervorragende Computereffekte und Kulissen, anfangs mitreißender Spannungsbogen
Kontra:
Leichter Spannungsabfall in der zweiten Hälfte, nicht gerade überraschungsreicher Plot, zum größten Teil farblose Darsteller
Empfehlung:
Ja
In den 70er Jahren gab es eine wahre Flut von Produktionen, die in die Kategorie der so genannten Katastrophenfilme einzureihen sind. „Flammendes Inferno“, „Erdbeben“, „Die Höllenfahrt der Poseidon“, aber auch die „Airport“-Reihe machten mächtig Furore, bevor Anfang der 80er die Lichtspielhäuser mehr und mehr von Actionstreifen á la Stallone und Schwarzenegger überrollt wurden. Erst Mitte der 90er Jahre gab es eine erneute Wiederbelebung des Genres, das mit Krachern wie „Twister“, „Dante’s Peak“ oder auch „Volcano“ ihr nach destruktivem Specktakel gierendes Publikum wieder vor die Leinwand bannte.
Sozusagen als Nachzügler dieser mächtig Eindruck schindenden Filme, könnte man da Roland Emmerichs Endzeitszenario „The Day After Tomorrow“ bezeichnen, mit dem er die Zerstörungswut der Natur von neuem versucht den erwartungsfrohen Zuschauern nahe zu bringen. Nach den Ereignissen des 11. September ist das natürlich ein bisschen ein heikles Thema und längst nicht mehr so einfach; gerade auch wenn man bedenkt, dass hier explizit New York von einem Desaster biblischen Ausmaßes heimgesucht wird. Nichtsdestotrotz hat es sich der schwäbische Filmemacher nicht nehmen lassen, vornehmlich anhand des Big Apple aufzuzeigen, dass durch ein unbedachtes Eingreifen der Menschen selber, eine neue Eiszeit durchaus herauf beschworen werden könnte. Bleibt zu hoffen, dass es sich auch weiterhin nur um eine jener utopischen Hollywood-Realitäten handelt, bei der man sich so gerne gruselt.
FESTGEFROREN - DIE HANDLUNG
Durch die Globale Erwärmung beginnen die Polkappen rapide abzuschmelzen; die Temperatur des Golfstroms erhöht sich zusehends -, und dennoch: der Menschheit droht eine neue Eiszeit, die einen großen Teil des Planenten unter einem Eispanzer zu erstarren lassen droht...
Der Wetterforscher Professor Jack Hall findet erste allarmierende Anzeichen während einer Expedition in der Antarktis, als ein ganzes Eisfeld in sich zusammenbricht. Bei einem UN-Zusammenkommen von Wissenschaftlern und Staatsoberhäuptern, weist Jack in einer eindringlichen Rede auf diesen besorgniserregenden Umstand hin. Doch der findet auch beim Vizepräsidenten der USA keine Beachtung, da hier wohl vorrangig wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen.
Wenig später findet das prognostizierte Wetterfiasko – viel früher als erwartet - tatsächlich statt, als erste Unwetter über die nördliche Halbkugel fegen, und danach die Temperatur immer tiefer in den Keller abfällt.
Sam, der Sohn von Jack nimmt derweil bei einem Wissenswettbewerb in New York teil. Doch schon auf dem Hinflug durchschütteln Wetterkapriolen das Flugzeug, in das Sam und die anderen Teilnehmer (sowie auch eine Begleiterin, auf die er ein Auge geworfen hat) eingestiegen sind. Schließlich trifft eine Welle gigantischen Ausmaßes direkt auf die Skyline der Großstadtmetropole, und umspült die Wolkenkratzer mit unermesslichen Wassermassen.
Sam, seine Begleiter und noch einige andere von der Katastrophe überraschten Passanten, können sich gerade noch in die höher gelegenen Räume einer Stadtbibliothek retten, um dem Chaos zu entkommen. Von hier aus kann Sam unter erschwerten Bedingungen einen Hilferuf an seinen Vater senden, der sich auch sofort daranmacht aufzubrechen, um seinen Jungen in Sicherheit zu bringen; auch wenn die Aussichten auf eine Rettung alles andere als viel versprechend erscheinen, denn die Temperatur fällt von Minute zu Minute - scheinbar bis ins Bodenlose...
HEITER BIS WOLKIG - DIE KRITIK
Roland Emmerich, Drehbuchautor, Co-Produzent sowie Regisseur dieses Katastrophenspektakels und Produzent Mark Gordon philosophieren im Audiokommentarteil darüber, dass so manch Kritiker einen derartigen Streifen mit etwas anderen Augen sehen würde, wüssten diese wie viel Arbeit hinter einer derartigen Produktion doch steckt. Dennoch finde ich muss es erlaubt sein, hier erstmal ein paar kritischere Anmerkungen zum Kälteschocker vom Stapel zu lassen. Da ist zuvorderst die ziemlich dünn von Emmerich und seinem Co-Autoren Jeffrey Nachmanoff ersonnene Storyline, die das Thema eines gar nicht so weit hergeholten dramatischen Weltklimawechsels aufgreift. Es ist die im Grunde klischeehafte und eher als Nebensache ablaufende Geschichte einer Vater-Sohn Beziehung, die sich als ziemlich zerrüttet herausstellt. Im Angesicht der bevorstehenden Gefahr sollen sich die Beiden aber wieder ein Stück weit näher kommen -, sich unter den gegebenen Umständen gefälligst wieder zusammenraufen.
Doch das – ich drück es mal unmissverständlich aus – interessiert eigentlich kein Schwein, da diese eingebrachten zwischenmenschlichen Beziehungen selbst für einen derartigen Genrestreifen einfach viel zu oberflächlich eingebracht wurden. Da ist es ein Glück, dass wenigstens Dennis Quaid als überarbeiteter Wetterprophet, doch noch so etwas wie einen einigermaßen lebensechten Charakter formen kann, der einem nicht völlig am Allerwertesten vorüber geht. Am meisten hat mich neben den blassen Jungdarstellern (die wohl die zahlenden Kinobesucher unter 20 in die Kinos locken sollten), der klischeehaft eingebrachte Penner mit seinem unvermeidlichen Köter gestört, der auf mich alles andere als auch nur annähernd echt gewirkt hat.
Doch was soll’s: Wer sich ein Kinoerlebnis nach Hause holen will, bei dem man seine grauen Zellen nicht allzu sehr strapazieren muss, und bei dem die ohne Frage imposanten Bilder, die von einer ganzen Armada unterschiedlichster Effekteschmieden auf den neusten Stand des Machbaren gebracht wurden, vergisst meine Einwände am besten gleich wieder, die ich im oberen Abschnitt gemacht habe. Von der Einführungssequenz an, als die Kamera ihren Flug über die unendlichen Weite des Eisfeldes unternimmt, über die in dieser Art bisher noch nie gesehenen Szenen, als etliche Tornados zugleich Los Angeles dem Erdboden gleichmachen, bis zum überfluten und schockgefrieren New Yorks: alles wurde per Computer recht glaubhaft inszeniert. Es ist halt doch der tief sitzende (fast schon kindliche) Spaß am Kaputtmachen, der die Faszination dieser Gattung Film immer wieder aufs Neue auszumachen pflegt, und wohl deshalb auch nicht so schnell totzukriegen ist.
Sieht man den Streifen von diesem Standpunkt aus, dann kann man eigentlich nicht viel mehr von ihm erwarten. Zumindest eine gute Stunde geht es action- und effektemäßig Schlag auf Schlag, bevor dann im dritten Akt fast schon ein wenig die Luft raus zu schein scheint. Da retten allenfalls noch die an die Staatsführung gehenden Seitenhiebe, die anhand der Szenen verdeutlicht werden, in denen Flüchtlinge über die Grenze nach Mexiko zu gelangen versuchen, und nicht – wie bisher – in umgekehrter Richtung über die Zeit. Doch gegen Ende gibt es dann doch noch die erwarteten, oder zumindest erhofften mitreisenden Bilder, wenn ein Rudel wild gewordener Wölfe die frierenden Helden nochmals arg in Bedrängnis bringen, auch wenn das Ganze ein wenig von „Jurassic Park“ abgeguckt wirkt. Die komplett am Rechner entworfenen Wölfe verstärken diesen gewonnenen Eindruck dann eher noch um einiges mehr. Aber alles in allem geht die Rechnung dennoch auf, wenn zum eingeläuteten Finale nochmals erstaunliche Impressionen einer eingefrorenen Welt gezeigt werden, die an Symbolträchtigen Wahreichen New Yorks festgemacht wurden, und bei denen man wohl im Grunde froh sein darf, bei sich daheim in der waren Stube vorm Fernseher zu hocken.
FILMDATEN
Laufzeit: 119 Minuten
Tonformat: Deutsch Dolby Dogital 5.1 / DTS 5.1 + Englisch Dolby Digital 5.1
Bildformat: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Untertitel: Deutsch / Englisch / Türkisch / Deutsch für Hörgeschädigte
FORTGESETZTER KÄLTESCHAUER - DIE DVD-VERSIONEN / EXTRAS
Twentieth Century Fox präsentiert Roland Emmerichs Erfolgsfilm in zwei Silberscheibenversionen: Zum einen kann sich der Filmfan eine sehr schön gestaltete Doppel-DVD (Spezial Edition) im Eyecatcher-Hologramm-Look zulegen, der eine extra Scheibe mit reichlich Bonusmaterial von über 3 Stunden Laufzeit enthält. Hier lässt sich jede Menge an weiteren Infos abrufen, die sich unter anderem eingehend mit den reichhaltigen Spezial Effekten im Film befassen.
Auf der ersten Disc ist der 119 Minuten lange Streifen enthalten, bei dem man bei der deutschen Tonfassung zwischen Dolby Digital 5.1 und DTS 5.1 wählen kann. In diesem Bereich kommen Soundfetischisten bei beiden Tonversionen voll zum Zuge. Wenn z.B. die Wirbelstürme über Los Angeles jagen, oder sich die Riesenwelle New York nähert, kommt das so gnadenlos und realistisch über die Lautsprecher, dass man unwillkürlich den Kopf einzuziehen beginnt.
Das Bild ist auch auf der Höhe der Zeit und dürfte nicht den geringsten Anlass zum meckern bieten. Selbst die etwas dunkleren Abschnitte des Films können noch mit genügend Kontrast für einen uneingeschränkten Filmgenuss überzeugen.
Zwei Audiokommentare sind auf der Filmscheibe enthalten: Im ersten Kommentar plaudern Regisseur Emmerich und Produzent Mark Gordon recht locker Einzelheiten zu den Dreharbeiten aus. Leider ein bisschen missfallen hat mir, dass Spaßvogel Gordon ein- ums andere Mal Emmerich ins Wort fällt, um seine nicht immer lustigen Jokes an den Mann zu bringen.
Im zweiten Audiokommentar sind es Co-Autor Jeffrey Nachmanoff, Kameramann Ueli Steiger, Cutter David Brenner und Ausstatter Barry Chusid, die eine rundum gelungene Ergänzung zum ersten Kommentar liefern, sollte der noch einige Fragen offen gelassen haben. Informationsmäßig bietet - wie ich denke - dieser Kommentar der Macher aus der zweiten Reihe, fast noch mehr an wissenswerten Details zur Großproduktion.
Außerdem gibt es auf der ersten Scheibe noch ein sehr aufschlussreiches Interview von Emmerich auf der er seine Beweggründe und Meinung zu seinem Werk noch einmal offen legt. Abschließend kann man sich noch eine kurze „Effects Behind The Scene“ Dokumentation vom neuen Fox-Actionreiser „Alien vs. Predator anschauen.
Zum anderen gibt es natürlich noch die abgespeckte so genannte „Original Kinofassung“, bei der es sich in meinem Bericht in erster Linie handelt, und bei der die erste Disc augenscheinlich von der SE komplett übernommen wurde; und somit auch mit den darauf enthaltenen, obenstehenden Extras aufwarten kann.
Gut 5 Euro kann man demnach zur 2er Disc-Version sparen, sollte einem die reine Kinofassung genügen. Wobei ich denke, dass durch die zwei sehr ansprechenden Kommentare der Macher, schon ein großer Teil an Hintergrundinformationen - auch für den weiterreichend interessierten Filmfan - im gebührenden Maße vorhanden ist.
Deutsche Untertitel lassen sich zu sämtlichen Zusatzoptionen bei Bedarf hinzuschalten.
EISKALT SERVIERT – DAS FAZIT
Der Kreis scheint sich fast schon wieder ein wenig zu schließen: Schon in Emmerichs Erstling „Das Arche Noah Prinzip“ drehte es sich ja schon einmal um drastische klimatische Veränderungsprozesse, die einen großen Teil des Globusses beeinflussten. Nach seiner Hollywoodübersiedlung wurde beim - als besonders sparsam geltenden Filmemacher - alles eine Nummer größer, spektakulärer und nicht zu vergessen erfolgreicher. „Independence Day“ bildete hier bisher schließlich den kassenträchtigen Höhepunkt, der dem immer wieder spöttisch mit Spielberg verglichenen Schwaben sicherlich nicht Ungelegen kam, um auch die letzten Zweifler verstummen zu lassen. Kennt man die Grundstruktur vom Alien-Invasions-Film, dann hat man eigentlich auch schon die Machart der neusten Emmerich-Zerstörungsorgie begriffen. Die magere Handlung ist eigentlich nur dazu da, um das Publikum von einem visuellen Höhepunkt zum Nächsten zu bringen. Wer in diesem Bereich viel mehr erwartet, ist ganz sicher und sprichwörtlich im falschen Film angelangt.
Die Heizung heruntergedreht, die Moonboots vom Dachboden geholt, und die Daunenjacke übergeworfen – dann kann man es sich auch schon vor dem Heimkino so richtig gemütlich machen. Sollte es einem dennoch etwas kühl ums Näschen werden, dann darf man sich dennoch sicher sein, das es Emmerich gelingt mit einiger Computerunterstützung so richtig einzuheizen. Immerhin gibt es neben imposanten Tricks die aus der Kälte kommen, noch den ein- oder anderen Seitenhieb an die Adresse manch Politiker, denen das Lachen dann doch ein wenig einfrieren wird, wenn ihnen durch die (Eis)Blume aufgezeigt wird, was sie mit ihrem gedankenlosen verhalten auslösen könnten.
Fox hat dem Filminteressierten die Wahl gelassen, ob er sich für eine einfache- immerhin mit lohnenden Zusätzen versehene Ausführung der DVD entscheidet, oder ob er sich eher für eine etwas teurere- mit Extras voll gestopfte, erweitete Variante festlegt. Die Gewissensfrage: ob es den Aufpreis Wert ist, die etwa 5 Euro kostspieligere Spezial Edition in eleganter Hologrammoptik zuzulegen, diese Frage muss wohl jeder für sich selber beantworten.
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