Pro:
Dalmatinermäuse, grandiose Darsteller
Kontra:
happy end, tote Bilder, fehlende Dynamik und Spannung
Empfehlung:
Ja
Ich hatte den Trailer zu „The Royal Tenenbaums“ gesehen und schon allein Ben Stillers Erscheinungsbild ( unpassender Lockenkopf mit Trainingsanzug ) hatte mich davon überzeugt dass dieser Film durchaus auf meine „will ich sehen“ liste gehört.
Tja und in Punkt Skurrilität wurde ich mit Sicherheit auch nicht enttäuscht – eine Menge schräge, kettenrauchende Typen haben mich 110 Minuten lang begleitet , die alle mehr als merkwürdige Klamotten tragen und ihren „Stil“ auch tapfer bis zum Ende des Films durchhalten. Unterteilt ist „The Royal Tenenbaums“ in acht Kapitel plus Epilog, eingeleitet wird jedes dieser Kapitel durch den Blick auf die ersten Zeilen des Drehbuchs, die von einer dunklen Stimme vorgetragen werden.
In der Originalversion macht dies Alec Baldwin. Diese Information war auch der Moment wo ich es bereut habe den Film nicht in englischer Sprache gesehen zu haben, denn Baldwin’s dunkle Bassstimme ist im narrativen Stil ist mit Sicherheit ein Erlebnis... *schmacht*
Na ja der Kerl, dem ich dann für die nächsten Minuten lauschen durfte war definitiv auch nicht schlecht und hatte eine dunkle Stimme mit angenehmen Märchencharakter, die mir folgenden Geschichte erzählte:
Eine kleine Villa in der Archer Street war früher einmal die Residenz der eigenartigen Familie Tenenbaum. Das Oberhaupt der Familie Royal Tenenbaum ( Gene Hackmann ) lebte in diesem Haus mit seine Frau und drei Kinder, hat diese aber sehr früh verlassen. Die letzten zwanzig Jahre verbrachte er in einem noblen Hotel, als er aus diesem rausgeworfen wird, überkommt in ein ganz neuer Familiensinn und er möchte das Verhältnis zu seinen Kindern aufbessern. Seine Frau Etheline (Anjelica Huston) verkraftet die kaputte Ehe gut und während er versucht die Familie wieder zusammenwachsen zu lassen denkt sie darüber nach erneut zu heiraten.
Die drei Tenenbaum-Kinder sind jeder für sich kleine Genies. Chas (Ben Stiller) leitet ein Finanzimperium dass er schon im Teenageralter aufgebaut hatte, leidet aber so unter dem Tod seiner Frau dass nun seine eigene Kindern übersteigerte Sicherheitsvorkehrungen ertragen müssen. Margot (Gwyneth Paltrow) gewann ihre ersten Literaturpreise vor der High School ist aber nun nur noch zynisch-depressive in ihren eigenen Gefühlswelt gefangen. Der letzte in dem Geschwistertrio ist Richie (Luke Wilson), ein ehemaliger Tennis-Champion, der heimlich in Margot ( die von den Tenenbaums im Alter von zwei Jahren adoptiert wurde ) verliebt ist. Seinen Schmerz versucht er durch ein Einsiedlerleben und allerlei Kreuzfahrten zu kompensieren.
Mit der Vermutung dass ihr chaotischer Vater tot.krank ist findet die Familie unter dem Dach der liebenswerten und doch absolut überforderten Mutter zusammen und müssen sich nun auf engstem Raum mit ihren Ängsten und Neurosen auseinandersetzen...
Ich weiß nicht genau wie ich diesem Film bewerten soll – auf der einen Seite gefällt mir die Art der Erzählweise, die skurrilen Details, die Dalmatinermäuse ( die waren sooo putzig *hihi* ) und vor allem der schwarze Humor.
Auf der andere Seite ist das Drehbuch zwar genial aber nicht vollkommen genug um den absolut grandiosen Schauspieler gewachsen zu sein. Allen voran Gene Hackmann der als egoistischer Macho mit Vatergefühlen absolut überzeugt. Zusätzlich möchte ich auch Gwyneth Paltrow erwähnen, die als kettenrauchende Depressive, in der Rolle der Margot mit Sicherheit die größte Herausforderung ihrer bisherigen Karriere gefunden hat und diese so überwältigend meistert dass ich absolut sprachlos und begeistert war.
Regisseur Wes Anderson ( „Rushmore“ ) hat einen Film geschaffen der schon allein sympathisch ist weil er nicht mit dem üblichen Hollywoodmatsch aufwartet; ihm ist es gelungen eine sehr detailreiche Atmosphäre zu erschaffen. Leider wirken viele Szenen dennoch eher wie ein Stillleben. Vollkommen tot scheinen die Figuren und die Situation zu sein, in welche die Protagonisten nur schwer wieder Leben einhauchen können. Der Film strahlt eine unheimlich kunstvolle Ruhe aus, die sich in der Verlorenheit der Hauptfiguren ausdrückt. Meistens war „The Royal Tenenbaums“ aber zu ruhig, die Bilder dienten nicht mehr nur dem Zweck eine Geschichte zu erzählen, sondern standen für sich selbst. Ich hoffte darauf dass doch mehr dahinter steckt als pure Ästhetik und wurde vor allem von dem „Ende gut alles gut“ Schluss absolut enttäuscht. Die vielen bunten Bilder, die poppig einen zu erschlagen drohen sind oft zuviel des guten – der narrative Erzählstil der mich zu Beginn der Geschichte so gefangen genommen hat rutscht mit jeder Minuten in den Hintergrund was dem Film leider nicht gut tat.
Wes Anderson spielt mit vielen menschlichen Schicksalen, rückt die Tatsache wie schwer es ist seine Persönlichkeit und die Anforderungen der Gesellschaft unter einen Hut zu bringen in den Vordergrund der Familien.geschichte. Es scheint so als ob alle Tenenbaums und ihre Umgebung in einer alternativen Realität leben, obwohl in New York gedreht wurde, bemerkt man kaum etwas von dem „normalen Flair“ das diese Stadt umgibt. Anderson hat eine stilisierte Märchenwelt daraus gemacht die einen ganz eigenen Charme besitzt.
„The Royal Tenenbaums“ hat einen merkwürdigen schwarzen Humor – in vielen Situationen weiß man nicht wirklich ob es Komik oder Dramatik ist, die sich vor den Augen des Zuschauers abspielt. Die Familie mit ihren manchmal sehr ernsten Problemen, Ängsten und Neurosen wird im Film dafür verwertet skurrile Situationen zu erschaffen, wo man nicht wirklich weiß ob man erschrocken oder amüsiert sein soll. Der ganze Film ist eine Satire wie es ihres Gleichen sucht und dadurch durchaus interessant wird.
Der Humor befindet sich dennoch sehr oft hart an der Grenze der Geschmacklosigkeit, was für mich einen absoluten Gegensatz zu dem Happy End darstellt. Ein Schlusssituation, die das Mitgefühl wecken soll ist in einem Film wo alles daraus abgerichtet ist über die Probleme der Protagonisten amüsiert zu sein, meiner Meinung nach vollkommen fehl am Platz.
Dies ist wohl auch der Grund warum mich „The Royal Tenenbaums“ nicht wirklich überzeugen konnte, viele Bilder wirken nicht ruhig sondern schon beinahe tot, schläfern den Zuschauern ein ( was im Fall einiger Leute mit den ich ihm Kino war sogar wörtlich zu verstehen ist ;-). Ich habe nie wirklich herzhaft gelacht - die Grenze zwischen Betroffenheit und Belustigung war dafür zu dünn gezeichnet; dies hält mich auch davon ab diesen Film den Stempel „Komödie“ aufzudrücken. Anderson ist ein skurriler kleiner Film gelungen , der mir einzig und allein auf Grund der Dalmatinermäuse ewig im Gedächtnis bleiben wird.
Dennoch: wer eine grandioses Schauspielerensemble, schöne Details und Ideen im Zusammenspiel mit kunstvolle Bilder erleben möchte ist sicherlich in diesem Film nicht fehl am Platz. Ach ja und die Dalmatinermäuse nicht zu vergessen, die muss man einfach mal krabbeln gesehen haben *hach* :) weiterlesen schließen
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