Pro:
bewährt sich außerhalb des yopi - Reservates täglich vieltausendfach
Kontra:
wird es auch für diesen Beitrag von vielen Leuten geben, nehme ich an
Empfehlung:
Ja
In der Theorie
Dein Leser hat ADHS ...
... und bestenfalls wenig für
das von Dir Beschriebene
übrig: Nenne nicht
1000 Gründe, warum er
trotzdem Zeit, Geld oder beides
erübrigen soll. Nenne
lieber einen guten Grund.
Habe Mut zur Lücke:
Sage nicht alles Mögliche –
nur alles Erforderliche;
verwechsle nicht Inhalt
mit produktionstechnisch
bedingter Füllhöhe
(Corn Flakes-Regel).
Beschreibe den Müll
von morgen nur aus
nachweislich wichtigem Grund
(Umverpackungsgebot).
Schildere Unterschiede,
nicht Gemeinsamkeiten:
Warum "Spee" - und nicht "Persil"?
(beide waschen
erwiesenermaßen gleich gut).
Dein Leser hat ADHS.
Alles ist schon gesagt (Karl Valentin),
aber vielleicht bringst Du es schneller
auf den Punkt (FOCUS-Marktchance)?
Entdecke Tucholskys Ratschläge
für Redner sowie Haiku-Gedichte für Dich.
Übungen:
Erfinde einen Slogan für Dich.
Begeistere jemanden für ein Thema - per SMS.
Telefoniere zukünftig öfter mal mit fast leerem Akku.
Stell' Dir vor, Papier sei nicht mehr geduldig.
p.s.: Dein Leser hat ADHS.
In der Praxis
Die Redaktion der Programmzeitschrift TV Spielfilm (und nicht nur die) schafft es, in ihrem zweiwöchentlich erscheinenden Blatt auf kleinstem Raum DVD-Empfehlungen abzugeben, die ich stets als äußerst verlässliuch empfunden habe und von denen ich deshalb weiß: Ich kann ihnen blind vertrauen. In einem kurzen Satz werden Besonderheiten einer DVD so auf den Punkt gebracht, dass Interessierte sehr genau wissen, ob sich der Kauf lohnt oder nicht. Für überflüssige Schauspielerbiographien ist dabei natürlich ebenso wneig Platz wie für langatmige Nacherzählungen des Filminhalts. Beispiele gefällig? Bitte sehr:
Doom - Der Film
ACTION
Wer glaubt, Videospiele seien was für Deppen,
wird mit dieser DVD leider bestätigt.
Nicht nur, dass der Film um eine Spezialeinheit,
die auf dem Mars Monster niedermäht, lachhaft
ist, auch die Extras schüren jedes Vorurteil gegen
Gamer, indem sie sich auf den metzel-Aspekt der
Spiele stürzen. Nur das Segment über das "Boot
Camp" ist ganz ansehnlich.
126 Min. DD 5.1 (dt., engl.) 1,85:1 (16:9)
Bonus: vier Featurettes und Spiele-Werbung
Ohne Joystick macht das Ganze keinen Spaß
Noch eins? Kommt sofort:
Cool & Fool
KRIMIKOMÖDIE
mit altbewährter Anti-Paarung
Cooler Undercover-Cop (Samuel L. Jackson), der
sich einen Scheiß um Vorschriften schert, muss
sich ausgerechnet mit einem spießigen Endlos-
schnacker (Eugene Levy) arrangieren, um einen
Waffenschieberring auszuheben. Im Original ist
Levys Vertreter für Zahhygieneartikel köstlich, aber
auch er kann den formelhaften Film nicht retten.
Witzig: die Fluchanleitung.
80 Min. DD 5.1 (dt., engl.) 1.85:1 (16:9)
Bonus: verpatzte Szenen, Anleitung zum Fluchen
Ein paar gute Gags, aber nicht wirklich cool
* An anderer Stelle im World Wide Web gab's mal ein Forum mit einer 120-Wort-Untergrenze. Dass es diese Grenze gab, vergaßen im Laufe der Zeir aber die meisten Mitglieder, die dort Beiträge posteten. Die Folge: Beiträge, deren Umfang die Vorgabe von 120 Wörtern nicht oder nur unwesentlich überschritt, wurden oft allein aufgrund ihrer Kürze als "nicht hilfreiich" abgeurteilt. Als Reakltion darauf gab ein Mitglied darauf das Motto "In 120 Worten um die Welt" aus, das dazu aufrief, sich in Beiträgen auf 120 Worte zu beschränken. Einige der Filmrezensionen und andere Beiträge, die ich im Rahmen dieser kleinen Aktion verfasst habe, gehören noch heute zu meinen Favoriten. Ein paar möchte ich an dieser Stelle einfach anfügen; bei denen handelt es sich zwar mehrheitlich um reine Kino- und TV-Tipps, aber für eine DVD oder irgendeinen anderen Besperchungsgegenstand funktioniert das natürlich genauso gut - einen Beitrag zu schreiben, der sich sterng aufs Wesentliche beschränkt, kann ggf. natürlich etwas länger dauern als das Verfassen eines Textes, der sich in der seitenlangen Aufzählung redundanter Fakten ergeht.
"High Noon" in 120 Worten"
"Null und der Rest von heute":
Will Kanes (Gary Cooper)
erster Ehemanntag sollte
gleichzeitig sein letzter als Sheriff
sein – da kündigt sich Ärger in Gestalt
von Frank Miller (frischer Ex-Häftling,
einst von Kane verknackt)
& Kumpanen an.
Kane verschiebt Flitterwochen,
düpiert seine pazifistische Braut und
versucht, begleitet nur vom
oscarprämierten Titelsong
„Do not Forsake me“, Organisation einer Bürgerwehr.
Ende vom Lied:
„Einer für alle, eine für Kane“ –
allein Mrs. Kane (Grace Kelly)
steht ihre/m/n Mann (bei) [Überflüssiges tilgen].
Reaktionen auf „High Noon“:
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“The most un-American thing
I've ever seen in my whole life”
(John Wayne)
“Rio Bravo” (1959)
(Howard Hawks’ trotziger Gegenentwurf)
„Spiel mir das Lied vom Tod“ (1968)
(Sergio Leones Western weist
augenfällige Parallelen auf -
von Bildgestaltung bis zum
Bösewichtsnamen)
Mein Prädikat:
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unbedingt sehenswert!
Randnotiz:
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Entgegen einem weitverbreiteten Irrtum
entspricht die Erzählzeit nicht der
erzählten Zeit (Differenz: ca. 5 Minuten)
108 Worte "Sieben"
Zwei Detectives höchst unterschiedlichen Naturells
jagen Serienkiller mit Modus Operandi
Marke „Genesis pervers“: an sieben aufeinander
folgenden Tagen tötet „John Doe“ (engl. für
„Otto Normalverbraucher”) einen Menschen,
der für ihn Sinnbild gelebter Todsünde ist.
Hochkarätig besetzter (Kevin Spacey ist der
gruseligste Law-and-Order-Spießbürger
seit „Taxi Driver“ Travis Bickle, Brad Pitt
und Morgan Freeman glänzen als junger
Hitzkopf und alter Hase), rasant geschnittener
Serienkiller-Thriller mit stilbildendem,
oft nachgeahmtem Titelvorspann;
Darius Khondjis („Stadt der verlorenen Kinder“)
düstere Photographie macht die Großstadt zum
Herz der Finsternis, deren Dauerlärm-Geräuschkulisse
Figuren und Zuschauern nur
in einer kurzen Bibliotheks-Szene Ruhe gönnt.
Mein Fazit:
Raffiniertester Serienkiller-Thriller, seitdem
die Lämmer schwiegen.
Achtung, Zartbesaitete: nach sieben
der perfidesten Morde der Filmgeschichte wartet,
für eine US-Produktion ungewohnt,
kein versöhnliches Happy End.
Hudsucker: Setzkasten voller Anspielungen
Der Chef ist tot - es lebe der Chef: Nachdem Tycoon
Waring Hudsucker sich vermittels Fenstersprung entleibte,
katapultiert der Aufsichtsrat überraschend ein in der
Poststelle arbeitendes Landei (Tim Robbins) an die
Konzernspitze: die Shareholderschreck-Investitur soll
den Aktienpreis zum Verfüge des Mehrheitsanteilerwerbs drücken.
Vermeintlicher Simpel ist allerdings gewiefter als
angenommen, erfindet das Rad neu und gewinnt
schließlich sogar das Herz einer auf ihn angesetzten
Enthüllungsjournalistin (herrlich überdreht: Jennifer Jason Leigh).
Fazit:
Fans von Regisseur Terry Gilliam ("Brazil") sowie Kenner
der Filme Frank Capras dürften den anspielungsreichen
Mix (ferner am Zitatort: Spuren von Dickens' "Weihnachtslied")
der Regiebrüder Coen ("Fargo") lieben - Otto Normalzuschauer
fand den Look zu steril, den Humor zu beißend, die Figuren zu
wenig liebenswert und machte "Hudsucker" 1994 an der Kinokasse zum Flop.
Alles Ella: 51 Mal erstklassig in jeder Hinsicht
Drei CDs mit 51 Stücken (nicht verwechseln: Die "Best of"
bietet 35 weniger) nebst informativem Booklet machen
diese Zusammenstellung zum idealen Einstieg für Ella-Novizen:
vom Klassiker "Lady be good" über das Beatles'sche "Can't buy me love"
bis zu Ellas legendär verunglückter Live-Premiere des später
Grammy-prämierten "Mack the Knife" (Paradebeispiel
für eine selbst erfüllende Prophezeiung: "We hope we remember
all the words", sagt Ella das Stück an - bevor ihr dann, nach nicht einmal
120 Wörtern, der Text entfällt), das Fitzgerald als wortakrobatisches
Echtzeit-Improvisationstalent zeigt, bietet diese Anthologie Ella-Essenz
par excellence in Verve-typisch guter Tonqualität und Aufmachung.
Fazit: hervorragende Zusammenstellung -
machte mich vor zehn Jahren auf Anhieb zum
Fan; "Mack the Knife" (Wer ist Robbie Williams?)
ist schon Kaufgrund genug. weiterlesen schließen
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