Pro:
Das Geheimnis des Erfolgs ;o)
Kontra:
Fragt sich leider nur, für wen...
Empfehlung:
Nein
hörte ich kürzlich eines von meinen ganz ungeniert in einem Interview über das Geheimnis seines Erfolgs sagen – und endlich wurde mir klar, wieso der Markt von Coverversionen nur so überschwemmt wird. So einfach ist das also...
Aber eigentlich wollte ich etwas ganz anderes erzählen – nämlich von den Klagerufen der Musikindustrie, die kürzlich wieder gejammert hat: 'massenhaftes unkontrolliertes Kopieren von CDs' hat sich nämlich zu einer echten Bedrohung entwickelt; sage und schreibe 10% Umsatzrückgang mußte man im vergangenen Jahr hinnehmen. Sehr verwunderlich in Zeiten wirtschaftlichen Aufschwungs, wo jede andere Branche über Rekordumsätze laut jubelt *wunderwunder* (Ironie!). Die Schuldigen hat man natürlich sofort ausgemacht: die bösen schlimmen und überaus kriminellen Raubkopierer, die sich ohne jeglichen Respekt vor geistigem Eigentum anderer mit den begehrten (und nicht etwa überteuerten, nein, das doch nicht ;o) Produkten dieses Industriezweigs eindecken.
"Wäre die Musik gekauft worden, so der Verband, wäre ein Umsatz von 3,2 Milliarden Euro erzielt worden." (sämtliche diesbezüglichen Informationen hier sind übrigens von www.heise.de entnommen). Und hier treffen wir ihn schon, einen guten alten Bekannten, Freund aller Spekulation und jeglichen Wunschdenkens: den Konjunktiv! Laut meinem Lexikon – denn nun wollte ich es ganz genau wissen – lediglich eine Möglichkeitsform, die nichts anderes tut, als Wünsche, Zweifel oder eben Möglichkeiten auszudrücken. In diesem Fall wohl eher Wünsche, und zudem sehr utopische: denn reichlich naiv muß man als Schaffender, oder besser gesagt: Vertreibender, in dieser Branche sein, um diese Milchmädchenrechung auch nur annähernd im Bereich der Realität angesiedelt zu sehen. Von unsäglichen Vorwürfen wie 'Schulhofpiraterie', einem weitaus schlimmeren Phänomen an unseren Schulen als die von der PISA-Studie festgestellten Bildungsunwilligkeit deutscher Schüler, mal ganz abgesehen. Denn diese Schelme, anstatt ihr meist sehr üppig bemessenes Taschengeld in den nächsten CD-Laden zu tragen, damit arme, beinahe am Hungertuch nagende 'Künstler' wie Britney S. und ähnliche, auch weiterhin ein knapp über dem Existenzminimum anzusiedelndes Auskommen haben, tauschen sie frei und fröhlich selbige Tonträger. Das war schon immer so? Wie, auch manch einer von euch hat in leichtsinnigen Jugendjahren etwa einmal eine nicht erschwingliche LP auf Kassette kopiert heimlich vom Freund in einer dunklen Ecke des Schulhofs zugesteckt bekommen? Oh weh, oh weh...
Piraterie, das erinnert an finster und bedrohlich aussehende Gesellen auf den großen gefährlichen Weltmeeren, die fremde Schiffe eiskalt kapern, Mann und Maus einfach niedermeucheln und deren Besitztümer an sich reißen. Raub, Piraterie, Diebstahl – strafbar und verwerflich. Wenn ich jemandem etwas nehme, was sich bis dato rechtmäßig in dessen Besitz befand, mache ich mich strafbar. Der Unterschied zwischen materiellem und geistigem Eigentum ist jedoch auf den ersten Blick ersichtlich: der arme Betroffene im ersten Fall kann nicht mehr über sein sauer erworbenes oder mühsam erstelltes Gut verfügen, der Schaden ist somit sofort meßbar. Das geistige Eigentum aber kann nicht 'genommen' werden in einem solchen Sinne, es ist eine sehr moderne Erfindung und zu seiner 'Sicherung' bedarf es einer rechtlichen Hilfskonstruktion. Schlau könnte nun Schulhofpirat A einwenden, nun ja, da ja dem Eigentümer sein Gut nicht fehlt, entstehe ihm ja nun auch wirklich kein Schaden, wenn man mal hier kopiert und dort weitergibt – alles völlig selbstlos und ohne eigenen materiellen Vorteil, versteht sich. Okay, okay, vielleicht erhält man im Gegenzuge von Freund B dann und wann auch einmal eine CD zugesteckt, aber der Tauschhandel ist doch uralt und bewährt sich grade in Krisenzeiten gern wieder.
Was er natürlich nicht bedenkt, im Wandel der Zeiten haben sich leider auch die Erwerbsformen des schaffenden Bürgers gewandelt – war das Gut des Handwerkers noch greifbar und somit leicht materiell meßbar, gibt es in modernen Zeiten mehr und mehr Menschen, die ihr täglich Brot durch rein geistige Arbeit verdienen. Mit gleichem Einsatz und gleicher Energie wie vormals der Handwerker, deshalb steht auch ihnen eine angemessene Entlohnung zu, um die sie – und hier greift vielleicht das Wort 'Piraterie' – auf illegale Weise gebracht werden.
Aber halt... wir reden hier vom Recht des Urhebers. Geht es wirklich vordringlich um das? Von wem kam denn die Beschwerde? Rockband xy, talentiert im Schreiben eingängiger Melodien und sinnvoller Texte, ihre Instrumente beherrschend und im Schweiß ihres Angesichts für die stetig wachsende Fangemeinde von Tourort zu Tourort hetzend, jammert über die 20 EURO, die ihr entgehen, weil manch schwarzes Schaf aus der Schar der Fans die Entlohnung nicht im Plattenladen läßt, sondern in CD-Rohlinge investiert, um dreist und munter das hart erarbeitete Produkt zu kopieren??? Diese Rockband ist natürlich ebenso wie erwähnte Hochrechnungen der Audio-Industrie im Land der Märchen und nostalgischen Träume anzusiedeln - selbst wenn es sie jedoch auf einem entlegenen idealistischen Fleckchen Erde noch geben würde, die (leider nicht selbigem utopischen Ort entnommenen) Preise von 20 EURO fließen doch nicht so in ihre Tasche, die des Urhebers nämlich. Der Großteil davon verschwindet auf den dubiosen Wegen von Produktion und Vertrieb, die ja eigentlich mit der geistigen Idee nicht sonderlich viel zu tun haben. So löhnt der treue, brave und rechtschaffene Anhänger für groß aufgezogene millionenteure Werbekampagnen für den neuen Tonträger (denn ohne diese hätte er bestimmt nicht bemerkt, daß sein Lieblingsinterpret ein neues Werkstück herausgebracht hat ;o), für ein aufwendig gestaltetes CD-Booklet, das im Idealfall auch noch die gedruckte Wiedergabe sämtlicher Songtexte beinhaltet (bei denen es – seien wir ehrlich – doch oft besser ist, wenn man sie NICHT so genau versteht ;o)) und – last but by far not least – auch für knapp bemessene Abfindungen, die nicht mehr ganz so zugträchtige Stars wie Mariah Carey dafür erhalten, daß sie eben nicht mehr singen (das hätte ich meinem Ex-Arbeitgeber vielleicht auch mal vorschlagen sollen *rofl* - ein paar Milliönchen, und ich schwöre, ich werde Sie nie, nie wieder mit meiner Anwesenheit belästigen).
Ach ja, und dann wäre da ja noch der Vertrieb – die schöne CD muß ja nicht nur hergestellt und beworben werden, sondern sich ganz banal auf den Weg in den CD-Laden machen, ansonsten könnte ja der gierige Konsument seine sauer verdienten Kröten nicht gegen sie eintauschen (gegen ein nun faßbares Produkt übrigens, das die Stufe rein geistiger Arbeit nun schon einige Zeit hinter sich gelassen hat). Der arglose Verbraucherling fragt sich da ja schon manchmal in stillen Stunden, vielleicht dann, wenn er über eine illegale Tauschbörse grade mal wieder heimlich einen Song auf die überladene Festplatte transportiert, warum dieser bequeme Weg des Erwerbs nicht legalisiert wird? Umfragen belegen, daß ein Großteil der Verbraucher bereit wären, bei entsprechendem Angebot und fairen Preisen durchaus auch die dem Künstler (!) zustehende Entlohnung zu entrichten. Tagtäglich liest er voll Staunen über neue technische Wunderwerke und Möglichkeiten, aber ach, gerade an solchen Modellen scheitern die Superhirne? Es ist eine Tragödie... Da traut sich dieser Verbraucher gar nicht mehr zu fragen, warum die gerade in Entwicklung befindlichen Projekte in dieser Richtung samt und sonders nur mit einem lächerlichen Angebot aufwarten, und ja, ach bitte, natürlich bleibt das so erworbene Stück fremden geistigen Eigentums schön brav auf der heimischen Festplatte, wo käme denn der Künstler hin, wenn der zahlende Konsument auf die Idee kommt, sich das Stück für vollendeten Genuß auf eine Audio-CD überspielen zu wollen???? Ja, da fragt er sich schon manchmal in seiner grenzenlosen Naivität und seinem Glauben an die große und wahre Kunst, ob er nicht schlicht und ergreifend für dumm verkauft werden soll? Selbstverständlich nur ganz leise – denn wer will schon in den Ruf kommen, er sei ein übler Raubkopierer ;o)).
So machte sich kürzlich auch Anno-Normalverbraucher auf den Weg in den ganz realen CD-Laden, denn über illegale Umwege, von denen hier nicht berichtet werden soll, hatte er von einer wunderschönen CD gehört, und sein größtes Bestreben war nun, selbigen Tonträger möglichst bald in seinen Besitz zu bringen – selbstverständlich auf ganz legalem Wege. Als Kind unserer Zeit bequem springt ihm da schon das erste Ärgernis ins Auge: die Kategorisierung. Wo mag sie sein, die begehrte CD? Hmmm... vielleicht in der Ecke Alternative Pop (was immer das sein mag)? Oder bei Hard and Heavy? Schubladen über Schubladen – flugs mal den kundigen Fachmann befragt, der mit großen staunenden Augen sagt: "Ich weiß nicht, ob wir das führen – schauen Sie sich doch selbst mal um." (nicht vergessen: der Vertrieb, der auch einen Teil der 20 EURO frißt – offensichtlich einen geringen, den an Fachpersonal beim Verkauf wird anscheinend gespart ;o). Nach langer Suche sieht Anno-Normalverbraucher: nein, 'wir' führen sie offensichtlich nicht – und auch die anderen Quellen virtueller Möglichkeiten scheinen versiegt. Niemand will ihm diese spezielle CD verkaufen. So, und was nun? Es gäbe eine Möglichkeit, an den gewünschten Tonträger zu gelangen – einfach, bequem, ohne aufwendige Suche (jedoch nicht ganz billig, wenn man die monatlichen Online-Gebühren mal großzügig miteinkalkuliert ;o)), aber die ist leider illegal. Obwohl, wer wird denn eigentlich geschädigt, bei einer CD, die im Handel nicht mehr erhältlich ist???
Auf seinem Weg durch die Wunderwelt der Tonträger-Geschäfte fiel Anno-Normalverbraucher noch so manche Absonderlichkeit auf: wenn man schon mal im Konsumtempel ist, wir alle kennen das, dann fällt einem immer noch dieses ein, was man doch schon lange wollte, und jenes springt einem ins Auge, das man eigentlich auch noch kaufen könnte. Vornehm breiten wir den Schleier darüber, daß jene sich hartnäckig jeder Kategorisierung verweigernde Band diesmal weder bei Independent, Alternative Pop, noch Hardrock zu finden war wie bisher, sondern ein Mauerblümchendasein ausgerechnet in der Ecke 'Folklore' führte (gut, daß in diesem Fall der Künstler davon nie erfahren wird), und wenden unseren Blick auf den Preis für selbigen Tonträger: 22,45... ähm... EURO!*kopfkratz*...*imheimischenCDRegalsuch* ... da steht sie ja, leider in zweiter Ausgabe, die erste hat eine Ausleihaktion nicht ganz überlebt (soviel zu: Sinn und Unsinn von Sicherheitskopien ;o), letztes Jahr erworben, für 14,95 ... diesmal DM. Die Inflation muß ja ungeheuerliche Ausmaße angenommen haben – denn der lockende Aufkleber 'Mid-Price' war auf beiden Exemplaren groß vorzufinden *lol*.
Welch Glück für Anno-Normalverbraucher, daß er in diesem Fall nicht mehr auf einen Einkauf angewiesen war – aber gab's da nicht noch die schöne CD einer weiteren Lieblingsband, die man, wenn man schon mal vor dem Regal steht, statt dessen mitnehmen könnte? Diesmal übrigens bei Alternative Pop und nicht wie sonst... ach, lassen wir das *g*. 17 EURO?? *grübel* Von wann noch mal ist die? Mit Sicherheit auf jeden Fall nicht brandaktuell... komisch ist das. Naja, man kann ja mal eine Ausnahme machen – doch da fällt es dem potentiellen Käufer im letzten Moment ein: stop! Kopierschutz! Das heißt, im Idealfall zumindest im heimischen CD-Player abspielbar – doch auch leider das nicht immer :o(( Aber auf dem kürzlich für teures Geld erworbenen Discman mit MP3-Kompatibilität wird sie nie und nimmer laufen – und aus der gemachten Erfahrung mit der Sicherheitskopie bei überteuerten Tonträgern kann man hier auch nicht lernen. Tja, schade – dann bleibt sie eben dort im Regal. Übrigens, Anno-Normalverbraucher ist mit diesem Konsumverhalten nicht allein: laut Umfragen gibt es jede Menge Kunden, die eine CD schon einfach aus dem Grund nicht kaufen, weil sie mit einem Kopierschutz belegt ist. Unpraktisch, denn heute HÄTTE man ja die technische Möglichkeit, nachdem der Aufwand für den Urheber abgegolten ist, sich die wundervollen Klänge auf andere Medien zu überspielen. Hätte...
Nun denn, das Kind der Konsumgesellschaft, als das man Anno-Normalverbraucher durchaus bezeichnen kann, gibt im Kaufrausch nicht so schnell auf. War da nicht noch eine weitere CD einer eher unbekannten Band – d.h. aufwendige Suche quer durch alle Genres *g* und weitere erstaunte Blicke ahnungsloser Verkäufer – die sich sicherlich zuhause gut machen würde? Zudem, das sind Künstler, die man doch gerne unterstützen möchte, damit sie zukünftig in der Lage sind, weitere Songs von so hervorragender Qualität herauszubringen. Und hier hat doch glatt wieder die Industrie das Händchen im Spiel: 20,50 EURO. Nanu, nanu, wieso denn das? Aha, es handelt sich um eine Special-Super-Sonder-Limited-Fan-Edition mit tollen Extra-Features. Die normale gibt's leider nicht mehr, die wäre schon etwas günstiger gewesen... aber die Plattenfirma hat doch EXTRA für treue Fans diese Sonderausgabe veröffentlicht. Anno-Normalverbraucher sah aber partout nicht ein, wozu eine zweite CD mit langweiligen Mixe bereits bekannter Songs und lieblos im Quick-Time-Format abspielbaren Videos ein so großes Loch in seinen Geldbeutel reißen sollte – und verließ nach dieser Odyssee die große bunte Konsumwelt, um im gemütlichen Zuhause verwirrt Zuflucht zu suchen. Was Anno-Normalverbraucher dann dort macht? In vielen Fällen wohl das, was die Tonträgerindustrie zum Weinen und Wehklagen bringt – aber ehrlich, wer will es ihm verübeln? Er hat doch alles versucht, zu fairen Preisen qualitativ hochwertige CDs zu erstehen.
Vielleicht ist es zu hoch gegriffen, im Fall populärer Musik ein Wort wie 'Qualität' ins Spiel zu bringen – doch warum sollte ausgerechnet hier das Gesetz von Preis und Leistung nicht mehr gelten? Gecastete und gehypte Vorzeige-Showbands, die kein Instrument beherrschen geschweige denn in der Lage sind, auch nur einen einzigen Song selber zu schreiben, werden im Fließbandtempo auf den Markt geworfen – nach dem ersten Charterfolg, oft bekanntlich eine Cover-Version aus Zeiten, wo es noch Hits gab, wird flugs die eilig produzierte CD nachgeschoben, denn es gibt so viel schönes Geld, das man seiner meist jungen Klientel aus der Tasche ziehen könnte. Daß das Verhältnis von hörbarem zu Füll-Material da 'etwas' unausgewogen ist, kann man in diesem Fall leicht nachvollziehen ;o)) Nun ist populäre Musik mit Sicherheit bis auf wenige Ausnahmen Musik mit 'Verfallsdatum', aber in solchen Fällen ist es doch beim Kauf schon fast überschritten. Und welche Möglichkeit gibt nun das verteufelte Internet dem Verbraucher? Genau – er testet das Produkt. Es gibt eine gern verschwiegene Statistik aus Napsterzeiten, die nach Umfrageergebnissen belegen konnte, daß tatsächlich eifrige Napsteruser diejenigen sind, die MEHR CDs erwerben als der Durchschnittsbürger. Natürlich kaufen sie nicht jene leider oft unanhörbar seichten Produkte künstlicher Teenie-Bands, die einem schon beim ersten Hörversuch Schauder über den Rücken jagen. Sondern sie kaufen das, was gefällt. Sie lassen ihr Geld dort, wo sie es wohlverwahrt und gut angelegt wissen – wie jeder mündige Verbraucher, gerade in Zeiten, die finanziell knapper bemessen sind. Sie unterstützen jene 'Künstler', die es ihnen wert sind. Die Urheber, nicht eine Vermarktungsindustrie, die sich gerade an Beispielen der ersteren Art dumm und dämlich verdient – und wer glaubt, Bands wie z.B. die doch sehr bekannten No Angels würden einen Großteil des erwirtschafteten Geldes in die eigene Tasche schieben, der sollte aus diesem Traum schnellstens erwachen. Wohl nicht nur in meinem Bekanntenkreis gibt es in diesen illegalen Zeiten ein neues Qualitätskriterium für CDs aller Art: "Dafür ist mir der Rohling bzw. Festplattenspeicherplatz wirklich zu schade." Was nichts anderes heißt als: diese CD hätte man sich so oder so nicht gekauft. Aber was muß denn der Verbraucher auch vorher testen? Hätte er das nicht getan, dann hätte er sich die CD gekauft... natürlich hätte er sich dann fürchterlich über das hinausgeworfenen Geld geärgert, aber was interessiert das die Industrie, die nun ihre Schäfchen im Trockenen weiß? Ein überteuertes Produkt, das die Erwartungen in keinster Weise erfüllt, nennt man anderswo schlicht Wucher. Dem Verbraucher die Möglichkeit vorzuenthalten, das teure Produkt zu testen, weil man um seine schlechte Qualität weiß, könnte man negativ formuliert auch Betrug nennen ;o)).
Doch die Ursachenforschung ist ja schnell erledigt: 2001 wurden mehr CD-Rohlinge verkauft als bespielte Tonträger, und die Umsätze für zweitere brachen ein. Das KANN nur an den schlimmen Internet-Piraten liegen. Es gab schon immer bespielbare Leer-Medien? Und vielleicht sollte man diesen Zahlen mal entgegenstellen, wie viele Leercassetten dafür WENIGER verkauft wurden? Nein, das würde die Sache doch nur verkomplizieren! Deshalb schreib ich hier auch lieber nicht, um wieviel Prozent der Umsatz bei Musik-DVDs im letzten Jahr angestiegen ist. Und ich frage mich wohlweislich nicht, wer denn eigentlich die vielen, vielen CD-Rohlinge, CD-Brenner und tragbaren MP3-Player herstellt, deren Verkaufszahlen ja ins unermeßliche gestiegen sein müssen, dank der umtriebigen Piraten...
Ein Einsparrezept ist aber doch auch mir ahnungslosem Verbraucher eingefallen: ich habe mir die Echo-Verleihung angetan, und mich dann gefragt, was dieses 'Event' wohl gekostet haben mag. Wenn man das streichen würde, es wäre wahrlich kein Verlust – für niemanden. Und es hätte mich zusätzlich nicht der Illusion beraubt, daß Jeanette B. die belanglosen Texte, die sie trällert, tatsächlich versteht – denn ihr nicht vorhandenes Englisch hat sie ja auf der After-Show-Party im Nickelback-Interview eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Mein Unrechtsbewußtsein in dieser Hinsicht weicht aufgrund eigener Erfahrung immer mehr einem: großer Verwunderung. 'There’s no business like Show-Business' ist sicher auch unter finanziellem Aspekt ein sehr wahrer Satz, aber bei aller Toleranz gegenüber Geldmacherei ist meine Geduld langsam aber sicher erschöpft. Von meiner Lieblingserfindung, dem Merchandising, rede ich dabei noch nicht einmal, aber von einer anderen in Mode gekommenen Form der Gelddruckerei: aus lauter Langeweile und überschäumender Kreativität haben es moderne 'Künstler' offensichtlich nötig, sich in sogenannten 'Side-Projects' zu engagieren. Natürlich wird vorher hoch und heilig versichert, man habe das ja eigentlich nur zum Spaß für einen oder zwei Gigs machen wollen, an eine Veröffentlichung habe man nie und nimmer gedacht – aber auf massiven Druck (von wem? Den paar Leuten, die diese Gigs gesehen haben? *lautlach*) habe man sich dann doch dazu breitschlagen lassen. Probehören kann man ja mal, denkt sich der mündige Fan, und was sagt seine Tauschbörse? "Due to copyright protection blablabla... please try another search". Dieses Experiment soll ich also ungehört kaufen? Nein, soweit geht mein Drang zur Sub- äh... Dingens... dann doch nicht, auch wenn sich selbige Band hartnäckig weigert, unter ihrem eigenen Namen mal wieder etwas auf den Markt zu bringen (lieber Urgs ;o)).
Genauso verfahre ich nach dem letzten Reinfall übrigens auch mit diesen lukrativen Fan-Limited-Special-Editions: Sonderauflage mit fünf Acoustic Bonus Tracks, las ich, es war ein Sonderangebot und ich hatte noch einen Neukundengutschein. So konnte ich es also wagen... Und bei angenehmer Beschäftigung lauschte ich den 'zusätzlichen' Klängen – selbst im Ohr des begeisterten Hörers klangen sie so grauenhaft, daß ich abschalten mußte, was übrigens nicht an der akustischen Gitarre lag ;o)).
Was für die Tonträger-Industrie gilt, gilt übrigens ebenso für die anderen Branchenzweige, die über Raubkopierer und Internetpiraterie laut klagen; hier geht es nicht um die immer gern vorgeschobenen Urheberrechte und faire Entlohnung für 'Künstler', sondern oft schlicht um Geldmacherei. Mein DVD-Player spielt nur DVDs mit dem hier gängigen Regionalcode ab, nicht etwa, weil alle anderen technisch nicht kompatibel wären, sondern weil er technisch extra so verändert wurde. Ich könnte ja sonst auf die Idee kommen, mir eine DVD aus den USA zu kaufen, wenn der Film hier noch gar nicht angelaufen ist. Aus dem gleichen Grund wird zum Wieder-Start des Bully-Films übrigens für drei Monate der DVD-Verkauf eingestellt, besagte kürzlich eine Meldung. Irgendwer muß ja Hollywoods Schauspielern ihre völlig angemessenen Millionen-Honorare finanzieren – irgendwer, ich nicht ;o)).
Die letzte Software zum Originalpreis bekam ich vor einem Jahr zu Weihnachten geschenkt (sonst kaufe ich im Sonderangebot, ist zwar dann nicht mehr ganz so aktuell, aber macht nix). Begeistert legte ich mit der Installation los, doch die Seriennummer wollte auch nach dem x-ten Versuch nicht gehen. Flugs die Homepage besucht, und was las ich? Leider, leider, leider, durch einen technischen Fehler wurde ein Teil mit nicht funktionierenden Seriennummern ausgeliefert – man solle doch bitte eine Fotokopie des Kassenzettels nebst einer der CD einschicken, dann bekomme man eine richtige. Der Anruf beim 'Verschenker' war schon unangenehm, und zu allem Unglück hatte selbiger den Kassenbon bereits entsorgt. Ich hätte noch die Hotline anrufen können – zu einem Preis, bei dem ich auch nur für ein kurzes Telefonat schon fast die Software neu erwerben hätte können. Soviel dazu ;o)) Die Umgehung eines solchen Mißbrauchs-Schutzes mit diversen Mitteln ist übrigens nach geltender Rechtslage noch eine Grauzone...
Die EU-Vereinheitlichung und damit Veränderung des Urheberrechts, die noch dieses Jahr auch in Deutschland umgesetzt werden muß, sieht nach neuesten Angaben vor, daß das Recht auf Privatkopie stark eingeschränkt werden soll: eine Umgehung von Kopierschutzverfahren soll dann unter Strafe gestellt werden. Der kundige Konsument fragt sich da schon: was ist aber, wenn ich den Kopierschutz gar nicht bemerke, weil ich zuuufällig eine Software habe, die mir die CD trotzdem kopiert, ohne murren und meckern??? Die 'Wirksamkeit' eines solchen Kopierschutzes wird für das Verbot der Umgehung vorausgesetzt – aber inwiefern ist ein Schutz wirksam, der doch umgangen werden kann? *grübel*
Fragen über Fragen... ich kann sie nicht beantworten. Statt dessen hab ich – immer auf der Suche nach Erfolgsrezepten für mich – das eingangs erwähnte Interview gespannt weiterverfolgt, das mir riet, mich an meinen Idolen zu orientieren. Es fiel auch die Frage, wie man denn selbst als musikbegeisterter Jugendlicher (was in dieser Branche ja eigentlich eine Voraussetzung sein sollte) die vielen hörenswerten Tonträger beschafft habe? Nun ja, lautete die Antwort, hier leicht verkürzt wiedergegeben, man habe natürlich auch von Freunden die Platten ausgeliehen, um sie sich auf Cassette zu überspielen – anderes könne sich so ein Teenager vom Taschengeld doch auch gar nicht leisten. It's all about imitating your idols... oder: wenn man sich schon einen so teuren Manager leistet, sollte der doch vielleicht ab und an auf die öffentlichen Interview-Aussagen des Schützlings achten – alles andere ist im Sinne der Plattenfirma dann doch etwas kontraproduktiv ;o)).
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