Pro:
Stressabbau???
Kontra:
... aber zu welchem Preis? unschöne Fingernägel, man fühlt sich nicht so toll
Empfehlung:
Nein
Heute schreibe ich über ein Thema, dass mich einige Jahre meines bisherigen Lebens doch sehr beschäftigt hat; über das allerdings nicht oft und gern geredet wird.
Es ist eben häufig unpassend und man bindet ja auch nicht dem Nächstbesten sein Laster auf die Nase.
Ich habe das Glück, mit Freunden und Familie relativ offen über Vieles reden zu können es war beinahe selbstverständlich, dass ich immer kurze Nägel hatte; ich wurde sogar ermuntert und ermutigt, etwas dagegen zu tun und so langsam trägt das auch Früchte.
Vorneweg ist zu sagen, dass ich kein "extremer" Nagalkauer war, ich beschränkte mich auf die Nägel und ich musste deswegen noch nie einen Arzt konsultieren (ich hab auch schon diverse Gruselgeschichten gehört mit Nägel ziehen und so, aber das ist mir erspart geblieben!)
Es wird vermutet, dass das Nägelkauen - vor allem bei Erwachsenen - psychische Ursachen hat, wie z.B. ungelöste Probleme, Sorgen oder einfach Stress, den man nicht bewältigen kann. Auch verdrängte Erlebnisse aus der Kindheit/Vergangenheit können zu dieser "Krankheit" führen.
Bei mir - wie wohl auch bei den meisten anderen - war es so, dass ich es überhaupt nicht bemerkte, wenn ich Nägel kaute. Ich machte es unterbewusst, manchmal sogar schon, wenn ich nur einen spannenden Film sah. Es wird irgendwann selbstverständlich und selbst, wenn man dann rundum zufrieden ist, kommt man vom Nägelkauen nicht wirklich los; es bessert sich lediglich.
Bei mir war es wohl so, dass ich von Natur aus sehr empfindlich auf äußere Einflüsse reagiere, sei es nun Liebeskummer, Schulwechsel oder sonst was.
Als ich noch sehr klein war, war es nur eine dumme Angewohnheit, eine Phase, die jedes Kind irgendwann mal hat. Handschuhe über Nacht reichten da noch aus. Bis zum Schulbeginn wurde es dann auch besser, aber in der ersten Klasse ging es wieder los. Neue Menschen um mich. Die Angst zu versagen. Ich war wahrscheinlich ein wenig überfordert.
Aber das legte sich natürlich nach einigen Wochen und schließlich ging das Nägelkauen wieder zurück.
So weit, so gut. Aber als Grundschülerin macht man sich um das Aussehen seiner Fingernägel denkbar wenig Gedanken und deshalb weiß ich auch nicht mehr so genau, ob es besser wurde oder ob ich sogar völlig "lasterlos" war.
Bald stand dann jedenfalls der Wechsel auf ein Gymnasium bevor und von da an wurde es richtig schlimm. Und dazu kam dann auch noch, dass ich mich mittlerweile doch für mein Aussehen interessierte und mich für meine Finger schämte. Da war es gerade "in", wenn die Nägel so lang waren, dass man nicht mal mehr auf der Computertastatur schreiben konnte und da fiel ich natürlich irgendwie aus dem Rahmen. Auch diverse Tinkturen, die man sich auf die Nägel schmieren sollte, damit man es so eklig findet, dass man es lässt, halfen bei mir nix. Ich vermied, dass andere meine Finger sahen und kam mir dabei noch irgendwie blöd vor, denn ansonsten legte (und lege) ich sehr viel Wert auf mein Äußeres. Das Selbstbewusstsein wird ohne Frage in Mitleidenschaft gezogen.
Aber natürlich ging auch dieser "Tiefpunkt" wieder vorbei. Neue Schule. Neue Freunde. Alles Paletti.
In der folgenden Zeit wuchsen meine Nägel wieder und ich war wirklich stolz.
Letztes Jahr ging es dann wieder los - Liebeskummer.
Doch dann fasste ich den Entschluss, dass ich damit aufhören muss. Es passt nicht zum Gesamtbild, es passt nicht zu mir und es musste doch andere Möglichkeiten geben, mit Problemen fertig zu werden! Keine Frage, Nägelkauen ist eine abgeschwächste Version von Selbstzerstörung (vielleicht sogar Sucht?) und sei es auch nur physisch.
Und mittlerweile hab ich es wirklich hingekriegt und widerstehe dem Drang - meine Nägel haben wieder eine normale Länge, wenn es nicht sogar schon Krallen sind. Ich hab mit Vielen drüber geredet, mich informiert und als die Nägel dann langsam wuchsen, Gefallen daran gefunden.
Demnächst werde ich mir einen richtig schönen Nagellack zulegen, um mein Selbstbewusstsein meine Nägel betreffend zu stärken und damit ich das Gefühl habe, einfach schöne Hände zu haben (die ich, wie ich finde, mittlerweile auch hab).
Was übrigens ziemlich lustig (oder tragisch, wie man's nimmt) war, als ich mir das erste Mal nach Jahren wieder die Fingernägel schneiden musste. Das wurden dann eher Zick-Zack-Muster und Schlängellinien, aber es war auch ein tolles Gefühl :-)
Es ist immer hilfreich, mit einem Vertrauten darüber zu sprechen, um vielleicht sogar die Ursache herauszufinden und diese Angewohnheit einfach von selbst weg geht.
Ich kann allen Nägelkauern nur empfehlen: Setzt euch ein Ziel und belohnt euch, wenn ihr auf dem richtigen Weg seid. Sucht euch Hobbies zum Abreagieren und knabbert lieber mal an was Essbarem, wenn ihr den Drang verspürt und sprecht darüber. Lasst euch einfach helfen, bittet im Notfall darum, euch zu ermahnen, wenn ihr wieder mal am Knabbern seid. Das hilft wirklich.
Und wenn ihr selbst nicht das Problem habt, aber jemanden mit eben diesem kennt; macht euch nicht drüber lustig, das kann weh tun!
Also dann viel Glück!!
Pampashase,
dessen Krallen wieder normale Form angenommen haben ;-) weiterlesen schließen
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