Pro:
Vorteile: Eine tolle Szene
Kontra:
Nachteile: Spannungsarm
Empfehlung:
Ja
Na ja, wenn man unwissend ist, um was es sich in dem Film "Der zerrissene Vorhang" handelt, vermutet doch so manche/r einen eiskalten, brutalen Krimi, bei welchem es so zur Sache geht, dass die Fetzen, äh, der Vorhang, fliegt, wobei dies der Theatervorhang, wie auch der Vorhang vor dem Fenster sein kann. So zumindest dachte ich, als ich mir diesen Hitchcock vor etlichen Jahren zum ersten Mal anschaute, wobei ich jedoch schnell dahinter kam, dass mit dem zerrissenen Vorhang, die Grenze zwischen der ehemaligen DDR und BRD gemeint ist, wobei dieser Film eine Spionagegeschichte aus dem Kalten Krieg erzählt, die jedoch tatsächlich passierte. Vielleicht nicht ganz so, wie ihn Hitchcock ihn in seinem 50. Film darstellt, wobei er darin eine wirklich sehr realistische Szene eingebaut hat, die dem Zuschauer buchstäblich das Blut in den Adern stocken lässt. Aber ansonsten ist es eher ein ruhiger Film, der mit mehr oder wenigen wirklichen Spannungspunkten durchzogen ist.
Diesen Film "Der zerrissene Vorhang" schaute ich mir erst vor ein paar Tagen zunächst zusammen mit einem guten Freund an, der mich überhaupt wieder auf diesen Hitchcock-Film aufmerksam machte. Außer der spektakulären Mordszene hat dieser Film nicht besonders viel zu bieten, wobei dieser ansonsten eher einem James-Bond-Film gleicht, aber dennoch eine kleine Diskussion wert war, welche ich meinem Mann nicht vorenthalten wollte, sodass ich auch mit ihm mir diesen Film anschaute.
Nun, zunächst ganz kurz zum Filminhalt
Die ganze Geschichte richtet seine volle Aufmerksamkeit auf den erfolgreichen, wie auch angesehenen US-amerikanische Wissenschaftler Professor Michael Armstrong (Paul Newman), der, als er einen Kongress von Physikern in Kopenhagen besucht, vor allen Leuten Augen, auch denen seiner Assistentin und Verlobte Sarah Sherman (Julie Andrews), die ihm heimlich nachreiste, zum Kommunismus überläuft. Jetzt versteht sie die Welt nicht mehr, wobei sie doch ziemlich neugierig ist, was überhaupt "gespielt" wird, zumal er sich immer mehr befremdender, ihr gegenüber, benimmt und sich auch mit recht zwielichtigen Leuten trifft. Deshalb behält sie ihn auch in den Augen, "dackelt" schön brav hinter ihm her, bis er ihr zu verstehen gibt, dass das Ganze nur eine "Schau" ist, nur um an wichtige Informationen von Professor Gustav Lindt (Ludwig Donath) zu kommen, zumal dieser an einem ähnlichen Projekt wie er arbeitet.
Nämlich dem Antiraketenabwehrsystem GAMMA 5, zu welchem Michael noch ein Teil der Formel fehlt. Mit List und Tücke, kommt er an Lindts Formel ran, die er jetzt nur mehr auf die andere Seite des "Eisernen Vorhangs" zu schmuggeln hat, beziehungsweise seinen Landsleuten zuzuspielen hat.
Na ja, wenn man bis jetzt diese Story so verfolgt hat, könnte man doch meinen, dass diese einem James-Bond-Film entsprungen ist. In etwa so: "Agent, in geheimer Mission für den Weltfrieden unterwegs."
Okay, so satirisch möchte ich doch auch wiederum nicht sein, zumal auch Hitchcock in diesem Film für ein paar Spannungsminuten gesorgt hat. Im Grunde weiß doch fast jede/r schon wie es weitergeht, nachdem Michael den Rest der Formel Professor Lindt mit einem Trick entlockt hat.
Die Flucht beginnt für beide, nachdem Michael von einem Bauern Hilfe erfährt, der der Fluchtorganisation "Pi" angehört. Mit einem Bus werden Michael und Sarah schnell aus Leipzig nach Ost-Berlin gebracht, wobei dies natürlich auch nicht so Klang- und Sanglos, ohne Zwischenfälle abläuft, sondern ihnen die Gräfin Kuchinska (Lila Kedrova) zu Hilfe kommt, die sie vor der Polizei rettet. Ja, und dann gelangen sie noch heimlich, als Blindepassagiere auf ein Schiff, mit welchem das russische Ballett nach Schweden reist.
Michael und Sarah hatten schon mal das Vergnügen, einer Vorführung des Balletts im DDR-Theater beizuwohnen, wobei es deshalb nicht verwunderlich ist, dass gerade diese Primaballerina recht misstrauisch gegenüber Michael ist, zumal er ihr gleich nach der Landung in Ost-Berlin die "Schau" stahl, wobei sie mehr aus Rache dafür, die Stasi im Theater auf ihn Hetz, die ihn auf Flugblättern sucht. Und jetzt ist Rache Nummer 2 dran, wobei ihr Gespür es sagt, dass irgendetwas mit den Ausstattungskörben des russischen Balletts nicht stimmt, die sich auf dem Schiff befinden. Deshalb veranlasst sie, dass beim Verladen in Stockholm, auf DIE Körbe geschossen wird, in welchen sie Michael und Sarah vermutet.
Okay, ein klein bisschen Spannung lass ich noch, wobei sich die Frage stellt: - Waren sie nun in den besagten Körben oder nicht -.
Nun zur eigenen Meinung
Wenn man ganz ehrlich ist, so gleicht doch im Großen und Ganzen diese Story mehr einem Bond-Film, als einem Hitchcock, wobei es jedoch zwei charakteristische Szenen gibt, die auf einen echten Hitchcock hinweisen. Das ist zunächst Mal die sehr realistisch dargestellte Mordszene im Farmerhaus, die bis dato so noch nie gedreht wurde. Ganz kurz möchte ich versuchen diese mal zu beschreiben:
Michaels kommunistischer Begleiter, Agent Gromek wird klar, dass Michael nicht wirklich "übergetreten" ist, worüber Gromek die Polizei in Kenntnis setzen will. Michael und die Frau des Farmers versuchen nun Gromek zum Schweigen zu bringen, indem sie nach dem Fleischermesser greift, und auf ihn einsticht, sodass die Klinge abbricht. Mit abgebrochener Klinge in der Schulter noch, geht er auf Michael los, um ihn zu erwürgen. Erst nach einem Schlag mit einem Spaten, den die Bäuerin ihm verpasst, geht er in die Knie, wobei er Michael nach wie vor, noch immer fest im Schwitzkasten hat. Mit vereinten Kräften, und mit höchster Anstrengung ziehen und zerren sie ihn durch den ganzen Raum, bis zum Gasofen, in welchen sie seinen Kopf stecken.
Grausig fand ich dabei, als Gromeks Hände gezeigt wurden, die noch immer Michaels Hals würgen, aber so langsam an Kraft verlieren, zu zittern anfangen, bis sie dann schlaff nach unten hängen.
Ich hab mal gelesen, dass Hitchcock im Grunde mit dieser Szene nur zeigen wollte, wie schwer es sein kann, jemanden umzubringen.
Ja, und dann gibt es noch eine Hitchcock typische Szene, nämlich eine Flucht, welche eine Panik vorrausgeht, jedoch durch einen Auflauf verursacht wird. Das ganze spielt sich bei einer Aufführung im Theater ab, als die Primaballerina, Michael im Publikum entdeckt.
Ich hab bis jetzt nur in einem Film, der "Die roten Schuhe" heißt, solche Blicke gesehen, die eine Primaballerina, während sie auf der Bühne tanzt, dem Publikum, oder gezielt zu sagen Michael und Sarah zuwirft.
Als Michael erkennt, dass sie nun entdeckt sind, ruft er ganz laut "Feuer", wobei ich der Annahme bin, dass ihn der Anblick der Pappmaché Fackeln, die auf der Bühne lodern, auf die Idee gebracht haben. Und jetzt bricht eine Panik im Publikum aus, sodass alles kreischt und schreit und wild sich auf die Ausgänge stürzt. Okay, jedoch nicht nur die Polizei verliert die zwei in dem Getümmel aus den Augen, sondern auch sie verlieren sich.
Na ja, und immer wieder stellte ich mir zu Anfang die Frage, liebt Michael überhaupt seine Sarah noch, als er sich so Gefühlskalt und abweisend ihr gegenüber stellt, als er merkt, dass sie ihm nachgereist ist.
Okay, jetzt muss ich mal ganz scharf nachdenken, wobei mir eigentlich nur das aufgefallen ist, dass dieser Film schon einen mächtigen, unrealistischen "Hollywood-Touch" hat, was so gar nicht Hitchcocks Art ist. Richtige Spannung will sich einfach nicht einstellen, wobei ich darin den Grund vermute, weil eben gerade diese Spionagegeschichten in Filmen, mit den Ost-West-Szenarien, schon zuhauf gibt. Abklatsch, oder wie man dazu noch sagen kann.
Jedoch auch Szenen, die zum Schmunzeln einladen, sind mir auch aufgefallen, wobei ich die erste noch sehr gut in Erinnerung habe, als nämlich das Flugzeug in Ost-Berlin landet, wartet schon eine Heerschar von Reportern darauf, dass sich die Lucke endlich öffnet, und sie das Blitzgewitter starten können. Jedoch sind die Journalisten nicht wegen der Primaballerina gekommen, die sich in den ersten Rängen breit macht, sondern wegen dem US-Wissenschaftler Michael Armstrong, den sie ins Blitzgewitter nehmen, und sie zur Seite schieben. Das verdutzte Gesicht, sowie ihre aufgebrachte Art - einfach köstlich.
Und wiederum ist es eine Frau, nämlich die polnische Gräfin, die so wunderbar mit ihren runden Knopf-Augen blinzeln kann, was bei ihr so ungemein charmant aussieht, wenn sie dazu so ein verführerisches, unwiderstehliches lächeln an den Tag legt, dass sogar ich mir das Schmunzeln nicht verkneifen kann.
Daten zum Film "Der zerrissene Vorhang"
Darsteller: Paul Newman, Dame Julie Andrews, Wolfgang Kieling
Regisseur(e): Alfred Hitchcock
Komponist: John Addison
Format: Dolby, HiFi Sound, PAL
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0 Mono), Englisch (Dolby Digital 2.0 Mono)
Untertitel: Deutsch
Region: Region 2
Bildseitenformat: 4:3 - 1.33:1
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Studio: Universal/DVD
Erscheinungstermin: 9. November 2006
Produktionsjahr: 2001
Spieldauer: 122 Minuten
Jedoch im Großen und Ganzen ist es ein recht Gewöhnungsbedürftiger Hitchcock, in welchem wohl recht bekannte, deutsche Schauspieler mitspielen, was jedoch nichts daran ändert, dass diesem doch etwas an richtiger Spannung fehlt, wobei diese Spionagegeschichte aus dem "Kalten Krieg" schon eine alte Kamelle ist.
Zwei Sterne sehe ich als angemessen an.
Fazit: Nicht gerade DER Hitchcock weiterlesen schließen
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