Pro:
guter Anfang, schön gezeichnet
Kontra:
kein Kinderfilm, Film verliert im zweiten Teil den roten Faden
Empfehlung:
Ja
Die Story:
Als der Sonnengott Frith die Welt schuf, machte er zunächst alle Tiere zu Pflanzenfressern, die in Frieden miteinander lebten. Doch die Kaninchen vermehrten sich unmäßig und fraßen den anderen Tieren das Futter weg. So entschied sich Frith, einige andere Tiere zu Räubern zu machen, die die Kaninchen jagen und fressen.
Das junge Kaninchen Fiver hat schreckliche Visionen davon, dass die Heimat seiner Kaninchensippe bedroht ist und dass sie alle sterben werden, wenn sie nicht wegziehen. Als der Anführer der Kaninchen Fiver und seinem Bruder Hazel nicht glaubt, machen sich die beiden mit einigen Freunden auf, um eine neue Heimat zu suchen.
Zunächst haben sie nicht viel Erfolg. Ein mögliches neues Heim, wo die dort lebenden Kaninchen sie aufnehmen würden, da es nicht mehr viele von ihnen gibt, erweist sich bald als mit Kaninchenfallen verseucht. Zur gleichen Zeit bekommen sie Nachricht aus der alten Heimat: Viele aus der Kaninchensippe sind gestorben, als Menschen auf ihrem Gelände eine neue Wohnsiedlung bauten.
Die Freunde ziehen traurig weiter. Tatsächlich finden sie bald darauf einen schönen Hügel, auf dem ihnen die Wurzelhöhle eines Baumes sogar ein neues Zuhause bietet. Sie freunden sich mit einer verletzten Möwe an und pflegen sie gesund.
Doch das Glück wehrt nicht lange: Den Freunden fehlen Kaninchendamen. Zwar werden sie auf der Suche nach anderen Kaninchen bald fündig, doch die Hauskaninchen wollen ihnen gar nicht in die Freiheit folgen.
Auch die Wildkaninchensippe Efrafa, die nicht weit entfernt lebt, wird wie ein Polizeistaat geführt und erlaubt, obwohl gar nicht genug Platz für alle Kaninchen da ist und die jungen Kaninchendamen schon keine Jungen mehr bekommen können, den jungen Kaninchendamen nicht, mit den Freunden zu gehen. Es ist unmöglich, friedlich mit dem Anführer der Efrafas auszukommen. Daher greifen die Freunde zu einer List: Mit Hilfe der Möwe wollen sie die Kaninchendamen befreien.
Der Krieg der Kaninchen beginnt ...
Der Zeichentrickfilm von 1978 basiert auf dem gleichnamigen Roman von Richard Adams, der 1972 erschienen ist. Womit wir gleich beim Knackpunkt wären: Das Buch ist kein Kinderbuch, und der Film ist natürlich auch kein Kinderfilm, auch wenn er als Zeichentrickfilm bei seinem Erscheinen so verstanden wurde und offenbar bis heute von vielen so missverstanden wird.
Auch die Altersfreigabe ab 6 Jahren in Deutschland ist wohl auf dieses Missverständnis zurückzuführen.
Ich würde den Film dagegen frühestens ab 12 Jahren empfehlen, denn es ist viel Gewalt zu sehen, u.a. sterben auch viele niedliche kleine Kaninchen! Noch dazu ist die Geschichte relativ komplex erzählt (das Buch hat 650 Seiten, und der Film ist zwar mit knapp anderthalb Stunden nicht lang, aber nicht viel weniger komplex als das Buch). Für Kinder ist das daher bestimmt nichts.
Was die Zeichnung der Figuren angeht: Die Trickfilmtechnik hat sich in den letzten knapp 30 Jahren natürlich erheblich weiterentwickelt. Trotzdem sind die Zeichnungen hübsch anzusehen. Das einzige, was ich daran kritisieren könnte, ist, dass die einzelnen Kaninchen schwer auseinander zu halten sind. Und natürlich, dass auch die niedlichen Figuren dazu beitragen, dass der Film als Kinderfilm missverstanden wird!
Ich stehe dem Film zwiespältig gegenüber, selbst für Erwachsene: Die erste Hälfte gefällt mir sehr gut – eine Gruppe von Kaninchen, die von gedankenlosen Menschen gezwungen werden, sich eine neue Heimat zu suchen –, das Thema ist nach wie vor aktuell. Natürlich gibt es keine sprechenden, (menschlich-)intelligenten Kaninchen, und sicherlich auch keine Kaninchen mit erschreckenden Zukunftsvisionen, aber mal abgesehen von der Vermenschlichung der Kaninchensippe (mit der ich gut Leben kann, das machen Trickfilme nun einmal so), hält er sich durchaus an die Glaubwürdigkeit der Kaninchenlebensweise.
Größere Probleme hab ich mit der zweiten Hälfte, in der dann die Freunde gegen den feindlichen (faschistoiden) Kaninchenstaat Efrafa kämpfen. Dass (Wild-)Kaninchen in ihrer Lebensweise von Menschen bedroht sind, ist ja durchaus realistisch – aber wofür soll dieser Kaninchenstaat als neues Feindbild stehen? Kaninchen leben schlicht und einfach nicht so, nicht einmal im entferntesten, und die Geschichte kommt hier von ihrer (Menschen-)kritischen oder tierschützerischen Grundhaltung im ersten Teil völlig ab. Ich habe hier schlicht und einfach den erzählerischen Faden verloren. Ab hier war die Geschichte dann einfach nur noch abwechselnd niedlich und grausam, je nachdem, ob die Kaninchen gerade niedlich die witzige Möwe pflegen oder gegen den grausamen feindlichen Kaninchengeneral der Efrafa-Kaninchen kämpfen.
DVD-Ausstattung:
Die DVD bietet die Originalaudiospur auf Englisch, außerdem Synchronfassungen auf Deutsch, Französisch und Italienisch. Untertitel gibt es noch in einigen weiteren Sprachen.
US-Kinotrailer:
Das ist der Originaltrailer (natürlich auf Englisch). Ich würde Eltern, die unsicher sind, ob der Film für ihre Kinder schon etwas ist, empfehlen, diesen Trailer und die ersten fünf Minuten des Films im Voraus alleine anzuschauen. Daraus kann man sich schon ein recht gutes Bild machen, weil einige der für Kinder grauseligsten und traurigsten Szenen darin schon vorkommen.
Leider war das schon die ganze DVD-Ausstattung der Normalausgabe. Es gibt allerdings – nur wenig teurer – eine Special Edition, die wenigstens ein bisschen an Extras bieten soll.
Fazit:
Der erste Teil des Films ist sehenswert – für Jugendliche und Erwachsene, nicht mit Kindern. Im zweiten Teil lässt der Film leider nach.
Die DVD ist bis auf die gute Sprachauswahl leider schlecht. Für Fans guter DVD-Extras gibt es allerdings eine Special Edition. weiterlesen schließen
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