Ukraine Testberichte

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- Preis-Leistungs-Verhältnis: sehr gut
- Empfehlenswert: ja
Pro & Kontra
Vorteile
- wildes Land
- Fast alles. Eine unglaublich neue Erfahrung
Nachteile / Kritik
- soziale Unterschiede
- Die Verhältnisse. Homophobie und Rassismus sind zudem weit verbreitet.
Tests und Erfahrungsberichte
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Gutes für den Osten posten
5- Preis-Leistungs-Verhältnis: sehr gut
- Empfehlenswert: ja
Pro:
Fast alles. Eine unglaublich neue Erfahrung
Kontra:
Die Verhältnisse. Homophobie und Rassismus sind zudem weit verbreitet.
Empfehlung:
Ja
Die Ukraine hat ein Identitätsproblem. Sie schwankt zwischen zwei Extremen und hat größte soziale, strukturelle und wirtschaftliche Probleme. Die Politik ist ein Extremum, verzettelt, unorganisiert und korrupt. Die Ukraine wird von der Wirtschaft regiert, die extreme Seite des Kapitalismus hat das Land gebeutelt und bestimmt nunmehr die Geschicke der Gesellschaft, Mafia und andere Organisationen treten ganz offen auf.
Doch ein derart schlechtes Bild möchte ich gar nicht zeigen.
Die ukrainische Gesellschaft ist eine post-sozialistische Gesellschaft, die in einem gebeutelten Land wächst und lebt und somit den Spargat zwischen Moderne und Vergangenheit versuchen muss, einer Moderne, die in ihrer Unsicherheit nichts gleicht, was in der Vergangenheit existierte. Die sowjetische Herrschaftsform mag eine undemokratische pseudo-sozialistische Form gewesen sein - aber sie versprach Sicherheit in jeglicher Hinsicht, sofern man sich nicht in die Politik einmischte.
Ein Urlaub in der Ukraine ist insofern sehr zu empfehlen, da er einen optimalen Einblick in eine Welt von vor dreißig Jahren gewährt, deren Abbild in jedem Aspekt des täglichen Lebens erkennbar wird. Marshrutki, Linientaxis, in welchen das Geld per Hand zum Fahrer durchgereicht wird, Lebensmittelgeschäfte ohne Selbstbedienung, die teilweise 24 Stunden auf haben, riesige Supermärkte, Obdachlose, schlechte Straßen, Villenviertel in großen Städten und Züge, die aus den fünfziger Jahren zu stammen scheinen und zu unschlagbar günstigen Preisen (bis zu 20 Euro) einmal quer durch das Land fahren - all das ist die Ukraine, ein Konstrukt aus Korruption und Macht und Liebe und Gastfreundschaft, verkrusteten Gesellschaftsstrukturen, Homophobie, Rassismus sowie einer aufopferungsvollen Unterwürfigkeit gegenüber Ausländern.
Ein wichtiger Punkt ist zudem, dass die Ukraine Gäste wirklich braucht. Tourismus ist ein Sektor, der dem Land in großen Teilen fehlt, sieht man von der Krim oder der restlichen Schwarzmeerküste ab. Gäste bringen Geld, Gäste bringen Leben. Fahren Sie in die Ukraine. Es hilft auch Ihnen. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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anonym, 19.09.2013, 22:33 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
LG und eine schöne Restwoche =)
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Go Ukraine
Pro:
wildes Land
Kontra:
soziale Unterschiede
Empfehlung:
Ja
Weit ist das Land und in den Städten pulsiert das Leben ,Ukraine ich komme gerne wieder auf Besuch. Wer wie ich dieses Land gesehen, die Kultur und die Menschen erlebt hat, dem wird es ähnlich gehen. Durch die Liebe hat es mich dorthin verschlagen- die Liebe ging ,aber die Erinnerung bleibt bestehen. Ich atmete die Seele dieses altehrwürdigen Landes, das Feuer des Wandels, die Gegensätze .
Mein Bericht soll einen kleinen Einblick in ukrainische Gepflogenheiten geben, sowie nützliche Informationen für den Reisenden bieten. Ich gehe hier nicht auf eine Landesbeschreibung ein.
Auf dem Weg zum eigenen Zarenreich
Die Strandpromenade von Aluschta bot sich zum bummeln an. Speziell nach Einbruch der Dunkelheit zeigten Fakire martialische Feuershows, öffneten Diskotheken ihre Pforten zum Tanz oder man ließ sich von der Romantik eines nächtlichen Bootsausfluges beseelen. Eines Abends beschlossen wir uns in historischen Kostümen auf Zelluloid verewigen zu lassen.
Für mich hatte man sich ein Zarenkostüm nebst Zepter und Reichsapfel auserkoren.
Gesagt , getan. Als ich nun derart herausgeputzt auf meinem Throne saß , wurde mit einem Male die Zahl der Schaulustigen immer größer . Irgendwie war ich die Ursache dieses Auflaufes. Wie ich mir nachher berichten ließ ,hatte meine Erscheinung ( fast 2m , mit langem lockigen Haar und Vollbart- ein seltenes markant slawonisches Aussehen) die Menge in Entzücken versetzt. Erinnerungen an Peter den Ersten machten die Runde....
Moderne Karawanen
Eines Winterabends als wir uns gerade auf dem Heimweg nach Deutschland befanden, fuhr unser Bus im westukrainischen Städtchen L’vow (Lemberg) ein um an einer Sammelstelle Passagiere umzuladen. Unser Gefährt hielt auf einem marktähnlichen Platze .Nach und nach trafen noch drei weitere Busse ein .Es gab ein hektisches Getümmel. Kommandos schallten hin und her denn man hatte etwas Zeitverzug. Ich fühlte mich in die Zeit der Karawanen zurückversetzt. Im hellen Scheine von Flutscheinwerfern tummelte sich eine zweihundertköpfige Menschenschar. Mit Sack und Pack wurde Abschied gehalten, Kinder warteten mit neugierigen Blicken auf die Abenteuer die die Reise wohl mit sich bringen würde. Fliegende Händler suchten Ihr Glück mit Waren aller Art , doch die Reisenden
Waren mit der Gepäckverladung beschäftigt. Mit stoischer Gelassenheit schauten einige Weitgereiste dem emsigen Treiben zu um, wohl wissend in der Tatsache dass Alle mal an der Reihe sind ,sich noch gemächlich die Beine zu vertreten.
Anarchie auf ukrainisch
Es war am 25 Dezember 2001 als unsere Reisegesellschaft in Kiev Einzug hielt.
Unser Ziel war der Hauptbahnhof. Nach kurzem Zwischenstop bei der Deutschen Botschaft ging es weiter. Das Schauspiel , welches sich uns nun bot , war einzigartig. Mitten auf einer der Hauptverkehrsadern war der Verkehr fast gänzlich zum erliegen gekommen. Hupend und im Schneckentempo bewegten wir uns mit der Menge vorwärts. Auf der vor uns liegenden Ampel war das Chaos ausgebrochen. Trotz intaktem Ampelbetriebes strebte jedermann flugs auf die Kreuzungsmitte zu , ohne auch nur einen Blick auf die Signale zu verschwenden. Ob quer durch die Mitte oder auf dem Bürgersteig entlang, jeder Fahrzeugführer versuchte auf seine Weise diesem Wirrwarr Herr zu werden. Die anwesenden Milizionäre schauten ob der geballten Bürgermacht etwas hilflos drein , hielten aber tapfer Ihre Stellung. In der Zwischenzeit hatte unser Busfahrer ganz dem Recht des Stärkeren folgend unser Gefährt heil und ohne Schaden in ruhigere Fahrbahnen gelenkt. Wir wurden schon sehnlichst erwartet.....
Im Lokalexpress
Es war Freitag, auf dem Bahnhof der Kleinstadt herrschte reger Andrang. Ob des soeben in Empfang genommenen heiß ersehnten Arbeitslohnes Willen hatte man sich zahlreich entschlossen mit einem Einkaufsbummel in der Bezirkshauptstadt das Wochenende einzuläuten. Im feinen Staate und in freudiger Stimmung strebten Alle auf den Bahnsteig um alsbald mit Freunden und Bekannten ein Schwätzchen zu beginnen oder einfach nur zwischen den Wartenden zu flanieren. Die Menschenmasse nahm schier überwältigende Ausmaße an – nahezu ein volles Tausend wartete auf den Lokalexpress. Wenig später schaukelten wir auch schon in gemächlicher Fahrt durch die Herbstlandschaft. Die Luft war erfüllt vom Duft der Kartoffelfeuer, malerisch gelegene hölzerne Bauernhäuschen zogen am Fenster vorbei. Wehmütig lauschten wir dem Spiel des Akkordeonspielers. Alte Kampfeslieder und Lieder über das Leben einten Jung und Alt und aus unzähligen Kehlen erscholl der Gesang.
Visa: Visumpflicht besteht in der Ukraine für Touristen nicht.
Telefonieren/Internet:
Internationale Vorwahl: von Deutschland in die Ukraine 00380
Das hiesige Telekommunikationsnetz ist noch stark sanierungsbedürftig. An manchen Orten ist es einfacher internationale Gespräche zu führen , denn den Nachbarort zu erreichen. Viele Haushalte verfügen noch über keinen privaten Telefonanschluß. Wer also telefonieren will, kann dies entweder in den Telefonämtern von UKRtelekom tun, oder es wird eines der allgegenwärtigen Kartentelefone benutzt.
Für 90 Minuten Sprechzeit habe ich ungefähr 1 Euro bezahlt.
Mobilnetz:
In nahezu allen Ballungsgebieten ist Mobiltelefonie möglich. Die gängigen Provider sind UMC und Kyiv Star. Prepaid Karten dieser Anbieter gibt es überall zu kaufen, oder der Reisende nutzt International Roaming.
Internet:
Reisende können getrost auf die überall vorhandenen Internetcafes verwiesen werden, diese sind mit modernster Technik ausgerüstet. Der Service kostet ca.1 Euro /h
Einkaufen:
In der Ukraine findet sich Ware nach jeglichem Geschmack, es ist alles nur eine Frage des Geldbeutels. Preiswert und gut lässt es sich z.B. auf den in jeder größeren Stadt vorhandenen Märkten einkaufen. Daneben existieren viele private Läden, sowie „ Uniwermags“ – Warenhäuser in denen oft zu westlichen Preisen eingekauft werden kann.
Für gehobene Einkäufe empfiehlt sich ein Bummel über Kiews Kreshatik oder in der Umgebung der Nationaloper sowie über den Andrewski Prospekt der Künstlerstraße.
Zahlungsmittel:
Die ukrainische Währung heißt Hrivna.
In Banken und den allgegenwärtigen Wechselstuben kann problemlos umgetauscht werden.
Es scheint ,dass nach der Abschaffung der DM ,der Euro und der USD gleichermaßen als ausländische Währungen bevorzugt werden.
Nach meinen Erfahrungen bekommt man an den Wechselstuben die besseren Kurse.
Es sei jedoch vor fliegenden Schwarzhändlern gewarnt, da gibt es nur Probleme.
Auch an den Grenzübergängen ist ein Umtausch nicht ratsam, da dort sehr niedrige Wechselkurse angeboten werden.
Natürlich werden in den größeren Städten auch gängige Kreditkarten ,wie AMEX, Visa etc. zum Bezahlen akzeptiert.
Sollte man als Reisender doch in finanzielle Schwierigkeiten geraten oder man benötigt neue Zahlungsmittel ,geht auch dies völlig problemlos über Western Union.
Western Union unterhält fast in jeder Ukrainischen Stadt Büros.
Die meisten deutschen Banken kooperieren mit dieser Firma.
Der Geldtransfer von Dtl. aus erfolgt innerhalb von 2 Stunden , der Empfänger holt das Geld dann im Western Union Büro ab. Die Gebühren sind erträglich.
Auto fahren/ oder von der Tücke der Straße.
Es gehört schon eine gehörige Portion Mut dazu , in diesem Land als Fremder Auto zu fahren. Es gibt zwar Autobahnen, Fernverkehrsstraßen und dergleichen, aber es ist ständige Vorsicht angebracht. Da gibt es größere Straßenschäden, allerlei Tiere kreuzen den Weg, etc. Speziell in den Dörfern muß man darauf gefasst sein ,unversehens auf Kühe , grasende Ziegen und Schafe , Pferdegespanne und Gänsescharen zu treffen. Insbesondere des Nachts ist größte Aufmerksamkeit angebracht da häufig Fahrzeuge ohne Licht unterwegs sind , oder Betrunkene die Straßen unsicher machen. Ein Beispiel:
Einsamkeit war mein Begleiter als ich eines Nachts in Richtung russischer Grenze fuhr. Der Motor meines Autos verbreitete ein wohliges Brummen , denn wir kamen auf der autobahnähnlichen Überlandstraße gut voran. Plötzlich bemerkte ich vage einen Schatten in unmittelbarer Nähe , Aufblenden und Ausweichen war eins. In tiefster Dunkelheit kreuzte ein Pferdegespann meinen Weg!!!! Derlei Situationen passierten nicht nur einmal.....
Und auch der Verkehrspolizei begegnet man häufig. Meist weist ein Schild (DAI) auf Kontrollposten oder Kontrollstationen hin, an diesen Stellen sollten unbedingt die Verkehrsregeln beachtet werde denn dort werden häufig Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt.
Das langwierige Procedere um Strafe oder gleich Gerichtsvorladung bei Tempoüberschreitungen ist ziemlich nervenaufreibend. Generell sollte man bei Verstößen “Reue“ zeigen, dies mildert unter Umständen das Strafmaß der Ordnungshüter auf eine mündliche Verwarnung oder minimale Geldbeträge. Es gilt: Wer sich durch die zur Schau gestellte Strenge der Einsatzkräfte einschüchtern lässt hat verloren. Solange es möglich ist sollte man verhandeln.
Ukrainische Verkehrsschilder sind ähnlich den Deutschen.
Tempolimits: 60 in Ortschaften (Ortsschilder mit grauem Untergrund)
90 in Ortschaften(Ortsschilder mit blauem Untergrund)
110 außerorts auf Schnellstraßen
Genaue Angaben gibt es bei den deutschen Automobilclubs.
Tanken :
An den Transitrouten und in größeren Städten kann man bei Tag und Nacht tanken, in abgelegeneren Gebieten wird es schwieriger. Die Preise pro Liter liegen bei etwa 2Hrivna /l 96 Super bleifrei .Als ich per Auto in der Ukraine unterwegs war, gab es mit der Treibstoffqualität keine Probleme, sicherheitshalber sollte man aber an größeren Tankstellen tanken. Teilweise wird der Benzin nach amerikanischem Vorbild verkauft, d.h. Der Kunde Zahlt erst den Betrag ,für den er tanken möchte, danach wird die Zapfsäule freigeschalten.
Es kann schon mal vorkommen, dass man mit dem Tankwart ins Gespräch kommt und dieser, wie es sich herausstellt, ehemaliger Chefpilot in Turkmenistan war, bevor er in Rente ging und sich einen Nebenjob suchte.
Restaurants
Die Kochkünste der ukrainischen Küchenchefs sind in der Qualität sehr unterschiedlich.
Manchmal bekommt der Gast für wenig Geld wahre Leckereien geboten ein anderes Mal hingegen rechtfertigt die gebotene Leistung den Preis nicht. Vor allem in hauptstädtischen Lokalitäten zahlte ich des öfteren Preise europäischen Spitzenniveaus ohne auch nur annähernd zufriedenstellend beköstigt zu werden. Die dargereichten Portionen würden in deutschen Landen gerade mal als Kindergerichte gelten.
Sehr zu empfehlen sind Orte abseits der Touristenströme und Hauptgeschäftsstraßen. Dort gibt es meist leckere Gerichte aus heimischen Landen. Hauptzutaten sind Fisch, Fleisch, jegliche Variation von Teiggerichten , Molkereiprodukte und Gemüse. Zum Essen gehört selbstverständlich auch ein guter Tropfen Dessertwein von der Krim. Im allgemeinen wird recht kalorienhaltig gezecht.
Freunden internationaler Küche wird es in der Ukraine schwerlich beschieden sei auf Ihre Kosten zu kommen. Es gibt zwar, einige Italiener , Griechen und Chinarestaurants aber meist trügt der Schein denn in den seltensten Fällen sind Sie authentisch.
Reisen im Land
Studenten
Angehende Akademiker haben wie überall auf der Welt auch in der Ukraine so manche Vergünstigung in Aussicht.
Insbesondere in Museen , beim Reisen mit dem Zug und in Theatern können die Rabatte um die 50% betragen.(z.B. Lawra Kloster Kiev, Theater Chernigov, ). Um reibungslos in den Genuß der verbilligten Tarife zu gelangen empfiehlt es sich einen Internationalen Studentenausweis(ISIC) mitzuführen. Erste Adresse zur Information ist www.isic.org wo es alleine schon Informationen zu 159 verschiedenen Einsparmöglichkeiten gibt.
Per Zug/ per Bus : Die Wahl des richtigen Transportmittels sollte gut überdacht sein.
Wer es eilig hat nutzt im Nahbereich bis 200km am besten einen Fernbus. In diesem Distanzbereich verkehren gute neuere Busse. Die Kosten für 1 Person von Chernigov nach Kiev betrugen ungefähr 2 Euro .Ein Nahverkehrszug wäre zwar etwas billiger aber ist auch ultra langsam.
Für Langstrecken wie z.B. von Kiev nach Simferopol sind Nachtzüge mit Schlafwagen die bessere Wahl. Es sind verschiedene Klassen buchbar. Es gibt einen Restaurantwagen und guten Service.(Fahrtkosten ca. 12 Euro pro Person)
Im internationalen Verkehr würde ich Reisebusse aus Sicherheitsgründen bevorzugen. Meist wird mit westlichen Bussen operiert. Das Gepäck ist sicher aufbewahrt und die relativ überschaubare Anzahl an Mitreisenden mindert die Gefahr von Unannehmlichkeiten.
Mehrmals wöchentlich verkehren Busse nach Deutschland und in weite Teile der GUS.
Gut im Preis Leistungs- Verhältnis ist z.B. Kraft Reisen in Dortmund.(Hin und Rückfahrt z.B von Görlitz nach Kiev kostet 130 Euro) Das Unternehmen hat seinen Sitz in Deutschland( ist somit nach deutschen Bedingungen versichert) und befördert Passagiere in nahezu alle größeren Städte Deutschlands sowie auch weiter nach Lissabon. Es ist also möglich von der Ukraine aus mit einem Unternehmen nach Portugal zu reisen.
Öffentliche Transportmittel
Metro: Die Hauptstadt Kiev verfügt über eine sehr leistungsfähige Metro. Mit über 3 Millionen Passagieren täglich ,ist diese eines der Hauptverkehrsmittel überhaupt. Speziell zur Feierabendszeit herrscht reger Betrieb. Imposante Deckengestaltungen lassen die U-Bahnstationen zu Palästen für das Volk werden. Sehr positiv hat mich überrascht, das trotz der großen Menschenmassen die Atemluft nie stickig wurde , wie es z.B. in London der Fall war. Der Preis für eine Fahrt beträgt 0,25 Hrivna ,auf Monatskarten gibt es sogar noch Rabatte.
Straßenbahn: Ist nicht weit verbreitet
Bus
Stadtbusse/Trolleybusse: Diese öffentliche Art an Transportmitteln ist wohl die langsamste und unbequemste überhaupt. Meist sind sie am billigsten uns somit hoffnungslos überfüllt.
Eine Schaffnerin verkauft Fahrkarten .Diese sollte man nicht verlieren, da es gelegentliche Ticketkontrollen gibt.
Minibus: Minibusse sind die bequemere, schnellere aber etwas teurere Alternative zu den Stadtbussen. Jeder Bus bedient eine bestimmte Route. Dabei gilt : alle Passagiere zahlen den gleichen Preis von ca. 0,5- 1 Hrivna ,egal wie viele Stops sie mitfahren.
Taxi:
Wer in ukrainischen Städten ein Taxi benötigt ,bekommt dies an jeder Ecke .Doch Vorsicht, um Ärger zu vermeiden sollte der Fahrpreis im Vorfeld ausgehandelt werden. Als Ausländer sollte man generell Achtung walten lassen, denn wer die Preise nicht kennt, für den kann es teuer werden. In Kiev haben wir für 2 Personen z.B. ca.10 Hrivna für eine längere Fahrt bezahlt; von Simferopol nach Jalta (ca.100km) 10 Euro(50 Hrivna).Manchmal bieten auch Privatpersonen Fahrten zu wettbewerbsfähigen Preisen an .Die Bezahlung sollte aber immer erst nach Fahrtende erfolgen.
Wichtige Internetadressen:
www.Brama.com
Ist ein ukrainisches Internetportal, wo Informationen aller Art geboten werden. Das Angebot gibt einen guten Überblick über die Ukraine ,über die Wirtschaft, über Kulturereignisse, Nachrichten, das Wetter etc.
www.Rambler.ru:
Diese russische Suchmaschine ist für Recherchearbeiten sehr empfehlenswert, dort findet man alles, was das russische Netz hergibt.
www.Ukrbiz.net:
Ist die umfassendste ukrainische Unternehmerdatenbank
www.Ukrjob.net:
Großes Jobportal, hier findet der Arbeitssuchende auch Angebote Multinationaler Firmen und internationaler Organisationen.
www.Bigmir.net:
Ist vergleichbar mit web.de , dem Onlinekatalog.
www.Ukraine-observer.com:
Der Ukrainian Observer ist ein wissensbasierendes online-magazin der Willard Group über die Ukraine. Jeden Monat gibt es auch eine gratis Printversion, die in ausgewählten Restaurants und Geschäften Kievs zu erhalten ist. Im UO finden sich neben aktuellen Themen, Beiträge über geschichtliche Dinge, Hintergründe, Interviews mit herausragenden Persönlichkeiten , wie Botschaftern und Wirtschaftslenkern sowie allerlei Unterhaltung.
Auf Besuch – ein Interkulturelles Training:
Gastfreundschaft wird in der Ukraine großgeschrieben. Überhaupt sind die Menschen hier überwiegend deutschfreundlich eingestellt. Ist man erst einmal freundlich aufgenommen worden, kann man aber auch in das eine oder andere Fettnäpfchen treten. Über manche länderspezifische Besonderheit wird man als Mitteleuropäer auch den Kopf schütteln.
Essen und Trinken:
Die Ukrainer sind äußerst trinkfest und feiern recht gerne. Selbst für Mädchen ist es keine Hürde das wohlschmeckende, einheimische Bier in vollen Zügen zu genießen.(Wein)
Weit verbreiteter ist der Vodka oder auch selbst gebrannter Samargon.Als Gründe während einer Feier sich derselbigen zu verweigern können eigentlich nur Schwangerschaft und schwere Krankheit geltend gemacht werden, andernfalls läuft der Gast Gefahr sich in der Gesellschaft äußerst unbeliebt zu machen, da es sonst als Beleidigung für die Gastgeber verstanden wird. Solche Feierlichkeiten können mehrere Stunden dauern, je nach Kondition.
Einmal waren wir bei Nachbarn eingeladen. Es gab Krimsekt(Schampanskoje) und Kuchen.
Plötzlich ,aus für mich unerfindlichen Gründen, wurden allerlei Fette Speisen wie Sülze und Speck aufgetragen .Kurz darauf erklärte man mir ,dass nun auf des Gastes Wohl und auf die Zusammenkunft getrunken werden würde. Flugs brachte man 50g Gläser herbei und schöpfte aus einem 10l Ballon selbstgebrannten Samargon (hochprozentiger Vodka)ein. Alsbald machten Trinksprüche die Runde und ein erstes Glas erfüllte den Magen mit wallender Hitze. Danach wurde kräftig gegessen. Ich war glücklich als man nach der 4 Runde die Schöpfkelle beiseite legte und zum Aufbruch gerüstet wurde- es war ja schließlich nur ein kurzer Besuch. Wie im Ukrainischen Observer einmal zu lesen war, ist viel Essen vonnöten um während des Trinkens nicht in Unannehmlichkeiten physischer Art zu gelangen.
Das erste Glas wird normalerweise auf ex getrunken ,Trinksprüche sind sehr wichtig, Nr. 3;6;9 und 12 geht auf die Frauen und zum Abschied wird nach alter Kosakenmanier ein Glas auf das Pferd geleert. Sind Gäste anwesend , werden diese meistens aufgefordert die Trinksprüche zu halten.
Nach diesem Kurzbesuch ging es dann zum Abendbrot in die eigenen 4 Wände.
Ukrainische Frauen legen großen Wert auf gute Küche und insbesondere auf das Wohlergehen der Gäste .Bevor ich besser mit den einheimischen Sitten vertraut wurde, konnte ich mich vor Essen immer kaum retten. Kaum war der Teller leergegessen, schon war er wieder mit allerlei Leckereien gefüllt. Später erklärte man mir , dass der Gast nach Statur und Größe seine Mahlzeiten bekommt(bei 1.95m und 100kg Körpergewicht brauchte ich mich dann nicht mehr wundernJ).Sollte man also keinen Hunger mehr verspüren, ist es ratsam der Hausfrau in aller Güte dies plausibel zu machen, ansonsten ist es wie mit der Geschichte vom süßen Brei.
Meine Freundin arbeitete in einer multinationalen Firma. Mit Betrübtheit berichtete Sie mir vom Geburtstag eines amerikanischen Kollegen. Die Mitarbeiter hatten ihn zum Namenstag mit allerlei Konfekt und Wein bedacht. Der Kollege bedankte sich und war zufrieden.
In Unkenntnis der hiesigen Mentalität hatte er aber an Stand unter den Mitarbeitern verloren.
Ukrainer feiern nämlich gerne und es wurde erwartet, dass er sogleich mit Ihnen teilt, oder sich mit Kuchen und Wein revanchiert.
Werden Freunde und Bekannte besucht, bringt der Gast immer eine Kleinigkeit an Kuchen Konfekt oder Wein mit. Den männlichen Gästen obligt es dann auch den Wein zu kredenzen.
Da ukrainischer Dessertwein einen Alkoholgehalt von um 20% aufweist geht die Gesellschaft davon aus , dass die Gläser nur mäßig voll gefüllt werden. In geselliger Runde wird viel erzählt , gelacht und gesungen. Es kann also nichts schaden selbst etwas literarisches oder musikalisches zum Besten zu geben.
Der Restaurantbesuch
Die Sonne ließ Ihre wärmenden Strahlen zur Mittagszeit über den Kiewer Himmel streichen, als wir müde vom Botschaftstrubel Ruhe und Entspannung in einem der zahlreichen Restaurants suchten. Doch bald ärgerte ich mich, denn die Bedienung schien noch nichts von Freundlichkeit gehört zu haben und war auch überaus wortkarg. Jedes freundliche Lächeln meinerseits wurde mit stoischer Miesepetermine im Keime erstrickt.
Was war der Hintergrund?: Wie ich später erfuhr ist es nicht üblich, dass sich die Bedienung mit den Gästen unterhält. Es wird als eine Störung der geselligen Runde angesehen. Es ist nicht so wie in Deutschland, wo ein freundliches Wort der Bedienung die Stimmung hebt.
Vom Umgang mit Amtspersonen:
Der Ukrainische Amtsschimmel ist manchmal recht eigen, deshalb sollte man einige Grundregeln kennen. Der Fremde bedenke immer, dass er sich nicht in Deutschland befindet, d.h. sich auch nicht auf solche Werte wie Zuverlässigkeit , Pünktlichkeit und Kompetenz an entsprechender Stelle verlassen kann.
Regel1:
Bei Fragen wichtiger Art sollte man sich nie auf Auskünfte der niederen Hierarchien verlassen- dann ist man verlassen.
Regel2:
Steht im Prinzip im Zusammenhang zu 1:Kommt man in eigener Angelegenheit in den niederen Hierarchien nicht weiter und der Eindruck entsteht man will oder kann Ihnen nicht helfen, dann sollte man sich an höhere Autoritäten wenden- dies aber in aller Höflichkeit und mit Nachdruck.
Regel3:
Es ist klug die gelegentlich vorkommende Bakschischmentalität offizieller Stellen nicht zu unterstützen. Meist hilft nämlich ein bestimmtes Auftreten und geschicktes Argumentieren
Unredliche Ansinnen schon gar nicht entstehen zu lassen.
Zwischenmenschliche Beziehungen
Ukrainische Mädchen gelten als die Schönsten auf der ganzen Welt. Dies hört der Reisende bei jeder Gelegenheit. Zugegeben an dieser Redensart ist so manches Fünkchen Wahrheit.
Ich sah viele hübsche Mädchen, aber Schönheit hat natürlich ihren Preis. So ist modisches Erscheinen und kosmetische Pflege ein recht zeitintensives Muss .
Um die holde Weiblichkeit zu erobern bedarf es der Kenntnis einiger Grundregeln.
Beim Ausgehen wird das Anzugtragen mit wohlwollenden Augen betrachtet. Hier gilt auch: Es zahlt grundsätzlich der Mann, auch wenn die Freundschaft noch nicht enger sein sollte.
In einer engeren Beziehung ist es unbedingt zu vermeiden an weibliche Bekannte der Liebsten Grüße auszurichten, oder Umgang mit anderen Mädchen zu pflegen. Ich weiß es aus eigener Erfahrung was für schwere interkulturelle Probleme daraus entstehen können. Während es in Deutschland normal ist, auch weibliche Kontakte zu pflegen , gilt dies in ukrainischer Denkart als ziemlich fragwürdig und ruft Misstrauen und Eifersucht hervor.
Eine nicht zu unterschätzende Rolle in der Meinungsbildung über einen selbst spielt die Mutter der Angebeteten, welche einen hohen Einfluss auf ihre Tochter ausüben kann.
Ist die Mutter erst einmal zum Schluss gekommen dass der potentielle Schwiegersohn nicht gut genug für den eigenen Nachwuchs ist, ist Obacht angesagt. Die Gründe des Misstrauens können recht vielschichtig sein und lassen sich nur schwerlich ergründen.
Die Sache mit der Medizin
Ein allgegenwärtiger Wegbegleiter im Leben eines jeden Einwohners der Ukraine ist der Doktor.
Schon von Kindesbeinen an gibt er Ratschläge , hält Schuluntersuchungen ab , später dann bei der Armee , an der Uni und im Beruf geht es weiter mit häufigen Kontrolluntersuchungen.
Auch Ausländer können sich dem Procedere nicht entziehen, will er in den Genuss der Annehmlichkeiten des Lebens kommen.
Einmal wollten wir schwimmen gehen und ich freute mich schon sehr darauf. Plötzlich hieß es , ich müsste mich erst vom schwimmbadeigenen Arzt untersuchen lassen, ob ich überhaupt für einen Badaufenthalt geeignet sei. Natürlich war ich wie vor den Kopf gestoßen – ich bin ja kein Pferd auf dem Präsentierteller. Noch dazu wo das Wasser sowieso jeden Keim mit reichlich chlor erstickt hätte.
Nun die Einheimischen scheinen aber von ihrem Gesundheitssystem überzeugt zu sein und so ließ ich mir zu guter Letzt doch mal einen Test gefallen um mich in einem Sanatorium auf der Krim so richtig erholen zu können.
Wahrscheinlich ist es auch eine Frage der Prävention gegen allerlei ansteckende Krankheiten wie Hepatitis A etc., da die Lebensumstände doch anders sind als in Deutschland.
Sicherheit:
Allen Unkenrufen zum trotz könnte ich nicht behaupten, dass die Kriminalitätsrate in der Ukraine höher ist als anderswo. Im Gegenteil. Trotzdem sollte man nicht alleine des Nachts auf den Straßen unterwegs sein, oder Gauner mit der Zuschaustellung von Reichtum zu Straftaten verleiten. Fazit: für Abenteurer
PS: Ich bin hauptsächlich bei dooyoo aktiv, muss mich erst einmal in die Community einleben weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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anonym, 26.01.2007, 09:17 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
sh :o)
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anonym, 26.01.2007, 00:30 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Sh & lG von Diana (c;
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Wandern in den Waldkarpaten
Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Die erste Frage des Zöllners war ziemlich dämlich: "Haben Sie Waffen, Betäubungsmittel oder Rauschgift?" Ich hatte ein Taschenmesser und Aspirin, wollte jedoch keine Schwierigkeiten und antwortete brav: "Nein!" Dann kam die zweite Frage, und die war noch dämlicher: "Warum nicht?" "Hm, ähm ..." Ich hätte ihm doch das Messer zeigen sollen.
Mein Rucksack interessierte ihn nicht sonderlich. Dafür wollte er genau wissen wieviel Geld ich einführte, um zu überprüfen, ob ich meine Zollerklärung korrekt ausgefüllt hatte. Schein für Schein stapelte sich auf der Sitzbank des Zugabteils. Vier Augenpaare stierten auf das Häufchen - es waren etwa 200 Dollar und 60 Mark. Blöd kam ich mir dabei vor. Schließlich brauchte niemand zu wissen, was ich so an Finanzen mit mir herumschleppte. Das war's. Jetzt fehlte nur noch mein Paß. Endlich - ein Soldat rannte aus dem Grenzgebäude und reichte mir den Ausweis durchs Abteilfenster. Ein Pfiff ertönte, gefolgt von einer Rauchwolke, der Zug ruckte an, und ich war in der Ukraine.
In Djakowo, dem ersten Ort hinter der Grenze, stieg ich aus und hatte ein Problem. Ich brauchte Grywen, die Währung der Ukraine. Normalerweise wäre das kein Problem, doch erstens war Djakowo ein Kaff, und zweitens konnte ich auf russisch lediglich "Guten Tag" sagen und ein Bier bestellen. Ich schulterte meinen Rucksack und lief los.
Die Leute hockten auf Bänken vor ihren Häusern und kauten Sonnenblumenkerne. Sie schauten mich an wie ein Marsmännchen. In meinem Sprachführer suchte ich im Kapitel "Geld" die passende Frage aus, prägte mir den Satz ein und ging auf eine etwas üppige Dame mittleren Alters zu. Sie unterhielt sich mit einem älteren Herrn. "Die sprechen ja ungarisch", stellte ich besorgt fest. Ich würde bloß Bahnhof verstehen. Trotzdem nahm ich all meinen Mut zusammen und leierte die Frage runter - es klappte. "Versuchen Sie's im Café Tisa", sagte sie.
Das Café lief gut, die Gäste zahlten in Dollar. "Wieviel?" fragte der Boß, ein Schwergewicht im Anzug, dem der Schweiß auf der Stirn stand. Ich holte einen 50 Dollar Schein raus. Wurstfinger hielten ihn gegens Licht. "Okay", brummelte der Mann und verschwand, um mir kurz darauf 90 Grywen unter die Nase zu halten.
Jetzt mußte ich nach Winogradow, von dort sollte morgen ein Bus nach Rachow fahren.
Die Schwarzen Berge
Das Haar des Busfahrers war schon weiß, sein Gesicht zerknittert - der Bus hatte vermutlich das gleiche Alter.
Die Turbaza (Touristenherberge) in Rachow erinnerte mich an das Café in Djakowo, beide hatten den selben Namen: Tisa, nach dem Fluß Theiß, der durch das Städtchen fließt.
In dieser Herberge, hatte man eine eigene Taktik entwickelt, Fremden das Geld aus der Tasche zu ziehen. 11 Grywen kostete das Einzelzimmer.
"Haben Sie noch ein Zimmer frei?" fragte ich die Dame an der Rezeption. "Ja" oder "Nein" hätte ich jetzt erwartet, doch ihre Antwort überraschte mich.
"Woher kommen Sie?" wollte sie wissen. Verschwand hinter einer Tür, kam wieder und erklärte mir, daß ich nur noch ein 3-Bett-Zimmer bekommen könne, das 33 Grywen koste. Mittlerweile mit den hiesigen Gepflogenheiten bestens vertraut, einigten wir uns auf 22 und ein Doppelbettzimmer. Das Zimmer lag im 1. Stock, mit Blick auf den Friedhof, ohne Strom und warmes Wasser, dafür stand auf dem Tisch die typisch russische Teemaschine - ein Samowar und im Bett räkelten sich Ohrwürmer.
"Ich hab gehört du willst zur Gowerla?" fragte mich jemand am nächsten Morgen, als ich mir eben ein Eis kaufen wollte. In den Bergen muß ich auf Leckereien wie diese verzichten, bin ich dann zurück in der Zivilisation, kann ich mich kaum bremsen. Dmitriy kam aus Kiew und hatte mit angehört, als ich versuchte den Weg zum höchsten Berg der Ukraine herauszufinden.
Die Gowerla ist 2061 m hoch und liegt im Tschernogoramassiv - den Schwarzen Bergen - im südlichsten Teil der Waldkarpaten. Da ich mich in der Regel mit Händen und Füßen verständigte, mußte ich Dmitriy zwangsläufig aufgefallen sein. Er hatte Elektronik studiert, jobbte aber in einem Reisebüro in Dubai. In seinem Beruf fand er hier nichts. Außerdem lag der Lohn in der Ukraine im Durchschnitt bei nur 70 Grywen im Monat. Wir reisten gemeinsam weiter. Ursprünglich wollte ich von Rachow, dem Tal der Weißen Theiß folgend, von Süden zur Gowerla. Doch das Land südlich der Gowerla war Reservat. "Für Touristen gesperrt", meinte Dmitriy. Wiedermal mußte ich meinen Plan ändern. Wir wollten mit der Bahn bis Jasinja, und von dort zu Fuß ins Tschernogoramassiv.
Der Zug nach Jasinja ähnelte einem Ameisenhaufen. Auf den Holzbänken drängelten sich bis zu vier Personen, Bäuerinnen, alte Mütterchen und schwatzende Männer. Im Gang stolperte ich über Säcke, Körbe und Frauen, die Bier, belegte Brote und Kuchen verkauften.
Jasinja bedeutet Esche und galt als Hauptstadt der Huzulen. Als die einzigen berittenen Hirten in den Karpaten waren sie eine Art "Karpatencowboys". Sie lebten bis zum Anfang unseres Jahrhunderts als Halbnomaden von der Schaf- und Rinder-, vor allem aber der Pferdezucht. Wie lange die Huzulen schon im Tschernogora-Gebirge, sowie in den Tälern der Flüsse Prut und Tscheremosh leben und woher sie einst kamen, weiß heute niemand genau. Am Mittag des nächsten Tages kraxelten wir durch dichten Fichtenwald, stopften uns mit Himbeeren voll und lernten am Abend Ljuba kennen. Sie war eine Pastushka (Kuhhirtin). Dmitriy fragte sie, ob wir heute in einer der Hütten schlafen dürften. "Ihr seid zu zweit?" wollte Ljuba wissen. "Dann könnt ihr mit bei uns schlafen. Gestern waren es 12."
In der Hütte knisterte ein Feuer, darüber ein Topf mit Nudeln hing. Auf Brettern lagen Pilze zum Trocknen aus und an der Wand hingen Holzkellen, Töpfe und Löffel. Wir rollten unsere Schlafsäcke in eine Ecke, Ljuba öffnete die Tür und brachte uns einen Eimer frisch gemolkener Milch.
Jeden Morgen und jeden Abend mußte sie über 100 Kühe melken. Tagsüber kümmerte sie sich um die Hütte, holte Feuerholz, kochte Essen und sammelte Pilze. "Bin jetzt den 33. Sommer hier oben." Stolz lag in ihrer Stimme. "Aber nun merke ich es schon manchmal - das Reißen im Rücken." Sie arbeiteten zu viert auf der Station. Eine Freundin aus Jasinja half Ljuba. Zwei Männer trieben tagsüber die Kühe auf die Weide. Die Kühe gehörten den Leuten aus den Dörfern. Die Viehbesitzer bezahlten die Hirten und bekamen im Gegenzug Milch, je nachdem wie viele Tiere sie besaßen und wieviel Milch diese gaben.
Wir sollten uns um das Feuer kümmern, es durfte nicht ausgehen. Vielleicht glaubten die Hirten noch immer, daß es Mensch und Vieh Unglück bringen könne.
Ljuba nahm kein Geld für die Unterkunft, drückte mir statt dessen eine Axt in die Hand und sagte: "Macht mir lieber ein paar Holzscheite fürs Kochfeuer, aber nicht zu klein." Wir wechselten uns ab beim Holzhacken und bekamen zum Abschied noch frischen Schafskäse. "Schaut wieder mal vorbei", rief Ljuba. Dann folgten wir dem Hirten zur Gowerla.
Jemand, der jetzt in München lebt, hat das Gipfelkreuz gespendet, laß ich auf einer Metalltafel unter dem Kreuz. Vom Gipfel aus konnte ich Rumänien sehen. Am Horizont erstreckte sich die Kette des Rodna-Gebirges, blau und winzig, wie Streuselkuchen. Der höchste Krümel hieß Pietrosul - ich würde ihn erst am Ende der Tour besuchen. Etwas näher, mehr im Südosten, lag Pop Iwan, der zweithöchste Berg des Tschernogoramassivs - "Der aus den Wolken trinkt" nennen ihn die Huzulen. Heute mußte er dürsten. Dazwischen wuchs Wald, dicht, dunkel und geheimnisvoll. Es war das Reservat von dem mir Dmitriy erzählt hatte. Wolf und Karpatenbär - der größte Gebirgsbär der Welt - lebten dort. Bis zum Anfang unseres Jahrhunderts trieben außerdem huzulische Räuber ihr Unwesen in den Wäldern. Oleska Dobosch galt als der Berüchtigtste. Geplünderte Kaufleute, erschlagene Gutsherren und vergewaltigte Bürgerstöchter gingen auf sein Konto. 1745 wurde er aus dem Hinterhalt erschossen. Heute ist es wieder ruhig in den Bergen, das Gefährlichste, was uns hätte begegnen können, wäre eine Meute Hirtenhunde. Doch auch davon blieben wir verschont.
Stundenlang konnte ich so auf dem Gipfel sitzen und einfach nur schauen, bis sich die Sonne verabschiedete. Ich fühlte mich dann, als ob ich schon immer ein Teil dieser Berge war.
Unter uns im Osten lag das Sportlerheim von Worochta. Dort wohnten und trainierten zur Zeit die zukünftigen Olympioniken der Ukraine. Wir stiegen ab, vielleicht konnten wir in dem Heim übernachten. Es war voll, aber Dmitriy gab noch nicht auf. Ein Stück weiter stand das Heizhaus. "Habt ihr Wodka?" fragte der Heizer. Hatten wir leider nicht. Dmitriy verhandelte mit dem Mann und einigte sich schließlich auf 5 Grywen fürs Übernachten einschließlich warmes Wasser zum Duschen. Wir schliefen auf Turnermatten, aus denen die Asbestfüllung rieselte...
Das Swidowetsmassiv
Dmitriys Zug nach Lwow fuhr um Mitternacht, sein Urlaub war zu Ende. Mein nächstes Ziel hieß Ust - Tschorna, im Tal des Tereswa-Flusses. Ich mußte irgendwie zurück nach Jasinja und von dort etwa 30 km über die Swidowets-Berge laufen. Sie bilden den mittleren Teil der Waldkarpaten. Ihr höchster Punkt heißt Bliznitsa (1880 m).
Ich trampte, wurde in Jasinja abgesetzt und lief über eine Stunde, bis ich den Abzweig zur Touristenstation Dragobrat unterhalb der Bliznitsa fand.
Das Massiv hatte zwar keinen Nationalparkstatus, trotzdem versperrte mir ein Schlagbaum den Weg. Im Kontrollhäuschen saß niemand. Ich schlüpfte unter der Schranke durch und baute neben dem Forstweg mein Zelt auf.
Blauer Enzian und eine blaue Bandmarkierung begleiteten mich bis Dragobrat, Skilifte bis zum Kamm. Unterhalb des Dogjaska-Gipfels sah ich einen See. Es war mein erster See in der Ukraine - ich blieb.
Am nächsten Morgen, als die Sonne eben über die Bergspitzen kroch, stand ich schon auf dem Kamm. Am Horizont erschien ein Punkt, der langsam näher kam und sich als LKW entpuppte, dem die rechte Motorhaube fehlte, was an sich nichts Besonderes war. Was mich stutzig machte war die Tatsache, einem LKW zu begegnen, wo sich sonst nur Wanderer und Hirten herumtrieben. Auf der Ladefläche hockten ein Dutzend Menschen. Einige mit Videokameras bewaffnet, fingen gleich an, mich zu filmen. Der Fahrer hielt, pinkelte neben seinen Wagen und sagte, daß er mich auf der Rückfahrt bis Ust - Tschorna mitnehmen könne. Da ich noch nie auf einem Gebirgskamm getrampt war, gefiel mir der Vorschlag. Ich lief weiter, wartete ab und zu, doch kein LKW kam - ich war am Abzweig nach Ust - Tschorna vorbeigelaufen. So stolperte ich über verwaiste Hirtenpfade nach unten und erreichte das Tereswa-Tal 3 bis 4 km südlich des Dorfes.
Königsfeld hieß das Dorf zur Zeit Maria Theresias. Im 18. Jahrhundert siedelte sie dort Tiroler Familien an.
Als erstes begegneten mir Kühe, hinter dem Friedhof - Günter. Er war Deutscher, Ende 40 und einer der letzten in Ust - Tschorna. "Ich wurde in Sibirien geboren", erzählte er mir. "Die ersten 4 Jahre wuchs ich in einem Lager auf. Alle Deutschen, die arbeiten konnten, wurden 45 nach Sibirien verschleppt - meine Eltern auch." Jetzt wolle er mit seiner Familie nach Deutschland zu seinen Verwandten. "In 4 bis 5 Jahren habe ich Deutsch völlig verlernt", sagte Günter resigniert.
Nach Kolotschawa, dem nächsten Karpatendorf, führte mich die Erdgasleitung "Sojus". Wie eine schlecht verheilte Narbe zog sie sich über die Berge. An manchen Stellen rosteten noch immer eineinhalb Meter dicke Rohre vor sich hin. Es lief sich nicht besonders gut. Zu sehen gab es auch nichts, da um mich herum alles in Wolken gehüllt war. Den Blick auf den Boden geheftet, wollte ich nur noch Strecke machen und erschrak, als mich plötzlich jemand anredete: "Wie spät ist es?" fragte mich ein Hirte und hielt mir seine Uhr hin. Sie war stehengeblieben. Die Zeiten in der Ukraine brachten mich völlig durcheinander. Offiziell galt im ganzen Land Osteuropäische Zeit, westlich der Karpaten wurde dagegen MEZ verwendet, und Ljuba lebte sogar nach Westeuropäischer Zeit, solange sie in den Bergen war. Ich stellte ihm die Uhr auf MEZ, denn die Mitte Europas liegt immerhin in den Waldkarpaten, etwa 25 km südwestlich von Rachow.
Die Kinder in Kolotschawa grüßten mit "Ahoi", sie hielten mich für einen Tschechen. Die meisten Wanderer, denen ich in der Ukraine begegnete, waren Tschechen. Sie hatten keine Probleme sich zu verständigen, tschechisch und ukrainisch sind einander ähnlich.
Das Angebot in den Läden ähnelte sich auch: Wodka und Schokolade konnte man überall kaufen. Mit Bier und Brot mußte man schon etwas Glück haben, Obst und Gemüse gab es dort dagegen selten. Ich kaufte es bei den Straßenhändlern. In Kolotschawa bekam ich alles, sogar Wasser aus dem Dorfbrunnen gegenüber der Holzkirche.
Zum Ozero Sinewir
Der See Sinewir lag etwas abseits meiner Route. Da ihn mir Dmitriy empfohlen hatte, nahm ich den Umweg in Kauf. Ich blieb auf der Straße, die dem Tereblja-Fluß folgte und nach Sinewirskaja Poljana führte. Einer Legende nach entstand der See aus den Tränen von Sin, der Frau des Wir, einem Hirten, der an dieser Stelle im Fluß ertrank.
Ich mochte den See nicht. Alles war so künstlich. Der Pfad drumherum, die Picknickunterstände oder die Verbotsschilder: "Du sollst nicht Zelten", "Du sollst kein Feuer machen", "Du sollst keinen Furz lassen".
Ich fühlte mich wie in einem Museum. Immerhin durfte ich Himbeeren pflücken und in einem der Unterstände biwakieren.
Es nieselte am Morgen. Ich wollte nach Torun, einem Bergdorf im Rika-Tal, und von dort zurück zum Hauptkamm - der Borshawa Polonina Bergkette.
Der Weg nach Torun war nicht einfach. Bisher war alles ordentlich. Ich lief über die Grasmatten der Berge und hatte mein Ziel immer vor Augen. Jetzt sah ich nur Bäume, Farngestrüpp und Schlammpfade, die ständig ihre Richtung änderten. Ich holte meinen Kompaß aus dem Rucksack und blätterte in den kopierten Seiten meines Reiseführers. "...folge den gelben Streifen", stand da. Ich fand keine und laß weiter: "... nachdem du dich 7 Minuten durchs Dickicht geschlagen hast...", ich schlug mich ein paar Stunden, erreichte gegen Mittag Torun und stürmte den Dorfladen.
"Sind Sie etwa allein?" Es war mit Abstand die häufigste Frage die mir auf der Tour gestellt wurde. Meistens gefolgt von der Frage, ob ich kein Auto hätte. Die Frau hinter dem Ladentisch wollte es noch genauer wissen:
"Haben Sie denn keine Freunde?" Ich nuckelte an meiner Cola aus Sibirien, die nach Apotheke schmeckte und überlegte mir eine Antwort. "Ähm, doch schon, aber man braucht ja ein Visa und so..." Daß ich ganz gern auch mal allein reise, hätte sie sicher nicht verstanden. Ich konnte Entscheidungen treffen, diese wieder verwerfen und wenn was schief lief, schimpfte ich mich selbst einen Trottel.
Die Poloninas
Ritschka liegt am Fuß der Polonina-Berge in den mittleren Waldkarpaten und hatte, wie die meisten Orte, ein Café. Der Name war irreführend, denn getrunken wurde in der Regel Wodka. Ich hatte schon erlebt, daß es kein Wasser gab, keinen Schnaps zu haben war jedoch abgrundtief verdorben.
An der Theke standen drei Dörfler. "Was wiegt der Rucksack?" fragte einer. Er war schwer, das wußte ich, aber ich hatte ihn nur einmal gewogen, das war daheim. Auf stattliche 40 Kilo hatte er es damals gebracht. Jetzt wog er weniger. Ich rechnete die Slowakei- und Rumänienkarten ab, die bei Tudor in Rumänien lagen, sowie einen erheblichen Teil meiner Verpflegung. "30 Kilo", sagte ich. Ungläubige Gesichter starrten mich an. Jeder hob den Rucksack einmal hoch - unverständliches Kopfschütteln. Ich mußte mich setzen, bekam ein 100-Gramm-Glas, die Wirtin schenkte ein, und ich stieß an - auf daß die Tour gelang.
Das Zeug schmeckte nicht mal schlecht. Zum Nachtisch gab es Schokolade, denn ein Ukrainer trinkt den Wodka nie, ohne danach etwas zu essen. Die zweite Runde setzte ich aus. Mir fiel ein Spruch ein: Für einen Russen sind 1000 Kilometer nicht weit, 10 Grad minus nicht kalt und 100 Gramm nicht viel, das paßte auch auf die drei Ukrainer.
Das ein Deutscher allein mit einem 30-Kilo-Rucksack durch die Karpaten zog war zwar selten, wurde aber akzeptiert. Daß ich keine Waffe hatte, verstanden sie genausowenig wie der Zöllner bei der Einreise in Djakowo. "Na wegen der Wölfe." Erst als ich versicherte, daß mir bis jetzt noch kein Wolf über den Weg gelaufen sei, beruhigten sich die drei.
Ich verließ das Café mit der Gewißheit, daß ich heute nicht mehr weit gehen würde. Der Weg, dem ich folgte, war falsch. Ich merkte es nach einer Stunde. Am nächsten Morgen trommelte mich der Regen aus dem Schlafsack.
Ich lugte unter der Apsis hervor und sah nichts - keine Berge, keine Bäume und auch keine Wölfe. Auf dem Kamm heulte bloß der Wind, und der Nebel fraß alles, was sich weiter als 5 Meter von mir entfernte. Mit dem Kompaß in der Hand suchte ich den ersten Pfad, der nach Norden führte, und stieg ab.
Unten empfing mich eine Herde Kühe - das Dorf hieß Pilipets. Die Bewohner dieser Region waren Bojken. Wie ihre Nachbarn, die Huzulen, lebten sie von der Viehzucht. Es wird erzählt, daß sie im 13. Jahrhundert in der Nähe des Dorfes Tuchla den westwärts stürmenden Mongolen die einzige Niederlage zufügten, so daß jene gezwungen waren, sich einen anderen Weg durch die Karpaten zu suchen. Sie fanden ihn 1241 weiter im Süden über den Rotunda-Paß, der das Suhard-Gebirge vom Rodna-Gebirge, meinem Finale, trennt.
Ein Schrott-LKW der Marke GAZ (er hatte Schrott geladen) nahm mich mit nach Wolowets. Wolowets hatte für mich keine Identität. Orte wie Djakowo oder Ritschka waren Dörfer. Rachow war ein Städtchen. Wolowets dagegen war weder das eine noch das andere. Neben Holzhäuschen ärgerten vor sich hin bröckelnde Wohnsilos das Auge. Immerhin lag Wolowets an der Bahnlinie Moskau - Prag bzw. Budapest, das machte es wichtig. In einem, sagen wir Supermarkt, kaufte ich noch was zum Abendbrot (die hatten slowakisches Bier), dann schleppte ich mich noch bis zum Mentschulpaß oberhalb des Ortes.
Zwei Wochen war ich nun schon in der Ukraine unterwegs, wenn nichts dazwischen kam würde ich es in 2 bis 3 Tagen geschafft haben.
Die Pfützen am Straßenrand wurden größer. Als es am stärksten goß, flüchtete ich in Imbißbuden und trank Kaffee. Das klappte ganz gut, obwohl die Dame hinter dem Tresen in Unter-Worota lieber an ihren Hühneraugen rumpolkte, und der Wirt in Shdenewo kein Wasser hatte.
Dem Shdenewka-Tal folgend erreichte ich am nächsten Tag Ushok, nahe der Grenze zu Polen. Es war Sonntag, dem Namen nach. Ich hatte es geschafft. Vor lauter Freude lief ich ins Nachbardorf Wolosjanka. Es war der 1. September und etwa drei Viertel der Tour lagen hinter mir. Mein Visum verfiel erst in reichlich einer Woche. Trotzdem wollte ich zurück nach Rumänien und den Rest laufen.
Zurück nach Rumänien
Der Zug nach Ushgorod fuhr um 5.50 Uhr. Von dort wollte ich mit dem Bus nach Tschernowzy. Ich weckte die Verkäuferin hinter dem Fahrkartenschalter.
Auf einer Bank vor dem Bahnhof saß ein Opa. Ich stellte meinen Rucksack ab und setzte mich daneben. Als er erfuhr, daß ich aus Deutschland kam, wurde er neugierig.
"Was kostet ein Brot bei euch?" fragte er.
"Drei bis vier Mark", antwortete ich.
"Und Speck?"
Soundsoviel.
"Und ein Ei?" "Was?"
Die Frage war gut. Ich überlegte, ob ich jemals ein Ei gekauft hatte. Ich konnte mich nicht erinnern.
"Eßt ihr in Deutschland keine Eier?"
"Doch schon, aber ... ich weiß nicht."
Der Zug kam pünktlich. In Ushgorod war Eile geboten, der Motor des Busses nach Tschernowzy lief bereits, als ich mich durch den Gang quetschte und den letzten Sitzplatz ergatterte. Von Tschernowzy fuhr ein Bus nach Suceava in Rumänien. Ich hatte etwas Zeit, kaufte einen halben Hahn und fütterte mit den Knochen einen Straßenköter. Dabei verpaßte ich den Bus. Der nächste fuhr in zwei Stunden.
"Hast Du Zigaretten?" fragte meine Nachbarin. Für die Hirten in den Bergen hatte ich immer ein paar im Rucksack. Doch sie wollte nicht rauchen, sondern mir ein paar Stangen geben, die ich ihr nach der Grenze wiedergeben sollte. Sie selbst hatte sich bereits bestens eingedeckt: in vier Nylons reihten sich Schachtel an Schachtel sorgfältig um Hüfte und Bauch gebunden.
Drüber zog sie einen Rock. In der Aufmachung hätte sie auf einem Ball bei Ludwig XIV. eine gute Figur abgegeben. Das Phantastischste aber war: in dem Bus schmuggelte jeder. Wer zuviel Zigaretten hatte, gab sie einem anderen, so daß sich die Menge gleichmäßig verteilte. Jemand reichte noch seifenstückgroße Päckchen herum. Dann fuhren wir los. Da ich vermutete, als Ausländer besonders gründlich kontrolliert zu werden, spielte ich nicht mit. Niemand nahm es mir übel. An der Grenze fuhr der Bus auf einen Platz, darauf standen mehrere Tische u-förmig aneinandergereiht. Der Bus hielt in der Mitte. Wir mußten alle raus - es herrschte Stille, manche bekreuzigten sich. Der Fahrer öffnete die Gepäckräume, jeder holte seine Siebensachen raus und stellte sie geöffnet auf den Tisch.
Zwei Zöllner verschwanden im Bus, schauten sich drin um und kamen hinten wieder raus. Vom gegenüberliegenden Ende der Tafelrunde kam ein dritter Zöllner und fingerte ein wenig an den Taschen rum, suchte jedoch nirgends gründlich. Mein Nachbar steckte dem Busfahrer schnell noch ein paar Stangen zu, die jener flink im Bus verstaute. Dann war ich an der Reihe, wurde jedoch mit dem gleichen Desinteresse bedacht wie der Rest.
Das Schauspiel wiederholte sich auf der rumänischen Seite noch mal. Als auch das überstanden war und der Bus fahren durfte, schlug die Stimmung um wie auf 'ner Silvesterparty. Einige holten Sektflaschen raus und feierten bis Suceava.
Info: Ukrainische Karpaten
Die Waldkarpaten der Ukraine bilden nicht nur den mittleren Abschnitt der Karpatenkette, hier liegt auch das Zentrum Europas (etwa 25 km südwestlich von Rachow). Das Gebirge zieht sich rund 220 km von der polnisch/slowakischen Grenze bis nach Rumänien.
Die Landschaft bilden zum Großteil Mittelgebirge, nur im Süden überschreiten die Berge die 2000 Meter Marke. Höchster Gipfel der ukrainischen Karpaten ist die Gowerla (2061 m). Das Gebirge ist mit tiefen Tannen-, Fichten- und Buchenwäldern bewachsen, daher auch der Name Waldkarpaten. In den schwer zugänglichen Regionen leben noch Braunbären und Wölfe - Tiere, denen man im Westen Deutschlands nur noch im Zoo oder Märchenbuch begegnet. Trotzdem gehört schon eine Portion Glück dazu, einem Wolf oder Bär zu begegnen. Seen gibt es wenig, verglichen mit dem slowakischen bzw. rumänischen Teil der Karpaten. Der größte See heißt Sinewir. Er ist 7 Hektar groß, 20 Meter tief und entstand durch einen Bergrutsch.
Die Bergbewohner sind Handwerker, Bauern oder Hirten. Letztere leben mit ihren Schaf- und Rinderherden den Sommer über in den Bergen. Sie sind meistens sehr freundlich, ganz im Gegensatz zu ihren Hunden, deren Aufgabe es ist, die Herde zu bewachen und alles zu attackieren, was sich bewegt.
Für die Strecke brauchte ich zwei Wochen (ohne An- und Abreise).
Anreise
* Bus:
Mit "eurolines" jeden Montag von Dresden, Chemnitz, Nürnberg oder München bis Lwow (220,00 DM bis 280,00 DM retour, Fahrzeit etwa 2 Tage) Von Lwow mit dem Zug über Iwano-Frankowsk nach Worochta, Jasinja oder Rachow.
Infos: Deutsche Touring, Am Römerhof 17, 60486 Frankfurt/M.; Tel.: 069/79 03 50.
Tip! Preisgünstige Busverbindungen in die Ukraine gibt es in der Tschechischen Republik, z.B. Brno - Ushgorod oder Kolotschawa etwa 25,00 US$.
* Zug:
Prag - Tschop 30,00 DM + 20,00 US$ für Liegewagenkarte (nur beim Schaffner erhältlich).
* Flug:
Flüge von Frankfurt/M bzw. Stuttgart nach Kiew über Budapest mit Malev ab ca. 350,00 DM. Von dort mit dem Zug der Linie Moskau - Prag bzw. Budapest bis Wolowets.
Einreise
Visum erforderlich. Folgende Firma hilft bei der Visabeschaffung:
VOSTOK Reisen, Weinbergsweg 2, D-10119 Berlin,
Tel.: 030 / 30 87 10 20 oder 01805 / 867 865,
email: mail@vostok.de,
Internet Adresse: http://www.vostok.de.
Grenzübergänge
* Polen: Przemsyl - Mostiska
* Slowakische Republik: Vysné Nemecké - Ushgorod
* Ungarn: Zahony - Tschop
* Rumänien: Halmeu - Djakowo (Zug) und Siret - Porubnoje
Reisen im Land
* Bus:
Die Ukraine hat ein sehr gutes Busnetz, selbst zum abgelegensten Dorf fahren Busse. Die Tickets für die Fernbusse muß man vor Antritt der Fahrt im Busbahnhof kaufen (billig), z.B. für die Strecke Ushgorod-Rachow (über 150 km) zahlte ich etwa 11,00 DM. An den Fahrkartenschaltern sitzen oft "Drachen", man braucht eine gehörige Portion Geduld. Tickets gibt es manchmal erst eine Stunde vor Abfahrt des Busses. Die Busse des Nahverkehrs sind meistens maßlos überfüllt.
* Zug:
Die billigste Reisemöglichkeit im Land. Das Eisenbahnnetz ist nicht ganz so gut ausgebaut wie die Buslinien. Die größeren Städte (z.B. Ushgorod) werden mit der Elektritschnaja (der Elektrischen) bedient. Wer z.B. über Tschop einreist, wird diese Bahn kennenlernen. In der E. gibt es keine Toiletten.
* Trampen:
Ich hatte keine Probleme. Manchmal will der Fahrer Geld (Preis vorher aushandeln).
Verpflegung
In den Städten z.B. Ushgorod oder Rachow kann man genug für eine mehrtägige Bergtour einkaufen. Es gibt Brot, Nudeln, Tütensuppen, Konserven, Tee usw. Spezielle Trekkernahrung bekommt man nicht. Importierte Lebensmittel aus Westeuropa sind teurer als bei uns. Das Angebot in den Bergdörfern ist dürftig. Obst und Gemüse (vor allem Paprika, Tomaten, Pflaumen, Birnen, Äpfel u.a.) gibt es auf den Märkten. Brot ist nur ofenfrisch genießbar. Es wird am Morgen geliefert und ist sehr schnell ausverkauft. Quellwasser habe ich in den Bergen ohne Behandlung getrunken, sonst immer abgekocht.
Gesundheit
Ich empfehle eine Hepatitis A - Impfung, sowie eine private Reisekrankenversicherung (bei einigen Kreditkarten bereits enthalten).
Geld
Die Währung in der Ukraine ist die Grywna. Ich hatte auf meiner Reise etwas Bargeld (kleine Scheine) und eine Kreditkarte (Visa) dabei. Wechselstuben gibt es in Hotels/Turbaza oder in größeren Städten (z.B. Tschernowzy, Ushgorod) auch auf dem Busbahnhof. Schwarz tauschen sollte nur eine Notlösung sein.
Ausrüstung
Für Touren in den Waldkarpaten reicht normale Wanderausrüstung (Zelt nicht vergessen!). Kleidung sollte nicht bunt sein, bunt wird mit westlich und reich in Verbindung gebracht. Wichtig ist ein Kompaß, da es nur sehr selten markierte Wanderwege gibt. Nicht unbedingt nötig, aber oft hilfreich ist eine Flasche Wodka und ein paar Zigaretten für die Bergbauern und Hirten.
Unterkunft
In den Bergen: Zelt oder Kalywa (Hirtenhütte).
In folgenden Orten gibt es Touristenunterkünfte:
Turbaza - Ort - Strasse
"Nartsyss" - Chust - ul. Sliwowaja 38
"Edelweiß" - Jasinja - ul. Borkanjuka 9
"Trembita" - Kobyletskaja Poljana
"Karpaty" - Meshgorje - ul. Sow. Armii 27
"Latoritsa" - Mukatschewo - ul. Duchnowitscha 93
"Tisa" Rachow - ul. Mira 26
"Switanok" - Ushgorod - ul. Kowitskaja 30
"Jalynka" - Ust-Tschorna
Weitere Turbazy befinden sich in Jaremtscha ("Huzulschina"), unterhalb der Bliznitsa ("Dragobrat") sowie am Fuße der Gowerla (Kosmeschtschik). Ab Kosmeschtschik gibt es einen Shuttle-Service mit LKWs nach Jasinja.
Sprache
Gesprochen wird Ukrainisch. Mit ein paar Brocken Russisch kam ich jedoch ganz gut zurecht. Ich benutzte den Sprachführer "Russisch Wort für Wort" aus der Kauderwelsch-Reihe des Reise Know-How-Verlags, und Langenscheidts Universalwörterbuch Russisch. Im äußersten Südwesten sprechen die Leute noch Ungarisch und in der Nordbukowina (bei Tschernowzy) Rumänisch. Englisch wird nur sehr selten verstanden!
Bücher
Tim Burford: Hiking guide to Poland & Ukraine, 1. Auflage 1994, Bradt Publications, UK, 372 Seiten, 49,00 DM, ISBN 0 898323 02X.
Einziger Wanderführer für die ukrainischen Karpaten, den ich kenne; muß überarbeitet werden.
Karten
Topografitscheskaja Karta: Zakarpatskaja Oblastj, M 1 : 200 000, 19,50 DM. Im Buchhandel zu bestellen (bis zu 3 Monate Wartezeit). weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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JLange3, 13.03.2006, 23:17 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
sehr guter und ausführlicher Bericht. Man kann sich teilweise "bildlich" hineinversetzen. <br/>sehr hilfreich für alle die Land und Leute kennenlernen wollen. <br/>Inzwischen ist die Visapflicht fürdie Ukraine (vorübergehend) aufgehoben. <br/>es
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anonym, 21.07.2005, 00:29 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
..Sehr schöner, ausfühlicher Bericht.Lg inspire
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