Pro:
Nach den ersten (circa) zehn Minuten verdammt lustig... Ist halt von Bully, dem Retter des deutschen Humors... „Minimales Budget“ = großartige Special-Effects... Spielfreudige Darsteller...
Kontra:
Die ersten (circa) zehn Minuten sind ziemlich unlustig und wärmen nur alte Gags auf... Hier und da mal ein paar Rohrkrepierer... Und der Soundtrack nervt extrem...
Empfehlung:
Ja
Sternzeit 2005. Filmkritikenlogbuch. Neuer Eintrag von Captain Bodiak:
Schluss mit Eierschaukeln – ab ins Kino! Genau ihr seid es doch, die noch nicht dafür gesorgt haben, dass Michael „Bully“ Herbig seinen umwerfenden Erfolg mit „Der Schuh des Manitu“ wiederholen kann. Dabei sind schon so viele den dezenten Aufforderungen der Werbeindustrie gefolgt – und sorgten dafür, dass mit „(T)raumschiff Surprise - Periode 1“ nun ein deutscher Film in den hiesigen Kinos den erfolgreichsten Kinostart aller Zeiten hinlegen konnte. 625.000 Besucher am ersten Spieltag. Zahlen von denen viele Filme während ihrer gesamten Spielzeit nur träumen können. Aber kann man es den zahlreichen Kinogängern verübeln? Wer kann schon von sich behaupten, dass er dem warmen Charme der Crew der Surprise widerstehen kann? Wenn Mr. Spuck zart seine Augenbraue zurechtstreicht oder Captain Kork “dominant“ seine Befehle herausbrüllt – dann ist es (fast) unmöglich sich ein „leichtes“ Lachen zu verkneifen.
Ob man aber unbedingt aus der Sketch-Reihe einen Film machen muss? „Der Schuh des Manitu“ hat doch schon bewiesen, dass man die besten Witzchen nur schwerlich auf Filmlänge ausdehnen kann. Immer wieder gibt es Leerlauf, der einzig mit der Hoffnung auf eine nächste lustige Einzelszene überbrückt werden kann. Aber nach dem exorbitanten Erfolg des „Manitus“ gierten die Zuschauer nach mehr – und hatten die Qual der Wahl. Innerhalb der „Bullyparade“ durften sie das nächste Projekt der bayrischen Komikertruppe bestimmen. Dass hierbei die Wahl auf die warme Truppe des „(T)Raumschiff Suprise“ fallen würde, war wohl offensichtlich. Schon während der TV-Serie waren Mr. Spuck, Captain Kork und Schrotty die Lieblinge der Zuschauer - konnten sogar schon mit ihren Herumschwulereien den Weg auf eine Audio-CD finden als der Großteil der deutschen Bevölkerung noch nicht einmal den Namen „Bully“ buchstabieren konnte.
Die Vorbereitungen für den ersten demokratisch gewählten Film waren demnach getroffen. Der Zuschauer hatte bestimmt und kann nun – zwei Jahre später – das Ergebnis auf der großen Leinwand betrachten. Die ersten vagen Einblicke konnte man zwar schon durch die omnipräsenten Trailer und Teaser erhaschen – und auch das Heißmachen durch die Fernsehsender [Pro Sieben hat wieder die alten „Bullyparade“-Folgen ausgegraben, Christian Tramitz eine eigene Comedy-Show („Tramitz & friends“) beschert und auch auf den anderen Kanälen waren die bayrischen Komiker zugegen] zeigte seine Wirkungen. Voller Ungeduld wartet man auf den 22. Juli 2004 – der Tag, an dem endlich „(T)Raumschiff Suprise“ die deutschen Kinosäle erobern sollte.
Ob diese perfekt ausgeklügelte Werbekampagne mit Hollywood-Ausmaß [so ist „Periode 1“ auch der erste deutsche Film, der mit einem exklusiven Menü bei Fast-Food-Gigant Mc Donald’s geehrt worden ist] nicht aber die Erwartungen in zu hohe Regionen getrieben hat? Irgendwie konnte man nie das ungute Gefühl leugnen, das Bully und seine Mannen nur durch die Dauerwerbung die mangelnde Qualität des Filmes übertünchen wollten........
Der Inhalt - Freistilschweber
Der Mars macht mobil – und mit ihm kommt die Bedrohung für die Erde: Der fiese Regulator Rogul will den blauen Planeten unterjochen. Die einzige Rettung für die Menschheit ist die Besatzung der Surprise – dumm nur, dass diese sich gerade in der Vorbereitung für die Miss Waikiki Wahl 2304 befindet. Aber unter der Androhung der Urlaubskürzung kann man die drei Raumfahrer sanft überreden ihre Pflicht zu erledigen.
Ihre Aufgabe? Mit einer Zeitmaschine ins Jahr 2004 reisen und die erste Landung eines Aliens auf der Erde verhindern. Hört sich leichter an als es letztlich ist – denn durch einen dummen Zufall landen die Zeitreisenden im finsteren Mittelalter. Und dicht auf ihren Fersen befindet sich Lord Maul, der Sohn des Regulators, der dafür sorgen soll, dass die Surprise’ler scheitern...
Die Inszenierung – Langsam blasen, Mädels
Eine nahezu unmögliche Mission stand bevor: Das Beamen des „(T)Raumschiff Surprise“ von der Mattscheibe auf die Kinoleinwand. Eine schwere Transformation. Zunächst das knappe pointierte Inszenieren der Sketche. Jetzt das gesamte Geschehen um die warmen Surprise’ler auf knapp neunzig Minuten ausdehnen – ohne dass der Spaßfaktor darunter leidet oder dass der gesamte Film wie ein Witzzusammenschnitt wirkt. Der Versuch ist gelungen. Zumindest in Ansätzen.
Denn wäre der Anfang einer Komödie ausschlaggebend für die finale Qualität, wäre das „(T)Raumschiff“ ein Rohrkrepierer der übelsten Sorte. Es werden alte Gags der TV-Auftritte aufgewärmt – und trotz des Recycling-Konzeptes wird zeitgleich krampfhaft versucht, das Altbekannte einer Rundumerneuerung zu unterziehen. Die Surprise wird urplötzlich von zahllosen Crew-Mitgliedern bevölkert [darunter sogar Frauen! Welch schockierende Neuerung!] – und um in bester „Bullyparaden“-Tradition zu schwelgen darf sogleich eines der Besatzungsmitglieder seinen Oneliner in bester Tschechen-Tradition zum Besten geben. Hört sich zwar lustig an – ist es aber nicht. Schließlich haben nur Pavel und Bronko die Lizenz zum Tschecheln.
Auch ansonsten wirken die ersten Minuten schrecklich konstruiert. Einerseits der Versuch eine akzeptable Story aus dem Hut zu zaubern – andererseits das sketchartige Auftreten der Surprise-Crew. Eine Mischung, die leider nicht wirklich harmoniert. Es gibt immer wieder vereinzelte Lacher. Klar, der ständige saubermachende Putzmann bei der Sitzung des Erdenrats ist genauso einer dieser garantierten Lacher wie das „Freistilschweben“ der Surprise’ler. Aber irgendwas fehlt. Aber was? Der Zusammenhang. Genau, es fehlt irgendwie der Zusammenhang. Alles sind Bruchstück, die wohl auf der TV-Bühne gut rüberkommen würden – aber als Film wirken sie nur wie ein lieblos zusammengeflickter Teppich.
Glücklicherweise bleibt das Drehbuch von Bully, Rick Kavanian und Alfons Biedermann [die alle schon an „Manitus Schuh“ mitgeschrieben haben] aber den üblichen Traditionen des Science-Fiction-Genres treu – die kurz eingeführten Bordmitglieder um Mr. Nasi und Miss Borabora dürfen weiter im Weltraum verschimmeln und müssen Platz machen für die voranschreitende Handlung und die wahren Nebenfiguren, von denen knapp zwei sogar das Team um Mister Spuck und Captain Kork erweitern dürfen. Knapp? Ja, knapp. Denn die Erdenprinzessin Metapha (Anja Kling) kann mal wohl nicht wirklich als Haudegen bezeichnen – sie ist eher als schmuckes weibliches Beiwerk dienlich, das mit Mister Spuck herrlich um die Gunst des einzig wahren Testosteronbolzens Rock Fertig-Aus buhlen kann.
Dass diese beiden Nebenfiguren aber äußerst passend gewählt sind, ist wohl selbstverständlich. Rock ist das genau Gegenteil der Suprise’ler. Männlich, muskulös und äußerst anziehend auf beiderlei Geschlechter. Metapha hingegen? Die darf hier und da mal beweisen, dass man als vom Arbeitsamt vermittelte Prinzessin auch Köpfchen haben darf.
Gegen Rock Fertig-Aus kann das Prinzess’chen aber nur verlieren – denn dieser machohafte Taxifahrer hat wohl die bombastischsten Szenen im gesamten Film. Schon sein erster Auftritt lässt George Lucas vor Neid erbleichen: Mit seinem gelben Taxi [das nur rein zufällig an eine Symbiose zwischen Anakin Skywalkers Pod-Racer und Korben Dallas’ Taxi erinnert] „fährt“ er die Surprise’ler auf die Erde. Und diese Fahrt hat es wirklich in sich. Unter laufendem Beschuss der aufständigen Marsianer kracht es an allen Ecken und Enden. Man fühlt sich wie bei einem Angriff der Rebellen gegen die dunkle Seite der Macht – und ist tierisch verblüfft wie perfekt die Special-Effects dabei gelungen sind. Klar, das ganze wurde stark an das Aussehen der letzten beiden „Star Wars“-Episoden angelegt, aber dies ist wohl typisch für eine Parodie. Ungewöhnlich und umwerfender ist hingegen die erstaunliche Brillanz, in der der Weltraum und die unzähligen Raumschiffe erstrahlen. Die Programmierer von SCANLINE haben wahrlich vortreffliche Arbeit geleistet – vor allem wenn man bedenkt, dass das Filmbudget „gerade“ mal 9 Millionen Euro betragen hat.
Was letztlich aber „(T)Raumschiff Surprise“ von den neuen seelenlosen Special-Effects-Orgien aus Hollywood unterscheidet, ist, dass die Herbig-Produktion keinesfalls die grandiosen Effekte in den Vordergrund stellt. Der Mittelpunkt des ganzen Schabernacks auf der Leinwand sind immer noch Captain Kork, Mister Spuck und Schrotty. Einzig der rasanten Taxi-Fahrt könnte man wohl vorwerfen, dass sie etwas zu lange ausgefallen ist – und unbedingt die großartige Arbeit der Special-Effects-Schmiede beweisen will. Durch das gekonnte Auflockern der effektisierten Situation mit einigen äußerst amüsanten Sprüchen wirkt das energiegeladene Geschehen jedoch nicht derartig ermüdend wie die völlig misslungenen Verfolgungsjagden im „Angriff der „Clownkrieger““.
Wie schon angedeutet hat „(T)Raumschiff Surprise - Periode 1“ seine ganz große Stärke in der Vergangenheit. Wenn die Zeitreisenden im Mittelalter [und später auch im Wilden Westen] ankommen, blitzt das komische Talent der „Bullyparaden“-Komiker auf. Es gibt geniale Wortspiele, pointenlosen Humor und absurde Situationen – genau das, was man sich von dem Film eigentlich erwartet hat.
Und nicht nur die humoristische Seite wandelt sich mit dem Verlassen der zukünftigen Zeitebene – auch stilistisch kann der Film in ungewöhnlich hohe Regionen gehoben werden. Die Kamera von Stephan Schuh wird mit verschiedenen Farbfiltern gefüttert [passenderweise ein silbermetallischer für die Mittelalter-Szenen und ein staubigbrauner für die Wild-West-Ereignisse] und die Schnitte von Alexander Dittner wirken herrlich dynamisch beim mittelalterlichen Tjolsten. Alles wirkt erstaunlich professionell, hat nicht mehr den einfacheren [wenn auch sympathischen] Inszenierungsstil des Vorgängers.
Das letzte Geheimnis des „mittelalterlichen“ Erfolges ist scheinbar auch schnell gefunden: Die Darsteller. Vor allem „Manitu“-Bösewicht Sky Dumont kann ein weiteres Mal seine Genialität beweisen. Mit seiner leckenswerten Nasenspitze ist er als Mittelalterkönig William der Letzte ein brillanter Possenreißer und kann mit herrlich sinnlosen Phrasen um sich werfen.
Aber auch die restlichen Darsteller kommen in den „vergangenen“ Tagen zu ihren besten Szenen. Komisch sind die schmachtenden Blicke Michael Herbigs. Als asthmakranker „Sachse“ macht sich Rick Kavanian [neben Lord Maul spielt er auch noch den Borddoktor Pulle und Schrotty] auf die Verfolgung der Zeitreisenden – und beweist ein weiteres Mal, dass er ein unglaubliches Gummigesicht hat. Christian Tramitz hingegen spielt äußerst zurückhaltend – wirkt dafür aber auch am realistischsten – und ist mit seinem leicht dackeligen Blick herrlich eifersüchtig auf Til Schweiger, der erstaunlicherweise mit seinem selbstironischen Auftritt fast alle an die Wand spielt. In Hollywood nahezu gänzlich als Action-Star [„Tomb Raider 2“ und „Driven“] gescheitert, veralbert er jegliche Heldenklischees und darf gar auf einem rosa gekleideten Pferd zum Tjolsten antreten.
Was letztlich nicht unter den Tisch gekehrt werden darf – und zu allem Übel auch noch überwiegend als schrecklich bezeichnet werden muss, ist der Soundtrack. Schon die vorab in die Charts geschossene Single-Auskopplung „Space Taxi“ ist übelster Nervpop, bei dem das Gesinge der Surprise’ler stark auf den Nerven des Zuhörers herumtrampelt und eindeutig den Komponisten erkennen lässt: Stefan Raab. Der Pro Sieben-Talker verlässt seine gewohnten Tonspuren nicht, bietet wieder simpelste arrangierte Musik, die verzweifelt versucht lustig zu sein. Dass aber leider nur wenige Songs trotz großer Namen wie Bootsy Collins oder auch Helge Schneider wirklich zünden [komischerweise ist bei diesen immer Sky Dumont beteiligt!], zeigt ein weiteres Mal die schwindenden Qualitäten Raabs.
Äußerst ärgerlich ist aber, dass dank der nervenden Klamauk-Musik gänzlich die orchestrale Score von Ralf Wengenmayr untergeht. Die ist im Gegensatz zu den Raab Kompositionen nämlich äußerst hörbar – obgleich die Masse der CD-Käufer das wohl anders sehen wird.
Das Fazit – Schluss mit Eierschaukeln
Ja, „(T)raumschiff Surprise - Periode 1“ ist gesamtbetrachtet wirklich lustig – und somit auch ein würdiger und gleichwertiger Nachfolger für den ersten filmischen Streich der „Bullyparaden“-Komiker. Und ja, wäre da nicht dieser an eklatanter Witzarmut leidende Anfang, wäre das Abenteuer der Sternenfahrer wohl noch um Lichtjahre besser geworden. Aber so muss man als Zuschauer erst zehn gewöhnliche Minuten über sich ergehen lassen, um dann die herrlich dämliche Zeitreise der Surprise’ler genießen zu können. Gespickt mit zahllosen Anspielungen, liebevoller Detailarbeit und garantierter Witzgarantie ist so „(T)raumschiff Surprise - Periode 1“ ein überdurchschnittlicher Kinospaß, der unter Garantie die Kassen millionenfach zum Klingeln bringen wird!
Ob man letztlich trotz der anfänglichen Mängel den Weg ins Kino finden sollte? Wieso denn nicht? „(T)raumschiff Surprise - Periode 1“ ist gute Unterhaltung für einen hitzigen Sommerabend. Gemütlich zurückgelehnt im Kinosessel sitzend, Das Gehirn auf Sparflamme gestellt und befreit über die lockerleichte Unterhaltung auf der Leinwand lachen. Aber ja nicht wundern, dass die Science-Fiction-Episode bei weitem nicht so lustig ist, wie das bunte Treiben in der Vergangenheit.....
Wertung: (noch) 7 sich hochschlafende Punkte auf meiner 10er-Skala
Internet: http://www.periode1.de/ [äußerst amüsant!]
Und nicht vergessen: Bis NACH dem Abspann sitzen bleiben! weiterlesen schließen
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