Pro:
Ein schönes Touristenstädtchen mit hübschen, kleinen Gassen, die zum Bummeln einladen.
Kontra:
Tagsüber "tote Hose"
Empfehlung:
Ja
Im Juni 2005 verbrachten wir unseren Sommerurlaub in Gargano, Gemeindegebiet "Vieste". Ein Kollege hatte mir diese Gegend empfohlen, weil die Landschaft einzigartig schön sei. Wir wohnten auf einem Campingplatz etwa drei Kilometer von Vieste-Stadt entfernt und so war es klar, dass wir auch öfters in Garganos "Metropole" fuhren.
| Anreise
Kommt man von Deutschland, durchquert man zuerst Österreich, um nach Bozen auf der A22 am Gardasee und Verona vorbei zu fahren. Auf der A22/E45 passiert man Modena um anschließend auf die A1/E35 Richtung Süd-Osten durch das Autobahn-Wirrwarr von Bologna auf die A14/E55 zu fahren. An den bekannten Badeorten Rimini/Riccione vorbei erreicht man das Meer, welches man auf den nächsten Kilometern immer im Blickfeld haben wird. Ancona, San Benedetto und Pescara sieht man auf den Straßenschildern stehen, bis man in Lesina die Autobahn verlässt.
Hat man Gargano erreicht, gibt es mehrere Möglichkeiten, bis nach Vieste vorzudringen. Da alle Straßen zum Schluss sehr kurvenreich sind, ist es eigentlich egal, für welche man sich entscheidet. Wir hielten uns an die Beschilderung, die uns an Rodi vorbei direkt nach Vieste lotste und rechts am Lago di Lesina vorbei führt. Dann wurden wir an Pesccici vorbei und über die Uferstraße nach Vieste gelotst. Für Wohnwagengespanne mögen die letzten 20-30 km ein Abenteuer sein, das man möglichst nicht nachts bestehen sollte - doch tagsüber hat vor allem der Beifahrer einen herrlichen Ausblick über die Küste und das dunkelblaue Meer.
| Vieste
Als ich den Urlaub plante, fragte ich meinen Kollegen, was ich mir unter dieser "Stadt" vorstellen sollte. Ist es eine Großstadt wie Verona oder besitzt es eher das gemütliche Flair des Örtchens Bardolino am Gardasee? Wäre es sinnvoll in unmittelbarer Nähe zu wohnen, weil man abends evtl. dort Flanieren gehen möchte oder sollte man zum Lärm und Gestank der Großstadt lieber Abstand halten? Mein Kollege konnte mir leider keine befriedigende Antwort geben, weshalb ich es nun versuchen werde.
Vieste ist keine Großstadt wie Venedig, Florenz oder Verona. Es ähnelt aber auch keinem mir bekannten Ort am Gardasee. Ich möchte es als quirrlige "Kleinstadt" bezeichnen. Es gibt dort keine Industrieviertel und keine Hochhäuser, kein Ballungsgebiet und keine Peripherie. Auch eine Flaniermeile, wie man sie in Jesolo-Lido findet, besitzt Vieste nicht. Die Stadt gehört weitgehend den Einheimischen und nur der Stadtkern in der Nähe des Hafens wird - vor allem im Juli und August - vom Touristentrubel heimgesucht. Als wir im Juni dort waren, trafen wir hauptsächlich auf italienische Urlauber. Deutsche habe ich nur sehr wenige gesehen, was ich äußerst angenehm fand.
Rund um den... mmmh... ich möchte es mal Stadtpark nennen (Giardini Pubblici Vittorio Veneto)... spielt sich abends das Leben ab. Dort sind Souvenir- und Tabakläden, Bademoden- und Schuhgeschäfte zu finden. Die "Flaniermeile" zieht sich zu beiden Seiten (Viale XXIV Maggio zur einen - Corso Fazzini zur anderen) des Hügels hinunter und wird vor allem zum Hafen hin gerne besucht. Eigentlich ist der Hafen kein solcher, denn es legen dort keine Schiffe an, aber da dort eine hübsche Promenade errichtet wurde, könnte man es so bezeichnen. Irgendwo habe ich gelesen, dass es auch wirklich mal ein Hafen war. Nun, man hat von dort auf jeden Fall einen herrlichen Blick übers Meer und hinüber zum Leuchtturm. Auf der Promenade stehen einige Bänke, ein Kiosk und diverse Stände, die Touristen-Nepp anbieten.
Gleich in der Nähe findet man auch das Touristenbüro (Piazza Kennedy), das während unseres Aufenthalts aber nur am Vormittag geöffnet war. Als wir das seltsam kahle und nicht sehr einladende Büro betraten, bekamen wir weder einen Gruß noch ausreichend Informationen geboten. Mit einem lustlosen Wink wurden wir an einen Tisch verwiesen, auf dem ein wenig Prospektmaterial ausgelegt war.
Umrundet man den Häuserblock, in dem sich die Touristeninformation befindet, stößt man auf dem Spitz der Via Pola und der Via Gaetano Alarcon auf das Museo Malacologico. Dabei handelt es sich um ein Muschel- und Meereskundemuseum, das wir jedoch nicht besichtigten. Wir wussten nicht, was wir "für unser Geld" geboten bekommen würden. Evtl. gäbe es keine deutschsprachigen Erklärungen, und das würde uns den Spaß doch ziemlich vermiesen. Inzwischen habe ich jedoch gelesen, dass das Museum kostenlos ist.
Geht man die steilen Gassen zum Dom hinauf, kann man sich schon mal verlaufen. Treppen und Häuserecken scheinen sich aufs Haar zu gleichen und es dauert ein wenig, bis man sich zwischen den weiß-gestrichenen Häusern zurecht findet. Mir ist es einmal passiert, dass ich am Eingang eines Restaurants die Speisekarte aufmerksam durchlas und mein Freund mich dann fragte, wie oft ich das eigentlich noch tun wolle, da ich an diesem Abend schon mehrmals dort stehen geblieben sei.
Dort oben hielten wir uns am liebsten auf, da wir so dem Trubel der - meist italienischen - Vergnügungssüchtigen entgingen. Man kann in der Altstadt gemütlich durch die Gassen schlendern - naja, soweit man durch die steilen Treppen nicht außer Atem kommt - und man wird nicht ständig von Restaurant- und Ladenbesitzer angesprochen und gebeten einzutreten. Kurz vor Sonnenuntergang ist es dort am schönsten. Dann wird die ganze Stadt von der untergehenden Sonne rot angestrahlt und ein paar rosa Strahlen verfangen sich in den schmalen Sträßchen. Wenn die Schatten immer länger werden und schließlich die ganze Stadt gefangen nehmen, gehen die gelben Lichter an den Hausfassaden an. Zwischen den Gebäuden speichert sich die Wärme des Tages und man kann noch lange ohne Jacke spazieren gehen. Unten am "Hafen" ist es hingegen schon deutlich abgekühlt und der Wind bläst die salzige Meerluft mehr oder minder kräftig über die Promenade.
Das "Wahrzeichen" Viestes befindet sich an der Lungomare Enrico Mattei - an der Küstenstraße die nach Manfredonia führt. Ein großer, weißer Fels - der Pizzomunno - streckt sich dort Richtung Himmel. Ein hübsches Fotomotiv falls die Sonne scheint. Ich hatte leider Pech und konnte meine Nahaufnahme nur bei bedecktem Himmel machen. Der Strand an diesem Felsmonolith (Spiaggia della Scialara o del Castello) ist besonders beliebt und deshalb ziemlich überlaufen. Wenn ich richtig gesehen habe, muss man hier sogar Eintritt bezahlen.
An der höchsten Stelle Viestes steht das Castello, von dem man einen tollen Blick zum weißen Felsen hat. Das Castello selbst ist Sitz des Militärs und deshalb leider nicht zu besichtigen. Schade, denn es macht einen imposanten Eindruck und wenn es nachts beleuchtet ist, weckt es erst recht meine Neugierde.
Am richtigen Hafen - an dem, wo auch Schiffe anlegen - gibt es nicht viel zu sehen. Im Moment ist dort eine Großbaustelle, weil ein sog. "Touristenhafen" entstehen soll. Ich denke mal, die Attraktivität der Stadt soll dadurch verbessert werden. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass es dort sehr schön wird und bin gespannt, wie es in zwei/drei Jahren aussieht.
| Restaurant
Falls ihr an einem Restaurant vorbei kommt, das seine Tische sowohl auf einem schmalen Gehweg als auch auf einer weinumrankten Terrasse im ersten Stock aufgestellt habt, kehrt dort nicht ein. Ich weiß leider den Namen nicht mehr (irgend etwas mit "Taverna"), sonst würde ich nicht zögern, ihn euch zu nennen. Das Restaurant befindet sich etwas Abseits der Promenade Richtung Südspitze - direkt an der Straße - ich glaube sie heißt "Via Pola". Der Pizza-Ofen ist in einer ehemaligen Garage untergebracht. Es gibt dort keine öffentlich ausgestellte Speisekarte, auf der man die Preise nachlesen kann. Hier bezahlten wir für eine Pizza, die normalerweise zwischen 4.- und 4.50 EUR kostete ganze 7.- EUR. Das Wasser, dass gewöhnlich für 1,50 bis 1.80 EUR zu haben war, kostete hier 2,50 EUR. Außerdem wird eine Servicegebühr von 10 Prozent erhoben, was bei kleineren Speisen zwar günstiger als das ortsübliche Coperto ist, bei einer höheren Rechnung aber durchaus teuer werden kann. Hier "zahlt man den Blick zum Leuchtturm extra"...
Wir haben zweimal sehr gut in einem Restaurant gegessen, dass sich hoch oben in der Altstadt befindet. Das "Piazzetta Petrone" besitzt eine windgeschützte Terrasse, von der man einen hübschen Blick übers Meer hat. Die Preise sind in Ordnung und das Essen schmeckt lecker. Für eine Fischplatte mit drei Fischsorten (Krabben-/Tintenfischspieß, Steak und ein ganzer Fisch) bezahlten wir dort 11.- EUR. Die Bruscietta (man konnte zwischen mehreren Sorten wählen) waren sehr lecker und kosteten 3.50 EUR. Ab 4.50 EUR bekam man eine sehr gute Pizza. Das Personal war äußerst höflich und ich würde jederzeit wieder dort einkehren.
| Eisessen
Zu unseren Lieblingsurlaubsbeschäftigungen gehört das Eisessen, das man in Italien natürlich am besten kann. Für eine Kugel - was bei uns fast zwei Kugeln entspricht - bezahlten wir in der Regel 0,90 bis 1,10 EUR. Geschmacklich gibt es kaum Unterschiede, weshalb ich alle Eisdielen am "Hafen" gleichermaßen empfehlen kann. Was uns etwas irritierte, war die Art und Weise, wie man sein "Eis in der Hand" bezahlt. Man holt sich das Eis an der Eistheke und muss dann an der Kasse anstehen, um zu bezahlen. Entweder ruft der Eismann die Menge/den Preis zum Kassier hinüber oder der Kassier erkennt selbst, wieviel der Kunde bezahlen muss. Das kann ziemlich hektisch werden, wenn die Eisdiele voll ist. Außerdem verläuft das Eis meist schnell, während man zum Bezahlen ansteht. Wir wollten das System einmal umstellen und zuerst bezahlen und dann das Eis holen, ernteten damit aber nicht viel Gegenliebe, weshalb wir es kein zweites Mal versuchten.
| Einkaufen
Wer einen Lebensmittelmarkt sucht, wird in der Viale XXIV Maggio fündig. Hier gibt es nicht nur die erwähnten Boutiquen, sondern auch Banken, Backstuben, Fleischereien und eine Art Sparmarkt. Er ist zwar nicht sehr groß, aber die wichtigsten Dinge des täglichen Lebens kann man hier schon kaufen. Da die Preise deutlich niedriger als auf dem Campingplatz sind, hätten wir hier liebend gern eingekauft. Aber da der Laden - für italienische Verhältnisse unüblich - abends geschlossen hat, passte es uns zeitlich nicht.
| Parkplatz
Es gibt zwei große Parkplätze auf der Nord-Ost-Seite der Stadt. Den ersten sieht man, wenn man sich der Stadt auf der Viale Lungomare Europa nähert. Er liegt direkt an dieser Straße und überquert man sie, steht man schon am Strand. Der zweite Parkplatz befindet sich nur 100/150 m weiter auf der rechten Seite - hinter einer Häuserzeile verborgen - auf der Piazza Paolo VI. Preislich unterscheiden sich diese beiden Plätze nicht. Wir haben außerhalb der Saison für den kompletten Abend 2.- EUR bezahlt, was ich in Ordnung finde. In der Hauptsaison wird es allerdings teuer. Soweit ich mich erinnern kann, zahlt man dann mehr als das Doppelte. Die Parkplätze sind bewacht - wie zuverlässig diese Bewachung allerdings ist, weiß ich nicht. Der Typ, der bei uns kassierte war sehr freundlich, machte aber keinen besonders vertrauenserweckenden Eindruck. Aber immerhin hatte er einen deutschen Schäferhund - sozusagen ein "Landsmann" *grins*
| Übernachtung
Wer in der Nähe der Stadt seinen Urlaub verbringen möchte, um evtl. zu Fuß dort hin zu gelangen, der kann das getrost tun. Schon wenige Meter außerhalb des Zentrums beginnen die Hotel- und Appartementanlagen. Hierbei handelt es sich nicht um hohe Hoteltürme, sondern um niedrige und teilweise in Bungalowform gebaute Häuser. Auch einige 2- bis 3-Sterne-Campingplätze haben sich dort angesiedelt, die - durch eine stark befahrene Straße getrennt - direkt am feinsandigem Strand liegen.
Apropos Hotels. Wir haben dort ein Allgäuer Busunternehmen getroffen, das in seinem Prospekt ein "Hotel in Vieste" angeboten hat. Dieses Hotel "Gargano" befand sich aber sechs Kilometer außerhalb von Vieste-Stadt und nicht - wie man vermuten könnte - direkt IN der Stadt. Die Bezeichnung "in Vieste" bezieht sich in diesem Fall auf die "GEMEINDE Vieste" und ist wohl bewusst zur Irreführung genutzt worden. Wer also eine Urlaubsbuchung plant, sollte sich erkundigen, wie weit das Hotel außerhalb des Stadtkerns liegt.
Wir haben - wie bereits erwähnt - auf einem Campingplatz drei Kilometer außerhalb der Stadt Vieste gewohnt. Ihr könnt euch in einem separaten Bericht über "Camping Punta Lunga" informieren. Dieser Platz zeichnet sich vor allem durch seine hübsche Anlage und seinem sehr guten Restaurant aus. Der Strand ist sehr sauber und fällt flach ins klare Meerwasser ab. Preise und weitere Informationen könnt ihr auch unter www.puntalunga.com entnehmen.
Einen Überblick über andere Übernachtungsmöglichkeiten gibt es unter www.vieste.it. Eine offizielle Homepage der Stadt Vieste ist im Moment in Arbeit und zu einem späteren Zeitpunkt unter www.vieste.com zu finden.
| Ausflüge
Das Gargano ist bei Surfern sehr beliebt. Außerdem bietet sich die Gegend für Wanderungen und Biketouren an. Vor allem der Foresta Umbra lockt Wanderer und Spaziergänger, Walker und Biker gleichermaßen an. Auf dem Weg wird man immer wieder auf Grotten stoßen, in denen teilweise Marienfiguren und Altäre zu Ehren Pater Pios aufgestellt wurden. Für eine kleine Kerzenspende durfte auch ich - trotz meines schulterfreien Shirts - das heilige Dunkel betreten. Der gute Mann am Eingang sah in mir wohl ein Schäfchen, das auf den rechten Pfad geführt werden muss...
Nicht ganz so nachgiebig war man mit mir (verständlicherweise) in Monte Sant'Angelo, einem beliebten Pilgerort, der überwiegend von Buskolonnen angesteuert wird. Hier, zwischen weitgehend alten, gut gekleideten und gebrechlichen Menschen, fühlte ich mich ein wenig deplatziert. Nicht, dass wir uns falsch verstehen, ich bin durchaus für korrekte Kleidung in Kirchen und ähnlichen Einrichtungen. Doch habe ich mir unter dieser berühmten Stadt etwas mehr erwartet. Die 2,50 EUR Parkgebühren hätten wir uns sparen können. Erstens gibt es außer der Kirche, in den stündlich ein Bittgottesdienst stattfindet, nur ein paar Pilger-Souvenirläden zu sehen. Und zweitens hätten wir nur ca. 500 m weiter fahren können - dort wären durchaus kostenlose Parkbuchten am Straßenrand zu finden gewesen.
Ein weiterer Ort, den man meiner Meinung nach nicht gesehen haben muss, ist Peschici. Der Ort hat tagsüber gar nichts und abends nicht viel mehr zu bieten. Mir hat Vieste wesentlich besser gefallen.
| Fazit
Vieste ist ein hübsches Städtchen, dessen engen Gassen und weiße Häuser mir besonders gut gefallen haben. Von verschiedenen Standpunkten aus hat man einen herrlichen Blick übers dunkelblaue Meer. Abends findet man hier durchaus Möglichkeiten zum Flanieren und Bummeln. Es gibt viele gute Restaurants und Eisdielen, Bars und Cafés. Tagsüber ist hier jedoch der Hund begraben. Ich finde, dass man durchaus in der Nähe von Vieste Station machen kann, falls man plant, Gargano zu erkunden.
In diesem Sinne... alles bleibt anders... eure Dotti weiterlesen schließen
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