Pro:
Günstiger Verbrauch, schönes Design
Kontra:
Wenn es nach der Zuverlässigkeit geht, müsste es eigentlich FIAT V40 heißen
Empfehlung:
Nein
Jetzt möchte ich euch mal mein Auto vorstellen, nämlich einen dunkelblauen Volvo V40 1,9 TD.
Wie kam ich zu dem Auto?
Im Jahre 2001 zeigte mein damaliges Auto, ein Golf II 1,6 mit 72PS, massive Auflösungserscheinungen. Nachdem er sein 13tes Lebensjahr erreicht hatte, von denen ich ihn 11 Jahre gefahren hatte, dachte ich mir, ein neues Auto könnte man sich ja mal gönnen. Da ich kurz vorher meine Liebe zum Radfahren wiederentdeckt hatte und auch des öfteren mal größere Gegenstände zu transportieren hatte und habe, entschied ich, daß es ein Kombi sein sollte. Nach langen Nächten vor Autobild.de (die hatten sehr schöne Gebrauchtwagentests) und Autoscout24.de viel meine Wahl auf einen Audi A6 mit 120000 Km, der jedoch noch nicht besonders alt war. An dem Tag, an dem ich zum Händler fahren wollte, schaute ich morgens noch mal bei Autoscout24 rein und da war plötzlich "mein Auto". Volvo V40 Turbodiesel, Bj 04/2000, 6700Km und mit 33500 DM auch garnicht mal zu teuer. Also nix wie hin, zu dem Händler, welcher zufällig auch noch bei mir in der Nähe war. Das Auto überzeugte mich designmäßig sofort, und dem Händler konte ich sogar noch 1000 DM und einen neuen Satz Winterreifen für meinen alten Golf abluchsen. Die Ausstattung schien mir auch sehr gut, aber ich war durch den alten Golf auch keinen Luxus gewöhnt.
Die Ausstattung:
Ein Radio mit Kassettenteil (nicht lachen, das gabs damals noch recht häufig) war an Bord, 6 Lautsprecher und ein Subwoofer sorgen auch heute noch für überzeugenden Klang. Es gibt eine Menge Airbags (zu denen kommen wir noch), nämlich Fahrer und Beifahrer und Sidebags vorne. Ein WIPS und ein SIPS sind auch an Bord. Diese verhindern das der Kopf nach hinten knallt und die Wirbelsäule überdehnt wird (WIPS) und das man allzugroßen Schaden bei Seitaufprällen nimmt (SIPS). Eine Kofferraumabdeckung war auch dabei. Reserverad ist heute auch keine Selbstverständlichkeit mehr. Hier gibt es sogar einen einigermaßen brauchbaren Bordwagenheber. Bordcomputer gibt es keinen, aber zumindest ein Aussentemperaturanzeiger. Zentralverriegelung und elektrisch verstellbare Aussenspiegel waren ebenso neu für mich, wie elektrische Fensterheber vorne. Ablagen gibt es einige und das Handschuhfach ist recht groß. Getränkehalter in der Mittelkonsole, recht gute Teilledersitze und eine Carbonblendenausstattung sind auch vorhanden. Die Rücksitzbank ist assymetrisch umklappbar und der Mechanismus ist auch kinderleicht zu bedienen. Eine Dachreling und eine Anhängerkupplung waren jedoch nicht im Preis inbegriffen.
Der Motor:
Recht laut und auch nicht gerade vibrationsarm geht der Motor zu werke. Soweit ich weiß, handelt es sich hier um einen französischen Diesel (Renault oder Peugeot). Common Rail, Direkteinspritzung, Pumpe Düse und ähnlichen Schnickschnack sucht man vergeblich. Das macht das Aggregat zwar nicht zum Hightech Meister, aber zum (meist) zuverlässigen Gefährten. mit seinen 98 PS aus 1,9 Litern ist er ausreichend motorisiert, denn der Motor entfaltet quasi über das gesamte Drehzahlband einen angenehmen Vortrieb (auch bergauf mit voller Beladung). Abgasmäßig ist er glaubig Euro 3 und hat nur eine rote Feinstaubplakette bekommen, d.H. in absehbarer Zeit wird er in Innenstädten nicht mehr zu sehen sein. Dafür ist er sehr genügsam. Auf dem Weg zur Arbeit (18 km Landstrasse und Stadtverkehr) verbraucht er gerade mal 5,5 l Diesel, wenn wir Autobahn fahren (so 150km/h die meiste Zeit) kommen wir so auf 6,2 bis 6,5 Liter.
Das Fahrwerk:
Eigentlich recht komfortabel, auch wenn er auf schnelle Stöße keine rechte Antwort weiß, d.H. er poltert manchmal ganzschön und schüttelt einen auf schlechten Strassen schon mal durch. Fahrdynamisch gibt es hingegen nichts auszusetzen, verhält er sich doch trotz seiner Größe sehr handlich und wendig (genau genommen war die Umstellung vom Golf minimal). Der Wendekreis ist auch gering, so das man auf breiteren Straßen auch mal wenden kann, ohne nochmal rangieren zu müssen. Die Lankung ist angenehm direkt und vermittelt einem stets das Gefühl, Herr der Lage zu sein.
Der Innenraum:
Alle Materialien wirken recht solide, teilweise sogar edel. Knarzen und Klappern ist nur aus den Seitenfächern zu vernehmen, wenn darin irgendwas lose herumfällt. Auf den hinteren Sitzen ist das Platzangebot aber nicht so toll. Da ich den Fahrersitz aufgrund meiner größe immer ganz zurück machen muß, ist es hinter dem Fahrer doch sehr eng. Die Kinder sind daher immer sehr begeistert, wenn längere Fahrten anstehen. Der Kofferraum ist eigentlich recht groß, aber durch eine hohe Ladekante und in den Kofferraum stehende Federbeindome nicht sehr beladungsfreundlich. Manchmal ist es auch recht erschreckend, was alles NICHT dahinten rein passt.
Die Qualität und Zuverlässigkeit:
Tja, nun das traurige Kapitel. Eigentlich hat Volvo ja den Ruf sichere, zuverlässige und qualitativ hochwertige Autos zu bauen. Aber meiner hat mich inzwischen völlig von dieser Illusion geheilt. bereits nach 25000km hatte ich einen kapitalen Motorschaden (ein Diesel gilt nach dieser Laufleistung gemeinhin als gerade mal eingefahren). Nach etwas rumgezicke durch Volvo wurde der Schaden dann komplett übernommen. Auslöser war eine Plastikumlenkrolle des Zahnriemens, für die bereits eine Rückrufaktion lief, leider zu spät. Den Mietwagen übernahm dann auch Volvo, den versauten Urlaub hatte ich aber für mich ganz alleine. Nun gut denkt man, shit happens. Aber dann, nach ca. 50000km der nächste Hammer. Getriebeschaden (und zwar so richtig, mußte komplett getauscht werden). Wieder ein Urlaub im Eimer. Leider geschah der Schaden zu allem Überfluss genau 2 Tage nach Ablauf der Neuwagengarantie. Volvo zeigte sich dann immerhin so "kulant", die Hälfte des Schadens zu übernehmen. Damit blieben 2400Euro an mir hängen. Schnäppschen!!
Wie sich später heraus stellte war hier das Loslösen einer Schraubenmutter ursächlich, welche die Zahnräder des Getribes auf einer Stange hält. Ein Fehler, der laut einem Volvomechaniker oft auftritt und in 2 Minuten zu beheben ist.
Als nächstes verliess mich dann der Turbolader (Maderbiss am Turboschlauch, dafür kann Volvo nix).
Das neue Getribe hatte dann nochmal den selben Fehler, aber diesmal hatte ich Glück, das man ihn rechtzeitig beheben konnte.
Inzwischen hat der Wagen etwas über 200000km drauf. Die Traggelenke vorne, die Stossdämpfer, der vordere Scheinwerfer und etliche Bremssätze sind inzwischen gewechselt. Teils zwar Verscheißteile, aber die Bremsen sind echt schneller runter, als man quietsch sagen kann. Ausserdem gehen permanent irgendwelche Birnen an den Scheinwerfern kaputt (bei den Halogenlampen auch nicht gerade billig).
Des weitern sind die Sitze inzwischen schon arg verschlissen, die Motorhaube ist so ausgebleicht, das sie farblich nicht mehr zum Rest passt und die Fußmatten, die mit einem echt dämlichen Haltezapfensystem fixiert waren sind auch schon hin (incl. Haltezapfen). Bei anderen Autos ghet das mit einfachem Klettverschlüßen, ist billiger und hält bestimmt auch viel länger.
Doch den Bock hat das Airbagsystem abgeschossen (ich hatte ja bereits angekündigt, das da noch was war). Im Jahre 2005 im Herbst leuchtete plötzlich die Airbagleuchte auf (im Urlaub natürlich, keine Ahnung, warum das Auto immer im Urlaub kaputt geht). In der Werkstatt wurde dann mal flott das Airbagsteuergerät getauscht. ca. 1/2 Jahr später leuchtete die Lampe erneut auf. Diesmal war eine lockere Steckverbindung unter dem Fahrersitz schuld. Lange Rede, kurzer Sinn, seither ist jedes halbe Jahr die Lampe an, und es ist immer angeblich irgendwas anderes Schuld.....
Die Werkstätten:
Womit wir beim leidigsten aller Themen angekommen wären. Ich kann aus meiner Erfahrung sagen, daß die Qualität der Werkstätten extrem variiert. In Berlin war ich in einer, die war erste Sahne. Top Qualtät und niedrige Preise. In Magdeburg gibt es auch eine gute. In meiner Nähe gibt es aber leider nur eine sau teure, die auch nicht gerade den Ruf eines Kompetenzzentrums hat. Eine andere (die, die den Airbag repariert hat) ist so unter aller Sau, daß ich inzwischen sogar den Anwalt einschalten musste. Inzwischen lasse ich alles bei A.T.U. machen, was geht.
Fazit:
Ich mag das Auto eigentlich. Ich hatte zwischendurch sogar mit dem neuen V50 geliebäugelt, aber inzwischen bin ich von der Krankheit Volvo geheilt. Zu wenig Werkstätte bedeuten, daß man nicht einfach wechseln kann, wenn man unzufrieden ist. Man kann dann sehen wo man bleibt. Die Mängel in der Summation und das bescheidene Kulanzverhalten der Fa. Volvo tragen auch nicht gerade zur Zufriedenheit bei. Meine Eltern und meine Brüder haben etliche Toyotas gefahren (teilweise weit über 10 Jahre lang) und da gab es solche Schäden nie (Ich weiß, Toyota ist in den letzten Jahren auch schlechter geworden). Mein alter Golf hatte zwar auch so ein paar Schwachstellen, aber ansonsten lief der auch kanpp 200000km ohne das geringste Problem. ein Escort, den ich vorher hatte war auch 10 Jahre lang ein Defektarmer Begleiter.
Was ich mir als nächstes für ein Auto kaufe, weiß ich noch nicht genau, aber eine Volvo kommt mir nicht mehr ins Haus.
Fazit: Nie wieder Volvo weiterlesen schließen
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