Pro:
witzig - etwas zum Nachdenken
Kontra:
manchmal etwas überzogen und klischeehaft
Empfehlung:
Ja
Heute will ich nach längerer Schreibpause mal wieder durchstarte und zwar, wie könnte es anders sein, mit einem Buchbericht.
*** MARIA´ IHM SCHMECKT´S NICHT - JAN WEILER ***
Ein Buchtitel, der sich in meinen Augen etwas seltsam anhört und der mich wahrscheinlich auch nicht angesprochen hätte, wenn dieses Buch nicht lange Zeit überall im Gespräch war und ich es eines Tages bei Buchticket ertauschen konnte. So habe ich es (fast) umsonst bekommen - da kann man ja ruhig mal einen Versuch wagen.
Beginnen werde ich meinen Bericht mit dem
*** INHALT ***
Wie der Untertitel des Romans (Geschichten von meiner italienischen Sippe) bereits verrät, geht es hier um kleinere Geschichten einer italienischen Familie. Jan Weiler, der Autor des Romans, heiratet in eine solche Familie ein. Seine Frau ist Halbitalienerin - ihre Mutter Deutsche, ihr Vater Antonio Italiener, der schon jahrelang in Deutschland lebt.
Nachdem Jan und Sara (seine Freundin) eines Tages beschließen zu heiraten, muss sich Jan seiner zukünftigen italienischen Verwandtschaft stellen. Zunächst lernt er "nur" seine Schwiegereltern kennen - und schon schnell steht fest, das mit Antonio vieles in diesem Buch steht und fällt. Denn Antonio ist schon ein Original, das sich sehen lassen kann.
Den Rest der riesigen Verwandtschaft lernt Jan später auf einer Reise nach Italien kennen - eine kunterbunte Familie, durch dessen Verwandtschaftsverhältnisse nicht immer ganz leicht durch zu steigen ist. Es gibt genug Verständigungsprobleme mit "dem Deutschen" (also Jan) - aber abgesehen davon wird er von allen herzlich aufgenommen. Fortan ist er mit der Familie eng verbunden, denn es werden zukünftig immer mehrere Reise pro Jahr nach Italien folgen.
Mehr möchte ich euch jetzt vom Inhalt aber nicht verraten - lieber komme ich zu dem
*** EINDRUCK ***
den ich von diesem Buch hatte.
Erwartet hatte ich aufgrund verschiedenen Kritiken einen witzigen, spritzigen Roman über "die Italiener". Zum Teil wird diese Vorstellung auch erfüllt. Besonders die erste Hälfte des Buches ist witzig geschrieben - mehr als einmal kann man Schmunzeln oder auch mal laut auflachen. Der Schreibstil ist locker, die Situationen, die beschrieben werden, wirklich amüsant. Ob hier wirklich "der Italiener" charakterisiert wird? Na ja - ich denke, einiges wird von Jan Weiler zugunsten der Unterhaltung des Lesers ein wenig überzogen und er greift auch auf das eine oder andere auf typische Klischees über die Italiener zurück.
Er selbst sagt ja auch im Nachwort, das es sich bei diesem Buch um (fast immer) erfundene Geschichten handelt, die zwar häufig ähnlich stattgefunden haben, von ihm aber entsprechend verfälscht wurden. Auch die Personen scheinen eine Mischung aus Realität und Fantasie zu sein - lediglich den Namen seines Schwiegervaters Antonio hat er übernommen, weil "Antonio eben nicht anders heißen kann", wie Jan Weiler schreibt.
Wie gesagt, dieser Teil des Buches lässt sich flott weg lesen - es ist witzige Unterhaltung, aber in meinen Augen ist es nicht unbedingt zwingend zu lesen. Man kann, aber man muss nicht.
Die zweite Hälfte des Buches (darauf seit ihr jetzt doch sicher schon gespannt, nachdem ich bisher nur über teil eins geschrieben habe) ändert an diesem Eindruck ein wenig, weil hier der Schreibstil ein wenig umschlägt. Jetzt beginnt nämlich Antonio seinem Schwiegersohn Geschichten aus seiner Vergangenheit zu erzählen: seine Jugend in einem kleinen italienischen Dorf, seine Ausreise nach Deutschland und sein Versuch, hier Fuß zu fassen. Dieser Teil des Buches macht sicher ein wenig nachdenklicher und kommt einem recht glaubwürdig rüber, zumal er mit der Feststellung endet, das Antonio irgendwie nirgendwo mehr so richtig zu Hause ist: in Deutschland ist er immer ein wenig fremd geblieben (obwohl er hier niemals wieder wegziehen wollte!) - Italien versteht er nicht mehr so recht, zu viel hat sich seit seinem Weggang verändert. Ist er in Deutschland, sehnt er sich nach Italien, wo alles viel besser ist - ist er aber zum Urlaub dort, schwärmt er nur von den Vorzügen Deutschlands und ist letztlich froh, wieder zurückfahren zu können.
Dieser zweite Teil ist auch durchzogen von Antonios unwiderstehlichem Humor - trotzdem kommt er etwas ernster rüber als der erste Teil des Buches. Das hat mir eigentlich sehr gut gefallen - noch besser hätte ich es gefunden, wenn Jan Weiler beides - also die Vergangenheit Antonios und die kleinen Geschichtchen rund um seine italienische Familie miteinander vermischt hätte. So ist doch mitten im Buch irgendwie ein recht starken Bruch entstanden.
Abschließend möchte ich zu dem Buch sagen, das es Spaß gemacht hat, es zu lesen - aber es hat mich nicht so vom Hocker gehauen, wie ich nach den überwältigend guten Kritiken erwartet hätte. Für mich ist es gute Unterhaltung, die man liest - aber auch recht schnell wieder vergisst. Ledigleich der zweite Teil macht doch ein wenig nachdenklich!
Ein wenig habe ich ja schon von dem
*** AUTOR ***
Jan Weiler verraten -nämlich das er in diesem Buch (wenn auch ziemlich verfremdet) über seine eigene Familie berichtet.
Hauptberuflich ist er aber nicht Schriftsteller, sondern er arbeitet als Redakteur für die "Süddeutsche Zeitung Magazin" - in diesem Magazin sich auch Ausschnitte aus diesem Buch als Kolumne erschienen (was ich mir fast besser vorstellen kann, als als komplettes Buch)
Jan Weiler wurde 1967 geboren und lebt heute mit seiner Frau und zwei Kindern in Amberg.
*** FAKTEN ***
zum Buch.
Maria, ihm schmeckt´s nicht - Jan Weiler
Ullstein Verlag
256 Seiten
als TB 9,00 Euro
als HC 16,90 Euro
als Audio CD 16,97 Euro
Es gibt bereits eine Fortsetzung zu diesem Buch: "Antonio im Wunderland"
*** MEIN FAZIT ***
Ein unterhaltsames Buch, das mir manchmal ein wenig überzogen vorkommt, das aber andererseits auch durchaus nachdenklich machende Ansätze zeigt. Für mich keine Jahrhundertliteratur, die man unbedingt gelesen haben muss - aber doch ein nettes Buch, um die Langeweile an einem grauen Sonntag Nachmittag zu vertreiben.
@ Prisca - Dezember 2005 - ich schreibe für Ciao und Yopi, manchmal auch für Dooyoo weiterlesen schließen
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