Pro:
vielseitig, verantwortungsvoll
Kontra:
manchmal schmutzig
Empfehlung:
Ja
Vorwort:
---------------------------------------------------
Der Werkzeugmacher ist einer der angesehendsten Berufe im Metallbereich, weil er sehr vielseitig und verantwortungsvoll ist.
1986/87 fand eine Reform in der Ausbildung statt, seitdem heisst der Beruf Werkzeumechaniker und hat mindestens 2 Fachrichtungen, nämlich Stanz- und Umformtechnik und Formentechnik. Mit der Reform (es wurden ziemlich viele Berufe geändert, aber das gehört nicht in diesen Bericht) nahm die Spezialisierung zu: deckte vorher der Werkzeugmacher das gesamte Werkzeugspektrum von Stanz-und Umformtechnik und Formentechnik ab, ist dieses jetzt gesplittet.
Zum Verständnis:
Formentechnik umfasst insbesonderen Spritzwerkzeuge, mit denen hauptsächlich Kunststoff, aber auch bestimmte Metalle durch Hitze und Druck im Werkzeug in Form gebracht werden. Die Stanz- und Umformtechnik befasst sich u.a. mit Stanzen, Biegen und Tiefziehen.
Ein Beispiel für den Laien: der Löffel: ein Eierlöffel (aus Kunststoff) kommt idR aus einem Spritzwerkzeug, während der klassische Edelstahl-Teelöffel gestanzt und gebogen wird.
Die meisten Menschen denken, ein Werkzeugmacher macht Hammer oder Zangen oder Schraubendreher (ugs Schraubenzieher). Das ist irgendwie falsch und doch wieder nicht, denn der Werkzeugmacher baut und wartet Werkzeuge mit denen solche Dinge en gros hergestellt werden können. Übrigens hat fast jeder im Haushalt oder Büro ein Stanzwerkzeug: der Locher; oder ein Biegewerkzeug: der Tacker, aber auch das nur so nebenbei.
Wie bin ich auf die Idee gekommen Werkzeugmechanikerin werden zu wollen?
---------------------------------------------------
Eigentlich war das doch eher ein Zufall, denn ich wusste eigentlich gar nicht was das genau ist, ein Phänomen was ich immer wieder bei Azubis und -binen erlebe. Ich wusste was ich nicht werden wollte, nämlich Verkäuferin, Friseurin, Hauswirtschafterin (sehr zum Leidwesen meines Vaters) oder Floristin um hier mal ein paar Berufe zu nennen und aufs Büro wollte ich schon gar nicht. Mein Schulpraktikum habe ich in einer Grossküche absolviert, obwohl ich eigentlich in eine Tischlerei wollte und sogar schon ne Praktikumsplatz in der Nachbarschaft klargemacht hatte. Vielleicht war es Auflehnung gegen meine Eltern und die Gesellschaft, dass ich mit meinen damals 16 Jahren mich auf solche Ausbildungen wie Kommunikationselektronikerin und Werkzeugmechanikerin bewarb, allerdings auch noch als Bauzeichnerin und Technische Zeichnerin. Zufällig waren die Betriebe fast die gleichen bei denen sich auch mein älterer Bruder beworben hatte, aber egal, denn ich hatte mehr Erfolg, vermutlich weil ich ein Mädchen bin. Zu der Zeit 1986/87 war es chic Mädchen in Männerberufe zu locken und die Nachfrage war eher gering. In meinem Lehrjahr war noch ein Mädchen die Industriemechanikerin wurde und in meiner Berufsschulklasse waren wir 3.
Aber zurück zum Thema. Ich wollte gerne in einen handwerklichen, technischen Beruf und Werkzeugmacher hörte sich gut an, schlicht und ergreifend. Nach einem Berufsberatungsfragebogen hätte ich, glaube ich, Dachdecker werden müssen und eine sonstige Berufsberatung hat nicht wirklich stattgefunden, allerdings habe ich mich auch nicht darum gekümmert, denn ich war eigentlich noch auf dem Trichter: bewirb dich nen paarmal und wenn Du nichts bekommst, machst Du einfach Abitur, und gehst anschliessend Mathe studieren oder Medizin oder sowas, allerdings waren meine Eltern in der Hinsicht andrer Meinung: Hauswirtschaftsschule! Letztenendes erledigte sich das Problem, denn ich konnte mir meinen Ausbildungsplatz aussuchen.
Was kam dann?
---------------------------------------------------
Nachdem ich Einstellungstests und Vorstellungsgespräche hinter mir hatte und auch die Auswahl nicht wirklich schwer gefallen ist, fing ich im August 1987 meine Ausbildung an. Ich war (zum Glück) nicht die erste Frau, die diese Ausbildung gemacht hat. Ich hatte in meinem Beruf eine Vorgängerin und im Betrieb waren noch einige andere Mädels die Metallberufe erlernten.
Nun gut ich machte 3,5 Jahre meine Ausbildung in der Fachrichtung Stanz-und Umformtechnik (was aber auch nen Zufall war, denn damals als ich mich entscheiden sollte, hatte ich keine Ahnung was der Unterschied ist). 2x in der Woche hatten wir Berufsschule wo wir Mathe, Maschinen und Gerätetechnik, Technisches Zeichnen, Maschinen- und Gerätettechnik und noch einiges anderes als Fächer hatten. Ich will nicht sagen, dass ich es gehasst habe, aber der Hit war das nicht wirklich, es gab nur den einen Lichtblick, dass wir nach der Schule nicht nochmal in den Betrieb mussten, also zeitig Feierabend hatten. Damals betrug die Arbeitszeit für Azubis noch 40 Stunden in der Woche, wobei die Gesellen nur 38,5 Stunden arbeiten mussten. Das war schon seltsam, heutzutage ist das zum Glück einheitlich. Als Ausbildungsvergütung gab es im ersten Ausbildungsjahr 701,-DM, später gabs natürlich mehr. Im Betrieb lernte ich alles was für den Beruf nötig ist, am Anfang die Grundlagen: Feilen, Bohren, Reiben, Fräsen, Stossen, Drehen, Schleifen, Erodieren und und und. Danach gings dann in die verschiedenen Abteilungen: Versuchswerkstatt, Werkzeugbau, Qualitätssicherung usw. Zwischendurch gabs noch nen CNC Kurs, Pneumatik und nen bisschen Elektrotechnik.
Den Hauptteil meiner Ausbildung war ich im Werkzeugbau, was ja auch einleuchtend ist.
Im zweiten Ausbildzungsjahr musste ich meine Zwischenprüfung ablegen, damals wurde die noch in einem fremden Betrieb gemacht, was erschwerte Bedingungen darstellte, denn ich war, was Equipment angeht, eher verwöhnt, weil mein Betrieb grossen Wert auf die Ausbildung legt und die "Prüfungswerkstatt" nicht nur ungewohnt, sondern auch ziemlich abenteuerlich war. Der theoretische Teil fand natürlich in der Berufsschule statt. Alles in allem hat auch das ganz gut geklappt.
Die Abschlussprüfung nach knapp 3,5 Jahren konnte ich dann schon im eigenen Betrieb machen. Die Prüfungen waren nicht einfach, aber alles in allem machbar. Grade der theoretische Teil hatte es in sich und erstreckte sich über 2 Tage. Ich war sehr erleichtert als ich diese Tortur hinter mir hatte und dann irgendwann meinen Facharbeiterbrief in der IHK überreicht bekam.
Gibt es ein Leben nach der Ausbildung oder was mache ich jetzt?
---------------------------------------------------
Ich hatte wieder Glück und wurde von meinem Lehrbetrieb unbefristet übernommen. Ich landete, wie solls anders sein, im Werkzeugbau. Hauptsächlich habe ich mich mit Wartung und Instandsetzung von Produktionswerkzeugen beschäftigt. Es gab nur wenige Neubauten und genügend "alte Hasen" bei den Werkzeugmachern und ich als "Frischling" musste machen und nehmen was halt grade so kam.
Eigentlich begann dort erst die eigentliche Ausbildung, denn ich musste viel fragen und lernen, Dinge die ein Azubi noch nicht wissen muss, wie spezielle Sonderfälle in den Werkzeugen. Ich machte anfangs wirklich viele Fehler und das war ziemlich frustrierend.
Inzwischen sind 13 Jahre vergangen, ich bin immernoch im gleichen Betrieb, mit vielen Kollegen von früher und gehöre inzwischen auch zu den "alten Hasen" und habe schon seit langer Zeit meine eigenen speziellen Fachgebiete.
Bestand meine Arbeit früher hauptsächlich aus Schrauben und Schleifen und wenig anderen Tätigkeiten ist das heute viel, viel mehr. Ich muss immernoch viel Schrauben und Schleifen, aber die Systeme die ich heute betreue sind wesentlich komplexer, die verwendeten Materialien sind High-Tech, wo früher nur gestanzt und gebogen wurde, wird heute auch geschweisst, montiert, geprüft und abgepackt. Vieles was früher in viele Einzelschritte aufgeteilt war ist heute auf engstem Raum zusammengefasst.
Die Technologie hat sich sehr stark weiter entwickelt und heute benötige ich viel mehr Spezialwissen um meinen Job richtig und gut zu machen, und ich muss sagen, es macht mir persönlich sehr viel mehr Spass.
Mein Aufgabengebiet umfasst Wartung und Instandhaltung von Stanz-Biege und Montagewerkzeugen im weitesten Sinne, das fängt beim Reinigen an und geht bis zu konstruktiven Verbesserungen, Problemlösungen, Mitarbeit in Arbeitskreisen und bei Projekten oder bei Neukonstruktionen. Oberstes Ziel ist für mich: die Produktion muss laufen, am Besten Störungsfrei und Kostengünstig.
Resümee:
---------------------------------------------------
Mir hat der Beruf fast immer Spass gemacht, klar es gab auch Zeiten wo das nicht so war, wenn nichts geklappt hat oder mal nen Kollege arg komisch wurde oder es sehr stressig oder furchtbar langweilig war, aber alles in allem war die Verkettung von Zufällen, die mich in diesen Beruf und den Betrieb führten, gut und richtig für mich und ich denke ich werde diesen Beruf noch lange ausüben. Heutzutage kann sich ja niemand sicher sein im erlernten Beruf arbeiten zu können bis die Rente durch ist, aber darüber mache ich mir heute noch keine Gedanken. Ich kann mit meinen Kenntnissen und Fähigkeiten die ich mir in meinem Berufsleben und auch privat erworben habe bestimmt so manches auf die Beine stellen.
Alles in allem habe ich sehr nette, lustige, hilfsbereite Kollegen, eine gutes Arbeitsumfeld, auch wenn ich nicht immer mit unsrer Geschäftsführung und deren Entscheidungen einverstanden bin ist es doch ein gutes und solides Unternehmen. Es gibt bestimmt Betriebe die ggf. besser sind oder schlechter, in denen die Arbeitsbedingungen und Aufstiegsmöglichkeiten besser sind oder halt schlechter, aber derzeit sehe ich keinen Grund mich nach ner anderen Firma oder gar nen anderen Beruf umzusehen. Wenn die Entwicklungen in meinem Aufgabenbereich so weitergehen, werde ich mich wohl nie langweilen.
Einige Nachworte für die Menschen die meinen Metallberufe wären nichts für Mädchen und Frauen, weil...
---------------------------------------------------
...der Beruf schmutzig und schwer ist: Ja! der Beruf ist nicht der sauberste und körperlich auch nicht ganz leicht, man hat oft schmutzige Finger, aber es gibt viele Hilfsmittel: Handschuhe gegen den gröbsten Schmutz und das schwärzeste Öl, Waschpasten Handcremes zum Schutz der Haut, Kräne und andere technische Hilfsmittel, die die schweres Heben und Tragen vermeidbar machen. Im Zweifelsfall ist da auch immer mal nen Kollege oder ne Kollegin die mal kurz mit anfasst, wenns nötig ist. Und wenn man bedenkt, Menschen die z.B. in der Pflege arbeiten, müssen auch schwer heben und an einen 150kg-Schlaganfallpatienten der gewaschen oder umgebettet werden muss kann man nicht so leicht einen Hebegurt anbringen.
.... diese ganze Technik, da verstehen Frauen nichts von: Wirklich? Ich denke es gibt genausoviele technisch begabte Frauen wie Männer. Die Begabungen sind manchmal auf einer anderen Ebene und äussern sich anders, weil die Gedankenstrukturen nicht gleich sind, aber das ist eher eine Bereicherung
als eine Behinderung in diesem Beruf. Vielfach ist es wichtig ein technisches Problem von verschiedenen Seiten zu betrachten. Der Rest ist Handwerk, die ganzen handwerklichen Dinge müssen Männer auch erst lernen, kein Mann kommt mit ner Feile in der Hand auf die Welt oder mit nem Schraubendreher und keine Frau mit ner Stricknadel, nem Kamm oder nen Stenoblock.
... diese Männerwelt, da kann man doch keine Frau hinschicken, die wird doch nur angemacht oder belästigt...
... Idioten gibts überall! Klar kommen zotige Sprüche und es hängen auch mal Pin-Ups rum, aber im Normalfall benehmen sich die Männer, wenn Frauen dabei sind. Ich habe da einige Erfahrungen, weil viele meiner Kollegen mich eher als Neutrum wahrnehmen und ziemlich ungefiltert reden. Und ich muss sagen, ich fühle mich mit 30 Männern in einer Abteilung wohler als mit 10 Frauen. Ich habe erlebt dass Männer unter sich wesentlich kameradschaftlicher miteinander umgehen.
Danke fürs Lesen, Bewerten und Kommentieren. Kritik ist willkommen,
wenn es Fragen zum Thema gibt, ich beantworte sie gerne.
(C) teff42
Nachschlag: Eine nette Ciaonerin wollte noch wissen, wie die Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten sind, deshalb hier noch einiger Ergänzungen.
Für mich gilt der IGM-Tarifvertrag für die Metall und Elektroindustrie NRW. Das Einstiegsgehalt in Lg7 beträgt ca.1800 € brutto. Dieses kann in verschiedenen Bundesländerun und Industriezweigen variieren.
unter der URL ttp://www.igmetall.de/tarife/tarifdatenbank/ kann man sich den entsprechenden Tarifvertrag heraussuchen, vorrausgesetzt der gewünschte Betrieb erkennt ihn an.
Aufstiegsmöglichkeiten kurz und knapp:
a)mittlere Reife ,Ausbildung, Fachabi, Studium (z.B. Maschinenbau, ->Ingenieur
b) Fachabi (Kl.12), Ausbildung (wird als Praktikum anerkannt), Studium -> Ingenieur
c) Vollabi, Ausbildung, Studium -> Ingenieur
d) Ausbildung, etwas Berufserfahrung (3 Jahre, glaube ich), Technikerschule -> Techniker/ Fachingenieur
d) Ausbildung, etwas Berufserfahrung (3 Jahre, glaube ich), Technikerschule, Studium -> Ingenieur
e) Ausbildung, etwas Berufserfahrung (4 Jahre, glaube ich), Meisterschule -> (Industrie-)Meister oder Handwerksmeister (umfasst zusätzlich Buchhaltung usw.)
--------------
Zusätzlich kann man noch den technischen Betriebswirt machen, alledings weiss ich die Vorraussetzungen nicht, und es gibt noch einige fachbezogene Fortbildungsmassnahmen: ich habe zum Beispiel die Ausbildereignungsprüfung AdA(IHK) abgelegt und habe eine Fortbildung zur Industriefachkraft für CAD-Technik (IHK) gemacht.
Ausserdem gibt es zu bemerken:
Technikerschule ist staatlich finanziert und war bisher Kostenfrei inzwischen gibt es auch hier eine Art Studiengebühr, ausserdem beinhaltete sie bisher immer das Fachabitur, was aber grade geändert wird dahingehend, dass man dafür zusätzlichen Unterricht und Prüfungen absolvieren muss.
Meisterschule ist schon immer Kostenpflichtig (ca 4000€) und beinhaltet den AdA. Man kann aber MeisterBaföG bekommen. weiterlesen schließen
Bewerten / Kommentar schreiben