Pro:
absolut nichts, außer dass man vielleicht für einen Uralt- (Bastler-) PC noch eine grafische Oberfläche hat
Kontra:
umständliche Bedienung, keine Volltextsuche, keine Unterstützung mehr für neuere Hard-/Software, heute ist eigentlich alles "Kontra"
Empfehlung:
Nein
Heute will ich mal einen Dinosaurier unter den Betriebssystemen vorstellen, der zu seiner Einführung zwar eine Revolution bewirkte, aber heute unbedingt ausrangiert werden sollte, sofern er noch im Bürobereich eingesetzt wird. Leider gibt es das auch heute immer noch hin und wieder - wie z.B. in dem letzten Büro, in dem ich arbeitete. Einige Firmenchefs denken anscheinend, für die Textverarbeitung sei es nach wie vor ausreichend.
Ich gehöre zu den Leuten, die noch das reine DOS kennen gelernt haben (ganz ohne grafische Oberfläche), somit war ich anfangs begeistert, als ich den ersten Windows-PC hatte. Das war 1993, ein 486er mit DOS 5.0 (später 6.2) und Windows 3.1. Zum einen war es gewöhnungsbedürftig, da ich bisher immer das Tippen von Kommandos gewohnt war. Ich installierte natürlich damals den DOSKEY-Befehl oder schrieb kleine Batch-Dateien, um den Start häufig gebrauchter Anwendungen oder Datensicherungsprozesse zu vereinfachen. Aber bald gewöhnte ich mich an die Fenstertechnik und Maussteuerung. Und es öffneten sich auch noch ganz andere Möglichkeiten der Textgestaltung. Die Rede ist von TrueType-Schriftarten. So etwas kannte man bei DOS-Textprogrammen noch nicht, da ähnelte das Schriftbild ähnlich einer Schreibmaschinenschrift. Mit Windows-Anwendungen hat man doch ganz andere Möglichkeiten. Meine ersten Texte schrieb ich mit dem integrierten "Write", wenig später arbeitete ich mit MS Works für Windows, dem "Office des kleinen Mannes" (war damals Schüler bzw. Azubi), welches vorerst für den Hausgebrauch ausreichend war. Drei Jahre arbeitete ich mit dieser Konfiguration. Zuletzt auf einem Pentium mit 60 MHz. Danach wechselte ich auf Windows 95.
So ein Pentium 60 ist das Maximum, für das ein Windows 3.1 noch empfehlenswert ist (Minimum: 486er). Bei späteren Pentium-Modellen (z.B. irgendwo im 100er-MHz-Bereich) empfehle ich dann doch eher Windows 95/98, denn das ist im Vergleich zu 3.1 ein Unterschied wie Tag und Nacht, den ich selbst im Beruf jeden Tag spüren musste, allerdings im negativen Sinne (Umdenken von neuer auf alte Version):
Als mittlerweise eingefleischter Win95/NT4-Freak, Bedienung in Fleisch und Blut übergegangen, arbeitete ich in der zweiten Hälfte der 90er in einem kaufmännischen Büro, mein PC-Arbeitsplatz war ein Pentium 90 mit Standardinstallation Windows 3.1, Word 6.0, Novell-Netzwerk, kein Internet, das war's. Damals schon längst veraltet!
Wie oft suchte ich vergebens die Funktion der rechten Maustaste, eine Taskleiste - und beim Minimieren, Maximieren und Schließen von Fenstern musste ich auch umdenken. Der modernere Explorer ist auch um einiges komfortabler als der alte Dateimanager.
Zu meinem Hauptaufgabengebiet gehörte u.a. die Erfassung längerer Texte in Word, teilweise mit zweistelliger Seitenzahl. Das war für mich die reinste Katastrophe, denn der Textbestand auf der Festplatte wuchs täglich wohl um mindestens 50 Dateien (auch von anderen Mitarbeitern), und laut Firmenorganisation landeten alle Texte in einem "großen Topf", sprich einem einzigen Verzeichnis. Benannt wurden die Textdateien nach irgendwelchen nicht gerade viel aussagenden Buchstaben- und Zahlen-Codes, denn hier gab es eins der Hauptprobleme: bei DOS (und Windows 3.x) konnte ein Dateiname nur max. 8 Zeichen lang sein, also nix mit "Brief an Firma XYZ vom 28.03.02" - und man kann sich sicher vorstellen, dass es die berühmte Nadel im Heuhaufen ist, wenn man ein bestimmtes Dokument aufrufen (evtl. weiterbearbeiten) muss, das unter mehreren tausend ähnlich benannten auf der Festplatte schlummert. Volltextsuche gab es ja auch noch nicht. Wenn man nach einem bestimmten Textinhalt hätte suchen können (z.B. ein Text, in dem "Artikel XXX Typ Nr. 1234" vorkommt), hätte man ihn ab Win95 doch noch finden können, trotz verkürzter nichtssagendem Dateinamen. So blieb häufig nur eine einzige Lösung: neu schreiben bzw. manuell in Aktenordnern suchen - was beides sehr zeitraubend war (und ab 95 vermeidbar gewesen wäre).
Mein Urteil: schnellstens weg damit, falls es noch irgendwo im Einsatz ist. Im gewerblichen Bereich sowieso, denn das bringt nur Mehrarbeit und frustrierte Mitarbeiter mit sich. Im Privatbereich habe ich es in der letzten Zeit öfter mitbekommen, dass dieses System noch auf alte 386/486er installiert wurde, für die "bessere Schreibmaschine" oder als erster Übungsrechner für den Nachwuchs. Auch hier ist meine Empfehlung: weg damit und für ein paar Euro einen alten Pentium ersteigern, auf dem bereits Windows 95/98 läuft, da man hier wesentlich mehr Möglichkeiten hat und die Oberfläche schon dem heutigen Bedienungsstandard angelehnt ist. Und (ganz wichtig): es sind kaum noch Programme erhältlich, die unter Windows 3.1 laufen. Für modernere Providersoftware gilt dasselbe. Sowie auch für viele modernere Hardware (z.B. Scanner).
Heute bekommt man es sicher schon oft für 1 Euro (+ Porto) gebraucht.
Allerdings muss man sagen: Windows 3.1 lief weitaus stabiler (weniger Abstürze) als Windows 95 - schließlich war das auch noch ein sehr schlankes und spärliches Windows...
Erstveröffentlichung von mir unter gleichem Benutzernamen auch bei ciao.de in 11/2002 weiterlesen schließen
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