Pro:
einzelne Szenen sehr intensiv, gute Verdeutlichung nach dem Lesen des Buches
Kontra:
nicht ganz so gelungene Darstellung des Buches, zu viele Details fehlen, unverständlich ohne Kenntnisse des Buches
Empfehlung:
Nein
Hey Folks.
Irgendwann am Ende einer Schullaufbahn der inzwischen extrem unmotivierten Schüler haben Lehrer auch nicht mehr wirklich Lust, noch schnell in den letzten Tagen den Schülern alle Weisheit der Welt mit auf den Weg zu geben, da man aber die Schulstunden noch füllen muss, werden Referate aufgedrückt. So durfte ich sowohl in meinem Englisch-, als auch Deutsch-Leistungskurs mich mal ausführlichst mit George Orwells 1984 beschäftigen und da ich einen der beiden Vorträge heute abgeschlossen habe, kommt jetzt der Bericht zum passenden Film dazu.
Story und deren Umsetzung
Es ist ja nun die Verfilmung des Buches `1984’ und mit einem Referat darüber kann man – nach eigenen Erfahrungen rund 200 Minuten füllen, deswegen hier nur eine ganz kurze Kurzversion.
Es herrscht eine totalitäre Herrschaft, ein reiner Überwachungsstaat, in dem mit brutalsten Methoden, Manipulation, Unterdrückung und Demütigung die Macht erhalten bleibt. Zweifler am System werden durch Folter, Gewalt, Hunger in Gefängnissen einer Gehirnwäsche unterzogen, so dass auch sie nach ihrer Entlassung an das herrschende System glauben und zu eigenen Gedanken nicht mehr fähig sind. Diese Aspekte werden bewiesen am Protagonisten Winston Smith, und in Teilen auch seiner Freundin Julia, der in seinem kleinen persönlichen Rahmen eine Revolution versucht und sie mit seiner Identität bezahlt.
Ein bisschen mehr Story
Für uns vollkommen alltägliche Dinge gehören in der Welt von 1984 in die Kategorie Verbrechen und Verrat. So führt Winston zum Beispiel ein Tagebuch, in dem er seine wachsenden Gedanken gegen das System nieder schreibt. Schon allein der Besitz des Tagebuchs ist verboten, revolutionäre Gedanken zu haben sowieso und diese auch noch niederzuschreiben ist mit das schlimmste, was man tun kann. Er führt eine Beziehung zu einem Mädchen, welches auch unzählige Verbote enthält – Sex zum Beispiel ist nur noch für die Fortpflanzung erlaubt, alles andere sieht die Party als Energieverschwendung und diese Energie sollte lieber zu Gunsten der Partei verwendet werden und vor allem die Individualität einer freien Beziehung soll eingeschränkt werden. Im Prinzip ist auch kein Raum für Revolutionen, da die Menschen unter einer ständigen Überwachung stehen, durch Kameras wird jeder Schritt verfolgt, das Leben ist komplett eingebunden in Arbeit und Parteimitgliedschaften, dass auch keine Zeit für die Reifung von revolutionären Gedankengut bleibt. Und doch wachsen im Protagonisten immer mehr Zweifel – womit er ein „Gedankenverbrechen“ begeht und von diesen „krankhaften“ Gedanken soll Winston „geheilt“ werden – durch eine Gehirnwäsche der brutalsten Art, mit roher Gewalt und einer Konfrontation mit seinen schlimmsten Ängsten. Mit diesen Methoden ist das System erfolgreich, ein Mensch kann sich gegen solche barbarischen Mittel irgendwann nicht mehr wehren und bei seiner Entlassung ist Winston ein gebrochener Mann, hat sämtliches Gefühl für sich selbst verloren, auch Gefühle für seine Freundin wurden ihm ausgeprügelt und der größte Erfolg für das System war der Verrat von Winston und eine „echte“ Liebe zu Big Brother – dem theoretischem Führer und totalitärer Herrscher über Oceania, nur einer von drei noch bestehenden Supermächte.
Nun sollte man die Geschichte und die Gedanken Orwells zu diesem immeraktuellen Thema kennen, in einer Welt die sich immer mehr an einen gläsernen Staat annähert und Shows wie Big Brother zum Unterhaltungsprogramm gehören, sollte man vielleicht wirklich wissen, woher der Begriff eigentlich kommt und was dahinter steht. Es gehört meiner Meinung nach zur Allgemeinbildung, das Buch, oder wenigstens die Geschichte zu kennen.
Ich weiß selber, dass man nicht alles Lesen kann, was man kennen sollte und auch nicht zu allem Lust hat und bei einigen Sachen reicht es ja wirklich aus, die groben Züge sich mal erzählen zu lassen, oder noch besser – eine Verfilmung zu sehen. Hier klappt das leider nicht wirklich, denn dazu ist der Film meines Erachtens nach überhaupt nicht geeignet. Die Geschichte hält sich zwar an vielen Stellen an die Originaldialoge, jedoch werden viel zu viele Stellen weggelassen, in einer seltsamen Reihenfolge dargestellt, zu nebenbei erzählt, aus dem Zusammenhang gerissen oder sind einfach unmöglich filmisch darzustellen und verlieren dadurch an Intensität und Verständlichkeit. Ich jedenfalls hätte diesen Film nie verstanden, wenn ich nicht das Buch kennen würde. Handlungsstränge werden mehrmals an völlig unpassenden Stellen unterbrochen, oder Handlungen verlieren jeglichen Zusammenhang zueinander, oder Stilmittel zur Darstellung bestimmter Szenen sind vielleicht künstlerisch wertvoll aber einfach unverständlich für den Zuschauer.
Bei uns gehörte das Buch zur Abiturvorbereitung und wie es eben so ist haben es einige nicht gelesen, sondern dachten sich, sie gucken sich eben schnell den Film an und kamen dann zur Abiklausur mit dem Satz „Hoffentlich kommt 1984 nicht ran, ich habs echt nicht verstanden!“
Und selbst wenn man glaubt, man hätte es verstanden, wird einem erst nach dem Lesen des Buches auffallen, wie viel einem in dem Film verloren geht, besonders diese ganzen Theorien, die vielleicht nicht unbedingt die Handlung weiterbringen, aber eben das Buch und die Antiutopie und die Aussagekraft und die ganze Message des Buches ausmachen, können natürlich überhaupt nicht so erklärt werden wie über mehrere Seiten in einem Buch, aber man sollte sie auch nicht so übergehen, wie es manchmal geschieht.
Also meiner Meinung nach ist die Umsetzung der Handlung und vor allem die Darstellung der Theorien und Welterklärungen überhaupt nicht gelungen.
Stimmung, Atmosphäre
Es macht keinen Spaß, diesen Film zu sehen. Denn es ist zwar kein Schwarz-Weiß-Film, aber viel andere Farben ausser grau und grau und grau und grau und verwaschenes, trübes blau und grau und grau und ein bisschen schwarz wird man nicht sehen. Jedoch muss der Spaßfaktor ja nicht immer so unendlich hoch sein wie bei... sagen wir ... keine Ahnung, jedem normalen Unterhaltungsfilm. Denn die Stimmung des Buches ist unglaublich gut eingefangen und wiedergegeben. Zwar hab ich es mir beim Lesen des Buches nicht ganz so düster und dreckig und trist und trostlos und grau und eklig verdeutlicht, aber wohl genauso wird es gemeint sein. Es soll eben wirklich die Schrecklichkeit eines immer währendem Kriegszustand verdeutlicht werden, in der es keine Schönheit gibt, und genau das ist gelungen. Also „schön“ im klassischen Sinne ist es wirklich nicht, jedoch die passende Stimmung wurde eingefangen und dargestellt. Empfindlich sollte man jedoch nicht sein, da es manchmal schon ziemlich ins eklige und brutale geht, was aber nicht aus Sensationslust geschieht sondern für die realistische Verfilmung des Buches notwenig ist. Insgesamt ein Pluspunkt hier.
Sprache
Ich hab den Film sowohl auf Englisch, als auch auf Deutsch gesehen. Zum Englischen muss ich sagen: schwer verständlich. Ich bin nun wirklich nicht schlecht in Englisch und habe bei normalen Kinofilmen wirklich keine Verständigungsprobleme, aber das hier ist wohl kein normaler Film und ich musste einige Stellen wirklich mehrmals hören, um den Satz vollständig zu erfassen. Und natürlich ist es generell nicht einfach, politische Ideologien in einer anderen, vielleicht nicht unbedingt zeitgemäßen Umgangssprache erklärt zu bekommen. Aber insgesamt ist zu sagen, die Sprache ist angepasst an die Geschichte und unterstützt auch die düstere Stimmung, sie passt.
Nun bin ich von Synchronisation generell nicht so angetan, aber schön die Übersetzungen des Buches fand ich missverständlich, im Film stolpert man mehrmals über Stellen, die den Fluß des Ganzen unterbrechen und unpassend übersetzt sind. Also bitte, aber Dictionary kann man – so schön es zu den Lippenbewegungen passt – doch nicht wirklich mit Diktionär übersetzen, wer redet denn so! Die ausgewählten Synchronstimmen sind recht passend, die Sprache manchmal ein bisschen holprig.
Schauspieler
Mag sein, dass man eins, zwei von ihnen kennt, ich kannte sie nicht und will mich auch nicht weiter über ihre Persönlichkeiten und Klatsch und Tratsch über sie auslassen, sondern gleich zu ihren Leistungen kommen.
Viele spielen einfach am Rand ihre Geschichte und sind nicht weiter beeindruckend, vielleicht lässt es die Geschichte auch nicht zu, dass sie irgendwie einprägsamer wären, aber man sieht sie, realisiert sie, vergisst sie wieder. Bei den Protagonisten ist es schon ein bisschen anders. Besonders eben der „Winston Smith“ – ich glaube, realistisch kann man physischen Schmerz, durch brutalste Gewalt und Folter nicht darstellen. Absolut große Leistung. Aber wie oft will man ihn mal wachrütteln und sagen „nun leg doch endlich mal los, spiel doch mal wirklich!“, es kommt einfach nichts rüber, was irgendeine personale Beziehung zu den Charakteren aufbauen lässt und dadurch verlieren sie auch extrem an Glaubwürdigkeit und Identifikationsfläche. Vielleicht kann man auch diese Gefühle, die sich eben wirklich nur im Innern abspielen, nicht darstellen, aber dann ist es auch hier wieder bedeutend besser, das Buch zu lesen, denn da wird einem wenigstens die Möglichkeit gegeben, sich zu identifizieren, ob man es dann auch macht oder kann ist eine andere Sache.
Wozu dann den Film?
Vielleicht aus Interesse, wenn man das Buch gelesen hat und sich weiter damit beschäftigen möchte und interessiert daran ist, wie es denn Leute versucht haben, filmisch darzustellen. Der Film bietet hierfür sicher eine Grundlage. Aber ein echter und für mich einziger Grund ist zur Verdeutlichung und größeren Anschaulichkeit bei Referaten über das Buch. Einzelne Szenen stellen die im Buch beschriebenen Charaktere sehr deutlich dar und sind eine echte Hilfe bei Charakterisierungen. Oder auch wenn man verschiedene Szenen erzählt und erläutert, wird es enorm auf den Zuschauer wirken, sie diese Szene im Film anzusehen, da einige von ihnen wirklich extrem intensiv sind und beeindrucken. Als Medieneinsatz und vielleicht Sekundärmaterial für Vorträge und weitere Beschäftigung mit dem Thema bestens geeignet.
Zum Vergnügen bestimmt nicht, an Stelle des Lesens auch nicht. Dann wirklich lieber das Buch vornehmen, wenn man es erst mal durchschaut und verstanden hat ist es sehr faszinierend und gehört ja nun wirklich zur Weltliteratur, was man nicht nur im Regal zu stehen haben sollte, sondern auch mal sich damit befassen könnte um die Welt ein bisschen besser zu verstehen und zu durchschauen.
Els laesst gruessen. weiterlesen schließen
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